TAGEBUCH DER NÄCHTE
(Love for Sale)
von
Peter Leinitz
Ich könnte
ein Buch schreiben, oft dahin geredet, mehr ein Stoßseufzer, als eine ernste
Absicht, wenn das Leben sein Füllhorn
über uns ausschüttet, wir unter der Last der Erfahrungen, der Schicksalsschläge
zusammenbrechen.
Gnadenlos
feuert ein Erschießungskommando Salve um Salve auf uns ab, ein
maßgeschneiderter Albtraum, eine endlose Hinrichtung. Niemand stirbt in diesem
„Kugelhagel“, aber jeder könnte ein Buch schreiben. Ein geflügeltes Wort, das
mit dem Wort „Geflügel“ nichts zu tun hat. Aber das Schreiben verleiht uns
Flügel, die Worte fliegen uns zu, sie fliegen uns davon, wenn wir sie
niederschreiben.
ACHTUNDACHTZIG
Der alte
Mann öffnet die Augen, das Sonnenlicht kriecht durch die Ritzen des kleinen
Zimmers, die Vorhänge sind zugezogen, der neue Tag klopft an die Tür. Er ist
der erste Gratulant, dieser Tag im April 2021 ist der Geburtstag des
Hochbetagten, er wird heute 88 Jahre alt. Ungeliebt von den Göttern, die früh
sterben lassen wen sie lieben, schleppt sich der Alte in das Badezimmer,
schlaftrunken presst der Sitzpinkler das Wasser aus der schmerzenden Blase, die
den Restharn wie einen kostbaren Schatz hütet. Das Alterswachstum der
karzinombelasteten Prostata hat die Harnröhre im Würgegriff, das hohe Alter
lässt uns tief sinken. Während in Deutschland noch Väterchen Frost regiert
leuchtet das lebendige Grün der Tropen rings um das schillernde Blau des
Swimmingpools der direkt vor der Zimmertür des alten Mannes vergeblich auf
Badegäste wartet. Es ist hochsommerlich warm in Thailand, wohltuend für die
morschen Knochen des Gestrandeten, der in dem kleinen Hotel ein billiges Asyl
gefunden hat. Ständig verirren sich Käfer, Spinnen, Mücken und Tausendfüßler in
das Zimmer im Erdgeschoß, die Natur lebt und atmet Frieden, der Mensch atmet
hinter der Maske. „Die Maske des Zorro“, eine Neuverfilmung im modernen
Gewande; Zorro lässt die Maske fallen und zwingt sie der Welt auf. So oder so
ähnlich könnte die Filmkunst mit der Pandemie verfahren bis ein Verfahren die
Welt rettet. „Welt ohne Maske“ wäre dann der zweite Teil. Unser Mann in Pattaya beschreibt in seinem Buch die Stationen seines
Lebens, das hilft ihm die „Einzelhaft“ in einem menschenleeren Hotel zu
überstehen, ein Gefangener seiner Erinnerungen, das lebende Beispiel eines
Überlebens trotz Alter und Vorerkrankungen. Es wird Zeit die Maske fallen zu
lassen; Ich bin der alte Mann den die Pandemie hier fest hält, der aber von
Geburtstagen nicht viel hält, ein Tag wie jeder andere, ohne Feier und
Geschenke. Und doch hatte einer meiner alten Freunde mich nicht vergessen, er
erwartete mich in Begleitung seiner thailändischen Freundin, die an Sex keinen
Spaß hat und sich ein Leben ohne diesen vaginalen Missbrauch vorstellen könnte,
dann allerdings ohne die kostspieligen Geschenke ihres Spaß heischenden Farangs, das Haus, das Auto und vieles mehr. Beim Kinderwunsch
hört bei der Frau der Spaß auf, sie ist nicht der Hofnarr und Spaßmacher des
Mannes, sie empfängt den Mann um zu empfangen, sein Spaß ist für sie eine
ernste Sache, eine Pflichtübung die man erduldet bis die Befruchtung dem
grausamen Spiel ein Ende bereitet. An dieser Stelle hört auch für ihn der Spaß
auf, ein unerbittliches Naturgesetz erfüllt ihm den Wunsch seiner Partnerin und
schenkt neues Leben. „Gehet hin und mehret Euch“ war eine Aufforderung den Spaß
auf die Spitze zu treiben bis er den Beteiligten vergeht. An meinem Frühstückstisch am sonnigen Pool,
auf einem Stück Torte flackerte ein Lichtlein das ich ausblasen durfte. Ein
unerwarteter Besuch, da kommt Freude auf. Robert, ein Ossi aus Thüringen ist stolzer
Besitzer einer kleinen Eigentumswohnung in Süd-Pattaya
holte mich mit dem Auto ab und zeigte mir das modernisierte Prunkstück in einer
Wohnanlage mit zwei großen Swimmingpools, das ihn 50.000 € incl. Renovierung
gekostet hatte. Dann fuhren wir am Meer entlang, seine Gefährtin hatte Spaß am
Fahren, er zeigte mir luxuriöse Hotels
und Restaurants die geöffnet aber völlig menschenleer waren.
Wer schon
einmal in Thailand Urlaub gemacht hat ist mit Sicherheit begeistert vom „Land
des Lächelns“, die einen von der Exotik, die anderen von der Erotik, jeden
zieht es wieder hin, ich kenne keinen der nur einmal in Thailand war. Wer die
weite Reise scheute konnte den Zauber am Bildschirm erleben, Traumschiff und
Traumhotel lieferten traumhafte Bilder frei Haus, es gibt wohl keinen der sich
diesem Traum entziehen konnte. Der Traum ist aus, die Seuche bedroht uns alle,
auch hier hagelt es täglich neue Verbote und Einschränkungen, das freie
ungebundene Leben in der Stadt der Sünde ist „Der Schnee von gestern“, die
bunte schillernde Welt der Liebe und des Geldes hat sich in eine tote Stadt
verwandelt in der arbeitslose Hotelfachkräfte Hunger leiden und das „Land des
Lächelns“ hinter dem Mundschutz verschwindet. Vorbei das zügellose Sexleben,
das zum Brecht-Zitat herausforderte: „Vor allem aber merke scharf dass man hier
alles dürfen darf“.
Wie schön wenn ein Mensch, dessen
Verfallsdatum längst überschritten ist und der Demenz für eine
Verschwörungstheorie hält, die Ärmel hochkrempeln, den Federkiel in die Tinte
tauchen und Worte auf Papier kratzen darf, die ihm ein gnädiges Schicksal
diktiert; „Ich schreibe also bin ich“. Viele fühlen sich berufen, wenige sind
auserwählt, ich gehöre zu den Auserwählten die sich berufen fühlen, meine
Schreiberseele läuft über wie die kochende Milch der frommen Denkungsart. Möge
mein Schreibetrieb mir Orgasmen schenken, die der Sexualtrieb nicht mehr für
mich bereit hält, möge die Erinnerung mir den Weg weisen bei der einsamen
Aufgabe; „Einsam sind die Tapferen“ Western mit Kirk Douglas.
BERLIN IM
JAHRE 1933
Es war
einmal ein junges Paar; Sie wollte das Kind nicht, Er wollte sie anzeigen wenn
sie es abtreiben ließe. Er wünschte sich einen Nachfolger, Sie wünschte mich
zum Teufel, ich war ein Wunschkind. Mein
erster Schicksalsschlag: Ich wurde ausgetragen und erblickte das Licht
der Welt, es blendete mich so stark, dass ich mein Leben lang eine Brille
tragen musste. Die untere Klasse
wohnte in Berlin häufig ganz unten, wir
bewohnten eine Kellerwohnung, ich war ein Kellerkind. Angsterfüllt verbarg ich
mich unter der Kellertreppe, wartend auf die Heimkehr der berufstätigen Eltern,
nachdem ich mit dem Fußball eine Scheibe zertrümmert hatte. Beide Eltern
arbeiteten im Gastgewerbe und tranken
regelmäßig Alkohol, ich tat es ihnen später gleich. Die Trunksucht ist eine
Sucht, die ihres gleichen sucht, wer sie sucht findet immer eine Kneipe und
einen Kumpan der auch sucht. Der Mensch ist ständig auf der Suche, Alkohol
findet er leichter als Arbeit.
Meine
Eltern suchten einen Mittelweg, sie eröffneten eine Kneipe, einen Ort der
Heimsuchung. Hier findet der Alkoholiker ein Heim, findet Gleichgesinnte und
will auch volltrunken nicht heim. Heimliche Trinker tun sich da weit schwerer,
sie haben keine Heimat.
Im Dunst
der Raucher und Trinker wuchs ich heran, trank Limonade und löffelte Speiseeis
aus der Herstellung meines Vaters, zu dieser Zeit nahmen Kinder noch keine
Drogen. Meine Droge war das Speiseeis, ich entwendete Geld aus der
Kneipenkasse, gab es meinen Spielkameraden, mit dem Auftrag, mir Eis aus dem
Geschäft meiner Eltern zu kaufen. Es war eine Art Geldwäsche: Das „Drogengeld“
meiner Eltern - sie verkauften ja Alkohol - kam gewaschen zurück und der Umsatz
von Speiseeis stieg.
TARZAN IM
KRIEG
Ich ging
ungern zur Schule, die Lehrer prügelten die Schüler, die Stärkeren, die
Schwachen, ich gehörte zu den Schwachen, erkrankte an Tuberkulose. Es war
Krieg, Lebensmittel waren rationiert, ich bekam Sondermarken für Lungenkranke,
landete in einer Heilstätte in einem Vorort von Berlin. Dicke Tränen flossen,
wenn der Besuchstag endete und die Eltern unter dem Balkon des Krankenzimmers
zum Abschied winkten. Ich wurde gesund, wir zogen in den späteren Ost-Teil der
Stadt, eröffneten dort eine neue Kneipe. Mein Vater trug Uniform, musste jedoch
nicht an die Front, er hatte im ersten Weltkrieg gedient und schwere
Verletzungen erlitten. Meine Mutter rauchte und trank mit den Gästen, das war
merkwürdig. „Eine Deutsche Frau raucht und trinkt nicht“, war sie etwa gar
keine Deutsche? In unserer Kneipe war
vieles undeutsch, man glaubte nicht mehr an die Propaganda. Ich spielte mit
kleinen Sturzkampfbombern „Stukas“ und
Granatsplittern, die man nach den Luftangriffen finden konnte und verliebte
mich in Bücher. Ich las alles was ich kriegen konnte, mein Vater hatte vier
Bände TARZAN in seinem Bücherschrank, damit fing alles an. TARZAN BEI DEN
AFFEN, eines meiner ersten Bücher.
Meine Mutter liebte mich wie ihr eigenes Kind, dennoch prügelte sie mich
einmal windelweich, als ich halbwüchsig, den Herrn im Haus spielte. Unvergesslich
der hölzerne Kleiderbügel und der gerechte Zorn einer Mutter, die bereits
geschieden, keinen Ersatz des verhassten Ehemannes duldete. Sie hatte häusliche
Gewalt erfahren und schleppte hinkend ein deformiertes Bein durch ihr weiteres
Leben.
DER TRÄUMER
Die Welt
war ein Jammertal, die Liebe eine Falle, die Ehe eine Erpressung, nur in
Büchern und Filmen gab es eine schönere Welt. Das Dunkel des Kinos, das
sparsame Licht der Taschenlampe auf den Buchseiten unter der Bettdecke
erhellten mein tristes Leben, ich wurde zum Träumer. Im Kino war das Böse immer
deutlich erkennbar und besiegbar, die Frauen waren engelhafte Wesen, die Männer
gut und stark, die Liebe ein Geschenk, welches die Armen reich machte. Ich führte ein reiches und erfülltes Leben,
fuhr mit dem Bus von einem Kino zum nächsten, las in meinen Büchern bis das
Licht erlosch, erwachte ernüchtert aus meinen Träumen, wenn es im Kino wieder
hell wurde. Wirklich reich wurden die Stars und Produzenten, ich war nur ein
Süchtiger ohne Drogen. Ohne einen erlernten Beruf schlug ich mich mit
Hilfsarbeiten durchs Leben und wollte Schauspieler werden, ein Traumberuf für
einen Träumer. Schauspieler beginnen am Theater, mit wenig Geld und kleinen
Rollen, sie enden als reiche Filmstars mit unermesslich viel Geld. So auch ich.
Meine Karriere begann am Theater, ich stand in Kostüm und Maske als
„Kleindarsteller“ auf der Bühne und träumte weiter. Ich stand mit den bekannten
Bühnenstars jener Zeit auf der Bühne, mit den Filmstars im Atelier und hatte es
bereits bis zum Film gebracht. Nun
musste ich nur noch entdeckt werden.
EIN LIEBESTRAUM
Das Wunder
geschah, ich wurde entdeckt. Ich hatte Glück, und wurde mit einer Gruppe
anderer Kleindarsteller für Dreharbeiten in einem Wintersportgebiet ausgewählt,
wo wir den beweglichen Hintergrund für die Hauptdarsteller bildeten. Meine
Kollegin Annemarie wurde mir als Partnerin zugeteilt, winterlich gekleidet,
zogen wir mit Brettern und Rodelschlitten durch das Bild. Ich war 22 Jahre alt
und ungeküsst, meine Partnerin war 24 und verlobt. Sie war schlank, hübsch,
lebhaft, witzig, ich liebte sie platonisch, sie war in festen Händen. Privat
saß ich Händchen haltend, mit einem einheimischen Mädchen auf einer Bank, wir
schauten von einem Hügel hinab auf den schneeweißen Ort im Abendrot, mehr war
nicht.
Später im
Hotel war dann mehr, es wurde getrunken und geküsst, ich landete im Bett von
Annemarie, sie hatte mich entdeckt. Wie war das möglich, ich hatte keinen
Beruf, kein Auto, kein Geld, keine Wohnung, keine Perspektive, ich trank zu
viel Alkohol, war ein Filmfreak und Träumer, nannte mich stolz: Cineast. Da
entdeckte auch ich: Es gab sie wirklich, die Liebe wie im Kino. In welcher
Traumfabrik, in welchem Studio konnte ein solcher „Liebesfilm“ entstehen,
Warner Bros., Universal, MGM?
Nein,
dieser Liebestraum begann bei Außenaufnahmen in der DDR und setzte sich bei der
DEFA in Babelsberg fort. Eine Film im Film-Story, ohne Drehbuch, mit namenlosen
Hauptdarstellern in Nebenrollen. Ein Vorläufer von „Pretty
Woman“, ohne Nutte und Kapitalist. Dies war eher ein
sozialistischer Plot; der unscheinbare Held kam aus dem Trinker-Proletariat,
Armutsalkoholismus (damals sehr prekär), er hatte versucht, Das Kapital von Marx zu lesen, glaubte
an den Sieg des Sozialismus, stillte allerdings seine Begehrlichkeiten im
kapitalistischen Westen der Stadt. Es gab in Berlin noch keine Mauer. Er lebte
mit Mutter und kleiner Schwester unter der Armutsgrenze, in einer Bruchbude mit
Ofenheizung, Kohlen waren Mangelware, das Klo war auf dem Hof.
Annemarie
empfing ihren Liebling tagsüber in der Wohnung ihrer Eltern, wenn diese auf der
Arbeit waren. Ein gepflegtes Heim, geordnete Verhältnisse, ihr Vater betrieb
eine kleine Fabrik. Mit erstaunlicher
Selbstverständlichkeit beanspruchte sie die Wohnung der Eltern als Liebesnest,
sie hatte ein Anrecht auf Liebe mit einem Partner ihrer Wahl. Den bürgerlichen
„Versager“ hatte sie ihren Eltern gar nicht erst vorgestellt. Die Toleranz der
Eltern war ebenso erstaunlich wie die Anmaßungen ihrer Tochter. Das alles zu
einer Zeit großer Prüderie, es gab einen Kuppelei-Paragraphen.
Meine
Karriere beim Film war nicht aufzuhalten, Ich stand oder lag neben den damals
Großen im Filmgeschäft, spielte neben Jean Gabin einen toten Soldaten, dessen
Körper das hochgeklappte Metallgitter einer Abwassergrube senkrecht stehend
hielt, in die der Star des Films, mit der Last eines schwer verwundeten jungen
Mannes, hinabstieg, das Gitter ergriff und es über sich zuzog. „Merde, Merde“ flüsterte er, weil
das Loch für zwei Personen zu eng war. Vor der Nahaufnahme, extra blutig nachgeschminkt,
stützte ich so die Handlung des Films: DIE ELENDEN.
Annemarie
hatte sich von ihrem Verlobten getrennt - „Eine neue Liebe ist wie ein neues
Leben“ (Deutsches Liedgut). Ein gutes Lied, später sehr bekannt. Annemarie
hatte sich zu mir bekannt, wir liebten uns wie zwei unschuldige Kinder, hatten
viel Zeit füreinander, arbeiteten freiberuflich für Theater, Film und
Fernsehen, waren glücklich. Einmal nahm sie mich nachts mit in die Wohnung der
Eltern, wir liebten uns auf der Couch im Wohnzimmer. Morgens rüttelte ihre
Mutter an der verschlossenen Tür, Annemarie blieb ungerührt, die Eltern mussten
ja zum Dienst. Als ich eigene vier Wände anstrebte, zog ich in ein schäbiges
möbliertes Zimmer, als Annemarie mich dort besuchte, brach sie in Tränen aus. Nie
wieder werde ich so geliebt werden!
RÜCKBLENDE
Kein Film
ohne Rückblende, wir sehen eine Hakenkreuzfahne, marschierendes Jungvolk in den
Straßen Berlins, Trommeln und Fanfaren, unser Held ist zehn Jahre alt und fasziniert, aber seine
Mutter behütet ihn vor der Hitlerjugend, ihr Junge ist krank und schwächlich, man
marschiert ohne ihn auf das Ende zu. Ungern schiebt er den Kinderwagen und
passt auf seine kleine Schwester auf. Naiv plaudert er unter Kindern ein Geheimnis aus; Seine Eltern
sind gegen Hitler. Ein Spielkamerad wird ihn später fortlaufend damit erpressen;
„Ich erzähle es meinem Vater, der ist in der Partei, ihr werdet alle verhaftet
wenn du mir nicht alles gibst, was ich von dir verlange“. Nach meinem
Geburtstag musste ich dem Jugendlichen Erpresser alle Geschenke aushändigen, es
ging um Leben und Tod. Mein Vater hatte die Kneipe gepachtet, im Schankraum
hing traditionell ein Hitlerbild, er wagte es den Führer umzudrehen, beklebte
die Rückwand mit Pin up Girls der UFA. Keiner seiner
Gäste vermisste den Diktator, die Mädchen waren zu der Zeit wohl schon
beliebter als der Führer. Ich war kein guter Schüler, Matte und Grammatik
schlecht, die Lehrer züchtigten mit dem Rohrstock, es herrschte Zucht und
Ordnung (heute Unzucht und Unordnung); „Es war nicht alles schlecht“. Für Arier
war alles gut, das war nicht schlecht. Das waren die Guten, die Schlechten
hatten einen Migrationshintergrund, das war Grund genug. Jede Nacht fielen Bomben auf die Stadt,
Sirenen riefen Mütter und Kinder in Keller und Bunker, Unsere Mutter floh mit beiden Kindern vor den Luftangriffen aufs
Land. Hier waren wir die unerwünschten „Bombendrachen“, Fremde, aus der
Hauptstadt eines untergehenden Reiches. Als Kind erlebte ich den Schmerz einer
Mutter, die den Führer als Mörder beschimpfte als, kurz vor Ende des Krieges,
ihr einziger Sohn an der Front gefallen war. Es war die Frau in deren Haus wir
Unterkunft gefunden hatten. Bald darauf rollten russische Jeeps durch das Dorf,
der Krieg war zu Ende.
BERLIN IM
JAHRE 1945
Ein Zug
rollt in Richtung Berlin, man fährt nicht erster Klasse, es ist ein Güterzug,
unser Wagon ist voll mit Korn, wir lagern auf dem Getreide, ein junger
sowjetischer Soldat reist mit uns, er ist nett zu uns Kindern, gibt uns eine
große Dose Brühwürfel, im Tausch gegen den Ehering der Mutter. Wenn der Zug
hält stehle ich Kartoffeln von anderen Wagons, fast täglich werden neben den
Gleisen Brühkartoffeln gekocht, wir verlieren den Topf und das Essen wenn der
Zug plötzlich weiterfährt. Als er einmal mehrere Tage nicht weiter fuhr, begab
ich mich mit einem Beutel Korn zum Bäcker in den nächsten Ort. Der Bäcker war
kein Müller, schenkte mir aber etwas Brot. „Unser täglich Brot gib uns heute“.
Täglich gab es das nicht, es war wie Weihnachten, die Augen meiner kleinen
Schwester leuchteten wie Kerzen am Christbaum. Vegetarier, die sich bevorzugt
von Körnern ernähren, sind mir damals nicht begegnet, alles zu seiner Zeit.
Kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen. Wenn es dunkelte, der Zug in den
Tunnel der Nacht rollte, richteten wir unser Bett im Korn, „Ein Bett im
Kornfeld“, Deutsches Liedgut. Mit der Flinte in der Hand, bewachte der
russische Soldat das Korn und unseren Schlaf. Wir träumten Zauberern, welche Korn
in Mehl und Brot verwandeln konnten. Meine Mutter wurde von unserem
uniformierten Begleiter nicht vor unseren Augen vergewaltigt, vielleicht
wartete er bis wir schliefen.
Irgendwann
erreicht der Zug die Ruinen Berlins, auch unsere Kneipe steht nicht mehr, leere
Fensterhöhlen, wo einst Gaststätte und Wohnung war.
HUNGERJAHRE
Man hatte
Mitleid mit der hinkenden Mutter zweier Kinder, fremde Leute nahmen uns in
ihrer Wohnung auf, teilten ihr Essen mit uns, wir hatten überlebt. Meine Heimatstadt lag in Trümmern, überall
Ruinen, wir waren ruiniert. „Auferstanden aus Ruinen“, sollte später deutsches
Liedgut werden, davon können viele ein Lied singen. Ich war dreizehn Jahre alt,
lebte mit Tarzan bei den Affen, hatte bei einem
Straßenhändler ein Dutzend dicke Bände entdeckt, meine Mutter flehentlich um Geld gebeten,
konnte mich jederzeit in den Urwald beamen. Erst viel später sah ich die ersten
Tarzan-Filme und war enttäuscht, das war nicht der
Held meiner Kindheit, ich kannte ihn besser. Die Siegermächte hatten Berlin in
vier Sektoren aufgeteilt, wir lebten im russischen Sektor. Meiner Mutter wurde
die Kneipe eines Nazi-Parteigenossen zugeteilt, den man enteignet hatte, ich
war wieder ein Kneipenkind. Da es an allem mangelte, trug ich damals zwei linke
Damenschuhe, das deformierte meine Füße. Lebensmittel waren rationiert, wir
litten Hunger, auf dem Land bettelte ich bei den Bauern um Kartoffeln und Brot,
aus „Lumpenwolle“ strickte meine Mutter Pullover, die ich zum Tausch anbot.
„Kompensationsgeschäfte“ sind verboten, sagte der Volkspolizist, als er die
kostbaren Nahrungsmittel beschlagnahmte. So lernte ich meine ersten Fremdworte.
Die Züge waren überfüllt, man saß auf Dächern und Trittbrettern, die Angst
einzuschlafen und abzustürzen fuhr mit. Damals betete ich noch um Gottes Hilfe,
später verlor ich das Vertrauen. Statt Bier und Schnaps gab es in unserer
Kneipe ein Ersatzgetränk; „Alkolat“, ich war zu jung
es zu probieren. Von meinen „Hamsterfahrten“ brachte ich Leinsamen mit, in
Berlin gab es eine „Ölmühle“, ein Liter Leinöl kostete auf dem schwarzen Markt
350.- Reichsmark, von dem Geld kauften wir „Lumpenwolle“, Mutter strickte
Pullover für die Landbevölkerung. Kompensationsgeschäfte waren verboten aber
sie hielten uns über Wasser. Die Nikotinsucht meiner Mutter behütete mich vor
dem kleinen weißen Monster. Täglich musste ich das Elend der Abhängigkeit mit
ansehen und illegal für Nachschub sorgen. Auf dem schwarzen Markt kostete eine
einzige Zigarette 15.- Reichsmark. Neunzehn Stück hätte meine Mutter in ihrer Kneipe
verkaufen müssen, um eine rauchen zu dürfen. Sie rauchte jedoch neunzehn Stück
und verkaufte nur eine. Ich habe nie geraucht. Mutter konnte mit Geld nicht
umgehen, so verloren wir die Kneipe an den entnazifizierten Vorbesitzer und
landeten auf dem Abstellgleis der Nachkriegszeit. Kurz davor hatte meine Mutter
dem habwüchsigen Ernährer der kleinen Familie das Liebste genommen: Die Musik.
Sie hatte das Radiogerät in Zahlung gegeben um die Alkolat-Lieferung
bezahlen zu können.
THEATER
Mein Vater
hatte eine Geliebte, deren Ehemann war
an der Front gefallen, meine Mutter freundete sich mit ihr an, seltsame
Freundschaften in seltsamen Zeiten. Die Dame war als Kleindarstellerin am
Theater tätig, sie vermittelte uns Kinder an das Märchentheater der Stadt, dort
gab es nämlich grad eine Sonderzuteilung von einem Kilo Zucker pro Person, so
wurde uns der Einstieg versüßt. Meine kleine Schwester war zehn Jahre jünger
als ich, ein süßes Mädchen mit schwarzen Locken, gemeinsam schnupperten wir die
erste Bühnenluft unseres Lebens. Später wurde das Kind zum Star des Abends, als
sie mit goldenen Flügeln, Köcher und Pfeilen, den Liebesgott Amor darstellte,
„Die beste schauspielerische Leistung des Abends, war die eines Kindes, die
kleine Mona L. spielte ihre erwachsenen Kollegen glatt an die Wand“, schrieb
ein Kritiker. Ich spielte das Double des Hauptdarstellers in einem
Märchenstück, der sportlich auf Ski-Brettern über die Bühnenhügel bretterte.
Bald trat auch ich als Kleindarsteller in den Abendstücken auf und wollte das
Theater nicht mehr missen. Die schöne Welt des Scheins gegen die armselige Ein
Zimmer Wohnung mit Küche, in der wir hausten. Neben dem Theater arbeitete ich
als Verkäufer, Beifahrer, Bauarbeiter und träumte von der Schauspielschule. Vor
dem Vorsprechen litt ich an Durchfällen und Übelkeit, mein Leben stand auf dem
Spiel. Man hielt mich für unbegabt, tatsächlich war ich unsicher, schüchtern,
zaghaft und ängstlich, der Traum schien ausgeträumt.
VATER UND
MUTTER
Als Berlin
noch nicht in Ost und West gespalten war, hatte mein Vater ein möbliertes
Zimmer im Westen der Stadt gemietet, später eine Liebschaft mit der Vermieterin
angefangen, vier Kinder, Vater vermisst oder gefallen. Auch hier fehlte es an
Arbeit und Geld, mein Vater arbeitete unregelmäßig als Kellner in verschiedenen
Restaurants, bei unseren Besuchen steckte er seinen „Ost-Kindern“ „West-Geld“
zu, welches wir, mit Gewinn in „Ost-Geld“ tauschten und unserer Mutter
brachten. Inzwischen war die Spaltung vollzogen, es gab zwei Sorten Geld und
zwei Sorten Menschen, aber noch keine trennende Mauer. Westberlin war eine
kapitalistische Insel im roten Meer. Mein Vater bewachte vor Kriegsende
politische Gefangene, als Hitlergegner, ermunterte er einen davon, bei einem
Transport zur Flucht und schoss in die Luft. Dafür kam er nicht in‚s Gefängnis, wohl
aber nach dem Krieg wegen Wirtschaftsvergehens. Er hatte große Pläne, wollte
ein elegantes Cafe am Alexanderplatz eröffnen, kaufte auf dem schwarzen Markt
Mehl und Zucker, um Kuchen anbieten zu können.
Ohne meinen
Vater war meine Mutter mit der Nachkriegskneipe überfordert gewesen,
Hilfskräfte entwendeten Geld aus der Kasse, brachten es aber nicht zurück um
dafür Speiseeis zu kaufen, wie ich es als Kind getan hatte. Nach der Aufgabe
des Geschäfts war die Welt wieder in Ordnung, der frühere Besitzer erhielt sein
Eigentum zurück (fast alle Parteigenossen waren nur Mitläufer gewesen) und wir
erhielten unser Elend zurück. Meine Mutter zog mich mit Ironie auf, sie sagte
stets das Gegenteil von dem was sie meinte, ich musste schon als Kind jedes
ihrer Worte übersetzen lernen, wurde so zum Denken erzogen. Der Tollwut des
Menschen kann man nur mit Ironie und Sarkasmus begegnen, ohne diese Distanz
wäre das Leben oft nicht zu ertragen. Ich verdanke meinen Eltern die Liebe zur
Kunst und zu den Feinheiten der Sprache, mehr war da nicht zu holen.
KINO
Auf der
Bühne lernte ich Bodo kennen, er studierte klassischen Tanz und teilte meine
Leidenschaft für das Kino. Wir trugen jeden Film den wir sahen in ein Notizbuch
ein, oft waren es drei Filme pro Tag. Wir kannten jedes Kino in West-Berlin,
vormittags gab es ermäßigte Preise für Ost-Berliner. Wir entdeckten
Regie-Altmeister wie Ingmar Bergmann und Akiro
Kurosawa, sahen jeden amerikanischen Film, die Neue Welle des Französischen
Films, den Neorealismus der Italiener, Lasen Kritiken und Fachbücher, konnten
über alles mitreden. Als Kleindarsteller für kleine Gagen standen wir selbst in
den Filmateliers, ein Leben für den Film. Im alten Friedrichstadt Palast stand
ich mit Annemarie auf der Bühne, in einer Rahmenhandlung für artistische
Darbietungen, wie im richtigen Leben, bewegten wir uns als Liebespaar von links
nach rechts, blieben laut Regieanweisung in der Mitte stehen um uns zu küssen,
die Rolle unseres Lebens. Einmal erwischte ich wegen meines jugendlichen
Aussehens eine richtige Sprechrolle auf derselben Bühne, spielte den GAVROCHE,
einen Knaben auf der Seite der Aufständischen im Pariser Straßenkampf. In einer
einmaligen Aufführung zum ersten Mai, dem „Kampftag der Arbeiterklasse“. Meine
Statistengage wurde erhöht, ich war Schauspieler für einen Tag.
OBEN OHNE
Annemarie
bekam ein Fernsehangebot, sie sollte oben ohne, eine Nixe darstellen, weigerte
sich, bekam den Part und trug Muschelschalen. Prüde Zeiten, in dem Film „Sie tanzte
nur einen Sommer“ war kurz ein nackter Busen zu sehen, das war ungeheuerlich.
Lange vor dem Vermummungsverbot gab es ein Entblößungsverbot, immer gibt es
Verbote die Frauen vor Männern schützen sollen, aber keine die Männer vor
Frauen schützen. „ME TOO“ rufen Millionen von Männern, die zur Heirat gezwungen
wurden. Nur wenige können dem entgehen, die Ehe ist die bekannteste
Verschwörungstheorie.
BETÄUBUNGSHALLE
Die Zeiten
hatten sich geändert, Lebensmittelkarten waren überflüssig geworden, die
Grundversorgung mit Lebens und Betäubungsmitteln war gesichert, es gab Brot und
Kuchen, Schnaps und Bier, „Die kleine Kneipe“ wurde im Lied besungen. Die
kleine Kneipe welche meiner enteigneten Mutter Asyl bot, lag nur wenige Meter
entfernt von unserer elenden Behausung, in einer tristen Trümmerstraße, eher
eine „Freudlose Gasse“ ohne Siegmund Freud. Sangesfreudig machte meine Mutter
die alkoholisierten Gäste an; „Sag mir mal dein Lieblingslied“, verschonte mit
dieser Aufforderung auch nicht den Sohn, der seinerseits fragte, warum es heut
kein Mittagessen gab. Ich liebte den amerikanischen Jazz, meine Lieblingslieder
kannte sie nicht. Das triste Dunkel der „Betäubungshalle“ stieß mich ab, ich
hasste die Trinker, ich hasste meine Mutter, ich wollte nicht so werden wie sie
und ihre verkommenen Freunde. Leider reichte mein Hass nicht aus um mich vor
dem Alkohol zu bewahren, wie das beim Nikotin funktioniert hatte. Mit Alkohol
funktionierte es auch nicht, ich war schüchtern, wagte es nicht Mädchen
anzusprechen, trank mir Mut an und war schnell betrunken, das lief dann auch
nicht. Das Mut antrinken entfiel als Annemarie mich entdeckte, nun war alles
gut, aber „König Alkohol“ lag immer auf der Lauer.
BIER UND
JAZZ
Jack
London hatte einem Buch diesen Titel gegeben, inzwischen ist der König kein
Alleinherrscher mehr, nachfolgenden Generationen bot ein florierender Markt
ungeahnte neue Möglichkeiten, alles wurde handlicher, sogar der „Flachmann“
wurde unmodern. Ich gehöre zu den „Königstreuen“, man kann nur einem König dienen.
Die Flasche ist das Symbol des klassischen Abhängigen; „Das Trinken lernt der
Mensch zuerst“. Unsere Droge ist legal, Bier ist ein Erfrischungsgetränk, stolz
tragen wir unser Leergut zur Sammelstelle, wir sind die Guten. Natürlich trinke
ich keinen Schnaps, „Wer Schnaps trinkt zündet auch Häuser an“ sagt der
Volksmund. Das stimmt natürlich nicht, ich habe niemals Häuser angezündet, als
ich noch Schnaps trank, nicht mal Zigaretten. Nichtraucher sind da weniger
gefährdet, sie tragen kein Feuerzeug mit sich herum. Bei mir zündete der Jazz,
der Funke (Funk) sprang sofort über als ich die ersten Töne hörte, meine Mutter
hatte das Radiogerät zurück gekauft, nun traten die seichten Schlager der Zeit
in den Hintergrund und ich wurde süchtig. Fremdartig und wenig Volkstümlich
erklang diese entfesselte Musik nur in Nachtsendungen, ich musste den Wecker
stellen um diese Sucht zu stillen. Wir hatten keinen Plattenspieler, es gab
keine Jazzplatten im Osten, diese Droge war verboten. Unter Alkoholeinfluss
verdoppelte sich der Rausch den diese Musik bei mir auslöste. Viele Jazzmusiker
nahmen Drogen, die wir noch gar nicht kannten, Amerika war das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Jeder junge Mensch träumte von Amerika, Deutschland
war arm, alle träumten vom Paradies, wieder lieferte das Kino die Traumbilder,
es gab eine andere Welt, jenseits unserer Vorstellung. Dort waren alle reich,
sogar die Teenager fuhren riesige Automobile, das Leben war schön. Unser Leben
war trist, Deutschland war besiegt, Trümmerfrauen räumten den Schutt weg,
Kinder spielten in Ruinen, wir waren froh uns satt essen zu können.
„Wenn sie
kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“, ein guter Spruch, es gibt immer
eine Alternative. Manches geht über Brot und Kuchen hinaus; „Der Mensch lebt
nicht vom Brot allein, er zieht sich auch gern Drogen rein“. Der Hunger war
besiegt, Biergärten boten „Erfrischungsgetränke“ an heißen Sommertagen,
Tanzkapellen spielten vereinzelt Jazz, „Auseinander tanzen“ war verboten. Ich
beherrschte weder Foxtrott noch Walzer, war nicht Gesellschaftsfähig. Annemarie
hatte mich gerettet, kein Mut antrinken in Tanzlokalen, aber Jazz hören wo er
gespielt wurde. Natürlich hatte ich mitunter „Abstürze“ nach Alkohol, den
Umgang mit Drogen muss man lernen, das führte dazu dass ich für immer auf
Schnaps verzichtete und nur noch „Erfrischungsgetränke“ zu mir nahm. Ich nahm
an Gewicht zu, „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“. Essen macht
durstig, Bier macht hungrig. In einem Tanzlokal lernte ich Herbert kennen, wir
hörten die neue Musik, sie war den Funktionären des Regimes verdächtig, kam aus
dem kapitalistischen Amerika, dem Erzfeind des neuen Deutschland. Entstanden
aus dem Blues der Negersklaven, war es eine Musik der arbeitenden Klasse, von
dekadenten Weißen kommerzialisiert und missbraucht. Herbert, der später
Trompete spielte und Musik studierte, wurde ein enger Freund, ich lernte von
ihm viel über Musik. Seine Mutter heiratete nach West-Berlin, bald besaß er
eine Sammlung von Jazz-Platten, die ich bei ihm hören konnte. Fanatisiert
besuchten wir gemeinsam die Konzerte amerikanischer Jazz-Stars, benutzten
meinen Ost-Personalausweis um beide zum ermäßigten Preis in den „Berliner
Sportpalast“ zu gelangen, wo „Die Post abging“. Ein Fachausdruck für den
„Drive“ der jeden Jazzfan elektrisierte.
TROMPETEN BLUES
Aus
Amerika kamen Filme die den Solo-Trompeter Harry James zeigten, sein „Trumpet Blues“ machte ihn schnell in Deutschland bekannt,
die Trompete war das Instrument unserer Zeit. Herbert, Manfred und ich, jeder
kaufte eine Trompete, wir wollten dem berühmten Solisten nacheifern. Manfred
war zusammen mit Herbert zur Schule gegangen, die Zwei nahmen das Instrument
ernst, ich versagte kläglich. Mein Vater versuchte sich daran und erzeugte
richtige Töne, ein Naturtalent. Meine Anstrengungen gingen ins Leere, ich
produzierte die Sprichwörtliche „Heiße Luft“. Wieder ein Traum geplatzt wie ein
Luftballon, mühsam erspartes Geld verschenkt, Geduld und Ausdauer waren mir
nicht gegeben, ich konnte nur einen Plattenspieler bedienen. Die Musik
schweißte uns zusammen, zu dritt hörten wir Platten, besuchten Konzerte in
West-Berlin, der Jazz war der Rock n Roll unserer Zeit. Aber ich besuchte auch
Sinfoniekonzerte, kannte Werke von Gershwin und Tschaikowski auswendig,
entdeckte russische Komponisten und meinen Liebling Aram Katschaturian,
dessen Ballett: Gajaneh ich mir immer wieder reinzog.
Warum wird diese wunderschöne Musik kaum noch aufgeführt, warum wird die
„Stalinistische“ Story nicht neu geschrieben? Ich liebte die Musik, die Malerei,
die Literatur, ein erfülltes Leben – ohne festen Job.
Rudolf
Mit Rudolf
verbrachte ich einen Teil meiner Kindheit, wir wohnten in den Hungerjahren nach
dem Krieg im selben Mietshaus, in welchem Meine Mutter allein die dritte Kneipe
betrieb. Er hatte vier Geschwister und eine tapfere Mutter, welche die Kinder
ohne Vater aufziehen musste, Väter waren selten zu dieser Zeit. Zwischen
Ruinen, Lebensmittel-Karten und Schwarzmarkt wuchsen wir heran, ich überredete
ihn und seine besorgte Mutter, mich auf meinen „Hamsterfahrten“ zu begleiten,
der Hunger war allgegenwärtig. Ich hatte die ersten Comics entdeckt und
zeichnete meine eigenen Bildergeschichten, das half mir über das
Nachkriegselend hinweg. Wir wuchsen heran, hörten die „Schlager der Woche“ des
RIAS, träumten von blauen Maßanzügen und Budapester Schuhen mit
Metallbeschlagenen Absätzen. Rudolf sollte Abitur machen, landete aber als
Rangierer bei der Reichsbahn, ich lernte Verkäufer beim KONSUM. An der
Schönhauser Allee verkaufte ich mit umgehängtem Bauchladen auf offener Straße
Zigaretten. Goldene Zeiten für Nikotinsüchtige, endlich war die Volksdroge dem
Volk wieder zugänglich. Es war eine kurze, schlecht bezahlte Episode, ich
träumte einen anderen Traum. Rudolf kannte ich am längsten, Herbert studierte Musik,
Bodo studierte Tanz, ich studierte am Wochenende die Tageszeitungen, suchte
nach neuen Kinos und neuen Filmen, ein seltsamer Beruf.
DER BRIEF
Nun begab
es sich zu der Zeit, in der es wenig Angebote für Kleindarsteller gab und ich
auf „Pump“ lebte, der Briefträger einen Brief zu mir trug, der Folgen trug.
Rudolf hatte die Fronten gewechselt und lebte fortan in Bergisch Gladbach bei
Köln. Er malte den Teufel in Form von „Westgeld“ an die Wand, ihm sollte ich
meine Seele verkaufen. Ähnlichkeiten mit Goethe‚s „Faust“ sind rein zufällig. Blind gegenüber
den Schrecken des „Raubtierkapitalismus“, alle Warnungen heimischer
„Feindpropaganda“ waren „Vom Winde verweht“, krallte sich der selbstmörderische
Gedanke an „ Republikflucht „ in mein krankes Hirn. „Der goldene Westen“ lockte
mit all seinen goldenen Kälbern und glücklichen Milka-Kühen. Vergessen die
notgeilen Besäufnisse vergangener Tage, mit Füßen getreten, die selbstlose
Zuneigung einer schönen jungen Frau, erwog mein jugendlicher Leichtsinn einen
Wechsel der Systeme; „Ein Land zwei Systeme“. Mir ging es gut, ich hatte
Annemarie, ich hatte den Film und die Musik, ich hatte keine Probleme, ich
hatte ein eigenes möbliertes Zimmer mit eingebauter Tristesse, ich hatte
FDGB-Urlaub mit Annemarie, ich hatte alles und gab es auf. „Kurz ist der Wahn,
die Reu ist lang“. Meine wenigen Habseligkeiten in einem Pappkarton, fuhr ich
mit der S-Bahn nach Westberlin und flog von Tempelhof nach Köln. Klein und
hilflos stand ich vor dem riesigen Kölner Dom; Gott helfe mir. Zuwanderer sind
unbeliebt, sie gehören nicht zu uns, es sind Fremde. „In der Fremde sind wir
Fremde, in der Heimat sind wir fremd“. Rudolf hatte ein möbliertes Zimmer im
Haus von zwei alten Damen, ich musste es mit ihm teilen. Wie ich, hatte er
keinen Beruf erlernt, arbeitete als Kraftfahrer und Dachdecker. Es war Winter,
ich fand keinen Job, es gab keine Arbeit. Ich war Bittsteller, man gab mir zu
essen und schrieb es auf eine Rechnung, das erste verdiente Westgeld war dann
sofort wieder weg. In einer Kesselschmiede hielt ich es nur einen Tag aus, das
war Knochenarbeit für wenig Geld. Ich wollte zurück in mein
Kleindarsteller-Paradies. Rudolf mahnte zur Geduld. „Gut Ding will Weile haben“
also blieb ich noch eine Weile. Wir waren Jugendfreunde auf engem Raum, er
hatte einen Job, ich war ständig auf der Suche. Endlich fand ich eine
Anstellung in einem Möbelgeschäft, der Filialleiter und ich bewegten ständig
schwere Schränke in breiten Gurten, um den Kunden täglich ein neues Bild zu
bieten. Eines Tages erschienen zwei Vertreter, sie wollten zum Filialleiter,
ich zeigte ihnen den Weg und erhielt fünf Mark Trinkgeld, es war wie
Weihnachten. Mein Stundenlohn betrug: Eine Mark und vierzig Pfennige. Wir
belieferten Kunden, ich schleppte schwere Möbel die Treppen hoch, die armen
Kunden gaben Trinkgeld, die reichen drückten sich und drängten dem Kuli einen
Schnaps auf. „Des kleinen Mannes Sonnenschein sind Weiber und besoffen sein“.
Faustregel war: Je ärmer der Kunde, je höher das Trinkgeld. Heute gebe ich die
Trinkgelder, ich habe nichts vergessen. Ich war ein Zugewanderter ohne Geld und
ohne Auto, Mädchen interessierten sich nicht für mich, ein fremder
Hilfsarbeiter, keine „Kölsche Jung“. Um einen
bestimmten Film zu sehen musste ich oft mit der Bahn bis nach Köln fahren, ein
Abend in einem Jazzkeller kostete mich ein „Vermögen“, ich hatte auf die
falsche Karte gesetzt. Nach neun Monaten ging ich nach Hamburg, arbeitete als
Bühnenarbeiter bei REAL-FILM in Wandsbek, zeitweilig auch als Requisiteur.
Richtig Geld verdiente man nur mit Überstunden, es gab hohe Aufschläge. Der Tag
war lang, man soff ihn sich kürzer. Einmal stand ich früh aus dem Bett auf,
fuhr bei Dunkelheit zur Arbeit, bediente die Stempeluhr und bemerkte meinen
Irrtum, ich hatte den Abend für den nächsten Morgen gehalten. Nach weiteren
neun Monaten trieb mich das Heimweh nach Berlin zurück, in West-Berlin war ich
jedoch nicht willkommen. Die „Frontstadt“ hatte keinen Platz für
„Westdeutsche“. Ich war in Berlin geboren, hatte aber nun einen Ausweis der
Bundesrepublik, kein Recht auf Arbeit und Wohnraum.
WEST-BERLIN
Eine
Spedition war bereit mich einzustellen, das Arbeitsamt erteilte die
Genehmigung, ich mietete ein Möbliertes Zimmer, schnupperte „Berliner Luft“.
Mit Herzklopfen überquerte ich die offene Grenze zum Ost-Sektor, Kontrollen gab
es keine. Ich sah meine Mutter wieder, meine kleine Schwester war erwachsen,
arbeitete am Theater, hatte eine eigene Wohnung und einen Freund. Sie liebte
ihren Bruder, war froh mich zu sehen, oft schleppte ich sie mit in‚s Kino, wir hatten eine schöne Zeit. Nie hatte ich
Annemarie vergessen können, ich sah sie jede Nacht in meinen Träumen, vermisste
sie beim Erwachen. Nahe der Wohnung meiner Mutter wurde ein Film gedreht, das
grelle Licht großer Scheinwerfer durchflutete die Dunkelheit, eine Szene aus
meinem früheren Leben, das ich für immer verloren hatte. Meine Blicke tasteten
die Gesichter der Statisten ab, ich hoffte Sie zu sehen und sah Sie… „Fremde
wenn wir uns begegnen“, wir hatten uns nichts mehr zu sagen, „Die Liebe ist ein
seltsames Spiel“ Deutsches Liedgut. Lied gut, Wiedersehen traurig. „Die Liebe
kommt, die Liebe geht“, „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, Annemarie
hatte eine neue Liebe, ich hatte nur eine schöne Erinnerung und tiefe Reue.
Noch viele Jahre sollte sie mich in meinen Träumen verfolgen. Ich befand mich
am selben Ort, stand jedoch auf der anderen Seite, mein altes Leben war dahin,
mein neues war einsam und trostlos. Ich beneidete die Kleindarsteller, gehörte
nicht mehr dazu, ich war ein Fremder auf beiden Seiten. Tagsüber machte ich
meinen ungeliebten Job, am Abend bekämpfte ich meine Einsamkeit mit Alkohol,
ich hatte keine Zukunft. Kurze Liebschaften mit Glücklosen Frauen die mit mir
tranken und mir Geld entwendeten, waren die traurigen Höhepunkte eines
verwahrlosten Lebens. Mit „Bonjour Tristesse“
begannen meine Tage, mit Abstürzen endeten sie. Ich begann die Kneipen zu
meiden, trank mein Bier in der Isolation meines möblierten Zimmers, hörte Jazz
oder Klassik. Ich unterstützte meine Mutter mit „Westgeld“, kündigte im Sommer
meinen Job, verbrachte die Tage mit kargen Mahlzeiten in den Freibädern der
Stadt, bekämpfte meine Depressionen mit Schwimmen und Sonnenbädern. Ich sah
Filme, besuchte Konzerte, war frei und ungebunden. Manfred hatte seine Meisterprüfung
als Elektriker gemacht, schickte Foto‚s von seiner
Hochzeit im Rheinland, Wolfgang war Solotänzer in Trier, Herbert war
Berufsmusiker und spielte in Berlin, wir sahen uns selten. Als Bauarbeiter hob
ich am Kurfürstendamm, inmitten der Schönen und Reichen, schicke Auto‚s, teure Kleidung, mit der Schaufel eine Grube aus und
beklagte meine Armut. War dies mein Schicksal, sollte ich, für immer und ewig
als Hilfsarbeiter in einer Grube stehen müssen, unbeachtet von den eleganten
Passanten, die ich aus der Perspektive eines räudigen Hundes, den man mit dem
Fuß wegstoßen konnte, von unten sah. Ich gab nicht auf, bewarb mich bei Film
und Fernsehen, wurde abgewiesen, vertröstet, verarscht. In Musik kannte ich
mich gut aus, bemühte mich beim Rundfunk um eine Stelle im Musikarchiv. Das
Glück war mir hold, ein gutmütiger Pförtner schickte mich zur Tontechnik, dort
waren wegen Krankheit und Tod drei Planstellen unbesetzt. Jeder andere Pförtner
hätte mich weg geschickt, mit dem Hinweis; Schreiben sie eine Bewerbung. So
traf ich auf wohlmeinende Abteilungsleiter, die meine Vergangenheit im
Showgeschäft anhörten und mich für geeignet hielten. Ich wurde zur Probe
eingestellt und für die Arbeit in Tonstudios angelernt.
LIEBE BROT
DER ARMEN
Bei der
Arbeit in einer Fabrik für Rundfunkgeräte hatte ich meine spätere Ehefrau
Roswita kennen gelernt, als Kind von Alkoholikern teilweise im Heim aufgewachsen,
später adoptiert. Ihre Ziehmutter war herzensgut aber eine schlampige Hausfrau,
das kam mir bekannt vor, immerhin trank sie nicht. Roswita war verheiratet,
hatte jedoch ein Kind von einem farbigen Studenten, das bei ihrer Ziehmutter
aufwuchs. Ihr Mann hatte sich freiwillig zur Bundeswehr gemeldet und diente in
Westdeutschland. Wir verliebten uns, wurden wegen inniger Knutscherei aus einer
Kneipe geworfen, hier wurde gesoffen und nicht geküsst. Wieder einmal war ich
von einer Frau entdeckt worden, lange hatte ich auf ein zweites Liebesglück
warten müssen. Was war der Grund, Sie war allein, ihr Mann ging wahrscheinlich
fremd, ich war allein, wir waren arm wie zwei Kirchenmäuse; „Liebe, Brot der
Armen“. In ihren Armen versagte meine Männlichkeit den Dienst, ich war arm
dran. Besser arm dran als Arm ab, Ehebruch will gelernt sein. Eine finstere
Drohung des uniformierten Ehemannes stand im Raum, er würde Sie umbringen
wenn… „Wenn der Hund nicht geschissen
hätte, hätte er einen Hasen gefangen“. Ich hatte einen Betthasen gefangen und
konnte ihn nicht nutzen. Nutzlos, zum bloßen Wasser lassen verkommen, fürchtete
sich mein „Geschlechtsteil“ in der fremden Umgebung Ihres Schafzimmers vor dem
gerechten Zorn des rechtmäßigen Besitzers. Nach und nach besaß ich sie zu
Unrecht aber man nahm sich das Recht. Als die Anreise des Ehemanns drohte
flüchteten wir nach Bergisch Gladbach und mieteten dort ein Zimmer. Nach
einiger Zeit hatte sich der Ehemann beruhigt, wir konnten beruhigt heimkehren.
Es kam zur Scheidung, Roswita strebte ein neues Eheglück an, ich war skeptisch.
Zu Recht natürlich, die Ehe ist keine gute Geldanlage. Ein Zimmer mit
Außentoilette war meine erste eigene Wohnung; „Raum ist in der kleinsten Hütte
für ein glücklich liebend Paar“. Vorher hatten wir in der City ein möbliertes
Zimmer bei einer ehemaligen Prostituierten gemietet, mit Zuhältern als
Nachbarn, wegen denen ich auch einmal bei der Polizei vorgeladen wurde. Der
wegen Passfälschung Gesuchte trug ebenfalls den Namen Peter. Da ich nie einen
Beruf erlernt, nie einen Pass besessen hatte, war mir der Fälscher nicht
nachzuweisen. Ohne Geld und ohne Möbel schliefen wir in der neuen Wohnung auf
einem „Hundesofa“, ein Abschiedsgeschenk der City-Prostituierten, das ehemalige
Ruhemöbel ihrer Hunde; „Armut schändet nicht“. Erst das zinslose
Ehestandsdarlehen (ein Grund zur Heirat) ermöglichte uns einen Bettenkauf. Auch
mein erstes eigenes Radiogerät, ein „Stockholm“ von Blaupunkt konnte
angeschafft werden. Verliebt kuschelten wir vor dem Einschlafen im
geruchsneutralen Bett und erlebten Hörspiele. Tonfilme ohne Bild, man lag mit
geschlossenen Augen im Bett und sah was man hörte. Kino für Arme, bequem und
billig. Später arbeitete ich an der Produktion von Hörspielen mit, die
Schauspieler kamen nach ihrer Abendvorstellung am Theater in die
Hörspielstudios und sprachen ihre Rollen bis tief in die Nacht. Ich war der
„Hiwi“, man missbrauchte mich für Botengänge, Alkohol um wach zu bleiben. Ich
wanderte zur nächsten Kneipe, erfüllte ihre Wünsche, man ließ mich in Ruhe, ich
konnte im Aufenthaltsraum das Fernsehprogramm verfolgen. Ein Schauspieler
kommentierte mein Auftreten; „Der ist so devot“. Tatsächlich bin ich lieber
devot als anmaßend, ich liebe die Verbeugungen der Japaner, den „Wai“ der Thailänder, die Höflichkeit der Engländer.
SHEARING
Das
Hörspiel wurde in kleinen Wort-Studios produziert, mich begeisterten die
Musikaufnahmen in den großen Sälen. Ich arbeitete als Technischer Assistent in
einem Team welches den kompletten Aufbau eines Orchesters, vom Notenpult bis
zum Mikrofon erstellte, wir leisteten alle Vorarbeiten, übergaben dann an den
Toningenieur im Regieraum. Ich liebte Musik, konnte es einen schöneren Job
geben als diesen? Ich war an der richtigen Stelle gelandet, hier spielte im
wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Kammermusik, Tanzmusik, Sinfonieorchester,
jeder Musiker, jedes Instrument war zum anfassen nahe, ich stellte Mikrofone,
legte Kabel mitten im musizierenden Orchester, war ein Teil des Ganzen, mein
Leben war Musik, ich konnte mein Glück nicht fassen. Die Arbeit war vielseitig,
ich betreute Konzerte im großen Sendesaal, arbeitete vor Publikum oder hinter
den Kulissen, es war schöner als ich es je erträumt hatte. Unverhofft wurde ich
zum ersten mal einem Übertragungswagen zugeteilt, ein
neues Gebiet, ich war unsicher, wusste nicht was mich erwartete. Wir fuhren zur
Deutschlandhalle um ein Konzert aufzunehmen, keine Ahnung wer dort spielen
sollte. Die große Halle war voller Menschen, alle fieberten dem Musikereignis
entgegen, ich kannte diese Stimmung von Konzerten die ich früher besucht hatte.
Mein vorgesetzter Toningenieur schickte mich mit einem beweglichen Telefon zur
Bühne hinunter, ich sollte den Ablauf des Konzerts überwachen, man würde mich
anrufen wenn es ein Problem gäbe. Ich stand neben der Bühne als die Band
auftrat und flippte aus als ich die Musiker erkannte. Ich wusste nicht dass er
in Berlin war, es war mein Idol George Shearing, ein
blinder Jazzpianist mit seinem Quintett. Er hatte den berühmten Shearing-Sound erfunden, bei dem Piano Vibrafon und Gitarre
das Thema unisono vortragen und so einen
fantastischen Klang erzeugen. Ich hatte als Ostberliner viel Westgeld für eine
Single von ihm bezahlt, nun stand er life vor mir auf
der Bühne und ich hatte nicht mal Eintritt bezahlt. Es war der Job meines
Lebens. In der Pause erlebte ich ihn hautnah im Regieraum bei Verhandlungen mit
unserem Jazz-Redakteur.
TRAUTES HEIM
Bekanntlich
setzen Frauen immer ihren Willen durch, nach zwei Jahren wilder Ehe wurde
geheiratet, alles halb so wild. Vom Ehestandsdarlehen hatten wir Betten
gekauft, endlich eine größere Wohnung bezogen, Stube und Küche, Außentoilette.
Enorme Lärmbelästigung durch ein schwules Pärchen über uns, sie arbeiteten im
Gastgewerbe und feierten morgens in der Wohnung weiter. Hysterische Schreie
wenn Er Sie aus dem Fenster werfen wollte. Unter uns wohnte ein ganz heißer
Typ, er hängte seine Lautsprecher an die Decke und richtete sie nach oben auf
unser trautes Heim, beschallte uns mit Überlautstärke aus Rache für „unsere“ Lärmbelästigung.
Wir waren uns keiner Schuld bewusst, litten ja selbst unter den Obermietern.
Menschen sind seltsame Leute, mancher Nachbar ist nicht machbar. „Frauen am
Rande des Nervenzusammenbruchs“ (Almodovar). Zum Glück wurden diese alten
Häuser in Kreuzberg abgerissen, so zogen wir noch vor dem Mord an unserem
„Untermieter“ aus. Möge er in der Hölle schmoren. „Eine neue Wohnung ist wie
ein neues Leben“ (leicht abgewandelt). Zweieinhalb Zimmer Küche und Bad in
Friedenau, es ist erreicht ! Für den Rest des Darlehens flogen wir mit
Propeller zum Wolfgangsee, der war ringsum zugebaut, Schwimmen nur gegen hohe
Gebühr, Umkleiden im morschen Holzbau mit rostigen Nägeln zum „Aufhängen“.
Sogenannte „Bremsen“ bremsten „Das Bad auf der Tenne“ endgültig aus. Wir wohnten
privat über der Großgarage eines Fuhrunternehmers, pünktliches Wecken
Ehrensache. „Die Welt ist schön Mylord“.
BIER UND
WEIN
Wir
bekamen ein Kind, der kleine Sohn meiner Frau zog zu uns, Bedingung für das
Kindergeld, sie liebte ihr Kind, ich nahm es in Kauf, „Kinder sind unsere
Zukunft“. Man sollte nie vergessen, dass jeder Geschlechtsverkehr die eigene
Zukunft belasten wird. Belasten wir uns nicht mit diesen Kleinigkeiten, die Ehe
ist der Preis für die Überwindung der Einsamkeit. „Frauen helfen uns bei der
Bewältigung von Problemen, die wir ohne sie nicht hätten“. Hätte Annemarie
damals mein Kind bekommen, wäre es wohl wie ich Alkoholiker geworden, mein
Stiefsohn brach mit dieser lieb gewordenen Tradition, Alkohol konnte ihm nichts
anhaben. Er bevorzugte moderne Drogen, federleicht, keine schweren Flaschen,
schnellere Wirkung, weniger Pinkeln. Ich war old fashioned, Ich war nicht in der „HJ“, nicht in der „FDJ“,
ich war in der „TDJ“, „Trinkende Deutsche Jugend“. Es ist wie Jack London
schreibt; Alkohol ist immer verfügbar, bezahlbar, passt zu jeder Gelegenheit.
Zu meiner DDR-Zeit zog ich an hohen politischen Festtagen mit Rudolf und einem
weiteren Jugendfreund an zahlreichen Getränkebuden vorbei, es gab zur Feier des
Tages Sonderzuteilungen von echtem Budweiser Bier aus der Bruder-Republik der
Tschechen. Große 0,5 Flaschen die des Trinkers Herz erfreuten. Als Kind las ich
unzählige Bände TARZAN, er war der Harry Potter seiner Zeit, konnte nicht
zaubern, verzauberte aber meine Kindheit. Vor „König Alkohol“ las ich alles von
Jack London, ein trinkender Schriftsteller, schreibender Trinker. Es beruhigte
mich, dass so viele berühmte Männer dem Alkohol verfallen waren; „Ob arm ob
reich, die Droge macht uns gleich“. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, würde
man ihm den Alkohol nehmen würde man ihm seine Würde nehmen. Der Arme schluckt
seine Fusel-Öle mit der gleichen Ehrfurcht wie der reiche Weinkenner, ein
Alkoholiker auf höchstem Niveau, seinen edlen Tropfen. „Wenn schon Alkohol,
dann Wein“ sagte meine Ärztin, fortan träumte ich von einem eigenen Weinkeller
und Nobelrestaurants mit sündhaft teuren Weinen. Es war zum weinen, keiner nahm
Rücksicht auf meine Bedürfnisse, meine Würde war angetastet, blind tastete ich
mich durch mein elendes Leben, ohne Sinn für die pittoreske Schönheit der Armut. „Armut bereichert unser
Leben“. Mein Bier hatte immer den Touch des Prekären,
selbst ein Premium war niederer Herkunft und stammte nicht von einem berühmten
Weingut. „Wein gut, alles gut“.
BÜCHER UND
BÜHNE
Nach dem
Hunger der Nachkriegszeit folgte der Hunger auf das Leben und der Roman:
„Hunger“ von Knut Hamsun, ich war hingerissen wie damals von Alfred Döblin und
John dos Passos, las begeistert noch mehr Bücher
dieses Autors, erfuhr von seiner Vorliebe für Hitler, Genie und Wahnsinn liegen
nah beieinander. Inzwischen hatte ich einige Bibliotheken durch gelesen, kannte
alle großen Namen, habe aber nie Karl May gelesen, merkwürdig. Kenne jedoch
alle Werke von Edgar Rice Buroughs, ein Name der in
Vergessenheit geriet während der seines Helden unsterblich wurde. Die
wichtigsten Autoren sind mir bekannt, über Bücher könnte ich ein Buch
schreiben. Wie der späte Hermann Hesse schreibe ich überwiegend Briefe, da muss
ich keine Rücksicht nehmen, kann jeden Unsinn der mir in den Sinn kommt
niederschreiben, ohne fürchten zu müssen dass mich jemand niederschreibt. Die
„Lügenpresse“ schreibt jeden hoch und nieder der sich in ihre Niederungen
begibt. „Ja das Schreiben und das Lesen sind nie mein Fall gewesen“ Deutsches
Liedgut. Eigentlich bin ich Textdichter, konnte aber bisher nur einen einzigen
Liedertext verkaufen. Eine befreundete Sängerin suchte einen deutschen Text für
„I go to Rio“ den sie im
Radio sang, er brachte mir dreihundert Mark ein. Ich hatte eine Stunde daran
geschrieben, ein beachtlicher Stundenlohn. Ich war ein routinierter „Bühnenfuzzy“ geworden, man engagierte mich für Jazz und
Rock-Konzerte, jede „Mucke“ brachte mir zusätzliche Gagen ein. Für jedes
Konzert im Sportpalast hatte ich in meiner Jugend Eintrittskarten kaufen
müssen, Jahre später ging ich dort als freier Mitarbeiter ein und aus, wir
beschallten diverse Veranstaltungen: Sechs Tage Rennen, Holiday on Ice, Rudi Carel-Show, Beach Boys, Frank Zappa usw. Einer
meiner Freunde war Tontechniker, er war der Boss, ich war der Bühnenfuzzy, stellte Mikrofone und Lautsprecher, sprach mit
Künstlern und Managern, es ging aufwärts.
MORBUS BECHTEREW
Mit meiner
Gesundheit ging es abwärts, die Ärzte diagnostizierten einen „Morbus Bechterew“, Versteifung und Verkrümmung der Wirbelsäule,
unheilbar. Schwere Schmerzen, die sich über Jahrzehnte hinziehen würden, der
Anfang vom Ende. Alle Ärzte waren sich einig: Bewegung Bewegung
Bewegung ! Ich entschied mich für tägliches Schwimmen
im warmen Wasser. 32 Grad waren im Angebot, ich kaufte eine Jahreskarte für
1000 DM und kämpfte jeden Tag eine volle Stunde um mein Leben. Trotz schwerer
Schmerzen schleppte ich mich jeden Tag zum Dienst, Tabletten und Spritzen
hielten mich aufrecht. „Wir sind nicht zum Vergnügen auf der Welt“. Als man mir
70% Schwerbeschädigung bescheinigte, wollte mein Abteilungsleiter mich aus der
Musikproduktion herausnehmen, ich war verzweifelt, liebte meine Arbeit, wollte
nicht aufgeben. Depressionen hatten mich
ein Leben lang verfolgt, nur die Sonnenbäder im Sommer konnten sie vertreiben,
Licht und Wärme waren die beste Therapie. Meine Schwester schenkte mir das
Buch: „Grundformen der Angst“, hier fand ich mich zu hundert Prozent treffend
als depressiv beschrieben, mir fiel es wie Schuppen von den Fischen. Endlich
wusste ich wer ich war. „Wissen ist Macht“. „Die
Macht des Schicksals“. Ich nahm mein Schicksal an, meine Medikamente ein und
hielt die Schmerzen aus. Kämpfte tapfer gegen eine unheilbare Krankheit, war
dankbar für meinen Job und die Möglichkeiten die er mir bot.
CARLSBERG
Er bot mir
mehr als ich je zu hoffen wagte, Ich stand mit berühmten Jazzmusikern auf der
Bühne; Miles Davis und Gil Evans, Louis Armstrong und Sarah Vaughn, mit allen
die ich kannte und liebte. Bei der Konzertreihe „Jazz im Garten“ im Garten der
Nationalgalerie, bei den „Berliner Jazztagen“ in der Philharmonie, bei
Konzerten in Frankreich, Dänemark, Tunesien, England, USA, ich war der „Hans im
Glück der Musik“. Alles hatte ich jenem unbekannten Pförtner zu verdanken, der
mich damals an die richtige Adresse geschickt hatte. Ich habe den Mann nie
wieder gesehen, konnte mich nie bei ihm bedanken, er rettete mich vor dem
Ertrinken, durch ihn konnte ich mich frei schwimmen. Schwimmen ist noch heute
meine erste und wichtigste Aufgabe, ich gab nie auf. Mit Paul Kuhn und der Big
Band, ein international besetzter Klangkörper, dem Solisten wie Eugen Cicero,
Milo Pavlowich, Carmel
Jones angehörten, spielten wir beim BBC in London, im Tivoli Kopenhagen, in Los
Angeles usw. In Kopenhagen war das Orchester in der Carlsberg
Brauerei eingeladen, wir betraten einen abgedunkelten Vorraum, die
Eingangstüren wurden hinter uns geschlossen, nichts geschah, es war ein wenig
beklemmend. Dann öffneten sich ringsherum mehrere Flügeltüren, Licht fiel
herein, frisch geschenktes Bier wurde gereicht, eine Stehparty. Man geleitete
uns in den Speisesaal, auf festlich gedeckten Tischen standen an jedem Platz
fünf Flaschen Carlsberg, verschiedener Sorten, eine
gelungene Inszenierung. Unsere Gesangssolistin war Caterina Valente, über sie
sprach später einer der Musiker das höchste Lob aus welches ein Mann einer Frau
gewähren kann: „Eine fantastische Frau, die ist wie ein Mann“. Ein
„Frauenfeind“ mokierte: „Die spielt den Mann um in der Männerwelt als
gleichwertiger Musiker akzeptiert zu werden“. Wie auch immer, echt oder gut
gespielt; Eine großartige Frau und Künstlerin.
DER SEITENSPRUNG
Für das
Kino blieb immer weniger Zeit, ich arbeitete Tag und Nacht, schlief oft nur
wenige Stunden, meine Frau sah mich selten; „Du bist ja nie da“. Sie arbeitete
in obskuren Jobs, nahm Laufmaschen an getragenen Seidenstrümpfen auf, eine
Zeiterscheinung des Mangels. Endlich erwischte sie einen festen Job als
Telefonistin, war wie ich häufig im Nachtdienst tätig, fing dort ein Verhältnis
mit einem verheirateten Kollegen an. „Die Ehe ist ein Bund fürs Leben, der
Seitensprung ist der Höhepunkt falscher Versprechungen“. Auch ich war zum Opfer
einer festen Bindung geworden, hatte nach meiner Nachtschicht, unter Alkohol
die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen. „Beneidenswert wer frei
davon“ Francois Villon. „Nach Tagwerk und der Ehe Fron, der Mühe Lohn,
Prostitution“. Zehn Jahre Ehe waren ins Land gegangen und hatten sich dort
verirrt. „Irren ist menschlich“ sagte der Scheidungsrichter. Eines schönen
Morgens mochte meine Frau das Bett des Geliebten nicht verlassen. Ein Schelm
der böses dabei denkt, sie waren ja beide verheiratet, wenn auch nicht
miteinander. Roswita kam vom Nachtdienst nicht nach Hause, ich suchte Trost bei
meiner Schwester, glaubte an einen Unfall. Nun ja, solche Unfälle kommen alle
Tage vor, Bei dem Versuch einem Kind auszuweichen, fallen Frauen häufig aus dem
Bett. Mona ahnte als erfahrene Frau wohl den Grund des „Unfalls“, wir gingen
zusammen essen, sie beruhigte mich so gut sie konnte. Konnte ich mir ein Leben
ohne Roswita vorstellen? Wie konnte sie mir das antun? Sie konnte. „Die Liebe
ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern“. Ich liebe
dieses Lied, es beschreibt in schlichten Worten die Lebensdauer von Gefühlen.
Wie fühlt man sich „After the love
has gone“ , ein geiler Song
von Earth Wind and Fire,
das Pendant in englischer Sprache. Hier wird die Schönheit der Vergänglichkeit
gefeiert, man möchte sich sofort verlieben um diesen grandiosen Trennungs-Schmerz
erleben zu dürfen. Dürfen wir verzweifeln? Nein, es gibt noch andere Lieder;
„Wer wird denn weinen wenn man auseinander geht, wenn an der nächsten Ecke
schon ein andrer steht“, „Denn an der nächsten Lampe, steht schon die nächste
Schlampe“. Meine Schwester war eine bildschöne Frau, eine schwarzhaarige
„Südländerin“, als sie heranwuchs hatte ich mich mit ihr geschmückt wenn wir
zusammen ins Kino gingen. Sie liebte ihren großen Bruder, ich liebte meine
kleine Schwester, hatte sie im Kinderwagen gefahren, auf meinen Schultern
getragen, unachtsam vom Wickeltisch fallen lassen; Schuldgefühle wenn ich als
großer Bruder versagt hatte. In Ost-Berlin sahen wir unpolitische West-Filme
oder sozialistische „Blockbuster“ über die grandiose Oktober-Revolution, der
erste Schritt zur Befreiung Russlands und der Welt, sowie die Meisterwerke von
S. Eisenstein. Mit Bodo dem Tänzer hatte ich Jean Cocteaus: Orpheus und La
Belle et la Bete gesehen. Vom: Kabinet des Dr. Caligari, war es nur ein kurzer Schritt zur surealen Malerei des Salvador Dali. Ich wurde
„Sonntagsmaler“, malte aber auch an Wochentagen, mehr schlecht als recht, aber
mit Ölfarben. Abstrakt wäre leichter gewesen aber ich wollte andere Welten
schaffen, Fantasie entfalten, verblüffen und in Erstaunen versetzen. „Erstaune
mich“ ist meine liebste Forderung. Herbert der Musiker riet mir meine Frau weg
zu schicken, als ich es tat und sie tatsächlich ging, brach ich weinend
zusammen.
DER STEIFE
HALS
Am Anfang
meiner Wirbelsäulenerkrankung hatte mir eine Krankenschwester Hoffnung gemacht
und mich zu einem „sehr guten“ Arzt geschickt von dem ich Wunder erwartete. Als
ich sein Sprechzimmer betrat begrüßte er mich mit den Worten.“Und was haben
Sie, Sie haben einen steifen Hals“. „Das wäre schön“ sagte ich; „Leider habe
ich einen Morbus Bechterew“. „Das tut mir Leid, da
möchte ich nicht mit Ihnen tauschen, dagegen haben wir noch nichts. Sie können
jede Behandlung probieren und an einen Erfolg glauben, selbst wenn sie nach
China reisen, in das Land der Akupunktur und Linderung der Schmerzen für einen
Erfolg der Behandlung halten, diese Erkrankung folgt eigenen Gesetzen, die
Schmerzen kommen in Schüben, sind nicht aufzuhalten, unheilbar aber nicht
lebensbedrohend, sie können damit hundert Jahre alt werden.“ Da hatte ich den
Salat, diese Suppe musste ich auslöffeln, Gott wollte mich prüfen. In der Folge
wurde ich in Kuren mit Radon behandelt, die Schmerzen ließen nach und kamen mit
großer Heftigkeit wieder, wie versprochen. Jahrzehnte lang musste ich diese
Knechtschaft ertragen, wahrscheinlich die Gabe einer bösen Fee, die kurz nach
der Geburt meine Wirbelsäule mit einem Zauberstab berührt hatte, nur Harry
Potter hätte hier helfen können. Während einer Kur hatte meine Frau ihren
Liebhaber mit in unsere Wohnung gebracht, von Nachbarn argwöhnisch beobachtet.
Geschmacklos aber nicht neu, schließlich hatte ihre Liebe zu mir auch einmal so
angefangen. Tatsächlich hatte sie mich am Anfang unserer Beziehung buchstäblich
angehimmelt, wahre Liebe, nur eben begrenzt. Natürlich war auch ich nicht
unschuldig am Geschehen gewesen; „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den
ersten Stein“. Mich hatte ihr Sohn zermürbt, meine Krankheit hatte sie
zermürbt; „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“. Wir wurden geschieden,
aber erst nach dem wir in letzter Minute einen zweiten Anwalt erwählt hatten,
ein Formfehler, für den immer einige Anwälte am Ort in Bereitschaft waren. „I never fall in love again“ US-Liedgut.
DER ANTRAG
Als
Roswita geschieden wurde lebten wir schon zwei Jahre verliebt und glücklich
zusammen, was sollte uns trennen, wenn nicht ein neuer Ehevertrag den man zu
brechen hatte. Sie wollte mich heiraten, der Antrag ehrte und ängstigte mich,
wollte sie alles zerstören? Eine solche Ehe wäre nicht standesgemäß gewesen,
ich der Intelektuelle Cineast; Fellini, Bergmann usw. Jazz-Kenner,
perfektionierter Hilfsarbeiter bei Funk und Fernsehen, bekennender Autodidakt
ohne Auto – Sie eine Expertin für Laufmaschen, liebte Edgar Wallace-Filme und
seichte Schlager, wohin sollte das führen? Meine Eltern hätten dieser
Verbindung niemals zugestimmt. Ich fragte Roswita warum sie mich heiraten
wolle, sie antwortete: „Mit dir werde ich niemals Langweile haben“. Die Ehe ist
also das beste Mittel gegen Langeweile, vorausgesetzt man findet den geeigneten
Hofnarren. Schon auf dem Hinterhof, wo sich damals unsere Außentoilette befand,
hatte ich gern den Narren gespielt, ich hatte eine Begabung zum Schauspieler,
die Jury der Schauspielschule war unbegabt gewesen. Die größten Begabungen
werden meist abgelehnt, siehe auch die von mir verehrte Lisa Eckhard, eine
geborene Schauspielerin mit enormer Begabung. Ich bin ein glänzender Erzähler
von Witzen, schmücke aus, baue die Pointe gekonnt auf, schieße sie ab und
treffe ins Ziel wie Robin Hood. Das sage nicht ich, sondern meine Zuhörer. Erst
spät erkannte ich meine Talente und die resultierende Beliebtheit. Bis dahin
hatte ich mich als Versager in meinen Depressionen gewälzt wie das Schwein im
Schmutz. Ich war ein Narr ohne Hof gewesen, nun machte Roswita mir den Hof.
Konnte ich die Liebe dieses Menschenkindes zurückweisen, ihren Antrag ablehnen,
sollte ich dem Dünkel meiner Eltern zuwider handeln, eine Enterbung riskieren,
meine Würde verlieren, jenes unantastbare Gut jedes Menschen. Würde ich den
Verlust der Würde überleben, würde nicht ein Freitod am Ende der einzige Ausweg
sein? All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf wie Leuchtspur-Raketen
einer Stalinorgel in dunkler Nacht. Liebe geht seltsame Wege, der seltsamste
ist der zum Standesamt. Roswita hatte Hawaii und Fidji
als Ziel für die Hochzeitsreise abgelehnt, Sie wollte nach Balkonien,
ein beliebtes Ziel für die gehobene Unterschicht des prekären Proletariats der
Besitzlosen. Ich hörte Stimmen: „Now you are in for
it“ sagte eine von ihnen, warum hatte ich ja gesagt,
wusste ich doch nur zu gut wie so etwas endet.
Kurz vor
dem Ende dieser Ehe, ich ahnte noch nichts böses, spielte ich vor meiner Frau
wieder mal den Pausenclown, gab eine improvisierte Showeinlage, tanzte wie Fred
Astaire, lüftete den imaginären Zylinderhut, schwang das Stöckchen, riskierte
einen Stepptanz, eine leicht feminine Darbietung, nach dem alten Motto: „Nie
wieder Langeweile“. Zehn Jahre Ehe hatten mein Showtalent abgenutzt, die
frühere Begeisterung meiner Frau war unwiederbringlich dahin, sie kannte mein
Repertoire auswendig, angewidert sprach sie mir ihre Verachtung aus: „Du alte
Tunte“. Ich war ernüchtert und wusste was die Glocke geschlagen hatte. So
endete eine Liebe.
VERRÜCKT
Ich war
allein, meine Frau liebte mich nicht mehr, liebte ich sie noch, oder fehlte mir
die „Krankenschwester, das betreute Wohnen“, der Halt den sie dem Depressiven
gab, eine Aufgabe die über ihre Kraft ging, zumal ihr einziges Kind zum
Drogenopfer geworden war, das ebenfalls gestützt werden musste. Sie flüchtete
in eine neue Beziehung zu einem verheirateten Mann, was erneut Kraft kostete.
„Wir sind nicht zum Vergnügen auf der Welt“.“ Erst die Arbeit dann das
Vergnügen“ sagt der Volksmund. Ich arbeitete viel aber die Freizeit war kein
Vergnügen, die Wellen der Depressionen schlugen über mir zusammen wie das Meer
nach dem Wunder der Öffnung. Vergeblich wartete ich auf das Wunder der
Erlösung, das Licht am Ende des Tunnels, die Befreiung von der Last meiner
negativen Gedanken, dem trostlosen Weltbild von Krankheit, Krieg und endlosem
Leid, der Sinnlosigkeit allen tun‚s in einer grausamen Welt. Sogar bei der
geliebten Arbeit im Tonstudio gab es Momente der Verzweiflung in denen seltsame
Gedanken mich heimsuchten. In einer Pause saß ich unter Kollegen im Regieraum
und dachte: „Hoffentlich merken die nicht dass ich verrückt bin“. Verrückt war
ich wohl, ich liebte Salvador Dali und all die anderen Verrückten, aber ich war
nicht geisteskrank, immerhin ein Unterschied. Ein Kollege war nach Ehebruch,
Scheidung, Verlust der geliebten Kinder, tatsächlich verrückt geworden, hatte
im Suizid den letzten Ausweg gesehen. Ein Erfolgsmensch, keiner hatte es ihm
zugetraut. Meiner Exfrau Roswita verdanke ich einige glückliche Jahre, „Es war
nicht alles schlecht“. Ein beliebtes Wort der Verdrängung eines Trauerspiels
deutscher Geschichte. „Die unendliche Geschichte“, ein Kinderbuch, aber auch
die passende Überschrift zur blutrünstigen Geschichte der Menschheit. „Ein
Mensch, wie stolz das klingt“ Gorki. Mancher Tor ist stolz ein Deutscher zu
sein, eine stolze Leistung zu der er nichts geleistet hat.
PRESSEBALL
Als die
Presse noch nicht als „Lügenpresse“ verschrien war feierte die Prominenz jedes
Jahr einen Presseball in Berlin, unsere Big Band spielte dort zum Tanz, ich
durfte dabei sein. Smoking war Arbeitskleidung, „Kleider machen Leute“. Beim
Auf und Abbau machten wir uns die Hände schmutzig aber in der Verkleidung
wirkten wir wie gut betuchte Ballbesucher, die hohe Eintrittspreise aus der
Portokasse bezahlten. Wir bekamen Gutscheine, gegessen wurde im Keller, „Wir
Kellerkinder“. Das erinnerte an die
Bombennächte im Luftschutzkeller, rief böse Erinnerungen wach. In späteren
Jahren wurde oben gegessen, „Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht
wird“, man muss abwarten können. Der Smoking im Dienst war ein Fortschritt
gegenüber der Arbeitskleidung die ich als „Häs‚chen
in der Grube“, beim ausheben eines Erdlochs auf dem „Kudamm“ getragen hatte.
Mein Freund Herbert spielte mit seiner Band ebenfalls auf dem Presseball, er
war Elektriker gewesen und hatte es zum Bandleader geschafft, ich bewunderte
und beneidete ihn um seinen Fleiß, seine Ausdauer an der Trompete, ein
Instrument bei dem Mundstück und Ansatz so wichtig waren. Ich wusste wohl dass
er Nächte lang an Arrangements schrieb für die es am Ende nur einen bezahlten
Auftritt gab, jedes Ding hat zwei Seiten. Schwermütig wie ich war, beneidete
ich ihn um seine lockere, unbekümmerte Art, die er mit seiner Freundin teilte.
Sie trat bei ihm als Sängerin auf, ein hübsches, fröhliches Mädchen mit
umwerfendem Charme, ein Profi auf der Bühne, eine Künstlerin mit Herz. Für
beide hatte ich Liedertexte geschrieben, wir hatten Schallplatten gemacht, mit
großen Hoffnungen und kleinen Erfolgen, der Weg nach oben ist mühsam, nicht
jeder kommt groß raus. Ich hatte gute Freunde, wir waren im Showgeschäft, unser
Leben war voller Musik, wir waren happy.
LONDON UND
PORTO
Einmal pro
Woche besuchte ich einen Sprachkurs der von meiner Firma bezahlt wurde,
verbesserte mein Englisch und war geeignet mit unserem Orchester nach London zu
fliegen wo es ein Konzert in der Royal Albert Hall gab. Hinter den Kulissen
trank ich Bier mit den englischen Kollegen und erzählte Witze in englischer
Sprache, was meinen deutschen Kollegen Kurt sehr beeindruckte. Vorher hatte er
oft gemeckert wenn ich in Berlin für zwei Stunden den Dienst im Studio
vernachlässigte um den Sprachkurs zu besuchen. Bei einer weiteren Dienstreise
nach Portugal waren wir zwei wieder mit im Team, in Porto holte uns eine
Deutsche am Airport ab, begleitete uns zu unserem Hotel, sprach mit dem
Personal in der Landessprache, wir erhielten unsere Zimmerschlüssel, öffneten
unsere Koffer, hingen Kleidungsstücke in die Schränke und begaben uns zur
Konzerthalle. Wir besichtigten die Bühne, nahmen an der ersten Besprechung teil
und fuhren mit der Taxe zum Hotel zurück. Beim Eintreten bemerkte ich zwei
kleine Berge lose aufgehäufter Kleidungsstücke mit Reisepässen obenauf und
traute meinen Augen nicht; Es waren unsere Kleidungsstücke und unsere Pässe. Empört
verlangte ich Auskunft, aber nun sprach keiner mehr Englisch. Man hatte uns
irrtümlich die falschen Zimmer gegeben und einfach wieder rausgeworfen. Welcome
to Porto.
DIE MAUER
Meine süße
kleine Schwester war zu einer schönen jungen Frau herangewachsen, hatte sich in
Ostberlin eine hübsche Wohnung eingerichtet, zu einer Zeit als niemand die
Absicht hatte eine Mauer zu errichten, eine Fehlinvestition wie sich zeigen
sollte. Der pure Leichtsinn trieb ihren „republikflüchtigen“ Freund, der in
Westberlin im Lager lebte, immer wieder in den Osten der Stadt, er hatte dort
meine Schwester kennen gelernt und bei ihr die entscheidende Nacht ihres Lebens
verbracht; „Klappe zu, Affe tot“. Es ging um Leben und Tod als sie vom Bau der
Mauer hörten, Flucht in letzter Minute. Meine „Flucht“ war ein Spaziergang
gewesen, gefahrlos hatte ich die Fronten gewechselt, hatte nie in einem
Auffanglager gelebt, ohne Bürokratie einen neuen Pass bekommen, war arbeitslos
aber frei. Mona hätte in der „Hauptstadt der DDR“ bleiben können, sie war nicht
gefährdet, wollte jedoch mit ihm gehen. „Willst du mit mir gehn“
Deutsches Liedgut. Lied gut, Mauer schlecht. Liebe geht seltsame Wege, sie
überwindet Mauern um ihre Wahrhaftigkeit zu untermauern. Nach langer
verzweifelter Suche überwanden sie die im Bau befindliche Mauer in dem sie über
eine Mauer kletterten. Ein unbewachter Friedhof grenzte an den westlichen Teil
der Stadt, hinter der Mauer lauerte die Freiheit. „Auf der Mauer auf der Mauer
sitzt ne kleine Wanze“ Kinderlied. Alle „Wanzen“ der
Stasi und „Das Leben der Anderen“ hinter sich lassend sprangen sie von der
Friedhofsmauer in ein anderes Leben. „Der Weg ins Freie“ mit Christina Söderbaum. Wer soll denn das sein, nie gehört. Das Leben
ist ein Film, meistens ist man im falschen. Veit Harlan hat die falschen Filme
gedreht, dabei aber richtig kassiert. „Kunst geht nach Brot“. Millionen
Deutsche waren im falschen Film gewesen, Regie hatte ein unbekannter Kunstmaler
der den Beruf gewechselt hatte, an der Kamera Leni Riefenstahl. Millionen von
Kleindarstellern hatten seine Regieanweisungen befolgt, der Film hatte
international Aufsehen erregt, eine Produktion der Superlative, keiner kam
daran vorbei. Noch heute laufen Ausschnitte im Fernsehen, wird der Regisseur
besudelt und gelobt. „Es war nicht alles schlecht“. Natürlich kann es einem
dabei schlecht werden, es war der größte Horrorfilm aller Zeiten. Er hat nie
wieder einen Film gedreht.
DER AMATEUR
Ich drehte
Schmalfilme und Videofilme, mit unterlegter Musik, meine Frau wurde von mir missbraucht
„Vergewaltigung in der Ehe“ die Hauptrollen zu spielen und hinter der Kamera
mitzuarbeiten. Im Urlaub auf Ibiza drehten wir auf einer Burg über der Stadt,
bei glühender Hitze Einzelbilder eines „Geldkoffers“ der sich fortbewegte.
Waren diese mörderischen Dreharbeiten der wahre Scheidungsgrund, wurde hier der
Grundstein des Anstoßes gelegt, waren nicht meine sadistischen Regieanweisungen
der Anfang vom Ende einer wunderbaren Beziehung? Erbarmungslos wie Alfred
Hitchcock seine blonden Schönheiten, quälte ich die mir ausgelieferte Frau bis
aufs Blut. Heute stände ich wegen „Me too“ vor Gericht und hätte Drehverbot.
Ich
versuchte mich in vielen „Brotlosen Künsten“, nahm rohes Fleisch in den Mund um
es als eigene Zunge mit dem Stiel einer Rose zu durchbohren, filmte den Vorgang
um meine wenigen Zuschauer im privaten Kreis zu schockieren. Ich präparierte
zugeschnittenes Papier als Bündel echter Banknoten um einen Koffer voller Geld
vorzutäuschen, was mir trefflich gelang, neugierig fragten meine Freunde wie
ich das gemacht hätte. Für das Filmen hatte ich ein anderes Hobby aufgegeben,
was mir später leid tat. Ich malte keine Bilder mehr, hielt mich für unbegabt,
mit abstrakter Malerei konnte ich keine Geschichten erzählen, Farben allein
genügten mir nicht. Meine ersten Versuche als Anfänger zeigen meine blau/grüne
Phase, dunkle Farbtöne die meiner depressiven Grundstimmung entsprachen, was
mir erst später bewusst wurde. Heute liebe ich helle und grelle Farben, habe
eine fast krankhafte „Farbengeilheit“ entwickelt, Farben in Mode, Natur und
Kunst ziehen mich magisch an. Die Weiterentwicklung der Bildröhre zum riesigen
4 K – Bildschirm versetzte mich in einen Freudentaumel, beglückende Farben
leuchteten schöner als die Wirklichkeit.
KRANKHEIT UND
KUR
Die Verkrümmung
und Versteifung meiner Wirbelsäule ging unaufhaltsam weiter, die Schmerzen
waren unerträglich, schwere Rheumamittel waren mein täglich Brot, alle zwei
Jahre fuhr ich zur Kur, blieb aber nie der Arbeit fern. In der Früh schlich ich
wie ein alter Mann zum Bus, konnte mich während der Fahrt nicht setzen, musste
die Erschütterungen mit weichen Knien stehend abfedern weil jede Bodenerhebung
schlagartig Schmerzen auslöste. Auf der Arbeitsstelle angekommen, wartete ich
auf den Beginn der Sprechstunde, schlich zum Arzt um eine Spritze zu bekommen.
Oft wünschte ich mir ein Indianer zu sein; „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“.
Meine Kollegen sahen wie ich litt und nahmen mir schwere Lasten ab. Große
Lautsprecher, Kesselpauken, Marimba und Vibrafon musste ich nicht bewegen,
konnte mich auf Mikrofone und Kabel beschränken. Noch heute bin ich ihnen
dankbar, sie ermöglichten mir die Fortsetzung meiner geliebten Arbeit trotz
schwerer Krankheit. Während einer Krise erlitt ich einen Weinkrampf vor ihren
Augen. Was hat er denn? fragte einer ratlos. Er hat Kummer, sagte ein anderer.
Kummer und Verzweiflung gehörten zu meinem Leben, „Das Leben ist kein
Streichelzoo“. Tatsächlich mangelte es an Streicheleinheiten, ich lebte allein,
meine gebückte Körperhaltung, mein schmerzverzerrtes Gesicht lockten keine
Frauen an, trotz jugendlichem Aussehen „sah ich alt aus“. Meine Haltung war
unfreiwillig devot, meine „Verbeugung“ chronisch. Oft erschrak ich beim Anblick
meines Spiegelbildes wenn ich mich unerwartet in einem Schaufenster sah, konnte
ich als „Glöckner von Notre Dame“ noch vor Publikum auf der Bühne arbeiten?
Unermüdlich setzte ich das Schwimmen im warmen Wasser der Thermen fort, kämpfte
mit dem Mut der Verzweiflung gegen die unerbittlich fortschreitende Verkrümmung
an. Abends suchte ich Trost beim Bier, verzichtete sogar während einer
Hungerkur nicht auf „König Alkohol“ und konnte das Märchen: „Bier macht dick“
widerlegen. Bei einer „Eiweiß plus Diät“ nahm ich täglich etwa tausend Kalorien
fester Nahrung auf, trank jedoch etwa vier Liter Bier. Meine Kur war eigentlich
ein Selbstbetrug gewesen, hätte so nicht funktionieren dürfen. Nach acht
Monaten hatte ich zwanzig Kilo abgenommen und halte bis heute ein Idealgewicht
von fünfundsechzig Kilo. „Bier macht dünn“ muss es also heißen, aber das glaubt
mir sowieso keiner. Mit fünfundachtzig Kilo litt ich an Schweißausbrüchen, im
Winter taten mir abendliche Spaziergänge durch den Schnee wohl, jede Abkühlung
war willkommen. Das war nach der Abmagerung vorbei, seit dem friere ich erbärmlich.
DER GLÖCKNER
VON MOMBASA
Früher
dachte ich im Winter ist es kalt, man muss sich warm anziehen und den Ofen
heizen, später umging ich das Naturgesetz und flog nach Afrika. Kenia war
wärmer als Spanien und schwarze Frauen billiger als weiße. Ich war jedoch naiv
und schüchtern, ein weißer Krüppel in einem schwarzen Land. Eine eingefallene
Brust, ein hervorstehender Bauch, Merkmale meiner Erkrankung machten mich zu
einer Witzfigur, ein kindisch dummer Urlauber, sehr jung und sehr respektlos,
bekam einen Lachkrampf bei meinem Anblick. Ich war erschreckend dünn geworden,
meine Knie waren nie durchgedrückt um einen graden Rücken vorzutäuschen, eine
groteske Erscheinung, ein „alter Mann“ mit jugendlichen Gesichtszügen. Solche
Lachanfälle erlitten in späteren Jahren noch weitere junge Menschen wenn sie
mich sahen, das sind vermutlich die gleichen welche in tosendes Gelächter
ausbrechen wenn im Kino auf der Leinwand der Kopf eines Menschen in
Großaufnahme explodiert und das Gehirn in slow motion auseinander spritzt. Ich war entsetzt als ich das
zum ersten mal erlebte, eine solche Verrohung machte
mir Angst. Ich liebe das Kino und seine Tricks aber was zu weit geht, geht zu
weit. Zumal dann, wenn es auf verblödete, brutalisierte Jugendliche trifft die
sich am Abschlachten von Menschen aufgeilen. Sadismus ist eine Krankheit und
keine „Horror picture show“.
Das Sonnenlicht vertrieb meine Depressionen, der Winter war nicht mehr kalt,
ich hatte ihn überlistet. Wenige schwarze Frauen tanzten zur Musik der
Hotel-Band, sie suchten Kunden, durften jedoch nicht im Hotel übernachten.
Meine Scheu spielte hier keine Rolle, mein Aussehen auch nicht; „Love for sale“ US-Liedgut. Mir fehlte
die Erfahrung aber ich lernte schnell, begleitete eine dunkle Schönheit in ihr
armseliges Zuhause und kam als Sextourist in mein Hotel zurück. Ich war nicht
schön, ich war nicht reich aber es reichte. Nach Mombasa war es nicht weit,
eine Taxe brachte mich zu einer bekannten Disco. Leicht bekleidete Schönheiten
zeigten eine beachtliche Tanz-Show, eine der Tänzerinnen „verliebte sich“ in
den buckligen Glöckner und nahm mich mit in ihre Wohnung. Ich liebte ihre
dunkle Haut, sie liebte meine Großzügigkeit. Ihr Bett stand an der Wand, die
war mit schönen weißen Frauen beklebt, ich fragte warum. „Das sind deine
schönen weißen Schwestern“ sagte sie, mehr ist dazu nicht zu sagen. Irgendwann
landete ich im verrufenen Stadthotel wo die Mädchen einem verbotenen Beruf
nachgingen, der Prostitution. Man wartete bei einem Drink auf Kundschaft,
durfte aber nicht in das Hotel hineingehen. Hier traf ich „Rose“, es war ihr
Künstlername, „Der Name der Rose“ sie war klein und zierlich, eine hübsche
junge Frau, auch sie „verliebte“ sich in den hässlichen Weißen. Hier galt ein
anderes Schönheitsideal, niemand lachte über meine deformierte Figur, ich war
willkommen. Die dunklen Frauen erhellten meine Stimmung, dunkle Frauen sind
schöner als dunkle Wolken. Rose wohnte in einer Pension, ihr bescheidenes
Zimmer wurde unser Liebesnest, ich war verliebt und glücklich. Nun begann der
Zwiespalt, den alle verliebten Sextouristen kennen, man muss die geliebte Frau
nach wenigen Wochen Urlaub verlassen, in der kalten Heimat den Job machen, das
Geld verdienen, mit dem man sie zu bezahlen hatte. Monate würde es dauern ehe
man sie wiedersehen würde. Würde man sie wiedersehen oder würde man seine Würde
als Mann verlieren? Die Würde des Mannes wäre unantastbar, würde er sich nicht
in eine Nutte verlieben. Zum Abschied schenkte ihm Rose eine Rose; „I beg your
pardon, i never promised you a rose garden“ US-Liedgut.
DER LIEBESKASPER
Sextouristen
sind nicht auf Rosen gebettet, sie wissen dass die Geliebte eine “Vielgeliebte”
ist die täglich neue Männer im Schoss hat während der verliebte Narr sich in
der Heimat selbst befriedigt ohne wahre Befriedigung zu finden. In der Presse
liest er von Sexorgien der American Navy, wo weiße
Matrosen amerikanische Traditionen weiterführen, Sklavinnen auf dem „Schwarzen
Markt“ kaufen. Unser Mann ist eifersüchtig auf jeden Flugzeugträger der dort
vor Anker geht, die Stadt mit Matrosen und die Mädchen mit Sperma überschwemmt,
er war nicht nur in ein Mädchen sondern auch in eine aussichtslose Situation
hineingerutscht. Ich machte meinen Job, sammelte Überstunden, beantragte
Urlaub, flog zu Rose, sie war mir treu geblieben. Ihr Körper war käuflich, ihr
Herz gehörte mir. „Ein Herz kann man nicht kaufen“ Deutsches Liedgut. Ich
liebte ihren Körper von ganzem Herzen, wir waren ein Herz und eine Seele.
Verliebte Männer werden nicht müde die Geliebte zu fotografieren, mit jedem
Foto wächst der Besitzerstolz, „Diese Frau gehört mir“ US-Film. Nackt hockte
Rose unter der Dusche und reinigte ihren kostbarsten Besitz, das von Männern
begehrte „Himmelstor“, die Pforte zur Glückseligkeit, als ich sie
fotografierte. Sie wendete mir ihr hübsches Gesicht zu und lächelte. Als ich
ihr das fertige Foto gab, wollte sie es nicht annehmen, sprach von „Police“,
ich wusste nicht was gemeint war. Ich wohnte im Stadthotel, Rose war erkrankt,
ihre beste Freundin, eine bildschöne junge Frau schleppte mich ab, ich konnte
ihr nicht widerstehen, alle Männer sind Schweine. Natürlich erfuhr Rose davon
und machte eine Szene. Ich vergaß meine Missbildung, fühlte mich als Playboy,
behandelte meine hysterische Freundin vor all den anderen Mädchen schlecht, das
trug mir Kritik ein. Rose verzieh mir und ihrer Freundin, alles war wieder gut.
LET‚S DANCE
Gut war
gar nichts, ich hatte Schmerzen, ging gebeugt, beugte mich den Launen meiner
Geliebten, kein Tag ohne Stress. Rose nahm Drogen und auf mich keine Rücksicht.
Alle Mädchen nahmen Drogen, tanzten in der Disco die Nächte durch, ermüdeten
nie. Umgeben von schwarzen Schönheiten in weißen Jeans und hellen Kleidern,
trank ich das heimische „Tusker“, ein Bier das einen
Elefanten als Logo trug und sogar Elefanten umhauen konnte. Hatte ich mich
früher bei Foxtrott und Walzer auf der Tanzfläche wie ein Elefant bewegt, so
lief ich hier zu meiner Hochform auf. Damals gab es noch viel „Schwarze Musik“
in der Disco, da ging noch die Post ab und der Beat in die Beine. Mein
Jazz-Feeling machte mich zum besten Tänzer von allen, vom Alkohol befeuert
erregte der weiße Krüppel die ungeteilte Aufmerksamkeit des schwarzen
Publikums, Rose und ich waren das Tanzpaar des Abends, man bewunderte und
beneidete uns, es wurde applaudiert. Böswillige Neider machten mich
kampfunfähig, ich klebte an meinem Stuhl, konnte mich nicht erheben, war wie
gelähmt, man hatte mir eine Droge ins Bier geschüttet. Terpsichore, die Göttin
des Tanzes hatte mich nicht beschützt. Wir waren gewarnt, leerten unsere Gläser
bevor wir die Tanzfläche betraten. Nach vielen Bieren wollte ich gewöhnlich
gehen, war abgefüllt und müde. Rose nahm andere Drogen, Aufputschmittel mit
Langzeitwirkung, was kümmerte sie mein altmodisches Bier und seine
einschläfernde Wirkung, sie wollte tanzen, dazu brauchte sie mich nicht.
DER MISSBRAUCH
DER ROSE
Ich hätte
sie gebraucht um sie zu missbrauchen, wie es bei alten weißen Männern Brauch
ist. Bei jungen Frauen ist es Brauch sich zu verweigern, was häufig zur
Vergewaltigung in der Ehe oder in der Beziehung führt. Eine Beziehung als Grund
für eine Vergewaltigung zu missbrauchen ist echter Missbrauch. „Der Missbrauch
ist ein alter Brauch, die Frau missbraucht den Mann ja auch“. Rose und ich, wir
brauchten und missbrauchten einander bis mein Urlaub, mein Geld und meine
Nerven aufgebraucht waren. Es war nervenaufreibend am nächsten Tag von meinem
Stadthotel zu ihrer Pension zu fahren, sich mit ihr und den Umständen zu
versöhnen; „I beg your
pardon, i never promised you a rose garden“.
Rosengärten finden sich erst in heutiger Zeit in Kenia, man gräbt den Bauern
das Wasser ab um Rosen zu züchten und Schnittblumen zu exportieren, Zucht statt
Unzucht.
Im Lande
von Zucht und Ordnung kam wieder Ordnung in mein Leben, der Winter kühlte meinen
Sexualtrieb und meinen Liebeswahn ab, ich fand Freude und Ablenkung in meinem
geliebten Job, betreute unsere zahlreichen Musikinstrumente, vergab sie an
Studiomusiker deren Können ich bewunderte, schaute ihnen auf die Finger wenn
ich Mikrofone im Orchester aufbaute. Ich war Teil des Ganzen, sah und hörte wie
eine Aufnahme entstand; „Hier spielte die Musik“.
SCHWARZE BULLEN
WEISSE FREIER
In Mombasa
spielte die Musik in einem weiteren Treffpunkt der Prostitution, im MEET THE
BEAT spielte eine Band zum Tanz, man konnte im Garten essen, ein Ort der
Begegnung. Rose unterrichtete mich in guten Tischmanieren als ich Reste und
Knochen an den Tellerrand schob, sie wollte mir den Blick über den Tellerrand
ermöglichen und warf sie einfach unter den Tisch. Ein schöner Abend unter
Palmen, das Essen war gut, die Band war gut, mein Mädchen war mir gut. Das Bier
war kalt, die Nacht war warm, mir wurde warm ums Herz. Rose kam von der
Toilette, ein junger Schwarzer wurde zudringlich, packte sie am Arm, benahm
sich wie ein eifersüchtiger Ehemann. Rose schlug mit beiden Fäusten auf ihn
ein, eine schmale kleine Person mit dem Herzen einer Löwin. Der Mann zerrte sie
auf die Straße, ich folgte ihnen, wusste die Situation nicht zu deuten bis
jemand sagte der Mann sei Polizist in Zivil es wäre eine Verhaftung wegen
Prostitution. Ich drängte Rose in ein bereitstehendes Taxi, stieg nach wollte
mit ihr fliehen aber der merkwürdige Polizist setzte sich neben den Fahrer und
bestimmte das Ziel. Vor dem Revier musste ich das Taxi zahlen, drinnen wurden
wir verhört. Ich beschrieb das Verhalten des Beamten als ungewöhnlich, sprach
von einem „eifersüchtigen Ehemann“, bezeichnete Rose als meine Verlobte und
zukünftige Frau. Eine Frau in Uniform hatte mich angehört, bestimmte einen
neuen Termin für den nächsten Tag, wir durften gehen. Am nächsten Vormittag
schilderte ich dem Chef des Reviers den Hergang erneut, betonte Verlobung und
Heiratspläne, er akzeptierte meine Argumente, reingewaschen verließen wir das
Revier, Rose war keine Nutte, ich war kein Freier, wir waren frei. Meine
„zukünftige Ehefrau“ war verwundert, fragte warum ich das gesagt hatte, sie
hatte nichts begriffen.
IM STRAFLAGER
Auch hatte
nichts begriffen, hatte die Situation der rechtlosen Frauen falsch
eingeschätzt, es war ja alles gut gegangen, ich hatte die Vorwürfe entkräften
können ohne meine Heiratsabsichten beweisen zu müssen, ein harmloses Katz und
Maus-Spiel, eine lustige Einlage die man belächeln konnte. Frohen Mutes traf
ich nach einigen Monaten in Mombasa ein aber meine Geliebte war nicht
aufzufinden. Verzweifelt saß ich im Garten meines Stadthotels als eine Freundin
von Rose auftauchte und mir erklärte sie wäre im Gefängnis und könne nur bei
Zahlung einer hohen Strafe entlassen werden. Es war eine Menge Geld was da verlangt
wurde, ich glaubte an eine Erpressung, dachte man wolle mich reinlegen aber die
Freundin überzeugte mich, das Geld sei direkt an eine Polizeibehörde zu zahlen,
dann käme sie frei. Die Freundin begleitete mich zu der Behörde wo eine
bösartige Frau, sie verkörperte das Gesetz, das Geld in Zahlung nahm und die
Entlassungspapiere ausstellte. Wir fuhren zu einem Gefängnis außerhalb der
Stadt, ich lernte mein Urlaubsparadies von einer anderen Seite kennen, ein
flaches Gelände in flirrender Hitze, niedrige Bauten, ein riesiges Straflager,
mein Herz schlug bis zum Hals als mein Liebling in der Ferne auftauchte. Ich
war entsetzt über ihr Aussehen, sie war dünn wie ein Strich hatte einen
gehetzten Blick, zeigte keine Gefühlsregung als sie mich sah, noch nie hatte
ich einen Menschen in einem solchen Zustand gesehen. Ihr Gesicht war
ausdruckslos, ihre Augen bewegungslos, meine Worte erreichten sie nicht, zwei
Monate Haft hatten sie völlig zerstört.
DIE FAUST
IM NACKEN
Wir lagen
in ihrer Pension auf dem Bett, an Sex war nicht zu denken, wer weiß was man ihr
im Gefängnis angetan hatte, sie war eine gebrochene Persönlichkeit. Dem Recht
war Genüge getan, sie war für ein ungeheuerliches Verbrechen,
Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung, bestraft worden, ich hatte die Geldstrafe
bezahlt, so ist‚s Recht. Endlich wurde auch mal der Freier bestraft, er ist der
Anstifter, nötigt die Frauen obwohl er es nicht nötig hätte, könnte ja
onanieren, keiner käme zu Schaden. Jede Ehefrau wird mit teuren Geschenken
bezahlt, wenn der Ehemann nicht zahlt ist es Vergewaltigung in der Ehe. Die
Welt braucht mehr Gesetze und mehr Strafen, „Strafe muss sein“. Gesetze sind
ein Naturgesetz, sie liegen in der menschlichen Natur. Gesetze müssen mit aller
Härte durchgesetzt werden sonst setzen sich die Gesetzlosen durch. Rose war mit
Freiheitsentzug bestraft worden, ich wurde mit Liebesentzug bestraft, Sie ließ
sich nicht anfassen. Fassungslos erfuhr ich von meiner Mitschuld. Die Polizei
hatte Rauschgift gesucht, fand bei Rose nur ihr Foto, nackt unter der Dusche,
welches ich aufgenommen hatte. Ein „eindeutiger Beweis“ für verbotene
Handlungen. Auch dem Richter, Rose kannte ihn als Gast des Tanzschuppens MEET
THE BEAT (ein Schelm wer schlechtes dabei denkt), genügte das harmlose Foto als
Beweis für „ich weiß nicht was“.
Rose hatte
stets wenig, in der Haft gar nicht gegessen, war erschreckend dünn geworden,
ein bedauernswertes Geschöpf, sie war vom Gesetz vergewaltigt worden. Langsam
erholte sie sich, aber der Schock saß tief, ständig war sie in Angst bei
irgendeiner Handlung das Gesetz zu verletzen und erneut eingesperrt zu werden.
DAS ENDE
NAHT
Für den
nächsten Urlaub hatte ich ein Strandhotel für zwei Personen gebucht,
tatsächlich durfte Rose mit mir dort einziehen. Das war zuerst schön, führte
aber bald zu Streitereien, sie fühlte sich dort nicht wohl, pinkelte nachts ins
Bett, ich nahm die Schuld auf mich. In der Isolation des Strandhotels waren wir
jeden Abend in der Hotelbar den Anfeindungen deutscher Urlauber ausgesetzt,
welche die Anwesenheit einer „schwarzen Nutte“ in „ihrem“ Hotel nicht dulden
wollten. Von schwarzer Polizei verfolgt und eingesperrt, von weißen Touristen
im eigenen Land diskriminiert, kein Wunder wenn sich schwarze Mädchen weiße
Frauen an die Wand kleben. Ich glaubte sie „retten“ zu müssen, wollte Rose beim
nächsten Besuch nach Deutschland mitnehmen, kaufte ein zweites Ticket, tat
damit den zweiten Schritt vor dem ersten. Diesmal wohnte ich wieder im
Stadthotel, alles schien in Ordnung zu sein aber Rose zeigte wenig Begeisterung.
Als wir uns um einen Reisepass bemühten wurde ein solcher strikt verweigert.
Man vergab keine Pässe an Frauen, die im Ausland zur Prostitution gezwungen
werden könnten. Aus der Traum! Rose blieb erstaunlich kühl, brachte jedoch
erstmalig ihren „Bruder“ ins Spiel, der entsprechende Beziehungen hatte und ihr
einen Pass besorgen würde. Von nun an hatten wir ihn jeden Abend beim Bier am
Hals, er kassierte laufend Bestechungsgelder und erfand Ausreden. Rose spielte
sein Spiel mit, ich war nun endgültig in den Fängen einer kriminellen Familie
gelandet. Offenbar wollte sie gar nicht „gerettet“ werden, wollte ihr Land
nicht verlassen. Vergessen die Angst vor Polizei und Knast, sie hatte sich
verändert, brauchte mich nicht mehr. Der Rest waren endlose Streitereien um die
„Bemühungen des Bruders“ und ein Abschied für immer, so endete eine Liebe. „Everything must change“
US-Liedgut.
DIE RETTUNG
DES RETTERS
Ich flog
nie wieder nach Kenia, habe Rose nie wieder gesehen, was blieb sind Fotos und
„Liebesbriefe“, Erinnerungen eines weißen „Playboys“ der dunkle Haut liebte und
sich trotz seiner verunstalteten Figur von den Mädchen angenommen fühlte. Bevor
ich Rose traf war ich mehrfach im Lande gewesen, hatte in isolierten
Strandhotels fern von Mombasa meine Depressionen in die Sonne gelegt, im warmen
Wasser von Meer und Pool meine Krankheit bekämpft, auf meinem Balkon den
Sonnenuntergang mit Bier und Jazz unterlegt, keine Gedanken an Frauen
verschwendet, ich hatte genügend eigene Sorgen. „Unschuldig“ war ich später zum
Sextouristen geworden, ohne jede Erfahrung hatte ich mich in eine Prostituierte
verliebt, von der ich nichts wusste, die mich oft schlecht behandelte, Drogen
nahm, vielleicht auch Kinder hatte, eine Kämpferin, die ihren Willen
durchsetzte, sich mit Polizisten in Zivil prügelte, bis man sie einsperrte und
ihren Willen brach. Tatsächlich hatte sie nie eine Ehe mit mir angestrebt und
war verwundert als ich beim Verhör eine derartige Aussage machte. Nie hatte sie
über ihre Vergangenheit gesprochen, nie die Familie oder den „Bruder“ erwähnt,
warum trat der so spät auf den Plan, um plötzlich jeden Abend auf meine Kosten
Bier zu saufen. Sextouristen leben gefährlich, meist sind sie älter als die
jungen Frauen, die sich ihnen bereitwillig an den Hals werfen, wer den Kopf
verliert und sich verliebt, gerät in „Lebensgefahr“. Ich hatte Glück gehabt,
die „Rettung“ war in die Hose gegangen, hatte aber meinen Arsch gerettet.
SOMNAMBUL
Ich war
nie ein Bettnässer gewesen, hatte aber schon als Kind ein Problem mit dem
Wasser lassen bei Nacht. Wie ein Schlafwandler erhob ich mich und wanderte mit
geschlossenen Augen zur Toilette, öffnete die Tür und pinkelte in den
Kleiderschrank. Wenn keine Tür da war, war am nächsten Morgen eine Pfütze im
Wohnzimmer. Ich stritt alles ab, konnte mich an nichts erinnern. Irgendwann
legte ich dieses eigenartige Hobby ab, nahm es jedoch als Erwachsener unter
Alkohol wieder auf. Meistens fand ich die richtige Tür und das richtige Becken
aber es konnte auch schief gehen. Hier zeigt sich wie wichtig es ist dem Mann
beizeiten das Pinkeln im Sitzen beizubringen. Keiner setzt sich in den Schrank
oder auf den Parkettboden, da wäre es ja einfacher im Bett zu bleiben und
liegend zu entwässern. Heute bin ich Sitzpinkler und trage Windelhosen. Nun
geschah es zu der Zeit als wir eine Musikveranstaltung beschallten die von der
Schallplatte gesponsert wurde, Ich
arbeitete auf und hinter der Bühne, trank dort schon mal ein Bier, weil es bis
zum festlichen Empfang in unserem Hotel noch sehr lange dauern sollte. Nach
Schluss bauten wir unsere Technik ab und kamen als letzte Teilnehmer zur Party.
Das riesige Buffet war fast leer, wir mussten uns mit den Resten begnügen, nur
der Alkohol floss in Strömen. Ununterbrochen wurde Sekt gereicht man musste nur
zugreifen und schlucken. Die Band begleitete eine Jazzsängerin die den Saal zum
kochen brachte, ich kochte bereits über, begab mich schwankend auf mein Zimmer
und fiel in tiefen Schlummer. Als ich erwachte torkelte ich zur Toilette,
öffnete die Tür und stand auf dem Gang vor meinem Zimmer. Die Tür war ins
Schloss gefallen ich war ausgesperrt. Ich war nackt und presste mit den Fingern
die Harnröhre. Schlagartig war ich wach und ernüchtert, lief so schnell ich
konnte den Gang hinunter wo ein Fenster offen stand und pinkelte im hohen Bogen
ins Freie, ein „warmer Regen“ für späte Fußgänger. Zeit für „Die nackte
Wahrheit“, ich bestieg den Fahrstuhl, er war leer, fuhr ins Erdgeschoss, die
Tür öffnete sich, die Rezeption lag direkt gegenüber, man sah mich sofort und
kam mir zu Hilfe. Der Mann zeigte Verständnis, ich wäre kein Sonderfall, so
etwas käme öfter mal vor. Er hantierte mit einem riesigen Schlüsselbund, ich
war gerettet. Seit dem stelle ich in Hotels immer einen Stuhl vor die
Eingangstür und lasse in der Toilette das Licht eingeschaltet.
AM ABGRUND
Bei einer
anderen Veranstaltung in einer anderen Stadt ging es weder um Alkohol noch um
nächtliches Pinkeln, ich war schwer erkältet, musste jedoch den Aufbau für das
Orchester machen, war allein auf der Bühne und fertig mit meiner Arbeit, dachte
nicht an den Bühnenaufzug mit dem wir Material von unten nach oben gefahren
hatten, trat ein paar Schritte zurück um mein Werk zu betrachten, war
zufrieden, drehte mich kurz um und stand am ungesicherten Rand. Nur ein kurzer
Schritt weiter rückwärts, ich wäre in den Abgrund gestürzt. Immer wieder tun sich Abgründe vor uns auf,
nicht immer so deutlich, nicht immer haben wir den Tod so nah vor Augen, meist
weigern wir uns in den Abgrund zu schauen, der uns umgibt oder in uns wohnt,
uns belauert um uns hinunter zu ziehen in die Tiefen des Lebens, in die Sucht,
die Leidenschaft, die Begierde, die so genannte „Liebe“. Gerade die
Liebesheirat gebiert häufig häusliche Gewalt, wenn aus Liebe Hass wird tun sich
Abgründe auf. Immer wieder hört man von hilflosen Männern die von gewalttätigen
Frauen misshandelt werden. Oft wird aus nichtigem Anlass, hier und da ein
außerehelicher Verkehr, gar der Penis abgeschnitten, für den betreffenden Mann
war dann Sex der Lebensabschnitt vor dem Abschnitt. Misshandelte Frauen
schneiden da häufig besser ab, sie gehen in ein Frauenhaus und lernen dort die
Frau ihres Lebens kennen. Tatsächlich darf man den Ernst des Lebens nicht zu
ernst nehmen, jeder Abgrund hat seinen Grund. Es gibt gute Gründe, Abgründe als
Chance zu begreifen, mitunter werfen Gutmenschen eine Strickleiter herunter,
gerade dann wenn der Strick der einzige Ausweg zu sein scheint. Es scheint als
hätte ich zu tief in den Abgrund oder ins Glas geschaut, derartige Gedanken
zeigen das abgründige meiner Persönlichkeit auf.
DER RASSIST
Falls hier
und da der Eindruck entstanden sein sollte dass ich mich über andere Menschen
lustig mache, sage ich mit Entschiedenheit nein, da ist bei mir „Schluss mit
lustig“. Ich bin Altruist, respektiere jeden Menschen, bin stets bemüht den
Anderen zu verstehen; „Alles verstehen heißt alles verzeihen“. Unverzeihlich
war ein völlig misslungener Scherz der mich noch heute belastet, meine Neigung
zur „Verkehrtsprache“ der Ironie, wurde mir zum
Verhängnis. Bei einer Musikproduktion war es sehr spät geworden, ich hatte
Nachtdienst und besorgte den Musikern Bier aus dem Automaten, die Kantine war
längst geschlossen. Natürlich hatte auch ich schon einige Biere getrunken und
glaubte mit den Musikern in „ihrer Sprache“, ebenfalls ironisch, reden zu
können. Ich bewunderte und beneidete sie um ihr Können, niemals wäre mir eine
Beleidigung in den Sinn gekommen. Jede Form von Rassismus lehne ich ab aber ich
war betrunken und sagte das Gegenteil dessen was ich meinte. Unser Drummer, ein
Afroamerikaner fand meinen „Scherz“ absolut nicht komisch, ich sagte: „Schwarze
können wir hier nicht brauchen“. Trunkenheit und Ironie, eine verhängnisvolle
Mischung. In dieser Nacht steckte der Schlagzeuger die handfeste Beleidigung
weg, sagte mir aber später: „Sie haben mir einmal sehr weh getan“. Mir tut es
noch heute weh, obwohl ich mich reumütig entschuldigt und eine Erklärung für
meine ironische Fehlleistung versucht hatte. Er hatte versucht zu verstehen und
zu verzeihen, „Alles verstehen heißt alles verzeihen“. Leider hatte auch mein
bester Freund Wolfgang, wir standen uns sehr nahe und jeder kannte den anderen,
mir einmal nachgesagt, ich könne sehr verletzend sein. Was sagt uns das? Wir
verletzen unsere besten Freunde ohne es zu wollen, ohne es zu bemerken, wir
halten uns für unschuldig: „Wir sind die Guten“, wie ist das möglich? Im Leben
geht es nicht ohne Verletzungen ab, wer viel redet, „Redet auch viel Scheiß“.
Wer wie ich, Ironie und Sarkasmus als Kunst pflegt muss zwangsläufig verletzen,
es gibt keinen Witz ohne Schadenfreude. Gern würde ich an dieser Stelle den
verdammt guten Witz vom Neger der einen kleinen Affen auf der Schulter trägt
erzählen aber der ist leider rassistisch.
RÜCKBLENDE ZWEI
Wir trugen
sie zu Grabe sie war tot, keuchte jedoch von der Anstrengung die ihrem Tod
vorausgegangen war bevor sie sich niedergelegt hatte. Zu dramatischer Musik
schritten vier junge Männer von eine Anhöhe herab, die vergiftete Julia lag
schwer atmend auf ihrer Bahre die auf unseren Schultern ruhte. Wir waren vier
Pagen die zu der wunderbaren Musik von Prokofiev die Ballerina Galina Ulanova
über die Bühne trugen. Wir hatten die Ehre der Mitwirkung am Gastspiel des
Bolschoi Theaters im Friedrichstadt Palast. Mein Freund Bodo als Solotänzer in
Trier engagiert, saß im Publikum. Nach Trier hatte er mich schon einmal
eingeladen als man noch ungehindert ausreisen konnte. Ich ging ins Kino wenn er
arbeiten musste, an freien Abenden tranken wir ein Glas Wein oder zwei,
zusammen mit seiner Vermieterin. Ich schlief auf der Couch und fand sogar bei
Nacht den Weg zum Klo. Er machte Urlaub in Berlin, wir gingen zu weiteren
Ballettabenden, ins Kino und in die Kneipe. Damals mussten wir uns die Filme
noch nicht „schön saufen“ es genügte wenn wir nach dem Film „etwas tranken“.
Wir waren enge Freunde, ich vermisste ihn als er nach Trier zurück ging. Es gab
kein Fernsehen man ging ins Kino, es gab kein Handy man schrieb Briefe, es gab
keinen Sex man onanierte. Wolfgang war schwul, er fand Partner. Ich war
schüchtern fand kein Mädchen bis Annemarie mich fand. Es gab am Theater und
beim Film viele Männer die mich umwarben, aber ich träumte von schlanken
Ballettmädchen und aparten französischen Filmstars wie Anouk
Aimee. Amerikanische Busenstars kamen in meinen
feuchten Träumen nicht vor, gefallen hat mir dagegen die Kritik an einem
Western; „Der Busen von Jane Russel hängt über dem Film wie eine Gewitterwolke
über einer Sommerlandschaft“. Bodo liebte Jean Marais,
wir liebten die Filme von Cocteau, wir liebten das Kino. Er stand als Solist
auf der Bühne, kam nie wieder nach Berlin, ich hatte einen Freund
verloren.
Mein
Freund Herbert der spätere Musiker begleitete mich oft in die „Badewanne“, ein
Jazzkeller in Westberlin. Wir waren jugendliche Jazzfans ohne Geld, mussten
jeden Pfennig umdrehen, tranken Alkohol aus mitgebrachten Taschenflaschen,
waren arm dran. Ich wollte singen, konnte der Band keinen Drink kaufen aber man
hatte „Ein Herz für Kinder“ ich durfte singen; „Lady be
good“ in der Version von Ella Fitzgerald. Ohne Scheu
und ohne Englischkenntnisse sang ich den unbekannten Text, begann aber sofort
mit einem eigenen Scat-Gesang, der keinen Text
benötigt, man kann frei improvisieren. Das konnte ich recht gut, hatte das
Feeling und hielt es für ausreichend. So bekam ich sogar manches anerkennende
Lächeln und wohlmeinenden Applaus. Aus heutiger Sicht ein Jugendsünde, ich
würde es nicht wiederholen wollen. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung von
Musik, nach dem Motto: „Singen kann ja jeder“.
Herbert studierte später Musik, ich verdanke ihm viel.
DIE TRAUMFRAU
Wir
waren beide nackt, Sie sprach mich in der City-Sauna an, einer großen Anlage
mit einem warmen Schwimmbecken in dem ich seit Jahren täglich schwimme. Sie war
schlank, hatte einen jungfräulichen Busen, eine tolle Figur, ein gewinnendes
Lächeln, natürlichen Charme und einen leichten Akzent. Sie nahm mich mit in
ihre billige Wohnung und fragte mich beim Aufschließen der Tür ob ich
vielleicht ein Frauenmörder wäre. Natürlich, sagte ich, willst du mein Messer
sehen? Nach dem Verkehr durfte ich nach Hause gehen, ich rufe dich an, sagte
sie. Es war klar wer hier das Sagen hatte. Was sollte ich sagen, mir blieb die
Spucke weg, wie der Berliner sagt. Paulina war Altenpflegerin, ich war sozusagen
ein Pflegefall, oft pflegte sie mich bis zur Erschöpfung. Eine reife Frau mit
dem Körper eines jungen Mädchens, in keiner Weise prüde, kein Typ der heiraten
und Kinder haben will, ein Volltreffer in der Lotterie der Liebe. Sie
besichtigte meine Wohnung, wollte bei mir einziehen, wieder einmal war Peter
der „Hans im Glück“. Ein kurzes Glück, schon bald sprach sie von ihrem längst
gebuchten Urlaub nach Spanien den sie in Kürze antreten wollte. Sie führte
Regie, ich hatte kein Mitspracherecht, mir drohte Entzug. Zwei Arbeitskollegen,
ein Mann und eine Frau begleiteten sie, alles war seit langem geplant, ich war
allein. Es gab ein Paar Postkarten mit „Liebesversprechen“, ich fürchtete eine
Beziehung zu ihrem Kollegen. Mich rief die Pflicht zu einer kurzen Dienstreise
nach London, das englische Pfund war gerade im Keller, ich kaufte unzählige
Geschenke für meine neue Liebe, schwärmte meinem Kollegen von ihr vor, zeigte
ihm ein Aktfoto, das war alles was ich von ihr hatte. Zurück in Berlin, wartete
ich sehnsüchtig auf weitere Post, ihr Urlaub war noch nicht beendet. Endlich
rief sie mich an und kam zu mir. In der Diele riss sie sich die Kleider vom
Leibe und warf sie im großen Bogen hinter sich. Sie führte ihren nackten
schlanken Körper in meiner Wohnung spazieren, warf sich im Schlafzimmer auf das
Doppelbett und wollte meine Geschenke sehen. Eine Wildlederjacke, eine
Handtasche usw. Sie begutachtete alles mit Interesse und zog mir dann den Boden
unter den Füßen weg. „Ach du bist so ein lieber Mann, und ich bin so ein
Schwein. Ich habe mich im Urlaub in einen Mann aus Bonn verliebt, er besitzt
dort ein Haus im Grünen, ich will zu ihm und mir das mal ansehen“. Sie verließ
mich ohne die Geschenke mitzunehmen, ich ließ sie gehen und brach weinend
zusammen.
AM ENDE
Es folgte
ein tränenreiches Wochenende, ein verzweifelter Arbeitstag mit anschließendem
Englisch-Kurs, den ich mit unbewegtem Gesicht und sprachlos bewältigte. Weder
der Lehrer noch die Mitschüler redeten mit mir, man sah mir den desolaten
Zustand an. Kaum war der Kurs beendet verließ ich fluchtartig den Raum und
brach erneut in Tränen aus. Weinend lief ich ziellos durch die Straßen, rief
dann aus einer Telefonzelle eine Nothilfe an, ich war am Ende. Nach zahllosen
Arztbesuchen landete ich bei einer Gesprächstherapie für Alkoholiker, die ich
viele Monate in Anspruch nahm. Das abendliche Bier war mein letzter Halt, wider
Erwarten drohte mir kein Entzug, es ging um meine Depressionen und deren
Ursache. Warum suchte ich verzweifelt meinen inneren Frieden in einer
Partnerschaft, warum glaubte ich nicht allein sein zu können? Ich habe mich nie
für einen Masochisten gehalten, akzeptierte aber häufig die Unterwerfung aus
sexuellen Motiven. Ist man ein Masochist wenn man Frauen nachgibt oder tun das
nicht alle Männer um ihre Ruhe zu haben? Meine Therapeutin baute mich auf, nahm
mir das tief sitzende Gefühl von Minderwertigkeit, lobte Mut und Ausdauer bei
der Bekämpfung meiner unheilbaren Krankheit, die ich nie missbraucht hatte um
über eine Krankschrift der Arbeit fern zu bleiben. Sie redete mir die
„Faulheit“ aus die andere mir eingeredet hatten; Wo sind sie denn faul, ich
kann bei ihnen keine Faulheit entdecken.
DIE WANDLUNG
Langsam
gewann ich meine Selbstachtung zurück, war auch an dienstfreien Tagen nicht nur
mir selbst ausgeliefert, lernte beim selbst auferlegten „Pflichtschwimmen“
viele neue Leute kennen, gewann Freunde die mir meine Depressionen nicht
ansahen. Ich war gelöst und heiter, erzählte Witze, meine Stimmung stieg wenn
ich als „Entertainer“ Erfolg hatte. Viele hielten mich gar für eine Frohnatur,
die lagen leider falsch. Ohne Publikum wich sofort die Luft aus dem Ballon, ich
war ein trauriger Clown. „Schwerlebig“ hatte mich
meine Exfrau Roswita einmal genannt, ein neues Wort für ein altes Leiden, treffender
als das bekannte „Schwermut“, das wohl den Mangel an Lebensmut benennen will.
Meine Therapeutin machte mir Mut, mein Job machte mir Freude, mein Bier machte
einsame Fernsehabende erträglich. Bei guten Filmen trank ich weniger, schlechte
musste ich mir „schön saufen“. Bei „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergmann,
trank ich weniger. Natürlich ist ein so deprimierendes Meisterwerk nicht
geeignet einem wie mir die Schwermut zu nehmen, doch nie ließ ich es mir nehmen
„Das Elend der Liebe“ zu erforschen. „Jugend forscht“. Forsch wie ein junger
Forscher versuchte ich das „Rätsel Frau“ zu enträtseln welches damals in den
Köpfen der Männer sein Unwesen trieb. Wie sollte mir das gelingen, konnte ich
doch kaum ein Kreuzworträtsel lösen. Die Liebe hielt ich noch immer für eine
„Himmelsmacht“, ich war ein Opfer der allgegenwärtigen „Liebespropaganda“, wie
sie durch Bücher Filme und Schlager verbreitet wird, eine Gehirnwäsche übelster
Art, sie sollte meiner Genesung weiter im Wege stehen.
COMEBACK
Kaum hatte
ich die tiefe Krise überstanden, rief Paulina aus Bonn an, wo sie glücklich und
zufrieden im Hause des Mannes lebte, der
ihr „Herz erobert hatte“. Hatte sie ein Herz? Ich erwähnte meinen
Zusammenbruch, sie schüttelte ihn ab wie ein Hund die Regentropfen, sie sei nicht
verantwortlich für die Torheiten der Männer. Unbekümmert sagte sie einen Besuch
in Berlin an, wollte mich in meinem Schwimmbad treffen. War ich stabil genug
eine solche Provokation zu verkraften, aber war Sie nicht das geeignete Objekt
für meine Untersuchungen zum Rätsel des Weibes? Eine einmalige Gelegenheit
Licht in das Dunkel der weiblichen Psyche zu bringen, eine Chance einen
Geschlechtsverkehr zu erhaschen, einen Körper den ich begehrte zu umfangen, zu
durchdringen, ohne Schaden anzurichten. Paulina hatte sich sterilisieren
lassen, sie wollte keine Kinder. Ich wollte Paulina, wollte mein früheres
„Eigentum“ zurück welches mir entwendet worden war, von einem Hausbesitzer in
Bonn. Ich besaß nichts als einen deformierten Körper und ein ausgehungertes Steiftier,
und doch bot Sie sich mir an, ich hatte Glück im Unglück.
DIE NACKTE
WAHRHEIT
Nackt
standen wir uns gegenüber, sie umarmte und küsste mich flüchtig, meine Angst
ließ keine Erektion zu, drohte mir eine neue Impotenz? Ich gab ihr Geld um
einen Bademantel zu leihen, wahrscheinlich würde ich später auch für den
Liebesakt zahlen müssen, sie hatte ja nie Geld. Im Restaurant erzählte sie mir
von Bonn und ihrem neuen Leben, ihr Hausbesitzer hätte Geld, er wäre nicht
kleinlich, es ginge ihr gut, sie fühle sich wohl dort, müsse aber mal raus und
wollte mich wiedersehen. Unter meinem Bademantel zuckte es als sie meine Hand
streichelte. Die Affäre war nicht beendet, sie fing gerade neu an. Wir fuhren
mit dem Bus zu mir, Paulina feilte und polierte ihre Nägel während der Fahrt,
amüsierte sich über alte Weiber die missbilligend ihr Treiben beobachteten und
kommentierten; Das ist aber eine feine Dame, die pflegt ihre Nägel im Bus. Sie
liebte die Provokation, genoss die Konfrontation, zeigte unverhohlene Freude an
der Situation. In meiner Wohnung machte sie sich animalisch über den Schinken
her, den sie mit den Fingern aus dem Verpackungspapier fischte und genießerisch
zu Munde führte, während sie bereits nackt auf meinem Sofa saß. Ich fiel über
Sie her und nahm was mir geboten wurde.
LOVE FOR
SALE
Auch Sie
nahm was ihr geboten wurde, die Situation war geklärt, ich war ein Sextourist
auf Heimaturlaub, ich hatte zu zahlen. Wenn man zahlt ist man dem „Rätsel Frau“
ein wenig näher gekommen, hat eines ihrer Geheimnisse gelüftet. „Jede Frau hat
ein kleines Geheimnis“ Deutsches Liedgut. Lied gut, Buch und Regie auch gut,
alles in allem eine gelungene Inszenierung, Sie war eine Domina ohne Peitsche.
„Wenn du zum Weibe gehst vergiss die Peitsche nicht“ Nietzsche. Früher mussten
die Masochisten ihre Peitsche noch selbst mitbringen. Paulina war frei
schaffend, frei anschaffend könnte man sagen, sie betrieb kein teures Sado/Maso-Studio, arbeitete nur
wenn sie Lust dazu hatte, aber das durchschaute ich damals noch nicht, ich trug
ja die ominöse rosarote Brille welche die klare Sicht nimmt und das Sexobjekt
als ein Wunder der Schöpfung in FULL HD zeigt.
Naiv wie ich war, hatte ich sie für eine emanzipierte Frau gehalten, die
keinem gehörte und sich wie selbstverständlich jede nur denkbare Freiheit nahm,
war sie das etwa nicht? Sie hatte einen Beruf, ging einer Arbeit nach, hatte
Abitur, war belesen, sprach von Sartre und Simone de Beauvoir, hatte „Das
andere Geschlecht“ gelesen, schwärmte davon.
SPÄTE ERKENNTNIS
Erst jetzt
im Alter von siebenundachtzig Jahren, wo ich das niederschreibe wird mir
bewusst das Paulina die Rolle der Domina spielte und damit bei mir Erfolg
hatte. Aber irgendwas stimmte nicht, ich bettelte nicht um Erniedrigung und
Peitschenhiebe, ich litt an einer anderen Krankheit ich war Harmoniesüchtig,
wie passte das zusammen? Können Sacher-Masoch und Marquis de Sade miteinander
harmonisieren? Folgt dem Kampf der
Geschlechter nicht immer die Harmonie der Versöhnung? Ist in der Ehe nicht
immer einer dominant, der andere leidend und duldend? Ist Sado/Maso nicht gar die Grundbedingung für Liebe und Sex? Ist
das Penetrieren nicht immer ein Angriff der von der unterlegenen Frau häufig
als schmerzhaft empfunden wird? Die Domina dreht den Spieß um und spießt den
Mann auf. Sie kennt seine Schwachstellen und stößt erbarmungslos zu. Am
Treffsichersten ist die sexuelle Aufreizung verbunden mit der Verweigerung,
aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Nur einmal wurde Paulina dem Bild der
Domina wirklich gerecht, sie fragte mich ob ich Lust hätte sie oral zu
befriedigen. Ich tat ihr den Gefallen erregte sofort ihr Missfallen, sie schlug
mir die geballte Faust in die Nieren und rief: Das machst du schlecht, hör auf!
Ich parierte aufs Wort, war ein braver Hund und ließ irritiert von ihr ab. Das
Wort Domina kam mir dabei nicht in den Sinn, das brachte ich nur mit Leder und
Peitsche in Verbindung. Ich nahm diese Ungeheuerlichkeit gleichgültig hin,
jeder Macho hätte ihr die Fresse poliert und sie brutal vergewaltigt. Ich war
das Gegenteil von einem Macho, deswegen war sie bei mir. Ich reagierte
verwundert, kannte solche „Schlagfertigkeit“ von Frauen nicht, der Test war
negativ verlaufen: „Kunde reagiert nicht auf Schläge“. Es ging also um Harmonie
und deren Verweigerung, vorgespielter Idylle bei Schinken ohne Messer und Gabel
im Wechsel mit Messerstichen und Angriffen mit der Mistgabel. Verwirrt und
verwundert reagierte ich auf die seltsamen, unverständlichen Ausbrüche dieser
ungewöhnlichen Frau, eine aparte Person die ihren tadellosen Körper bevorzugt
nackt präsentierte, immer hektisch immer in Bewegung; Harmonie und Sadismus im
Schnelldurchlauf. Sie kam und ging wie sie wollte, immer wenn ich bei ihr kam
wollte ich das scheinbare Glück festhalten fand jedoch keinen Halt.
DAS RÄTSEL
Das Spiel
ging weiter, Sie lebte in Bonn an der Seite eines geduldigen Mannes der duldete
und gewähren ließ. Eine Frau ohne Gewähr. Mir gewährte Sie Zugang bis zum
Abgang, der gefahrlos in ihrem Schoß erfolgte. Keine Pille kein Kondom keine
Kinder keine Alimente keine Scheidung, eine Scheide ohne Risiko. Sollte man da
nicht ein wenig Herrschsucht und Sadismus in Kauf nehmen und die Katze am Sack
kaufen? Eine gefährliche Wildkatze die ich da am Sack hatte, Schmerzhaft
krallten sich ihre Vorderpfoten in den faltigen Anhang während ihre vorwitzige
Zunge den „Stahlhelm“ erkundete. „Jessus der Pänis“ rief Sie erschrocken wenn der Fremdkörper sich
Einlass verschaffte. Eine Erfindung des Satans, Gott hatte da andere Pläne, er
experimentierte mit Rippen als der Teufel ihm
ins Handwerk pfuschte. Paulina verstand ihr Handwerk aber ihre Besuche
waren kurz und ich werkelte wieder mit der Hand. „Heute Nacht oder nie“
Deutsches Liedgut. „Heute Nacht Onanie“. Nachdichtung. Paulina kam regelmäßig,
sie brauchte Abwechslung und Geld. Sie liebte Berlin, ich liebte Sie. Wir
gingen ins Theater, sahen das Musical: My fair Lady,
Sie war begeistert und dankbar, konnte sich überschwänglich freuen. Hatte Sie
ein Hoch, war sie manisch depressiv? Sie hatte Phasen in denen sie alle ihre
teuren Kleider verschenkte und das Geld aus dem Fenster warf. Es ging nicht um
das Rätsel Frau, es ging um das Rätsel Paulina. Während ich das schreibe reift
der Gedanke meine „Bibel“: „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann erneut in
die Hand zu nehmen, ein Geschenk meiner Schwester Mona, das wichtigste Buch
meines Lebens. Schizoide, depressive, zwanghafte und hysterische Strukturen
werden anschaulich geschildert, ich fand mich dort ausführlich beschrieben, es
öffnete mir die Augen über mich selbst. Ich hoffe auch Paulina dort zu finden,
der Autor kennt alle Verrückten und kann sie beschreiben. Ich wiederhole mich,
hatte das Buch am Anfang schon einmal erwähnt ohne den Autor zu nennen, die Erkenntnisse die ich daraus
gewonnen habe sind mir wichtig. Paulina
war nicht dumm, eines hatte sie klar erkannt; „Man muss die Männer schlecht
behandeln“. Deutsches Liedgut. Sie machte ihre Sache gut, behandelte mich
schlecht, so gut bin ich nie wieder schlecht behandelt worden.
DAS SPIEL
Kurz vor
der Kasse sah ich das Sonderangebot, brachte die Zahnpasta zurück und nahm zwei
billigere Tuben der gleichen Sorte vom Billigtisch. Erzählte es Paulina, die
gerade in meiner Wohnung angekommen war und erlebte einen Anfall von Tobsucht;
Du bist zu blöd zum Einkaufen, der ermäßigte Preis gilt einheitlich, egal wo
der Artikel liegt. Dabei schleuderte sie die Tuben im hohen Bogen durch meine
Küche, trampelte wie ein unartiges Kind mit den Füßen, ihr hübsches Gesicht war
krankhaft verzerrt, sie war außer sich vor Verachtung für den erbärmlichen
Wicht der ihren Besuch nicht wert war. Wie immer war ich sprachlos, stand da
wie ein begossener Pudel, meine Herrin hatte mit der Peitsche geknallt. Devot
und voller Angst hob ich die Zahnpasta vom Boden auf und sagte: Welcome to my house.
Sie war der Dompteur, ich war „Der dressierte Mann“, hier durften keine
Irrtümer aufkommen, einer muss immer das Sagen haben. Eine elegante gut
gekleidete Frau die kaum Make up,
dafür aber die Männer benutzte wie der Bauer die Nutztiere. Nach der Peitsche
wurde wieder Zuckerbrot gereicht, ich durfte sie entkleiden und ihren nackten
Körper abküssen. „Venus im Pelz“ ohne Pelz. Ich habe diesen Roman von
Sacher-Masoch nie gelesen, ich durfte ihn erleben. Paulina war wie eine Figur
aus einem Buch, ich war auserwählt, stand ganz oben auf ihrer Liste, solange
ich mitspielte ging das Spiel weiter. Im Fernsehen jagte ein Löwe eine
Antilope, es gelang ihr ihn abzuschütteln, ich atmete auf. Die Löwin sah zu
griff aber nicht ein. Ohne jedes Mitleid mit dem Opfer kritisierte Paulina das
Weibchen; Warum hilft sie ihm nicht, warum lassen sie die Beute entkommen? Ich
war die Beute, Paulina ließ mich nicht entkommen, eine Löwin ohne Mitleid. Sie
spielte mit mir wie die Katze mit der Maus, wenn es langweilig wird beißt man ihr
den Kopf ab. Natürlich ist ein Mann ohne Kopf keine Option, dieser Vergleich
hinkt. Ich hinkte der Wahrheit hinterher, ein hilfloser Helfer der den armen
Frauen helfen will ohne sich selbst helfen zu können. Ich brauchte Hilfe zur
Selbsthilfe, war zu schwach dem grausamen Spiel ein Ende zu machen.
Andererseits, war nicht alles nur ein Spiel? Ich kaufte mir das Buch: „Spiele
der Erwachsenen“ fand mich aber dort nicht wieder. Besser ein Scheiß-Spiel als
gar kein Spiel, ich hatte ja nie gute Karten.
DER TRAUM
Ihre
Besuche waren kurz aber nie langweilig, oft holte ich sie am Bahnhof Zoo vom
Zug ab, gemeinsam gingen wir in die City Sauna wo wir uns kennen gelernt
hatten, sie sparte dann den teuren Eintrittspreis, Peter zahlte alles. Ich
begehrte sie wie am ersten Tag, die Nacktheit war ihr kostbarstes „
Kleidungsstück“ sie war die schönste Nackte in dieser Sauna und sie „gehörte“
mir. Tatsächlich gehörte sie keinem und allen, das sollte ich sehr schnell zu
spüren bekommen. Unglücklicherweise traf sie einen alten Bekannten, das
Wiedersehen verlief freudig und herzlich. Ein älterer Mann, offenbar ein
Stammgast den ich jedoch nicht kannte, lief mir den Rang ab. Ich war eindeutig
abgemeldet, eine alte Beziehung wurde gerade erneuert. Meine schöne Nackte saß
neben ihrem nackten alten Freund im warmen Becken, zwei Vertraute die sich
vertrauten. Mir platzte der Kragen, ich meldete Rechte an die ich nicht hatte,
hatte aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Lautstark wurde ich von ihr
abgekanzelt, niemand hätte ihr Vorschriften zu machen, sie wäre nicht mein
Eigentum. Damit war ihr Besuch bei mir für heute beendet, ich hatte meine
Befugnisse überschritten und wurde in meine Grenzen verwiesen, dumm gelaufen.
Ein Wechselbad der Gefühle, was hatte ich falsch gemacht, machte ich überhaupt
je etwas richtig? In dieser Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum; Paulina
ritt unbekleidet auf einem Löwen durch die Manege, der Dompteur knallte mit der
Peitsche, schreckhaft zuckte das Raubtier zusammen und warf die Reiterin ab.
Ich trat als Clown mit einem umgehängten Bauchladen auf und verkaufte Zahnpasta
an das Zirkuspublikum. Wie ein braver Hund legte sich der Löwe in den Sand der
Manege und zeigte sein mächtiges Gebiss. Das Gähnen war ansteckend auch die
Frau öffnete den Mund, sie kniete am Boden und beobachtete den Dompteur. Der
hatte die Peitsche abgelegt und sich aus meinem Bauchladen bedient. Das Tier
kroch von hinten an Paulina heran und leckte ihre Fußsohlen. Der Dompteur
näherte sich ihr von vorn, eine große Tube Zahnpasta trug er wie einen Phallus
vor sich her und berührte damit ihren Mund. Langsam presste der Mann den Inhalt
der Tube auf ihr Antlitz, bedeckte es über und über mit Zahncreme, sie duldete
es mit geschlossenen Augen. Langsam erhob sich der Löwe, der Dompteur gab ihm
ein Zeichen, zeigte in meine Richtung. Das mächtige Tier zerschmetterte mit
einem Prankenhieb meinen Bauchladen und biss mir den Kopf ab. Ich erwachte in
Schweiß gebadet, tastete mit beiden Händen nach meinem Kopf, er war noch da.
Ein schrecklicher Alptraum den ich nicht zu deuten wusste. Paulina hatte ich
wohl für immer verloren, meinen Kopf jedoch nicht.
Sie
meldete sich nicht, ich schien erlöst zu sein, besser ein Ende mit Schrecken
als ein Schrecken ohne Ende. Einige Wochen später traf ich in der City-Sauna
den Bekannten meiner Bekannten wieder und bat um ein Gespräch. Er fragte; Ein
Duell auf schwere Säbel? Ich setzte mich zu ihm in das warme Becken, ein
Gespräch von Mann zu Mann. Er war verheiratet, Paulina war eine willkommene
Gespielin für einsame Ehemänner, kannte kein Tabu, brauchte immer Geld, es war
wie ich vermutet hatte. Er verstand meine Abhängigkeit von dieser Frau nicht,
redete mir gut zu, andere Mütter haben auch noch schöne Töchter und so weiter,
das half mir nicht weiter. Wie soll man etwas Unerklärliches erklären, warum
war Paula so wie sie war, warum war ich so ein Idiot?
Hier in
der City-Sauna hatte es angefangen, Paulina hatte es begonnen und beendet, sie
nahm Geld aber sie war nicht käuflich. Mit der Eintrittskarte hatte ich Sie nicht
gekauft, wer Frauen umwirbt hat „Werbungskosten“. Hier war der Schuss nach
hinten los gegangen, ich hatte mein Sexobjekt der Konkurrenz zugeführt, eine
Abwerbung erst ermöglicht. „Nichts ist unmöglich, Toyota“. Frauen die sich
verkaufen kauft man nicht, man zahlt lediglich eine Leihgebühr und muss das
Objekt schnellstens an den Besitzer (Zuhälter) zurückgeben. Paulina war keine
Prostituierte, sie wechselte lediglich die Männer öfter als beispielsweise eine
Ehefrau. Einen Besitzer gab es nicht, sie war als Dame ihr eigener Herr. Eine
Ehefrau gehört ihrem Mann, er ist der rechtmäßige „Besitzer“. „Diese Frau
gehört mir“ Western mit Barbara Stanwyck. Sie trägt
sein „Brandzeichen“, ein goldenes Ringlein, eine beachtliche Investition bei
den herrschenden Goldpreisen, Doch der Ring ist nur die Spitze des Eisbechers
(auch Speiseeis wird inzwischen zu Höchstpreisen gehandelt) er ist nur das
Symbol für unvorstellbare Summen über endlose Jahre. So gesehen war Paulina ein
preiswertes Sonderangebot, eine Leihgattin ohne weitere Verpflichtungen
gewesen. Hätte ich nicht wie ein eifersüchtiger Ehemann das Maul aufgerissen,
wäre sie vermutlich wie geplant in meiner Wohnung gelandet und hätte dort ihre
Dominanz zelebriert.
DAS LEBEN
IST HART
Im Lied
heißt es; „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“, für Paulina hieß es; „Ich hab
noch einen Peter in Berlin“, das würde wohl so bleiben. Wie immer sprach sie
nie über die Vergangenheit, sie rief mich an und nahm ihren Platz in meinem
Leben wieder ein. Wäre es denkbar dass sie älter und ruhiger werden könnte,
würde der Mann in Bonn sie endlos ertragen können und wollen? Paulina trank
nicht, wie die meisten Frauen versuchte auch sie mir den Stoff zu verbieten, doch an dieser Stelle endete
die Macht die sie über mich hatte. König Alkohol war mein Gebieter sie befand
sich auf seinem Gebiet. Eines Abends als wir in „vollendeter Harmonie“ vor dem
Fernseher saßen musste ich mich zwischen meiner Erzieherin und meinem „besten
Freund“ entscheiden. Das Plätschern meines Bieres wenn es aus der Flasche ins
Glas geschüttet wurde war meiner holden Besucherin unerträglich. Im gewohnten
Befehlston wurde mir ihr Missfallen kund getan, das sollte gefälligst aufhören.
„Aufhören“ ist ein Fremdwort für den Abhängigen, der sonst so duldsame Diener seiner
Herrin verbat sich jede Einmischung in seine Trinkgewohnheiten; Dies ist meine
Wohnung, du bist hier nur zu Gast und kannst gehen wenn mein Bier dich stört.
An diesem Abend ging sie nicht, es ging wohl kein Zug mehr nach Bonn, es ging
also auch anders. Ganz anders ging die Affäre weiter als sie mir anbot mit ihr
Urlaub in Afrika zu machen; Ich fliege mit Neckermann nach Senegal, kommst du
mit? Wir flogen getrennt, ich war unruhig, würde das funktionieren oder würde
ich allein sein an einem Urlaubsort den ich nicht selbst gewählt hatte? Nach
der Landung entwendeten Kofferträger mein Gepäck, trugen es wenige Meter zum
Transferbus und verlangten fünf D-Mark. Jede noch so kleine Dienstleistung
kostete in diesem Lande fünf Mark, hier hatten sogar die Bettler feste Preise.
Wir trafen uns am Ort und bewohnten einen Bungalow im afrikanischen Stil. Ihr
Freund in Bonn mochte keine Fernreisen, er ließ sie ziehen; „Freiheit die ich
meine“. Sie hatte ihre Reise selbst bezahlt, ich war gut für Nebenkosten.
Paulina war schön wie nie, meine Reise hatte sich gelohnt, das ungleiche Paar
in Liebe vereint. Liebe ist: Wenn der eine Sie in Frieden ziehen lässt während
der andere sich auf Krieg vorbereitet. Es gab keinen Krieg, Paulina hatte
Urlaub und wollte ihn genießen. Tage in der Sonne, Nächte in der Bar, Sie war
gelöst und heiter, beliebt bei jedermann, eine schillernde Persönlichkeit mit
einem eher stillen Begleiter, ein gebückter Mann der gern Bier trank.
Angetrunken machte er sich über einen Gast lustig, der sich plump an eine gut
aussehende Frau mittleren Alters heran machte; „ Höre nicht auf ihn, das macht
er bei jeder.“ Der Mann nahm eine drohende Haltung ein und verbat sich jeden
Kommentar. „Willst du mir drohen, wer bist du denn?“ fragte der gebückte Peter
herausfordernd. Grimmig erhob sich der Fremde und schlug ihm das Bier aus der
Hand; „Ich bin wer, soll ich es dir beweisen?“ Meines Bieres beraubt verließ
mich der angetrunkene Mut, ich suchte das Weite. Später erfuhr ich wer der Mann
war, er gehörte zu einer Truppe von deutschen Zuhältern die in der Hotelbar
jede Nacht zum Tage machten und den Laden aufmischten. „Im Urlaub bist du nicht
allein, die Nachbarn könnten Schläger sein“. Paulina hatte davon nichts
mitbekommen, es hätte ihr gefallen mich gedemütigt zu sehen. Eines Nachmittags
lag ich unter ihr, ihre jungfräulichen Brüste schaukelten über meinem Gesicht,
ich griff nach ihnen während Paulina meinen Geschlecht masturbierte um es sich
einzuführen. Ich war ein hilfloser Käfer in Rückenlage, ein Gregor Samsa den man benutzen wollte. Von meiner Domina
eingeschüchtert lachte ich ein verlegenes Lachen weil sich keine rechte
Erektion einstellen wollte. Paulina herrschte mich an; „Der lacht“ rief sie
erbost. „Du musst dich konzentrieren, ich muss mich auch konzentrieren“. Mein
gekünsteltes Lachen wich der Einsicht in ihre Forderung, ich wurde ernst weil
es ernst wurde. Der Koitus ist eine ernste Sache, da hörte bei ihr der Spaß
auf. Zum Glück wuchs der Schlappschwanz doch noch zu einem brauchbaren
Steiftier heran, der Nachmittag war gerettet. Es sollte nicht mehr viele
solcher Nachmittage geben, ich war nur ein Reisebegleiter der alle Getränke und
Nebenkosten zahlte, das nützliche Anhängsel einer weltoffenen emanzipierten
Frau die von allen Zwängen befreit der Welt die Stirn bot und mich gelegentlich
in die Rückenlage drängte. Ich erinnerte Zeiten in denen ich Frauen diesen Part
zugewiesen hatte, “Wo Männer noch Männer sind“ mit Jerry Lewis und Dean Martin.
War ich überhaupt ein Mann, hatte nicht meine Ex mich eine alte Tunte genannt?
War ich nur ein altes Weib, gebückt, von Krankheit und Alter geplagt, das sich
jedoch mit ausgesucht schicken Hemden in den schönsten Farben schmückte wie
eine Tunte. Alle Frauen bewunderten meine Hemden, aber keine wollte mit mir
schlafen. Paulina wollte mit einem richtigen Kerl schlafen, hatte ein Auge auf
ein Prachtexemplar geworfen, ein deutscher Urlauber mit breiten Schultern und
kraftvoller Figur, dem sie sich am Strand an den Hals warf. Mich hatte sie
rechtzeitig zur Ordnung gerufen; „Komm mir da nicht in die Quere, ich will den
haben“. Eine Frau die weiß was sie will bekommt es natürlich auch, ich kniff
den Schwanz ein der andere führte ihn ein. Aber Paulina wäre nicht Paulina wenn
sie mich nicht noch obendrein mit Details bedacht hätte; „Das war wirklich toll
mit dem, er war so scharf auf meinen Körper, sein Penis war unwahrscheinlich hart, sowas habe
ich noch nie erlebt“. Ich kannte sie nun schon so lange aber sie setzte mich
immer wieder neu in Erstaunen, weil sie sich über jedes normale Benehmen hinweg
setzte, Dinge tat und sagte bei denen ich nie genau wusste woran ich bei ihr
war. War ich jetzt ihr Beichtvater, ihr engster Vertrauter, ein Freund oder
wollte sie mich einfach nur quälen? Immerhin wusste ich nun was sie erregte und
wen sie begehrte während ich sie begehrte. Ich wusste nichts über den Mann, war
er mit einer der anderen Frauen zusammen, hatte er heimlich mit Paulina
geschlafen, würden sie es wieder tun? Ihr Bericht hatte mich erregt, ich wollte
sie haben, sie wies mich unwillig ab, mein Penis war ihr wahrscheinlich nicht
hart genug. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, ich machte ihr ein Angebot in
harter Währung, sie war nicht käuflich aber bezahlbar. Ich zahlte bar und sie
übernahm kokett die Rolle der Prostituierten. Ich war in ihrem Verein ein
zahlendes Mitglied mit Glied, es drängte sich in ihren Schoß weil die Zeit
drängte, hart genug um sich durchzusetzen, nicht hart genug um einen
unvergesslichen Eindruck zu hinterlassen. Der Urlaub ging zu Ende, das Spiel
wiederholte sich nicht, ich hatte einen harten Gegner, das Leben ist hart wenn
der des Anderen härter ist.
ERINNERUNG
Ich saß in
der ersten Reihe, auf dem Podium vor mir die Berliner Philharmoniker, sie
erwarteten den Auftritt des Dirigenten. Herbert von Karajan trat auf, die
Streicher klopften Beifall mit dem Geigenbogen auf das Notenpult. Der Maestro
sprach kurz zu seinen Musikern, hob den Taktstock und der leere Konzertsaal war
erfüllt vom Klang des berühmten Orchesters. Es gab kein Publikum, ich war
allein man spielte nur für mich. Man übersah den Techniker in der ersten Reihe,
kein Konzertbesucher ein Mitarbeiter der Mikrofone gestellt und Kabel für eine
Aufnahme verlegt hatte. Die Teller der Bandmaschinen rotierten im Regieraum
hinter der Glaswand wo Toningenieur und Tonmeister am Regiepult die
Aufzeichnung überwachten. Bei
Unterbrechung der Aufnahme konnten sie mich auf das Podium schicken um
Mikrofone auszuwechseln, ich war im Dienst. Ich diente der Kunst, die Kunst
diente mir als Arbeitsplatz, mein „Fließband“ produzierte Musik, ich arbeitete
wenn es stand, wenn es lief hatte ich Pause. Meine Pausen waren purer
Kunstgenuss, ich liebte diesen Job.
Ich saß an
der Hammond-Orgel, hatte die Transportsicherung gelöst, die
Rotationslautsprecher angeschlossen das
Instrument über Trenntransformator an das Stromnetz angeschlossen gestartet und
spielbereit gemacht. Ich hatte den Transport aller notwendigen Instrumente,
Vibrafon, Schlagzeug, Konzertpauken in ein Tonstudio überwacht, unsere Big Band
spielte vor einer Leinwand Filmmusik ein, die Orgel war noch nicht an der
Reihe. Auf der Leinwand wiederholten sich die Szenen, noch wurde geprobt. Die
Musik war jazzig, gebannt lauschte ich den fetzigen Klängen bis der kurze
„Take“ endete. Statt der erwarteten Stille füllte der „fette“ Klang der Orgel
das Studio, alles blickte auf mich, ich lag mit beiden Armen auf der Tastatur
und wurde zur Zielscheibe eines riesigen Gelächters. Welch ein Glück dass ich
bei Karajan nicht an der Orgel gesessen hatte.
Ich saß
auf der Bühne im Sendesaal inmitten der BBC-Big Band, ein freundschaftlicher
Gegenbesuch aus London, das Konzert hatte begonnen. Im Verlauf sollte ich ein
Mikrofon umbauen wenn das Altsaxofon sein kurzes Solo hatte. Plötzlich war der
Bassverstärker defekt, ich saß direkt nebenan, trennte das Gerät vom Netz und
nahm Kontakt zu Technik-Kollegen auf, die einen neuen Verstärker heran
schafften, ich brachte ihn zum spielen, das Fundament der Band war gerettet.
Leider hatte ich meinen Umbau verpasst, der Toningenieur bekam das Solo nicht
auf die Aufnahme und konnte mir das nicht verzeihen, ich hatte versagt.
Die Angst
zu versagen plagte mich bei einem Jimmy Smith Konzert in der Deutschlandhalle,
der Mann war ein Star an der Hammond Orgel, das Instrument klotzig und schwer,
stand im Mittelpunkt des Konzertes, wir hatten es an den Veranstalter
verliehen, ich hatte den Transport überwacht und war für die Funktion
verantwortlich, ohne ein Fachmann zu sein. Ein hilfloser Helfer wenn das Ding
mal den Dienst versagte, was mitunter passierte. Wenn bei Studioaufnahmen ein
Instrument ausfällt behilft man sich mit dem Klavier oder einem anderen
Tasteninstrument, kein Problem. Hier Lag der Fall anders, die riesige Halle war
voller Fans die einen genialen Solisten an einem sehr speziellen Klangkörper
erleben wollten, die rotierenden Lautsprecher in ihren Boxen erzeugten den
unglaublichen Sound der sich größter Beliebtheit erfreute, diese Orgel musste
heute funktionieren oder ich war „ein toter Mann“. Meine Gage für Aufbau und
Anschluss war gering, das Risiko hoch. Ich tat was ich musste und konnte, jeder
Handgriff stimmte aber der Angstschweiß ersetzte die Sauna. Ich saß auf der
Holzbank, die in Kürze einen Weltstar tragen würde und startete das technische
Wunder, Langsam sprang der Motor an, ich sprach ein Gebet. Gott sei Dank wurde
es erhört, ich drückte einige Tasten nieder, da war er, der Hammond Sound.
Beifall brandete auf, Jimmy Smith setzte sich an die Orgel und griff in die
Tasten. Ich blieb in der Nähe der Bühne, war bereit die Orgel neu zu starten
wenn es notwendig werden sollte, gab mich der Musik hin und erinnerte mich an
das erste Konzert meiner Laufbahn. Hier am selben Ort hatte ich George Shearing erlebt und nach ihm viele andere berühmte Musiker,
immer beruflich, immer ohne Eintrittskarte. Ich lebte mein Hobby, ich bekam es
bezahlt. Hätte ich jedes Konzert meines Lebens an der Abendkasse bezahlen
müssen hätte es mich ein „Vermögen“ gekostet. Natürlich gab ich viel Geld für
Schallplatten aus, war vernarrt in Arrangeure wie Gil Evans, von dem ich eine
Platte mit Autogramm geschenkt bekam als ich bei den Jazz Tagen in der
Philharmonie die Band betreut hatte. Zum Geburtstag bekam ich von meiner
Schwester unerwartet eine Platte geschenkt die ich anfangs nicht mochte, später
aber zu lieben lernte: PORTUGESE SOUL mit der Thad
Jones/Mel Lewis-Big Band und dem Solisten Jimmy Smith an der Hammond B 3 Orgel.
Der Titel: AND I LOVE HER SO ist fest in meinem Kopf gespeichert, ich kenne das
Arrangement auswendig, kann alles mitsingen, eine geile Nummer. Viele geile
Nummern sind vergessen, ich erinnere kaum die Namen all der Frauen die ich fast
so liebte wie: AND I LOVE HER SO. Bevor es zu dem denkwürdigen Geschenk kam
musste meine kleine Schwester Mona sich viele meiner Platten anhören und fand
zu Glück Gefallen daran. Ich schleppte sie ins Kino und zu Jazzkonzerten mit
bezahlten Eintrittskarten, der Funk der CRUCADERS ließ auch bei ihr den Funken
überspringen. Bei solche Anlässen konnte ich mich immer mit einer bildhübschen
Begleiterin schmücken, sie trug ja kein Schild: ACHTUNG SCHWESTER an der
Kleidung. Als Schmalfilmer hatte ich die Idee mit ihr eine Version von DIE
SCHÖNE UND DAS BIEST drehen, die schöne Hauptdarstellerin hätte ich schon
mal gehabt. Ich selbst hätte gern das
Biest gespielt, doch dazu kam es nie. Das bahnbrechende Werk würde heute in
Fragmenten unter der der Überschrift: UNGEDREHTE MEISTERWERKE im Filmmuseum zu
sehen sein. Mir dreht sich der Kopf wenn ich denke was ich alles nicht gedreht
habe. Am Anfang habe ich jeden Pfennig umgedreht, später blieb alles ungedreht. Nach meiner Schwester hat sich jeder umgedreht,
die war ein Hingucker. Viele hatten ein Auge auf sie
geworfen ohne es jemals zurück zu bekommen, sie sammelte die Dinger wie DER
AUGENSAMMLER im Krimi von Sebastian Fitzek, aber das
führt jetzt zu weit. Vergessen sie diesen Unsinn, alle ihre Verehrer haben noch
beide Augen im Kopf, großes Indianer-Ehrenwort.
Ein Indianer kennt keinen Schmerz, sein Ehrenwort ist absolut
schmerzlos. Bei mir geht der Schmerz los sowie ich die Schmerztabletten absetze
oder mich ins Ausland absetze, doch davon später. „Früher oder später lesen
alle Leinitz Peter“. Meine Schwester und
ich, wir hatten mit der Gestaltung unseres weiteren Lebens zu tun; „Das Leben
ist Kampf“. Wir kämpften an verschiedenen Fronten, das Schlachtfeld ist kein
Streichelzoo. Mona hatte ein Kind bekommen, ein süßes Mädchen, es wurde zum
Teil von der Oma aus dem Osten betreut, wir hatten unsere Mutter in den Westen
geholt, ein denkwürdiger Tag als wir unsere schwerbeschädigte Mama an der
Sektorengrenze in Empfang nahmen. „Wenn du noch eine Mutter hast“, als
Taschenbuch für 3.95“ hatte sie selbst immer gern gewitzelt, immer ironisch,
nie ganz ernst zu nehmen. Vom Leben gezeichnet trat sie in ein neues Leben ein;
„LETS GO WEST“. Endlich war die ganze Familie im goldenen Westen angekommen wo
auch nicht alles Gold ist was glänzt. Hier wimmelte es von Goldgräbern die
bereits ihren Claim abgesteckt und mit dem richtigen Riecher eine goldene Nase
verdient hatten, mit der man den Gestank des Kapitalismus nicht mehr riechen
konnte; „Geld stinkt nicht“. Jeder wünschte sich eine solche Nase, sie wurde
zum Schönheitsideal der Armen. Man trug sie als Schmuck an der Halskette, am
Armband, am Ringfinger, später entwickelte sich daraus der Nasenring an dem die
Goldnasen ihre Tanzbären durch die Manege zogen, die nach ihrer Pfeife tanzen
mussten. „Immer der Nase nach“ sagten wir unserer Mutter und zeigten ihr die
kleine Wohnung, ein ehemaliges Ladengeschäft mit Blick auf eine triste Straße
in Schöneberg. Hier lebten „Stumpfnasen“ und Alkoholiker die das Trinken dem
Riechen vorzogen. Unsere Mutter erhielt ihre kleine Rente nun in „Westgeld“,
einer „Goldnasenwährung“ mit der man alles kaufen konnte außer einer goldenen
Nase.
LOS ANGELES
Immerhin
hatte ich es bis nach Amerika geschafft, dem Land der unbegrenzten
Unmöglichkeiten, hier war die goldene Nase einmal erfunden worden, unzählige
Filmstars hatten den Abdruck ihrer Nasen im Boden vor einem Filmtheater
hinterlassen, ihre schweineteuren Villen protzten hier selbstzufrieden vor sich
hin, „Das Gold der Sierra Madre“ und „Der Mann mit
dem goldenen Arm“ wurden hier gedreht. Hier drehte sich alles um Gold und Geld.
Viele drehten einen Film nach dem anderen andere drehten durch. Durch meine
Englischkenntnisse erhaschte ich das „Bonbon“ einer Dienstreise nach Amerika,
so etwas kommt bei kleinen Leuten nur einmal im Leben vor. Ein Träumer in der
Stadt seiner Träume, ein Filmfreak im Angesicht der Traumfabrik. Unsere
international besetzte Big Band besetzte für einige Tage eines der Theater mit
Proben für ein Gastkonzert mit deutschen Gesangssolisten. Beim Frühstück in
meinem Hotel lernte ich „Sunny side up“ (Spiegeleier) kennen, im Bookshop
kaufte ich das Onanie-Fachblatt: PLAYBOY, wurde von der Verkäuferin mit einer
Mischung aus Mitleid und Verachtung angesehen. Der Kunde konnte sich das Hotel
aber keine Frau leisten. Ich fühlte mich ertappt wie damals in Berlin als ich
mit einer schwarzen Plastiktüte einen Sexshop verließ. Ein weibliches Kind, etwa
12 Jahre alt, rief mir nach: „Na Opa, wieder Sauereien gekauft“. Es ließ sich
nicht verheimlichen, man sah mir den Selbstversorger an. Auch hier, wo das
ferne Amerika so nah war wie nie zuvor, erkannte man das Monster mit den
befleckten Händen, ein Versager der hinter verschlossenen Türen das unsagbare
tat, dem das höchste Glück dieser Erde versagt blieb. Vor dem Hotel überquerte
eine schlanke Schwarze die Straße, in hautengen Jeans, hohen Absätzen und
wippenden Brüsten, ein Sexobjekt für gehobene Ansprüche, so nah und doch so
fern. Mein Hosenwurm zuckte und wand sich in Qualen aber die Pflicht rief mich
zur Probe ins Theater. Die Pflicht ist eine gern benutzte Ausrede, auch ohne
sie hätte ich nie gewagt die schwarze Schönheit anzusprechen, gerade ihr ansprechendes
Aussehen hinderte mich sie anzusprechen. Ich war schüchtern und ängstlich, so
blieben mir am Ende nur die weißen Frauen im PLAYBOY. Wahrscheinlich würde ich
sterben ohne je eine schwarze Frau geliebt oder gar im PLAYBOY gesehen zu
haben, dachte ich damals. Viel „deutsche Amerikaner“ hatten unser Konzert
besucht, unser nächster Auftritt fand in einer deutschen Siedlung statt, auch
hier kamen unsere „Heimatklänge“ gut an. Für unser Team gab es Freibier ohne
Ende, das Gastspiel wurde gebührend begossen. Zwischen den Auftritten flogen
einige vom Team nach Las Vegas, das war mir leider nicht vergönnt, ich musste
arbeiten. Es blieb aber Zeit für die Universal Studios und Disneyland. Privat
arbeitete ich mit einer Super 8 Kamera und filmte alles was mir vor die Linse
kam. Ein Ossi in Amerika, aber auch ein stark gebeugter „Bechterew“,
ich war entsetzt als ich mich später auf der Leinwand sah. Ich sah Graumanns Chinese Theater, die
Abdrücke der Stars, die Sterne mit den berühmten Namen am Straßenboden, ich sah
und ich filmte, ein filmender Fan in einer Stadt des Films, es war wie im
Märchen, ich hatte es bis nach Hollywood geschafft.
ACAPULCO
DER
TEUFELSKERL ein „Film im Film – Film“ mit dem unvergesslichen Jean Paul
Belmondo als erfolglosen Schriftsteller von Groschenheften in einer
Doppelrolle. Er schreibt in einer armseligen Bruchbude „James Bond Parodien“,
spielt dabei selbst den tollkühnen Agenten den ein unlösbarer Fall nach Mexiko
führt. Begeistert hatte ich das rasante Schelmenstück im Kino gesehen und den
Hubschrauberflug über ein fünf Sterne Hotel in Acapulco bewundert. Damals gab
es noch keine Drohnen und keine „Die Welt von oben“ Filme wie sie heute jeden
Tag im Fernsehen zu sehen sind. In einer einzigen Einstellung folgt die Kamera
von oben dem offenen Wagen des Helden und überfliegt das luxuriöse PRINCESS
MUNDO IMPERIAL das man so noch nie gesehen hatte. Traumfabrik und Kinoträume;
„Mit 17 hat man noch Träume“. Der Film wurde 1973 gedreht, da war ich bereits
40 Jahre alt, träumte aber immer noch gern. „Träume kann man nicht verbieten,
Träume werden einmal wahr“. Deutsches Liedgut. Auf den Spuren Belmondos machte
ich Urlaub in Acapulco und besichtigte das Traumhotel. Noch nie hatte ich eine
solche Anlage betreten war überwältigt von Architektur und Luxus. Ein kleiner
„Neckermann“ in der Welt der Reichen und Schönen. Das störte mich nicht, ich
bestellte mir ein sehr teures Bier und spielte den reichen Urlauber, mir ging
es um den einzigartigen Moment meiner Anwesenheit in einer lebendigen
Filmkulisse an einem Ort den ich nur aus Filmen kannte, der mir unerreichbar
fern gewesen war. Nun saß ich hier und trank mir den Mut an mich hier Zuhause
zu fühlen, was mir trefflich gelang. Ein Fremder lud mich zu einem Bier ein, er
sah aus wie Belmondo, sprach aber deutsch, wahrscheinlich war er
synchronisiert. Wir waren mitten in den Dreharbeiten zu seinem neuesten Film,
die Kamera befand sich in einem Hubschrauber der über dem Pool kreiste, nun
aber Kurs auf unsere Bar nahm. Wir zogen die Köpfe ein, mit ohrenbetäubendem
Lärm überflog das Fluggerät unseren Standort, plötzlich wurde ich von meinem
Barhocker gerissen hing an einem Stahlseil und schwebte über der Hotelanlage.
„Fünf Sterne von oben“ hieß der Film in dem ich mitwirkte. Aus den Tiefen des
Swimmingpools tauchte ein U-Boot auf, es eröffnete das Feuer auf den Helikopter
an dem mein Leben hing. Ich erkannte den Regisseur Wolfgang Petersen an der
Feuer speienden Bordkanone, pfeifend jagten die Geschosse an mir vorbei bis das
Seil getroffen wurde. Mein Retter nahte, es war Belmondo als Supermann, er
unterbrach meinen Senkrechtflug, ergriff mich mit starken Armen und flog mit
mir davon. Der eisige Flugwind ließ mich schaudern,
ich zog die Bettdecke hoch und erwachte in meinem billigen Neckermann-Hotel.
Jeder Filmbesucher identifiziert sich mit seinem Helden auf der Leinwand; „Ich seh mir jeden Tag ‚nen Film mit Gary Cooper an, dann fühl
ich hinterher mich immer wie ein Supermann“. Deutsches Liedgut. Deutsche Lieder
sind gut, sie sagen meist die Wahrheit und erteilen Lebenshilfe für jene die
suchen hoffen und träumen. Der Tagträumer sieht sich als Westernheld, der
Nachtträumer sieht sich häufig als Verfolgter, beide sind ständig im Kino, ihr
Leben ist ein Film ohne Happy End aber sie spielen die Hauptrolle. Manchmal spielen
bekannte Stars in den Nachtträumen mit, natürlich nur in Nebenrollen, im Traum
herrschen andere Gesetze. So teuer das Bier dort auch war, der Besuch im
PRINCESS war es mir wert; „Weil ich es mir wert bin“ (Werbeslogan), viele Jahre
später kaufte ich mir die DVD des Belmondo-Films, erneut identifizierte ich
mich mit dem erfolglos schreibenden Helden als Helden seiner eigenen
Fantasieprodukte und erlebte den unvergesslichen „Fünf Sterne von oben“- Flug
noch einmal. Ich sah das wie für mich gemachte Werk auf meinem 56 Zoll
Bildschirm und trank dazu das billigste Bier vom Supermarkt, ein halber Liter
für 30 Cent. Viele werden den Film als typischen „Belmondo Klamauk“ abtun, für
mich ist er ein Meilenstein der Filmgeschichte. Wie sein Held sitze ich im stillen
Kämmerlein und schreibe an meinem „Film im Film – Leben“, ich erinnere jede
Einstellung, jede Totale, jede „Amerikanische Nacht“, jede Nahaufnahme, jede
Liebesszene, jede Filmmusik; Ein Leben für den Film. Nach meinem Traumurlaub in
Acapulco flog ich nach Mexico City, eine beängstigend große Stadt, Berlin war
ein friedliches Dorf gegen dieses Ungetüm. Ich fand Kneipen in denen das Bier
billiger war als im PRINCESS, ging ins Museum, sah Werke von Diego Riviera und besuchte
einige Sehenswürdigkeiten und konnte wieder ein Urlaubsland auf meiner Liste
abhaken. „Weil wir jung sind ist die Welt so schön“. DDR-Liedgut.
WUNDERLAND
Frank
Zappa gastierte im Berliner Sportpalast, es gab einen Skandal das Konzert wurde
abgebrochen, die Tontechnik von den Musikern beschimpft. „Musik erfreut des
Menschen Herz“, Herzensfreude oder Lärmbelästigung, diese Frage stellte sich
schon Wilhelm Busch:“Musik wird störend oft empfunden dieweil sie mit Geräusch
verbunden“. An diesem Abend lernte ich den Kellner Franz kennen, er arbeitete
im Restaurant des Hauses. Wir zogen in dieser Nacht um die Häuser, tranken Bier
und machten Frauen an die mit uns tranken. Nicht jede die mit trinkt geht mit
ins Bett, nicht jeder Versuch ist von Erfolg gekrönt, das ist das Gesetz der
Anmache. Jedes Land hat andere Gesetze, das wusste schon der Marquis de Sade,
aber auch Franz wusste von einem Wunderland ohne Alice und Märchenfiguren zu
berichten. Märchenhaft waren hier die Arbeitsbedingungen für zugereiste
Hosenwürmer, die in ihrer Heimat oft vergeblich zu ausgewachsenen Steiftieren
mutierten und ihr Hosenheil in der Fremde suchen mussten. „In der Fremde sind
wir Fremde, in der Heimat sind wir fremd, denn die Frauen in der Heimat
reagieren oft verklemmt“. Nun begab es
sich zu der Zeit das riesige Donnervögel in ferne Länder flogen um die edelsten
Teile allein reisender Männer einer sinnvollen Beschäftigung zuzuführen. „Der
fliegende Schwanz“ sollte der verharmlosende Titel eines Buches sein an dem ich
damals arbeitete. Angebot und Nachfrage regelten hier den Verkehr, der
natürliche Geschlechtstrieb wurde nicht von abstrusen religiösen Forderungen:
„Bis das der Tod euch scheidet“ oder kurzlebigen Eheverträgen eingeengt, es
herrschte freie Marktwirtschaft. In den Medien des Heimatlandes war viel von „Ausbeutung“
die Rede, aber nicht die der prekären Unterschicht durch die unmoralische
Oberschicht sondern eine weit schlimmere Form, die sexuelle Ausbeutung.
Bettelarme Frauen aus der Unterschicht dieser Länder wurden hier von um Liebe
bettelnden Männern aus der Unterschicht anderer Länder zur Nachtschicht
gezwungen, soweit die „Lügenpresse“ ihres Landes, von der die Oberschicht
glaubte das die Unterschicht ihr glaubte. Ich glaubte ja mein Leben lang an die
Liebe wollte nicht an einen simplen Trick der Natur zum Zwecke der
Fortpflanzung glauben. „Illusionen Illusionen sind das schönste was es gibt“.
Deutsches Liedgut. Frauen waren wunderschöne Geschöpfe, zu schön um nur Suppe
zu kochen und Windeln zu waschen. Ehe und Kinder waren der Tod der Liebe,
unbegreiflich war mir der Kinderwunsch mancher Frauen, sie sehnten sich nach
den anderen Umständen den Schmerzen der Geburt. „Grausamkeiten der Natur, das
Kind versaut ihr die Figur“. Ich wusste nichts vom Leben, ich kannte nur
Liebesromane Liebesfilme und Liebesschnulzen. Thailand war das Land der Liebe,
Franz hatte mir eine Tür geöffnet. In der City Sauna lernte ich Bertold kennen,
auch er berichtete von den unglaublichen Wundern im Land des Lächelns, so
lernte ich Begriffe wie Pattaya, Phuket
und Kho Samui kennen und
rüstete mich für neue Aufgaben. Bei Neckerman hatte ich ein halbes Hotelzimmer
in Pattaya gebucht, ich war zum ersten mal in Asien, alles war neu und aufregend, die jungen
Frauen an der Rezeption waren bildschön, trugen lila Uniformen, ich war hingerissen
von Architektur und Dekor verfiel dem Zauber des Landes, es fing gut an. Ich
lernte Sigmund kennen, ein übergewichtiger Selfmademan aus dem Baugewerbe, mit
dem ich das Zimmer zu teilen hatte, er meinte wir würden uns gut vertragen,
müssten keine Einzelzimmer verlangen, das Hotel wäre ausgebucht. Wir bezogen
unser Zimmer machten uns frisch und bekannt, ich zeigte ihm ein Foto von Rose
aus Kenia und sprach von den hohen Bierpreisen die uns in Pattaya
erwarteten. Gegenüber dem Hotel waren mehrere offene Bars, hier waren überall
offene Bars, die Nacht war warm das Bier war bezahlbar meine Hauptsorge war mir
genommen. Sigmund verhandelte mit Taxifahrern über eine Rundfahrt, bezahlte
schließlich das zwanzigfache dessen was diese Tour normalerweise kostete wenn
man ein Pick up Taxi für ein paar Pfennige genommen
hätte. Wir fuhren durch eine unbekannte glitzernde Stadt voll pulsierendem
Leben in schwüler Hitze der Nacht, überall waren Bars, überall waren Frauen,
überall warteten sie auf uns. Der Fahrer hielt gegenüber einem hell
beleuchtetem Gebäude mit der Aufschrift: SABAILAND und empfahl uns den Besuch
einer „Bodymassage“. Es war mir überaus peinlich in ein solches Haus gedrängt
zu werden aber Sigmund kannte keine Gnade. Man geleitete uns zu einem Tisch, ich
bestellte Bier, mindestens zwei Dutzend junge Frauen saßen wie die Hühner auf
den Stufen vor uns. Ich wurde von Sigmund genötigt mir ein Mädchen auszusuchen
weigerte mich aber standhaft das perverse Spiel mitzumachen ich sah auch keine
die mir gefallen hätte, alle trugen weite Gewänder,
man konnte keine Figur erkennen. Das erschien eine sehr schlanke Schönheit, sie
kam von einem Kunden zurück und wollte sich zu den anderen setzen. Sigmund
hatte das Foto von Rose gesehen und bestellte die junge Dame für mich. Ich
zierte mich wie die Zicke am Strick aber das Mädchen war zu schön um länger
nein zu sagen. Man zeigte mir den Weg zum „Waschraum“ wo sie mich mit
Verbeugung und Gebetshändchen begrüßte. Nach der Dusche landeten zwei einander
völlig fremde Menschen nackt auf einer großen Luftmatratze wo die schmalen
Hände des Mädchens Seifenschaum auf meinem Körper verteilten den sie dann mit
ihrem Körper massierte. Während ihre
Scham Schritt in Schritt mein Geschlecht massierte fragte sie mich ob ich sie
nach der Massage bumsen wolle? Ich fragte nach dem Preis, sie verlangte 1000
Baht. Ich kannte die Preise nicht und sagte nein. Noch nie hatte ich eine
solche freizügige Massage erlebt, wer da an mir auf und ab fuhr war genau der
Typ auf den ich abfuhr, selbst hier in Pattaya hätte
ich eine Abfuhr erhalten wenn ich sie irgendwo angesprochen hätte, aber das
wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war tatsächlich ein Wunder was da
mit mir geschah; „Wunder gibt es immer wieder“. Deutsches Liedgut. Ein so
schönes Lied hatte ich noch nie zuvor gehört, ich hörte die Englein im Himmel
singen als mein Steiftier von ihren jungfräulichen kleinen Brüsten liebkost
wurde. Schließlich saßen wir uns im Schneidersitz gegenüber, der „Standhafte
Zinnsoldat“ stand aufrecht vor der Versenkung in der er verschwinden sollte,
schelmisch lächelnd stellte das liebe Kind die Frage aller Fragen; „Das ist die
Frage aller Fragen, und du sollst mir die Antwort sagen“, Deutsches Liedgut.
Ich hörte Stimmen, die des Standesbeamten drang an mein Ohr; „Wollen sie die
hier anwesende Prostituierte sexuell missbrauchen, dann antworten sie mit ja“.
„Yes“ sagte ich mit versagender Stimme, bis das der
Tod uns scheidet, fügte ich stumm hinzu während das herzensgute Geschöpf mein
pralles Glied in Obhut nahm. „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag
der dürfte nie vergehn“. Deutsches Liedgut. Lied gut,
Glied gut, alles gut. Ich gab ihr 1000 plus Tip, jede
Arbeit ist ihres Lohnes wert, die Bodymassage hatte Sigmund bezahlt, er hatte
dafür gesorgt das ich am ersten Tag in Pattaya
entjungfert wurde. Ich habe das schöne Kind nie wieder gesehen, sie wäre auf
Dauer unbezahlbar gewesen; „Frauen kosten Geld, schöne Frauen kosten schönes
Geld“.
An den
offenen Bars von „Fun City“ waren die Mädchen nicht so schön wie mein
„Premiere-Girl“, es gab keine Body Massagen, aber der schüchterne Peter war
überall willkommen und jede wollte mit ihm gehen. „Willst du mit mir gehn?“ Deutsches Liedgut. Sie kosteten nur halb so viel,
blieben aber die ganze Nacht bei ihrem Kunden, ein Kundendienst der mir neu
war. In Deutschland war es leicht ein leichtes Mädchen zu finden, aber schwer
sie länger als 30 Minuten zu behalten. Viele halten eine Dirne für käuflich,
das stimmt nicht, man kann sie nicht kaufen, nur ausleihen. Überall waren Bars,
überall konnte man Mädchen für eine Nacht oder länger ausleihen, ein Paradies
für Männer. Weit gefehlt, es gibt kein Paradies das auf Frauen basiert. Der
liebste Kunde eines Leihmädchens ist der volltrunkene der während des Vorspiels
in tiefen Schlaf fällt, er zahlt für ein „Vergnügen“ an das er sich nicht
erinnern kann. Männer welche die Verweigerung für eine Domäne von Ehefrauen
halten, werden im „Paradies“ eines besseren belehrt, wenn ein Barmädchen den
Kunden ins Hotel begleitet, verlangt sie oft den Liebeslohn ohne Gegenleistung,
das klingt unglaublich, wird aber immer wieder praktiziert. Wenn der Kunde
fragt wofür sie denn das Geld verlange, antwortet sie gelangweilt; Weil du mich
mitgenommen hast. Das alles war absolut neu für mich, wie jeder Anfänger hatte
ich viel „Lehrgeld“ zu zahlen, man wird nicht ins Paradies hineingeboren, man
muss es erobern. Die Naivität der Männer ist die „Geschäftsgrundlage“ der
Frauen, schwanzgesteuert ist schon mancher gegen einen Baum gefahren. Gefahren
der Liebe, Gefährten der Nacht, gefallene Mädchen, sie haben die Macht. Wenn
die Männer sie ausziehen, haben die Frauen die Hosen an. Nun war ich also wo
ich hin gehörte, ein schüchterner Mann, der (mit Recht) Angst vor Frauen hatte,
musste hier nicht mehr gegen seine Scheu ankämpfen, hier machten die Frauen die
Männer an. Sigmund und ich, wir waren
beide neu im Geschäft, er war clever und zupackend ich war ein warm duschendes
Weichei. Er hatte mich schon am ersten Tag zu meinem Glück gezwungen, ohne ihn
hätte ich ängstlich und abwartend mein Bier getrunken und wäre ohne Frau ins
Bett gegangen. Wir gewöhnten uns aneinander, machten vieles gemeinsam,
benutzten unser Zimmer abwechselnd für unsere „Liebesabenteuer“. Schließlich
überwand ich meine Scham und wir waren zu viert im Doppelbett. Seine Freundin
ermahnte mich nicht zu hastig zu koitieren; Langsam langsam,
sagte sie in deutscher Sprache, so erhielt ich kostenlosen Unterricht von
Profis und lernte worauf es ankam. Ich war ein Anfänger, in einem Alter in dem
manch einer bereits aufgehört hat, ein „Greenhorn“, green
und horny.
Ich greife
vor und schreibe Erfahrungen nieder die man nicht in drei Wochen Urlaub machen
kann. Noch erschien das „Paradies“ uns paradiesisch, jedes Mädchen war bemüht
um ihren Kunden, wollte ihn für die Dauer seines Urlaubs an Land ziehen um die
nächsten Wochen sorglos zu überstehen, das waren keine Prostituierten wie wir
sie kannten, das waren arme Mädchen vom Lande die sich hier ein leichteres
Leben an der Seite eines „reichen“ Ausländers erhofften, eine
Urlaubsbekanntschaft auf Dauer, von der man nur profitieren konnte. Kleinere
Geschenke am Anfang, größere auf Dauer, es war durchaus üblich den verliebten
älteren Mann um ein Goldgeschenk zu bitten, ein kostspieliges Geschenk das
allen vorhergehenden die Krone aufsetzte. Jeder Thailänder der es zu etwas
gebracht hatte trug hier sein Gold zur Schau, viele leichte Mädchen trugen
„schweres“ Gold am Hals und an den Armen, man sah den Armen nicht an das sie
arm dran waren. Damals war das Gold billiger als heute, aber ein Barmädchen war
keine „billige Hure“. Nur Männer welche als „Butterfly“ bekannt waren kamen
billiger davon, wer seine Begleitung nie länger als eine Nacht beanspruchte
zahlte eine Leihgebühr an ihre Bar und einen Liebeslohn an seine
„Eintagsfliege“. Die Crux war jedoch die häufige naive Verliebtheit der
einfältigen Männer, wenn die Liebe ins Spiel kam konnte der „Liebeskasper“ nur
verlieren, er wurde zum „Pussyclown“ der blind durch
die Manege der käuflichen Liebe stolperte. Tatsächlich war der Ort ein riesiger
Zirkus in dem weibliche Dompteure dressierte Männer vorführten. „Menschen Tiere
Sensationen“ (Zirkuswerbung in meiner Jugend), hier wurden die Biertrinker an
den Bars von Elefanten besucht und von giftigen Schlangen bedient, die sie für
anschmiegsame zahme Haustiere hielten. Hier musste der Werbespruch neu
geschrieben werden: „Menschen Biere Depressionen“. Depressiv wie ich war, suchte auch ich am
falschen Platz nach der Liebe meines Lebens, einer anschmiegsamen Asiatin der
ich mein Herz und mein Geld zu Füssen legen wollte, zu Füssen ist immer
gefährlich, es könnte darauf herum getrampelt werden. Ich konnte nicht allein
sein, war immer auf der Suche nach einem fröhlichen unbeschwerten Mädchen das
mir die Grillen vertreiben sollte. Das sollte mir zum Verhängnis werden, ich
wusste ja noch nicht das jedes Barmädchen den Dienst am Kunden als ungeliebte
Arbeit empfindet und nach einem anstrengenden Achtstundentag ihren
wohlverdienten Feierabend im Kreise von Familie und Freunden oder gar ihrem Boyfriend oder Ehemann, verbringen will. Tatsächlich wäre
es der Gipfel der Ausbeutung ein armes Mädchen vom Lande, welches aus der Not
heraus sich dem Fremden anbietet, drei Wochen lang als Leibeigene ohne Freizeit
und Urlaub zu missbrauchen, selbst wenn sie die meiste Zeit mit Fernsehen und
Schlafen im Hotel des Kunden verbringt. Mir schwebte eine solche Form von
„Freiheitsberaubung“ vor, ich wollte die Geliebte täglich 24 Stunden an mich
binden, wenn sie ging verfiel ich in Trauer und Schwermut, konnte nicht
verstehen warum oder wohin sie ging. Nie kam sie pünktlich zurück, immer erst
zwei drei Stunden nach der genannten Zeit. Ein häufig genannter Grund sich „von
der Truppe“ zu entfernen, war das sogenannte Wäsche waschen, das sollte ein
triftiger Grund sein den Mann den man liebte für Stunden allein zu lassen? Der
arme Kerl hatte doch nur drei Wochen Urlaub, die er mit der Geliebten
verbringen wollte. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, hier wurde mit gezinkten
Karten gespielt, der Kunde hatte immer schlechte Karten. Verliebte Narren in
aller Welt schicken jeden Monat Geld an das arme Mädchen und träumen davon das
„Wunder der Liebe“ im nächsten Jahr fortzusetzen. Am Anfang kauften die
Liebeskasper ihrer sanften Asiatin noch Goldgeschenke, später gelangten sie zu
der Einsicht dass ein Haus der größte Liebesbeweis von allen sei.
Die
Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Ausbeutung, reiche Fürsten
beuten arme Bauern aus, reiche Arbeitgeber beuten arme Arbeitnehmer aus, reiche
Länder beuten arme Länder aus, reiche Sextouristen beuten arme Frauen aus. Es
steht fest wer wen ausbeutet, ein Naturgesetz an dessen Gitterstäben schon Karl
Marx vergebens gerüttelt hatte.
Was als
Ausbeutung armer Frauen durch „reiche“ Männer begann hat sich im positiven
Sinne entwickelt, hier erleben wir das Wunder vom umgedrehten Spieß, hier
beuten erstmalig die Armen die Reichen aus. Natürlich sind es keine echten
Reichen, es sind die Armen der reichen Länder die hier als reich gelten und es
sind ausschließlich Männer die der Frau erst den Verstand und dann ihr Geld
opfern. Arm und Reich sind faszinierende Gegensätze, sie fordern sich gegenseitig
zum Klassenkampf heraus, jede Klasse bewundert die Eigenheiten der anderen;
„Armut wird es immer geben, sie bereichert unser Leben“. In den Augen der
Thailänder ist der „Farang“ ein reicher Ausländer der
sich in eine jüngere Thailänderin verliebt, eine Leihgebühr bezahlt und wieder
abreist. Ältere Männer die das Land lieben lernen, lernen nach und nach
Gebühren in unterschiedlicher Höhe kennen, den Höhepunkt des „Geschäfts“ bildet
der Kauf eines Hauses für die Geliebte, ein Geschenk das aus tiefstem Herzen
kommt und absolut uneigennützig ist weil es auf den Namen der Frau lautet. Wenn
dann noch ein Auto dazu kommt ist die Ausbeutung abgeschlossen. Sigmund und ich waren Anfänger, wir wussten
nichts von diesen Dingen, zahlten die tägliche Leihgebühr, Essen und Trinken
plus kleine Geschenke, das Paradies im Anfangsstadium. Am Tag der Abreise
wischten sich unsere Partnerinnen die nicht vorhandenen Tränen von den Wangen
und spielten uns einen traurigen Abschied vor als der Bus sich in Bewegung
setzte. Ein gelungener Urlaub ohne Depressionen lag hinter mir, ich hatte mein
Zimmer mit einem guten Kumpel geteilt, hatte in „NA“ eine liebevolle Partnerin
gefunden, ich würde wiederkommen.
SCHICKSAL
Der
Manager unserer Big Band eröffnete in Berlin ein Jazzlokal, seine Musiker
spielten dort, auch ich verdiente mir ein paar Mark nebenbei, stand an der
Kasse und der Garderobe, war auch hier wieder ein Teil der geliebten Musik für
die ich nicht mehr zahlte, im Gegenteil. Ich war ein Fan mit „Diplomatenpass“,
hatte überall freien Eintritt. Hier traten auch viele Stars der Szene auf wenn
sie in Berlin Konzerte gaben, die Jazz Galerie war der Nachfolger der berühmten
„Badewanne“ in der ich als junger Mann den Jazzsänger gespielt hatte, nun
spielte hier die Musik, ging die Post ab. Nach jeder Spätschicht im Funkhaus
zog es mich in die Galerie, ein Kollege aus meiner Abteilung wollte mitkommen,
er hatte keine Ahnung von Musik, war nur neugierig. Leider hatte unser
Bandmanager gerade die falschen Leute mit der Führung seines Ladens beauftragt,
eine gewaltbereite Truppe die eher für die Führung eines Bordells geeignet war,
sie verwechselten sein Nachtlokal mit einem Rotlicht-Schuppen, hatten kein
Feeling für Musiker Und Jazzfans, zogen den Kunsttempel in die Gosse. Mein
Kollege ein Querkopf der hier ebenfalls falsch war geriet sehr schnell mit den
rüden „Türstehern“ in Streit und wurde unter Anwendung von Gewalt
hinausgeworfen. Es hatte keinen echten Grund für diese Behandlung gegeben,
diese Leute waren einfach daran gewöhnt Gäste nach Belieben zu entfernen, sie
kannten keine dramatischen Kurzschlusshandlungen, sollten aber nun eine kennen
lernen. Während ich im Inneren des Musiktempels mein Bier zu Munde führte nahm
mein empörter Kollege auf der Straße Anlauf, rannte auf das Fenster des
Ladengeschäfts zu und trat die riesige Scheibe ein, kleine Ursache große
Wirkung. Das Krachen und Splittern übertönte wie „Freejazz“ die drinnen
dargebotene Musik und erschien vielen Jazzfans als zu modern. Erneut stürzten
sich die Schläger auf ihr Opfer das gewagt hatte sich mit subtilen Mitteln zu
wehren, ich bedauerte zutiefst den Mann hierher mitgenommen zu haben. Was lehrt
uns das, nicht jede Anwendung von Gewalt stellt eine Endlösung dar. Mein
Kollege, ein unberechenbarer Querdenker von dem mir ein älterer Spruch in
Erinnerung geblieben ist. Im Fernsehen sah er dem harten Training von Artisten
zu und sagte: „Es ist unglaublich was Menschen alles anstellen, nur um nicht
arbeiten zu müssen“, kündigte später seinen bequemen Job in unserer Firma, es
gab zu viele Vorgesetzte die ihm Anweisungen gaben. Tatsächlich hatten wir
einen Traumjob, jeder Ingenieur trat uns höflich bittend gegenüber und ließ uns
in Ruhe wenn die Arbeit getan war. Der Mann endete als Pförtner im Rathaus dort
saß er seine Zeit ab und hatte weniger Vorgesetzte. Für mich ein Traumjob für
ihn eine Zumutung, verschiedener können Menschen nicht sein, jeder Versuch
einer Gleichmacherei ist der falsche Weg.
Was immer ich für sie war, niemals würde Paulina mich vergessen, sie rief
mich an und erzählte mir vom Ende ihrer Beziehung in Bonn, der Mann hatte die
Schnauze voll und warf sie aus seinem Haus. Eine Frau wie Sie konnte sich so
etwas nicht bieten lassen, sie trat keine Scheiben ein, schnitt aber zum
Abschied alle Federbetten auf und spielte Frau Holle. „Leise rieselt der
Schnee“ war das Lied das sie ihm zum Abschied sang, auch hier ein subtiler
Abgang mit Fantasie und nachhaltiger Wirkung. Schnell hatte sie einen neuen
Fisch an der Angel, sie war sexy, hatte Charme und jeder Trottel meinte mit ihr
das große Los gezogen zu haben. Der neue Mann durfte mit ihr Urlaub in Thailand
machen, zur gleichen Zeit würde auch ich dort sein, wir wollten uns in Phuket treffen. Eine schicksalhafte Verabredung ohne
sexuelle Motive, sie hatte ihren neuen Liebeskasper bei sich und ich würde
meine neue Eroberung mitbringen. Wir hatten glückliche Tage in trauter
Übereinstimmung verbracht, bald würde ich „die Frau meines Lebens“ wiedersehen.
Kaum in Pattaya angekommen besuchte ich ihre Bar und
wurde schmerzlich enttäuscht, sie war nicht da. Naiv glaubte ich den Worten
ihrer Kolleginnen, sie sei auf dem Lande bei Papa Mama, käme aber bald wieder.
Diesmal stand mir kein zupackender Sigmund zur Seite, allein wagte ich mich
nicht in das SABAI LAND, direkt gegenüber vom Hotel, eine Body Massage wie beim
ersten mal würde es kaum geben. Im Süden der Stadt
traf ich auf der Straße ein aufregendes Exemplar das die Blicke aller Männer
anzog und verfiel ihr mit Haut und Haar. Sie wollte mit mir gehen aber nicht in
mein Hotel, sie hätte keine ID-Card dabei. Ich überredete sie mit dem Argument
es gäbe einen Hintereingang. Gesagt getan, wir mieden den Haupteingang und ich
missbrauchte das arme Kind den ganzen Nachmittag im Bett meines Hotels. Abends
gingen wir in die Disco, ich hatte gleich am ersten Tag ins Schwarze getroffen,
hier bahnte sich ein neues Liebesglück an und ließ mich den Verlust der
Liebsten des Vorjahres vergessen. Ich tanzte verzückt mit der schönsten Frau
des Abends und hielt mich für einen Glückspilz, das Leben war schön. Ich trank
damals noch viel Bier ohne betrunken zu werden, Wieder im Hotel forderte sie
mich auf mein Bier auszutrinken, das machte mit stutzig. Ich packte sie beim
Arm schob sie zur Tür hinaus und fiel rücklings auf mein Bett. Ich erwachte mitten
in der Nacht mit schweren Kopfschmerzen an Schlaf war nicht mehr zu denken, ich
war den berüchtigten „KO-Tropfen“ zum Opfer gefallen. Alles Bargeld, einige
Armbanduhren und alle Kofferschlüssel waren geklaut, der Verlust war gering,
alle Wertsachen waren im Safe. An der Rezeption lieh ich mir Geld ging zu den
Bars und trank Bier. Eine neue Erfahrung, die Dame hatte den ganzen Tag mit mir
gespielt um mich in der Nacht zu betäuben. Eine Anfängerin, das erbeutete Geld
war nicht der Rede wert, Ausländer sind ja reich, das weiß doch jedes Kind.
Heute bin ich reich an Erfahrungen, die Fehler dieses Tages würde ich nicht
noch einmal machen. Die Nachwirkungen der Droge waren verheerend, ich war
tagelang krank, konnte nachts nicht schlafen, hatte Depressionen, war zu nichts
zu gebrauchen. Eines Tages klopfte es an meiner Tür, schlaftrunken öffnete ich;
Es war meine Liebste vom Vorjahr. Sie lächelte als sie meine Story hörte, nach
dem Motto: „Dummheit muss bestraft werden“, „Mein Gott was sind die Männer
dumm, wenn‚ Mädchen brav ist dreht sich keiner um, doch wenn sie frech ist sind
sie gleich verliebt, weil es zu viele dumme Männer gibt“. Deutsches Liedgut,
Cläre Waldorf. Frech trat sie mir entgegen als ich sie durch Zufall in Süd-Pattaya wieder sah, meine Giftmischerin mit den KO-Tropfen,
umgeben von jungen Thai-Männern denen sie ein lockeres Leben finanzierte. Ich
stellte sie zur Rede, sie stellte sich dumm, ich war der Dumme. Die Welt ist
schlecht, aber man muss auch das Gute sehen, schließlich unterstützte sie mit
ihren Raubzügen junge Männer die auch etwas vom Leben haben wollten. „Leben und
leben lassen“ rufen wir den Ausgeraubten zu, es ist ja für einen guten Zweck
und der heiligt die Mittel. Mittelpunkt meines Urlaubs war nun wieder „NA“
meine Liebste vom vergangenen Jahr, wir waren das ideale Paar, der
Altersunterschied war gering, sie war 25 ich war 55. Ich hätte ihr Vater sein
können, war ich aber nicht. Mein „Baby“ hatte etwas mehr Babyspeck am Körper
als ich es gern gehabt hätte, man kann nicht alles haben. Ich war dankbar für
ihre Jugend, sie war dankbar für die vielen Geschenke die ich ihr machte,
obwohl ich damals noch kein Gold an die Frauen verschenkte. Noch immer stand
ich am Anfang meiner Laufbahn als Sextourist kaufte Schuhe Jeans und coole Jacken
und erntete Dank wie beim Erntedankfest. Zärtlichkeit und liebe Worte gaukelten
mir die Liebe vor, man weiß ja dass viele Frauen ältere Männer lieben. Ich war
ja nicht alt, nur ein wenig älter als mein „Baby“ – die paar Jahre, das macht
doch nichts. Nichts würde es nicht machen aber Geld macht es. „NA“ hatte Gründe
Pattaya zu meiden, davon ahnte ich natürlich nichts,
sie begrüßte meinen Vorschlag nach Phuket zu fliegen
und von dort aus Koh Samui zu besuchen. Gesagt getan,
so trafen wir in Phuket auf Paulina, der ich diesmal
nicht hilflos ausgeliefert war, ich hatte Na und sie hatte einen neuen
Liebeskasper an ihrer Seite. Der Mann war eine graue Maus, ein Mann ohne
Eigenschaften ein brauchbarer Trottel den man missbrauchen konnte. Meine junge
Geliebte wollte sich nach dem Treffen mit Paulina aus Eifersucht nicht von mir
missbrauchen lassen und missbrauchte den Abend für unsinnige Anschuldigungen.
„Der Missbrauch ist ein alter Brauch, ich brauch dich miss und du mich auch“.
Natürlich ist es ekelhaft wenn alte Männer junge Frauen missbrauchen aber man
kann ja wegsehen. Warum hatte ich diese Reise gemacht, wollte ich Paulina oder
Koh Samui sehen, ich hatte Na, sie war eifersüchtig,
sie liebte mich das war offensichtlich, wozu ein Treffen mit Paulina und ihren neuen
Schoßhund? Es blieb bei dem einen Treffen, man hatte sich nicht viel zu sagen,
Na spielte die Betrogene, ich spielte die Sache herunter, Paulina spielte keine
Rolle mehr, aber das Schicksal spielte mir einen Streich.
DES MEERES UND DER LIEBE WELLEN
Hauptsaison, unser Hotel war ausgebucht wir mussten ausziehen, fuhren mit
dem Taxi zum Karon Beach, dort waren die Zimmer sehr
teuer, wir fanden eines in einem Beach-Restaurant ohne Pool aber direkt am
Meer, hatten ein romantisches Dinner in magisch beleuchteter Tropennacht, es
war traumhaft schön. Eine schöne junge Frau und ein „reicher Farang“ eine Love Story wie aus dem Bilderbuch. Frauen sind
jung und schön, Männer sind alt und reich, das reicht. Nach meinem Unfall mit
den KO-Tropfen war ich wieder in der Rolle meines Lebens; Ein Playboy der sich
aus ärmlichen Verhältnissen ganz nach oben geboxt hatte, ich hielt die Frauen
aus, die Frauen hielten mich aus, so ließ es sich aushalten. Nichts konnte
unser Glück trüben, die Nacht gehörte uns. Na wollte meine deutsche Adresse
haben, sie würde mich besuchen wenn sie einmal in Deutschland sein würde. Da
war er wieder, der Stachel im Fleische der Glückseligkeit, der Argwohn der uns
innewohnt, der nagende Zweifel der sich wie ein Wurm durch den Apfel des Glücks
frisst. Ernüchtert setzte ich mein Bierglas ab und sagte ihr die Wahrheit auf
den Kopf zu; „Du hast einen Deutschen der dich heiraten wird“. „Woher weißt du
das“ fragte sie, aber es war nicht schwer zu erraten gewesen. Der kostbare
Kelch des Glücks hatte einen Sprung bekommen, ich würde sie verlieren, ein
jüngerer Mann mit mehr Geld würde sie heiraten, sie würden liebliche Kinder
haben, wie ich sie mir niemals wünschen würde, ich wünschte ihr Glück. In
dieser Nacht stach ich hemmungslos auf sie ein, ich wollte ihr weh tun wie sie
mir weh getan hatte aber sie stöhnte vor Glück, die Liebe ist ein seltsames
Spiel. Ihr Aufschrei übertönte das Rauschen des Meeres, Wellen des Glücks
jagten durch ihren Körper auf dem ich entkräftet nieder sank. Vor dem Frühstück
pflegte ich zu schwimmen, es gab keinen Pool das Meer war greifbar nah aber es
gab hohe Wellen. Ich sah wie ein Schwimmer mit einem Kopfsprung in eine hohe
Welle tauchte, machte mir Gedanken, ermahnte mich zur Vorsicht und ging ins
Wasser. Nach 30 Minuten hatte ich wieder festen Boden unter den Füssen, Na war
inzwischen im Wasser und spielte mit den Wellen. Ich blieb am Rand stehen,
wendete mich zu ihr warnte sie vor einer besonders hohen Welle, die jedoch für
sie keine Gefahr darstellte, im nächsten Augenblick jedoch mich bedrohte. Ich
stand auf festem Boden wagte den Kopfsprung nicht, zum Nachdenken war keine
Zeit mehr, die Welle erfasste mich mit unerwarteter Gewalt und schleuderte mich
auf den Strand. Schwankend wie ein Betrunkener erhob ich mich, hatte Sehstörungen,
Farben flackerten vor meinen Augen, ich taumelte ziellos hin und her, es
dauerte eine Weile ehe meine Freundin den Ernst der Lage erkannte.
Spaziergänger setzten mich in einen Liegestuhl, man war besorgt um mich, Na
hielt meine Hand und fragte ob ich Schmerzen hätte. Ein Krankenwagen fuhr mich
ins Hospital man machte Röntgenaufnahmen von meiner Wirbelsäule und wollte mir
einen Gipsverband um den Hals legen. Na lag in einem zweiten Bett neben mir,
wir blieben zwei Tage im Krankenhaus, ein Bruch konnte nicht gefunden werden.
Ohne Gipsverband ging es zum Flughafen, ich glaubte nicht an einen Ernstfall.
Wir flogen nach Bangkok, fuhren nach Pattaya, dem Ort
an dem Na sich nicht aufhalten wollte, sie hatte ihrem künftigen Ehemann
versprochen im Issan bei Mama Papa auf ihn zu warten.
„Schau einer schönen Frau nicht zu tief in die Augen, denn was ihr Blick
verspricht das hält sie nicht. Sie schaut den nächsten Mann genau so zärtlich
an, doch all ihr zärtlich sein ist leider nur Schein“. Deutsches Liedgut. Lied
gut, Realität erschütternd. Der schöne Schein ist hier der Geldschein, welcher
Schein könnte schöner sein? Ich lebte in einer Scheinwelt in der der Schein nur
zählte, wenn man viele davon zählte. All das zählte für mich nicht mehr, ich
benötigte meine Scheine nun für die Rechnungen der Ärzte. Kurz nach Ankunft
landete ich in der PIC-Clinik wo weitere
Röntgenaufnahmen gemacht wurden, jedoch nur einer der Ärzte einen Bruch zweier
Halswirbel diagnostizierte, der Rest des Teams wollte mich entlassen. Ich vertraute
der Mehrheit, man glaubt was man hören möchte. Ich wurde entlassen, lag aber
als Kranker im Hotelbett bis die Lähmungen einsetzten. Der erste Arzt hatte
Recht behalten, er schickte mich im Krankenwagen in das Bumrumgrad-Krankenhaus
in Bangkok. Vorher nahm Na Abschied von mir, wir wünschten uns gegenseitig
Glück und haben uns nie wieder gesehen. In Bangkok untersuchte mich der
Chefarzt, ich war ein interessanter Fall, er hielt meine Füße fest und ließ
mich Strampeln, das ging noch, kein völlige Lähmung, das machte ihm Hoffnung.
Ich werde sie operieren muss aber vorher nach Singapur, mir müssen zwei Löcher
in ihren Kopf bohren um ihn zu fixieren. Das klang gut, wohl eine Art Piercing, aber das war damals noch nicht modern. Gesagt
getan, man bohrte meine Schädeldecke an und verankerte eine Art Kopfhörer an
dem ein Gewicht außerhalb des Bettes hing das den Kopf vom Körper wegzog. So
verbrachte ich einige Tage und Nächte, ständig kümmerten sich viele Schwestern
um mich, es herrschte kein Mangel an Personal. Am Tage des Eingriffs arbeitete
ein Team von Ärzten an meiner Hüfte, man entnahm ein Stück Knochen welches vom
zweiten Team in die gebrochenen Halswirbel eingesetzt wurde. Mit Draht
umwickelt mit Plastik verschmiert wurde der Tatort wieder zugenäht – verdammt
und zugenäht! Ich war naiv genug zu glauben, nach der Operation wieder laufen
zu können, man fuhr mein Bett zur Krankengymnastik und meine Beine knickten
ein, „Früher trank er Knickebein, heut knicken ihm die Beine ein“. Zeit der
Tränen, ich sah mich für den Rest meiner Tage im Rollstuhl gedachte meiner
Tanzkünste in der Disco von Mombasa und wollte mich umbringen. Es war nicht das
erste mal dass ich vom Suizid träumte aber zum ersten mal
hatte ich einen echten Grund. Wie immer wurde nichts daraus, ich lebte weiter
und kämpfte gegen das Schicksal an, bis mir die Ärzte den Rückflug nach
Deutschland nahe legten. Man besorgte einen Arzt der in Deutschland studiert
hatte, er würde mich begleiten, ich hatte sein Ticket zu zahlen. Mit einer
Plastikflasche am Bein einem Katheter in der Harnröhre saß ich im Flieger und
trank mein erstes Bier nach langer Zeit. Der mit mir reisend Arzt leerte den
Urinbehälter und dirigierte die Umsteigemanöver des Rollstuhlfahrers. „So
fliegt er heim der Sextourist vom Schicksal hart ans Bein gepisst“. Die
Schlagzeile in BILD hätte lauten können: „DAS ENDE DER GEIHEIT, IM ROLLSTUHL
AUS THAILAND ZURÜCK“. BILD wusste nichts von meiner Heimkehr aber mich
erwartete ein „großer Bahnhof“. Im Rollstuhl sitzend wurde ich in Berlin von Freunden
und Kollegen empfangen, ich weinte hemmungslos. Das Waldkrankenhaus wurde meine
nächste Station, auch dort besuchten mich viele Kollegen, ich war erstaunt über
meine Beliebtheit. Man brachte mir sofort einen tragbaren Fernseher plus
Kopfhörer, ich gab mich heiter und weinte wenn sie gingen. „Tränen lügen nicht“
Deutsches Liedgut. Wer querschnittsgelähmt im Krankenhaus liegt und den
Rollstuhl für immer befürchten muss, begreift plötzlich den wahren Wert der
Dinge, ich hätte alles dafür gegeben auf eigenen Beinen zum Kiosk auf dem
Gelände gehen zu können um eine Bockwurst und ein Bier zu kaufen. Der deutsche
Chefarzt wollte die Fremdkörper entfernen, das Material dürfe nicht im Körper
verbleiben. Um es kurz zu machen, Draht und Plastik sind heute noch dort wo sie
nach seiner Meinung nicht bleiben durften, Meine Wirbelsäule ist kein
Schlussverkauf: „Alles muss raus“. Der Chefarzt wollte operieren aber die
Röntgenbilder ergaben keine klare Antwort auf den kompletten „Durchbau“ meiner Halswirbel. Man schickte mich zu einer
„Reha“ wo ich wieder laufen lernen sollte. Einen Tag vor Antritt der Reise
besuchte mich meine Exfrau, brachte Geschenke und Bier mit, kam mit guten
Absichten. Leider kam es zu einem verspäteten, völlig überflüssigen „Ehestreit“
der stundenlange Weinkrämpfe auslöste. Ich weinte während der Fahrt im
angemieteten Auto, bei der Ankunft im Krankenhaus, geriet in Streit mit der
diensttuenden Ärztin wie ich an Gehstützen laufend meine Urinprobe über meine
Hosen goss. Man wollte mich nach Hause schicken wenn ich mich nicht einordnete.
Ordnung muss sein, es war Absicht die Patienten zur Selbstbedienung am
Frühstücksbuffet zu nötigen, wir sollten lernen trotz Gehstützen Kaffe und
Speisen zu befördern. Ich begegnete vielen noch jungen Schlaganfall-Patienten,
die die laufen und Geschirr tragen sollten, alle Manager die sich bei der
Karriere zu viel zugemutet hatten. Während ich laufen lernte, lernte ich viele
liebe Menschen kennen, es lernt der Mensch so lang er lebt. Meine
Querschnittslähmung war ein Lernprozess, ich hatte Glück im Unglück und lernte
wieder laufen. Ohne Gehstützen ging es nicht, aber es ging ohne Rollstuhl.
Trotzdem brach ich bei der Heimkehr in meine Berliner Wohnung erneut in Tränen
aus, gesund hatte ich sie verlassen, an Krücken kam ich zurück. Meine Nachbarin
versuchte mich zu trösten, ich suchte Trost beim Bier. „Wenn es ihnen hilft“
hatte der Arzt im Waldkrankenhaus gesagt als er mich beim Bier trinken
erwischte. Dort habe ich mich nie wieder gemeldet, ich wollte eine Entfernung
der Fremdkörper meiner Wirbelsäule vermeiden. Zwei Jahre später, ich hatte
wieder laufen gelernt, konsultierte ich einen Facharzt um das Material zu
begutachten, er bescheinigte eine ausgezeichnete chirurgische Arbeit der
Kollegen in Bangkok und wollte die Röntgenbilder in einem Fachblatt
veröffentlichen, das Material könne im Körper bleiben. Ich fragte ihn ob ich
wieder nach Thailand reisen dürfe, dem Ort des Geschehens, er hielt es für eine
philosophische Frage und hatte keine Bedenken. Ein neues Spiel ein neues Glück,
das Roulette meines Lebens drehte sich weiter, die Kugel rollte.
EIN NEUES LEBEN
Ich konnte wieder laufen man wollte mich in den Arbeitsprozess
eingliedern, viele Ärzte viele Untersuchungen, mein Chef drohte mir eine Stelle
als Pförtner an, arbeitsfähig aber nicht mehr vielseitig verwendbar. Ich hatte
meinen Job geliebt, den neuen würde ich hassen. Ich bezog eine Rente auf Zeit,
die Uhr lief ab. Ich begann um meine endgültige Rente zu kämpfen, schrieb an
die Direktoren der Landesversicherung und wurde schließlich erhört. Die
Rentenzahlungen wurden fortgesetzt ich atmete auf. Ein arbeitsreiches Leben
unter ständigen Schmerzen hatte nach dem Unfall ein Ende gefunden, nun begann
ein neues Leben. „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, aber wie ist ein
neues Leben ohne eine neue Liebe? Paulina rief mich an, sie hatte eine neue
Liebe gefunden, weilte mit ihm in Berlin, wir trafen uns am Kurfürstendamm,
immer wieder bezog sie mich in ihr Leben mit ein, stellte mir ihre Männer vor,
wer oder was war ich in ihrem Leben, warum traf ich mich immer noch mit ihr,
waren wir Freunde oder Komplizen, sie war und blieb ein Rätsel. Mein tragischer
Unfall berührte sie wenig, eine Mitschuld konnte sie nicht entdecken, mein
Schicksal lag nicht in ihrer Hand. Ihr Begleiter war ein gut aussehender Mann
mit Geld, ich beglückwünschte sie zu ihrer Wahl. Der Neue ermöglichte ihr sogar
den Besuch von Spielcasinos, sie war ein Glückskind. Eine außergewöhnliche
Frau, eine Femme fatale, eine Figur wie aus einem
Roman. Es war unsere letzte Begegnung. Zu meinem neuen Leben gehörte eine neue
Liebe, ich wusste einen Ort an dem man Liebe kaufen konnte, ich hatte das Geld
und die Freizeit, ich liebte die Wärme und das Licht der Tropen, die Palmen und
die exotischen Blumen, die wohlmeinenden Lügen der Mädchen und Frauen;
„Thailänder lügen nicht, sie erzählen dir nur was du hören möchtest“. In
Deutschland konnte ein Mann eine Frau kaufen in dem er sie heiratete und einen
Blanco-Scheck unterschrieb, er konnte dann seinen „Besitz“ aufzählen: Mein Haus
mein Wagen meine Frau. In Thailand konnte er sich eine Frau ausleihen aber
keinen Besitz aufzählen, „sein Haus“ lautete auf ihren Namen, sein Auto gehörte
ihrer Familie, sie selbst gehörte einem anderen, war heimlich mit einem
Thailänder verheiratet. Deutsche Frauen mussten in der Regel einige Jahre mit
der Aufzählung warten: Mein Haus mein Auto mein geschiedener Mann. Es gab keine
wesentlichen Unterschiede, außer dass die Thailänderin meist jünger war. Das
traurigste Kapitel im Buch der Liebe ist der Altersunterschied, schon die
vergessene Autorin des Pamphlets: „Der dressierte Mann“ Ester Vilar misstraute den fadenscheinigen Begründungen junger
Frauen die sich unsterblich in alte Männer verliebten, wobei sein Geld
natürlich gar keine Rolle spielte, sie stellte die Frage warum so wenige junge
Frauen sich in arme alte Rentner verlieben. Arme alte Rentner verfügen einfach
nicht über den Charme und die Persönlichkeit, sind nicht der Typ von dem die
Frauen sagen; „Der könnte mir gefährlich werden“. Arme alte Rentner gehen am
Stock oder am Rollator, sie sind absolut ungefährlich. Die
Gefahren gehen immer von reichen alten Männern aus die einen größeren Wagen
fahren. Ich fuhr keinen Wagen, wirkte aber so gefährlich wie alle reichen alten
Ausländer. Nur reich reichte aber nicht um die Herzen junger Mädchen zu
erreichen, sie wollten sich an jungen Männern bereichern. Ich war wählerisch
und wurde häufig abgewiesen, mein Geld war den Damen nicht jung genug. Hier
begriff ich den Unterschied zwischen jungem und alten Geld, wenn man mit altem
Geld zahlte war der Preis höher. Noch war ich nicht wirklich alt, aber ich ging
gebückt und respektlose Mädchen machten sich über den Krüppel lustig. Die
Arbeit an der Bar verdarb ihre gute Erziehung, sie verloren den Respekt vor dem
Alter, ein alter Mann der sich um junge Frauen bemühte war keine Respektsperson
sondern ein ungeliebter Kunde. Ich lief durch die Straßen wie „Falschgeld“,
keine der jungen Frauen wollte mein altes Geld haben, es war genug junges Geld
im Umlauf. Ich hatte es schwer eine Traumfrau zu finden; „Paradies mit kleinen
Fehlern“. Wir müssen alle Kompromisse
machen, die Alten Männer wie die jungen Frauen, die begehrten Exemplare sind
schnell vergriffen, wer zu spät kommt den bestraft das Leben. Ich wurde
meistens bestraft wenn ich Kompromisse machte, einmal nahm ich aus Frust einen
„Ladenhüter“ mit um dem Abend ein Ende zu machen, im Hotel verlangte die Dame
dann Geld ohne jede Bereitschaft zum versprochenen Sex. Man ist dann sprachlos
über so viel Frechheit, zahlt ein Trinkgeld und ist froh allein zu sein. Ein
anderes mal überredete ich eine unwillige Barfrau
mäßiger Schönheit mich zu begleiten und verlangte im Scherz keinen Sex, sie
ging mit und nahm mein Versprechen wörtlich. Sie lag nackt neben mir, ich
fummelte an ihrer Klitoris,“You hurt me“ sagte sie und
ich ließ erschreckt von ihr ab. Ich bat sie zu gehen wenn sie nicht „arbeiten“
wolle, sie sprang aus dem Bett zog sich an und streckte die Hand aus. „Wo für?“ fragte ich. „Weil du mich mitgenommen hast“. So
einfach ist das, man geht mit ohne jede Bereitschaft und verlangt den vollen
Preis. Ich war empört und weigerte mich zu zahlen, später gab ich in solchen
Fällen den halben Preis um keinen Ärger zu bekommen. Erbost verließ sie mich,
ich blieb frustriert zurück. Zwei Tage später ging ich abends an ihrer voll
besetzten Bar vorbei, sie sprang auf und pöbelte hinter mir her; „Nobody want to
fuck you, nobody want to
fuck you, here in the whole
Pattaya!“ Ich stieg
die drei Stufen zu ihrer Bar hinauf
und sagte; „I fuck every day ten times, because i have the money, and you are a very stupid girl“. Hier entlud sich der gerechte Zorn
der gequälten Kreatur, rechtlose Frauen nahmen sich das Recht gegen eine
ungerechte Welt aufzubegehren, eine Welt in der sie gezwungen wurden wildfremde
hässliche alte Männer zu eskortieren, eine Vergewaltigung zu erwarten die der
alte Sack nicht vollziehen wollte. Wer eine Frau kauft, kauft keinen Sack
Kartoffeln auch wenn sie leblos wie ein solcher im Bett liegt. Hier kauft man
ein lebendes Wesen, eine Frau mit Gefühlen, die von einem Traumprinzen träumt
der sie erlösen wird wie Richard Gere in „Pretty women.“ Er soll gut aussehen und viel Geld haben, mehr
verlangen diese armen Mädchen nicht vom Leben. Aber auch die alten Männer die
sich an ihrer Bar ein Bier bestellen erwarten nicht viel vom Leben; Jung hübsch
sexy würde schon reichen. Es gibt arme Mädchen und arme Männer, die einen
warten auf Mr. Right die anderen sind Sklaven ihres
Sexualtriebs und erwischen Miss Wrong. Die Welt ist
schlecht aber wir sind die Guten, wir meinen es gut mit den Mädchen, wollen
ihnen helfen, manche Typen behaupten tatsächlich, sie hätten hier eine soziale
Aufgabe zu erfüllen. Viele der Mädchen sind asozial weil sie ihre Aufgabe nicht
erfüllen wollen, sie brüskieren die Männer und hindern sie an der Erfüllung
ihrer sozialen Aufgabe. Aber man soll nie aufgeben, es gibt böse Mädchen und es
gibt gute Mädchen, suchet so werdet ihr finden. Ich suchte weiter und fand in einer teuren A go
go Bar ein zauberhaftes Geschöpf das meiner Werbung
erlag, ich kaufte viele teure
„Lady-Drinks“ und wartete geduldig bis die „Mama San“ ihr den Besuch
meines Hotels gestattete. In diesen Bars tanzen die Mädchen im Bikini oder gar
nackt, sie müssen schnell wieder am Arbeitsplatz sein, hier ist nur ein
„Shorttime“ möglich der jedoch sehr teuer ist. Wer Mercedes fahren will kann
nicht nur VW bezahlen“ heißt es im Jargon. Sie hatte Geschmack war elegant
gekleidet, ich hatte teuer aber gut eingekauft. Sie war auch nett, aber nicht
nett genug, es reichte nicht für eine Erektion, der Kavalier zahlt und
schweigt. „Das Leben ist schön aber teuer, man kann es auch billiger haben, nur
ist es dann nicht mehr so schön“. Wenn der Mercedes nicht läuft, steigt man
wieder auf VW um, der läuft und läuft und läuft. Bei mir lief nichts, genau wie
die Mädchen an der Bar hatte ich eine zu hohe Erwartungshaltung, ich war und
blieb ein Träumer der nicht gern „TRABI“ fuhr. Das trieb mich erneut in die
Arme der eleganten „SUSI“ aus der A go go-Bar, es musste doch möglich sein bei dieser netten
schlanken Schönheit einen Penis erectus zu erlangen. Susi war auch nackt eine
Augenweide, sie stolzierte im Zimmer herum, verbarg sich schamhaft hinter der
Gardine, war sich ihrer Wirkung bewusst, sie war nett aber nicht lieb, sie war
ein heißes Gerät aber kühl bis ans Herz. Eine Erektion kann man nicht
erzwingen, ein schlaffes Steiftier trägt seinen Namen zu Unrecht, Susi kannte
nur potente Kunden; „Wenn das Geld im Kasten klingt, der Phallus aus der Hose
springt“, Schlappschwänze waren ihr fremd und Oralverkehr als Opening war zu dieser Zeit in Pattaya
noch verpönt. „Mein Mund ist doch keine Toilette“ sagte mal eine der Damen zu
mir. Ich war nicht der Mann der so etwas forderte, also war ich einfach ein
naiver Versager der sich wunderte warum es nicht ging. Obwohl schon mein Vater
mir einen klugen Spruch auf den Lebensweg gegeben hatte: „Es gibt keine
impotenten Männer, nur ungeschickte Frauen“. Susi war schön und sexy aber sie
war ungeschickt. Wieder ein ungeschickter aber schweineteurer Abend. Männer
sind Schweine, ungeschickte Frauen sind schweineteuer, wem das Schicksal eine
geschickte schickt der hat Schwein gehabt. Ich schickte mich in mein Schicksal
und Susi in ihre Bar zurück, dumm gelaufen. Das Drama der Ausbeutung, ich bekam
keinen Gegenwert, wurde von Susi ausgebeutet, Sie wurde von ihrer Bar ausgebeutet, immer ist einer
des anderen Beute, es lebe die Ausbeutung, ohne sie kein Fortschritt.
CIRCUS CAPITALE
Es gibt kein Paradies und keine heile Welt, es gibt nur die mit einem
Fluch belegte Menschheit die auf einem ausgebeuteten Planeten einen Zirkus der
Grausamkeiten errichtet hat in dem der Gutmensch als Pausenclown auftritt und
Trostpflaster verteilt. Die Zuschauer bestaunen die Künste der Ausbeutung, mit
immer neuen Tricks gelingt es den hochbezahlten Artisten die Menge in ihren
Bann zu ziehen. Atemberaubende Spekulationen am Trapez werden ohne Netz
vorgeführt, Kurse stürzen ab, Träume verenden im Sand der Manege. Kunstfertige
Jongleure werfen Zahlen in die Höhe, fangen sie wieder auf um sie erneut nach
oben zu schleudern, ein ständiges auf und ab das Armen Verluste und Reichen
Profite bringt. Dompteure führen dressierte Anlieger vor, domestizierte
Haustiere die auf Zuruf und Peitschenknall reagieren. Magier zersägen
Schuldverschreibungen bei lebendigem Leibe und verkaufen die Extremitäten als
kostbare Einzelstücke. Junge Mädchen im Bikini gehen mit Sammelbüchsen durch
das Publikum fordern zu Spenden für Hedge-Fonds auf,
jeder Spender bekommt einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ist nun Teil der
weltweiten Ausbeutung.
DAS HÄSSLICHE MÄDCHEN
Eines Abends erblickte der geile alte Mann im Getümmel der Bars ein
hässliches Mädchen mit knabenhafter Figur, dünn wie Bulimie, flach wie ein
Brett aber sie reizte ihn. „Errötend folgt er ihren Spuren durch all die
Straßen voller Huren“. Sie lächelte als er die Verfolgung aufnahm und führte
ihn zu der Bar an der sie arbeitete, Soi
8 nah der Beach Road, sein Hotel lag direkt gegenüber man hatte kurze Wege.
„Willst du mit mir gehn“. Deutsches Liedgut. Er
zahlte den Auslösebetrag an ihre Bar und sie durfte mit ihm gehen. Hand in Hand
betrat das ungleiche Paar das Hotel des Verführers, sie hätte seine Tochter
sein können, war sie aber nicht. Die jungen Frauen an der Rezeption
missbilligten seine Wahl, man hielt das „Opfer“ für minderjährig und deutete in
der Zeichensprache Handschellen an. Bei allem Unglück in der Liebe hatte er
jedoch immer Glück was das Alter seiner Eroberungen anging, alle waren alt
genug um alten Männern gefällig zu sein. Sie war prüde erzogen, er durfte sie
nicht nackt sehen, nach dem Duschen verhüllte das Badetuch den schmalen Körper
und versteckte den nicht vorhandenen Busen vor den gierigen Blicken des alten
Lüstlings. Meine Hand zittert, meiner Feder stehen die Haare zu Berge wenn ich
sie in das Tintenfass tauche, ein würgender Ekel vor mir selbst nimmt mir die
Atemluft wenn ich über diese abstoßenden Vorgänge berichte. Hier wurde ein
unschuldiges Geschöpf, das einen Penis nur vom Hörensagen kannte und noch nie
an einer Bar gearbeitet hatte für schnödes Geld an einen abstoßenden alten
Knacker vermietet der das hauchdünne Wesen schamlos missbrauchen würde. Kokett
stolzierte der Unschuldsengel vor dem ungeliebten Kunden auf und ab und genoss
die Wirkung die ihr verhüllter Mädchenleib auf ihn hatte. Nackt saß der alte
Knabe auf dem Rand des Bettes, sein Geschlechtsorgan zuckte wie ein gepeinigter
Wurm der sich schmerzhaft dehnte. Schelmisch versuchte der erregte Mann ihr das
Tuch zu entreißen, als es ihm gelang stand sie schamhaft zitternd die schmalen
Hände schützend vor der Scham, vor dem zudringlichen Lustgreis dessen Glied
furchterregend in die Höhe ragte. Hier geschah das Wunder der Erektion allein
durch die kokette Verhüllung eines Nichts. Ihre Brust war die eines Knaben,
ihre Scham war die eines Mädchens, sie war kein Ladyboy,
sie war eine Frau oben ohne. Er zog sie auf das Bett und presste sein hartes
Glied gegen ihren flachen Bauch bevor es sich zwischen ihre Schamlippen
drängte. Sie spreizte die schmalen Schenkel und empfing den Fremdkörper wie
einen guten alten Bekannten. Es wurde
dem Mann schwarz vor Augen als er tief in Sie hinein fuhr, ihr leises Stöhnen
hieß ihn willkommen und ermunterte ihn den Vorgang wieder und wieder zu wiederholen.
In dieser Zeit strebten alle Barmädchen ein Verhältnis von Dauer an, man kannte
noch keinen Shorttime, es gab noch kein Handy, ich wollte „LU“ bei mir behalten
bezahlte sie gut, verwöhnte sie mit Geschenken, glaubte sie wäre gern mit mir
zusammen. Das glauben viele und sie wundern sich wenn die Dame plötzlich weg
ist. „Ich verstehe das gar nicht, sie hatte es doch gut bei mir“, ist ein oft
gehörter Spruch. Oft laufen die Frauen nur für ein paar Tage weg, sie müssen
ihre „Batterien“ neu aufladen, die „Arbeit am Farang“
ist anstrengend, es gibt den Altersunterschied, die Sprachbarriere, ihre
Kinder, die Familie, vielleicht sogar den thailändischen Freund oder Ehemann.
Der „Farang“ kennt die Hintergründe nicht, er wünscht
sich einen problemlosen Urlaub mit einer liebevollen Partnerin, die er
großzügig bezahlt und beschenkt. Ein Freund von mir, er war zum ersten mal in Thailand, verliebte sich ziemlich schnell in eine
Barfrau, sie waren immer beisammen und küssten sich wie die Turteltauben, ein
Glück ohne Ende. Plötzlich war sie weg. Einfach weg, ohne ein Wort ohne Grund,
der Mann verstand die Welt nicht mehr. Es trifft die verliebten Männer wie ein
Keulenschlag, es gibt keine Erklärung für das plötzliche Verschwinden, ebenso
plötzlich tauchen die Damen dann wieder auf und wundern sich ihrerseits wenn
der Mann nun bockig wird. Mein Freund hatte Pech, sie kam nicht zurück, der
Abgang war endgültig. Und doch stand sie eines Tages mit zwei kampfbereiten
Freundinnen vor seiner Tür und forderte eine Nachzahlung. Der Mann war ein
Geizhals (KINIAU) er hatte ihr zu wenig bezahlt. Eine der Freundinnen fuchtelte
mit einem Messer vor seinem Gesicht herum, der Geizhals zahlte. So endete eine
Liebe. Lu war nicht schön aber auch sie hatte andere
Träume, sie war 27, hatte zwei Kinder,
von ihrem thailändischen Mann verlassen, war Sie in Pattaya
an der Bar gelandet. Immerhin waren wir zwei ein paar Wochen zusammen und ich
war verliebt in Sie. Noch immer zierte sie sich nackt vor mir zu posieren, noch
immer spielten wir das Verhüllungsspiel, als ich ihr von einer kleinen
Hautveränderung im Schritt erzählte. „Das habe ich auch“ sagte sie und weckte
meine Neugier. Ihre prüde Erziehung verhinderte einen Blick auf ihre
Schamgegend, es dauerte eine Weile ehe ich sie von der Notwendigkeit überzeugen
konnte. Am Rande der Vagina hatte sich eine Beule von der Größe einer kleinen Kirsche gebildet die mich
beunruhigte und uns in das nahe Krankenhaus führte. Lu
hatte eine verkapselte Syphilis die ihr Ehemann vom fremd gehen mitgebracht hatte,
die Infektion bestand schon einige Jahre und musste dringend behandelt werden.
Sie erhielt eine Spritze mit hoher Dosierung und erkrankte an der Wirkung. Die
Ärzte ermahnten sie zu zwei weiteren Spritzen in Abständen von drei Monaten.
Wir hatten geschützten Verkehr gehabt, ich war sauber. Offenbar bestand auch
keine Ansteckungsgefahr, Sie arbeitete wieder an ihrer Bar. Eine Zeit lang
holte ich sie bei Dienstbeginn dort für einen Shorttime ab und erlebte wie Sie
schon früh am Nachmittag den ersten Longdrink in einem Zug hinunter kippte. Ich
kannte sie als Nichttrinker und fragte warum? Ich muss mitmachen, alle Mädchen
trinken, sonst bin ich Außenseiter. Auch Lu hatte
mich viel mit meinen Depressionen allein gelassen, war stets später als
versprochen zurück gekommen, auch sie träumte den Traum vom „ young handsome Man „ dem man sich
für den halben Preis oder gar kostenlos hingeben konnte. Ich war modisch
gekleidet gepflegt nett liebenswürdig verständnisvoll großzügig gebefreudig
charmant witzig humorvoll – aber ich war von einer Krankheit verkrümmt und 30
Jahre älter als Sie. Dabei war Lu durchaus nicht der
Typ auf den die jungen Playboys flogen, Sie war keine vollbusige
Schönheitskönigin die man ganz vorn an der Bar plaziert
um Männer anzulocken sondern eher der Ladenhüter, eine magersüchtige „Oben ohne
Frau“ die mit ihren 27 Jahren hier schon als „alt“ abgestempelt war. Wenn ich
sie bei Dienstbeginn für einen Shorttime von ihrer Bar abholte trank sie sich
Mut an um den alten Sack ertragen zu können, war dann gut drauf, hatte sich den
ungeliebten „Papa“ in kürzester Frist schön gesoffen. „Alkohol macht jung und
schön“ wenn er von jungen Menschen im Angesicht des zahlungswilligen Alters
konsumiert wird. Meine Falten glätteten sich wie von einem unsichtbaren Bügeleisen
weg gebügelt, meine gekrümmte Haltung wurde als Verbeugung vor ihrer Jugend und
Schönheit, auch sie wurde ja durch den Alkohol schöner, wahrgenommen, Sie
empfing meinen alten Penis wie „Des Knaben Wunderhorn“. Ihre schlanken Beine
umklammerten meinen verzweifelt wütenden Unterleib, ihre Fingernägel gruben
sich in meinen Rücken, der Alkohol enthemmte das Opfer meiner besinnungslosen
Gier, ich ritt den Parcours meines Lebens;“Reitet für Deutschland“ Spielfilm
mit Willi Birgel. Wie schön dass der Alkohol mich in
ihren Augen schön gemacht hatte, doch wie wollte sie so besoffen ihren
Nachtdienst an der Bar durchstehen?. Dort mussten sich die Männer das hässliche
Mädchen erst mal schön saufen bevor sie ihrem Charme erlagen. Offenbar liebte
sie die Bar, sie hatte sich in einen gut aussehenden Engländer verliebt dem Sie
nicht von der Seite wich. Ich tat ihm Leid als er meine Eifersucht bemerkte,
ihm lag nichts an ihr er wollte nicht zwischen uns stehen. Er erzählte mir
seine Eindrücke;“Man fühlt sich in Pattaya wie ein
kleiner Junge im Süßwarengeschäft, erst kann man nicht genug bekommen, nach
einer Woche ist man übersättigt“. Er war übersättigt, Lu
bemühte sich vergeblich aber sie gab nicht auf. „Die Liebe ist ein seltsames
Spiel“. Ich war frustriert und irrte suchend durch die Gassen, wurde abgewiesen
wenn ich mich bemühte, eine riesige Stadt voller Frauen; „But not for me“ US-Liedgut. Unabsichtlich
kam ich an der Bar von Susi vorbei, sie stand in ihrer Schulmädchen-Uniform vor
der Tür, hatte gerade etwas gegessen und zog mich sofort in das Innere ihrer
Bar um mir einen Ladys-Drink aus dem Leib zu ziehen. Ein abgekartetes Spiel,
sie wollte mit mir gehen, aber erst am Abend um 20:00 Uhr. Ich bezahlte die
Leihgebühr an die Bar sofort und wollte um acht wiederkommen. Ich ging heim,
schlief meinen ersten Rausch aus und war pünktlich wieder bei ihr. Nun hieß es
Sie könne erst um neun mit mir gehen, es flossen wieder mehrere überteuerte
Drinks, ich trank Bier und sah ihr beim Tanzen auf der Bühne zu. Die „Schulmädchen“
waren schon etwas älter aber das Kostüm sollte verbotene Früchte vorgaukeln. Um
halb zehn war ich schon wieder betrunken
und drängte auf Einhaltung des „Vertrages“. Mama San eine ältere Frau im
schwarzen Herrenanzug erklärte die Dame meines Herzens für unabkömmlich, sie
müsse tanzen. Als ich laut wurde sagte sie drohend: „You
talk too much, this is dangerous“.
Dann ging sie zur Kasse und gab mir zerknüllte Geldscheine in die Hand, die
„Auslöse“ die ich am Nachmittag voraus bezahlt hatte. Mit Susi hatte es nie
eine Erektion gegeben, das hätte auch heute nicht geklappt, ich war ein
Dummkopf, Dummheit muss bestraft werden.
BODO
Irgendwann zwischen meinen Reisen hatte es in Berlin ein Wiedersehen
gegeben, in der Wohnung von Herbert dem Trompeter erzählte mir seine Freundin,
die Sängerin Stella von einem Mann der in ihrem Bühnenstück Regie führte. Ich
stutzte bei der Nennung seines Nachnamens, es wurde klar dass dieser Typ mein
alter Intimfreund Bodo war. Ich beauftragte Stella, für die ich Liedertexte geschrieben
hatte, ihrem Regisseur einen Gruß von ihrem Textdichter zu bestellen, was sie
auch tat. Später berichtete Sie mir davon, Bodo kannte natürlich Ihren
Textdichter nicht und fühlte sich belästigt. „Willst du denn nicht wissen wer
mein Textdichter ist?“ fragte Sie ihn und nannte dann meinen Namen. „Und da ist
er umgefallen.“ sagte Stella. Kurze Zeit später lagen wir uns in den Armen und
begossen in einer Kneipe das Wiedersehen. Ihm war die große Karriere versagt
geblieben, er arbeitete freiberuflich
als Choreograph und Entertainer, lebte in Berlin, wohnte sogar in meiner Nähe.
Eine große Bereicherung unseres Lebens, wir sahen uns nun häufig und spendeten
einander Trost. Sexuell völlig verschieden hatten wir viele Gemeinsamkeiten und
keine Geheimnisse, waren echte aufopferungsvolle Freunde. Ich schrieb ihm
unzählige Briefe aus Thailand, die er für mich aufbewahrte, ich wollte über meine Abenteuer als Sextourist ein Buch
schreiben. Dazu kam es nicht, es kam jedoch zu einer gemeinsamen Reise dorthin.
Ich spendierte ihm den Flug weil ich Gutes tun wollte, es kam jedoch nichts
Gutes dabei heraus. Er war mein bester Freund, ich glaubte ihn zu kennen, aber
wen kennt man schon, die meisten kennen nicht mal sich selbst. Am Anfang ging
alles gut aber bald gewannen die dunklen Mächte der Sexualität die Oberhand und
Bodo war ihnen hilflos ausgeliefert. Meine kritischen Briefe hatte er amüsiert
gelesen, ohne die geschilderten Gefahren ernst zu nehmen. Er liebte eher
stabile Mannsbilder, die kleinwüchsigen Thais erschienen ihm ungefährlich, eine
verhängnisvolle Fehleinschätzung. Bei den „Macho-Dancern“
in den Bars von „Boys Town“ zeigten auch Muskelmänner was sie hatten und
setzten sich nach dem Auftritt zu uns. Ich als Hetero schied schnell aus und
alles stürzte sich auf Bodo. Auch ich hatte die Gefahr unterschätzt, war an
allem Unglück schuld, Bodo verliebte sich und wurde zum idealen Opfer. „Ich
Macho du Opfer“. Zum Glück hatte Bodo nicht so viel Geld aber er war
„Liebeskasper“ genug um in Zukunft jeden Monat einen Teil seiner Rente nach
Thailand zu schicken.
PHUKET
Den Täter zieht es an den Ort der Tat, mich zog es an den Ort des
Unfalls, ich flog von Bangkok nach Phuket und traf
dort Freunde aus der City Sauna in Berlin. Hier war alles teurer als in Pattaya, die Mädchen die Hotels das Essen. Der Shorttime
setzte sich durch, das war die seelenlose Form der Prostitution; „Fasse dich
kurz“ wie es früher an den Telefonzellen zu lesen war. Das war mir schon immer
zu kurz gewesen und Pattaya war mir damals als
Paradies erschienen, man machte eine Urlaubsbekanntschaft, ging ins Bett und
blieb zusammen. Man schenkte keine Blumen und keine Ringe, man schenkte Geld
weil das gebraucht wurde. „In Thailand schenkt man keine Blumen“, französischer
Spielfilm zum Thema. Beim Bier ließ ich mich zu einem Shorttime überreden, die
Mama San schwatzte mir ein taufrisches Mädchen auf, ich war unlustig, Sie
wollte „arbeiten“. Eine „Unschuld vom Lande“ die schnell ihr erstes großes Geld
verdienen wollte, mein Alter und mein Aussehen waren ihr egal. Tatsächlich war
ich ihr erster Kunde, Sie fürchtete Komplikationen bei der Bezahlung, ich
musste beide Gebühren; 300 für die Bar und 500 für Sie an die Bar im Voraus
zahlen. Mit leuchtenden Augen sah sie der Geldübergabe zu, das erste „Bargeld“
das Sie an einer Bar verdiente. Sie war vollschlank, nicht mein Typ aber „In
der Not fliegt der Teufel Holzklasse“. Sie war lieb zu dem alten Mann bei ihr
war der Kunde noch König. Sie war eng gebaut aber „KY“ machte ein problemloses
Eindringen möglich. Bei einem extrem
dünnen Mädchen war mir einmal der der Zugang versagt geblieben, ich hatte es
ohne Gleitcreme versucht und war blutig gescheitert. Als erfahrener Sextourist
führte ich nun immer „KY“ bei mir, man weiß ja nie… Trotz erregendem Feeling blieb es bei dem
einen mal, ich sah den engen Engel später mit einem jungen Mann auf dem
„Motorbike“ mit dem sie zum Strand fuhr, also doch eine längere Bindung, aber
jung musste man sein. „Weil wir jung sind ist die Welt so schön“. DDR-Liedgut.
Sie winkte mir freudig lächelnd zu, ein Wiedersehen mit dem ersten Kunden.
Inzwischen hatte ich „LEK“ kennen gelernt, sie war 25, ihr Kind lebte bei ihrer
Tante in Bangkok. Natürlich war ich auch für Sie nicht die Erfüllung ihres
Traumes, aber ein freundlicher angenehmer Kunde den sie als Langzeit-Partner
akzeptierte. Sie blieb bei mir, ich war happy und verwöhnte Sie mit Geschenken.
Ich musste nach Deutschland fliegen, wollte in zwei Monaten wiederkommen. Ich
mietete ein billiges Zimmer, bezahlte für die ersten drei Monate, Nach der
Renovierung sollte Lek dort einziehen und auf mich warten. Nach acht Wochen
landete mein Flieger auf Phuket, würde Sie dort sein
um mich abzuholen? Ich befürchtete das Schlimmste. Sie war dort, aber schon im
Taxi erfuhr ich, sie hatte sich in einen jungen Deutschen verliebt. Das kommt
vor, ich nahm es nicht so tragisch, sie war ja bei mir. Nach Ankunft in unserem
bescheidenen Zimmer war sie nur widerwillig zum Sex bereit und als wir zum
Essen gingen sprach sie nur von ihrer großen Liebe, dem jungen Deutschen der
leider ständig fremd ging und enttäuscht zu ihr zurück kam. Er hatte sie frei
gegeben und zum Airport geschickt, ich wäre der bessere Mann für Sie. Lek
zeigte mir sein Auto seine Bar, schließlich stand der Angebetete sogar
leibhaftig vor uns und schwärmte von Lek als dem besten Mädchen des Ortes. Sie
liebte ihn sehr, er liebte sie um sich nach Enttäuschungen mit anderen Weibern
bei ihr auszuweinen. die Liebe ist ein
seltsames Spiel. Ich liebte den Burschen gar nicht, er sollte sich entscheiden;
Eine oder Alle. Es herrschte Alkoholverbot, ich bekam nirgends Bier, das war
unangenehm. Kaum waren wir wieder im Zimmer da klopfte es an der Tür. Es war
der Idiot der sie frei gegeben hatte, er nahm sie mir weg. Ich saß in der
tristen Bude und hatte kein Bier. Nach langem Suchen fand ich eine Bar die Bier
in Kaffeebechern verkaufte, und ertränkte meinen Kummer. Meine Wohnanlage
beherbergte viele Barmädchen und Ladyboys, zwischen
den Zimmern lag ein kleines Restaurant in dem ich verkatert mein Frühstück nahm.
Plötzlich erschien Lek, der gewissenlose Kerl hatte sie zu mir zurück
geschickt. Ich war erfreut sie wieder zu haben aber die Freude währte nicht
lange, Sie könne nicht bei mir bleiben während ihr Playboy am Ort wäre. Sie
verließ mich am selben Tag und ging zu ihrem Kind nach Bangkok. Frauen mit
Liebeskummer haben es gut, sie haben ihre Kinder, da können sie sicher sein
geliebt zu werden, sagt man so… Ich hatte keine Kinder und wurde nicht geliebt
also befriedigte ich mich selbst und konnte viel Geld auf die Seite legen. Der
„Selbstständige“, oft herablassend als „Wichser“ verschriene Mann liebt sein
Geld mehr als er die Frauen liebt, sein Bankkonto sagt ihm das er das Richtige
tut. Ohne Migräne und Me too
lebt er sorglos und ohne Liebeskummer; „Onanie ist Sex mit jemand den ich
liebe“. Woody Allen. Ohne Illusionen streifte ich durch die Gassen der Sünde;
„Beneidenswert wer frei davon“. Francois
Villon. Ich war frei von der Sklaverei des Sex, dem ekelhaften Missbrauch der
Entwässerungs-Organe, dem fieberhaften Penetrieren, der unverhüllten Agression des monströsen „Stand up
Comedians“ der Ohne jeden Humor in die Privatsphäre
der Frau eindringt, sie erniedrigt und beschmutzt. Ich respektierte die Frauen
die sich dem entzogen in dem sie Frauen liebten. Von jedem Zwang befreit
schlenderte ich durch die Lichter der Tropennacht, an den Bars nötigten die
Mädchen ihre Gäste zum schnelleren Bier trinken und bettelten um den nächsten
„Ladys-Drink“. Wenn eine Bar in einer verborgenen Seitenstraße liegt schickt
die Mama San die Mädchen „An die Front“. An der Hauptstraße fallen sie über
Fußgänger her und versuchen sie an ihre abgelegene Bar zu ziehen. Eine der
Amazonen, einen Kopf kleiner als ich, umarmte mich, es war mir lästig und
unangenehm, ich sah auf die Kleine herab und blickte in das lachende Gesicht
einer bildschönen Frau. Ihr Anblick verschlug mir die Sprache, Sie war zu schön
um wahr zu sein. Ich schlang die Arme um den schlanken Körper und fragte ob sie
mit mir gehen wollte. Ja natürlich aber erst müsse sie mich an ihrer Bar
abliefern. Ich hatte ihre Zusage, es wurde ein schöner Abend an ihrer Bar und
eine schöne Nacht in meiner billigen Bruchbude, ein Hotel konnte ich mir in Phuket nicht leisten. „NUK“ wollte bei mir bleiben
verlangte aber 1000 pro Tag und 300 Auslöse für ihre Bar. Am nächsten Abend
verhandelten wir mit Mama San ich sprach von mehreren Monaten Verweildauer und
bot 500 pro Tag, die Damen steckten die Köpfe zusammen und stimmten zu. Ein
Wunder war geschehen ich hatte „Die schönste Frau der Welt“ erobert und ihren
Preis halbiert. Nuk war 31 und hatte 3 Kinder, ihr
Bauch hatte bei den Schwangerschaften schweren Schaden genommen, stark vernarbt
kontrastierte er krass zu dem Gesicht eines Fotomodells. Sie hielt sich bereits
für alt und hatte nichts gegen einen älteren Mann wie mich. Ein fröhliches
Mädchen, immer gut drauf, blieb immer bei mir, lief niemals weg, wir hatten
eine schöne Zeit. Ich kleidete Sie neu ein, sie war die Schönste, hatte die
tollsten Klamotten, nur eine Kleinigkeit fehlte noch… GOLD. Eine Frau ohne Goldschmuck war unvollständig
gekleidet, ein Farang der seiner Geliebten kein Gold
schenkte entsprach nicht den Regeln, ich musste noch viel lernen. Stolz
präsentierte mein Liebling das neue Armband, wie durch Zufall landeten wir an
der Sailorbar, hier hatte ich Lek kennen gelernt, sie
war aus Bangkok zurück, arbeitete wieder hier, bediente uns mit ernstem Gesicht
ohne jede Regung. Ihr meine Schönheitskönigin vorzuführen war kindisch und
traurig, wahrscheinlich litt das arme Mädchen noch immer an gebrochenem Herzen.
Ich hatte Nuk angeboten mit mir nach Deutschland zu
fliegen, damals bekam man noch ohne Probleme ein Besuchervisum für drei Monate.
Wir fuhren nach Bangkok und beauftragten ein Reisebüro mit der Beschaffung von
Reisepass und Visum, alles lief nach unseren Wünschen, wir lebten sorglos und
unbekümmert in den Tag hinein, das Leben war schön. Natürlich war das goldene
Armband nicht billig gewesen, ich war ja kein reicher Mann sondern ein kleiner
Rentner der zu Gold ein gestörtes Verhältnis hatte, aber wie sagte meine Oma
immer: „Frauen kosten Geld, schöne Frauen kosten schönes Geld“. Wenn ich an all
das schöne Geld denke das ich schönen Frauen auf dem Altar der Liebe geopfert
habe wird mir schmerzhaft bewusst, ich war ein schöner Idiot. Nuk fuhr nach Bangkok und kam am Nachmittag mit Pass und
Visum zurück, auch der Flug war schon bezahlt. Sie hatte aber auch eine
unangenehme Nachricht für mich bereit: Wegen ihrer Kinder, der Schule und
vielen Problemen könne sie nicht zum geplanten Datum mit mir fliegen, sie würde
aber vier Wochen später nachkommen. Rums, das hatte gesessen, ein Schlag mit
dem Holzhammer auf den Kopf des Liebeskaspers beendete den Traum vom Glück. Ich
explodierte, sah rot und wollte den Pass vernichten. Nuk leugnete die Ankunft eines Kunden, ich glaubte ihr kein
Wort und warf Sie raus. Ich durchsuchte ihre Sachen und fand tatsächlich einen
Brief aus Deutschland in thailändischer Sprache aber die Daten von Ankunft und
Rückreise des Mannes, Genau am Tag meiner Abreise würde er hier ankommen und
vier Wochen bleiben. Das passte wie die Faust aufs Auge, ich hatte nichts
anderes erwartet. Eine Barfrau hat viele Kunden, die Betreuung kann kurz oder
lang erfolgen, bei einer Langzeitbetreuung überschneiden sich die Termine, man
muss abwägen wem man den Vorzug gibt, aber sogar bei einer bevorstehenden
Heirat will man den letzten Kunden vor der Ehe noch abkassieren, das hatte ich
ja kurz vor meinem Unfall erlebt. Welchen Vorteil versprach sich Nuk von einer leicht durchschaubaren Lüge zugunsten des
Briefkunden, Wahrscheinlich zahlte er 1000, ich nur 500 pro Tag, vielleicht
kaufte Gold, er konnte in vier Wochen viel mehr ausgeben als ich in vielen
Monaten. War er womöglich einer von den Narren die regelmäßig Geld schickten um
das arme Ding vor Hunger und Not zu bewahren? Wie hoch meine Unkosten für Pass
Visum und Ticket waren spielt in den Berechnungen von Nuk
keine Rolle, wichtig sind nicht meine Ausgaben sondern ihre Einnahmen. Geschäft
ist Geschäft und Ausbeutung ist Ausbeutung. Schwer zu verstehen warum man
diesen Frauen immer wieder auf den Leim geht, vieles wiederholt sich mit
derselben Frau, viele der alten Dummheiten werden mit neuen Frauen erneut
gemacht. Welches Sprichwort welcher Liedertext gibt uns dafür eine Erklärung? „Die
Welt will betrogen sein“. Ist das allgemein gültig oder ist der Prozentsatz der
Masochisten unter den Männern höher als vermutet? Ist der von der Domina
ausgepeitschte Mann nur das Symbol für alle anderen Sado/Maso-Erscheinungsformen. Ich hatte ein Machtwort gesprochen
und meine geliebte Titelbild-Schönheit hinaus geworfen, ich war nicht der
Hampelmann dieser Weiber, bei dem man nach Bedarf an der Strippe zieht. Aber
ich war Alkoholiker und ich trank. Ich trank Tag und Nacht, konnte am Ende
nicht mehr schlafen und suchte Hilfe bei einer mütterlichen Ärztin die
Verständnis zeigte und mir Schlaftabletten verschrieb. Beim Bier erzählte ich
einer Freundin von Nuk davon, auch sie versuchte mich
zu trösten. Ich trank wenig, ging früh ins Bett, nahm zwei Schlaftabletten und
schlief sofort ein. Am nächsten Morgen lag Nuk neben
mir im Bett, wie war sie dort hingekommen? Da ich nichts erinnerte erzählte sie
mir was in der Nacht geschehen war. Ihre Freundin hatte mich falsch verstanden
und glaubte an Selbstmord. Nuk alarmierte den Ladyboy der direkt neben mir wohnte, er langte durch das
Fenster, öffnete problemlos die Tür, man fand die Tabletten auf meinem
Nachttisch, der kräftige Mann trug mich zur Taxe, man fuhr mich in das
Krankenhaus wo man mir den Magen auspumpte. Ich hatte von all dem nichts
gemerkt, glaubte Nuk würde bleiben aber sie ging. Ich
belohnte den Ladyboy für seine Mühe bedankte mich für
die „Lebensrettung“ und lebte weiter. Die Tage verbrachte ich am Strand, die
Abende an den Bars, die Frauen interessierten mich nicht, ich hatte genug vom
Sextourismus, die armen Männer taten mir Leid. Nuk
war nirgends zu sehen, ich suchte nicht nach ihr, sollte sie andere Männer
glücklich machen, ich hatte sie gehabt und das wars.
Das wars dann aber doch nicht, Sie fand mich und bat
um Verzeihung, wollte wie geplant mit mir nach Deutschland fliegen. Wenn man so
wollte, hatte ich die Partie gewonnen, den anderen Bewerber aus dem Feld
geschlagen. „Meine Nutte deine Nutte“.
NUK IN BERLIN
Ihre Familie lebte in Bangkok, in glücklichen Tagen hatten wir sie dort
schon einmal besucht, nun erschienen alle am Airport und ich durfte die
Großfamilie bewirten. Zum Glück war Thai-Food und Bier damals dort noch billig,
die Abschiedsparty bezahlbar. Reiche
Männer schmücken sich mit schönen Frauen die sie sich leisten können, arme
Männer schmücken sich mit schönen Prostituierten die sie sich nicht leisten
können. Aber wir trugen ja keine Schilder am Hals: „Käuflich“ und „Kunde“, es
sah also aus als ob… So glaubte ich, es gehört aber nicht viel Scharfsinn dazu
einen älteren Mann in Begleitung einer jungen Thailänderin richtig
einzuschätzen. Nuk hatte sich für die erste große
Reise ihres Lebens entschieden, eine Art „Müttergenesungswerk“, ihre Kinder
blieben in der Obhut der Familie. Bei Ankunft in Berlin mussten wir auf das
Rollfeld hinunter zum Bus, es war Ostersonntag und bitter kalt, wir zitterten
um die Wette. Es gab keine Taxen am Airport wir mussten mit dem Bus zur U-Bahn,
hatten kein Kleingeld für den Automaten, fuhren „schwarz“ durch die halbe
Stadt, stiegen am Schöneberger Rathaus aus, es gab auch dort keine Taxen, wir
zitterten weiter. Endlich kam eine Taxe, willkommen Zuhause. Später erzählte
mir Nuk wie sie die Öffnung der Tür nach der Landung
empfunden hatte; Als würde man Ihr einen Eimer voll Eiswasser über den Kopf
gießen. Meine Wohnung war warm, die Nachbarin hatte die Gasheizung hoch
gefahren und war sofort überwältigt vom Charme meiner Begleiterin, dem nach und
nach alle meine Freunde erlagen. Nuk umarmte jeden,
so wie sie mich bei der ersten Begegnung umarmt hatte, dem Zauber ihres
Lächelns konnte sich keiner entziehen, Sie gewann alle Herzen im Sturm, warum
sollte ich da noch über andere Kunden oder Terminschwierigkeiten nachdenken,
Sie verzauberte jeden, so wie Sie mich verzauberte und glücklich machte. Die
ideale Partnerin für einen „schwerlebigen“
Depressiven, eine gute Fee die mir Leichtigkeit und Lebensfreude schenkte. Es
ging nicht nur um Sex, es ging um Harmonie und Zweisamkeit, eine schöne,
liebenswerte Frau war Gast in meinem Haus, ich hatte eine Aufgabe, zeigte ihr
meine Stadt, war Fremdenführer und ständiger Begleiter. Sie war fremd in der
Stadt, hatte keine Freunde oder Kunden zu denen sie ausweichen konnte, da hatte
ich Glück, es hätte auch anders kommen können. Trotz meiner bisherigen
Erfahrungen lebte ich naiv und glücklich drei Monate lang mit einer Frau die
scheinbar mir gehörte. Ich hatte kein Auto, wir fuhren jeden Tag mit dem
BVG-Bus ins „Blaue“ bis zur Endstation, gingen dort spazieren, Nuk liebte Tiere, war glücklich wenn sie ein Pferd
streicheln konnte, ich war glücklich wenn Sie mein Steiftier streichelte.
Natürlich waren wir häufig Gast im Zoologischen Garten und im Tierpark, aber
auch im Schloss in Potsdam, auf dem
Fernsehturm am Alex und sahen ein Ballett in der Oper für das meine Schwester,
ebenso begeistert von meiner Besucherin wie alle anderen, uns Karten spendiert
hatte. Es war Sommer, einer der schönsten meines Lebens, ich möchte ihn nicht
missen. Nuk arbeitete für mich, sie behandelte meine
Depressionen mit Erfolg, ich zahlte ihr den vereinbarten Tagessatz von 500
Baht, Sie würde nicht mit leeren Taschen aus ihrem Urlaub in Deutschland
zurückkehren. Meine Freunde konnten das nicht begreifen, Sie machte drei Monate
kostenlosen Urlaub, ich bezahlte das Ticket, Essen und Trinken, Geschenke für
ihre Kinder und eine Tagesgage obendrauf. Wenn eine Barfrau einen Kunden
betreut arbeitet sie für Geld „I work for money“, Urlaub kann Sie sich
nicht leisten. Dagegen war nichts zu sagen so lange Sie ihren Vertrag mir
gegenüber einhielt und nicht versuchte andere Kunden nebenbei zu betreuen.
Unser Vertrag und Ihr Visum endeten nach drei Monaten, ich musste in Berlin
bleiben und Geld für die Zukunft sparen, ich lebte bereits über meine
Verhältnisse. Sie war jetzt frei für andere Kunden, wollte aber nach drei
Monaten wieder zu mir kommen. Da haben wir es wieder, das Prinzip Hoffnung,
warum glaubt der Kunde an die problemlose Fortsetzung einer „Scheinehe“, ohne
Schein, nach drei Monaten Arbeit an den verschiedensten neuen Barbesuchern, oder älteren Kunden mit älteren
„Rechten“, wie stellt sich eine „Therapeutin“ wie Nuk
auf jeden alten oder neuen Kunden ein? Der Sex mit Ihr war so aufregend nicht
gewesen, natürlich hatte der deformierte Bauch den Schönheitssinn des
depressiven Kunden in Berlin ein wenig gestört, „Nur der Schönheit weihte ich
mein Leben“. Deutsches Liedgut. Ein bildschönes Gesicht, Konfektionsgröße 36,
friedfertig, pflegeleicht, man kann alles verlangen aber nicht alles haben.
Mein sexuelles Verlangen hatte nicht im Mittelpunkt des Arbeitsverhältnisses
gestanden, die überaus anpassungsfähige
„ Therapeutin „ hatte viel Arbeit für wenig Geld geleistet, ein labiler Mann
wie ich, angesiedelt zwischen „Weiberfeind“ und „Frauenversteher“
konnte sozusagen als „ Geheilt entlassen“ gelten. Am Tag der Abreise lernten
wir am Flughafen ein Ehepaar kennen, das nach Bangkok flog, eine der
„berüchtigten Mischehen“, die thailändische Ehefrau nahm Nuk
sofort in die Arme, Sie musste nicht allein die weite Reise antreten. Ich war
allein, wurde jedoch mit den nächsten drei Monaten gut fertig. Meine Freunde in
der City Sauna und mein bester Freund Bodo, der Ballett-Tänzer bemerkten
natürlich den Wandel der sich vollzogen hatte, ich war gelöst und heiter, lebte
in der Illusion einer nahtlosen Fortsetzung der erfolgreichen Ehe auf Zeit, die
mir so gut getan hatte. Es gab noch keinen Mobilfunk, Briefe hatten eine lange
Laufzeit, ich musste sie mühsam und teuer übersetzen lassen aber es lief wie
geplant, Nuk erhielt ihr Visum, der Tag ihrer Ankunft
nahte. Mein Jugendfreund Rudolf, der Taxifahrer brachte mich zum Flughafen,
dort konnte ich Nuk in die Arme schließen. Kaum in
meiner Wohnung angekommen schrieb Sie zwei Briefe, an die Familie in Bangkok
und an eine Freundin in England, die ich für sie abschickte. Natürlich gab mir
der Brief nach England zu denken aber ich hielt es für unmöglich das er an
einen Mann gerichtet sein könne. Kaum in Berlin angekommen, einen Kunden in
England zu informieren und den Brief zur Beförderung mir zu übergeben, hielt
ich für undenkbar, soweit geht die Frechheit nicht – meinte ich. In der
thailändischen Sprache soll es das Wort: „Leihgattin“ geben, mein Glück war nur
geliehen, das wusste ich wohl, aber ist nicht alles was wir zu besitzen
glauben, nur geliehen? Es ist eine Frage der Zeit wie lange ich eine Leihgabe
des Schicksals als Besitz empfinden kann, in meinem Fall hatte ich diese Frau
für weitere drei Monate gebucht, es gab einen ungeschriebenen Vertrag der
verschiedene Nutzung beinhaltete, ich konnte die Leihgabe als Gesellschafterin,
Therapeutin oder Sexobjekt missbrauchen, es war ein seriöses Geschäft zwischen
seriösen Partnern das jeder mit der Absicht den anderen zu übervorteilen
abgeschlossen hatte. Man könnte meinen
es wäre eine Art Menschenhandel, in Wahrheit ist es der Handel mit Illusionen,
ohne Illusionen würde sich der Kunde nicht auf das Geschäft einlassen.
„Illusionen Illusionen sind das schönste was es gibt“. „Deutsches Liedgut“.
Wenn ich ein Lotterielos kaufe, kaufe ich die Illusion Millionen zu gewinnen,
wenn ich eine Frau kaufe, kaufe ich die Illusion ihr Herz zu gewinnen. „Ein
Herz kann man nicht kaufen“. Deutsches Liedgut. Was ich gewinne sind letztlich
Einsichten, was immer ich kaufe, ich werde verlieren. Diesmal hatte ich gewonnen,
Nuk hatte den Weg zu mir zurück gefunden, sie liebte
mich, ich war ein Kunde den man gern haben musste, Ich respektierte sie, ich
verwöhnte sie, ich war einer von den guten, ein „Gutmensch“ wie das Schimpfwort
sagt. Und wieder hatte sie begonnen; „Die schönste Zeit meines Lebens „ zweiter
Teil. Alles war so schön wie beim ersten mal, wir
waren vertraut wie ein altes Ehepaar, am Tage erkundeten wir die Stadt, am
Abend saßen wir vor der „ Glotze „ ich erklärte Nuk
die Handlung der deutschsprachigen Filme oder wir sahen thailändische Filme auf
VHS. Meine Bilderbuchschönheit sah zum
anbeißen aus aber ich biss nicht an. „Die Ehe ist der Tod der Liebe“, „Fernsehn und Bier, die machen so schön müde“. Deutsches
Liedgut. Es war eine Idylle, die fast ohne Sex auskam; „In der Woche zwier, schaden weder ihm noch ihr“. Martin Luther. „Aber
wehe wehe wehe, wenn ich
auf das Ende sehe“. Wilhelm Busch. Wir standen noch am Anfang als das Ende
nahte, es näherte sich in der Gestalt eines Blumenboten, der auf der Straße den
Klingelknopf bediente. Ich wollte den Mann nicht in das Haus lassen, erwartete
keine Blumen, er beteuerte die Richtigkeit von Namen und Anschrift, ich öffnete
die Tür. Die von Fleurop gelieferten Blumen kamen aus England, ein Kärtchen
übermittelte Grüße zum Geburtstag meiner Leihgattin – „Love, Fred“. Mir war
kein Geburtstag bekannt, Nuk hatte wahrscheinlich
mehrmals im Jahr Geburtstag. Meine Reaktion war filmreif,
ich ging an die Decke wie das HB-Männchen im Werbefilm, erinnerte sofort den
Brief den ich an die angebliche Freundin nach England geschickt hatte, ich
wurde erneut für dumm verkauft, mein Vertrauen missbraucht, meine mühsam
aufgebaute Idylle fahrlässig von einem englischen Liebeskasper torpediert,
seine Blumen explodierten in meinem trauten Heim wie U-Bootgeschosse auf dem
Trockenen. „Die Blumen des Bösen“. Baudelaire. Nuk
war unschuldig, sie war die Traumfrau vieler Träumer, hatte lediglich einen
Brief an ihre Freundin geschrieben, deren englischer Freund eigentlich Nuk liebte. Die Vielgeliebte stritt alles ab und bereitete sich ein
provisorisches Bett am Fussboden des ehemaligen Kinderzimmers, während ich mir
ein Bier holte. In der Küche standen die Blumen im Wasser, ich warf sie zornig
aus dem Fenster. Am nächsten Morgen rief ich meinen besten Freund an,
schilderte ihm meine verzweifelte Lage, wusste nicht was ich tun sollte, Nuk war ja gerade erst in Berlin angekommen, sollte ich Sie
nach Thailand zurückschicken? Bodo redete mir gut zu; „Was regst du dich auf,
du weißt doch wo du Sie her hast“. Ich wurde ruhiger, er riet mir zu Versöhnung
und Vergessen. So geschah es, und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie
heute noch. Die Versöhnung war märchenhaft, meine kleine Mietwohnung knisterte
vor Erotik als hätte man frische Holzscheite in den Kamin der Liebe geworfen,
lodernde Flammen erhellten die dunklen Gedankengänge in denen ich gefangen war
wie in einem Irrgarten ohne Ausgang. Was war geschehen, eine harmlose
Blumensendung hatte wie eine Briefbombe gewirkt und zu Verletzungen am eifersüchtigen
„Ehemann“ geführt ehe man es verhindern konnte. Wie war das möglich, waren
nicht alle Tatbestände bekannt, wie konnte es zu einer solchen Überreaktion
kommen? Unüberlegt hatte „Der englische Patient“, selbst im Glashaus sitzend,
Steine auf mein Kartenhaus geworfen die es fast zum Einsturz gebracht hätten.
Der Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen führt dazu das immer mehr Menschen im
Glashaus oder im Kartenhaus wohnen in denen jede seelische Erschütterung einem
Erdbeben gleich kommt, man nennt das: „Einstürzende Neubauten“. Die
Einsturzgefahr war gebannt, „My house
is my castle“,
die schöne Prinzessin weilte auf meiner Burg;“ Heute ein König“. Ich trank das
billigste Pils von ALDI und fühlte mich wie ein König. Im Märchen: „Der Prinz
und die Dirne“ lässt der traurige König im ganzen Land nach einem armen aber
immer fröhlichen Mädchen suchen welches die Zauberkraft der unbegrenzten
Heiterkeit besitzt mit der Sie jeden Trauerkloß heilen kann. Der König hatte
unbegrenzte Staatstrauer angesetzt, alle Fahnen und Penisse standen auf
halbmast, seine Reiter suchten jeden Winkel im Land der Trauer ab und fanden
schließlich das fröhliche Mädchen in einem armseligen Bordell in dem sie
unglückliche Männer mit einer Oraltherapie glücklich machte. Wer depressiv rein
ging kam entspannt und heiter heraus, Sie verfügte über die Zauberkraft der
unbegrenzten Heiterkeit. Dem traurigen König war jedes Mittel recht, er fragte
nicht nach Beruf und Stand, Hauptsache er stand. So stand also die Sache, Nuk verfügte über eine Zauberkraft, nach ihrer Therapie war
alle Trauer wie weggeblasen, ein Märchen in dem Mundpropaganda die Trauerarbeit
beendet. Es war Herbst, wir erhitzten uns in kalten Betten, Heizkissen reichten
nicht aus sie zu erwärmen. Nuk liebte die kühlen
Temperaturen, Sie nahm Urlaub von der unerträglichen Tropenhitze Bangkoks, wo
Sie Schwindelanfälle und Ohnmachten erlitt, welche Taschendieben im Bus die
Arbeit erleichtert hatten. In Berlin konnte Sie stundenlang ohne Übelkeit
spazieren gehen, Sie fühlte sich wie neu geboren. Im Zoo wanderten wir auf
einem dicken Teppich welker Blätter, Nuk wurde nicht
müde sich für die Tiere zu begeistern, alle Erlebnisse trug sie in ein Buch
ein, es war eine sorglose Wiederholung ihres ersten Besuches. Auf
Ausflugsdampfern entdeckten wir die Seen der Stadt, trafen Bodo in einer
Pizzeria und meine Schwester auf dem Trödelmarkt, das Leben war schön. Den
ersten Schnee ihres Lebens sah Nuk als der Winter
sich ankündigte und es Zeit für unseren Flug wurde.
SINGAPUR BANGKOK PATTAYA
Singapur ist schön aber teuer, an der Bar unseres Hotels zahlte ich für
ein kleines Glas Bier neun DM, an einem Kiosk in der Stadt für eine Büchse Bier
acht DM. Da bleibt einem das Bier im Halse stecken, es ist zu teuer zum
runterschlucken. Nuk vertrug die Hitze nicht, Sie
erlitt einen Schwächeanfall inmitten einer chinesischen Parkanlage die wir zu
Fuß erkundeten. Am nächsten Tag schwebten wir per Seilbahn nach Sentosa wo ein frischer Wind vom Meer wehte. Hier konnten
wir mit Bus und Kleinbahn das riesige Areal erobern und tolle Eindrücke
sammeln. Nach drei Tagen flogen wir weiter nach Bangkok wo wir auch drei Tage
blieben. Nuk besuchte ihre Familie dann ging es per
Linienbus nach Pattaya. Das war ein Fehler, ich hätte
in unserem Hotel einen großen amerikanischen Wagen für 1.500 Baht mieten
können, dazu war ich zu geizig gewesen und zog mir im Bus beim Pinkeln in der
winzigen Toilette eine Gehirnerschütterung zu als ich gegen die Decke
geschleudert wurde. Wir wohnten in der Soi 8 und saßen nach dem Abendessen meist
an den Bars gegenüber dem Hotel, ich war froh nicht am „Liebeskarussell“
teilnehmen zu müssen, hatte meine „Titelbildschönheit“ immer bei mir, „Diese
Frau gehört mir“ mit Barbara Stanwyck.
Besitzansprüche müssen bezahlt werden, wie es unter „Eheleuten“ üblich ist,
wurde auch wieder Gold gekauft. Ich blätterte beim Juwelier in Süd-Pattaya die „Tausender“ auf die Glasplatte unter der das
kostbare Edelmetall auf die törichten Fremden lauerte, wischte imaginäre Tränen
von meinen Wangen, nur ein reicher Mann kann sich erlauben solche Scherze über
Geld zu machen. Nuk belachte in gehobener Stimmung,
die neue Kette am Hals, meine dummen Witze, auch wenn ich weder Haus noch Auto
hatte, blieb ich doch der reiche Farang den Sie in
mir sehen wollte. Ein „ Farang „ eine fremdländische
„Langnase“ ist immer reich, sonst könnte er nicht
nach Thailand fliegen und dort mit Geld um sich werfen, wie es betrunkene
Spinner mitunter in den A gogo-Bars buchstäblich
taten. Eine Augenzeugin berichtete von
einem Gast der Mengen von 1000 Baht-Scheinen in die Höhe warf um die sich dann
leicht bekleideten Mädchen balgten; „Ein warmer Regen“, „Pennies
from heaven“ war dagegen
ein harmloses Kinderlied. Nuk opferte viel ihrer
kostbaren Zeit für mich aber Sie musste an ihr „Geschäft“ denken. Wir sprachen
nie über die Zukunft, hatten ja eine goldene Gegenwart. Es gab eine gerechte
Arbeitsteilung; Ich kaufte das Gold und Sie trug es. Golden ging über dem Meer
die Sonne unter, die neue Kette glitzerte am Halse einer schönen Frau die mein
armseliges Leben bereicherte, wir saßen beim Kaffee auf einer kleinen Insel im
Swimmingpool des Royal Cliff Hotels, ein teurer Laden der seinen kostspieligen
Kaffee ohne Ansehen der Person servierte. Unterwürfig rührte das Personal unser
Getränk, ich hatte Bedenken, fürchtete die Höhe der Rechnung. Nuk beruhigte mich mit den Worten: „Don‚t
worry, i have my „Funiture“, dabei wog Sie die
goldene Kette mit der Hand. Damals trug noch jeder sein Gold zur Schau, sein „Mobilar“ am Hals und die Preise in den 5 Sterne Hotels
waren bezahlbar. Das ging so lange bis es Nuk zu
ihrer Familie nach Bangkok zog und wir uns aus den Augen verloren. Das war
traurig aber ich war frei für die nächste große Liebe. Die zierlichen
„Sofapüppchen“ für die ich schwärmte, tanzten meist in den teuren A gogo Bars; „Schöne Frauen kosten schönes Geld“. Hier war
der Shorttime die Regel, „Dauerfreundschaften“ unbezahlbar. In der „Little Horse Bar“ tanzte die kleine Kim, sie war nicht sehr hübsch
aber hübsch jung und sehr schlank. Sie hatte keine Vorurteile gegen ältere
Männer und freute sich jeden Abend wenn ich kam. Wenn ich kam ging das ins
Kondom mit dem Sie mich äußerst sachkundig „ überrollte „. Sie machte das
sozusagen mit links, während ich es kaum mit rechts schaffte. Eine Frau mit
Erfahrung und Fingerfertigkeit die man ihrem Alter nicht zugetraut hatte. Wir
hatten uns aneinander gewöhnt, als ich Sie mit zwei älteren lesbischen Frauen
und vielen leeren Gläsern an der Bar vorfand. Die beiden Frauen boten mir
höflich einen Hocker an aber Kim ließ mich abblitzen, die Damen zahlten mehr
als ich. So endete eine Liebe. Bei ihrer bildschönen Kollegin Nit hatte ich nie eine Chance gehabt, sie bevorzugte
jüngere Männer, war aber heute freundlich zu mir. Ich konnte mein Glück nicht
fassen, Nit war nicht nur schön sondern auch sehr
nett und liebevoll im Umgang mit mir und meinem Steiftier. Bald darauf feierte
Kim in ihrer Bar Geburtstag und musste 18 Kerzen ausblasen, erst jetzt hatte
Sie das vorschriftsmäßige Alter erreicht. Nit zählte
mich zu ihren Kunden und begrüßte mich jeden Abend mit einer Umarmung, ich war
glücklich wenn Kim einen Kunden hatte und Nit sie
vertreten musste. Sie war eine Schönheit wie Nuk, war
jünger und gab dem alten Mann das Gefühl in ihrem Schoss willkommen zu sein.
Kim und Nit traten im Show-Teil des Abends auf, sie
trugen Dienstmützen und offene Polizeihemden auf nackter Haut, die
jungfräulichen Titten waren in voller Schönheit sichtbar. Mit hohen Absätzen
und winzigem Slip holten die „Polizistinnen“ einen Mann aus dem Publikum dem
sie, die Hände auf dem Rücken Handschellen anlegten. Sie öffneten seine Hose
und förderten einen erigierten Phallus zu Tage den sie mit einer Feder
streichelten und mit einzelnen Wassertropfen peinigten. Die Show ging ziemlich
weit, bald würde die echte Polizei das unzüchtige Treiben verbieten und jeden
Abend einen Beamten an der Bar postieren. Ich fühlte mich als Hahn im Korbe,
beide Darstellerinnen, die da so erregend agierten, hatten sich jeder Uniform
ledig, bereits intensiv mit meinem „Marterpfahl“ beschäftigt.
SHORTTIME
Im Little Horse verhinderte ein Polizist jede
weitere Sex-Show dieser Art, er saß an der Bar und ließ das Auge des Gesetzes
schweifen. Viele junge Männer waren bereit viel Geld für einen Shorttime mit
Kim oder Nit zu zahlen, ich kam nicht mehr zum Zuge
und suchte im „Dirty Dolls“
nach schmutzigen Puppen die sauber arbeiteten. In dieser A gogo
war wenig los, der Laden war leer, die wenigen Mädchen tanzten lustlos auf dem Catwalk der silbernen Stangen, ich schlürfte gelangweilt
mein Bier bis „NAM“ auftauchte. Freunde ermunterten mich ihr einen Drink zu
kaufen, Sie war schlank und hatte ordentlich viel Busen im Oberteil. Nicht
besonders hübsch aber auch nicht hässlich, eine gute Figur, ein liebes Mädel
von dem ich mich angenommen fühlte. Ich war willkommen, eine schlanke Person,
an der mir sogar die üppige Oberweite gefiel, saß im engen Bikini auf meinem
Schoß, auch mein Hosenwurm zeigte Gefallen an ihr und machte sich deutlich
bemerkbar. Angebot und Nachfrage, hier mangelte es an beidem, ein Glücksfall
für das blitzsaubere Mädel und den schmutzigen Puppenspieler. Nam war 25 Jahre
alt, hatte keine Kinder aber eine irre Figur, als Sie mir in Cordjeans und
Pullover gegenüber stand um mit mir zu gehen sah Sie fast noch aufregender aus
als vorher im Bikini. Sie ging voraus,
ich folgte ihr, starrte gebannt auf den kleinen Hintern den Sie wirkungsvoll
vor mir her trug. Er stand im krassen Gegensatz zu ihrer Oberweite die fast den
Pullover sprengte. Unverhüllt stand die üppige Pracht von ihren nackten Körper
ab als ich das unkomplizierte Geschöpf unter der Dusche filmte. Ein Körper wie
dieser schrie danach auf Video gebannt zu werden, Nam hatte nichts dagegen,
fragte nur ob die Batterie genug Power hätte. Männer müssen das Objekt ihrer
Begierde immer wieder fotografieren, es ist der verzweifelte Versuch etwas
festzuhalten was ihnen entgleiten wird. Bei einem Shorttime war das Entgleiten
vorprogrammiert, eingefrorene Erinnerungen in Form von Foto oder Video waren
nicht vorgesehen, alle Rechte vorbehalten. Nam war ein liebes Mädchen, Sie
hatte Mitleid mit den Männern, gestattete mir sogar Aufnahmen während des
Verkehrs, auf denen jedoch nicht viel zu sehen war. Immerhin sah ich später wie
liebevoll ihre Hände meinen Rücken streichelten während ich in ihrem Schoß
arbeitete. Welche Prostituierte tut das? „Eindringlich“ forderte mein harter
Stab die kampflose Überlassung fremder Gebiete, gewaltsam eroberten wir das
neue Terrain und stießen ohne Gegenwehr bis ins Innere des Landes vor. Nam
küsste mich liebevoll während der Erguss das Kondom befruchtete. Wie gute alte
Freunde tranken wir noch ein Bier miteinander, “Verweile noch du bist so
schön“, ich legte ein ordentliches Trinkgeld auf den vereinbarten Preis, Sie küßte mich zum Abschied; „See you
tomorow“. Ein liebevoller Umgang mit dem Kunden
erschwert diesem den Abschied und macht ihm das Leben schwer. Hat das Glück
einmal zugeschlagen will man es festhalten, jeder Koitus ruft nach mehr; „Nach
dem Spiel ist vor dem Spiel“. Der Shorttime ist ein Zeitvertrag mit absehbarem
Ende, er befriedigt die Bedürfnisse der Teilnehmer in einem abgesteckten
Zeitraum. Nach Entfernung des Gliedes aus der Scheide endet der Vertrag „Die
Uhr ist abgelaufen“, Western mit Audy Murphy. Da geht
sie hin, die Illusion, ein Mietvertrag ist kein Kaufvertrag, „Zeit ist Geld“.
Unfähig sich zu binden ist man besser dran, die Dame soll gehen wenn die Arbeit
getan ist, eine gewisse Gefühlsarmut schützt vor Torheiten wie Liebe und Ehe,
„Beneidenswert wer frei davon“. Francois Villon. Wer kein Gold kauft und keine
Kinder zeugt ist eine harte Nuss für die Frauen, ein Partisan, ein
Einzelkämpfer, ein Spielverderber, zum Glück gibt es nur wenige dieser
Verirrten. Für mich war der „Irrgarten der Liebe“ eine Falle aus der ich nicht
entkommen konnte, jeden Abend zog es mich in die Dirty
Dolls Bar zu meiner neuen Shorttime-Lady, ich zahlte
unglaublich viel Geld für das kurze Glück, verzweifelt suchte ich jeden
einzelnen Moment unserer Zweisamkeit per Video festzuhalten, filmte Nam im Pick
up, fragte was Sie in meinem Hotel machen wolle? „I fuck you“ war die Antwort. Ihre
unverstellte Sprache verstärkte mein Begehren, Sie hatte mich da wo Sie wollte.
Sie nahm sich viel Zeit für mich, posierte nach beglückenden Intimitäten und
wundervollen Orgasmen als Modell und Sängerin, niemals war sie in Eile oder
Zeitdruck, unsere Abende waren kurz aber schön. Allerdings auch schön teuer,
jeder Abend kostete etwa 2.500 Baht, ich konnte das nicht durchhalten und
setzte ein paar Tage aus. Ich hatte mich daran gewöhnt meine Tage allein am
Wong Amat Strand zu verbringen, die Händler drängten
mir schon am frühen Nachmittag Bier auf, die Sonne tat mir gut, ich kam ohne
eine Langzeitbeziehung aus, dachte kaum noch an Nuk,
das war vorbei. Als ich am frühen Abend mein Hotel betrat folgte mir eine Frau
dicht auf den Fersen, spielte wie ein Kind Verstecken und gab sich lachend zu
erkennen; Es war Nuk. Mir stand der Sinn nach Nam,
der teuren Gespielin meiner Abende, plötzlich und unerwartet trat mein
„Goldstück“ wieder in mein Leben. Kaum war ich mit ihr in meinem Zimmer
angekommen, klopfte es an der Tür, es war Nam, die ihren besten Kunden
vermisste. Was denn nun? Plötzlich bewarben sich zwei tolle Frauen gleichzeitig
um meine Gunst. Die Damen kamen ins Gespräch, Nam gab sich als mein Shorttime
zu erkennen, Nuk pochte auf ältere Rechte. Wehmütig
ließ ich Nam ziehen, leider kam es zu keinem flotten Dreier. Alle Männer sind
Schweine, arme Schweine wenn das Geld nur für eine Frau reicht. Nuk wollte bei mir bleiben, kostete ohne jeden Zuschlag nur
500 pro Tag, das konnte ich mir leisten. Nuk
vermutete einen einheimischen Geliebten den Nam finanzierte, Sie trug jeden Tag
dieselbe Kleidung, gab vermutlich ihr
Geld für junge Männer aus. Eine Vermutung aber: „Nichts ist unmöglich“. Toyota.
Nuk trug mein Gold, Nam trug die grüne Cordhose in
der ich Sie kannte, was machte Sie falsch? Jeder lebt sein Leben auf seine
Weise, was machte ich eigentlich falsch? Es gibt kein richtiges Leben im
falschen, aber viele stecken im falschen Körper. Zwei Männer: Der eine „Hast du
auch manchmal das Gefühl du steckst im falschen Körper?“ Der andere „Ja aber
ich ziehe ihn dann auch sofort wieder raus“. Ich steckte oft im richtigen
Körper aber ich konnte es mir nicht leisten. Für reiche Männer ist es normal
eine teure Geliebte zu haben, bei armen Ehemännern reicht es nur für Frau und
Kinder. Warum kaufte ich Gold, warum zahlte ich die Überpreise der teuersten
Bars, warum übte ich Selbstbetrug statt Selbstbefriedigung, wie wollte ich
Frieden finden wenn ich all mein Geld in die Abhängigkeit von Frauen
investierte anstatt es für mein Alter zurückzulegen?
FAMILIE
Marcel Proust hatte auf der Suche nach der verlorenen Zeit nicht die Zeit
gefunden dort zu suchen wo wir heute fündig werden. Auf der Suche nach Zeit
sucht der moderne Mensch nach einem Fenster, nicht „Das Fenster zum Hof“ von
Hitchcock, er sucht ein „Zeitfenster“, sollte sich aber nie zu weit
hinauslehnen wenn er es gefunden hat, die Öffnungszeiten von Zeitfenstern sind
oft kürzer als ein Shorttime. Nuk hatte bei all ihren
Verpflichtungen ein Zeitfenster für mich geöffnet; „Die Fenster auf die Herzen
auf“. Mit einem geschlossenen Fenster kann man keine offenen Türen einrennen.
Chinesisches Sprichwort. Nur wer es sich leisten kann, kann Widerstand leisten,
ich leistete keinen wenn er wieder stand. Auch in Zeiten von Leibeigenschaft
und Willkür gab es Widerstand, viele Väter machten dem Fürsten das Recht der
ersten Nacht streitig und beanspruchten es für sich. Ich leistete keinen
Widerstand, war wieder in festen Händen, Nuk war zur
rechten Zeit gekommen um mich vor weiteren Dummheiten zu bewahren. Bei
geöffnetem Fenster war bald ihre ganze Familie ausgeflogen, wie die Vögel von
Hitchcock besetzten sie das Dach meines Hotels wo der Pool in der Sonne
glitzerte und wir mit den Wellen spielten. Sichtlich stolz auf seine schöne
Tochter, lehnte der Vater im „Sonntagsanzug“ an der Brüstung, während die
Frucht seiner Lenden im blauen Wasser Kühlung suchte. Es gab kaum Schatten in
luftiger Höhe, wohin mit der Familie; Mutter Schwester Oma und den drei Kindern
meiner Geliebten. Thailänder hassen die Sonne und lieben das Essen, ein
schattiges Plätzchen im Restaurant ihrer Wahl lockerte die angespannte Stimmung
auf. Familienbande banden Nuk an ihre Familie, ich
war froh als ich die Bande los war. Die drei Kinder kamen mit der Schwester zu
uns, ein Sonntag am Meer, ich erlebte Nuk als Mutter,
eine Rolle in der ich Sie nicht kannte. Böse Zungen behaupteten es gäbe den
Ehemann und Vater der Kinder, er würde sich im Hintergrund versteckt halten.
„Ich weiß dass ich nichts weiß“. Zitat. „Wissen ist Macht“, nichts wissen macht
nichts. Was war Ihre Familie für mich, ein ungeliebtes Anhängsel. Was war ich
für Ihre Familie, ein Goldjunge, ein Fremder der die Tochter mit Schmuck
behängte wie ein Ehemann den Christbaum zum Fest der Liebe. Für die Thailänder
ist der Farang ein Geschenk des Himmels, er fällt
buchstäblich vom Himmel, direkt in ihre Hände, ist weich wie Wachs, lässt sich
in jede Form kneten und ausbeuten. Er kauft und bezahlt alles was im Angebot
ist. Die Familie heißt jeden willkommen, sie ist so flexibel wie die „Männer
mordende Tochter“, mit offenen Armen empfangen die Armen die „Reichen“, die sie
respektieren und verachten, jedoch niemals lieben. Die Ehe ist eine Zweckgemeinschaft,
jeder benutzt den Partner für seine Zwecke, wie sollte es bei einer Verbindung
ohne Bindung anders sein. Der Zweck heiligt die Mittel, den Thailändern ist
jedes Mittel recht. Bei aller gebotenen Vorsicht sind sie mir jedoch lieber als
religiöse Eiferer, welche die Frau nicht als Einkommensquelle nutzen. Einmal
mehr bewunderte ich Nuk, wenn Sie mir die immer
heitere Therapeutin, ihren Kindern die treu sorgende Mutter, ihren Eltern die
tüchtige Tochter und weitere Rollen spielte. Ich gönnte ihr die unbeschwerten
Aufenthalte in Berlin, Sie hatte sich diese Ferien redlich verdient. Sie war
ein Opfer der Umstände, eine starke Frau die sich keine Schwächen leisten
konnte. Geld und Gold gab Sie an die Familie weiter, hier gab es weder
Kindergeld noch Kranken oder Altersversicherung, nur Armut und Kampf ums
Überleben. Nuk war hübsch aber nicht mehr jung, der
Zahn der Zeit hatte schon ein Zeitfenster reserviert. Noch spielten wir unsere
Rollen in „Die Schöne und das Biest“, ich war der verbiesterte arme Rentner in
der Maske des reichen Ungeheuers, dem der Vater die schöne liebreizende Tochter
als Opferlamm zugeführt hatte, wohl wissend dass „Sexueller Missbrauch“ das
Schweigen der Lämmer missbrauchen würde. Heute schreien alle Lämmer: ME TOO und
zeigen mit dem Finger auf die verdammten Biester, so werden die schönsten
Märchen der Welt zu Schauergeschichten aus der Welt des Missbrauchs. Noch trug Nuk meine Goldgeschenke zur Schau, noch konnten wir
ungestraft Kaffee im Luxus der teuren Hotels trinken, umgeben von Touristen der
Oberschicht die dort für teures Geld wohnten und uns misstrauisch beäugten.
Damals konnten sich arme Sextouristen noch solchen Selbstbetrug leisten, heute
ist ein Kaffee hier nicht mehr bezahlbar, jedes Getränk kostet 500,
alkoholische Getränke 1000 Baht. Es muss einen deutlich sichtbaren Unterschied
zwischen den Klassen geben, Fabrikarbeiter und Postboten haben in den Oasen der
Höhergestellten nichts zu suchen außer das weite. Der fliegende Schwanz soll in
billigen Einzelzimmern mit Doppelbett und Straßenbars mit Doppelkorn bleiben,
für ihn und seine mit Gold behängte Nutte ersetzen die Preise das Hausverbot.
FREUD UND NEID
Der kleine Mann fliegt in fremde Länder, kauft junge Frauen, beklagt die
Geldgier ihrer Familie und ist selbst zerfressen vom Neid auf Fünf Sterne
Gäste, die ihn um seine sexuelle Freiheit beneiden weil ihnen die Ehefrau im
Nacken sitzt. Der Neid eine der sieben Todsünden, auch bekannt als: „Die
glorreichen Sieben“, ist Mittelpunkt der „Neiddebatte“ in der man mit dem Recht
des Stärkeren den Armen das Recht auf Neid absprechen will. Ein Kunstsammler
der Millionen Euro für einen Picasso bezahlt, wird von Millionen Menschen nicht
beneidet, weil sie Picasso gar nicht mögen. Der Mut zur Armut ist der Besitz
der Besitzlosen. Viele haben keine Wand frei um ein Gemälde zu hängen, weil sie
auf der Straße leben. Sigmund Freud hatte die Frauen um den Penisneid beneidet,
der bald zu einer Domäne eifersüchtiger Männer wurde, die einander um das
bessere Stück beneideten. Das berüchtigte „starke Stück“ war nicht immer so
erfolgreich wie sein Ruf, kleinere Formate hatten oft die bessere
Mundpropaganda. Am meisten beneidet der an Weib und Kind gekettete den
fliegenden Penis um seine unbegrenzte Freiheit. Ob frei oder unfrei, jeder
Penis besitzt ein Denkvermögen, er kann sich in jede Situation, jede Vagina
hineindenken. Das Hirn, zum Denken ungeeignet versucht sich vergeblich in
dieser Disziplin, so übernimmt der Penis häufig die schwere Aufgabe und steuert
das schwankende Schiff durch die Klippen. Schwanzgesteuert bewegen sich die
Männer durch die Stadt der Frauen, Sie sagen wo es lang geht dann stimmt die
Richtung. Vielen werden alle Wünsche erfüllt, andere blicken neiderfüllt, am
Abend sind die Bars überfüllt und die Männer abgefüllt. Wenn über ihrem Hotel
die fünf Sterne leuchten schlendern gut betuchte Ehepaare durch schlecht
beleuchtete Rotlichtgassen in denen Angebot und Nachfrage den Verkehr regeln
wie die Ampel an der Kreuzung. Neben vielen Bars stehen Tische mit
Billardkugeln die wie Barmädchen jederzeit gestoßen werden können. Manche sehen
in der Billardkugel den Stein des Anstoßes und neiden den Mädchen das
Stoßgebet. Hier ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet, hier wird verliebt
verlobt verheiratet geschieden, im Schnelldurchlauf angeboten, Scheide und
Scheidung liegen nah beieinander. Argwöhnisch belauert die Ehefrau das
Verhalten ihres Angetrauten, der neidisch das unzüchtige Geschehen an den Bars
beobachtet und seinem Penis das Denken verbietet. Hilflos versucht das
überforderte Hirn den Gefangenen unter Kontrolle zu halten, während dieser
seinem Wunschdenken ausgeliefert ist. Wenn ein gefangener einem freien Penis
die Freiheit neidet spricht man heute von Penisneid, der in dieser Form die
Neiddebatte erneut anheizen wird weil die gefangene Mehrheit nun unbefangen
„Mehr Zeit für Neid“ fordert. Auch der weit verbreitete Neid der Besitzenden
auf die Freiheit der Armen muss hier in einem neuen Licht gesehen werden. Nuk hatte mich verlassen, wollte zur Familie und den
Kindern, es gab keine weiteren gemeinsamen Pläne, ein jegliches hat seine Zeit.
Ich blieb allein machte mich unabhängig von den „Verpflichtungen“ eines
Sextouristen, schrieb lange Briefe an meinen engen Freund Bodo, sie waren der
Beginn einer großen Leidenschaft. Das Schreiben wurde mir zum Zwang, ich
berichtete über jede Kleinigkeit, jedes Erlebnis, hielt mich aber für zu
unbegabt um Bücher zu schreiben. Ich war eine Leseratte gewesen, hatte ganze
Bibliotheken leer gelesen, kannte alle großen Schriftsteller und bewunderte sie.
Niemals hätte ich gewagt es ihnen gleich zu tun, ich war ungebildet, mein
Deutsch war ungenügend, meine „Schreibe“ war unkontrolliert, ich schrieb wie
mir der Schnabel gewachsen war, wem sollte ich das zumuten? Aber ich begann
Gedichte zu schreiben, keine unverdaulichen Kunstwerke, zu denen man eine
Gebrauchsanweisung benötigt, meine Vorbilder waren Ringelnatz
Tucholsky Kästner Morgenstern usw. Hier glaubte ich anknüpfen zu können,
Kleinkunst die meiner Fantasie Raum bot ohne hohe künstlerische Ansprüche zu
stellen.
BLOW JOB
Langsam vollzog sich ein Wechsel, immer mehr Mädchen sprangen auf den Zug
der Zeit, der in den Tunnel ihrer Mundhöhle glitt, wo ihn eine ungeübte Zunge
vorsichtig abtastete. Wer früher, um die überstrapazierte Vagina zu entlasten, den
Rest mit der Hand bewältigt hatte, lebte nun von der Hand in den Mund.
Handarbeit war kein Gütesiegel sondern ein Armutszeugnis; „Alles mit deine
Hände“ ( Tucholsky ). Es gab sogar Liebesdienerinnen die sich selbst als
Fachkraft für einen guten Handjob bezeichneten. Ich
für meinen Teil benötige für einen Handjob keine
ausgebildete Fachkraft, ich verfüge über eine Naturbegabung die es mir
ermöglicht die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und durch Reibung Wärme zu
erzeugen. Am Ende einer solchen „Handlung“ wurde mir regelmäßig so warm ums
Herz wie dem Ehemann in der Regel, ein Notbehelf der aus der Not eine Tugend
machte wenn die Gattin noch keine mündliche Prüfung abgelegt hatte.
Fortschrittliche Liebesdienerinnen wurden wegen ihrer Mundfertigkeit beneidet,
sie machten den Kunden mit dem Mund fertig, „ich habe fertig“. Sie rissen das
Geschäft an sich und konnten den Mund nicht voll genug bekommen, einigen war
sogar anal banal. Jeder Ladyboy beobachtete mit
Argwohn das Öffnen von Öffnungen die bisher ihnen vorbehalten waren, echte
Frauen entwickelten sich zur echten Gefahr für eine echte Minderheit. Der Ladyboy ist kein Mann in Frauenkleidern sondern eine Frau
im falschen Körper, bei ihr fühlt sich der Penis weder benachteiligt noch
bevormundet, ihr ist jede Größe angenehm; „Es passt schon“, wie der Bayer sagt.
Hier gibt es kein ungeschicktes hantieren, keine oralen Fehlleistungen oder
Ermüdungserscheinungen, der Dienst am Kunden endet mit dem Brechreiz und der
Entladung des malträtierten Gliedes, vorzeitiger Abbruch ist echten Frauen
vorbehalten welche die Vagina noch immer für unersetzlich und die Onanie für
eine primitive Ersatzhandlung minderbemittelter Männer halten. Nicht nur junge
Mädchen, auch viele reife Frauen sind noch immer unmündig und lauschen mit
zusammengepressten Lippen den Berichten von der Öffnung der Mundöffnung. So schamhaft Sie ihre Scham unter dem
Handtuch verbargen wenn es im Hotelzimmer des Kunden ernst werden sollte, so
schamlos sangen Sie an ihrer Bar einen vulgären Text wenn: „We
will rock you“ ertönte; „We
will we will fuck you“ grölte ein Frauenchor und ließ zart besaitete Männer
erröten. Leere Versprechungen ohne jeden sittlichen Ernst, Lust an der
Provokation, lautstarke Ankündigung unbeabsichtigter Erfüllung. Neiderfüllt
lauschte der glücklos suchende Mann den „Gute Nacht Geschichten“ derer die eine
gute Nacht gehabt hatten. „Männer fordern ihre Rechte, niemals wieder schlechte
Nächte“. Aber es gibt ihn, den guten Service, „Nur kein Neid“. Wieder versuchte
ich mein Glück in einer teuren A gogo Bar bei einem
wenig schönen Gesicht oberhalb einer Traumfigur die für den Bikini erfunden
worden war. Ein göttlicher Bildhauer hatte hier eine lebende Skulptur
geschaffen, zu schade für das Halbdunkel eines erotischen Bierschuppens in der
Stadt der Sünde, zu schön für ein pandemiewürdiges Gesicht ohne Maske. Man kann
nicht alles haben, zudem ist Schönheit vergänglich, ich wollte diesen Körper
besitzen, ihn durchdringen mit all meiner Manneskraft, was scherte mich das
Gesicht der Unbekannten. Ich wollte mein Gesicht nicht verlieren und hielt mein
Versprechen am nächsten Abend um ihre Hand anzuhalten, die heute schon ein
anderer Kunde in der Hand hielt. Ich hatte es in der Hand, ich hätte mein
Versprechen brechen und ohne Experimente zechen können, vom Bier war ich noch
nie enttäuscht worden. Mit unguten Gefühlen wagte ich den Schritt ins
Abenteuer, teuer aber ohne jede Garantie für guten Service. Das Land des
Lächelns erstarb auf ihrem Gesicht im selben Augenblick als ich die 500 Baht
Auslöse bezahlt hatte, jemand hatte den Schalter umgelegt, das Lächeln
abgeschaltet, das Geschäft war eingeleitet, der Kunde zahlungswillig,
Freundlichkeiten konnte man sich sparen. Den Bikini-Body in enge Kleider
gehüllt erschien sie an meinem Tisch, im Pick up Taxi
ging es zu meinem Hotel, es lag im Norden, die Strecke erschien ihr zu lang;
„Long way to Shorttime“,
Zeit ist Geld. Sie plünderte, wie es üblich ist meinen Kühlschrank, trank Coke,
knabberte Nüsse, sah fern, klopfte schließlich mit der flachen Hand das Bett
auf dem sie saß, so fordert man Hunde auf. Ich verneinte, wies auf den Spiegel,
vor dem ich mir einen Blow Job erwartete. „Ach du
willst gar nicht bumsen? fragte Sie, merkwürdige Frage, ich dachte an ein
Vorspiel mit vaginaler Fortsetzung. Sie war nackt, ich wollte uns beide im
Spiegel sehen; „Der Schöne und das Biest“. Ich hatte die Regeln vergessen; Auf
der Bühne konnte man nackt tanzen, im Hotelzimmer musste man sich schamhaft
verhüllen. Sie hüllte sich in ein großes Badetuch, verbarg den wunderschönen
Körper mit den spitzen Titten vor meinen gierigen Blicken und betrog mich um
den teuer bezahlten Anblick. Bis zum Hals in trockenen Tüchern kniete Sie vor
mir, öffnete den Mund und tat so als ob. Sie machte den Job ausgesprochen
schlecht, mit einem Ladyboy wäre das nicht passiert.
Nach wenigen Sekunden gab Sie Ihn frei und machte einen ungeschickten Hand Job,
rubbelte mit harten Händen, führte Ihn kurz zu Munde um dann ganz von Ihm
abzulassen. Ihr Unterkiefer war verrenkt, Sie bewegte ihn wie unter Schmerzen
hin und her, benötigte offensichtlich einen Kieferchirurgen. Ich deutete eine
vaginale Ersatzhandlung an und stieß auf empörte Ablehnung; „Nein, dafür ist Er
zu groß“. Nach zwei ungeeigneten Öffnungen wagte ich nicht die anale Variante
vorzuschlagen, auch hier wäre ich mit einem Ladyboy
besser gefahren. Was lehrt uns das? Männer sind die besseren Frauen, Sie geben
sich mehr Mühe die Rolle echt auszufüllen.
GEDICHTE
Meine sechs Monate waren abgelaufen, mein Geld war ausgegeben, Ende April flog ich in den deutschen Sommer
um Geld zu sparen für den Winter in Thailand. Hier fand ich dann erneut ein
Zeitfenster zu dem ich das Geld hinauswerfen konnte welches sich durch das
umdrehen von Pfennigen angesammelt hatte. Der Durst nach Bier war in Berlin mit
den billigsten Sorten von Aldi zu stillen, wer nach Liebe hungerte, den trieb
der Trieb in die Ferne. Ferne Länder, exotische Frauen, ein erfülltes
Sexualleben, die Gaumenfreuden der thailändischen Küche, alles zu
volkstümlichen Preisen, ein Tummelplatz für die Großmannssucht des kleinen
Mannes. Trotzdem galt auch hier der alte Spruch meiner Großmutter: „Für wenig
Geld gibt’s wenig Kuchen“. Kurzum, wer sechs Monate Kuchen wollte benötigte
mehr „Kleingeld“ als ein Drei Wochen Urlauber. Hier saß ich nun, ein kleiner
Rentner mit hohen Ansprüchen, auf Heimaturlaub. Ein Kämpfer an der Sexfront, ein Soldat der sein Bajonett wieder und wieder in
den Unterleib des Gegners rammte, ohne die geringste Chance den Krieg zu
gewinnen. Meine Heimat war die Heimat eines Heimatlosen, ich war ein Wanderer
zwischen den Welten; „In der Fremde sind wir Fremde, in der Heimat sind wir
fremd“. Meine Heimat war von Fremden überlaufen, ich war zum Feind
übergelaufen, hatte mich den asiatischen Amazonen ergeben gegen deren weibliche
Waffen mein aufgepflanztes Bajonett ein Kinderspielzeug war. Jeder Stoß war das
verzweifelte Aufbegehren eines von kampfbereiten Frauen umzingelten Machos,
dessen Angriffe ins Leere gingen. Ein Freund vermittelte mir die Bekanntschaft
eines Verlegers der deutsche Bücher und Zeitungen in Pattaya
vertrieb, er wollte ein Buch mit meinen Gedichten herausgeben, druckte einige
in seinen Zeitungen ab. Viel Geld war damit nicht zu machen aber meine
Eitelkeit war geweckt. In Berlin angekommen begann ich weitere Gedichte zu
schreiben und träumte von einem Buch. Ich wollte kein Geld, ich wollte nicht
berühmt werden, ich wollte meinen Namen auf einem Buch lesen, ich wollte
Künstler sein. In Berlin blühte der Flieder der deutsche Sommer erhitzte die
Gemüter, man stöhnte unter der „Tropenhitze“. Ich verbrachte die Tage auf dem
Sonnendach der City Sauna, zog meine Bahnen im warmen Wasser des Pools, hatte
gute Gespräche mit meinen Freunden. Hier lernte ich Udo kennen, ein Lehrer dem
ich meine Gedichte zeigte, der mir Mut machte weiter zu schreiben. Er war kein
„Oberlehrer“ der mich belehrte oder meine mangelhafte Schulbildung zur Sprache
brachte, er war ein guter Mensch im besten Sinne, wir wurden enge Freunde. In
meiner Kindheit waren Lehrer oft meine Feinde gewesen, ich war kein guter
Schüler und die Prügelstrafe war kein guter Lehrmeister gewesen. Ich war
erwachsen, ein lernbegieriger Autodidakt der sich die Literatur zum Freund
gemacht hatte, ich war belesen und konnte bei vielen Themen mitreden, aus der
grauen Maus war ein schillernder Schmetterling geworden. Ich schmetterte meine
Pointen wie Tennisbälle über das Netz, ein Entertainer der es nicht auf die
Bühne geschafft hatte. An den Wochenenden ging ich mit Bodo dem Tänzer zum
Essen in verschiedene Restaurants, Er begutachtete meine Gedichte und
bewunderte meine Briefe, Er war es der mir deutlich machte wie gut ich zu
schreiben vermochte. Wir redeten ohne Pause, zwei fanatische Kunstliebhaber,
Theater und Filmenthusiasten, mein inniger Jugendfreund war wieder in Berlin.
Noch immer schickte er monatlich Geld an seinen Macho, den er bei der ersten
Reise kennen und lieben gelernt hatte, in einigen Wochen würden wir erneut
zusammen nach Thailand fliegen.
NERVENGIFT
Wir flogen mit Finn Air über Helsinki und landeten wohlbehalten in Bangkok.
Bodo liebte mein Hotel wo ich mein eigenes Zimmer hatte, ich zahlte die Miete
für ein ganzes Jahr voraus, hatte eigene Möbel und ein großes Fernsehgerät
gekauft, verfügte über eine „Zweitwohnung“ in Pattaya
wo ich dank billiger Preise und günstiger Wechselkurse den reichen Mann
spielte. Wir waren zwei arme Rentner ohne jeden Besitz, hatten weder ein
eigenes Haus noch einen Wagen, während der Liebhaber von Bodo in einem schweren
SUV vorfuhr den er seinem Liebeskasper verdankte. Den erfolgreichen Sexobjekten
geht es oft besser als den edlen Spendern, eine verkehrte Welt basierend auf
trügerischen Gefühlen, die sogenannte „Liebe“ machts
möglich. Bodo war Wachs in den Händen seines Ausbeuters, ich hatte
Schuldgefühle wenn ich das gekaufte Glück meines Freundes sah, es war der
Fehler meines Lebens gewesen ihn hier her zu schleppen und den Löwen als Futter
vorzuwerfen. Ich war selbst das Opfer meiner Torheiten, aber es war mein Leben,
nicht das meines Freundes. Ich sprach meinen Verleger präsentierte ihm die
neuesten Gedichte, er lehnte bedauernd ab, es würde kein Buch geben. Die Russen
kommen! Russische Touristen überschwemmten Thailand und Pattaya,
plötzlich gab es überall russische Speisekarten, alle Geschäfte stellten sich
auf die neuen Eroberer ein aber es kamen immer weniger Deutsche. Mein Verleger
bot deutsche Schriften an, seine Umsätze gingen zurück, ein Gedichtband lohnte
sich nicht mehr. Ich wollte das Buch auf eigene Kosten drucken lassen, nur
hundert Exemplare für meine Freunde, Er meinte tausend wären auch nicht viel
teurer, mit meiner Beteiligung würden seine Mitarbeiter das Buch fertigstellen.
Gesagt getan, seine Leute kamen oft in mein Hotel, ich musste Korrektur lesen,
das Buch wurde bebildert, ich zahlte ihm 1.000 DM die ich prompt verlor weil er
in Scheidung lebte, aus Angst vor seiner Frau den Laden dicht machte und
untertauchte. Meine Gedichte waren regelmäßig in seiner Zeitung erschienen, ein
Buch hat es nie gegeben. Bodo tingelte in Berlin an kleinen Kabarettbühnen,
Kunst geht nach Brot, und flog nach drei Wochen wieder heim. Genug des bösen
Spiels vom armen „reichen“ Kunden der im SUV zum Airport gefahren wurde. Zum
Abschied gab das Opfer seinem Sexobjekt alles Geld, es kam von Herzen. Es kam
zum Desaster als er am Schalter erfuhr dass seine Maschine bereits am
vergangenen Tag um 0:25 in aller Frühe abgeflogen war. Diese Uhrzeit wurde
später von den Airlines mit dem Hinweis: Check in um 23: Uhr am Tag davor,
versehen. Dieses Versehen war schon vielen Passagieren zum Verhängnis geworden.
Der nächste Flieger ging 24 Stunden später, man buchte meinen Freund um und er
verbrachte die ganze Zeit ohne Geld am Airport. Ein böses Ende und ein böses
Omen, er war zu arm und zu alt um noch einmal nach Thailand zu fliegen, er war
zu verliebt um seine monatlichen Zahlungen einzustellen. Darüber darf man sich
nicht lustig machen, es ist tragisch was die sogenannte Liebe den Menschen
antut. Die Liebe, egal auf welchem Boden sie wächst, ist ähnlich dem Alkohol
ein schweres Nervengift das nicht unter das Betäubungsmittel-Gesetz fällt, es
wird kostenlos per Luftpost von einem gewissen Amor verbreitet dessen Pfeile
immer ins schwarze treffen, wo sie enorme Schäden anrichten. Man wird ohne
eigenes Zutun „angefixt“ und leidet fortgesetzt an schweren Vergiftungserscheinungen.
Das vom Pfeil getroffene Opfer verfällt der Sucht, kann ohne die tägliche Dosis
nicht mehr leben, stürzt sich in Schulden, verliert jeden Bezug zur Realität.
Eine Heilung erscheint nur durch Heirat und Ehe möglich, die Methode ist teuer
aber wirksam, die Liebe stirbt ab, der Patient ist geheilt.
SCHULD UND STRAFE – HIMMEL UND
HÖLLE
In Schweden ist der Verkauf von Liebe verboten, bestraft werden aber
nicht die Anbieter sondern die Kunden. Egal, Hauptsache es wird bestraft. Es
sollte viel mehr Verbote und viel mehr Strafen geben, man sollte alles
verbieten was für den Bürger unzumutbar ist, erlaubt sollten nur lebenswichtige
Regungen wie Gier Habsucht Hass Neid und Niedertracht sein, alles andere
entspricht nicht der Natur des Menschen. Begriffe wie Mitleid Nächstenliebe
Respekt und Gerechtigkeit sind Einflüsterungen von Religion und
Verdummungs-Industrie, hier hat der Nürnberger Trichter ganze Arbeit geleistet,
ein Zwitterwesen geschaffen das durch Verleugnung der eigenen Natur verkrüppelt
wurde. Der moderne Mensch ist zerbissen von Gewissensbissen, der Bissen bleibt
ihm im Halse stecken wenn er tote Tiere zu Munde führt. Weltliteratur wird
umgeschrieben weil Negerkönige Zigeunerschnitzel essen, der Roman: „Venus im
Pelz“ heißt nun: „Venus im Kunstpelz“. Man hat Ihm ein „Gewissen“ eingeredet,
Ihn zum Sünder und Schuldigen gestempelt, zerknirscht windet Er sich am Boden,
erdrückt von der Last der Vorwürfe die Ihn zum Bewacher seiner selbst machen.
Merke: „Es gibt keine Schuld, es gibt nur Schuldzuweisungen und Schuldgefühle“.
Jede natürliche menschliche Regung wird dem Teufel angedichtet, einer
Kunstfigur des religiösen Kabaretts, eine Art „Hellboy“
des Mittelalters, dem man mit: „Go to hell“ einen
erloschenen Vulkan zugewiesen hatte, der später sogenannten „Sündern“ als
bezahlbarer Wohnraum diente. Die Hölle ist heute mit teuren Eigentumswohnungen
zugepflastert, sie dienen als Spekulationsobjekt gut betuchten Tuchhändlern bei
denen alles in trockenen Tüchern ist. Man hat dem Viertel einen nostalgischen
Namen: „Heaven in the Hell“ gegeben. Höllenqualen
erleiden nur Wohnungssuchende die weder Himmel noch Hölle bezahlen können. Wer
kein Geld für Miete hat kann sich gern ein eigenes Haus kaufen, ein
erfolgreiches Modell aus Amerika weist hier neue Wege. Die Hölle war ein
Unrechtsstaat der seinen Bürgern Feuer unterm Arsch machte, was wiederum die
Propaganda der Lügenpresse befeuerte. Die massenhafte „Republikflucht“ der
Höllenbürger in das gelobte Land des real existierenden Kapitalismus brachte
nun allen den Himmel auf Erden. Vergessen war „Der rote Zar“ und seine Vasallen
in den Zweigstellen der Hölle, vergessen die Stasi, der Bananenmangel und die
billigen Mieten, es war ja nicht alles schlecht. Viele Höllenbürger himmelten
den Himmel an und hielten die BRD für einen „Platz des himmlischen Friedens“
andere fühlten sich verraten und verkauft weil man ihnen Ramsch verkauft und
die Hölle verramscht hatte. „Hölle wo ist dein Sieg“. Nach der friedlichen
Auflösung der Hölle, unter der Parole: „Wir sind die Sünder“, nannte man die
ungebetenen Zuwanderer nur noch „Höllies“ und zahlte
ihnen weniger Lohn. Vor der Erfindung des Höllenfeuers war es leichter eine
Frau als ein Feuer anzumachen, heute befeuert jede Anmache die ME TO – Bewegung
und das Feuer ist eröffnet. Ab heute wird zurückgeschossen. Ich will jetzt
nicht der Vermummung das Wort reden; „Keine Chance dem Mummenschanz“. Aber ist
nicht jedes aufreizende Kleidungsstück eine sexuelle Belästigung für den Mann.
Ich hasse Zwang, wurde jedoch mein Leben lang durch Abbildungen halb nackter
Frauen zur Onanie gezwungen. Hiermit fordere ich alle Männer, die jemals durch
freizügige Darstellungen zu gesundheitsschädlichen Handlungen am eigenen Leib
genötigt wurden, dies unverzüglich dem „Amt für neue Sittsamkeit“ zu melden,
eine Einrichtung die im Zuge der Neuen Normalität geschaffen wurde. Ein
Paradoxon das eben dieses Amt die Onanie als „Liebe ohne Maske“ dem Volkskörper
nahe legt. Bei herkömmlicher Ausübung von Sexualität sollte bevorzugt der Mann
die Frau von hinten angehen um die Gefahr des „Face to
Face“ zu minimieren. Gleichberechtigten Frauen wird die Nutzung eines Dildo
empfohlen, der ihnen den männlichen Part ermöglicht.
SCHÜTTELREIME
Enttäuschende Erlebnisse mit lustlosen Prostituierten verleideten mir den
Betrieb mit dem Trieb und trieben mich hinaus in andere Länder. „Andere Länder
andere Sitten andere Frauen andere Titten“. Ein Sextourist aus Östereich brachte es auf den Punkt als er das Verhalten der
Barmädchen in Prozenten beschrieb, wenn sie dem Kunden die Bereitschaft zur
erwarteten Dienstleistung vorgaukelten. Jeden Abend nahm er Urlaub von der Ehe
und ließ seine Frau allein im Hotel zurück, eine der wenigen Ehefrauen die
ihrem Mann den unbändigen Trieb und seine Befriedigung gestatten, den „Hund“ an
langer Leine laufen lassen. Sie gehörte nicht zu den Verblendeten, die ihr
Leben lang einer Utopie anhängen und dem Gatten einen Keuschheitsgürtel
anlegen. Männer müssen den Gürtel enger schnallen wenn sie vor dem Altar ja und
Amen gesagt haben, „Gesagt ist gesagt“. Einmal fragte ich die Ehefrau indiskret
nach den Aktivitäten ihres Mannes, sie antwortete milde mit einer Gegenfrage:
„Soll ich ihn mal fragen?“ Jeden Abend bestieg unser Mann sein Motorbike,
suchte die Bars nach einer Begleiterin ab, er hatte seine Erfahrungen erfahren
und nannte mir das Ergebnis: An der Bar 100 %
auf dem Motorrad 50 % im Hotel 0
%. Ein frei laufender läufiger Hund ist oft ein armer Hund. Nicht jede Schnalle
eignet sich als Erfüllungsgehilfe unerfüllter Eheträume, nicht jedes Luder
lässt sich pudern. „Wenn ich auch zu den Ludern passe, glaub nicht dass ich
mich pudern lasse“. Weitere Schüttelreime passen nicht hierher aber es juckt
mich in den Fingern sie aufzuschreiben; DER SAFT DER SAGE, Siegfried trank mit
Hagen Saft, und sprach, der schmeckt ja sagenhaft. RITUALE DER WILDHEIT, Die
Wölfe an dem Pudel rissen, er sollte mit dem Rudel pissen. Vieles gehört nicht
hierher, ich schreibe alles nieder was mir in den Sinn kommt, besonders gern
den Unsinn, der ist mir von allen Sinnen der liebste. Der Liebste meiner
Ehefrau hatte meinem Leben einen neuen Sinn gegeben, „Eine neue Liebe ist wie
ein neues Leben“, Sie hatte sich neu verliebt, ich hatte ein neues Leben
begonnen; „Wenn du mit ihr am Ende bist, versuch es mal als Sextourist“.
Während Sie sich in die Tristesse der Geliebten eines verheirateten Mannes
begab, begab ich mich in die unbegrenzte sexuelle Freiheit. „Der Weg ins Freie“
mit Christina Söderbaum. Wer ist denn das? Nie
gehört. Das ist der Generationenkonflikt;
Die Alten kennen nur unbekannte Filmstars. Es kommt noch schlimmer, wir
kennen überhaupt keine alten Rockstars, weil es zu unserer Zeit gar keinen Rock
gab. Wir hingen an Mutters Rock und hörten Zarah Leander, die Generation der Leandertaler. Ich bin hoffnungslos von gestern, das
bemerkte ich heute Morgen als ich in den Spiegel sah. „Spieglein Spieglein an
der Wand, ich fliege in ein andres Land“.
PHILIPPINES
An den unzähligen Bars von Pattaya wird Bier
getrunken und geflirtet, in der Soi 6 geht es um Sex, hier hört man weniger
Klagen, es geht schneller zur Sache. Leider war der schnelle Sex nie meine
Sache gewesen, ich kannte die Straße der Sünde nur vom Hörensagen. Ausgerechnet
hier bot ein Reisebüro Trips zu den Philippinen an, man warb unverblümt mit
billigeren Preisen für Bier und Mädchen, alle sprachen Englisch, alle waren
katholisch, ein gelobtes Land. Ich buchte eine Woche Angeles City, ein
wesentlich kleineres Pattaya für Arme. In meinem
Hotel in der Soi 8 wohnte ein Typ den ich aus Berlin kannte, er war mit einer
Thai verheiratet, wir hatten uns beim Spaziergang am Wannsee getroffen als ich
mit Nuk unterwegs war. Seine Frau weilte in ihrem
Dorf, er war allein in Pattaya und nutzte es aus,
auch einer ohne Keuschheitsgürtel. Als er von meinen Plänen hörte schloss er
sich spontan an und buchte ebenfalls eine Woche Angeles. Ich dachte es wäre
besser zu zweit ein neues Land zu entdecken und hatte nichts dagegen. Er
entpuppte sich aber gleich nach der Landung in Manila als Nervensäge. Die Firma
Wagmann betrieb zwei Hotels, eines in Manila das
zweite in Angeles, zwischen den beiden Häusern verkehrte eine Buslinie, wegen
Flugverspätung verpassten wir den Bus nach Angeles. Eine Übernachtung kostete
50 Dollar, eine Taxe etwas weniger, mein Begleiter weigerte sich seinen Anteil
zu zahlen, er hatte inclusive Transfer bezahlt, die
neue Situation interessierte ihn nicht. Ich war erbost, übernahm die Taxe und
bat ihn zu schweigen. Er quatschte munter weiter von seinem Recht auf Transfer
und kostete mich meine letzten Nerven, ein unerträglicher Typ. Die Nacht brach
an, wir fuhren zwei Stunden durch die Dunkelheit und erreichten um 23:00 Uhr
das Wagmann-Hotel in Angeles. Im Restaurant konnte
ich endlich beim Bier entspannen und wurde sofort von einer Kellnerin umworben
die mit mir ins Bett wollte. Am nächsten Tag entdeckte ich die hoffnungslose
Tristesse von Angeles City, einer Stadt ohne Höhepunkte, es gab nur eine Straße
in der das Rotlicht regierte, hier waren die Bars geschlossene Läden mit
Türstehern, es gab keine offenen Straßenbars wie in Pattaya.
Drinnen tanzten die Mädchen im Bikini auf dem Laufsteg, sie waren nicht
besonders hübsch und interessierten sich nicht für einen alten Mann wie mich,
ich bereute die Reise. Und doch erwischte ich am ersten Abend ein kleines
Sofapüppchen mit tiefer Stimme und schlanker Taille, nicht blutjung aber eine
hübsche Frau. Das Glück war mir hold und im Bett ging die Post ab wie lange
nicht mehr. Von Shorttime war keine Rede, Sie blieb über Nacht und ich nahm
mein Frühstück an der Seite einer schönen Frau. Der Berliner belästigte uns
kurz, ich war froh als er ging. Verliebt turtelte ich mit meiner Eroberung und
versprach Sie am Abend wieder zu holen. Die triste Stadt wurde ein wenig
schöner, die Liebe vernebelte meinen Blick. Am Abend war die Freude groß, Sie
hatte mich erwartet, ich war gekommen. In der Nacht zuvor war ich auch gekommen
aber nicht ins Kondom, das hatte Sie mir vor Geilheit vom Glied gezogen, Sie
wollte mich richtig fühlen. Bodenloser Leichtsinn, ich verstand die Welt nicht
mehr. Offenbar nahm Sie die Pille, nahm aber das Kondom nicht ernst. Es gab
noch kein Aids, sie liebte Ihn ohne „Regenmantel“. Aber auch Sie hatte noch nie
einen Penis geküsst, ihr genügte der vaginale Kontakt, ihr jungfräulicher Mund
begnügte sich mit meiner Zunge. In ihrer
Bar steppte der Bär, die Lautsprecher machten ihrem Namen alle Ehre, auch wir
mussten laut sprechen wenn wir; „I love you“ sagten. Sie war hübsch, Sie war kleinwüchsig und
schlank, Sie liebte mich, ich war glücklich. „Glück und Glas, wie leicht bricht
das“. Im Hotel gab es einen Streit, es schien als wolle Sie sich verweigern,
wie ich das nur zu gut von Pattaya kannte, das
beruhte aber auf einem Missverständnis. Sie war sofort beleidigt, zog sich an
und ging. Ich kannte Sie noch nicht, ihre Flucht war mir unverständlich, mein
Glück lag in Scherben, ich gab auf und flog zurück nach Bangkok. In Pattaya schrieb ich ihr einen Brief weil ich Sie nicht
vergessen konnte, Sie antwortete und bat mich zu kommen. Verliebte Leute machen
dumme Sachen, in Büchern und Filmen verfolgt man aufgeregt die Irrwege der
Liebenden bis zum Happy End, Ende gut alles gut. Ich flog nach Manila, schaffte
den Bus nach Angeles und wir lagen uns in den Armen. Sie wollte bei mir
bleiben, ich musste Sie freikaufen. Ich zahlte einige hundert DM an den
Besitzer ihrer Bar, in der wir anschließend, im Kreise ihrer Freundinnen den
Kauf feierten. „Augen auf beim Frauenkauf“, ich kannte meine neue Liebe noch
nicht, aber ich erfuhr während der Feier dass Sie zum weglaufen tendierte, ihre
beste Freundin mahnte Sie, diesmal nicht davonzulaufen. Wir liebten uns ohne
Kondom, für mein Steiftier war es wie nackt baden in verbotenen Gewässern, ich
fühlte Sie, Sie fühlte mich, wir hatten unsere Orgasmen zur gleichen Zeit,
einer schrie lauter als der andere, eigentlich sollte die Überschrift: „Schreie
der Lust“ heißen. Das macht Lust auf die Philippinen zu reisen, oder?
SCHREIE DER LUST
Wenn Sunny schrie hielt ich mich für jung, Männer sind dankbar wenn
Frauen danke sagen. Ich war 60, sah aber jünger aus, Sunny war 29, auch Sie sah
jünger aus. Es ist ja bekannt dass viele Frauen ältere Männer lieben, die haben
mehr Geld und sind dankbarer als jugendliche Schönlinge, denen aber auch Sunny
nicht abgeneigt war. Damit war sie nicht allein, viele Barmädchen besuchten
wenn ein Zeitfenster offen stand ein Etablissement in dem gut gebaute Männer
auf dem Laufsteg tanzten und kauften sich dort einen Macho-Dancer.
Sie bezahlten junge Männer die sich verkauften mit dem Geld alter Männer denen
sie sich verkauft hatten, ihre Lustschreie bewiesen dass das Geld nicht zum
Fenster hinausgeworfen war. All das schreit zum Himmel, doch der stellt sich
taub. Von Zeit zu Zeit musste Sunny sich um ihr Kind kümmern, Sie hatte keine
Schwangerschaftstreifen auf den flachen Bauch aber einen kleinen Jungen den
ihre Schwester beaufsichtigte. Mädchen haben Träume, Frauen haben Kinder und
keine Träume mehr. Wieder eine meiner unbewiesenen Behauptungen, wir glauben zu
wissen, wissen aber nicht woran wir glauben sollen. Gleichwohl glaubte ich den
aus der Not geborenen Notlügen meiner Geliebten und schenkte ihr mein
Vertrauen. Natürlich schenkte ich ihr auch viel Geld um das Kind zu ernähren
und die Miete zu bezahlen. Das Geld war ihr wichtiger als mein Vertrauen denn
sie war katholisch und vertraute auf Gott. Täglich fuhr sie mit der Sammeltaxe
hinunter nach Downtown um in der Kirche die
versprochenen Kerzen zu spenden. Die Taxen waren bunt geschmückt und trugen die
Aufschrift: „Jesus liebt dich“. Da waren wir schon zwei, denn ich liebte Sie
auch. Auch ihr Ehemann, Sie war ja verheiratet, hatte Sie geliebt, ihr kleiner
Sohn war ein Kind der Liebe, doch die ist bekanntlich vergänglich, der Musiker
war dem Überangebot musikliebender Frauen zum Opfer gefallen. Er lebte und
liebte in Angeles, während ich seine Frau liebte. „Was schert mich Weib was
schert mich Kind, sie sollen betteln wenn sie hungrig sind“ (scherzhaft als
preiswerter Haarschnitt innerhalb der Familie bezeichnet, Kalauer.) Sunny
musste nicht betteln, sie war ja eine Frau bei der die Männer um Liebe
bettelten, sie lehnte es ab sich einen Macho-Dancer
zu kaufen, für dieses merkwürdige Hobby hatte Sie kein Geld übrig, Sie
verachtete dieses Verhalten, fand es erniedrigend für einen Mann zu zahlen. Ich
fand es erniedrigend für eine Frau zu zahlen, war jedoch den Gesetzen des
Marktes ausgeliefert. Männer und Frauen sind Teil der asozialen
Marktwirtschaft, bei jungen Frauen ist der Marktwert höher als bei älteren mit
Verfallsdatum. Männer stellen die zahlende Kundschaft, ältere müssen höhere
Preise zahlen. Schreie der Lust sind nicht im Preis inbegriffen, viele Frauen
finden ihren Job nicht lustig. Sunny hatte einen finanziellen und einen
Lustgewinn wenn mein nacktes Glied sich eingliederte,“ Welcome to Heaven on Earth“.
Ein Aufenthalt im Himmel stellt immer nur einen Kurzurlaub dar, deshalb die
Sehnsucht der Menschen, nach dem Tode für immer dort Urlaub zu machen. Vorerst
begnügt man sich mit der kurzen Variante und freut sich auf den nächsten
Urlaub. Der Penis erkundet den Himmel als Vorhut, die Vorhaut wird dabei
gänzlich zurückgezogen und kommt erst zurück wenn der Eindringling
zurückgezogen wird. Wenn Sunny schrie hörte ich die Engel im Himmel singen, im
günstigsten Fall wird der Schrei den Höhepunkt der Zeugung darstellen, die mit
dem ersten Schrei des Neugeborenen ihre Vollendung feiert, ein Schrei der
Unlust, das Neugeborene ahnt dass jetzt der Ärger losgeht.
DAS WEGLAUFEN
Auf los geht’s los, für viele hoffnungslos, die wenigsten werden mit
goldenem Löffel im Mund geboren, der Blechlöffel den sie am Ende ihrer Tage
abzugeben haben bleibt ihnen oft im Halse stecken wenn das Schicksal ihnen die
Kehle abschnürt. „Denn die Verhältnisse, die sind nicht so“ Brecht. Sunny war
ein Opfer der Verhältnisse, als Kind musste sie arbeiten, durfte nicht zur
Schule gehen, wurde wenig geliebt und viel geschlagen. Im Alter von 12 Jahren
ging sie nach Manila, arbeitete im Haushalt, wurde misshandelt und vom
Hausherrn vergewaltigt. Sie floh, irrte hungrig durch die Millionenstadt, eine
mitleidige Frau nahm sich ihrer an, ihre Schwestern holten Sie nach Angeles
City und sorgten für Sie. Hier gab es amerikanische Soldaten, einen Flughafen
und ein Nachtleben. Die Schwestern lebten mit Amerikanern zusammen, Sunny war
noch zu jung für diesen Strohhalm. Wie viele junge Mädchen träumte Sie von
einer Zukunft als Sängerin, verfügte sogar über Stimme und Talent, Sie sang
unermüdlich Karaoke, lernte einen Musiker kennen der Sie im Alter von 16 Jahren
schwängerte. Ihre Schwestern missbilligten die Verbindung mit einem Filipino,
drängten aber, der Kirche und der Leute wegen zur Heirat. Damit war das
Schicksal des armen Mädchens besiegelt, Sie heiratete den Musiker, der einer
brotlosen Kunst huldigte, es gab zu wenig bezahlte Auftritte. Wer arbeiten
will, muss ins Ausland, viele begabte Musiker spielen in Bangkok und Pattaya. Sie stand mit ihm auf der Bühne, sang in seiner
Band und bekam jedes Jahr ein weiteres Kind. „Mit 17 hat man noch Träume“, mit
Kindern ist der Traum aus. Man lebte in Armut, Sie war Hausfrau und Mutter, ihr
Mann schlief mit der neuen Sängerin, die er sogar mit nach Haus brachte. Mit
ihr trat er ein Engagement im Ausland an, Sunny sang vor ihren fünf Kindern.
Als der Pinatubo ausbrach lebte Sie mit ihnen in der
Nähe des Vulkans, war schwer erkrankt und dem Tode nahe. Während dunkle Wolken
den Tag zur Nacht machten und der schwarze Regen Dächer zum Einsturz brachte,
kämpfte die junge Mutter mittellos und ohne ärztliche Hilfe um ihr Leben. Sie
versprach täglich Kerzen zu spenden, im
Falle ihrer Rettung. Ihre Gebete wurden erhört, den Kindern blieb die Mutter
erhalten, das Elend ging weiter. Sunny war eine zierliche kleinwüchsige Frau
mit einem starken Willen, eine Kämpfernatur, wenn nicht Sängerin, wäre Sie gern
Polizist oder Soldat, am liebsten wohl ein Mann geworden, nicht verwunderlich
bei ihrem Schicksal. Sie legte ein männliches Auftreten an den Tag, eine
kampfbereite Amazone, bereit es mit jedem aufzunehmen. Aber das Kind war
bereits in den Brunnen gefallen, die Kinder waren ihr in den Schoss gefallen,
Sie kämpfte gegen Windmühlen, befand sich im Räderwerk der Mühlen des
Schicksals wie Chaplin in: „Moderne Zeiten“. Einem Naturgesetz zum Opfer
gefallen; „Sex macht schwanger, Sex ernährt die Brut“. Ich bin ein bekennender
Gegner des Sex, er macht die Menschen zu Sklaven, unglückliche Wesen, Männer
wie Frauen, er führt zu Ehe, Prostitution, Vergewaltigung, Überbevölkerung und
Hungersnot. Die Abschaffung der Sexualität würde mit einem Schlage die meisten
Probleme lösen und die Menschheit von einer Knechtschaft befreien in der sie
seit dem Sündenfall schmachtet. Sunnys hübsches
Gesicht war gezeichnet von den Spuren ihres Leidensweges, der zierliche Körper
war der eines jungen Mädchens, ihr Antlitz war verhärmt und ließ Sie älter
erscheinen. Teenager nässen angeblich ein wenn sie Sänger anhimmeln, auch Sunnys Ehemann hatte den Zulauf um den Künstler beneidet
werden. Musik ist der Schlüssel zum Herzen der Frauen, so führte der
wiederholte Ehebruch zum Bruch der Ehe und Sunny lief davon. Sie ließ die Kinder
wo sie waren und verschwand. Es dauerte Wochen ehe der Ehemann ihr Versteck
fand und Sie zurückholte. Das Weglaufen vor Problemen ersetzt hier häufig
Aussprache und Klärung, Sunny machte es zu ihrer Waffe, der einzigen die Sie
hatte. Sie tat etwas was die meisten Mütter weder ihren Kindern noch ihrem
Herzen zumuten wollen. Soviel über das Weglaufen auf den Philippinen, aber auch
bei uns sollte es dringend eine Frauenhaus-Versicherung geben, es könnten auch
Wohnraumspekulanten enteignet werden, der Staat sollte nicht nur die Ehe
sondern Mütter und Kinder schützen. „Jeder Mann ist jedes Kindes Vater“ hat
eine berühmte Feministin gesagt. Der Staat braucht Kinder; Arbeiter Polizisten
Soldaten nötiger als Spekulanten, der Schutz sollte in der richtigen Reihenfolge
erfolgen. Spekulanten und leer stehende Wohnungen sind der Durchlauferhitzer
der Volksseele, ein Staat der das Vegetieren unter Brücken toleriert weil dort
selbst Wohnungslose ein Dach über dem Kopf haben, erfüllt seine Pflichten
schlecht, er sollte auch seinen Bürgern keine Pflichten (Wehrpflicht)
auferlegen. Sunny hatte mir nur von einem Kind gesprochen, musste dann aber mit
der Wahrheit herausrücken, ich kaufte eine Waschmaschine und ein Fernsehgerät,
betrat erstmalig die Bruchbude in der Sie mit vier Kindern hauste, das fünfte
Kind lebte bei der Schwiegermutter. Freudig begrüßte die Kinderschar den neuen
Freund der Mutter, ein Wohltäter der ihnen die bunten Bilder des TV ins Haus
brachte. Die Bude war dunkel, überall hing Wäsche, es roch nach Urin, die
Parteien wohnten dicht an dicht in je einem Zimmer, kein Ort für eine
Home-Story in „Schöner Wohnen“. Wenn irgendetwas schief lief, lief Sunny davon,
zu ihren Freundinnen in der Bar oder zu ihren Kindern im Armenviertel. Oft
wusste ich nicht was schief gelaufen war aber es dauerte mindestens drei Tage
ehe Sie zu mir zurück kam. Wenn etwas mit den Kindern schief lief schlug Sie
mit harten Gegenständen auf sie ein, Sie war als Kind geschlagen worden und gab
es an ihre Kinder weiter bis ihr der Zusammenhang bewusst wurde. Von da an lief
Sie weg ohne die Kinder zu schlagen. Hätte Sie mich geschlagen, wäre ich
weggelaufen, das wusste Sie, also lief Sie weg. Oft kam Sie nach einigen Tagen
weinend zurück, hatte Angst gehabt mich zu verlieren, war aber machtlos gegen
das Weglaufen. Laut meiner Bibel: „Grundformen der Angst“ ist der depressive
Charakter am besten für eine Partnerschaft dieser Art geeignet, ich war bemüht
ihre innere Not zu verstehen (Frauenversteher) und
akzeptierte ihr Verhalten als krankhaftes Kindheitstrauma. Der Depressive
versteht den Leidenden weil er selbst leidet. Das Weglaufen gehörte zu unserer
Beziehung, ich wusste nicht wann Sie weg lief aber ich wusste dass Sie
wiederkam. Sie wusste dass ich wiederkam wenn ich für ein paar Monate nach
Deutschland flog, ich wusste nicht bei welchem Mann Sie kam ehe ich wiederkam.
Immerhin kam ich inzwischen oral, Sie hatte in meiner Abwesenheit ihre Scheu
überwunden und einen guten Lehrmeister gehabt. Merke: Wenn ein Sextourist die
feste Freundin betrügt wird sie rasend vor Eifersucht, umgekehrt geht sie nur
ihrem Beruf nach und bildet sich weiter.
MÄNNER UND FRAUEN
„Man kann mit einer Frau nicht von Mann zu Mann reden“, Mann bemüht sich
die Frauen zu verstehen aber sie sprechen eine andere Sprache. Überall kann man
Englisch und Französisch lernen, „Weiblich“ wird kaum angeboten. Zu meiner
Freundin Silvia sagte ich; „Ich gebe mir alle Mühe mich in die Frauen hinein zu
versetzen aber ich war noch nie selbst eine Frau“. Sie tröstete mich mit den
Worten; „Im nächsten Leben“. Mein Vater hatte keinen Mutterwitz, den brachte
meine Mutter in die Ehe ein, er ist meine Muttersprache. Wortspiele sind
Kleinkunst, die ich als großartig empfinde, jeder der mit Sprache arbeitet oder
spielt, tut es so gut er kann. Alles ist wertvoll, auch die billigen Witze sind
mir lieb und teuer, den brüllenden Lacher mitleidig belächeln, hebt das
Selbstwertgefühl. Als ich jung war schickte ich meine pubertären
Schreibversuche an den Schriftsteller Hans Reimann, dessen Wortspiele mich
begeisterten; „Selbstverständlich passt die Faust aufs Auge, sehen sie hier, er
holte aus und schlug seinem Gegenüber die Faust aufs Auge“. Reimann war ein
Schelm, ich liebte seine Bücher, er war jedoch kein Hermann Hesse, an dessen
Brust sich der Leser ausweinen konnte. Hilfe suchende Menschen die von Gott
keine Antwort erhalten, wenden sich oft an den Schriftsteller ihrer Wahl, hat
er doch in seinen Werken bewiesen dass er den Durchblick hat. Hesse
beantwortete jeden Brief in selbstloser Güte, dazu hatte Reimann keine Zeit,
ich erhielt keine Antwort. Jahre später, nach seinem Schlaganfall schickte
seine Frau meine Machwerke zurück, sie hatte Mitleid mit den Lesern ihres
Mannes, die es ihm gleich tun wollten. Der Schreibzwang ist eine Manie wie der
Waschzwang, eine Art Gehirnwäsche die man sich selbst antut, nach dem
Verkaufs-Motto: „Alles muss raus!“ Ich tobte mich in meinen Briefen aus und
hatte in Bodo einen dankbaren Leser, der mir auch ein Talent zum Schreiben
bescheinigte. Bodo war introvertiert und Menschenscheu, meine Briefe aus
Thailand waren eine willkommene Abwechslung in seinem abgeschotteten
Rentnerdasein. Natürlich interessierten ihn meine Weibergeschichten nicht
wirklich, meine Halbwelt war nicht seine Welt. Als ich ihn da hinein zog lief er
in sein Unglück, meine Briefe waren nur Unterhaltung nicht Warnung gewesen.
GLOBALISIERUNG
„Arme wird es immer geben, sie bereichern unser Leben“. Dunkelhäutige
Frauen nähen weiße Hemden für weiße alte Männer, ein malerisches Bild wenn
geschickte dunkle Hände den weißen Stoff unter der flinken Nadel hindurch
bewegen, der Motor seinen Techno-Beat hämmert als würde man mit Stoff im Kopf
in einem Club nach Art der Untoten die Kunst des Tanzes persiflieren. Hier
tanzen schlanke Finger über den Stoff, die nach der Pfeife des Vorarbeiters
tanzen. In den Köpfen der jungen Frauen tanzen die Gedanken, sie träumen von
einem besseren Leben, „Der Stoff aus dem die Träume sind“. Die Schönheit der
Arbeit bleibt ihnen verborgen, sie verleugnen die Magie des Augenblicks zugunsten
einer Traumwelt die nicht von dieser Welt ist. Von Malern wie Adolf Menzel in
prächtige Bilder gesetzt, von Dichtern in Liedern besungen, wurde die Arbeit
vom Dünkel des Unsichtbaren befreit und ihre Schönheit auch denen vermittelt
die nichts damit zu tun hatten. Heute weiß jeder dass Arbeit adelt, man rückte
jedoch von der Behauptung ab dass sie frei mache. Gleichwohl ist Freiheit die
Grundlage der freien Marktwirtschaft, jeder hat die Freiheit seine Haut zu
Markte zu tragen. Überhöhte Forderungen der Gewerkschaften schafften ein Klima
der Beschaffungskriminalität, jeder beschaffte sich die Löhne die er wollte.
Das wollte sich kein Unternehmer bieten lassen, man begann die Produktion
auszulagern. Stoffe wurden nach Übersee verschifft und kamen als Hemden zurück.
Dieses hin und her führte später zu einem weiteren hin und her, zu dem billige
Arbeitskräfte ohne Produktion von Waren benötigt wurden. Wenn Handarbeit zu
einsam, der Dienst am Kunden zu teuer ist, beginnt auch der Arbeitnehmer bei
der Betrachtung seiner Bedürfnisse global zu denken. Hier wurde der Markt um
ein weiteres Angebot erweitert, die Dienstleistung in den Vordergrund gerückt,
nicht nur Produktion, auch Prostitution sollte den Kunden befriedigen. „Ein
bisschen Frieden“. Deutsches Liedgut. „Gehe hin in Frieden“ dabei sollte es
doch „Komme raus in Frieden“ heißen. Was immer dabei raus kommt, man freut sich
wenn man kommt. Die Prostituierte freut sich wenn man schnell kommt, wer
schnell kommt kann gerne wiederkommen, wer gar nicht kommt, kommt uns nicht
mehr ins Haus. Ein Kunde der nicht kommt ist eine Quälerei für sich und andere,
wer macht schon gern Überstunden? „Hab Dank für die Stunden die ich heut bei
dir gefunden“. Deutsches Liedgut. Der Beruf der Prostituierten hat einen
schlechten Ruf, folgt sie doch dem Ruf des Geldes. Hier stoßen wir auf zwei
Triebfedern die das Stoßen anstoßen, die Gier nach Sex und die Gier nach Geld
gehen hier eine unselige Allianz ein welche auch die Allianz nicht versichert.
Es gibt keine Versicherung für einen Verkehrsunfall dieser Art; Wenn eine Frau
aus dem Bett fällt, bei dem Versuch einem Kind auszuweichen. Sunny nahm
inzwischen die Pille, ein bisschen spät nach fünf Kindern. Sie wollte mich
heiraten, es störte Sie nicht dass Sie noch verheiratet war, das könne man mit
Beamtenbestechung regeln, meinte Sie. Selbst der edelste Gutmensch kann keine
Frau mit fünf Kindern heiraten, es war gut so wie es war, ihre Lustschreie
waren echt und oral war normal. Ich tauschte meine DM zu einem guten Kurs in
Peso und konnte meine kleine Großfamilie gut ernähren, Sunny musste kein Geld
an die Eltern schicken, wie es in Thailand üblich ist, mein Geld reichte, ich
konnte alle Verpflichtungen bezahlen. In Deutschland hielt ich mich kaum noch
auf, wir lebten wie ein Ehepaar. Das Leben in Angeles war trist, es gab wenig
Höhepunkte, allerdings sehr gute Musiker und Sänger in den Clubs die wir
besuchten. Ein Visum für Deutschland wurde ohne Angabe von Gründen abgelehnt,
wahrscheinlich aus gutem Grund. Man muss dem Schicksal dankbar sein wenn eine
Behörde das Schlimmste verhindert. Die Tristesse von Angeles wollte ich nicht
endlos ertragen, wir beantragten ein Visum für Thailand, es wurde erteilt. Für
die Kinder plus Kindermädchen musste Geld deponiert werden, die Mutter flog mit
Daddy Pieter für drei Monate nach Thailand. So dachten wir, aber es kam anders.
Am Airport in Manila gaben wir unser Gepäck auf und schritten zu Passkontrolle.
Der Beamte verweigerte ihr die Ausreise, fragte mich wohin ich mein Opfer
verschleppen wollte; Sie können reisen, die Frau nicht. Wir protestierten, Pass
und Visum waren in Ordnung, unser Gepäck aufgegeben, er schickte uns zu seinem
Vorgesetzten, der hinter der Absperrung stand. Der reagierte grob, meinte aber
Sunny könne ausreisen. Zurück zum Beamten, der wollte das vom Vorgesetzten
schriftlich, der weigerte sich. Wir befanden uns hinter der Absperrung, Sunny
meinte wir sollten einfach weitergehen.
SUNNY IN PATTAYA
Sunny war nicht so ängstlich wie ich, für Sie war ein Mann ein Gegner,
ein Polizist nur ein bestechlicher Beamter, Sie war ein „Soldat“, zum kämpfen
geboren, das hatte Sie in meinem Hotel bewiesen als es zu einem handfesten
Streit mit meinem Zimmernachbarn gekommen war. Der Mann war ein Ire, sauf und
rauflustig, ich hatte ihn mir zum Feind gemacht als ich sein TV zu laut fand.
Ein paar Tage später stand er betrunken am Eingang als wir heim kamen,
beschimpfte erst mich dann Sunny, folgte uns, klopfte an meine Tür, ich öffnete
und hatte direkt seine Faust im Gesicht, die Nase blutete. Sunny suchte nach
einem Knüppel, eine Eisenstange wäre ihr recht gewesen um dem Angreifer die
Knie zu zertrümmern, eine Furie, Mordlust in den Augen. Im Kühlschrank fand sie
eine Flasche Coca Cola, das war keine geeignete Waffe im Kampf David gegen
Goliath, Sie war ein Zwerg gegen einen Riesen, auch mit einem Regenschirm
schlug Sie ins Leere. Seine Freundin zog ihn ins Zimmer, Sunny wollte Geld von
mir um die Polizei zu holen, tatsächlich wollte Sie eine Gruppe von Schlägern
holen, die den irren Iren fertig machen sollten. Statt Ordnungsmacht und
Unterwelt kam der Manager des Hotels, wir bekamen ein anderes Zimmer und
mussten für diese Nacht nicht zahlen. Gegen den Faustkämpfer wurde nichts
unternommen, er war Stammgast mit Daueraufenthalt und hohen Umsätzen an der
Hotelbar. Sunny drohte; wenn der uns noch einmal belästigt, verlässt er die
Philippinen nicht lebend. Wir verließen die Philippinen lebend und flogen in
ein neues Leben. Ich hatte Angst man könne uns in letzter Minute aus dem
Flieger holen, aber so wichtig war unsere Ausreise dann doch nicht. Jeder
Mensch liebt seine Heimat, egal wie erbärmlich sein Leben dort ist. Die Bürger
der DDR liebten ihre Heimat, der Staat war unvollkommen und
überholungsbedürftig aber sie nannten ihn liebevoll; „Unsere Republik“. Sunny
war bettelarm, Sie besaß nichts als die Liebe zur Heimat. Thailand war anders
aber nicht besser, das konnte ihr Stolz nicht zulassen. Wenn im Rotlicht von
Bangkok und Pattaya nackt getanzt wurde fand Sie das
empörend, ohne zu wissen dass vor ihrer Zeit auch in Manila und Angeles nackt
getanzt wurde. Um Nahrung bettelnde Mönche waren in ihren Augen arbeitsscheue
Schmarotzer. Der berüchtigte Diktator Marcos war ein guter Mann gewesen weil
unter seiner Herrschaft Milch und Reis subventioniert waren. In Deutschland ist
alles subventioniert aber nur für Zuwanderer, dort sagt keiner liebevoll;
„Unsere Republik“. Sunny würde sofort Kindergeld bekommen, das wollte Sie gar
nicht glauben. Das würde Marcos weit übertreffen, Merkel ist besser als Marcos,
trotzdem schreien alle; Merkel muss weg! Marcos ist weg aber das macht die Welt
auch nicht besser, der größte Feind des Menschen ist der Mensch, und der
bleibt. Sunny lernte mein Hotel kennen, ich dem mich jeder kannte, seit Jahren
saß ich nach dem Schwimmen dort an meinem Frühstückstisch und schrieb Briefe an
Bodo, jeder Gast kannte mich nur als „The Writer“, alle dachten ich schreibe an
einem Buch, aber die Zeit war dafür noch nicht reif. Als reifer Mann von 78
Jahren machte ich mich an diese Aufgabe, als ich gestrandet in Thailand fest
hing und die Geißel der Pandemie unser Leben um neue Erfahrungen bereicherte.
„Viren wird es immer geben, sie bereichern unser Leben“. So reich wie diesmal
wurden wir vom Schicksal noch nie beschenkt, aber ich schweife ab. Sunny war
eifersüchtig auf jeden, jeder Mitarbeiter, jeder Gast, jeder alte Freund war
ihr Feind, ihr Verhalten war krankhaft und führte auch hier zu den bekannten
Überreaktionen, Sie lief weg. Sie war fremd im Land, wohin wollte Sie gehen?
Sie wollte nicht, Sie musste gehen, egal wohin. Zum Glück kam Sie am Abend
zurück, lief nach Öffnung der Tür wortlos auf den Balkon und lieferte sich den
Moskitos aus. Mücken und Menschen sind Blutsverwandte, jeder spendet freiwillig
für den guten Zweck, der Mensch hat zu viel, die Mücke zu wenig, sie ist nicht
der Feind des Menschen, sie sucht nur Nahrung. So sah es schon Buddha als er
die leere Mücke in seine Lehre aufnahm. Jede volle Mücke ergibt einen unschönen
Blutfleck wenn sie ermordet wird, fast alle Menschen haben Blut an den Händen.
Buddha hätte nie eine Mücke gegessen, weder blutig noch well done. Sunny holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank,
verschwand erneut um hinter den Vorhängen ihren Gedanken nachzuhängen. Was
denkt ein kranker Mensch, der sich in der Fremde seiner einzigen Waffe beraubt
sieht, wohin soll er laufen wenn er wegläuft? Sunny legte sich ins Bett und zog
die Decke über den Kopf, Sie war weg. Am nächsten Tag begann ihre Frühschicht,
Sie lief weg, das Ritual dauerte an. Später erfuhr ich, Sie wollte am Strand
schlafen um nicht heim kommen zu müssen. Ich warnte Sie; Man wird deinen
Goldschmuck stehlen und dich vergewaltigen, du darfst mich ignorieren aber dein
Bett steht hier. Sie war zwar dumm, aber so dumm denn doch nicht. Ein armes
Ding, es tat mir in der Seele weh sie leiden zu sehen. Der Depressive versteht
die Leiden anderer weil er selbst leidet. Nach drei Tagen normalisierte sich
ihr Verhalten und wir kämpften gemeinsam gegen unsere Dämonen. Schwer
nachzuvollziehen waren ihre Eifersuchtsszenen wegen derer ich verlassen wurde,
Sie jedoch Kontakt suchende Männer nicht abwies. Es kam wohl zu keinen
„Geschäften“ aber Sie tat, was Sie mir zum Vorwurf machte. Mit einem Freund aus
Berlin besuchten wir ein A gogo Bar, Sunny wollte
scheinbar Eindrücke sammeln und sich über Nackttänzerinnen aufregen. Das war
die Ausnahme, die Polizei hatte eine offene Hand für solche Fälle. Ich tat was
man dort tut, schaute mir die Mädchen an und wurde sofort von meiner Liebsten
beschimpft, die alsbald zur Waffe griff und davon lief. Während ich verlassen
mit meinem Freund am Wong Amat Strand lagerte, ließ
meine empörte Sunny sich auf der Beach Road von Farangs
ansprechen, die Sie für freischaffend hielten. Merke: Männer sind Schweine,
Frauen sind unschuldig.
MISSBRAUCH
Ich arbeite ehrenamtlich für ein Müttergenesungswerk, missbrauche aber
zur Befriedigung meiner niederen Instinkte das Vertrauen der mir anvertrauten
Mütter, die ich dann sexuell missbrauche. Die Globalisierung hat dem Missbrauch
Tür und Tor geöffnet, Männer brauchen den Missbrauch, keine Miss ist vor diesem
Brauch sicher. Einerseits überliefertes Brauchtum, andererseits Belästigung und
Übergriff auf die Persönlichkeitsrechte der Frau. „Nein ist nein!“ diese
Sprache versteht im Tierleben jedes Männchen und lässt das Weibchen in Ruhe.
Hier ist noch der natürliche Respekt vor dem anderen Geschlecht erhalten
geblieben, der beim Menschen verloren gegangen ist. Hinzu kommen ekelhafte
Sexualpraktiken, die von den Tieren mit:“Typisch Mensch“ kommentiert werden.
Hier geht der Erfindergeist des Menschen häufig weit über das Notwendige
hinaus. Abartige Spielereien, völlig unnötig für die Fortpflanzung der Art,
werden den Weibchen von dominanten Männchen zugemutet, beim sogenannten Blow Job ist der einzige Reiz der Brechreiz. Wenn der
überwunden ist wird er jedoch vom Weibchen als Bereicherung seiner
Möglichkeiten wahrgenommen: „ Von neuen Schuhen bekomme ich immer Blasen.
Antwort: Bei mir genau umgekehrt, vom Blasen bekomme ich immer neue Schuhe“.
Die 69 ist eine magische Zahl, wenn man sie zu „Eins und Eins sind Zwei“ hinzu
rechnet ergeben sich neue Höhepunkte menschlichen Zusammenlebens. Missbrauch
und Missachtung gehen Hand in Hand, wer Menschen missachtet achtet nicht auf
den Schaden den er anrichtet, schon das Sprichwort sagt: „Durch Schaden wird
man klug“. Das Opfer wird also durch jede Missachtung klüger, während
Versicherungen ärmer werden. Wer die Warnung vor Alkoholmissbrauch missachtet
fügt ihnen schweren Schaden zu, durch den auch sie zwangsläufig klüger werden.
Wer Alkohol missbraucht ist oft zum Missbrauch von Frauen nicht mehr fähig, das
befähigt die Prostituierte zur Abfertigung mehrerer Kunden. Sie missbraucht das
Alkohol-Koma des einen zur Befriedigung des anderen, missachtet die
Hilflosigkeit des Betäubten und kassiert für eine vorgetäuschte Dienstleistung.
Der Dienst am Kunden wird häufig durch eine Missachtung des Kunden ersetzt, ein
Produkt des Überangebots von Kunden. Seit Jahren reisen aus aller Herren Länder
Herren an, denen ein Wurm in der Hose hängt, der seinen Träumen nachhängt. Bei
den Damen des Gewerbes entsteht dadurch der Eindruck, sie wären für die
sexuelle Befriedigung der ganzen Welt verantwortlich. Wer möchte eine solche
Verantwortung übernehmen, Überarbeitung und Zusammenbruch sind die Folge. Sie
träumen nachts von Geistern in der Gestalt männlicher Geschlechtsorgane, die
sich unter weißen Tüchern aufrichten und eine enorme Größe annehmen. Im
Arbeitsleben setzt sich die Bedrohung fort, jeder Kunde ist ein Geist der sie
mit einem Zauberstab verhexen will, eine psychische Belastung ohnegleichen. Oft
missachten die Frauen die schwerwiegenden Folgen ständigen Missbrauchs, die im
Extremfall zur unsachgemäßen Amputation des männlichen Gliedes führen kann.
Gegen die Fürsorge ihres Staates, der Sie vor der Prostitution im Ausland
schützen wollte, hatte ich die junge Mutter der Prostitution im Inland entzogen
und Sie nach Thailand, in das berüchtigte Pattaya
verschleppt, einer Brutstätte von Unmoral und Sünde, einem Ort hemmungsloser
Fleischeslust vor dem sich Veganer in aller Welt bekreuzigen. Ihnen blutet das
Herz wenn sie ein blutiges Steak auf dem Teller sehen, sie geben ihr Herzblut
für die Utopie des Friedens, sie wollen mit den Tieren in Frieden leben weil
sie es mit den Menschen nicht können. Wer über den Tellerrand hinaus sieht,
sieht oft das Fleisch der Frau als Nachtisch, ein Dessert von ungeahnter Süße.
Die Frau wird nicht als Nahrung aufgenommen, auch wenn man Sie zum Fressen gern
hat und der Hunger nach Liebe durch sie gesättigt wird. Der Genuss von Frauen produziert also kein
Übergewicht, nur der finanzielle Aufwand fällt ins Gewicht. Frauen genießen den
Genuss den sie Männern bereiten, genüsslich lassen sie sich vom Mann als
Naschwerk vernaschen und sind stolz auf ihr Werk. „Naschkatze“ und Pussycat, sind für einander bestimmt. Sunny und ich, wir
waren für einander bestimmt, ich naschte an ihrer Katze, Ihr mundete mein
Gegenstück. Ein Stück weit verschwand es wie ein Nahrungsmittel, wurde jedoch
unversehrt wieder frei gegeben und erneut verschlungen, ein Spiel an dem auch
die Zunge Anteil hatte, eine Marter der ich hilflos ausgeliefert war. Mein
Marterpfahl erduldete täglich erbarmungslose Misshandlungen dieser Art, der mir
innewohnende Masochist verlangte nach immer neuen Vergewaltigungen, oft verschwand
er bis zur Gänze in den Abgründen ihres Unterleibs um wie ein Kumpel unter Tage
zu schuften. Oft erbrach er sich in der Enge des Stollens, erblickte völlig
erschöpft und in Schweiß gebadet das Tageslicht. Im Licht des Tages leuchteten
die tropischen Blumen und das üppige Grün der großformatigen Blätter,
lebensmüde Libellen „standen“ dicht über der Oberfläche des Wassers, sie
riskierten einen feuchten Tod im Pool, schaukelten reglos auf den Wellen wenn
sich ihr Schicksal erfüllt hatte. Ich nahm die Sache in die Hand, fischte die
Ertrunkenen aus dem Wasser und sprach ein Gebet. Lautlos wiegten sich die
Palmen im Wind, flitzten die Eichhörnchen von Balkon zu Balkon, wenn ich meine
Bahnen im warmen Wasser des Pools zog. Noch immer erfüllte ich meine selbstgestellte
Aufgabe, mein tägliches Schwimmen diente der Erhaltung meiner Beweglichkeit und
wirkte der fortschreitenden Verkrümmung der Wirbelsäule entgegen. Sunny war
eine gute Schwimmerin aber Sie bevorzugte das Meer, Sie „duldete“ mein
Schwimmen im Pool des Hotels wenn ich meine Pflicht ohne Gespräche mit anderen
Gästen erfüllte, beobachtete mich jedoch argwöhnisch vom Balkon. Sie war auf
jeden eifersüchtig der in meine Nähe kam, jedes „Fehlverhalten“ von mir konnte
ein Weglaufen provozieren. Sie war krank, aber das konnte ich ihr nicht sagen,
Sie hätte es nicht verstanden. Das Leben mit ihr war eine ständige Geduldsprobe
aber ich hing an ihr wie der Süchtige an der Nadel. Ich hatte das „Spießruten
laufen“ an den Bars gegen eine feste Beziehung eingetauscht, ich war nicht
allein, Sunny war immer bei mir, ich hatte keine Depressionen, aber ich hatte
eine psychisch kranke Frau an meiner Seite, die ständig den starken Mann
spielen musste.
SCHULDGEFÜHLE
Auf Frauen fixiert die das Image junger Mädchen unbedacht zur Schau
trugen, hatte ich Schuldgefühle und verurteilte mein tun, weil es nicht den
Regeln entsprach. Die Regeln regeln das Zusammenleben
und schützen die Schutzlosen. Schutzlos waren sie den Übergriffen ihrer Väter
ausgeliefert gewesen, die das Recht der ersten Nacht für sich einforderten,
während ich den Mutterschutz auf meine Fahnen geschrieben hatte, ich bin der
Gute. Jeder Mensch braucht seine Schuld, wie unter Waschzwang wäscht er seine
Hände in „Unschuld“, einem teuren aber hoch wirksamen Handwaschmittel, in der
Politik unentbehrlich, in jedem Seifenspender vorhanden. Sunny war eine reife
Frau mit der Figur eines Teenagers, oft drehte sie sich mit erhobenen Armen vor
dem Spiegel und bewunderte ihre tadellose Figur; „Sieh mal wie ich aussehe, kein
Mensch glaubt mir meine fünf Kinder“. So glaubte auch eine Touristin, in ihr
eine Minderjährige zu sehen als wir an einem Regentag ein fremdes Hotel
betraten. Fassungslos schlug sie die Hände vor dem Mund zusammen als wir die
Anlage betraten. Sie saß mit zwei Männern im offenen Restaurant, der Regen
hatte alle Gäste vertrieben. Zu weit entfernt um das verhärmte Gesicht einer
vielfachen Mutter mit leidvoller Vergangenheit zu erkennen, sah sie nur den
alten Mann und das „Kind“ an seiner Seite. Blankes Entsetzen spiegelte sich auf
ihrem Gesicht, zum ersten mal in ihrem Leben sah sie
leibhaftig was sie sonst nur gelesen hatte, ich war der „Leibhaftige“, ein“
Kinderschänder“ der sich in aller Öffentlichkeit mit seinem Opfer zeigte. Sunny
war 30, ich war 60, also nur geringfügig älter, das konnte die arme Frau in
ihrer Gewissensnot nicht wissen, sollte sie mich gleich anzeigen oder das Ende
des tropischen Regens abwarten, der mir womöglich die Schuld vom Leibe wusch.
Es gibt Dinge, die wäscht einem kein Regen ab, der Missbrauch von Müttern wird
nicht bestraft, alte Männer dürfen gern junge Frauen lieben wenn sie über das
nötige Kleingeld verfügen, dennoch klebt ein Hauch von Schuld an ihrem
Geschlechtsteil, einem Wurm der sich rücksichtslos über die Grenzen des guten
Geschmacks hinwegsetzt und nicht danach fragt ob er ihr schmeckt. Als Philosoph
habe ich die Schuld abgeschafft, als Kleinbürger habe ich sie verinnerlicht.
Wie andere Leute an Gott glauben, glaube ich an meine Schuld. Nur wer schuldig
ist kann von seiner Schuld befreit werden, ohne Schuldbewusstsein kein Sein.
„Ich bin schuldig also bin ich“. Es wimmelt von Befreiern, die Religion weist
zu und befreit von der Zuweisung, die Psychologie weist nach und arbeitet am
Freispruch. Die Schuld lastet auf unseren Schultern wie die Pyramide der
Artisten auf dem Untermann. Der Mensch ist ein Untermann, ohne Schuld kommt er
nicht nach oben, mit Schuld ist er mitschuldig und geht unter. Die Schuld ist
schuld am Untergang der Menschheit, daran will dann keiner schuld gewesen sein.
Männer sind schuld wenn jungen Mädchen die Unschuld verloren geht, Frauen sind
schuld wenn Männer sich schuldig machen.
DU SOLLST DIR
KEIN BILD MACHEN
Im MINI SIAM machte ich Fotos von Sunny wie ich sie vorher von allen
anderen Frauen gemacht hatte, Männer sind süchtig Frauen abzubilden, Mädchen
halten mit dem Selfie ihre Jugend fest, Mütter nehmen
bevorzugt ihre Kinder auf. Der Mann ist Jäger und Sammler, er jagt das Wild und
schießt dann unzählige Fotos, die er hortet bis die Liebe erlischt und ein
neuer Stern seiner Anziehungskraft erliegt. Er liegt vor ihr am Boden, besteigt
eine Leiter, fotografiert und filmt sie bevor er sie besteigt, sucht vor und
nachher immer neue Blickwinkel, seine Kamera dringt in jeden Winkel ihres
nackten Körpers ein, fixiert ihre Brüste, ein Geschlechtsmerkmal von nur
vorübergehender Zweckmäßigkeit als Behälter für Muttermilch. Er schießt Foto um
Foto, zermürbt das Weibchen, nötigt es zu immer neuen Posen, raubt ihr die
Seele, erinnert sie immer neu an die Vergänglichkeit von Jugend und Schönheit,
Attribute die ständig in Auflösung begriffen, Prozesse die unabwendbar und
endgültig sind. „Der Zahn der Zeit“, ein berühmtes Gemälde, das kürzlich bei
einer Versteigerung Millionen brachte, zeigt eine zahnlose Alte die ihr
künstliches Gebiss als Diadem auf dem greisenhaften Haupt trägt, der leere Mund
leicht geöffnet, deutet das unergründliche Lächeln einer gealterten Mona Lisa
an, ein Lächeln das früher die endlose Reihe fotografierender Männer belächelt
hatte. Heute würde man Männer belächeln die in fanatischer Manier alte Frauen
aufnehmen würden. Würden Sie Fotos alter Frauen in ihre Sammlung junger Frauen
aufnehmen? Im Hier und Heute, bei Sonne und Blitzlicht wurde Bild um Bild
belichtet, posierte die junge Mutter vor den Miniaturbauten thailändischer
Kultur, den majestätischen Gärten von NONG NOCH und vielen anderen
Attraktionen. Natürlich dachte Sie bei allen Urlaubsaktivitäten an ihre Kinder,
die daran nicht teilhaben konnten. Sie sah sich als Rabenmutter, die im
verachteten Ausland als Hostess arbeiten musste während den Kindern die Mutter
fehlte. Ihnen fehlte auch das periodische Weglaufen der Mutter und die
Wiedersehensfreude bei ihrer Rückkehr. Nach drei Monaten kehrten wir zurück und
jeder kehrte vor seiner Tür. Ein kleines Wortspiel ohne Bedeutung. Sunny
bedeutete mir viel, ich bedeutete viel Geld. Das Geld liegt nicht auf der
Straße aber der Knüppel liegt beim Hund. Bei der Einreise bemängelte der Beamte
das Fehlen des Ausreisestempels, Sunny stellte sich dumm, der Fall war
erledigt. Ihre Kinder erhielten Geschenke, bewunderten die Fotos, küssten die
Mutter, bedankten sich bei Daddy Pieter, dem „ Retter der Mütter „ dem Wohltäter der Armen. Ein armer Rentner
der eine harte Währung und ein weiches Herz hatte. Tief im Herzen trägt der
Mensch ein Bild, auf keinem Fotopapier, keinem Dia, keinem Handy gespeichert,
mit glühendem Stempel in seine Seele eingebrannt, Triebfeder eines Gefühls,
stärker als Liebe und andere Torheiten. Ein Bild, wertvoller als sündhaft teure
Gemälde, das an keiner Wand hängt aber jeden Rahmen sprengt; DAS FEINDBILD. Es
ist der Wegweiser für den Hass, der unserem Leben Sinn gibt, den viele
vergeblich suchen. Wir sind auf der Welt um unsere Feinde zu hassen. „Liebe ist
vergänglich, Hass ist lebenslänglich“. Oft fügt das Ende einer Liebe dem Hass
ein neues Feindbild hinzu, häufig hasst man die Frau schon vorher weil man sie
liebt. Eher krankhaft ist der Selbsthass, ähnlich unbefriedigend wie die
Selbstbefriedigung. Wer sich selbst befriedigt hasst die Frauen weil sie ihm
das Recht auf natürliche Befriedigung verweigern. Vergewaltigung in der Ehe
befeuert den Hass der Ehefrau, es kommt zur Anzeige, die das Ende anzeigt.
Wohin mit all den Fotos aus glücklichen Tagen, Zeugnisse einer wunderbaren Liebe,
Belege und Beweise für Gefühle die einmal das höchste der Gefühle gewesen
waren. Es gibt kein zurück, die Liebe entwickelt sich weiter, am Ende wird sie
abgewickelt wie die DDR. Vom Wickelkind bis zur Abwicklung begleiten Fotos
unseren Weg, fotografiert der Mann die Neue; „eine neue Liebe ist wie ein neues
Leben“. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Früher wurde jedes Foto entwickelt,
heute wird es bearbeitet, verfälscht, geschönt, gedruckt, es gehört zu den
Print Medien und lügt wie gedruckt, es hat sich weiterentwickelt. Der Mensch
entwickelt sich weiter, der Hass bleibt. Ein Feindbild kann man nicht
entsorgen, dafür sorgen die Lügen der Medien und die Wahrheiten der
Verschwörungstheorien. Zu den Feindbildern von Sunnys
Ehemann gehörten die Schwulen, sie hatten ihm nichts getan aber er hasste und
verprügelte sie. Ein braver Hetero, der ein blutjunges Mädchen geschwängert,
nach dem fünften Kind im Elend allein gelassen und in die Prostitution
getrieben hatte. Sunny muss ihn gehasst haben, er hat ihr den Traum von der
Sängerin und jede Hoffnung für ihr
weiteres Leben genommen, verantwortungslos aber nicht schwul und kinderlos.
Immer wieder hört man von einer lebensuntüchtigen Minderheit, diese
bedauernswerten Menschen können nicht hassen, unverbesserlich hängen sie einem
fatalen Irrglauben an, sie glauben an das Gute im Menschen. Sie stehen
außerhalb der Gemeinschaft, können den zur Kriegsführung unabdingbaren Hass auf
fremde Völker nicht mittragen, behaupten sogar alle Menschen zu lieben, was
einer krankhaften Selbstverleugnung gleichkommt. Mit „Liebe deinen Nächsten“
ist immer nur der am nächsten stehende gemeint, niemals der Fremde der in der
Fremde bleiben sollte. Diese Traumtänzer unterwandern die auf Hass basierende
Volksgemeinschaft, die sich ungeniert im Internet austobt wo der Mensch sein
darf was er ist. „Nehmen sie die Menschen wie sie sind, es gibt keine anderen“.
Adenauer. Sie sind egoistisch wenn sie lieben, schadenfreudig wenn sie lachen,
hinterhältig wenn sie lächeln, grausam wenn sie hassen, bedauernswert wenn sie
weinen. Sie tun mir leid wenn sie lieben, hassen und weinen, ich bemühe mich
sie zu lieben; „Alles verstehen heißt alles verzeihen“. Ich habe Mitleid mit
ihnen, sie sind arm dran. „Besser arm dran als Arm ab“. Möge der Hass auch Triumphe
feiern, das Feindbild in BILD erscheinen, ich liebe das Leben und hasse den
Hass, „Hasse mal ne Mark?“ Man muss dem Hass mit Liebe begegnen, Hass macht
krank.
DIE SÜNDEN DES
FLEISCHES
Heute ist die Sünde des Fleisches eine andere als in früheren Zeiten, wer
heute noch Fleisch isst betreibt Unzucht mit der Aufzucht zum Zwecke der
Ermordung und Verwertung. Der Mensch schlachtet seine Gegner auf Schlachtfeldern, seine Tiere in
Schlachthäusern, nutzt jedoch nur deren Fleisch. Schlachtfelder sind unproduktiv,
Schlachthäuser werden es sein wenn wir dem Ruf folgen; „Vegetarier aller Länder
vereinigt euch“. Der Sextourist vereinigt sich mit Frauen aller Länder, warum
sollte er sich nicht mit vegetarischen Frauen vereinigen? Sie nehmen das
Fleisch des Mannes nicht in den Mund. Noch zerfleischen sich Gegner und
Befürworter, noch immer ist der geile Bock der Sündenbock. Häufig wird er zum
Gärtner gemacht, der Gemüse anbaut weil er auf Fleisch keinen Bock hat. Nun
begab es sich zu der Zeit als christliche Seefahrer das Füllhorn ihrer Religion
über den Inseln ausgossen und den Ureinwohnern nahe brachten was ihnen fern
lag. Meist ging es um Tauschhandel, man gab die Glaubenslehre und nahm die
Bodenschätze. Im dunklen Erdteil wurden Kreuzfahrten angeboten, all inclusive; Essen Trinken Schläge Zwangsarbeit. Halbherzig
nahmen die Wilden einige Angebote an, danach war alles nur noch halb so wild.
Die Missionare hatten allerlei Sünden im Gepäck, so gelangte auch die Sünde des
Fleisches auf die Philippinen. Früher
wurde ohne Kopulationserlaubnis am Partner
gearbeitet, erst die Religion brachte die Befreiung von der freien Liebe. Der Bürgermeister von Manila befreite die
Stadt von der Prostitution, die käufliche Liebe wanderte nach Angeles ab, wo
sie weiterhin der Kirche ein Dorn im Auge war. Jeder der einmal einen Dorn im
Auge hatte, versteht den Abwehrmechanismus, der Körper wehrt sich gegen den
Fremdkörper wie der Körper einer Frau gegen einen fremden Eindringling.
Eindringlich warnte die Stimme der Kirche vor den Sünden des Fleisches, wie sie
in der verrufenen Stadt praktiziert wurden. Jeden Abend lief im Fernsehen die
Sendung: „Angeles after dark“,
die das unaussprechliche zur Sprache brachte. Diese Kampagnen führten dazu daß Bürgermeister und Polizeichef gemeinsam die Türen
einiger Bars mit Brettern vernagelten, Bilder die TV und Presse bereicherten.
Wahrscheinlich hatten die Betreiber der Bars nicht genug gezahlt. Nur ein
kleiner Teil des schmutzigen Geschäfts war mit Brettern vernagelt, in Angeles
wurde weiter genagelt. Ich hatte mit all dem Schmutz nichts zu schaffen, ich
besuchte keine Bars, ich sorgte für die Kinder, entlastete den Vater und
nagelte seine Frau. Natürlich lebten wir in Sünde; „Du sollst nicht begehren
deines nächsten Weib“. Seine Anweisungen erhält der Mensch immer von oben, in
diesem Fall von ganz oben. Von ganz oben kommt auch die Anweisung; „Du sollst
nicht töten“, sie soll aber weder in einer Kaserne noch in einem Schlachthaus
an der Wand hängen. Oft weiß der Mensch bei allen Anweisungen nicht was er soll
und was er nicht soll. Das war in der DDR einfacher, da sollte er einfach sein
Soll erfüllen. Fleisch war da kein Thema, es war im Angebot oder nicht. Sunny
erfüllte ihr Soll, ihr schmeckte auch mein Fleisch, das tat Sie mit wollüstigem
Stöhnen kund, Sie hatte auch die mündliche Prüfung bestanden, oral war normal.
TRAUMREISEN
Wer je im Fernsehen das Traumschiff oder das Traumhotel gesehen hat, hat
neben den Pseudoproblemen der vom Schicksal schwer getroffenen Traumreisenden
auch Strände und Architektur dieser „Edelsteine in HD“ gesehen und kann sich
die Traumwelten vorstellen in denen ich mich überwiegend bewegte. Ich liebe die
Sonne, die Blumen, die Palmen, das blendende Licht der Tropen, den Luxus, die
überbordenden Buffets der großen Hotels. Ich liebe die Filmkunst, aber auch die
Kunst den Kitsch in umwerfend schöne Bilder zu verpacken und habe die meisten
„Machwerke“ dieser Art mit Genuss und diebischer Freude am überdrehten Drehbuch
gesehen. „Schöner als die Wirklichkeit“ erschienen mir oft die leuchtenden
Farben auf dem 65 Zoll-Bildschirm meines Geräts, wo ich sie per Einstellung und
Bier verstärken konnte. Während der Arbeit an diesem Buch habe ich das
Traumhotel, Malediven gesehen, ein Traum in Türkis, schöner als die
Wirklichkeit, wie ich sie zurzeit in einem billigen Hotel in Pattaya erdulde. Natürlich habe ich immer in billigen
Hotels gewohnt, Luxus war stets die Ausnahme gewesen. Immer hatte ich Frau und
Kinder zu ernähren; „Alle Männer sind aller Kinder Väter“. Zu meinem Glück
hatten andere Männer sie gezeugt, ich war immer ein „Daddy Pieter“ mit
Zeitvertrag. Mein Vertrag mit Sunny lief weiter, sie lief weiter weg, kam
jedoch stets zurück. „Komm zurück, ich warte auf dich denn du bist für mich,
all mein Glück“. Deutsches Liedgut. Einmal, Sie blieb länger als drei Tage weg,
erlag ich dem Zauber fremder Titten, Instrumente der Verlockung, so schön und
jungfräulich wurden sie mir ein einer Bar dargeboten, zum greifen nah, die
Trägerin schlank wie ein Modell, wollte mit mir gehen, ihre Augen waren
fehlerhaft justiert, ein „Silberblick“, wie man früher sagte. Ich küsste die
Wunderschönen Brüste, meine Zunge liebkoste die kleinen harten Warzen, als das
liebe Mädel nackt in meinem Bett gastierte und die schmalen Schenkel in die
Höhe streckte. Der Augenblick der Wahrheit, wenn der erregte Wurm seinen Weg
ins Innere sucht und findet, die Natur über den Menschen triumphiert, der
Unterleib des Mannes wie ein programmierter Roboter am vorgelegten Objekt
arbeitet bis die Fertigung im Hirn das Mannes explosionsartig endet. Die
Kontrahenten lösten sich voneinander, standen unter der Dusche, tranken ein
Bier miteinander, ich zahlte den Einfuhrzoll und bedankte mich für die
Mitarbeit. Einen Tag später kam Sunny zurück, fand ein intimes Kleidungsstück,
welches mein Besuch möglicherweise absichtlich vergessen hatte um unangemeldet
wiederzukommen, und lief sofort wieder weg. Merke: Das Weglaufen der Frau ist
kein Freibrief für „Ehebruch“ des Mannes. Wir hatten einen ungeschriebenen
Vertrag, der mich benachteiligte, aber er bestand weiter. Wenn ich für drei
Monate nach Deutschland flog befand sich genug Geld auf dem gemeinsamen
Bankkonto in Angeles, würde es reichen oder würde Sunny, wie es üblich war,
mich mit anderen Männern betrügen? Ich wusste es nicht, wollte es nicht wissen,
das Konto war leer, der Goldschmuck befand sich auf der Pfandleihe wenn ich
wiederkam. Dafür war Sunny treu wie Gold gewesen, behauptete Sie und
beschuldigte mich des „Ehebruchs“, da es ihrer Meinung nach eine Sexpartnerin
in Deutschland geben müsse. Dafür hatte ich in Berlin weder Zeit noch Geld,
besuchte täglich die City Sauna, traf dort alle meine Freunde, genoss das
Schwimmen bei garantiert 32 Grad Wassertemperatur und das FKK-Sonnenbad auf der
grünen Dachterrasse. An Wochenenden traf ich meinen lieben Freund Bodo bei
Speis und Trank in den Restaurants der Stadt, wir sprachen über Filme und
Schauspieler, er erzählte von seinen Auftritten in Berliner Nachlokalen.
Arztbesuche, Behördengänge, Reisevorbereitungen aller Art füllten meine Tage,
abends füllte ich mich mit Bier und fühlte mich wie in den Tropen. Wenn mir mit
Traumschiff und Traumhotel zu bunt wurden ging ich zu Bett und träumte von
meinen Traumreisen. Tatsächlich träumte ich meist das Gegenteil, immer reiste
ich zurück in die Vergangenheit desolater Wohnverhältnisse im Umfeld meiner
lebensuntüchtigen Mutter. Längst verstorben, geisterte sie durch marode
Wohnzimmer, wo Löcher im Mauerwerk mit Tapeten kaschiert waren und Schranktüren
ins Freie führten. Noch immer gab es kein Entkommen aus den Elendsbehausungen
meiner Nachkriegsjugend, die hier wie fantasievolle Entwürfe meines Idols
Salvador Dali wirkten, der diese „Traumwohnungen“ extra für mich in Szene
gesetzt zu haben schien. Bereit den Traum als traurige Realität, Beweis lebenslanger
Armut anzunehmen, gab es gleichwohl Protest und Widerspruch im Denken des
Schläfers, der die kunstvolle Inszenierung durchschaute und auf Beendigung des
surrealen Traumes drängte. Das Erwachen bestätigte die vage Vermutung einer
anderen Realität, sie zeigte meine bürgerliche Mietwohnung in Berlin oder
respektable Hotelzimmer gehobener Qualität zu bezahlbaren Preisen in Asien.
Mitunter erwachte ich im Liegesitz eines Fliegers der mich von A. nach B.
brachte; Asien – Berlin, oder umgekehrt. Heute hier, morgen dort, so verging
mein Leben wie im Fluge. Ich flog von B. nach A. und landete in Manila. Abholer
durften den Airport nicht betreten, ich verließ das Gebäude und wurde stürmisch
von einem schlanken Frauenzimmer umarmt, es war die beste Freundin meiner
Freundin, Sunny war mit Begleitschutz erschienen. Wir mussten zu dritt in einem
Zimmer übernachten, es war spät, der Bus ging erst am nächsten Morgen. Ich
genierte mich vor der Begleiterin und fiel im Badezimmer über Sunny her, zwei
nackte Hunde auf hartem Fliesenboden, meine Knie schmerzten tagelang. Wir
hätten es zu dritt im Bett machen können, ihre Freundin hätte etwas dazu
verdienen können aber Sunny war eifersüchtig und verstand keinen Spaß.
Stattdessen musste ich der Freundin Geld leihen, was nie zurückgezahlt wurde,
zum Glück verstand ich Spaß. Ich hatte die Taschen voller Geld, der Spaß konnte
beginnen. Schon an den Nachmittagen musste ich mir die Tristesse von Angeles
City schön saufen, Flaschenbier auf Holzbänken vor Imbiss-Buden, billige Speisen
auf offener Straße während Sunny ihre Kinder besuchte, der Spaß hielt sich in
Grenzen. Es war egoistisch von mir, den Kindern die Mutter zu entführen aber
die Trennung musste sein. Wir flogen nach Bangkok und bezogen mein altes Zimmer
in Pattaya. Die Deutsche Mark war eine starke
Währung, das Leben war billig in Pattaya, wir lebten
in einem Paradies, ich war „reich“ und mobil. Erstaunlich was ich zu dieser
Zeit alles finanzieren konnte, es ging uns gut. Sunny war eine zerrissene
Persönlichkeit, Sie hielt sich für eine Rabenmutter, hatte Schuldgefühle konnte
keine echte Freude empfinden, lehnte alles Unbekannte ab, machte auch mir das
Leben schwer und lief weg wenn Sie die Nerven verlor. Nur ein depressiver
Gutmensch wie ich, konnte diese explosive Mischung über Jahre ertragen, ich
hatte Mitleid und konnte ihr in keiner Weise helfen. Ich benutzte Sie und gab
ihr Geld, viel Geld, in etwa acht Jahren waren es mehrere Millionen Peso,
während der Monatsverdienst eines Arbeiters etwa 3.000 Peso betrug. Man sollte
die Selbstkritik nicht zu weit treiben, das Wort „benutzt“ hätte ich nicht
benutzen sollen, es wird einfach zu oft benutzt. Frauen fühlen sich oft
„benutzt“, wenn es um die Nutzung der Vagina durch außen Stehende geht, es
klingt dann immer wie „beschmutzt“. Leider werden durch die angeborene
Brutalität des Mannes, in unbotmäßiger Weise die Gefühle dieser engelhaften
Wesen verletzt, die angetreten sind himmlische Rosen zu flechten. „Ehret die
Frauen, sie flechten und weben, himmlische Rosen ins irdische Leben“. Meine
Generation ist gehalten sich an solche Sprüche zu halten, wir haben sie mit der
Muttermilch… die hat man geschluckt, es
gab ja nichts anderes. Die Ehe ist eine Interessengemeinschaft; Hilfst du mir –
helf ich dir. Auch eine „Wilde Ehe“ mit einer wilden Sunny war ein
gegenseitiges Geben und Nehmen. „Was nutzt ein Mensch der keinen Nutzen bringt,
er ist ein Nichtsnutz“. Ich wollte kein Nichtsnutz sein und hatte die
Nutzungsrechte an meine kleine Sexy Mama abgegeben, Sie benutzte die
Gelegenheit, ohne dass ich mich benutzt fühlte, so geschah alles zu „Nutz und
Frommen“ der Beteiligten, dem Ungläubigen und der Frommen. Wir liebten uns mit
Hingabe, einer Gabe Gottes, die dahin ist wenn der „Goldesel“ sich verausgabt
hat. In Pattaya kaufte der Esel den Goldschmuck, in
Angeles musste er ihn bei der Pfandleihe auslösen wenn er, aus Deutschland
kommend den Dienst antrat. „Die drei Lieblingstiere der Frauen; Nerz, Jaguar
und Esel, er muss die ersten beiden bezahlen“. Ein alter Witz, aus einer Zeit
als Nerzmäntel im Sportwagen getragen wurden und man den Tierschutz noch an der
Leine führte. Heute wird der Mensch an der Leine geführt und der Nerz erobert
sich den Stadtpark zurück. Wieder eroberte im Hier und Heute eine weitere Folge
von Das Traumhotel, Myanmar, von 2013 mein Herz, angekündigt mit Christian Kohlund als „männliche Mutter Theresa“ des
TV-Hotelgewerbes. Tatsächlich ein Traumhotel mit malerischen Sonnenuntergängen
vor einem mit Blumen bedeckten See inmitten der Anlage, umwerfende Bilder von
einzigartiger Schönheit, garniert mit zwei Liebesgeschichten, die sogar recht
hübsch inszeniert und gespielt waren. Nicht zuletzt wegen der beliebten
Argumente junger Frauen die reiche Männer heiraten. Unter anderem; „Es geht mir
nicht ums Geld, ich habe selbst genug“. Hört, hört! „Genug ist nicht genug“ möchte man sprechen.
Ähnlich geringschätzig äußerten sich schlichte Lohnempfänger zum Thema Geld als
eine Mark noch eine Mark war. Eine mehr oder weniger, spielte angeblich keine
Rolle; „Eine Mark mehr, eine Mark weniger“ lautete der der Spruch derer, die
angeblich genug davon hatten. Mein Spruch lautet; „Geld kann man nie genug
haben“. Genug der Sprüche, Zeit ist Geld. Man spart viel Geld wenn man sich das
Traumhotel per TV reinzieht, ein visueller Joint, rauche, staune; Gute Laune.
Der Hauptdarsteller spielt in jeder Folge den „Direktor Gutmensch“, das tut dem
Zuschauer gut und dem Schauspieler auch, ein Glückspilz dieser Kohlund, ich beneide ihn um dieses Traum-Engagement. Ich
schreibe dieses Buch in Thailand, breite meine Vergangenheit vor mir und dem
Leser aus, sitze in einem kleinen, abgeschiedenen Hotel und erinnere die
Traumhotels meines Lebens. Doch nun weiter im Text. Der Nerz diente als Vorlage
zum Buch: „Venus im Pelz“, zu einer Zeit als ich noch ein Hund war. Ich war ein
Underdog, ein armer Hund, dem der Goldesel nicht in die Wiege gelegt worden
war. Meine Wiege stand in einer Berliner Kellerwohnung, ich war zur falschen
Zeit am falschen Ort geboren worden. Nach jedem Schluck Bier biss ich die Zähne
zusammen und mein Hirn repetierte das Motto meines Lebens: „Jeder ist seines
Glückes Schmied – und seines Unglücks Ambos“. So schmiedete mich ein hartes
Schicksal zu dem was ich wurde; Ein Goldesel, ein Weichei und ein harter Hund,
wenn es um mein Steiftier ging. Nun ging es um den Aufenthalt in Thailand, wir
benötigten ein Visum und mussten ausreisen.
BALI
Unser Hotel auf Bali war ein Traum, ein Werbeangebot von THAI AIRLINE ab
Bangkok, drei Übernachtungen im BINTANG BALI HOTEL, die ich um zwei Nächte
verlängerte. Ein Fünf Sterne Hotel am Meer, eine Nobelhütte, in die ich
billiges Flaschenbier aus dem Supermarkt schmuggeln musste um mich reich zu
trinken. Sunny hatte noch nie etwas von Inflation gehört, staunend verglich Sie
die enormen Mengen indonesischer Rupiah die wir gekauft hatten, mit
thailändischen Baht, deren Wert Sie kannte. Eine Flasche Bier kostete im
Supermarkt über tausend Rupiah, im Hotel unbezahlbar. Ich buchte einen Ausflug
mit Folklore-Tanzgruppe unter freiem Himmel. Dramatisch und packend mit erstaunlicher
Mimik, untermalt vom Gesang des am Boden hockenden Männerchors agierten die
Künstler in berauschenden Kostümen, weitaus fesselnder als die Tänzerinnen in
Thailand mit ihren Slow Motion Darbietungen. Sunny konnte den höheren
Unterhaltungswert nicht erkennen, ihr Feindbild stand immer schon vorher fest.
Auch die Naturschönheiten des Landes waren nicht anders als die ihrer Heimat,
für Sie waren diese „Traumreisen“, wie wir Touristen sie empfanden, nur Orte
deren Menschen ihr fremd und unheimlich waren. „Perlen vor die Säue“, könnte
man sagen, mit Sicherheit würde meine Philippina auch
Deutschland ablehnen, wenn es ihr nicht zuvorgekommen wäre. Sehr junge, unreife Menschen agieren oft als
Verkaufspersonal in Modegeschäften, sie betrachten den Laden als Spielwiese für
Dummheit und Respektlosigkeit und die Kunden als Witzfiguren. Scheinbar ist ein
älterer Mensch in einem Modegeschäft schon ein Witz an sich, der Heiterkeit und
Spott herausfordert. Wenn aber ein junger Mensch, der dort offenbar Lohn für
seine „Arbeit“ erwartet, sich über Behinderte lustig macht, unfähig seinen
hemmungslosen Lachanfall zu stoppen, hätte er eine schallende Ohrfeige verdient
und zu meiner Zeit auch erhalten. Diese alten Zeiten wollten wir nicht am Leben
erhalten und erhalten nun was wir verdient haben. Tatsächlich bin ich in dieser
Art schon mehrfach verlacht worden, fassungslos steht man dieser Entwicklung
gegenüber. Meine Schwester wollte ihrem geliebten Bruder einen modischen Pulli
schenken, ein Textilgeschäft am Kurfürstendamm in Berlin diente uns als
Fundgrube, als es erstmalig passierte. Ich zog einen Pullover über und wurde
von einem männlichen Lehrling, hemmungslos verlacht. Für Erwachsene ist die
offensichtliche Komik nicht erkennbar, nur die Arroganz der Jugend hat hier den
richtigen Durchblick. Unbewusst lachen die unfertigen Geschöpfe über ihre
eigene Dummheit, nichts kann einen derartigen Ausbruch verhindern oder beenden,
man lacht sich buchstäblich tot. Wer also schweren Schaden an seiner Gesundheit
erlitten hat, einen Schwerbeschädigten-Ausweis besitzt, kann mit seinem Schaden
schadenfrohe Menschen froh machen. „Schadenfreude ist die reinste Freude“ sagt
das Sprichwort. Der Schadenfreudige fügt dem Beschädigten keinen Schaden zu,
der hat ihn ja schon. Ausgerechnet auf Bali sollte mir das unerwartete
Gelächter einer sehr jungen Balinesin erneut um die Ohren fliegen, wieder war
es ein kleiner Modeladen, eine „Boutique“, in der ältere Krummbuckel wie ich,
fehl am Platze wenn nicht gar unerwünscht waren. Auch diese junge Dame gab sich
hemmungslos dem Vergnügen hin, einen Kunden, den sie als unzumutbar empfand,
als Lachnummer einzustufen. Ein alter, gebeugter Mann in Begleitung einer sehr
jungen Frau, man sah Sunny, ihr wirkliches Alter und ihre fünf Kinder nicht an,
ein Paar das nicht zum begrenzten Vorstellungsvermögen dieser unbedarften
„Verkaufsperson“ passen wollte. Die junge Frau an meiner Seite gab dem armen
Ding den Rest, ein Lachkrampf schüttelte ihren Körper, ihr Gesicht färbte sich
rot, sie wollte sich tot lachen. „Wer früher stirbt ist länger tot“. Der
Erstickungstod als unmittelbare Folge von unkontrollierten Lachkrämpfen ist
unter geistig zurückgebliebenen Jugendlichen keine Seltenheit. Schadenfreude
kann also auch Schaden anrichten, meine Diagnose lautet: „Dachschaden“. Was
lehrt uns dieser peinliche Vorfall auf einer Trauminsel wie Bali; Natürliche
Regungen wie Spott und Häme sind nicht an einzelne Länder gebunden, das
einfache, unkomplizierte Gemüt lässt sich durch Ethik und Moral nicht
bevormunden, unverbildetes, naturbelassenes Denken, ein angeborener Sinn für
Frohsinn bricht sich Bahn und überwindet alle Grenzen. „Wer lachen will muss
fröhlich sein“.
PUBERTÄT MIT TODESFOLGE
Das Verlachen ist die harmloseste Form der Missachtung, es gibt genügend
Beispiele steigender Verrohung der Gesellschaft, sie geht mit dem Verlust von
Glauben und Respekt einher, kein Respekt vor Gott, kein Respekt vor der
christlichen Lehre, kein Respekt vor dem Mitmenschen, nur noch Dünkel und
Selbstüberschätzung, sprich: Dummheit, gepaart mit Sadismus und Brutalität. Die
brutalen Auswüchse von Machtmissbrauch im Namen eines höheren Wesens, wie
Inquisition und Hexenverbrennung haben mich zum Gegner gemacht, aber ohne das
Gebot der Nächstenliebe bleibt uns nur der Nächstenhass,
die Verhöhnung, Beleidigung, Beschädigung des Nächsten der gerade am nächsten,
also in der Schusslinie steht. In „Kampf der Kulturen“ von Samuel Huntington
lesen wir vom Erstarken der Religionen in aller Welt; „Näher mein Gott zu dir“.
Der Mensch lernt wieder Respekt, die Kirche missbraucht wieder ihre Macht. Die
Ohnmächtigen missbrauchen ihre Freiheit, der Missbrauch von Waffen ist ein
beliebtes Gesellschaftsspiel wenn der verbale Hass nicht mehr die gewünschte
Befriedigung bringt. Sie dünken sich allmächtig wenn sie Amok laufen, Herren
über Leben und Tod, Kinder des Todes, Selbstmord mit der Lizenz zu Töten,
Pubertät mit Todesfolge.
WARE LIEBE
Der Mangel an Respekt ist eine gute Voraussetzung für eine kurze aber
Aufsehen erregende Karriere als Amokläufer, der Mangel an Geld verhindert eine
lange und befriedigende Karriere als Sextourist. Eine Bank auszurauben wäre
also sinnvoller als ein früher Tod ohne Geld. Wollen wir das nicht vertiefen,
über Geld spricht man nicht, das hat man. Als Sextourist hatte man es bevor man
ausgeraubt wurde. Zeit für ein Wort über Prostitution, ein Thema dass ich
bisher vernachlässigt habe. Hier lacht
nicht der unbewaffnet pubertierende Teenager, hier lacht das Herz armer alter
Männer, die ein reiches Leben hatten. Verstehen wir uns Recht, ich rede nicht
von Zwangsprostitution und Sklaverei, ich rede von freien Entscheidungen und
schnellem Geld. Sagen wir mal so: Die Prostitution ist ein notwendiges Übel wie
die Demokratie und andere stolze Errungenschaften der Menschheit, wie das Geld,
die Banken, das Schwert, die Streitaxt, das Fallbeil, die Börse und die Bombe.
Vor der Erfindung des Geldes gab es den Tauschhandel, mit Nahrungsmitteln und
Tieren, der Bauer gab der Magd ein Huhn wenn er an ihre Maus wollte, dem
Nachbarn ein Rind und drei Ziegen wenn er dessen Tochter „kaufen“ wollte. Weder
die Magd noch die Tochter wurden dadurch zur Ware, es ging um den Austausch von
„Lebensmitteln“, es ging um lebenswichtige Bedürfnisse wie Essen, Trinken und
Kopulieren. Es ist absurd menschliche Grundbedürfnisse unter Strafe zu stellen,
Frauen und Männer zu Verbrechern zu stempeln, die lediglich einen Tauschhandel
tätigen. Tatsächlich waren „Kompensationsgeschäfte“ im Jahre 1947 verboten,
hatte die Volkspolizei meine Waren, bei Bauern auf dem Lande getauschte
Lebensmittel beschlagnahmt, zu dieser Zeit waren Hunger und Essen strafbar. Der
Staat verfügt willkürlich was wann erlaubt oder verboten ist,
Geschlechtsverkehr ist also strafbar wenn er zum Verkauf steht und nicht
ausdrücklich von Staat und Kirche genehmigt wurde. Ich liebe den Staat und die
Kirche, zwei Institutionen die nur mein Bestes wollen, sie wollen mich zum
Besten halten, mich für dumm verkaufen. Für dumm verkauft werden allerdings die
Kunden der cleveren Verkäuferinnen, „Augen auf beim Frauenkauf“. Hier ist alles
erlaubt was nicht verboten ist, erlaubt ist was gefällt. Es gefällt den Männern
sich zum Narren zu machen, die Frau mit guten Gaben zu überhäufen; ein Haus,
ein Auto, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Sie sind die Würze des
Lebens, verwandeln Missmut in gewinnendes Lächeln und gelangweilte Schönheiten
in leidenschaftliche Sexpartnerinnen, die auf ältere Männer stehen. Die edlen
Teile älterer Männer stehen in
Bereitschaft um das beste Stück ein Stück weit in das beste Stück der Frau zu
versenken. Ironie der Natur, die hier grundverschiedene Funktionen in einem
Stück angesiedelt hat, wobei der denkende Mensch durchaus in der Lage ist sich
auf eine Art der Nutzung zu konzentrieren ohne dass ihm die zweite Möglichkeit
in den Sinn käme. Selten denkt er beim Pinkeln an den Koitus oder beim
Stuhlgang an Analverkehr. Dennoch sollte man beim Denken stets bedenken dass
die Gedanken frei sind. So denken Frauen beim Geschlechtsverkehr zwar nicht ans
Wasser lassen, wohl aber an materielle Vorteile oder an einen anderen Mann, sie
schließen ja nicht ohne Grund dabei die Augen. Wahrscheinlich dachte Sunny auch
an einen anderen Mann, ich kannte ihren Geschmack, Sie stand auf junge
muskulöse Männer, war aber bereits zu alt dafür. Gutaussehende Machos lassen
sich von Frauen bezahlen, Angebot und Nachfrage. Meine Jugendliebe Annemarie
mochte es gar nicht wenn ich Sie von hinten nahm, Sie legte Wert darauf mein
Gesicht zu sehen wenn ich angespannt in ihr arbeitete. Allerdings war ich
damals ein hübscher Junge von 22 Jahren gewesen. „Schön war die Zeit“.
Deutsches Liedgut. Lied gut, Zeit dahin… „Dahin, dahin. Möchte ich mit dir, o
mein Geliebter, ziehen“. Aus der Oper MIGNON. Sunny zog mit mir wohin ich
wollte, ich war der Boss. Über Jahre vermied Sie es meinen Namen zu nennen, in
ihrem Beruf überaus praktisch, jeder Kunde hieß Boss, man konnte sich nie
verplappern. Alle Widrigkeiten dieser Art nahm ich in Kauf, eingedenk der
weisen Worte meines besten Freundes Bodo; „Du weißt doch wo du Sie her hast“.
Hierher passt auch der Spruch; „Man kann ein Mädchen aus einer Bar nehmen, aber
man kann die Bar nicht aus ihrem Kopf nehmen“. Was bei der Zusammenarbeit mit
Annemarie noch schön und machbar gewesen war, sollte sich im Alter als Sex von
gestern erweisen, die Damen denen ich zu nahe trat hatten den Blick für andere
Dinge frei. So blieb ihnen der Anblick des alten Kerls erspart, wenn der
Orgasmus sein Gesicht verzerrte und die Falten vertiefte. Man kopuliert nach
Art der Hunde, das Männchen wedelt mit dem Schwanz und bespringt das Weibchen
ohne Gruß und Kuss. Das Weibchen erduldet den
Angriff, eine Art Körperverletzung mit Befruchtungsfolge, mit stoischem
Gleichmut, als wolle es sagen;“Can‚t help it“. Hunde sprechen kein
Englisch, sie biedern sich dem Menschen ohne Worte
an. „Es ist noch von keinem Hund bekannt was er denkt wenn er die Hand seines
Herrn leckt“. Nestroy. Der Mensch leckt seinem Vorgesetzten den A…. er will nicht leben wie ein Hund.
DIE DREI WÜNSCHE
Das Leben ist kein Wunschkonzert aber ohne Wunschdenken kein Leben. Jeder
Mensch lebt für eine Idee, eine politische, eine religiöse, eine
politisch-religiöse, er glaubt an Gott, an den Führer oder an den gottgesandten
Führer. Der Mensch braucht Führung und Verführung, ein Blinder ohne Blindenhund.
Er tastet sich durchs Leben, überall eckt er an und stößt sich wund. Ab einem
gewissen Alter beginnt er zu denken und überschreitet dabei die Grenze des
Erlaubten. Wie gut dass es die gute Fee gibt, die Erfinderin des Wunschdenkens,
sie ist die erste die ihn zum positiven Denken ermuntert, also denkt er sich
die Erde als eine Kugel aus Knete, die sich nach seinen Bedürfnissen formen
lässt. Jeder hat bei seiner Geburt drei Wünsche frei, wünschenswert das
Richtige zu wünschen. Alle Menschen sind gleich, ein häufig als Wahrheit verkaufter Wunschtraum, der jedem
die gleichen Chancen einräumt wie wir es von einer Währungsreform kennen. Alle
beginnen bei null, Ihr Wunsch ist mir Befehl. Die Menschen sind überwiegend
dumm, die wenigen Klugen fallen nicht ins Gewicht. Die Dummen wünschen sich
Liebe, bescheidenen Wohlstand und Glück, die Klugen wünschen sich
Rücksichtslosigkeit, Willensstärke und Macht. „Wer das Falsche wünscht den
bestraft das Leben“. An das Wunschdenken gewöhnt, glauben die meisten Menschen
weitere Wünsche frei zu haben und wundern sich wenn die Erfüllung
ausbleibt. Man könnte meinen ich hätte
das Falsche gewünscht aber ich hatte Glück und musste nie zum Militär, ein
größeres Glück kann es nicht geben, wenn man bedenkt dass dort zuweilen scharf
geschossen wird. Man übt an einer Zielscheibe und wird dann als eine solche
missbraucht. Diese Art von Missbrauch ist mit dem von mir praktizierten in
keiner Weise zu vergleichen, ich missbrauche die Frauen, Sie missbrauchen meine
Gutmütigkeit. Sie machen mich glücklich, ich beglücke Sie mit Geld. Durch
meinen bescheidenen Wohlstand gelangen Sie zu bescheidenem Wohlstand, wir
nennen es Liebe. Sunny wünschte sich
sehnlichst einen Lotteriegewinn, war sich jedoch nicht bewusst dass ich ihr
Lotteriegewinn war, keine Lotterie der Welt hätte ihr so viele Millionen Peso
beschert wie Sie bei mir gewonnen hatte. Sie konnte nicht rechnen, womöglich
konnte Sie nicht einmal lesen und Schreiben, ich habe es nie erfahren, erst
heute denke ich darüber nach, Sie war wirklich arm dran. Eines Tages war ich
dran, ich sollte ihr ein Haus kaufen. Ich war entsetzt, das überstieg meine
Möglichkeiten, in meiner Familie gab es keinen Hausbesitz, meine Eltern waren
froh wenn sie die Miete zahlen konnten, ich war froh dass ich die meine zahlen
konnte. In Pattaya war es üblich der Dame des Herzens
ein Haus zu kaufen, dieser Kelch war bisher an mir vorüber gegangen, die
meisten meiner Liebschaften hatten bereits ein Haus aus früheren Beziehungen.
Ein richtiges Haus, nach unseren Vorstellungen kostete zu dieser Zeit etwa
100.000.- DM. So viel Geld hatte ich noch nie auf einem Haufen gesehen, ich
hatte etwa 30.000.- DM. Erspartes auf
der „Hohen Kante“, ein armer Mann, der hier als reich verkannt wurde. Wieder
hatte ich Glück, mein dritter Wunsch war in Erfüllung gegangen, Sunny wollte
ein „Armenhaus“ kaufen; ohne Grundbesitz illegal erbaut, flache Steinbauten mit
Wellblechdach, vier Einzelzimmer mit separaten Eingängen, von denen Sie zwei
oder drei hätte vermieten können. Es gab Wasser und Elektrizität, ein
komfortables Heim für die Ärmsten der Armen, zum Preis von 7.000.- DM. Darüber
konnte man reden, so viel konnte ich aufbringen. Gesagt getan, ich war
zahlungsfähig, Sunny wurde Hausbesitzerin. Auch Sie hatte sich Liebe, Wohlstand
und Glück gewünscht und Glück gehabt.
DIE BLUMEN DES
BÖSEN
In meiner Jugend fragte ich meine Mutter warum bei einer Heirat die Frau
meist jünger sei als der Mann. Sie erzählte mir etwas vom schnelleren
„Verblühen“ der Frau, offenbar ein Naturgesetz, das den Mann zwingt die
Blütezeit wahrzunehmen. Die Frau ist die schönste Blume von allen, sie erblüht
in der Jugend zu voller Schönheit, man muss sie pflücken bevor es zu spät ist.
Der richtige Zeitpunkt ist von höchster Wichtigkeit, Männer entwickeln ein
Gespür für Frauenschönheit, sie wissen um die Verderblichkeit kostbarer
Pflanzen, kennen Höhepunkt und Überschreitung, achten stets auf Frischesiegel
und Verfallsdatum. Schnittblumen welken natürlich schneller, frisch geschnitten
kommen sie auf den festlich geschmückten Tisch der Ehe wo sie alsbald zu welken
beginnen. Jeder der einmal eine welkende Frau gesehen hat bedauert zutiefst die
Vergänglichkeit aller irdischen Schönheit.
Männer sind eine Art zeitlosen Unkrauts auf der Wiese Gottes, eher
unschön als schön, von wenigen Ausnahmen, Alain Delon und anderen Schönlingen
der Leinwand, einmal abgesehen. Sie sind es, von denen blühende und welkende
Frauen träumen, an die sie mit geschlossenen Augen denken, während sie vom
zeitlosen Unkraut missbraucht werden. Während das männliche Unkraut ins Kraut
schießt, Männer schießen für ihr Leben gern, werden Frauen gern als „Die Blumen
des Bösen“ bezeichnet, sie sind oft schöner als die schönste Blume aber sie gehören zu den giftigen Pflanzen die den
Männern im Land des Lächelns ins Herz gepflanzt werden. Frei schaffende
„Orchideen“ stehen in Pattaya an der Beach Road in
voller Blüte, alte Hasen unter den alten Männern nehmen diesen Wildwuchs nicht
mit in ihr Hotel, wenn ihnen etwas aufsteigt steigen sie ab in eine Absteige um
einen Beischlafdiebstahl zu verhindern. So wie es unter alten Männern böse
Onkels gibt, gibt es unter jungen Frauen böse Mädchen. Wenn alte Hasen einen
Betthasen suchen, sind sie sich der Gefahr bewusst die von jeder Frau ausgeht,
fatal wenn man einer Feme fatale ins Netz geht, die spinnenartig nach dem Akt
das Männchen frisst. So mancher Mann wollte die „Blume seines Lebens“ vor Liebe
auffressen, vom Gegenteil wird weniger gesprochen. Die Fleisch fressende
Pflanze scheint einem Horrorfilm entsprungen, und doch wurde mancher Mann von
den Schulden aufgefressen, die er für sie gemacht hatte. Männer sind begeisterte Blumenpflücker, sie
brechen jede Blume die am Wegesrand steht und brechen damit das Versprechen
welches sie der vorangegangenen Blume gegeben hatten. In dem bekannten Gedicht
von Goethe bricht der Knabe ein morgenschönes Röslein auf der Heiden, das auch
morgen noch schön gewesen wäre wenn er es nicht gebrochen hätte. Merke; Wer ein
unschuldiges Röslein bricht, bricht ihm das Herz und leitet den Prozess des
Welkens ein. Dem Brechen der Rose folgt der Ehebruch und das jämmerliche
Schenken von Blumen, betrogene Ehefrauen bezeichnen solche scheinheiligen
Liebesgaben als die wahren Blumen des Bösen. Frauen sehen vieles anders und
wollen nicht auf ihre Schönheit reduziert werden, die blumigen Vergleiche
pusten sie weg wie Pusteblumen. Frauen sind vor allem klüger als Männer, beim
Umgang mit ihnen ist meist der Mann der Dumme. Jedes Lebewesen besitzt Waffen
gegen seine natürlichen Feinde, wie auch der Mensch. Männer und Frauen sind
natürliche Feinde, die ihre Waffen einsetzen müssen um sich zu verteidigen,
Blumen sind nur primitive Hilfsmittel denen das Böse in die Schuhe geschoben
wird.
MALAYSIA
Sunny hatte ihre Blütezeit
überschritten aber Sie träumte von jungen Männern. Ich sah es an ihren Blicken
und ihrem Verhalten wenn Sie von ihnen angemacht wurde. Das passierte nicht
alle Tage, ihre Figur wirkte jung, ihr Gesicht zeigte Spuren vergangener
Schönheit. Sie hatte ihre Möglichkeiten verspielt, die unschuldige Verliebtheit
ihrer Jugend hatte ihr fünf Kinder beschert, das bestimmte den weiteren
Lebensweg. Sie war verurteilt an der Seite eines alten Mannes die Welt zu
entdecken, bereiste mit ihm fremde Länder ohne sich daran zu erfreuen. Sie
hasste alles Fremde, war unfähig Freude zu empfinden, erduldete was ihr
aufgedrängt wurde. Wir benötigten ein neues Visum für Thailand und flogen nach Penang. Zwei Tage benötigten wir für die Abwicklung unserer
Visa, entdeckten Georgetown, soweit das in kurzer Zeit möglich war. Nach drei
Tagen ging es weiter nach Langkawi wo wir zwei Wochen
blieben. Ein schöner Aufenthalt auf einer Trauminsel für mich, eine Art
Gefängnis für meine psychisch kranke Freundin, die von der Schönheit der
Landschaft kaum berührt wurde, Sie war auf einer tropischen Insel aufgewachsen,
alles was für mich von überwältigender Schönheit war, war für Sie nur ein
Abbild ihrer freudlosen Kindheit in
hoffnungsloser Armut, mit Schlägen traktiert, ungeliebt und zu keiner Liebe
fähig. Stets hatte ich meine Depressionen bejammert, wir waren beide davon
betroffen, doch Sie war ein hoffnungsloser Fall. Immer versuchte ich Sie
aufzuheitern aber ich kam nicht zu ihr durch. Bei allem Verständnis für ihre
Probleme konnte ich ihr tatsächlich nur mit Geld helfen, Sie lebte wie hinter
einer Mauer, gefangen in Schwermut, aufgeladen mit Wut und Hass gegen ihre
feindliche Umwelt, Kampfbereit züchtigte Sie ihre Kinder und tat ihnen das
gleiche Schicksal an welches ihr geschehen war. Wir waren ein tragisches Paar
in einem tropischen Paradies, ich liebte Sie, war aber unfähig ihr zu helfen.
„Froh erwache jeden Morgen…“, ein Spruch der mein Leben begleitete, traf bei
Sunny in keiner Weise zu, Sie erwachte stets mit versteinertem Gesicht,
unerreichbar verschlossen, gab Sie mechanische Antworten auf hilflose Fragen.
In Angeles City suchte Sie Hilfe im Gebet und fuhr zur Kirche in die Altstadt
um dort Frieden zu finden. Auf unseren Reisen fehlte ihr diese Möglichkeit, Sie
war gefangen in Depressionen, weit schlimmer als es bei meinen Verstimmungen
der Fall war. Ob Indonesien oder Malaysia, ob Bali oder Langkawi,
ihr inneres Leid begleitete Sie, egal wohin Sie ging. Unser Hotel lag in der
Nähe des Hafens, es gab keinen Strand und keinen Swimmingpool, ich hatte es in Pattaya zusammen mit dem Flug gebucht. Wir wohnten oberhalb
eines Steinmonuments das einen riesigen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen
darstellte, vielleicht symbolisierte es den Traum vom Fliegen, der sich für
mich längst erfüllt hatte. Ich flog so oft ich wollte von einem Land zum
anderen, ich war frei wie ein Vogel. Aber der Mensch ist kein Vogel, er
schleppt Gepäck und die schwere Last der Gedanken mit sich herum, sie begleiten
ihn ein Leben lang, mag er fliegen wohin er will, er wird niemals frei sein.
Unter unserem Fenster lag der steinerne, im Flug erstarrte Vogel, das Zimmer
war einfach, der Kühlschrank war leer. Das war merkwürdig, ich konnte es mir
nicht erklären erst später erfuhr ich, Langkawi war
zollfreies Gebiet, das Bier im Supermarkt war spottbillig. Eine Taxe fuhr uns
tagsüber zum Strand, wir schwammen im Meer und besuchten ein großes Aquarium,
wo wir uns unter die einheimische Bevölkerung mischten. Das Taxi fuhr uns früh
und spät am Meer entlang, ein überwältigender Anblick. Hinter dem großen Vogel
lag der malerische Ort mit vielen einladenden Restaurants, wo wir am Abend wie
die Fürsten speisten. Alles war magisch beleuchtet, eine romantische
Urlaubskulisse wie im Film. Nach dem Essen erstiegen wir die Anhöhe und
wandelten unter Palmen bis hinauf zu unserem Hotel. Nach vierzehn Tagen
bestiegen wir einen dieser modernen Vögel, geschaffen um dem Menschen das
Fliegen zu ermöglichen, ein fliegendes Transportmittel, ein Airbus der uns nach
Kuala Lumpur flog. Leider hatte ich diese Stadt nicht als Besuchsziel geplant,
ich probierte am Airport mein erstes Paneng Curry,
dann flogen wir zurück nach Bangkok.
HONGKONG
In Pattaya
setzten wir unsere seltsame „Ehe“ fort; Eifersuchtsanfälle, Weglauf-Pausen,
Tage des Schweigens, es gibt nichts schöneres als ein Leben zu zweit; Er
erträgt Sie, Sie erträgt ihn, Mitleid und Abhängigkeit sind der brüchige Kitt
der zusammen hält was nicht zusammen gehört. Ich war in festen Händen, musste
nicht Spießruten laufen an den Beer-Bars, hatte täglich Sex, der für beide
befriedigend war. Sunny verweigerte nie die „Ehelichen Pflichten“, ihren
Kindern ging es gut, sie hatten immer satt zu essen, es gab keine Not, ihre
Mutter „arbeitete“ im Ausland. Die Jahre vergingen, Sunny war bei den Kindern
wenn ich für drei Monate in Deutschland war, oder von dort nach Angeles kam.
Die Tristesse des Ortes trieb uns wieder nach Thailand, doch Sunny erhielt kein
Visum für drei Monate mehr. Ein Monat musste genügen, es folgte ein Visa-Trip
nach Hongkong, die falsche Wahl, hier lernte ich weitere Variationen ihrer
Psychischen Krankheit kennen. Sie konnte die chinesischen Touristen, die zu
Tausenden Pattaya heimsuchten, nicht leiden, man
starrte uns an wie Tiere im Zoo wenn wir im Biergarten der Band lauschten. Die
unbedarften Schlitzaugen blieben vor unserem Tisch stehen und glotzten uns an
wie das siebente Weltwunder, eine kleinwüchsige Prostituierte und ein alter
Mann, der ihr Vater sein könnte, das gab es scheinbar in China nicht. Sunny war
eine Kämpferin, sie hatte keinen Respekt vor diesen wundersamen Menschen, die
in wenigen Urlaubstagen durch Pattaya geschleust
wurden, weder Zeit noch Geld hatten, aber Menschen wie Tiere bestaunten. Sie
stand auf, beschimpfte sie in englischer Sprache und verbat sich die Glotzerei. Ausgerechnet Hongkong hatte ich ihr
vorgeschlagen und Sie hatte zugestimmt ohne nachzudenken. Sie hasste die
Chinesen, was wollte Sie in Hongkong? Sie war dort von Anfang an fehl am Platz,
von Feinden umzingelt, sträubte Sie sich gegen eine riesige Stadt voll von
Chinesen, wo war sie hingeraten? Wie konnte ich ihr diese Quälerei antun? Ihr
krankhafter Hass überschattete den ganzen Aufenthalt, es war furchtbar. Die
Wolkenkratzer imponierten ihr nicht, das gab es auch in Bangkok und Manila. Die
U-Bahn war keine bauliche Sensation sondern ein unterirdisches Gefängnis dem
Sie zu entrinnen suchte. Der französische Cirque de Soleil gastierte in der Stadt, ich wollte ihr etwas Gutes
tun und kaufte teure Karten. Sie war mäßig beeindruckt aber stark missgelaunt,
Hongkong war die falsche Wahl. Ich schleppte mein Opfer in einen riesigen
Vergnügungspark mit unglaublichen Attraktionen, alles vergeblich. Auch hier
wurde Sie von Chinesen angestarrt und pöbelte wie ein Droschkenkutscher. Am
Ende drehte Sie in gewohnter Weise durch und lief weg. Sie kam natürlich zurück
und unser Rückflug fand in eisigem Schweigen statt. An diesem Punkt angekommen
glaubte ich unsere Verbindung am Ende, aber Sie fand bei der Ankunft in Bangkok
wieder zu sich selbst und das traurige Spiel ging weiter. Immerhin sollte dies
die letzte Reise in andere Länder gewesen sein, etwas ähnliches wollte ich mir
nicht noch einmal antun. Hongkong hatte ich viele Jahre vorher schon einmal
allein besucht, ich hatte das Ziel nicht für mich ausgesucht, Sunny sollte ein
Stück weit die große weite Welt entdecken, ihren Horizont erweitern, alles was
sich naive Männer so für ihren Liebling vorstellen. Mein Liebling war eine
kranke Frau, der jeder Horizont suspekt war. Wie große Teile der Menschheit
hielt sie Hass für den Sinn des Lebens.
I WORK HANS
Der normal arbeitende Mann versteht
unter dem Begriff „Arbeit“ die Tätigkeit die er auszuführen hat um Geld zu
verdienen, das er gegebenenfalls für Prostituierte ausgibt, die ihrerseits ihre
Tätigkeit als Arbeit bezeichnen. Tatsächlich machen sie diesen „Job“ um Geld zu
verdienen, ähnlich wie ein Schauspieler der seine Tätigkeit als Arbeit
versteht, wenn er dem Publikum eine Realität vorgaukelt die natürlich nur Spiel
und Darstellung ist. Die Prostituierte ist eine Schauspielerin die der
Kundschaft Realität vorspielt die selbstverständlich nur gespielt ist. Bei
Langzeitbeziehungen ist schauspielerisches Können unerlässlich, der
Arbeitsaufwand übersteigt den des Schauspielers allerdings beträchtlich. Die
Rolle der liebenden Frau ist ein Vollzeitjob, gespielt in der Realität eines 24
Stundentages. Nie schließt sich der Vorhang, nie ist das Stück beendet, nie
geht das Publikum nachhause, der Langzeitkunde erwartet eine never ending Story, er will
ganztags bespielt werden, Spielfreude und darstellerisches Können sind gefragt,
er will der Aktrice ihre Rolle glauben können, die Darbietung soll echt wirken,
soll unter die Haut gehen. Das Stück trägt den Titel: „Sie liebt mich“.
Thailändische Liebesdienerinnen; „I work for Money“ sprechen von Arbeit wenn sie von einem Kunden
erzählen; „I work Hans, i stay
Hotel him“ oder „I work
Robert on Airport, him go home“. In den Augen von Hans und Robert ist ein sorgloser
Urlaub, den die Frau mit einem Kunden wie ihm verbringt keine Arbeit, Arbeit
sieht anders aus. Für die Frau sieht Liebe anders aus, sie hätte gern einen
jüngeren attraktiven Mann, kann sich den aber nicht leisten. Von Liebe kann man
nicht leben, man muss sie verkaufen. Die Prostituierte ist eine begabte
Schauspielerin mit vollem Körpereinsatz, eindringlich fordert der Kunde sein „Recht“,
die körperliche Vereinigung stellt den Höhepunkt seines Wunschdenkens dar, Sie
liebt ihn wirklich. Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert, die Entlohnung ist
unterschiedlich hoch, es kommt darauf an mit welcher Arbeit der Mann sein Geld
verdient hat. Es gibt viele Arten von Arbeit, wer hart arbeitet verdient oft
weniger als der weniger hart arbeitende Mann. Frauen verdienen weniger als
Männer, können aber durch Männer mehr verdienen. In jedem Fall bringt die
Arbeit am Mann mehr ein als Arbeit. Wenn Sie Glück hat erwischt Sie einen Mann
der mit wenig Arbeit viel Geld verdient hat, dann hat sich die Mühe gelohnt. Im
Märchen gibt es den naiven „Hans im Glück“, in der märchenhaften kleinen Welt
des großen Glücks tauscht Hans sein schwer verdientes Geld in die „Liebe“ einer
Schauspielerin, am Ende hat Sie alles und er nichts. Prostitution ist ein Job
wie jeder andere nur „aufreibender“. Er erfordert Talent, Ausdauer und Hingabe,
einer der wenigen Frauenberufe mit überdurchschnittlichen
Verdienstmöglichkeiten, aber man muss auch viel „einstecken“ können.
AN DER HEIMATFRONT
Sunny sollte ihren verzweifelten
Kampf gegen mich und alle anderen nun an der Heimatfront führen, wir machten
keine Reisen in andere Länder, entdeckten die Schönheit der Philippinen. Das
war oft teurer als meine Wahlheimat Thailand, vor allem die Hotels. Schlechte
Qualität zu hohen Preisen aber ich hatte keine Wahl. Ein befreundeter Gast aus
meinem Hotel in Angeles, er machte eine Menge Geld mit Importen aus China, nahm
uns mit nach Puerto Galera. Wir fuhren mit dem Bus
nach Manila, von dort ging der nächste Bus an die See, eine Fähre brachte uns
zum White Beach. Unser Hotel lag am Strand, der Pool versteckte sich weit
hinten, wo wir ein rustikales Zimmer fanden. Während ich im Wasser war kochte
Sunny das Frühstück und wir speisten auf der schmalen Terrasse. Die Zimmer
lagen etwas erhöht, darüber war das Dach in dem sich nachts die Katzen balgten.
Meine Partnerin fühlte sich wohler im eigenen Lande, die Menschen sprachen
Tagalog, es waren keine Feinde. Ich gewöhnte mich an die neue Umgebung, wir
wanderten täglich am White Beach entlang zu einem kleineren Strand an dem
Privathäuser standen. Hier lagerten wir auf dem Sandboden und speisten in den
kleinen Restaurants, ein ruhiges Plätzchen ohne viele Menschen. Auf halbem Weg
dorthin fanden wir schließlich ein billiges Zimmer in einem Gasthaus und
wechselten die Unterkunft. Welch ein Unterschied zu dem traurigen Leben in
Angeles City, wir hatten ein kleines Paradies gefunden und Sunny verhielt sich
ruhig. Ihre Stimmungen schwankten jedoch wie gewohnt, abrupt wurde Sie
schweigsam und abweisend, nur bis zum Weglaufen dauerte es etwas länger. Sie
bat mich um Geld und verließ mich ohne sichtbaren Grund. Nach zwei Wochen kam
Sie in Begleitung einer Freundin zurück und wollte unser Verhältnis beenden.
Ich stellte ihr frei zu gehen, gab ihr das restliche Geld für ihre geleisteten
Dienste und Sie blieb. Die Freundin kehrte nach einer Übernachtung allein nach
Angeles zurück, natürlich bezahlte ich ihre Unkosten. Einige Wochen später
hatte Sie Sehnsucht nach ihren Kindern, wir reisten zusammen und ich fand mich
im trostlosen Angeles wieder. Wir blieben auf der Hauptinsel Luzon und reisten
per Bus oder Privattaxi ans Meer, wo wir unterschiedlich lange an verschiedenen
Orten verweilten bis auch hier das Weglaufen sich durchsetzte. Sie ließ mich an
einem völlig fremden Ort einfach sitzen, Sie musste weg, egal was aus mir
wurde. Ich mietete eine Taxe, fürchtete mich vor dem unbekannten Fahrer, der
mich aber nach vier Stunden Fahrt heil in Angeles ablieferte. Ich fand ein
Hotel und Sunny zog mit mir dort ein. Sunny war in der Nähe ihrer Kinder, die
langsam begannen ein Eigenleben zu führen, die älteste Tochter war im
gefährlichen Alter, sie schlich sich nachts aus dem Haus um Sex mit ihrem
Freund zu haben, ein guter Anfang um später als Prostituierte in einer Bar zu
landen. Anstatt ihr die Pille zu besorgen verprügelte Sunny sie. Darauf lief
die Tochter weg und lebte mit ihrem Freund zusammen. Natürlich bekam sie bald
ein Kind, natürlich hielt die junge Liebe nicht lange an, natürlich versöhnten
sich Mutter und Tochter, natürlich kam sie mit ihrem Kind reumütig zu ihrer
Mutter zurück, natürlich übernahm Sunny die Rolle der liebevollen Oma. Mir
schien der Weg der Tochter vorgezeichnet; nach weiteren Irrwegen würde sie
früher oder später in einer Bar landen, würde dort Männer wie mich treffen, die
für ihr Kind zahlen würden, denn: „Alle Männer sind aller Kinder Väter“.
Irgendeiner muss immer zahlen, ich zahlte für meine „Wilde Ehe“ mit Sunny in
wenigen Jahren mehrere Millionen Peso, gemessen am Verdienst eines einfachen
Arbeiters war das für die meisten Menschen des Landes eine Art Hauptgewinn in
der Lotterie von dem jeder nur träumen konnte. Ein Traum der nie in Erfüllung
geht, für Sunny war er in Erfüllung gegangen ohne dass Sie es bemerkt hatte.
Ich war der Hauptgewinn gegen den Sie ankämpfte, dem Sie periodisch davonlief,
stets bereit auf ihn zu verzichten um wieder für ihre Kinder zu hungern, wie
Sie es vorher oft tun musste wenn es nichts zu essen gab. Seit es Daddy Pieter
gab, gab es genug zu essen, Sunny wurde langsam dick weil Sie aus Frust zu viel
Süßigkeiten aß. In Angeles lief Sie wieder einmal weg, ich war am Ende meiner
Kräfte und besuchte Sie in der bescheidenen Wohnstatt, die ich für Sie gekauft
hatte. Ihre Kinder wagten nicht mit mir zu reden, Sie war nicht ansprechbar,
behandelte mich wie einen Fremden, ich war zu früh gekommen. Ich wurde böse und
ging um das grausame Spiel zu beenden. Sie kam mir zuvor und entwendete in
meinem Hotel das Bankbuch. Eine gesunde Reaktion, die man einer psychisch
Kranken gar nicht zugetraut hatte. Nach langen inneren Kämpfen buchte ich
meinen Flug um und reiste ab. Kaum in Berlin angekommen erhielt ich ihren
Anruf, Sie war nach Abschluss ihrer „Verkrampfung“ wie gewohnt zu mir zurück
gekommen und hatte erstmalig den Schock meiner Abreise erlebt. Sie war wie
ausgewechselt, bedauerte den Diebstahl des Bankbuches, hatte die Hälfte des
Kontos abgehoben und wollte mir das Buch zusenden. Unser Verhältnis schien
beendet, wir wünschten uns Glück und legten auf. Ich war frei, eine schwere
Last war von meinen Schultern genommen, keine kranke Frau, keine hungrigen
Kinder, keine Flüge nach Manila, mochte Sie mein restliches Guthaben
aufbrauchen und in Ruhe einen neuen Mann suchen, besser ein Ende mit Schrecken
als ein Schrecken ohne Ende.
DER WEG
INS FREIE
Frauen helfen bei der Bewältigung von
Problemen die man ohne Sie nicht hätte. Ein Befreiungsschlag, oft geplant,
endlich vollzogen. „Der Weg ins Freie“ mit Christina Söderbaum.
Wer ist denn das? Ein Filmstar der Nazizeit, die „Reichs-Wasserleiche“ genannt,
weil sie den Freitod im Wasser wählte. Rein optisch ein schöner Tod; „La Mer“ oder „Die Moldau“ als Klangteppich unterlegt. Früher
versank die tragische Heldin stumm in den schwarzen Fluten, heute begleitet die
Kamera sie unter die Oberfläche und sinkt im Zeitraffer mit ihr bis auf den
Grund der Meeres wo sie auf einem Trampolin landet der sie wieder hoch
schleudert. Andere Zeiten andere Leichen. Ich nahm mir nicht das Leben, ich
nahm mir die Freiheit zu gehen, immer mehr Männer fordern gleiche Rechte. Sunny
ging wann immer Sie wollte, nun wollte ich die Gleichberechtigung. Mein ganzes
Leben lang hatte ich mit dem Selbstmord kokettiert, Depressionen und „Weltschmerz“,
ein vergessenes Wort, das jedoch die Verzweiflung an einer unheilbar kranken
Welt beschreibt wie wir sie heute sehen, hatten mir den Suizid als Lösung
vorgegaukelt. Ich wollte mir jedoch nie aus Liebe das Leben nehmen, das schien
mir kein ausreichender Grund zu sein. Es war Sommer in Berlin, freudig
begrüßten mich alle Stammgäste der City Sauna, mein Schwimmen fand wieder über
den Dächern Berlins statt, ich hatte viel zu erzählen. Hier lernte ich einen
sanftmütigen Lehrer kennen der im Gespräch gern mal einem Marienkäfer das Leben
rettete, ein Gutmensch im guten Sinne des Wortes, immer bereit zu helfen,
verständnisvoll und mitfühlend, ein Glücksfall, wir sollten enge Freunde
werden. Mein Jugendfreund Bodo zahlte weiter seine freiwilligen Raten an eine verlorene
Liebe in Thailand, einer der vielen Liebeskasper die nicht loslassen können,
panische Angst vor dem Ende einer Verbindung haben, die nur in ihrem Kopf
existiert. Nie wieder würde er nach Thailand reisen, nie würde er den Geliebten wiedersehen den er jeden Monat
bezahlte als wären es Alimente eines Heterosexuellen für seine Kinder.
Vergeblich suchte ich ihm die krankhaften Wohltaten auszureden, konnte jedoch
seine unheilbare Verliebtheit verstehen, ich zahlte weit höhere Beträge, hatte
aber zumindest den Sex um den es ja eigentlich geht. Ich hatte nie Geld
geschickt, meine Gespielinnen bekamen es bar auf die Hand, so sparte ich
wenigstens hohe Gebühren. Letztendlich war ich jedoch der gleiche Kasper,
unfähig ein letztes Wort zu sprechen was längst fällig gewesen wäre. Das letzte
Wort war nun meine Abreise gewesen, ich glaubte endlich frei zu sein.
Langjährige Beziehungen sind aber nicht mit einem Donnerschlag zu Ende, die
Beteiligten waren zu lange aufeinander fixiert gewesen, hatten Tisch und Bett geteilt,
waren abhängig voneinander. Sunny war abhängig von meinem Geld, Sie würde mich
nicht einfach gehen lassen, damit musste ich rechnen. Es dauerte erstaunlich
lange bevor sie wieder bei mir anklopfte, einige Monate vergingen, dann begann
das flehentliche Bitten per Telefon: Bitte komm zurück, ich gehe mit dir wohin
du willst. Mir ging es gut, ich konnte ohne Sie leben, hatte nie bei ihr
angerufen, aber ich war noch nicht endgültig geheilt, die Erinnerungen an
schöne Stunden an Zärtlichkeiten und Liebesbeweise
waren noch im Kopf des Liebeskaspers vorhanden, Ich wollte glauben was
unglaubwürdig war und wurde schwach. Der Winter stand vor der Tür, ich flog
nach Manila, holte Sie in Angeles ab und flog mit ihr nach Bangkok. Offenbar
hatte Sie ein Verhältnis mit einem jüngeren Filipino gehabt, der ihr das letzte
Geld aus der Tasche gezogen hatte, ihren Goldschmuck hatte die Pfandleihe
kassiert, nach dem Verlust hatte sie einen Metallschrank geboxt und sich die
Hände blutig geschlagen. Das passte zu ihr, kein Hirn aber harte Fäuste. Sie
war älter und dicker geworden, trank Alkohol und naschte Gummibärchen. Ihre
Tochter hatte das zweite Kind bekommen, ich durfte Geld für Kinderkleidung
locker machen. Sie hatte Sehnsucht nach ihren Enkeln und wollte nach drei Wochen
Pattaya bereits die Rückreise antreten. Sie machte
sich keine Mühe um mich, verbrachte die Tage leidend und trinkend im Bett,
wollte heim nach Angeles. Nach quälenden zwei Monaten verließ Sie mich für
immer, so endete eine Liebe.
DAS LEIDEN
Das Leiden der jungen Mutter und die
Leiden des alten Peter erinnerten an „Die Leiden des jungen Werther“, hier
wurde dem Liebesleid ein unvergängliches Denkmal gesetzt, das nur von Earth
Wind and Fire: „After the Love has gone“
übertroffen wurde. Ein König der Leid zufügt ist eine weitere Figur des großen
Goethe: „Mein Vater mein Vater jetzt fasst er mich an, Erlkönig hat mir ein Leid getan“. Der pädophile König berührte den Knaben
unsittlich, der Autor berührte Leidensfähigkeit und Mitleid des Lesers, der
durch den Leidensweg des Knaben in Mitleidenschaft gezogen war. Ungerührt
berührte Erlkönig weiter das in den Armen des Vaters fiebernde Kind ohne dass
es im Leid getan hätte, er kannte keine
Berührungsängste. Nacht und Wind waren die einzigen Zeugen der
widernatürlichen, eines Königs unwürdigen Berührungen, die Wegbegleiter von
Vater und Sohn waren. Wenn wir die beiden auf ihrem Weg begleiten, leiden wir
mit ihnen, wenn sich Müh und Not auf den Tod des Kindes reimen, kann sich jeder
einen Reim auf die Unsittlichkeit der Monarchie machen und nie wieder König
Pilsner trinken. „Erst tun wir Leid, dann tut es uns leid“. Das wir dir noch Leid tun, rufen wir jedem zu der uns ein Leid antut und
keiner will sich das selbst antun. „Was du nicht willst das man dir tu, das füg
auch keinem andern zu“. Wie fügt es sich da, das wir anderen gern ein Leid
zufügen um uns selbst eine Freude zu machen. Kinderleicht, man sollte schon im
Kindesalter beginnen anderen Leid zuzufügen um sich der Schadenfreude zu
erfreuen; „Jung gefreut nie gereut“. „Des einen Leid ist des anderen Freud“.
Freud ist für den Leidenden eine Vaterfigur, der Übervater des Überichs, der
Überflieger des Unterbewusstseins, der Beichtvater der Gottlosen. „Mitgeteiltes
Leid ist doppeltes Leid“. Wer durch zugefügtes Leid Schaden nimmt entwickelt
oft ein hohes Potential an Klugheit; „Durch Schaden wird man klug“. Viele
wachen eifersüchtig über das Leid das sie sich selbst zufügen; „Eifersucht ist
eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft“. Mitleid mit
Leidgeprüften sollte man einer Prüfung unterziehen, warum mitleiden wenn der
Leidende sein Leiden als Genussmittel versteht. Gerade ältere Menschen sollten
den Rat befolgen; „Genieße das Leid, wie schnell rinnt die Zeit“. „Wer früher
stirbt ist länger tot“, dann haben die Leidtragenden das Leid zu tragen. Leser
leiden unter der überbordenden Spielfreude mancher Autoren, die das Leiden zur
Freude und die Sprache zum Spiel machen, ein Scheiß-Spiel an dem nur sie selbst
Freude haben. Es sind leidensgestörte Individuen denen das mitleidlose
Beschreiben von Leid zur freudschen Fehlleistung wird. Die Fehlleistung ist der
häufigste Fehler der Leistungsgesellschafft, die Leistung belohnt und Ziele
verfehlt. Das Leiden ist Hauptbestandteil der Liebe, ohne Liebe kein Leid ohne
Leid kein Liebeskummer;“Die Liebe kommt die Liebe geht, zum Leiden ist es nie
zu spät“. „Was wir heut allein erleiden, droht für morgen dann uns beiden“. Die
wilde Ehe ist eine Leidensgemeinschaft, „Geteiltes Leid ist halb so wild“. Die
vor Gott und den Menschen geschlossene Ehe ist eine geschlossene Gesellschaft
für zwei und mehr Personen, die sich alle eingeengt und in der Familie gefangen
fühlen, eine Freiheitsberaubung die unsagbares Leid hervorruft das sich nur auf
Ruf hervor wagt. „Wer wagt gewinnt“. Wieder gewinnt das Leid und der Sieger ist
Freud. „Freude schöner Götterfunken“ als „Funk“, dargeboten von den CRUSADERS,
lässt den Funken überspringen wie den Karnevalsprinzen über das
Funkenmariechen.
GRÜNES LICHT IM
ROTLICHTVIERTEL
In meinem Hotel in Pattaya gab es viele deutsche Stammgäste, einer davon war
Otto, ein Waisenkind mit Ödipuskomplex, der nur mit älteren Frauen konnte.
Beneidenswert, diese Damen sind dankbarer und billiger. Er war seit Jahren mit
einer vollschlanken Thailänderin zusammen, die sich auf seine Kosten elegant
kleidete und eine gute Hausfrau war. Der Sex war sanft entschlafen, man kannte
sich zu lange, Sie wusch seine Wäsche, auf seinem Balkon flatterten die Hemden
im warmen Wind der Tropen. Sie schaute Seifenopern während er sich an den Bars
von anderen Matronen einseifen ließ. Er flirtete gern mit älteren Damen des
Gewerbes, die sich dankbar für sein Interesse zeigten. Wir zogen zusammen durch
die sündigen Gassen, rechts und links flankiert von offenen Bars die keine
Wünsche offen ließen. Für ein Handgeld nahm ein leichtes Mädchen deine Hand und
legte eine schwere Brust hinein, die man kneten und abwägen konnte. Otto konnte
nicht widerstehen, oft konnte sein müdes Glied wieder stehen wenn die
„Mutterbrust“ und ihr Schicksal in seinen Händen lag. Es lag an ihm die
mütterliche Dirne in eine Absteige zu verbringen um mit ihr ein paar schöne
Stunden zu verbringen. „Mach dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino“. So
lautete die Werbung für eine längst vergessene Einrichtung in der ich mich in
ihrer Blütezeit eingerichtet hatte. Otto spendierte teure Ladies Drinks, gab
Trinkgeld, nahm aber nie eine mit. Er wurde nicht müde alte Damen zu
verschaukeln. „Komm auf die Schaukel Luise“ Hans Albers, frühes Kino. Müde vom Bier trinken lag ich dann schon
lange im Bett, weil mich seine platonischen Besuche in „Altersheimen“
langweilten. Das nahm er mir übel aber es tat unserer Freundschaft keinen
Abbruch. Wir kamen uns nie in die Quere, ich liebte die Jungen, er die Alten.
Wir hatten viel Spaß miteinander, ohne die Damen für unzüchtige Handlungen zu
engagieren. Wir waren Freunde, zogen gemeinsam durch das Rotlicht und machten
das Nachtleben zu unserem Tagewerk. Hier waren junge Frauen am Werk denen es
zum Nacktleben geworden war, sie brachten nackt Leben in die Bude wenn sie
schlangenartig an der silbernen Stange klebten um ihren Leib zu versilbern.
Andere waren züchtig gekleidet, trugen aber keinen Slip unter dem Minirock.
Maxirock dröhnte aus den Lautsprechern, es war ohrenbetäubend aber es war
Musik, spätere Generationen sollten einmal Besseres zu hören bekommen, Techno
sollte ihnen die Melodie und das Mitsingen ersparen aber den Beat einhämmern
bis sie wissen wo der Hammer hängt. Wenn der Hammer in der Hose hängt ist man
bemüht ihn moralisch aufzurichten, ein langbeiniges Geschöpf stieg mit hohen
Absätzen auf unseren winzigen runden Tisch, ohne unsere Biergläser zu berühren.
Es war berührend der jungen Dame unter den Rock zu schauen, wo man die
Kreditkarte mühelos durch den nackten Schlitz ziehen konnte, so witzelte Otto.
Eine pausierende Tänzerin im Seidenkimono trat am mich heran und fragte ob ich
sie noch kenne. Sie war älter geworden und entsprach nicht mehr dem Typ des
jungen Mädchens, dem der bedauernswerte alte Trottel nachlief wie ein läufiger
Hund. Es war eine alte Bekannte des alten Mannes, wir waren einmal ein
Shorttime-Paar gewesen, doch das war lange her. Ich kannte ihren
Kreditkartenschlitz, Sie kannte meinen Hosenwurm, hatte ihm oft den Regenmantel
übergezogen. Ich fand es überzogen alte Zeiten aufleben zu lassen in denen ich
ihren Körper und Sie mein Geld geliebt hatte, mir stand weder der Sinn noch der
Penis nach Auffrischung vergangener Gemeinsamkeiten, wir hatten nichts mehr
gemein. Es war gemein von mir Sie abzuweisen aber Sie war Kummer gewöhnt. „Die
Liebe kommt die Liebe geht, es kommt drauf an ob Er noch steht“. Er stand nicht
aber er zuckte als wir wenig später in der Babyface
Bar ein letztes Bier tranken, ich war wie elektrisiert als ich den Engel meiner
alten Tage erblickte, spontan sprang ich auf, lief zur kreisrunden Bühne und
reichte dem zauberhaften Wesen ein kleines Trinkgeld. Es war ein geringe Summe,
nur fünfzig Baht aber die junge Frau schenkte mir ein Lächeln das fünfhundert
Baht wert gewesen wäre. Nach ihrer Tanzrunde begrüßte Sie einige Gäste, ich
konnte mein Glück nicht fassen als Sie darauf an unseren Tisch kam. Otto
verfolgte die Szene aufmerksam und gespannt, für ihn war diese Kindfrau viel zu
jung, er schätzte ihr Alter auf etwa zwanzig, Sie sah aber weit jünger aus.
Tatsächlich war dieser Teenager siebenundzwanzig Jahre alt und mit allen
Wassern gewaschen. Ich war für Sie ein alter Mann in lilafarbener Hose und
Hemd, gut gekleidet, Sie hielt mich für reich. Auch ich sah jünger aus, hatte
aber die siebzig bereits überschritten, welch ein unverhofftes Glücksgefühl,
von diesem stets lächelnden Engel akzeptiert zu werden. Wer ein Leben lang
abgewiesen und plötzlich angenommen wird, bei einem Altersunterschied von über
vierzig Jahren, ist auch sofort bereit höchste Preise für ein spätes Glück zu
zahlen, allein der Auslösebetrag lag bei fünfhundert Baht, Der Engel würde
mindestens eintausend pro Tag verlangen, all das steigerte nur mein Verlangen
mit ihr in den siebenten Himmel der Liebe zu fliegen, koste es was es wolle.
Sie trank mexikanischen Schnaps und bedauerte nicht mit mir gehen zu können,
ich müsse ein paar Tage Geduld haben, sie habe ihre kritischen Tage. Kritisch
hörte ich ihr zu, mein erträumtes Glück zerschellte an faulen Ausreden wie die
Flaschenpost eines Trinkers am Felsen des Alkoholverbots. Otto tröstete mich,
er glaubte ihrem unschuldigen Augenaufschlag, nicht immer sind die ominösen
Tage das Lügengewebe einer hinterhältigen Spinne, die nur Spiderman besiegen
könnte. Zwei Tage sollte ich Geduld üben und erst am dritten Tag das Ende ihrer
Tage mit ihr feiern. Mit gemischten
Gefühlen hörte ich die frohe Botschaft von der bevorstehenden Abreise des
anderen Kunden und dem beglückenden Versprechen nach dem Ende ihrer Tage ihre
Tage mit mir zu verbringen. Otto riet mir ab Sie vor Ablauf der genannten Frist
zu belästigen und auch ich wollte mir den Anblick des anderen Kunden ersparen
der an den kritischen Tagen die Nächte mit ihr verbringen würde. Würde ich mit
Würde altern, würde ich von solchen Torheiten Abstand nehmen und den Anstand
wahren, stattdessen feierte ich nach zwei zergrübelten Tagen und Nächten den
Einstand in der Babyface Bar wo mein gefallener Engel
mir um den Hals fiel. Mancher Mann über siebzig legt sich den Strick um den
Hals, mir legten sich die schlanken Arme eines erfahrenen Teenagers von
siebenundzwanzig Lenzen um den Hals; „Veronika der Lenz ist da“. So verstrickte
ich mich auch ohne Strick immer tiefer im fein gewebten Spinnennetz einer
erfahrenen Frau die am Webstuhl der Liebe ganze Arbeit leistete; „Ehret die
Frauen, sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben“. Mit Pattana im Bett war ich wie auf Rosen gebettet, sie webte
mich in einen Kokon aus dem es kein Entkommen gab, bezeichnete mein Steiftier
als Icecream und schleckte es ab wie das Gelati eines italienischen Meisters der kalten Kunst. Mein
hart gefrorenes Speiseeis schmolz unter ihrer heißen Zunge und ließ sich
bereitwillig von ihrem Rachen verschlingen das mir die Sinne vergingen. Oral
war längst normal, die Zeit war nicht spurlos an den keuschen Mädchen meiner
Anfänge vorbeigegangen. Früher erschien ihnen das Blasen als Blasphemie, heute
danken sie Gott für ein mundgerechtes Format. Früher mussten Frauen den Mund
halten, heute halten sie ihn mit dem Mund.
DER VERLUST
DES HERRN
Wer hätte das gedacht, ein
Spätzünder, der im Alter von 21 Jahren den ersten Geschlechtsverkehr hatte, ein
unentdecktes Talent, das seit Jahren nur mit „Fräulein Faust“ verkehrte, in
sich gekehrt alles verkehrt machte, sollte als Lustgreis noch einmal zur
Höchstform auflaufen weil die blühende Jugend eines engelhaften Wesens das
schlaffe Anhängsel täglich neu durchblutete und ihm eine mannhafte Form gab.
Eine leicht verfettete, wenig schöne Frau mittleren Alters, auch eine
Arbeiterin der Faust, Sie arbeitete als Melkerin und hatte täglich Anhängsel zu
masturbieren, die wie kleine Penisse in ihren kräftigen Händen lagen, hatte
eines Tages meinen wesentlich größeren Penis in der Hand dem Sie die Milch des
Jünglings abforderte. Das orale Zeitalter lag in ferner Zukunft, noch war
Handarbeit ein Markenzeichen, auch die Melkmaschine stand nicht jedem Bauern
zur Verfügung wenn Er stand. Meiner stand nach kurzer Masturbation am Rande des
Abgrunds, der ihn verschlingen würde wie eine Fleischfressende Pflanze ihr
Opfer. Ich war das Opfer einer reifen Frau welche die Zeit der Reife dieses
unschuldigen Knaben ausnutzte um ihn sich einzuverleiben. Sie hatte nichts gemein
mit einer blutjungen Pier Angeli, einer Italienerin
die eigentlich den Nachnamen Pierangeli trug und von
Hollywood entdeckt worden war, ein Schwarm des jungfräulichen Jünglings, der
Sie im dunklen Kinosaal anhimmelte weil er nicht wagte junge Mädchen auf heller
Straße anzusprechen. Die wesentlich ältere Melkerin hatte kein ansprechendes
Äußeres, bot ihm aber ihre inneren Werte an. So verschwand sein unschuldiger
Phallus im Inneren ihres ausgehungerten
Unterleibs wo er sich wie ein Halbstarker austobte. Nach einem
explosionsartigen Höhepunkt fand sich das ungleiche Paar in einem Meer von
Körpersäften schwimmend, die das ramponierte Bett überflutet hatten, was die
Melkerin trocken kommentierte; „Das hatten wir aber beide dringend nötig.“ Sie
nötigte mich ein Geldgeschenk anzunehmen, so lernte ich die käufliche Liebe
kennen. „Ein Herz kann man nicht kaufen“. Deutsches Liedgut. Sie war bereit den
süßen Bengel zu finanzieren, der ja arm wie eine Maus ohne Kirche war. Ohne
Kirche war er, als bei ihm auch die Verbindung zu Gott durchtrennt worden war,
wie ein Telefonkabel in einem amerikanischen Gangsterfilm, oft hatte er ihn
angerufen aber die Leitung war tot. Als ich 145.- Reichsmark Kirchensteuer
nachzahlen sollte, die in der gottlosen DDR nicht zusammen mit der Lohnsteuer
eingezogen wurde, erklärte ich dem Kirchenmann die Situation einer
schwerbeschädigten Alkoholikerin ohne Ehemann und ohne Einkommen, die sich
mühte ihre zwei Kinder zu ernähren. Wir waren Hungerkünstler ohne Publikum,
hatten nie ein Care Paket oder Nahrungsmittel von der Kirche erhalten, keiner
kümmerte sich um uns. Stattdessen stand der Vorwurf der Steuerhinterziehung im
Raum, ich schuldete den Vertretern Gottes auf Erden etwa so viel wie ich in
einem Monat als Verkaufslehrling in einer Lebensmittel-Filiale der
Konsumgenossenschaft verdiente, im Jahre des Herrn 1948. „Austreten“ hatte ich
bisher immer als Bezeichnung für „Wasser abschlagen“ gehalten, von dem, kleinen
Verdienst konnte ich nichts abtreten also musste ich aus der Kirche austreten.
Diesen Wunsch konnte mir der liebe Gott nicht abschlagen, zumal er mit der
Arbeit seiner Leute selbst nicht einverstanden war. Sein Ärger mit dem Personal
hatte bereits zu Zeiten Erich Kästners den Höhepunkt erreicht, als dieser in
einem Gedicht den Kirchenaustritt Gottes
verkündet hatte. In der Sowjetunion war Gott bereits abgeschafft, dort
betete man erst Lenin dann Stalin an, Ersatzgötter die mehr und mehr im Kommen
waren. Dieser Verlust des Herrn führte zu
Demokratien in denen alles erlaubt ist, mit Ausnahme dessen was verboten
ist. An der Spitze stehen die neuen Götter, Personenkult ist Kult. Wen soll man
anbeten, es sind so viele. „Großer Gott“ rief so mancher, als ein Kunstmaler
sich der schwarzen Kunst bemächtigte und sie braun einfärbte. Die deutschen
Arbeitslosen verkauften ihre Seele, gaben ihr Seelenheil für „ Heil Hitler und
Sieg heil „ und wähnten sich im Glück. „Hans im Glück“, das unsterbliche
Märchen vom Tauschhandel, mit dem man sich manche Enttäuschung einhandelt. Hans
gab sein Gold für Tiere her, er träumte von Massentierhaltung und hemmungslosem
Fleischkonsum mit dem er unermesslich reich werden wollte. Die Deutschen hatten
einen schlechten Tausch gemacht, sie beteten einen Heilsbringer an der
heilloses Unheil über sie brachte. Unheilbar krank liefen sie Amok und schossen
wild um sich. Um sich ein Bild vom Ende zu machen sehe man die entsprechenden
Filme an, zurzeit eine Serie die im zerstörten Berlin von 1946 spielt: „Shadowplay, Schatten der Mörder“. Meine Heimatstadt ist
reich an Vergangenheit, das dritte Reich war nur einer von vielen Höhepunkten.
Über allen Reichen steht das Himmelreich, das erreichen wir erst wenn wir allen
irdischen Teufeln für immer entronnen sind. „Auf Erden gibt es arm und reich,
im Himmelreich sind alle gleich“. Nicht gleich, erst nach dem Tode. Totgesagte
leben länger, im Himmel existiert „Der
real existierende Sozialismus“, man muss nur sterben um seiner teilhaftig zu
werden. Alle Engel reden sich mit „Genosse Engel“ an und für Chinesen gibt es
einen „Platz des himmlischen Friedens“. Es herrscht Religionsfreiheit, wer will
kann Mao Tsetung anbeten. Jeder der auf Erden an der
Verwirklichung des Sozialismus gearbeitet hatte, hatte es nicht für möglich
gehalten diese von allen geliebte Utopie im Himmel vorzufinden. Nur die
Süchtigen waren überzeugte Anhänger dessen gewesen was sich nun in voller
sozialistischer Pracht vor ihnen entfaltete. Die Abhängigen hatten ihr Leben
lang „Opium fürs Volk“ konsumiert, eine harte Droge, die sich inzwischen
langsam den Markt zurückerobert hat. „Seit wann?“ hatte Karl Marx nach seiner
Ankunft ungläubig gefragt, während Engels sich zu den Engeln gesellte, die ihn
mit „Genosse Engels“ anredeten. „Schon immer !“ antwortete ihm der
Parteivorsitzende, ein gewisser Herr Gott. „Herrgottnochmal,
sag das nochmal“ hatte Marx ausgerufen, dann wurde er über Lautsprecher
ausgerufen. Abends gab es einen Empfang zu Ehren der Vorkämpfer die sich
vergeblich bemüht hatten „Den Himmel auf Erden“ durchzusetzen, „Hier geht alles
seinen sozialistischen Gang“ sagte Honecker als er die Genossen begrüßte,
„Vorwärts immer rückwärts nimmer“.
SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT
Der Himmel ist ein riesiger Markt,
hier leben alle die nicht mehr leben nach dem Motto: „Leben und leben lassen“.
Wer sein Leben lassen musste ist hier keineswegs von allen guten Geistern
verlassen, hier regelt der Geist des Sozialismus den Markt und nicht umgekehrt.
Hier war alles im Preis inbegriffen, man gab sein Leben und bekam ein
„Tischlein deck dich“ als Begrüßungsgeschenk. Es gab ein „All you can eat-Buffet“
und das kostenlose Kaufhaus: „Umsonst ist der Tod“, das jeden Kaufrausch
befriedigte. Das Leben im Himmel war himmlisch, alle waren gleich, jeder war
sein eigener „Hans im Glück“. Manche fanden ihr Glück im Hans aber alle waren
glücklich. Alle waren weiß gekleidet und bewegten sich vor einer weißen
Wolkenwand hinter der manche die Hölle
vermutete. Von Wolke zu Wolke waren weiße Spruchbänder gespannt, die rote
Parolen in den farblosen Alltag brachten; „Engel aller Himmel vereinigt Euch“
„Vom Himmel lernen heißt siegen lernen“ „Des Menschen Wille ist sein
Himmelreich“ „Der Himmel ist nie ausverkauft“. Honecker, der ehemalige König
der DDR, war bekannt für das Wiederkäuen alter Parolen; „Den Sozialismus in
seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf“ schwadronierte er vor den
Altmeistern Marx und Engels, die sein Auftreten als peinlich empfanden. Milde belächelt vom Himmelskönig, der seine
Partei;“ SED H – SOZIALISTISCHE EINHEITSPARTEI DES HIMMELS „ weise aber mit
eiserner Hand durch die Wirren aller Klassenkämpfe im Reich der Wolken, geführt
hatte. Immer wieder hatten die „Höllenhunde“ seines erbitterten Gegners ihn
angekläfft um „Das Kapital des Teufels“ in die Wolkenbank zu schleusen und den
Gottesstaat zu unterwandern. Der Himmelsdollar war eine Art Spielgeld, mit dem
man kostenlos bezahlen konnte was für alle Himmelsbürger frei verfügbar war.
„Bezahlbare Wohnungen“ waren hier unbezahlbares Eigentum des Volkes, alle
Wolkenhäuser waren mit; „VEB – Volkseigene Behausung“ beschriftet. Hier musste
kein Obdachloser die Wohnungsnot unter Brücken überbrücken, die Soziale
Marktwirtschaft hatte den Wohnungsmarkt als Werk des Teufels erkannt und ihn in
den Höllenschlund geschleudert. Der Himmel war ein demokratisches Gemeinwesen,
eine Gemeinheit war die weiterhin verschleppte Gleichstellung der Frau,
vereinzelt gab es sogar Spruchbänder mit frauenfeindlichen Parolen; „Frauen
sind keine Engel“, die auf deutsches Liedgut zurück gingen. Die himmlische
Leitung hatte über Jahrhunderte mit der irdischen Kirche zusammen gearbeitet,
das rächte sich nun, als die Emanzipation der Frau auf Erden schneller fort
schritt als der Fortschritt im Himmel. Noch immer geisterte der Ritt auf dem
Besen und die Frau als Hexe, durch die Köpfe verwirrter Geister, die sogar im
real existierenden Sozialismus jeder Verschwörungstheorie Satans Glauben
schenkten, die ihnen als eine Art schmerzhafter Fersensporn auf den Fersen war,
eine satanische Ferse. Gegen die himmlische
Langeweile waren Pseudoarbeitsplätze geschaffen worden, wo Frauen immerhin
gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wurde. Der Himmelsdollar war eine
Scheinwährung, es gab nur Scheine keine Münzen und man bezahlte einander nur
zum Schein. Für die meisten Engel war es eine liebe Gewohnheit, wenn auch der
Ernst des Lebens nicht mehr im Spiel war. Jeder verfügte über ein
bedingungsloses Grundeinkommen, für das es keinen vernünftigen Grund aber eine
soziale Begründung gab. Geld war ein Relikt aus dem Mittelalter der Neuzeit,
ein alter Brauch, der nicht mehr gebraucht wurde. Auf der Erde wurden alte
Scheine unbrauchbar gemacht, während der Druck neuer Scheine unbezahlbar
geworden war und man insgeheim die Abschaffung des Geldes betrieb. Man wollte
den Menschen das Liebste nehmen, ältere ersehnten den Tod weil im Himmel noch
Geld in Umlauf war. Solche geheimen Wahrheiten über die Himmelsmacht sickerten
durch obwohl die Kirche den Himmel weiterhin unrealistisch darstellte. Ihrer
Meinung nach hatte der Herr des Himmels die stets als Segen propagierte
Gleichheit zu weit getrieben, ein Sieg des Sozialismus war nie im Sinne des
Klerus gewesen. Inwiefern die Nahtoderfahrungen von Augenzeugen ausreichend
sind, die tatsächlichen Zustände im Himmel zu beschreiben sei dahingestellt,
sie decken sich aber mit Aussagen von Scheintoten die nach ihrer Rückkehr einen
Himmelsdollarschein als Beweis vorlegten.
AUGEN AUF BEIM
FRAUENKAUF
Ich beneidete Otto um seinen Defekt,
nur ältere Frauen lieben zu können, mein Defekt war anderer Art, ich konnte nur
jüngere lieben, ein unangemessenes Verlangen, Gegenliebe konnte ich von denen
nicht verlangen. Bei Pattana stieß ich auf
Gegenliebe, sie küsste mich bei jeder Gelegenheit, sogar während der Fahrt auf
dem Pick up Taxi, in Gegenwart junger thailändischer
Fahrgäste, die mit ungläubigem Staunen das unzüchtige Benehmen dieses leichten
Mädchens verfolgten. Der Austausch von Liebesbeweisen dieser Art war in der
Öffentlichkeit verpönt, Patty setzte sich über die guten Sitten hinweg, das
musste „Liebe“ sein. Für Sie war ich eine Vaterfigur mit gut bezahltem
„Inzest“, Sie war mir eine gehorsame
„Tochter“, die ihren Daddy liebte. Für mich war Sie jedoch viel mehr, Sie war
die letzte große Liebe meines Lebens, ein Schelm wer böses dabei denkt. Sie gab
mir alles was sich ein Mann nur wünschen kann, ich hatte eine Perle im
Heuhaufen gefunden. Echte Perlen sind echt teuer, da braucht ein alter Mann
Geld wie Heu. Endlich erlöst von der unglücklichen Liebe zu einer gemütskranken
Mutter von fünf Kindern, an die sich der depressive alte Kerl so viele Jahre
geklammert hatte, begann ein neues Leben, ein spätes Glück das leider mit sehr
hohen Kosten verbunden war. Patty hatte keine Kinder, die schlanke Figur eines
Teenagers, die Erfahrung einer langjährigen Prostituierten, das heitere Wesen
eines Engels und sie hatte sehr genaue Vorstellungen von der Höhe ihrer Gage.
Sie blieb Tag und Nacht bei mir, las mir jeden Wunsch von den Augen ab und
verlangte pro Tag 2.000 Baht, zu einer Zeit als an den Beer Bars 200.-
„Auslöse“ und 500.- Baht Gage für das Mädchen pro Nacht die Regel war. Die Babyface Bar war keine normale Bar, hier kostete allein die
Auslöse 500.- , die Damen verlangten 1.500 für einen Shorttime und 2.000.- pro
Nacht. Patty war also nicht zu teuer wenn sie 24 Stunden bei mir blieb. Mir
blieb nichts anderes übrig als die „normalen Preise“ zu zahlen, die ich mir auf
Dauer nicht leisten konnte. „Das Leben ist schön aber teuer, man kann es auch
billiger haben, dann aber nichtmehr so schön“. Meine unschuldige Dirne hatte
die schönsten jungfräulichen Brüste der Welt, an denen ich wie ein
Verdurstender saugte, ohne die Milch zu erhalten, die ihnen den Namen gab. In
der Landessprache haben Milch und Brust dasselbe Wort: „Nom“,
liebevoll fragte meine Angebetete: „Do you like my Milk?“ (Gefällt dir meine
Brust?) Ich liebte ihre Brüste, den flachen Bauch, die nackte Pussy, eine Scham ohne Schamhaare, Patty war ein
unkompliziertes Geschöpf ohne Schamgefühle.
Die Mädchen in Thailand werden dazu erzogen die Eltern im Alter zu
versorgen, es gibt keine Altersrente und kein Sozialamt, es gibt nur die
Familie. Wenn sie als Prostituierte viel Geld verdienen steigen die Ansprüche
von Mama Papa, Bruder und Schwester ins uferlose, weil man jeden Farang für einen Millionär hält. Der Farang,
der Ausländer, den alle „Falang“ nennen weil man das
„R“ als „L“ spricht, ist ein Geschenk des Himmels und ersetzt hier den
Sozialstaat deutscher Prägung, der so viele Zuwanderer anzieht. Wer als
Langzeittourist oder Resident nach Thailand zuwandert wird mit Wünschen und
Forderungen konfrontiert die seine Möglichkeiten mitunter weit übersteigen. Das
Übersteigen eines einheimischen Frauenzimmers ist also immer auch eine soziale
Aufgabe die hohe Sozialabgaben fordert. Nach guter alter Tradition kauft oder
baut der „Falang“ seiner Angebeteten ein Haus, was
gibt es schöneres als ein Dach über dem Kopf wenn die Sonne brennt oder die
Regenzeit beginnt. Patty hatte ihr Haus bereits selbst finanziert, sie
verdiente in der Saison etwa 80.000.- Baht pro Monat in ihrer Bar, ihr Vater
leitete die Bauarbeiten, das traute Heim für die alten Tage seiner Tochter war
fast fertiggestellt, ich zahlte Vorschuss wenn er Geld für Material und
Arbeiter benötigte. Bruder und Schwester benötigten ebenfalls Geld, man war
krank, arbeitslos oder nur arbeitsscheu, scheute sich aber nicht die kleinste
und jüngste Schwester, die sich im Rotlicht von Pattaya
sonnte, abzuzocken. Patty hatte diese Unsitte oft beklagt, wollte nicht
begreifen warum alles Geld immer nur von ihr kommen musste. Hier schien täglich
die Sonne, ich schien der reiche Mann vom Dienst zu sein, ich musste Patty vom
Dienst in ihrer Bar freikaufen. Sie liebte es bei mir zu sein, ihre Zuneigung
war echt wie Gold, ihr Gold war echt wie meine Zuneigung zu ihr. Ihr Haus und
ihr Gold hatten bereits andere Männer bezahlt, ich zahlte nur noch die
jämmerlichen Restkosten. Der Betreiber der Bar war ein Farang,
ehrsame Geschäftsleute sollte man nicht Zuhälter nennen, der bereit war sein
hübsches „Zirkuspferdchen“ an einen irregeleiteten Liebeskasper zu verkaufen,
zu vermieten, er setzte den Preis für 30 Tage von 15.000.- auf 10.000.- Baht
herab, gab ihr jedoch Instruktionen in der Landessprache, die ich nicht
verstand. Die Summe war sofort in bar zu zahlen, bei Verzögerung erhöhte sich
der Preis. Um Geld zu holen musste ich per Taxe die ganze Stadt umfahren, in
der ein Musikfestival alle Straßen blockierte. In meinem Hotelsafe war Bargeld,
ich fuhr zurück und bezahlte den Zuhälter, der seinem Pferdchen Anweisungen
gegeben hatte, einen „Ehestreit“ anzufangen und mir davonzulaufen, sie wurde
schließlich in ihrer Bar gebraucht. Mein Geld wäre verloren, die Unterwelt
hätte gesiegt. Seine Rechnung ging nicht auf, mein Pferdchen lief nicht davon,
es siegte die „Liebe“. In Deutschland musste ich jeden Pfennig umdrehen um Geld
zu sparen, dabei verwandelte er sich eines Tages in einen Cent und die Mark in
einen Euro.“ Eine neue Währung ist wie ein neues Leben“. Deutsches Liedgut,
leicht abgewandelt. Dieser Schachzug war ein Zug der ins Ungewisse fuhr, er
fuhr mir in alle Glieder und mein Glied sollte den Wechsel zu spüren bekommen.
Ich fiel in „Altersarmut“, und konnte mir den Playboy der ich einmal war nicht
mehr leisten, meine kleine Welt der käuflichen Liebe brach zusammen wie ein
Kartenhaus im Sog des Staubsaugers bei der großen Reinigung. Aber das Leben
ging weiter, ich musste mein kleines Glück festhalten, dem Sog standhalten,
wollte ich nicht wie ein Staubkorn im silbernen Rohr des gewaltigen Geräts
verschwinden und für immer verlieren was mir ein gütiges Schicksal geschenkt
hatte. Mein Geschenk des Schicksals kostete mich 60.000.- plus 10.000.- für den
Zuhälter der Babyface-Bar, plus etwa 30.ooo.- für
Essen Trinken Geschenke; Kleidung Schmuck, das waren 100.000.- Baht, bei einem
Kurs von 50 Baht pro Euro waren das 2.000.- Euro pro Monat. 1.600.- Euro Rente
reichten nicht aus, ich hatte nur wenig
Erspartes, ein kleiner Rentner ohne Haus und Wagen. Mein Luxusweibchen
verlangte im Falle einer Heirat eine Million Baht Brautgeld für ihre Eltern,
für 20.000.- Euro hätte Sie ihre Jugend dem alten Mann geopfert. „Aber wehe wehe wehe, wenn ich auf das Ende
sehe“ Wilhelm Busch. Es wäre ein Ende mit Schrecken geworden, aber noch standen
wir am Anfang. Mein Flug war gebucht, wir hatten nur diesen einen Monat
miteinander, in dieser Zeit war ich glücklich wie Hans im Glück, jeden Tag
wurde die körperliche Vereinigung vor dem Spiegel oral eingeleitet und von der
Videokamera festgehalten, meine Partnerin war sich für nichts zu schade, machte
alles mit was andere verweigert hätten, Sie war teuer aber Sie war ihr Geld
wert, ich hatte im ganzen Leben keine Frau wie Sie. Man kann einen Mann restlos
glücklich machen wenn man es nur will. Sie wollte und konnte es, ich hatte nie
geglaubt so etwas je zu erleben und war bereit die größte und letzte Dummheit
meines Lebens zu begehen. Ich musste Sie heiraten um Sie nicht jeden Tag neu
bezahlen zu müssen, wollte ihr die Million Brautgeld zahlen, allerdings nur die
Hälfte an die Eltern, die andere Hälfte an Sie. Ich erzählte ihr nichts von
diesen Plänen, es war ein gewagtes Spiel auf das ich mich einlassen wollte, ich
sah jedoch keinen anderen Weg. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, ich
beschenkte Sie mit den modernsten Klamotten, jeder neue Tag war eine neue
Modenschau, ich war der Modeschöpfer, Sie mein liebstes Modell, ich betete Sie
an. Unser gemeinsames Glück wurde von einem meiner Bekannten empfindlich
gestört als ich diesen zum Essen einlud und er sich zum Erzieher meines
zauberhaften Modepüppchens machte. Im deutschen Restaurant: BEI HUGO erregte Sie allgemeines Aufsehen, alle
Kerle starrten wie hypnotisiert auf das hübsche Modell an meiner Seite, das
missfiel dem „Moralisten und Tugendwächter“, der eine ungeschminkte graue Maus
an seiner Seite hatte um die sich keiner kümmerte. Er begann mein Mädchen zu
beschimpfen weil sie es gewagt hatte sich hübsch anzuziehen, Sie trug all die
schönen Sachen die ich für Sie gekauft hatte und genoss die Aufmerksamkeit der
Männer. Ein unschuldiges Vergnügen das
man jeder Frau gönnen sollte, Jugend und Schönheit sind ein vergängliches Gut.
Der Mann, den ich für einen Freund
gehalten hatte, pöbelte unverdrossen weiter, er bezeichnete meine Freundin als
„overdressed“ und redete sich um Kopf und Kragen. Ein
größenwahnsinniger Kleinbürger, heutzutage leider ein alltägliches Phänomen.
Die Stimmung war im Eimer, der Abend misslungen, ich wollte die „Freundschaft“
beenden;“Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde“. Patty nahm den
armseligen Schreihals nicht ernst, Sie war eine erfahrene Frau und kannte die
infantile Geltungssucht der Männer. Im Gegensatz zu Sunny hatte Sie keine
Kinder, benötigte kein Visum für andere Länder, ich musste keine Flugreisen,
keine teuren Hotels bezahlen, lebte mit ihr im Paradies der billigen Preise und
günstigen Wechselkurse, ein großes Buffet im Pattaya
Garden Hotel kostete 0.99.- Baht, das waren ganze zwei Euro für „All you can eat“.
Ich konnte meinen Engel bezahlen, aber wie lange konnte ich das durchhalten?
„Kommt Zeit kommt Rad“ sagte der Türke, der für ein Fahrrad sparte. Ich flog
nach Berlin und sparte so viel Geld als ich konnte, nach zwei Monaten würde ich
wieder in Pattaya sein und meine Liebste in den Armen
halten, so war es ausgemacht als wir uns trennten und Sie wieder in ihrer Bar
arbeitete.
EHE MAN EHEMANN
WIRD
Zwei Monate genügten um meine pubertären
Träume zu beenden und die Frau meiner Träume zum Wunschtraum eines anderen
Mannes zu machen. Sie bediente einen
Kunden der auf der Durchreise war und nach Amerika zurück musste, Sie glaubte
ihn nie wieder zu sehen aber der arme Mann hatte sich verliebt und machte ihr
einen Heiratsantrag. Bei seinem zweiten Besuch lag er ihr zu Füssen und flehte
Sie an ihm die Höhe der Summe zu nennen, die er ihr jeden Monat schicken wollte
wenn Sie die Arbeit an der Bar beenden und auf ihn warten würde. Würde Sie auf
ihn warten, es würde ein Jahr dauern ehe die Ehe realisiert werden würde. Der
Ehewütige war zum Zeitpunkt seines Antrags noch verheiratet. Offenbar störte das
weder ihn noch seine zukünftige Frau, wo ein Wille ist, ist ein Weg. „Frisch
gewagt und frohgemut, nichts tut so gut wie Heiratswut“. Patty die Vielbegehrte
hatte schon viele Anträge bekommen, einige Männer hatten ihr jeden Monat Geld
überwiesen, waren aber wieder abgesprungen und hatten die Zahlungen
eingestellt. Sie hielt nicht viel von diesen Versprechungen und wollte den gut
bezahlten Job in der Babyface Bar nicht aufgeben aber
diesmal lockte Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. „nichts ist
unmöglich, Toyota“. Der Mann war keine
gute Partie, aber das konnte Sie nicht überblicken, die hier aufgeführten
Einzelheiten habe auch ich erst sehr viel später erfahren. Seine dritte Ehe mit
einer Thailänderin, die er in Amerika kennen gelernt hatte, war zerbrochen,
seine Frau mit zwei Kindern nach Thailand geflüchtet, er war in Pattaya um sie zurück zu holen. Sie weigerte sich, übergab
ihm jedoch die Kinder um frei zu sein für ein Leben als Prostituierte. Eine
amerikanische Hausfrau wollte sich in Thailand prostituieren, eine
thailändische Prostituierte wollte in Amerika Hausfrau werden.
Unternehmungslustigen Frauen steht die Welt offen, wer sich verbessern will hat
freie Berufswahl. Frauen wechseln den Beruf, Männer wechseln die Ehefrauen.
Robert, genannt Bob, musste sich also erst mal scheiden lassen, das würde viel
Geld kosten, er hatte keins, seine Frau hatte ihn nicht ohne Grund verlassen.
Er war 49 Jahre alt, also mindestens 20 Jahre jünger als ich, aber auch 22
Jahre älter als Patty, warum wollte Sie diesen armen Mann heiraten?
Wahrscheinlich weil er ihr Amerika in rosigen Farben geschildert und seine
Armut verheimlicht hatte. Er wohnte zur Miete, ohne eigenes Haus, hatte kein
Geld auf der Bank, war ein einfacher Lohnarbeiter, erhielt aber eine monatliche
Rente von 1.000.- Dollar. Diese Summe
wollte er jeden Monat nach Thailand überweisen, Patty hatte ihm ihren Preis für
das lange Warten auf die Heirat genannt, Sie verlangte 40.000.- Baht pro Monat
und er hatte ja gesagt. Die erste Überweisung sollte in einem Monat erfolgen,
früher hatte er kein Geld zur Verfügung. Noch während meines Aufenthalts in
Berlin hatte ich einen Brief von Patty bekommen, in dem Sie mir die Neuigkeiten
schilderte, mit dem Schlußsatz: „I hope you understand“. Ich hatte
Sie an einen Anderen verloren, würde Sie aber bald in Pattaya
wiedersehen. Als ich dort mein Hotel betrat übergab mir die Dame am Empfang
eine Plastiktüte mit Toilettenartikeln und einem weiteren Brief; Sie war
abgereist. Ich begann hemmungslos zu weinen und wälzte mich schlaflos auf
meinem Hotelbett, mein spätes Glück hatte ein frühes Ende gefunden. Ich kann
nur jeden warnen sich zu verlieben, man erleidet Höllenqualen wenn die Liebe zu
früh endet, wenn sich die geliebte Frau einem Anderen zuwendet, weil man zu
alt, zu arm, zu hässlich ist, um Sie für immer an sich binden zu können. Von
einer Million Baht Brautgeld war offenbar bei dem jüngeren Mann keine Rede
mehr, die würde Sie wohl in monatlichen Raten bekommen. Von nun an telefonierte
ich täglich mit Patty, die in ihrem neu erbauten Haus auf dem Grundstück der
Eltern ihren vorgezogenen Ruhestand ertragen musste. Ein tristes Leben ohne das
rotierende Karussell ihrer Bar, auf dem Sie ihr Lächeln und ihre Haut zu Markte
getragen hatte, ohne die gierigen Blicke geiler Männer im Konsumrausch,
potentielle Kunden, die einen unerbittlichen Quälgeist in der Hose trugen, der
sie zu Opfern der lasziv tanzenden Frauen machte. All das lag hinter ihr wie
ein böser Traum, vor ihr lag eine traumhafte Zukunft im fernen Amerika. Kurz
nach der Abreise des bettelarmen Traumprinzen war Patty gestürzt, hatte einen
Schneidezahn verloren und konnte nicht arbeiten. Alkohol im Dienst fördert den
Umsatz, macht Männer leichtsinnig und leichte Mädchen leicht betrunken, ein
Arbeitsunfall der Folgen haben sollte. Am Telefon erzählte Sie Bob von ihrem
Pech, er bat Sie sofort zu kündigen, die erste Rate schickte er früher als
geplant, das ermöglichte ihr den sofortigen Ausstieg, Sie kündigte und fuhr
nach Haus zu den Eltern. So kam es zu dem denkwürdigen Tag an dem ich voller
Erwartung anreiste ohne erwartet zu werden. Patty telefonierte täglich mit Bob,
mit mir und sicherlich mit vielen anderen Kunden die ihre Kündigung bedauerten
und ihre Stimme hören wollten. Die geliebte Stimme hatte den Beruf gewechselt,
war jetzt Telefonistin ihres eigenen Call Centers, allerdings ohne
„Telefonsex“. Eine von allen begehrte Sexbombe ohne Sex, eine Pussy im Leerstand, ich verstand
die Welt nicht mehr. Hier wurde eine einmalige Begabung von einem anmaßenden Heiratsschwindler
aus dem Verkehr gezogen, ein unglaubliches Talent lahmgelegt, eine begnadete
Prostituierte mit einem bedingungslosen Grundeinkommen korrumpiert und der
aufopferungsvollen Arbeit am männlichen Sexualorgan entzogen. Viele litten an
Entzugserscheinungen, ich selbst konnte ohne meine Droge nicht mehr leben, wie
ein Verdurstender am letzten Tropfen Wasser, hing ich an den öffentlicher
Fernsprechern, ich hatte noch kein Handy, ich saugte die Worte des geliebten
Wesens auf wie ein trockener Schwamm, oder ein trockener Alkoholiker den ersten
Schluck Bier nach Jahren der Enthaltsamkeit. Ihre glockenhelle Stimme läutete
zur heiligen Messe der Anbetung, ich bat mit gefalteten Händen um die Gnade
ihrer Rückkehr, dem Ende aller Höllenqualen die der Leibhaftige aus Amerika
über mich gebracht hatte. Jeden Monat konnte Patty 40.000.- Baht abheben, das
überstieg alles bisher da gewesene. Frühere Liebeskasper hatten ihr, zu einer
Zeit als Sie noch in der Soi 8 an einer Beer Bar arbeitete und 1.000.- pro Nacht
verlangte, 10.000.- bis 20.000.- geschickt, ehe sie vernünftig wurden und die
Zahlungen einstellten. Dies geschah während ein einfacher Arbeiter mit 2.000.-
bis 3.000.- Baht pro Monat eine Familie ernähren musste. Sie selbst hatte
früher Hemden genäht und pro Nachtschicht 100.- Baht verdient. Bob hielt sein
Versprechen, er überwies jeden Monat etwa 1.000.- Dollar, er war also doch ein
reicher Mann. Jeden Monat konnte er diese enorme Summe erübrigen, so sah
„Armut“ in Amerika aus, wo das Geld vom Himmel fiel wie in dem Song: „Pennies from Heaven“. Von dem was
da fiel, fiel viel für das arme Mädchen vom Lande ab, Amerika ließ keinen im
Regen stehen, es war ein Paradies von dem alle Träumer träumten. Patty träumte
ihren Traum, ich träumte davon Sie zurück zu gewinnen und bot ihr die alte Gage
von vorher an. Neben den 40.000.- von Bob, winkten 60.000.- von Peter, dann
hätte Sie 100.000.- pro Monat. Ich war erstaunt als sie ablehnte, was niemand
abgelehnt hätte, angeblich wollte Sie Bob nicht betrügen.
DIE EHRBARE
DIRNE
Eine ehrbare Dirne, es war nicht
üblich die feuchte Pussy trocken zu legen, nur weil
man einem naiven Kasper ein nicht ernst zu nehmendes Versprechen gegeben hatte.
Es ist verzeihlich an Gott zu glauben, „Religion ist heilbar“, einer
anschaffenden Bardame zu glauben ist folgenschwerer Leichtsinn. Bob war da in
etwas hinein gestolpert das er weder überblicken, noch steuern konnte, er
zahlte für eine Fata Morgana und für das zweifelhafte Glück die geliebte Stimme
zu hören. Dieses „Glück“ durfte ich kostenlos erleben, auch ich redete täglich
mit der Dame die ich einmal hatte, er sprach jeden Tag mit der Dame die er
einmal haben würde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, wie würdelos ist
das Betteln um Liebe am Telefon? Wir waren Bettelmönche, lebten enthaltsam,
masturbierten im stillen Kämmerlein, Bob in Amerika, ich im sogenannten
„Sexparadies“ wo fast alle Frauen käuflich waren. In Amerika waren Frauen
unverkäuflich, man musste sie heiraten, ihnen Haus, Auto und Kinder schenken,
wer das nicht konnte war finanziell und sexuell impotent, ein Versager, ein Looser, ein Wichser. Vor langer Zeit hatte ich mich in
einem Bookstore in Pattaya
mit einem Amerikaner über thailändische Frauen, unterhalten, ihren Charme, ihre Lügen, ihre
Geldgier. Der Mann, er musste es wissen, entschuldigte die Fehler der Frauen
des Landes und erklärte mir das Wesen amerikanischer Frauen; „Die amerikanische
Frau ist die schlimmste der Welt“, eine Aussage die von der Rockmusik bestätigt
wird: „American Woman, stay
away fron me“ ( Lenny
Kravitz ). Warum hassen viele Männer die Schwulen? Sie meiden Eheverträge und
schwängern keine Frauen. Bob hatte drei mal
geheiratet, er kannte es nicht anders, wollte über die vierte Brücke gehen,
„Über sieben Brücken musst du gehn“. Deutsches
Liedgut. Lied gut, Aussichten schlecht. „Über diese Brücke würde ich nicht
gehen“, eine oft benutzte Redewendung, ein gesundes Misstrauen schützt hier vor
Überschreitungen. Beide hatten wir eine lange Wartezeit zu überbrücken, keiner
wusste genau ob und wann er die Geliebte wiedersehen würde, bis dahin hatte Bob
Glück gehabt, Patty hielt ihr Versprechen, weigerte sich sogar weiteres Geld
von mir anzunehmen. Treu wie Gold, das Sie an Hals, Armen und Bauchnabel trug,
am Finger trug sie ein Geschenk von mir, einen Siegelring, das „P“ konnte Peter
aber auch Patty heißen, eine wohlhabende Frau, die der Mann aus Amerika mit
etwas Ausdauer am Ende wohl haben würde. Bob war nie vorher in Thailand
gewesen, er kannte die ungeschriebenen Gesetze von Pattaya
nicht, er musste keinen Goldschmuck und kein Haus kaufen, das hatten alles
schon andere Männer getan. Er musste nicht mit einer Million Baht die Eltern
bezahlen, eine Summe die mir wie ein Mühlrad im Kopfe herum ging, er tat was er
konnte, brachte persönliche Opfer, sparte das Geld vom Munde ab und schickte es
nach Thailand, wo es als sichtbarer Wohlstand bald vor dem neu gebauten Haus
stand und die Nachbarn vor Neid erblassen ließ. Es war der Wunsch des Herrn
Papa gewesen ein Auto zu kaufen, Patty war eine brave Tochter, sein Wunsch war
ihr Befehl. Stolz schilderte Sie ihrem Traumprinzen die chromglänzende
Schönheit der kostspieligen Neuanschaffung und brach damit den ersten großen
„Ehestreit“ vom Zaun. Wenige Monate waren vergangen, schon kriselte es zwischen
den zukünftigen Partnern einer glücklichen Zukunft. Sie gab sein Geld mit
vollen Händen aus, Er fuhr in Amerika eine schrottreife Karre und konnte sich
kein neues Auto leisten. „Wenn du meinst, dann muss ich wohl wieder in der Bar
arbeiten“ drohte die treu wartende Braut dem zornigen Geldgeber. Er gab klein
bei, ermahnte Sie aber zur Sparsamkeit, bei seinem nächsten Besuch könne er
kein Geld mitbringen. Das trieb Sie in meine Arme, Sie erhörte mein Flehen,
forderte aber statt 60.000.- nun 70.000.- Baht pro Monat, wohl wissend dass ich
das Geld für die Bar sparte. Die Besitzer hatten gewechselt, Sie gehörte nun
einem Privatmann, der alle Rechte erworben hatte. Hätte ich Sie rechtzeitig für
eine Million gekauft und aus der Bar genommen, hätte Sie den Amerikaner nie
getroffen und würde mir gehören. Natürlich akzeptierte ich den Preis und
bezahlte was verlangt wurde. Patty tat nun doch was alle tun, Sie betrog ihren
geliebten Bob indem Sie ihrem geliebten Peter das Jawort auf Zeit gab. Gab es
ein größeres Glück als das meine, meine große Liebe zog wieder bei mir ein,
mein Hotelzimmer wurde wieder zum Liebesnest, ich hörte die geliebte Stimme
nicht mehr am Telefon, sie erklang life wenn mein
Sexobjekt unter meinen fordernden Stößen winselte und beim Orgasmus meinen
Namen schrie. Es erhöhte den Reiz des Verbotenen wenn wir beim Sex über Bob
sprachen und bedauerten dass er nicht dabei sein konnte. Manchmal täuschte Sie
seine Anwesenheit vor, blickte in seine Richtung während ich in Sie hineinfuhr;
„Sorry Bob, i love you,
Peter is just a Customer“. Ich glaube Sie meinte es
ehrlich, Sie liebte diesen Amerikaner mehr als mich, küsste mich jedoch mit
derselben Inbrunst wie in der Zeit davor. Er war immer dabei, mal nannte Sie seinen, mal meinen Namen, ich gewöhnte mich an seine
Anwesenheit, aber er musste nicht zusehen wenn ich „seine Frau“ missbrauchte.
Ich fragte Sie nach der Größe seines Geschlechtsteils, Sie musste zugeben dass
ich das kleinere Glied hatte und seines Sie stärker erregte. Ich war bereit dem
Irrglauben Glauben zu schenken, der Größenunterschied schien hier eine
Entscheidung zu Gunsten des Amerikaners herbeigeführt zu haben, neben dem
Eheversprechen und der Grundrente war es wohl doch das stärkere Format das den
Endsieg davon getragen hatte. Wieder hatte Amerika Deutschland besiegt, sie
hatten die größere Militärmacht und die größeren Geschlechtsteile.
Afroamerikaner hatten ja schon immer mehr in der Hose, das gehörte zum
Allgemeinwissen, nun waren es sogar die weißen Schwänze, die für eine große
Nation standen. Das große Glied ihres Verlobten bereitete Schmerzen, die jedoch
ihre Erregung steigerten und dem Orgasmus förderlich waren. So sehen es Männer,
die sich und ihr bestes Stück für das Größte halten, der Penis ist eine Waffe
mit der man Frauen bekämpft und besiegt. „Lassen wir ihn in dem Gauben“ sagen
die Frauen und füttern ihn weiter mit Fehlinformationen die ihren Zwecken
dienlich sind. Mir bereitete es Befriedigung wenn ich Patty mit meinem
„kleinen“ Glied befriedigen und David, den besser proportionierten Goliath
besiegen konnte. Ich zahlte mehr als er, aber ich hatte auch mehr davon. Patty
hatte auch mehr davon, Sie konnte nun die Raten für den SUV Pick-up bezahlen
und Geld zur Bank tragen, eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Noch ahnte der
Betrogene nicht was hinter seinem Rücken vor sich ging, er konnte nicht wissen
was er selbst angeschoben hatte.
MAX UND MORITZ
Bevor Bob sich zwischen uns und in
ihre Muschi drängte, als ich noch „Die Millionen des Harlekin“( ein Ballett von
Riccardo Drigo )
auf den Spieltisch des Casinos werfen wollte um die Frau meines Lebens
zu gewinnen, hatten andere es bereits versucht. Im Tierreich kämpfen die
Männchen um die Weibchen, im Menschenreich ist es ein Kampf zwischen Arm und
Reich, Jugend und Alter. Ein alter Mann kann nicht mehr kämpfen, ein junger
Mann wird ihm das junge Weibchen streitig machen und ihn wegbeißen.
Naturgesetze kann man nicht außer Kraft setzen. Die Schwäche des Alters muss
der Kraft der Jugend weichen, wenn nicht das Geld die Stärke des Alters ist.
Thomas, ein durch geknallter Tischler aus Hamburg, der noch alle Finger an der
Hand aber nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, war im mittleren Alter und
lechzte nach „Frischfleisch, das er sich jeden Abend an einer anderen Bar
besorgte. Er wohnte in meinem Hotel und wir verkehrten freundschaftlich
miteinander. Er sah recht gut aus und konnte an den Bars wählen, obwohl er
nicht mehr zu den begehrten jungen Burschen zählte. Aber die waren knapp, und
ein gewisser Altersunterschied war akzeptabel für die jungen Mädchen. Eines von
ihnen verliebte sich in Tommy, ein Mann ohne Respekt und Anstand, der sich die
süße Maus kaperte und sie fortan als seine Sklavin behandelte. NIT war gerade 18 Jahre alt und noch neu in
der Stadt der Sünde, er war wohl der erste Farang
ihres jungen Lebens, dem sie sich voll hin gab, der aber ihrer Liebe unwürdig
war. Er hatte Sie an einer Beer Bar in der Soi Naklua
aufgegabelt, wo die Mädchen zu volkstümlichen Preisen an den Mann gebracht
wurden, war also viel billiger als Patty. Sie war immer bei ihm, himmelte ihn
an und erntete Undank. An täglichen Wechsel gewöhnt und nicht bindungsfähig,
hatte er Sie nach ein paar Wochen endgültig satt und jagte Sie zum Teufel. Der
gehörnte Unhold nahm die Schutz suchende arme Seele mit der Vertrauen
einflößenden Hinterhältigkeit des Fachmanns bei sich auf, um sich alsbald ihrer
für immer zu bemächtigen. Von der Liebe enttäuscht, wurde das unschuldige Kind
zum Werkzeug des Bösen, der ihre Jugend für seine Zwecke missbrauchte. Ein
Paradies für Männer, ein Hort der freien Liebe, in Wahrheit gebietet der Fürst
der Hölle über das amoralische Geschehen an diesem finsteren Ort, wo er die
armen Seelen von Männern und Frauen in satanische Rollenspiele zwingt, ihnen
Liebe vorgaukelt, wo nur nacktes Gewinnstreben zu nackten Begegnungen der
dritten Art führt. Ständig landen neue Raumschiffe mit Außerirdischen an dieser
Stelle der Erde, wo rotes Leuchten den größten Rotlichtbezirk dieses Planeten
anzeigt. Diese Aliens, von den dort wohnhaften Menschen als „FARANGS“
bezeichnet, überschwemmen wie ein zerstörerisches Hochwasser weite Teile des
Landes, unterwandern Sitten und Gebräuche, benehmen sich unsittlich und
gebrauchen dabei die Frauen des Landes als Strandgut ihres Strandurlaubs.
Äußerlich wirken diese Wesen vom anderen Stern wie normale Menschen, tragen
aber die Nase hoch, dieses unnatürlich lange Organ, das ihre Gesichter
entstellt und sie als Fremde ausweist. Der Höllenfürst flößte dem jungen
Mädchen Alkohol ein und führte ihr einen gutaussehenden jungen Mann zu, der
Nächste den Sie lieben sollte, ein Akt der Nächstenliebe, wie der Teufel sagte.
Es war Teufelswerk diesen schönen jungen Mann aus dem Hut zu zaubern, wie
konnte das sein, bei dem Überangebot alter Männer, die hier den Jungbrunnen
suchten den es auf ihrem Planeten nicht gab. „Eine neue Liebe ist wie ein neues
Leben“, der neue Mann war jünger und schöner als der arrogante Vierzigjährige,
der Sie wie ein lästiges Insekt behandelt hatte. Sie hatte dem Teufel ihre
Seele verkauft, er hatte ihr eine neue Liebe gegeben, ein direkter Anschluss,
ein teuflischer Zufall. Teuflische Zufälle hatten dazu geführt dass der
arrogante Tommy nur noch Nieten gezogen hatte, die Damen mochten ihn nicht, er
erhielt Körbe, wurde von den jungen Mädchen abgelehnt oder schlecht behandelt,
bereute die kleine NIT so leichtfertig davon gejagt zu haben. Zu spät, das
hübsche Kind hatte innerhalb kurzer Zeit ein neues Glück gefunden, der junge
Mann liebte und respektierte Sie, wollte ein Haus kaufen und das liebe Ding
heiraten. An ihrer Bar wurde er unfreiwillig Zeuge leidenschaftlicher Küsse,
die einem anderen Mann galten, Ihre Zunge gehörte ihm nicht mehr, das ganze
Mädchen gehörte ihm nicht mehr, seine Arroganz musste den Verlust einer echten
Perle verkraften. Nun war guter Rat
teuer, aber die Gelegenheit günstig, Tommy entschied sich spontan mir meine
große Liebe abzujagen. Er sah Sie täglich in unserem Hotel, ein zierliches
Sofapüppchen wie seine entschwundene NIT, den alten Mann an ihrer Seite musste
man nicht für voll nehmen, es würde ein leichtes sein dem alten Kerl die junge
Frau auszuspannen, da war er sich sicher. Patty lächelte ihn bei jeder
Begegnung an, Sie konnte nicht anders, Sie hatte nur diesen einen
Gesichtsausdruck wenn Sie sich unter Menschen bewegte. Ein schönes Lächeln,
aber wie in Stein gemeißelt, eine undurchdringliche Maske, das personifizierte
„Land des Lächelns“. Es irritierte mich zuweilen, aber ein Lächeln ist schöner
als die tausend anderen Gesichter der Frauen. Sunny hatte selten gelächelt,
Pattys Maske war angenehmer. Tommy machte es sich zur Herzensangelegenheit Sie
mir abzujagen, fragte mich nach dem Namen ihrer Bar, wartete auf das Ende
meiner „ Spielzeit „. Ich schwieg zur Bar, sagte ihm dass Sie sehr teuer wäre,
das schreckte ihn nicht. Ich sagte ihm dass ich Sie heiraten würde, das glaubte
er nicht. Ich warnte ihn vor Zudringlichkeiten, das störte ihn nicht. Er hatte
sich mit einem anderen Sextouristen zusammen getan, der bei den Mädchen einen
sehr schlechten Ruf hatte, er behandelte die Damen des Gewerbes wie den letzten
Dreck, ein übler Bursche, Scheinbar passten die Beiden gut zusammen. Nach dem
Essen am günstigen Pattaya Garden Buffet trat dieser
Fiesling an meine Patty heran, überholte und ignorierte mich auf dem Heimweg in
unverschämter Manier, als sei ich nicht vorhanden und mein Mädchen Freiwild.
Tommy und er waren deutlich jünger als ich, offenbar sollte hier Faustrecht
gelten, den alten Mann konnte man ungestraft provozieren, seine Liebe zu dieser
Nutte missachten. Er versperrte uns den Weg, baute sich vor meinem Mädchen auf,
fragte Sie blöd und einfallslos; „How are you?“ erhielt aber keine
Antwort. „Sie gehört mir, verschwinde du Arschloch!“ fauchte ich ihn an, was
von den beiden „Draufgängern“ mit Hohngelächter beantwortet wurde. Tommy
verspottete meine Verliebtheit; „Pattaya hat jede
Menge Frauen, er liebt nur die Eine“. Eine fragwürdige Feststellung, wenn die
Stadt voller Frauen war, warum wollte er dann unbedingt meine haben? Ich habe
mich niemals für Frauen geschlagen, aber hier ging es um die rücksichtslose
Missachtung meiner Person, ein alter Mann war kein ernst zu nehmender Gegner,
er hatte kein Recht auf eine so junge Frau, die selbstverständlich ihnen zu
stand. Ich kochte vor Wut, wollte dem zudringlichen Übelmann
mit einem Schlagring die Zähne aus schlagen oder ihn von einheimischen
Auftragskillern eliminieren lassen, begnügte mich jedoch mit Drohungen dieser
Art, die ich am Frühstückstisch meines Hotels einem Freund des hinterhältigen
Duos mitteilte, der meine Gewaltfantasien überbringen würde. Mein gerechter
Zorn beindruckte den „Briefträger“, meine Hasstiraden wurden an den Mann
gebracht. Bei mir steht Respekt an erster Stelle, ich respektiere jeden
Menschen, seine Persönlichkeit, seine Verletzbarkeit, das Leben ist hart genug,
mein Mitmensch braucht Anerkennung, Achtung, Toleranz und Güte; „Edel sei der
Mensch, hilfreich und gut“. Wie wir wissen ist der Mensch weder edel noch gut,
er ist ein bösartiger Sadist, lässt keine Gelegenheit aus, den Schwächeren zu
mobben und zu peinigen. Es ist wenig hilfreich das zu beklagen; „Es gibt nichts
Gutes außer man tut es“. Gutes tut gut,
aber ein anderer Spruch hebt warnend den Zeigefinger; „Tue Gutes und dir wird
Böses widerfahren“. Ich habe immer nur Gutes getan und konnte den Dank aller
Menschen erleben die mit mir am „Tanz des Lebens“ teil nahmen. Hier hatte ich
es mit bösen Buben a la Wilhelm Busch zu tun; „Max und Moritz diese Beiden
wollten sich am Unglück weiden, wollten ohne sich zu schämen mir das
Allerliebste nehmen, hatten Böses ausgeheckt, ohne jeglichen Respekt“. Die
frohe Botschaft von Schlagring und Meuchelmord hatten Sie erhalten, hielten
sich nun in respektvoller Entfernung. „Max“ wagte nicht meine Patty direkt
anzusprechen, „Moritz“ hatte ich mordlüstern von oben bis unten gemustert als
ich ihn auf der Straße sah, auch er schien mich zu respektieren, sein freches
Mundwerk blieb geschlossen. Der liebe Gott sieht alles, zuweilen straft er
sofort; „Max“ erlitt im Hotel einen Herzinfarkt, wurde per Krankenwagen
abgeholt, ich habe weder ihn noch „Moritz“ je wieder gesehen.
UNSCHULD
Moritz war eine Sau, die in Pattaya die Sau raus lassen wollte, ein wirklich übler
Bursche, der bei mir buchstäblich Übelkeit erregte. Abgrundtiefer Hass stand in
meinen Augen als ich ihn zufällig auf der Straße sah; „Wenn Blicke töten
könnten“. Blicke allein hätten bei einer tätlichen Auseinandersetzung nicht
gereicht, einen Faustkampf hätte ich nicht gewinnen können. Als Halbwüchsiger
wurde ich einmal von Spielgefährten gezwungen Boxhandschuhe anzuziehen und mich
dem Kampf zu stellen. Nach kurzem Schlagwechsel blutete meine Nase, ich beeilte
mich dieses „Symbol der Männlichkeit“ abzustreifen, Schläge waren nicht meine
Stärke, mit Worten konnte ich besser umgehen. Tragisch dass ich in der Schule
nie richtig Deutsch gelernt hatte, Grammatik fällt mir heut noch schwer. Ich
war nie ein richtiger Mann, aber zu einem richtigen Schwulen hat es auch nicht
gereicht. Wer nicht an vorderster Front steht wird Sympathiesant und Mitläufer,
ich empörte mich über die gängige Diskriminierung der Homosexuellen und die
primitiven Witze, die von den „Herren der Schöpfung“ verbreitet wurden, die
qualitativ guten Witze erzählte ich weiter, ein Sympathiesant ist auch nur ein
Mensch. „Für einen guten Gag verkaufe ich meine Großmutter“ sagte einmal ein
Komiker, schließlich ist jeder gute Witz, jede Pointe, jeder Lacher ein böser
Seitenhieb gegen die handelnden Figuren. Wir lachen immer auf Kosten der
Anderen, es trifft ja nicht uns. Es ist also immer das Prinzip Schadenfreude,
christliche Nächstenliebe ist nur ein von der Kirche verordnetes Mäntelchen das
wir uns umhängen um unsere Hände in „UNSCHULD“ zu waschen, dem berühmten
Handwaschmittel das wir alle kennen; „Mag die Hand auch schuldig sein, UNSCHULD
wäscht sie wieder rein“. Mit dieser Werbung sind wir aufgewachsen, dieses
Produkt entzog der katholischen Beichte viele Anhänger, bald stand es in jedem
Haushalt, es war die Seife die alle einseifte, bis sie wegen angeblicher
Hautschäden verboten wurde. In Angeles City tanzte so manche Unschuld als
„Cherry-Girl“ auf dem Catwalk der Sünde, Leute wie
Max und Moritz konnten hier unberührtes „Frischfleisch“ als sündhaft teure
Delikatesse kaufen. Eine Entjungferung gegen Aufpreis wurde sogar in einem
amerikanischen Film thematisiert, eine unerhörte Schamlosigkeit in einem prüden
Land, ich war fassungslos als ich das sah. Nichts für mich, ich liebte es „Well
done“ also unblutig und schätzte die erfahrene
Jugend, die ihre Lehrzeit abgeschlossen hatte. Patty wirkte jung und
unschuldig, hatte jedoch ihre „Meisterprüfung“ auch mündlich bestanden. Ihr
Verlobter hatte ihr jede Berufsausübung untersagt, das war die Bedingung für
die „Bedingungslose Grundrente“ die er aus eigener Tasche bezahlte. Ich
bezahlte ihr eine Zweitrente für ihre Anwesenheit als Hostess eines alten
Mannes, der Sie als Vorleseserin von Grimms Märchen engagiert hatte. Meine Zeit
mit ihr war märchenhaft, Sie las mir die geheimsten Wünsche von den Augen ab,
spielte für mich das Rotkäppchen, während ich als böser Wolf im Bett lag. „Großmutter
warum hast du so einen langen Schwanz?“ fragte Sie den Wolf , der Sie ins Bett
zog und ihren Mund mit Küssen versiegelte. Als Schneewittchen erzählte Sie mir
von den winzigen Geschlechtsteilen der sieben Zwerge, von denen nicht ein
einziger Sie zu befriedigen wusste. Aber auch ihrem Verlobten konnte Sie
Märchen erzählen, Sie lag als Dornröschen in tiefem Schlummer, aber ein
amerikanischer Märchenprinz würde Sie
wach küssen und auf sein Schloss entführen. Bob besaß nur ein Vorhängeschloss
aber er zahlte die Grundrente.
MÄRCHEN
Der Philosoph Thomas Morus, ein Vorläufer von Karl Max hatte in seinem Entwurf
einer sozialistischen Utopie, mit dem Titel: „UTOPIA“ verlangt, dass alle
Märchen zugunsten des erträumten Staatswesens umgeschrieben werden müssen, eine
Forderung die heute eine Selbstverständlichkeit ist. Alle neuen Märchen tragen
ohnehin den Stempel der Zensur, das Märchen von der Demokratie ist eines der schönsten
der Weltgeschichte, man kennt es in jedem Land der Erde, es beschreibt wie es
zu freien Wahlen, freiem Walfang und freien Freiern kam. Es war einmal ein
Königreich, dort war der König reich und das Volk arm, Gott schützte die Armen,
die Kirche schützte die Reichen. Sie waren die Würdigen, die Armen waren die
Unwürdigen, mit ihnen zu sprechen war unter der Würde der Würdigen. Die Diener
des Herrn wurden mit Hochwürden angeredet, höhere Würden waren kaum noch
möglich. Der König, Herrscherich von Gottes Gnaden, ein despotischer Despot
verfügte über unbegrenzte Macht, die er grenzenlos missbrauchte, ein Missbrauch
der damals durchaus Brauch war. Das Volk lehnte die Willkür des Königs ab, der
eine Ehe des wunderschönen Prinzen Sieghelm von den
sieben Brücken, mit der hässlichen Kunigunde vom Donnerstag erzwingen wollte. Sieghelm liebte jedoch von ganzem Herzen die morgenschöne
Esmeralda von Gestern, einer Frau von heute, die auch morgen noch schön sein
würde. Diese engelhafte Maid, uneheliche Tochter der
alleinerziehenden Magd Beate vom Lande, trug den Adel ihrer niederen Herkunft
mit dem unbändigen Stolz der Besitzlosen
und wurde vom Volk wie eine Heilige verehrt. Als es im Amt für Ordnung und
Sitte aktenkundig wurde dass der Prinz ein verbotenes Verhältnis zu einer Unwürdigen unterhielt ließ der König
das Mädchen in den Kerker werfen, der von einem menschenähnlichen Drachen
bewacht wurde. Alle Drachen im Land waren Königstreu und standen im Dienst der
Krone. Das Volk schrie nach Brot, während Esmeralda bei Wasser und Brot ihr
Auskommen hatte. Im Knast lernte Sie über Klopfzeichen einen Mithäftling
kennen, einen Unwürdigen, der es einmal zu Amt und Würden bringen und als Graf
von Monte Christo bekannt werden sollte. Während das Volk am Hungertuch nagte,
nagte der König an festlicher Tafel die Knochen köstlicher Nagetiere ab und
nässte die adlige Zunge mit edlen Weinen. Der Wochenmarkt war in den Krallen
der asozialen Marktwirtschaft, Lebensmittel waren so teuer wie guter Rat.
„Hunger ist der beste Koch“ lautete die zynische Parole die der unwürdige König
den Unwürdigen ins Poesie Album geschrieben hatte. Der König war verhasst, der
schöne Prinz und seine Schöne waren beliebt, man ersehnte einen Wechsel. Das
Volk hatte den Hunger satt, mit der Parole: „Wir sind das Volk“ gingen die
Unwürdigen auf die Straße und in diese Geschichte ein, die einmal Geschichte
machen sollte. Im fairen Zweikampf besiegte der Prinz den Bewacher seiner
unwürdigen Geliebten und hielt dem Drachen das Messer an die Kehle. Es war der
Sohn von Drachula, dem der gutherzige Prinz das Leben
schenkte, worauf der grimmige Warlord in das unerhörte Geschehen eingriff und
König Herrscherich angriff. Er hatte die Zeichen der Zeit erkannt, formierte
eine „Rote Garde“ von ausgewählten Drachen die im Sommer das Winterpalais des
Königs stürmten, der entkam durch eine Hintertür die der Autor ihm offen
gelassen hatte. Vom Volke abgesetzt, hatte er sich alsbald ins Ausland
abgesetzt, wo man ihn mit offenen Armen umarmt hatte. Der Prinz umarmte das schöne Mädchen aus dem
Volke, bald würde die Königin seines Herzens die Königin des Landes sein. Bei
aller Liebe zum königlichen Paar wählte das Volk jedoch die Demokratie, von der
man wahre Wunderdinge erzählte. So wurde die Braut des Prinzen zur „Königin der
Herzen“, ein Adelstitel der vom Volk vergeben wurde. Der Sturz der Monarchie
war der Grund für das Grundgesetz, das der Prinz, zusammen mit den sieben
Waisen, kluge Männer, die ohne Eltern, Handy und Fußball die Jugend in der
Schule verbracht hatten, in tagelanger Nachtarbeit verfasste. Drachula, dem das
Volk den Sieg verdankte, stellte sich zur Wahl und wurde mit 99,5 % der Stimmen
zum Diktator des neuen Staatswesens gewählt. In einem Festakt wurde den
Unwürdigen ihre Würde zurück gegeben und für unantastbar erklärt. Das wussten
die freien Bürger zu würdigen, sie ließen hunderte von Drachen steigen die mit
dem Abbild von Drachen bedruckt waren. „Freies Land in Drachenhand“ lautete die
von Drachula heraus gegebene Parole. Seit dieser Zeit
sind alle Menschen wahlberechtigte freie Bürger, in demokratischen Ländern die
von Drachen beherrscht werden.
LIEBE UND GELD
Patty verfügte über ein monatliches Einkommen
von 110.000.- Baht, etwa 2.400.- Dollar, träumte aber von monatlich 1.000.-
Dollar als Putzfrau im „ Paradies Amerika „.
Als Ehefrau des bettelarmen Bob wären ihre „Liebesdienste“ unbezahlte
„Eheliche Pflichten“, das arme Ding konnte wahrlich nicht rechnen. Sie schlug
alle wohlmeinenden Warnungen in den Wind, ließ sich auf ein Abenteuer ein das
sich nicht rechnete. Einer ihrer Kunden, ein verheirateter Mann aus Frankfurt,
er sah gut aus, war leider schon vergeben, warnte Sie vor dem armen Amerikaner,
lieber sollte Sie den alten Peter heiraten, eine bessere Partie. Zum Glück,
muss man sagen, blieb die Verblendete bei ihrer Wahl, die „Monatliche Rente“
verlieh dem Auserwählten einen glamourösen Heiligenschein, wer so viel Geld
schickte konnte nicht arm sein. Ich war der Lückenbüßer, durfte die
unglückliche Liebe ausleben bis zur Stunde Null.
Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg, wollte Sie so lange wie möglich
behalten, ihr aber einen Mann mit Geld vermitteln, der ihr eine Putzfrau
bezahlen konnte. Aber wo sollte ich einen wohlhabenden Mann finden, wer in
meiner Umgebung hatte wirklich Geld? In meinem Hotel wohnte ein Mann der mit
einem Millionär befreundet war, der sammelte Luxus Limousinen, fuhr bei
Besuchen im Ferrari vor, ein echtes Schnäppchen für heiratswillige Damen des Gewerbes.
Leider war der Goldfisch schwul, keine Chance für Patty, hier schöpften junge
Männer den Rahm ab. Wie sehr hätte ich ihr eine gute Partie wie diese
gewünscht, Sie war die ideale Kurtisane, konnte alte Männer glücklich machen.
Ihr „eingefrorenes“ Lächeln ließ keine Depressionen aufkommen, ein angeborener
Gesichtsausdruck der Heiterkeit und Zuversicht signalisierte, ein
„Schulmädchen“ mit abgeschlossener Meisterprüfung, die ideale Gespielin reicher
alter Männer, zu schade um als Putzfrau im „Land der Lügen“ zu enden. Nie war
ihr ein oraler Neustart zu viel wenn mein Steiftier vaginal zum Schlappschwanz
wurde und einen Kick benötigte. Von jeder anderen Frau wäre dieser wiederholte
Wechsel der Öffnungen abgelehnt worden, Jede brave Hausfrau, jede abgebrühte
Prostituierte hätte längst aufgegeben, den armen alten Mann auf ein nächstes mal vertröstet. Nicht so meine tapfere Partnerin, die mit
unermüdlicher Ausdauer den abgeschlafften Gesellen in Hochform brachte bis der
Zeiger wieder nach oben zeigte. Ich bewunderte Gleichmut und Zungenfertigkeit,
Pflichtbewusstsein und Arbeitseifer einer kämpferischen Frau, die niemals
aufgab. Dieses brave Menschenkind aus der Unterschicht sollte sich in die
Oberschicht hoch vögeln und ihr einmaliges Talent nicht an Unwürdige vergeuden.
Wenn nach mehrmaligen Neustarts mein Steiftier sich endlich vaginal übergeben,
der Orgasmus mich wie eine Dampfwalze überrollt hatte, übernahm meine
unermüdliche Partnerin die Rolle eines Ringrichters nach dem Boxkampf, ergriff
mein Handgelenk, streckte meine Rechte in Siegerpose nach oben;“Hurra, wir
haben gewonnen, Peter ist gekommen!“ Ihr Humor war das Sahnehäubchen auf der
Süßspeise die ich grade vernascht hatte, ein Kuss besiegelte den fairen
Zweikampf. Der schwule Fabrikbesitzer sammelte keine Luxuskarossen mehr, es
machte ihm Spaß Siedlungen zu bauen, sein Freund aus Jugendtagen zeigte uns
eine Bungalowanlage die fast fertig war, mit Marmorböden und Ledersesseln, er
selbst bewohnte kostenlos eines der geräumigen Häuser, Geld spielte keine Rolle.
Ungerührt besah Patty den Reichtum, ihr reichte die monatliche Rente und die
strahlende Zukunft im gelobten Land. Einige Jahre später hörte ich vom Tod des
unermesslich reichen Mannes, geerbt hatten seine ehemaligen Liebhaber, der
deutsche Freund musste seinen kostenlosen Bungalow sofort räumen. In dem
Zusammenhang fällt mir eine ähnliche Erbschaft ein, in meiner City Sauna gab
es eine vollschlanke Frau die mit einem
älteren Mann verheiratet war, der schon lange dem Sex entsagt hatte. Sie war
erst 42 Jahre alt und flirtete mit einem groß gewachsenen, arbeitslosen
Facharbeiter der einige Jahre jünger war. Wir alle waren Stammgäste, die jeden
Tag auf der Terrasse in der Sonne lagen, eine Gruppe von Sonnenanbetern, jeder
kannte jeden. Die Beiden wurden ein unzertrennliches Paar mit unbegrenzter
Freizeit, der Ehemann duldete die Beziehung, seine Frau war noch jung. Tagsüber
war er im Büro und verwaltete seinen umfangreichen Hausbesitz, während seine
Frau mit ihrem Liebhaber in der Stadt unterwegs war. Abends war Sie wieder
brave Hausfrau und liebende Gattin. Eine jahrelange Beziehung, man verreiste
sogar zu dritt. Julia war glücklich mit ihrem Hans-Georg und dem Ehemann
Alfred, der irgendwann verstarb. Aber auch Sie blieb vom Schicksal nicht
verschont, bald darauf erkrankte Sie unheilbar. Sie heiratete ihren Liebhaber,
er erbte das gesamte Vermögen. Ich habe nie etwas geerbt, mein schwer
verdientes Geld für leichte Mädchen ausgegeben und nur wenig sparen können.
Goldschmuck wurde stets an Frauen verschenkt, ich selbst habe nie teuren
Schmuck getragen. Für ein gutes Altersheim in Deutschland oder Thailand wird es
kaum reichen, alt werden ist teurer als jung bleiben.
HÖHEPUNKTE
Patty strebte eine Karriere als
Putzfrau an, wollte den gut bezahlten Job als Prostituierte an den Nagel hängen
und Nägel mit Köpfen machen. Ehrbare Berufe; Die Eine macht den Dreck weg, die
Andere macht Männer glücklich. Man kann es auch anders sehen; Die Putzfrau
sorgt für Sauberkeit, die Prostituierte macht die Drecksarbeit. Warum? Weil
alle Männer Dreck am Stecken haben. Der heilige Akt der Befruchtung wird durch
Kondome und Verhütungsmittel schamlos zweckentfremdet, zu einer sinnentleerten
Farce, bei der sich der Mann ohne jeden Sinn entleert und die Gebärmutter leer
ausgeht. Der Eisprung wird zu einem Sprung ins Leere, Schuldgefühle der
Kontrahenten sind die Folge. Schuldgefühle waren uns fremd, wir taten es ohne
Verhütungsmittel und Patty wünschte sich ein Kind, das ihr bis dahin versagt
geblieben war. Inzwischen war Sie 29 Jahre alt und die Uhr tickte. Sie war eine
Frau im besten Alter, ich war ein Alter im besten Sinne. Während mir die Sinne
schwanden blieb Patty häufig von einem Orgasmus verschont, „Ich komme selten“
sagte Sie schlicht und ohne Bedauern. Ich bedauerte sehr wohl im Tal der Lust
kein Echo von den Gipfeln der Berge zu bekommen nach dem wir schwindelerregende
Höhen erklommen hatten. Es war ein Fest der Sinne wenn die Seltenheit in einer
Ausnahme gipfelte und die gellenden Schreie des Opfers meine Trommelfelle zum
Klirren brachten. Mal um mal rief Sie verzweifelt meinen Namen, es klang wie
der Hilferuf einer Nichtschwimmerin, die im Meer der Lust zu ertrinken drohte.
Ich liebe Musik, die Klassik, den Jazz, das weite Feld der Klänge, die
überwältigende Macht der Töne, und doch waren die Hilferufe eines gemarterten
Wesens, dem ich dies zugefügt hatte, die schönste Musik meines Lebens. Eine
Komposition die nur für mich erklang, nicht notiert, auf keinem Medium
gespeichert, vergänglich, nicht beliebig abrufbar, ein musikalisches Kleinod
dessen schrille Dissonanzen an Jazz erinnerten, die leiser wurden als hätte der
Toningenieur langsam den Regler herunter gezogen. In der Regel verzichteten wir
auf Sex, hier regelte die Natur den Verkehr und rot bedeutete; Keine Einfahrt.
Hier zahlte ich den vollen Tagespreis, ohne die angemietete Vagina voll
ausnutzen zu können, vor diesem Betriebsausfall hatte Patty mich am Anfang
unserer „Liebesbeziehung“ bewahrt, als sie den Beginn derselben hinauszögerte.
Inzwischen waren wir in ein Stadium getreten in dem Geld keine Rolle spielte,
schließlich zahlte der Amerikaner ohne jede Nutzung. Auf der Warteliste stand
sein Name allerdings ganz oben, jede Eintragung war gebührenpflichtig. Meine
Warteliste war kürzer, schon nach wenigen Tagen konnte ich meine Arbeit an der
„Werkbank“ wieder aufnehmen und die Gebühr abarbeiten. Eine Art Tennis oder
Golf, die Mitgliedsbeiträge sind erheblich, die Nutzung der Anlage stellt ein
Privileg dar. Theoretisch konnte jeder hergelaufene Sextourist die Anlage
kurzzeitig nutzen, auch prekäre Schichten leisteten sich mitunter den Luxus
mondäner Spielflächen, mussten aber schnell begreifen das hier nur potente
Spieler den Markt beherrschten. „Frauen sind teuer, schöne Frauen sind schön
teuer“. „Jeder wie ihm schön“, wie eine gute Bekannte in neuem Deutsch gerne
sagte. Seit Patty keine Hemden mehr nähte hatten viele „Customer“ ihre Hemden
bei ihr abgelegt um sich zu ihr zu legen oder ihr das Herz zu Füßen zu legen.
So mancher hätte Sie gern geheiratet, hatte aber bereits einer Anderen sein
Jawort gegeben und sich damit seine Zukunft verbaut. Diese Typen hielten sich
in Pattaya eine Zweitfrau oder ein Sortiment, einen
begehbaren Harem im teuren Süden der Stadt. Gut verdienende Proletarier, die
Taschen voller Geld, spielten hier die Rolle ihres Lebens.
HAREM FÜR ARME
Patty hatte mit „Ramon“ einen
Stammkunden aus England, der mehrmals im Jahr in Bangkok landete um seinen
„Harem auf Zeit“ zu inspizieren. Patty war die „Lieblingsfrau des „Sultans“, er
zahlte eine Reservierung, tobte sich in allen teuren Etablissements aus, kam
aber jeden Abend zu ihr um sein müdes Haupt an ihrer Schulter zu betten. In
allen Betten unterwegs, mit der Favoritin im „Ehebett“. Alle Männer schätzen
die Vorzüge der Ehe, sind aber gegen „Käfighaltung“. Ramon, Patty nannte ihn „Lamon“, legte Wert auf Qualität, verkehrte nur in teuren Agogo-Bars, wo der kleine Mann die Puppen tanzen lässt. Er
war ausgezogen ausgezogene Mädchen zu taxieren, die hier in einem typischen
Frauenberuf ihrer Berufung nachgingen. „Viele sind berufen, wenige sind
auserwählt“. Natürlich hatten sich auch Männer emanzipiert um den Frauen ihre
Domäne streitig zu machen, eine kleine Stadt innerhalb der großen Stadt; „Boys
Town“, bot Agogo-Bars, auf deren Bühnen feminine wie
maskuline „Tänzer“ den Kunden auf der Nase herum tanzten. Viele Männer neideten
den Frauen diese überbezahlte Berufssparte, die Bars zahlten 30.000.- im Monat
plus Leistungszuschlag, wenn das Sexobjekt alle „Rahmenbedingungen“ erfüllte.
50 „Lady-Drinks“ und 20 „ Auslösungen „ waren Pflicht, wer das Soll nicht
erfüllte musste mit Abzügen rechnen. Patty hatte das am Anfang unserer
„Love-Story“ erleben müssen, Sie hatte die Erwartungen ihres Arbeitgebers nicht
erfüllt, war mir nach der Zahlung der 10.000.- Baht nicht davon gelaufen, hatte
an ihrem Arbeitsplatz keinen weiteren Umsatz an Getränken erwirtschaftet und wurde
bestraft. Zum Zahltag hatte Sie mich in ihre Bar mitgenommen, ich kannte die
Gepflogenheiten noch nicht, war erstaunt als Sie traurig an meinen Tisch zurück
kam. Sie hatte mir die Treue gehalten, ihre Bar vernachlässigt und war bestraft
worden. Ihr Arbeitsverhältnis bestand weiter, ihr Gehalt wurde gekürzt. Ramon,
hatte also zu seiner Zeit das „Vorkaufsrecht“ auf die vielbegehrte Patty, sein
Rettungsanker nach den Enttäuschungen des entfesselten Nachtlebens, wenn süße
Früchte sich als saurer Apfel entpuppten. Die erste Milch hatte er dann bereits
bei einem mehr oder weniger gelungenen Shorttime vergossen, nun wollte er den
Rest der Nacht mit seiner Lieblingsfrau verbringen, die den „abgemolkenen
Stier“ bei den Hörnern packen würde. Liebevoll brachte diese „Des Knaben
Wunderhorn“ wieder in Form, richtete das angeschlagene Ego wieder auf und rang
ihm weitere Portionen Milch ab. Patty gab jedem das Gefühl ein Engel in der
Hölle der Nacht zu sein, eine selbstlose Krankenschwester, die angeschlagenen
Helden des Rotlichts erste Hilfe leistete, wenn die harten Faustschläge
weiblicher Gegner das Selbstbewusstsein demoliert hatten. Nun begab es sich zu
der Zeit als der stolze Spanier aus England erneut im Trüben fischen wollte, in
einem seichten Gewässer das für seinen Fischreichtum bekannt war, Fischer aus
aller Welt reisten mit ihren Ruten an um hier den Fang ihres Lebens zu machen.
Ramon reservierte den besten Fisch als köstliche Nachspeise und benutzte seine
Rute als Wünschelrute. Patty erkrankte ohne sich krank zu melden, fiebrig und
kraftlos bewegte Sie sich auf der Drehbühne des „Babyface“,
ein mitleidiger Gast zahlte ihre Auslöse und schickte das kranke Kind heim.
Natürlich erhoffte sich der Wohltäter Wohltaten nach ihrer Genesung. Am
nächsten Tag wohlauf, am Abend auf der Bühne, machte Sie dem Helfer in der Not
schöne Augen, wartete aber auf Ramon. Nach vergeblichem Warten gab Sie dem
Drängen des Gutmenschen nach und ging mit ihm. Am Ausgang lief Sie Ramon in die
Arme, der entsetzt über ihre Untreue den Tränen nahe war. „Im Harem sitzen
heulend die Eunuchen, die Lieblingsfrau des Sultans ist entflohn“.
Deutsches Liedgut. „Zu spät“ fertigte Sie ihn ab und entfernte sich mit dem
Anderen. Ramon ließ nicht locker, Ihr Handy klingelte als Sie die Kleider zum
Duschen ablegte. Der gutmütige Freier verstand die Welt nicht mehr als Sie sich
nach dem Gespräch wieder anzog und ihm den Auslösebetrag zurück gab. Das ist
der Fluch des Fortschritts, ohne Mobilfone wäre
dieser arme Mann der glücklichste Mann von Pattaya
gewesen, eine Erfindung des Teufels hatte ihm den Fisch von der Angel gerissen,
die Traumfrau ging, ein gebrochener Mann blieb zurück. Der Sextourist sucht das
Paradies und findet die Hölle. Ramon hielt Patty für sein Eigentum, er konnte
Sie jederzeit anrufen, egal mit welchem Kunden Sie gerade im Bett lag, er
diktierte die Abläufe. So auch jetzt als Sie mit mir im Bett lag und es ihr um
die „Wurst“ ging. Als die Glocke den Koitus einläutete läutete ihr Handy und
der selbsternannte Besitzer einer Prostituierten, die grad in meine Wurst
beißen wollte, aber eigentlich einem Amerikaner gehörte, war am drahtlosen
Draht. Bei mir ging es um die Wurst, sie verlor spontan Gewicht und Form,
schrumpfte zu einem formlosen etwas, das sich nie von diesem Schock erholen
würde. Ein gerechter Zorn stieg in mir auf wie eine Rakete in Cap Canaveral,
ich unterbrach die romantische Plauderei, entriss Patty das Telefon und brüllte
erregt in das unschuldige Gerät;“ Die Dame ist berufstätig, hier warten die
Kunden „ Ungerührt holte meine Bettgenossin ihr Handy zurück und der englische
Patient fragte naiv; „Ist er jetzt böse?“. Ich war mehr als böse, mir war alles
vergangen, Patty bemühte sich vergeblich um die Wurst, die Luft war raus,
dieser Ballon würde heute nicht mehr aufsteigen, ich glaubte nicht an die
Wiedergeburt der toten Hose. Es war die Spezialität des Anrufers, die
Erektionen Anderer im Keim zu ersticken, er bestimmte wann seine Lieblingsfrau
der Allgemeinheit zur Verfügung stand, egal wem“ Er „ gerade stand. So stand es
also um meine Liebe, Patty stand zwischen zwei Männern, ich stand dazwischen
und hatte einen schweren Stand. Warum hatte
dieser Mann so viele Freiheiten, zahlte er so hohe Gagen wenn er im
Lande war, oder schickte er etwa auch Geld? Schwer vorstellbar, inzwischen
wusste er von ihren Heiratsplänen, auch er würde Sie aufgeben müssen. Manche
Dinge werden wir nie erfahren, für einen eifersüchtigen Mann muss eine solche
Frau die Hölle sein. Angeblich hatte ich mich mit der Situation abgefunden, ich
war ein Kunde unter vielen; „denn eine schöne Frau gehört dir nie allein“.
Deutsches Liedgut. Wann ist ein Lied gut? Wenn die Musik ins Ohr geht, und der
Text zu Herzen. Im Moment gehörte Patty mir, Ramon war in England, Bill war in
Amerika, ich war mit ihr im Bett. Ich erinnerte die weisen Worte meines Vaters;
„Es gibt keine impotenten Männer, nur ungeschickte Frauen“. Patty war
geschickt, es gelang ihr meinem Steiftier den Namen zurück zu geben und es sich
einzuverleiben. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber sogar ein
Orgasmus war mir möglich gewesen. „Nichts ist unmöglich: Toyota“. Ihr war es
unmöglich gewesen einen Höhepunkt zu erleiden, aber Sie hatte gute Arbeit
geleistet. Kaum hatte mein Glied den geliebten Körper verlassen, ruhte ermattet
und geschrumpft auf ihrem Oberschenkel, küsste ich dankbar den Mund meiner
nackten Partnerin, ertönte der liebliche Klang ihres Handys, erkundigte sich
der englische Spanner nach Einzelheiten und dem Erfolg unserer Bemühungen. Eine
unfassbare Frechheit, zwei Minuten früher hätte er meinen Orgasmus versaut. Was
geht in solchen Leuten vor, holen die sich bei solchen Telefonaten einen
runter, oder geilen sie sich an ihrer Macht auf, Anderen den Höhepunkt zu
zertrümmern. Patty nahm das alles gelassen hin, beantwortete seine indiskreten
Fragen als hätte er das Recht, mittels dieser Erfindung des Teufels, bei jedem
ihrer sexuellen Akte dabei zu sein. Eine perverse Sau, ein gut zahlender Kunde,
mit dem Sie zwanglos plauderte während ich fassungslos neben ihr lag. Solchen
Leuten fehlt ein entscheidender Charakterzug, der sie zu wertvollen Menschen
machen würde; Respekt vor der Persönlichkeit und den Empfindungen anderer
Menschen. Ich respektiere meine Leser und mache mir Gedanken um meine
überbordende Fantasie und den Pegasus, der so häufig mit mir durch geht, darf
ich Ihnen verehrter Leser alle meine Verrücktheiten, Wortspiele, gereimte
Ungereimtheiten, meine manierierte Schreibweise zumuten, können oder wollen Sie
mir noch folgen, dann lesen Sie auch noch folgendes:
INSEKTEN IN
SEKTEN
In Sekten werden keine Insekten
geduldet, sie könnten vom Glauben ablenken. Das Gebet verbietet jegliche
Störung, eine Fliege auf der Stirn, eine Mücke auf dem Arm, eine Ameise auf der
Hand, der Störfaktor liegt auf der Hand. Jedes Insekt wird in Sekt ertränkt,
das ermöglicht den Tod im Rausch. Beneidenswert, Sekttrinker mit
Nahtoderfahrung äußerten sich positiv, hätten allerdings den Tod doppelt
gesehen. Empfehlenswert der Tatsachenbericht: „Im Rausch des Todes“ von
Gottfried Sterbeleicht. (Spiegel-Bestseller). Vermehrte Sektenbildung als Folge
von Glaubensverlusten führte zum Aussterben von Insekten. Vielen fielen die
Verluste am Anfang nicht auf, erst der Tod der „Biene Maja“ rüttelte am
Tiefschlaf der eingeschläferten Menschen. Schulkinder gingen jeden Montag auf
die Straßen, mit Spruchbändern wie; „Monday for Honey“, „We start the week
to stop the
Krieg“ oder; „Das ist nicht fair, how can you dare?“.
Jede Sekte füllte die Leere mit einer neuen Lehre, die Menschen begannen das
Unglaubliche zu glauben, sogar die „Lügenpresse“ erschien ihnen wieder
glaubwürdig weil alle Zeitungen im Besitz der Sekten waren. Sektenfeindliche
Sektierer stellten den Glauben als Werk des Teufels dar und hoben den Unglauben
in den Himmel, kaum zu glauben. Vorbei die Zeiten friedlicher Annäherung,
wieder standen sich Himmel und Hölle unversöhnlich gegenüber, die Einen
propagierten den Kaufrausch, die Anderen den Alkoholrausch, wobei die Anhäufung
von Besitztümern dem „Kater“ überlegen ist. Im Gegensatz zu Buddha, der die
Mücke als harmloses Insekt auf Nahrungssuche begriff, nicht als blutsaugenden
Vampir mit Malariakompetenz, sahen die Sekten jedes Eindringen von Insekten als
Hausfriedensbruch. Viele Mitglieder konnten keiner Fliege was zuleide tun,
ihnen verband man die Augen wenn professionelle Fliegenfänger ihrer Arbeit im
Gebetshaus nachgingen. In viele Sekten gingen auch die Uhren nach, man predigte
Werte von gestern um schon heute ein schöneres morgen zu erlangen. Bei dem Wort
„erlangen fällt mir ein hübscher Vers ein: „Zwei Mädchen gingen durch das Korn,
nicht weit entfernt von Kühlungsborn. Sie waren bei Erlangen, auch schon durch
das Korn gegangen“. So tiefsinnig und hochgeistig das Werk auch sein mag, es bleiben
doch Fragen offen; Warum gehen diese Mädchen ständig durch das Korn, warum
gehen sie nicht durch die Höhen und Tiefen des Lebens, oder gar durch die
Hölle? Warum stellt der Dichter das Korn wiederholt in den Vordergrund? „Das Korn“ symbolisiert die Nahrung und das
Leben, während „Der Korn“ den Rausch symbolisiert, den das Insekt in Sekt
findet.
AMERIKA RUFT
Amerika ein Land mit stolzer Vergangenheit;
Genozid, Sklaverei, Kapitalismus, Rassismus, kriegslüstern und schwer
bewaffnet, ein Land der Träume; Wohlstand für alle, „Vom Tellerwäscher zum
Obdachlosen“, „Vom Spekulanten zum Milliardär, ein Land in dem Prostitution
verboten, Liebesheirat und Putzfrau erlaubt ist. „Erlaubt ist was gefällt“.
Würde Patty dieses Land gefallen oder würde Sie in Ohnmacht fallen wenn Sie es
näher kennen lernte. Sie war einem Mann auf den Leim gegangen, der vom Blitz
der Liebe getroffen mit der Wurst nach der Speckseite, mit der Ehe nach der
sexuellen Grundversorgung geworfen und ins Schwarze getroffen hatte. Seine
vierte Ehe sollte ihm bringen was die anderen drei ihm versagt hatten weil er
versagt hatte. Als eine Art „Sandmännchen“ hatte er der Erwählten Sand in die
Augen gestreut, der nun festklebte und die Sicht behinderte. Finanziell
impotent, sexuell leistungsfähig, verfügte er über eine reizvolle Mischung, der
Frauen gemeinhin hilflos ausgeliefert sind, welche mitfühlende Frau kann bei
diesen Vorzügen widerstehen; „Ja da muss man sich doch einfach hinlegen, ja da
kann man doch nicht kalt und herzlos sein“. Brecht/Weil. Der rechte Mann zur
rechten Zeit, eine Lichtgestalt im
Dunkel des Rotlichts, er konnte nicht bar zahlen aber in Raten, er konnte nicht
heiraten aber die Ehe versprechen. Ein armer Mann in der Stadt der Frauen, ein
Ausländer, ärmer als der ärmste Thailänder aber das glaubt ja keiner. In Pattaya ist jeder Farang ein
Millionär, wer nach Thailand reisen, im Hotel wohnen, Frauen kaufen kann, kann
nicht arm sein. Es war mir ein Bedürfnis diesen Mann zu unterstützen in dem ich
seiner Verlobten eine fürstliche Gage zahlte, er würde es brauchen, allein die
Scheidung würde ein Vermögen kosten, die dritte Frau würde eine hohe Abfindung
verlangen, zumal sie seine neuen Heiratspläne kannte. Patty wusste nichts von
solchen profanen Dingen, er schickte 40.000.- pro Monat, sie zahlte das Auto
für Papa ab, Peter zahlte 70.000.-, die Welt war in Ordnung. Die Begegnung
unterschiedlicher Geschlechtsteile kann über Erfolg und Misserfolg entscheiden,
es ist unklug und unverzeihlich als Frau mit einem armen Mann zu schlafen, der
unfähig ist die Folgen zu tragen. In blinder Unvernunft paaren sich in den
ärmsten Ländern die Ärmsten der Armen in dem traurigen Bemühen das bestehende
Elend zu vervielfältigen. So fruchtbar die Menschheit, so furchtbar die
Folgen. Der unheilvolle Trieb, maskiert
als sogenannte „Liebe“ treibt sie einander in die Arme, die Arme hat es dann
auszutragen. „Liebe Brot der Armen“ (Filmtitel). „Von Liebe kann man nicht
leben“ (Sprichwort). Das Mutterglück ist jeder Frau zu gönnen, es setzt aber
auch Glück bei der Wahl des Partners voraus, in tiefster Armut bedeutet die
falsche Wahl; „Glück im Unglück“. Wenn eine junge Frau hübsch ist und die Kunst
der Verführung beherrscht sollte sie die finanzielle Potenz der sexuellen
vorziehen. Das Vermögen auf der Bank ist wichtiger als das „Stehvermögen“ in
der Hose. Nach vielen Jahren traf ich eine alte Freundin, Sie besitzt ein
Restaurant und mehrere Häuser, Sie hatte in der Jugend die richtige Wahl
getroffen. Die Wahl des Partners ist für eine Frau wichtiger als die Wahl eines
Politikers, in dieser Beziehung hatten die Frauen schon immer das Wahlrecht.
Patty hatte die Wahl, ich hätte alles getan um Sie an den Mann zu bringen, an
den richtigen Mann. Auch nur ein Wunschtraum, wie wollte ich einen Bewerber
kontrollieren, ich kannte keine reichen Männer, denen ich Sie zuführen konnte,
auch ich war nur ein armer Mann, mir fehlten die Möglichkeiten einer
erfolgreichen Vermittlung und Sie hatte ihre Wahl bereits getroffen. Die
Leichtfertigkeit des Amerikaners war nicht zu überbieten, die Höhe der Summe
die er jeden Monat überwies überstieg alles bisher dagewesene, warum sollte Sie
diesem Wohltäter misstrauen? „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ das
wusste schon Lenin, aber den kannte Sie nicht. Sie kannte viele Männer, den
Amerikaner sollte Sie noch kennen lernen. Kein schlechter Mensch, kein
Betrüger, er betrog nur sich selbst, überschätzte seine Möglichkeiten, hatte
mindestens zwei Kinder zu ernähren, lebte von der Hand in den Mund, wollte
seine Hand gegen ihren Mund tauschen. Oft wollen Männer Frauen zum Altar
führen, die mehr als Essen und Trinken zu Munde führen.
DER SINN DES LEBENS
Die Natur entstand nicht durch
Zeugung, doch unerbittlich fordert sie die Zeugung von allen Lebewesen.
Männchen und Weibchen wurden geschaffen um Nachwuchs zu zeugen; „Gehet hin und
mehret euch“. Die Geschlechter finden Gefallen aneinander und fallen über
einander her, von der Kontaktaufnahme bis zum Beckenkontakt ist es oft nur ein
kurzer Schritt. Die Fortpflanzungsorgane befinden sich im Schritt, Vorbehalte
und Verbote werden überschritten, am Ende des Tages ist man sich ein Stück weit
näher gekommen. Der Natur ist es gleichgültig ob die Kontrahenten minderjährig
oder minderbemittelt, volltrunken oder voll verantwortlich sind, wichtig ist
allein die Fortpflanzung, nur sie garantiert die Bezahlung der Schulden durch
nachfolgende Generationen. Die väterliche Vorsorge von Mutter Natur bewahrt das
Menschengeschlecht vor dem Alkoholkater nach einem durchzechten Leben. Die
Schulden von heute sind der Sinn des Lebens von morgen, die Sinnlosigkeit des
Daseins weicht einem positiven Wandel, Dankbarkeit und Pflichterfüllung sind
die Tugenden einer neuen Zeit. Für eine Frau besteht der Sinn des Lebens in der
Wahrnehmung ihrer Aufgabe; Hingabe Befruchtung Austragung Geburt und wieder
Hingabe. Patty hatte alles versucht um schwanger zu werden aber die Natur hatte
Sie auf die Warteliste gesetzt. Von Herzen wünschte Sie sich ein schönes Kind
von einem schönen Mann, Sie dachte dabei nicht unbedingt an die Ehe, wollte die
von der Natur gestellte Aufgabe erfüllen und das ersehnte Mutterglück erfahren.
Im Falle einer Ehe mit mir (Kaufpreis eine Million Baht) hatte Sie gefragt ob
ich ein Kind wolle. Das war vor dem Amerikaner, ich wollte Sie, also wollte ich
ein Kind, erhoffte jedoch ihre Unfruchtbarkeit. Immer wieder hört man von
Männern die in die Rolle der Frau schlüpfen, keine Transvestiten, die sich mit
Kleidern zufrieden geben, richtige Kerle die sich ein Kind wünschen. Ich hatte
diesen Wunsch nie, mir genügte stets das vorgaukeln ehrlichen Bemühens. Der
Kinderwunsch ist die Triebfeder weiblicher Hingabe, die Verhütung ist der Kampf
des Mannes gegen den Sinn des Lebens.
DER VERWUNSCHENE WUNSCH
In einem fernen Land, bewohnt von
schönen und weniger schönen Menschen, die ihr prächtiges dunkles Haar gern mit
Hilfe von Bleichmitteln aufhellten um den fremdartigen Bleichgesichtern ähnlich
zu sehen, die ihre spitzen Nasen in die Angelegenheiten der Flachnasen steckten
um das bunte, vielfältige Leben der Eingeborenen zu verflachen, lebte vor
langer Zeit ein wunderschöner junger Prinz in der Gestalt eines alten gebeugten
Mannes, von einer wunderschönen jungen Fee verzaubert weil er ihren
Heiratsantrag abgelehnt hatte. Er ernährte sich von Kartoffeln während die
Bewohner des Landes ein weißes Korn verzehrten das sie „Khao“
nannten, „Gin Khao“ nannten sie das Essen, ihre
liebste Beschäftigung, jeder Einzelne war ein Feinschmecker. Hier waren die
Frauen anschmiegsam und genügsam, für eine Schale Reis, einen Apfel und ein Ei
machten sie Liebe mit fremden Männern denen die Heimat zu kalt und die Frauen
zu teuer waren. In Siam gab es weder Winter noch Schnee, hier blühte das ganze
Jahr die Natur und das Geschäft mit der Liebe. Fremdartige Bäume, Palmen
genannt, wiegten sich im warmen Wind, den das blaue Meer ins grüne Land
schickte, wo unbekannte Blumen verschwenderisch leuchtende Farben zur Schau
stellten. Ein himmelblauer Himmel, der keine Wolken duldete, diente tropischen
Vögeln als Tummelplatz für Höhenflüge. Höhenflüge von Männern führten oft zu
Abstürzen wenn sie, wie Ikarus, der Sonne zu nahe kamen. Merke; Der Mensch kann
nicht fliegen, er wird geflogen. Zu den Gepflogenheiten der angeflogenen Männer
gehörte die Angewohnheit im Zeitfenster ihres Jahresurlaubs das Geld aus dem
Fenster zu werfen und zu beobachten wie es „Vom Winde verweht“ wurde. Geblendet
vom Anblick weiblicher Schönheit war auch der junge Prinz in die gestellte
Falle gelaufen als ihm die zutiefst verletzte Fee drei Wünsche frei stellte
wenn er eine Impfung gegen Dummheit akzeptieren würde. Dumm genug nahm er alle
Angebote an ohne nach dem Kleingedruckten zu fragen. Als erstes wollte er so
reich sein wie Bill Gates, als zweites wünschte er sich Unsterblichkeit, als
drittes; ewige Jugend. Alle Wünsche wurden erfüllt, er würde ewig jung sein,
aber im Körper eines alten Mannes. Was lehrt uns das, traue keiner Frau die du
abgewiesen hast, ihre Rache wird furchtbar sein. Wehmütig betrachtete der
innerlich junge Prinz alte Fotos die sein jugendliches Aussehen konserviert
hatten, der Zauber der auf ihm lag wich nur wenn jemand unter ihm lag der noch
reinen Herzens war. Der Verlust der Unschuld ist selten die Schuld der Frau,
meist ist der Mann der Urheber ihrer späteren Schuldgefühle, er lässt sie
beschmutzt im Regen stehen, soll der sie doch reinwaschen. Alle leichten
Mädchen stöhnten unter der Schuld und ihren Schulden, nur eine der erfahrenen
Prostituierten hatte sich ein reines Herz bewahrt als sie die Annahme der
Schuld verweigerte und ihre Unschuld für die erste Liebe aufbewahrte. Es war
dies eine ehemalige Näherin die nun an ihrer Karriere als „Leihgattin“ strickte
und sich unsterblich in den unsterblichen Prinzen verliebte. Alsbald erkannte
dieses Kind der Arbeiterklasse, dem in einem sozialistischen Staat der Titel:
„Verdiente Liebesdienerin des Volkes“ zugestanden hätte, den Adel seiner hohen
Geburt, der seine niederen Instinkte hinreichend überdeckte, und die innere
Schönheit seiner maskierten Altersarmut. Inzwischen war der Prinz arm wie Bill
Gates, der sein Vermögen bei der Impfkrise verloren hatte und suchte zum
Osterfest einen Betthasen zum Eiersuchen. Folgerichtig erlag der alte Mann mit
dem jungen Herzen in aller Kürze dem unschuldigen Reiz ihrer jugendlichen
Schönheit und schämte sich unzüchtiger Gedanken beim Anblick ihrer nur halb
bedeckten Milchorgane die ihn lieblich anlächelten. Es war Liebe auf den ersten
Blick, ihre jungfräulichen Brüste sehnten sich nach den zärtlichen Händen
dieses fremden Mannes, dessen begehrliche Blicke auf ihnen hafteten wie
Haftschalen auf Augäpfeln. Errötend folgte die ehrbare Dirne dem jugendlichen
alten Prinzen auf sein Schloss, ein prächtiges Hotel der Mittelklasse, mit
einem Doppelbett für doppelten Spaß. Es
geht die Mär vom Schutz der schwachen Frau durch Mut und Kraft eines
heldenhaften Mannes, in Wahrheit werden starke Frauen von schwachen Männern
überwältigt, die eine Schwäche für schwache Frauen haben. Tatsächlich gibt es
immer wieder fatale Übergriffe schwachsinniger Kraftprotze, die weit über
normale häusliche Gewalt hinaus gehen, doch die haben in einem echten Märchen
nichts zu suchen. Auch dort gibt es natürlich das angriffslustige Sexualorgan
des Mannes welches defloriert und penetriert wenn Schluss mit lustig ist.
Früher wurde dann im Film abgeblendet, man nahm Rücksicht auf zarte Gemüter
denen die nackte Wahrheit über die Liebe einen Schock versetzte. Im Märchen
pflegt man diese alte Kunst der Filmkunst; ein langsamer Schwenk auf
unschuldige Möbel oder Landschaften, noch heute, Diskretion ist hier
Ehrensache, die handelnden Figuren sind Wesen ohne Unterleib, eine ausführliche
Beschreibung schmutziger Einzelheiten wäre politisch nicht korrekt. Kurt
Tucholsky hat den elenden Wurm aus dunkler Hose befreit, der sonst nur in
Pinkelpausen das Licht der Welt erblickte, sich jedoch zum respektablen
Steiftier aufrichten konnte wenn Not am Mann war. Der frivole Dichter machte
den Hosenwurm zu einer bösen Kunstfigur, die er mit Hunger Not und Sturm auf
eine Stufe stellte; Tatsächlich gehört dieser unscheinbare Wurm zu den realen
Bedrohungen die jedem Menschen zum Verhängnis werden können, sogar dem Träger
selbst. Der Wurm des alten Mannes zeigte ein erstaunliches Stehvermögen, er
attackierte das liebe Mädel mit der Kraft ewiger Jugend, die sich im Körper des
Lustgreises verborgen hielt, und dem lieblichen Opfer das letzte abverlangte.
Märchenhafte Orgasmen rasten wie entfesselte Blitze durch den gepeinigten Leib
der reinen Seele und verstärkten die Bande der Liebe, die Sie an den
jugendlichen Alten ketteten. Die Aufhebung des Fluchs war nicht von der
Unversehrtheit der Pussy abhängig, es ging um die
Reinheit des Herzens, die aufrichtige Liebe der Schönen zum Biest. Die Schöne
muss den hässlichen alten Mann lieben um den schönen jungen Prinzen zu
bekommen, so die fragwürdige Moral des alten Märchens, das von Jean Cocteau so
zauberhaft verfilmt wurde. Laut „Utopia“ von Thomas Morus,
müssen alle Märchen umgeschrieben werden, neue Gesellschaftsordnungen erfordern
eine neue Moral. Es geht um die Schaffung des neuen Menschen, wenn alle
Menschen Brüder werden sollen, wie es bei Beethoven so schön heißt. Kraft
unserer Fantasie werden wir einen Ausweg finden um das Märchen zu
modernisieren. Bekäme der alte Prinz die Schönheit der Jugend zurück, wäre die
reine Seele einem unbekannten Schönling ausgeliefert, zu schön um treu zu sein.
Das Wunder geschah, der alte Mann verwandelte sich in den schönen jungen
Prinzen zurück, der er vor dem unseligen „Wunschkonzert“ gewesen war. Ab sofort
konnte er in der Stadt der Frauen jedes Mädchen haben, keine verlangte Geld,
jede wollte mit dem schönen Prinzen schlafen, dessen Herz jedoch nur einer
gehörte. Sie war die Einzige für die seine Verwandlung unsichtbar blieb während
alle Welt seine Schönheit bewunderte. Alle beneideten das schöne junge Paar,
ohne zu ahnen wie die Schöne den Schönen sah. Er war der schönste Mann der je
ein Märchen betreten hatte, doch für Sie sah er alt aus. Bald waren beide so
alt wie er aussah und wenn Sie nicht gestorben ist dann lieben sie sich heute
noch.
WOHNUNGSNOT UND LEBENSLÜGE
„Ich bin klein, mein Herz ist rein,
soll niemand drin wohnen als du allein“. Patty hatte ein reines Herz aber einen
unreinen Beruf, Sie arbeitete im „Körperverleih“ unter Vermeidung
geschäftsschädigender Gefühlsduseleien, für eine internationale Kundschaft. Sie
sprach keine Fremdsprachen, beherrschte aber die Körpersprache, eine
Grundbedingung in diesem Beruf. Eine abwechslungsreiche Tätigkeit bei der man
ständig neue Menschen und neue Umgangsformen kennen lernte. Gern hätte ich in
ihrem Herzen gewohnt aber die Miete war zu teuer. Es gibt kaum noch bezahlbaren
Wohnraum, wer heute in einem Herzen wohnen will muss über das nötige
„Kleingeld“ verfügen, die Mieten sind nahezu unbezahlbar. Als Wohneigentum
werden Herzen kaum noch angeboten; „Ein Herz kann man nicht kaufen“. Deutsches
Liedgut. Oft werden 1.000.- Dollar Miete für ein leer stehendes Herz bezahlt
weil der Mieter noch nicht einziehen kann. Das Herz meiner Herzallerliebsten
war also vermietet, ich mietete mich so oft es ging in ihrem Körper ein den Sie
mir als Leihgabe zur Verfügung stellte. Schwer zu sagen ob Ramon je in ihrem
Herzen gewohnt hatte, er nahm sich das Recht Sie jederzeit anzurufen obwohl er
ihre Heiratspläne kannte. Wie ich, wollte er Sie nicht gehen lassen, hoffte auf
ihre Rückkehr in das Verleihgeschäft und die
Wiederherstellung seiner Vorkaufsrechte. Tatsächlich sind Herzen unbewohnt, das
haben Kardiologen immer wieder betont wenn es um Räumungsklagen ging, wenn
Herzbesitzer den lästigen Mieter los werden wollten. Hier wird Wohnraum
vorgegaukelt der nur in den Hirnen von Textdichtern herumgeistert, von
leichtgläubigen Wohnungssuchenden aber mit barer Münze bezahlt wird. So ist
auch das wunderschöne, unsterbliche Lied;“Dein ist mein ganzes Herz“ von
Emmerich Kalman nur als musikalisch geschöntes Wohnangebot ohne reale Grundlage
zu verstehen. Viele Kunden waren in Patty eingedrungen ohne ihr Herz zu
erreichen, bei aller dargebotenen Herzlichkeit konnte der Eindruck entstehen
Sie hätte gar kein Herz, eine leichtfertige Behauptung die Pauschal für alle
Prostituierten angewendet wurde, weil alle Männer einer Illusion nachjagten.
Der Beruf eines „Freudenmädchens“ ist keine Herzensangelegenheit, er macht auch
keine Freude. Zu wenige Kunden schmälern den Verdienst, zu viele Kunden fügen
der Dienstleistenden Schmerzen zu. „Freudig“ empfängt das Freudenmädchen nur
den schnellen Kunden, der ausdauernde Spät-Ejakulator
ist unbeliebt, zu viel Arbeit bei gleichem Lohn. „Gleicher Lohn für gleiche
Arbeit“ gilt auch in „Frau Warrens Gewerbe“ (Bernhard Shaw). Fabulieren ist
meine Stärke, ich hoffe die Leser haben dafür eine Schwäche, wenn nicht, sagen
sie vielleicht; „Der Mann ist nicht ganz richtig im Kopf“. Ganz richtig, ich
war noch nie richtig im Kopf; „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Witz:
„Denkst du auch manchmal du steckst im falschen Körper?“ „Ja aber ich ziehe ihn
dann auch sofort wieder raus.“ Ich kann mich aus diesem Buch nicht wieder raus
ziehen, ich stecke zu tief drin. Ein Leben unter Schreibzwang; „Es gibt kein falsches
Leben im richtigen“. Habe ich richtig gelebt oder hätte ich wieder raus ziehen
sollen? Manche Menschen müssen im Leben vieles einstecken, ich musste vieles
reinstecken, vor allem viel Geld. „Geld macht nicht glücklich aber es
beunruhigt“. Geld hatte bei mir kein Bleiberecht, ich hatte zu viele Löcher zu
stopfen. Meine Freundin Silvia, ihr verdanke ich die Idee zu diesem Buch,
fragte mich ob ich mir ein anderes Leben gewünscht hätte. Welch eine Frage, ich
hatte es doch mit der Ehe probiert, eine Interessengemeinschaft an der man mit
der Zeit das Interesse verliert. Später interessierte ich mich für die Ware
Liebe und tat was man von mir erwartete, ich konsumierte. Nicht jeder der nicht
ganz richtig im Kopf ist, wird als unzurechnungsfähig eingesperrt, es gibt
einfach zu viele davon, jeder Schwachkopf wird dazu gerechnet. „Richtig im
Herzen“ ist wichtiger als im Kopf. Patty war immer lieb zu mir, ich war kein
Märchenprinz aber ein liebenswürdiger Kunde der ihr Vater hätte sein können
wenn… wie man so sagt. Eine „Vaterfigur“ mit Tochterkomplex, oder so ähnlich.
Es gab Momente wo Sie mir weh tun wollte, mir die Wahrheit ins Gesicht
sagte;“Du bist ein alter Mann, ich liebe nur dein Geld“. Die Wahrheit tut weh,
der Mensch bevorzugt den Selbstbetrug, er ist die schönste Form des Betruges,
man wird zum Schöpfer, erschafft sich eine heile Welt, umgeben von den
schützenden Mauern der frommen Lüge. Die Not erfordert die Notlüge, das Leben
erfordert die Lebenslüge, ein sorgsam errichtetes Kartenhaus, das leichten Winden
stand hält, im Sturm jedoch den Erbauer unter sich begräbt. Eine hohe
Prozentzahl gutgläubiger Männer erlebt dieses Desaster im Land des Lächelns,
wenn der Sturm das Lächeln und das Geld weg geblasen hat. Oft ist das Kartenhaus eine abgekartete
Sache, ein Spiel mit gezinkten Karten; „The Winner takes it all“ Abba. In
meinem Fall hatte der Amerikaner schlechte Karten, er zockte mit hohem Einsatz
ohne die anderen Mitspieler zu kennen. Mich kannte er als einen Mitbewerber aus
Deutschland, ein alter Mann über 70 Jahre alt, über 20 Jahre älter als er,
Patty hatte ihm von meinen Heiratsabsichten erzählt, er hielt mich für
wohlhabend. Das war ich gewiss nicht, hatte aber mehr Geld als er. Ich zahlte
unserem gemeinsamen Liebling auch mehr als das Doppelte, Patty kostete mich
über 2.000.- Euro pro Monat, meine Rentenbezüge lagen weit darunter. Meine
Unkosten in Deutschland, Miete usw. mussten bezahlt werden, ich lebte über
meine Verhältnisse. Zwei „arme Schweine“ im edlen Wettstreit um die Gunst einer
armen Näherin, die die Nadel an den Nagel gehängt hatte. Während ihr Verlobter
sich im fernen Amerika die monatlichen Zahlungen vom Munde absparte, hing ich
an ihrem Munde und unsere Zungen umspielten einander wie Engelszungen die ein
Liebeslied einstudierten. Ich tat wovon er nur träumen konnte, nahm täglich in
Besitz was ihm versprochen war, missbrauchte die lieblichen Harnwege seiner
künftigen Ehefrau auf das schändlichste.
HAUS UND HOF
Der Gebrauch einer Frau beschränkt
sich normalerweise auf überdachte Innenräume, das Haus ist die Heimat des
Geschlechtsverkehrs, bevorzugte Plattform ist das Bett im Schafzimmer, daher
die irreführende Bezeichnung „Beischlaf“ obwohl
selten jemand dabei schläft. Wer eine „eigene“ Frau hat kann „jederzeit“
darauf zurück greifen; „Die Frau im Haus erspart dem Zimmermann das
Frauenzimmer“. Die Ehefrau, auch als Hausfrau bekannt, ist also für den
Hausgebrauch bestimmt, der ihren weiteren Lebensweg bestimmt. Außer Haus ist
sie durch die Aura ihres Ringfingers vor jedem unbefugten Zugriff geschützt,
hier signalisiert ein güldener Reif ihre „Vergebenheit“. „Bin vergeben“ lautet die Botschaft und die
meisten Männer vergeben ihr diesen voreiligen Schritt, der ihren Schritt für
alle anderen versiegelt. Als Herrin über Haus und Hof lässt sie sich trotzdem
gern den Hof machen, während der Ehemann, der Hausmannskost überdrüssig im
Kontakthof alleinstehende Frauen hofiert. Das Hurenhaus, eine Wohngemeinschaft
herrenloser Damen, die sich keine vernünftige Partnervermittlung leisten
können, ist ein Haus der Freude in einer freudlosen Gasse, ein Ort der
Begegnung und des Austauschs, ein Haus ohne Beispiel. Bei der Heimkehr des
Mannes hängt nicht nur der Hosenwurm, es hängt auch der Haussegen schief,
Frauen riechen den Geruch anderer Frauen, können sich aber oft gegenseitig
nicht riechen. Verliert die Ehefrau die Contenance züchtigt sie den unzüchtigen
Mann mit diversem Schlagzeug aus der Küche, der sie täglich leckere Speisen
abringt weil die Liebe durch den Magen geht. Dieser Missbrauch von
Gerätschaften der Kochkunst erhebt die häusliche Gewalt in eine neue Dimension,
hier werden Kochlöffel und Nudelholz zu „Waffen der Frau“. Der sogenannte
„Hausmann“ hütet das Haus während die kampfbereite Frau sich im Außendienst
durch das Leben schlägt. Schlagfertig fertigt sie ihre männlichen Gegner ab und
beweist ihre Schlagkraft. Dies sind Ausnahmen die sich auch in der Regel
bestätigen, die mit Verschlusszeiten den Verkehr regelt. Das Hotel ist ein Haus
für alle Fälle, hier mieten sich die Geschlechter nach gegenseitiger
Einvernahme ein um dem Lockruf der Liebe zu folgen und die Folgen zu tragen.
Wenn ältere Männer junge Zimmermädchen als Frau missbrauchen werden sie wegen
„Personalmissbrauch“ mit einem Hausverbot belegt; „Vom Mädchen zur Frau“, ein
alter Aufklärungsfilm der frühen Jahre, wurde hier zu wörtlich genommen. Der
verheiratete Mann der Oberschicht hält sich eine erstklassige Zweitfrau, die
das Prädikat; „Erste Sahne“ trägt, was so viel wie „Sahnehäubchen“ auf der
Hochzeitstorte bedeutet. So manche Torte wird zur Tortur wenn das Sahnehäubchen
fehlt; „Aber bitte mit Sahne“. Der alleinstehende Mann mit kleinerem Einkommen
leistet sich eine jüngere
Reinigungskraft, deren Kraft bei guter Bezahlung über die Reinigung
hinausgeht, man kann sich vorstellen wie es beim Besuch einer solchen
„Zugehfrau“ zu geht. All das kann nicht über den eigentlichen Charakter der
Sexualität hinwegtäuschen, sie ist praktizierte Gewalt. Auf unnachahmliche Weise
bemächtigt sich der Mann des Körpers der Frau, er durchdringt mit dem Werkzeug
der Erniedrigung verschlossene Pforten die von der Natur schamhaft hinter
Schamhaar versteckt wurden, die Defloration, ein verletzender, blutrünstiger
Akt, der schmerzhaft bewusst macht dass dies nur der Anfang lebenslanger
Verfolgung und Bedrohung sein würde. Viele Frauen flüchten sich in eine
lesbische Beziehung um so dem „Machtinstrument der herrschenden Klasse“ zu
entgehen. Trotz Gewaltanwendung und Machtmissbrauch träumen viele Frauen von
der Ehe, sehen im Mann den Beschützer von Haus und Hof, nicht den Sklavenhalter
und Herrn im Herrenhaus. „Er soll dein Herr sein…GASPARONE „ Operette sich wer
kann.
UNTERGANG IN ÜBERSEE
Es kam wie es kommen musste, der
amerikanische Traum leistete den Offenbarungseid, unser Mann in Amerika war
zahlungsunfähig, er konnte die monatlichen Raten nicht mehr aufbringen. Jede
Andere hätte an dieser Stelle den Schlussstrich gezogen, den Strich vorgezogen.
Patty gab nicht auf; Jetzt erst recht, lautete ihre Devise, ihre Devisen würde
Sie in Amerika verdienen, als Putzfrau würde Sie dem Kapitalismus die Stirn
bieten, in Zukunft würde Sie harte Dollars verdienen. Es gab noch keine Impfung
gegen Dummheit, jeder musste selbst mit dem Kopf gegen die Wand laufen wenn er
die Stirn bieten wollte. Über ein Jahr
lang hatte der amerikanische Traumtänzer brav die versprochenen Zahlungen
geleistet, etwa 15.000.- Dollar an die Verlobte überwiesen, sogar die Scheidung
hatte er durchsetzen können, nun war Patty gefordert und war bereit ihr Ticket
nach Amerika selbst zu zahlen. Hat man je von einer Thailänderin gehört, die
ihr Ticket selbst zahlt um einen Ausländer zu heiraten der Pleite ist? „Wunder gibt
es immer wieder…“ Katja Ebstein. Sie tröstete den Verzweifelten mit diesem
Versprechen, erklärte ihm jedoch die Notwendigkeit das fehlende Geld bei mir
verdienen zu müssen. Offenbar war ihm das lieber als ihre Rückkehr an die Bar,
wo Sie vielen Männern ausgeliefert sein würde. Er wusste nicht dass Sie schon
seit dem Autokauf bei mir lebte und stimmte zu. Immerhin hatte Sie vor seiner
Zeit auch mit mir zusammen gewohnt, und ich war ein impotenter alter Mann. Er glaubte nicht an meine Impotenz und ich missbrauchte
die mir Anvertraute jeden Tag als würde Sie mir gehören. Ab jetzt wollte nicht
nur Ramon sondern auch er genau wissen ob wir heute schon… und wenn ja wie
lange. Was treiben diese Männer, warum wollen sie wissen wer und wie? Ist das
pervers oder normal, muss man diese Kerle bewundern oder bedauern? Patty
befriedigte den alten Mann in gewohnter Weise, ihr Service war von
gleichbleibender Qualität, ihre selbstverständliche Bereitschaft zur Mitarbeit
bei der Erstellung künstlerisch wertvoller Videofilme war bemerkenswert. Wir
waren ein eingespieltes Team, hatten Spaß an der Gestaltung intimer Szenen, die
natürliche Begabung meiner Partnerin machte den anstrengenden „Dreh“ zum
Genuss. Humorvoll spielte meine Hauptdarstellerin einen fiktiven Orgasmus in
Großaufnahme, während ich Sie scheinbar von hinten nahm. Spiel und ernste
Befriedigung lösten einander ab, leider erschütterten nur wenige echte Orgasmen
den mädchenhaften Körper, durchbrach der Ernst der Handlung die Spielfreude.
Genau diese Szenen erwiesen sich als „handfeste“ Erinnerungen wenn Jahre später
der Bildschirm zu meinem Partner wurde. In der Linken die Fernbedienung, in der
Rechten die „Nahbedienung“, auf den Ohren die Kopfhörer welche die
verzweifelten Hilfeschreie der gequälten Kreatur in Stereo vermittelten und den
feuchten Traum realisierten. Noch
befand sich das Objekt der Begierde in meinem „Besitz“, weder vergangene noch
künftige „Besitzer“ hatten Zugriff. Mit hängender Zunge und stehendem Phallus
hechelten sie ihre Not ins Telefon und erkundeten Details zu Nächstenliebe und
Kundendienst. Es riefen noch weitere Kunden an, Pattys Dienst am Kunden war in
aller Welt in bester Erinnerung, alle bedauerten ihren „Schritt vom Wege“ und
die Vergeudung eines Talents an einen einzelnen Nutzer. Täglich nutzte ich die
Anwesenheit eines begehrten Sexobjekts und missbrauchte das arme Ding ohne
Rücksicht auf amerikanische oder sonstige Interessen, jeder ist sich selbst der
Nächste.
GLÜCKSSPIELE
Die Anrufer fragten ob und wie oft der alte
Mann…? Ich fragte mich ob und wie oft unsere gemeinsame Spielgefährtin Orgasmen
bei Ramon oder Bill gehabt hatte? Was haben die, was ich nicht habe, warum
gelingt es mir nicht Sie „glücklich“ zu machen? Hier geht es um ein
Grundbedürfnis des Mannes;“Ihre Orgasmen soll Sie bei mir haben, nicht bei
anderen“. Das ist „Der wunde Punkt der offenen Wunde“, der gespielte Orgasmus.
Es gibt die berüchtigte Szene in einem amerikanischen Film, in der Sie Ihm beim
Essen im Nobelrestaurant einen Orgasmus vorspielt und die Dame am Nebentisch
von der Bedienung „das Gleiche“ verlangt. Ich fand weder die Grundidee noch die
Pointe witzig. Es amüsiert mich überhaupt nicht einem gespielten Orgasmus
zuzusehen, und faule Witze machen ein Trauerspiel nicht zum Lustspiel. Es
besteht keine Notwendigkeit, egal an welchem Ort, zu beweisen dass Frauen einen
Orgasmus spielen können, diese Tatsache ist so bekannt wie bedauerlich. Kann
Sie Ihm das vorspielen, kann Sie Ihm alles vorspielen, das heißt; Sie spielt
mit Ihm wie die Katze mit der Maus. Patty war eine ehrbare Dirne, am Anfang
unserer Geschäftsbeziehung gestand Sie mir, niemals einen Orgasmus zu haben.
Ich nahm es hin, es wurden keine Erwartungen geweckt, kein Leistungsdruck
erzeugt, nicht Sie, der Kunde sollte zu seinem Recht kommen. Keine
Selbstverständlichkeit in Pattaya, die meisten Dirnen
haben keine Berufsehre. Patty hatte diesen Ehrgeiz, es war ihr ein Bedürfnis
den Kunden zufrieden zu stellen, Sie nahm ihre Aufgabe ernst. In den ersten
Wochen bedurfte es keiner Potenzmittel um tote Hosen zu erwecken, aber schon
bald wurde wiederholte orale Unterstützung zur Wiederherstellung der Passform
unverzichtbar. Erneut drang das erstarkte Instrument in den Körper der Frau ein
und bewirkte eine völlig unerwartete Veränderung. Mit fassungslosem Erstaunen
sah der angeschlagene alte Mann die dramatische Verwandlung einer
aufopferungsvollen Altenpflegerin zum erbarmungswürdigen Opfer seines
standfesten „Liebesknochens“ der kraftvoll in Sie hinein arbeitete. Mit der
Energie eines jungen Mannes gelang es dem Alten das hilflose Opferlamm auf den
Gipfel der Erfüllung zu treiben, und den Moment höchsten Glücks mit ihr zu
erleben. Wider Erwarten erreichte das ungleiche Paar den Höhepunkt gemeinsamer
Arbeit zur selben Zeit, das tierische Grunzen des Mannes mischte sich mit den
gellenden Schreien die das gepeinigte Geschöpf von sich gab. Immer wieder rief
Sie seinen Namen, eine ehrliche Danksagung, die er nie wieder so schön wie heute
hören würde. Der geneigte Leser möge auftretende Wiederholungen tolerieren, die
Niederschriften eines hochbetagten Mannes sind nicht frei davon. Der Autor
schwelgt in Erinnerungen, träumt sich in Höhepunkte zurück die tiefen Eindruck
hinterlassen haben, ein Leben zwischen hoch und tief, hoch aufgerichtet das
Marterinstrument, tief eingedrungen in die Partnerin. Ein simpler Vorgang, dem
der Mensch neue Seiten abgewinnt, grundsätzlich werden Ausgänge als Eingänge
missbraucht, der Eingang für die Aufnahme von Nahrungsmitteln wird als eine Art
Sanatorium für Stehbehinderte genutzt. Dem Erfindergeist des Menschen sind
keine Grenzen gesetzt, er vermag aus jeder Umkehrung einen Lustgewinn zu
generieren, es gelingt ihm sogar den Schmerz als positives Erleben in seine
krankhaften Handlungen einzubeziehen. Alles was er vorfindet wird allein seiner
Wollust nutzbar gemacht und durch Verhütungsmittel der eigentlichen Bestimmung
entzogen.
NATURGESETZE MIT PELZBESATZ
Die Entdeckung der Vagina als Lust und
Frust-Element führte anfangs zu schamhafter Verleugnung und zur Verteufelung
der Frau an sich. Die Kirche erkannte mit Scharfblick das Gefahrenpotential und
verfügte; Unter der Gürtellinie sei der Gürtel enger zu schnallen. Die
Sexualität habe allein der Zeugung zu dienen. Mit durchschlagendem Erfolg, sie
vermehren sich wie die Karnickel. Ob alle satt werden war noch nie die Sorge
derer gewesen, die sich um die sinnvolle Nutzung der Geschlechtsorgane sorgten.
Tatsächlich wurde hier nur das Diktat der Natur wiederholt, die sehr wohl weiß
dass „Fressen und gefressen werden“ fortwährend den Bestand dezimiert. Bei
absehbaren Verlusten auf der Verliererseite ist die Sicherung des Nachschubs;
eine ausreichende Versorgung mit Todesopfern lebenswichtig. Pervers wie Mutter
Natur nun mal ist, drängt sie ständig auf Zeugung neuen Lebens denn sie hat
viele hungrige Mäuler zu stopfen. „How can you dare“
wie können Sie es wagen derart respektlos von Mutter Natur zu sprechen? An
deren Busen die Romantiker ruhten, die Dichter saugten, die Menschen Frieden
fanden, ihre unglaubliche Fülle und Schönheit, gibt es etwas schöneres als
Ameisen die tote Käfer fressen, Ameisenbären die lebende Ameisen fressen? Wer
A-Meise sagt, muss auch B-Meise sagen. Freut es nicht den Menschen wenn der vom
Aussterben bedrohte pumanische Puma wieder
ausreichend Beutetiere für seinen täglichen „Mundraub“ vorfindet? Das Beutetier
ist der Motor der Natur, erst wenn es als Jagdopfer sein Leben verliert erfüllt
sich der Sinn seines Lebens. Bewundern wir nicht die majestätische Schönheit,
die geschmeidige Schnelligkeit des eleganten Raubtiers dem die Natur mit großer
Selbstverständlichkeit eines ihrer Lebewesen opfert? Stärke und Anmut bestimmen
Sieg und Niederlage bei Mensch und Tier, der Löwe ist der König der Tiere, der
Mensch ist der König der Löwen. Ein weiser Herrscher, der das Raubtier schützt
und immer für Beute sorgt. Die absurden Gefühlsduseleien von Gutmenschen, die
hilflosen Tieren Bed and
Breakfast anbieten und Schlachtvieh vor der Schlachtbank retten wollen, während
die Politiker die Banken retten, retten die Welt nicht vor dem Untergang. Nicht
„Zigeuner“ sondern „Schnitzel“ ist das neue Unwort und keiner setzt sich Läuse
in den Pelz der Großmutter. Einst
Statussymbol und „Dosenöffner“, heute schwimmen den Kürschnern die Felle weg.
Ich konnte mir nie einen Pelzmantel leisten, damals glaubte ich noch im Winter
sei es kalt. Sehr viel später entdeckte ich wie überflüssig ein Pelzmantel war
wenn man das Geld für ein Flugticket investierte. Während die Frauen noch Pelz
von Pelztieren trugen hörte ich „Pelz von Felinau“
eine beeindruckende „Hörspielstimme“ bei Rias-Berlin, Rundfunk im
amerikanischen Sektor. Damals hörte man noch um zu sehen. Wer gut betucht war
hüllte sich nicht in Tuch, Damen und Herren trugen Nerz und andere
Kostbarkeiten, die einfache Frau trug einfach „Kanin“, ein Pelztier ohne Lobby.
Auch die Lämmer hatten keinen Fürsprecher und hüllten sich in Schweigen als ich
Jahre später einen Lammfellmantel kaufte, ein schweres Kleidungsstück mit einem
riesigen Kragen, der aufgestellt bis über die Ohren ging, ich war noch
berufstätig und konnte dem Winter nicht entgehen. Nicht jeder der einen solchen
Mantel trägt ist ein Wolf im Schafspelz, ich war eher ein Lamm in der Kälte.
Während ich dies schreibe sehe ich mit einem Auge einen Bericht über den
Künstler Joseph Beuys der grad hundert Jahre alt geworden wäre. (Ist das Kunst
oder kann das weg?) Und was trägt unser „Filz und Fett-Künstler“? Die Aufnahmen von damals zeigen den Meister
in einem bodenlangen Pelzmantel, sicher war das Kunst. Normalerweise ist das
Tragen von Pelz keine Kunst, es kann also weg. Sogar der „Naturpelz“, auch
Schamhaar genannt, wurde weitgehend unmodern, auch die erwachsene Frau war
wieder „Nackt wie Gott sie schuf“. Die Jugend hat den Pelz so verteufelt, heute
ist ihr sogar der wunderschöne Webpelz von C&A zu teuer. Ich konnte nicht
widerstehen und kaufte nach vielen Streicheleinheiten, die ich dem gewebten
Tier geschenkt hatte, eine überaus kuschelige Damenjacke in schmutzigem Weiß
für 40.- Euro, um als „Venus im Pelz“ oder einfacher ausgedrückt, als
„Pelztunte“ falsche Eindrücke zu provozieren. Jetzt wo mir die Pelzjacke so gut
stand, stand mir der Winter nicht mehr zur Verfügung. Wenige Tage nach dem Kauf
flog ich ohne Pelz in die winterliche Hitze Thailands, fror zwei Stunden lang
im „eisgekühlten“ Taxi ehe ich mit“ Unterkühlung „ in Pattaya
mit 33 Grad Celsius empfangen wurde. Nun befand ich mich in einer „pelzarmen
Region“ in der auch Kunstpelz nicht als Kunst gewürdigt wurde. Ich als
Liebhaber moderner Kunst hatte mich jedoch davor noch in Berlin in einige
Kunstwerke aus Kunstpelz verliebt, die im „KADEWE“ und anderen Shops in der
City zu bewundern waren, sie erinnerten an die Palette großer Meister, ein
Farbenrausch mit dem ich mich gern geschmückt hätte. Damenmäntel natürlich, in
gehobener Preislage, etwa 1.000.- Euro. Das hätte nicht nur meine „Geldbörse“
überstrapaziert, sondern auch die „Pelztunte“ auf die Spitze getrieben.
Menschen denken in Kategorien, wie sollen sie wissen dass ich ein
heterosexueller Sextourist mit starken femininen Anteilen bin, also fast eine
Frau die Frauen liebt. Im Gegensatz zu vielen schwulen Männern wollen lesbische
Frauen keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, Hauptsache sie erregen die
Gefühle der Frau ihres Herzens. Das erklärt sicher meine Zurückhaltung. Meine
krankhafte Sehnsucht nach Farben bringt mich trotz maskuliner Gebärden, immer
wieder in Verruf. Ein richtiger Kerl, ohne Auto, ein Widerspruch in sich, läuft
nicht ganz in lila gekleidet mit einem pinkfarbenen „Tuntenköfferchen“
auf zwei Rädern, im Schlepptau über die Promenade zwischen Nollendorfplatz und
Winterfeldplatz.
HINEIN MIT
SACK UND FLÖTE
Dieser Ausruf eines unschuldigen
Knaben erschreckte meine Mutter während des Krieges als ich etwa neun Jahre alt
war, Sie empfand ihn eindeutig als zweideutig. Für mich hatte er nichts zu
bedeuten, ich hatte ihn im Kino aufgeschnappt, als deutsche
Sturzkampf-Flugzeuge „Stukas“ sich mit ihrer
Bombenladung auf den Feind stürzten. Die Piloten in der Kanzel unterstrichen
mit diesem Spruch den Angriff. Meine Mutter war erleichtert als ich Sie
aufklärte, für mich war der Ausruf nun „politisch nicht mehr korrekt“.
Irgendwann kam ich dahinter, aber irgendwas stimmte nicht. Musste denn der
Hoden zuerst eingeführt werden und die „Flöte“ war zweitrangig?
Unverantwortlich, wie kann man ein Kind so verwirren? Immerhin hatten deutsche
Piloten im Film nicht „Die Eier“ der Flöte den Vorrang zu geben. Im Folgenden
will ich nun der Flöte zu ihrem Recht verhelfen, es soll von Dichtung und Musik
die Rede sein. Als alter „Sack“ bewegte ich mich nackt unter Nackten und meine
Flöte wurde nicht mehr gespielt. In unserer City Sauna gab es eine Dichterin,
die sich gern den Anschein lesbischer Neigungen gab um so die Aufmerksamkeit
der Männer auf sich zu lenken, den Stachel im Fleische anzustacheln um ihn im
Fleische zu spüren. Die Eitelkeit der Männer; „Wenn ich die rum kriege bin ich
ein ganzer Kerl. Unsere Beziehung war platonisch und von Dichtung überschattet.
Sie war aus gutem Hause, der Vater war Bankdirektor, die Mutter Opernsängerin,
Sie selbst spielte Querflöte und konnte Noten lesen, was ihr eine besondere
Note gab. Meinen erbärmlichen Gedichten gab Sie stets gute Noten, hier war
Liebe im Spiel. „Man spielt nicht mit der Liebe“ war ein alter Ufa-Film in
schwarz/weiß, eine Schwarzweiß-Malerei wie sie damals üblich war bevor der
Farbfilm den Kitsch zum Überlaufen brachte. Unsere kitschige gegenseitige
Anbetung duldete keine profane Missachtung der Gürtellinie, fehlende Gürtel
unterstrichen den Trennungsstrich. Die vulgäre Nacktheit eines übervölkerten
Saunabetriebs wurde angenehm von der Dienstkleidung der Bademeister
akzentuiert, eine Art „Reizwäsche“ welche die Blicke der unverhüllten Damen auf
sich zog. Nora schmückte sich gern mit einer hübschen Pianistin die ihre
Flötenkonzerte begleitete. Ich begleitete Noras Auftritte als Kameramann und
hielt die Kammermusik in bewegten Bildern fest. Bewegende Eindrücke wenn Sie
die Flöte zur Seite legte und mit glockenheller Stimme „Die Glocke“ von
Schiller und eigene Werke raus posaunte. Merkwürdigerweise konnte Sie von ihrer
Kunst leben, worum ich Sie als unbekannter Dichter beneidete. Ihre Gedichte
waren abgehoben wie ein Helikopter kurz nach dem Start, Sie war ein echter
Überflieger. Mir war der Zugang verwehrt weil ich den Schlüssel zu ihrem Herzen
verlegt hatte. Auch ihre Kammermusik konnte mir nicht die richtigen Flötentöne
beibringen, sie spielte Querflöte, ich war ein Querdenker. Dennoch war in
meinem Herzen immer eine Kammer für Sie reserviert. Früher ein Nistplatz für
süße Mäuse und scharfe Ratten, hier wurde trotz meiner Depressionen nicht nur
Trübsal geblasen, nun sollte der Kammerjäger das „Halali“
blasen. Nora nannte sich gern Madame N. so stand es auch unter ihren Gedichten
von denen ich eins, es erinnert an Rainer Maria Rilke, hier preisgeben
möchte: DAS SUCHEN
Suchen finden überwinden, Lampen Lumpen Humpen
pumpen, Helle Lampen auch in Kampen, Schöne Leuchten als wir keuchten,
Lampenschein und Herz hinein, Eier und Tokaierwein, immer ja und niemals nein,
Lampenlicht und Birnenglut, Lampe ach ich bin dir gut. Einer spielt sich an die
Rampe, sucht die Eier Meister Lampe. O Stern, O Stern, OSTERN. Madame N.
MARX UND MORITZ
Wie sich der kleine Moritz die
Philosophie vorstellt. Unheilbar vorbelastet greift der kleine Moritz in
Thailand in ein großes Bücherregal und findet ein Werk von Marx und Engels aus
dem Jahre 1845/46 neu aufgelegt: 1978. Anstatt es in der hohen Luftfeuchtigkeit
verschimmeln zu lassen trägt er den kostbaren Schatz heim in sein Hotel und
arbeitet sich in schlaflosen Nächten mühselig durch die 550 Seiten; „DIE
DEUTSCHE IDEOLOGIE“ Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren
Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen
verschiedenen Propheten. Natürlich
findet sich der kleine Moritz sehr bald in den Betrachtungen über das Proletariat wieder und versucht im hohen
Alter nochmals sein Glück bei der Entdeckung der Philosophie. Als junger Mensch
hatte er in Ostberlin DAS KAPITAL zu lesen versucht und hatte sehr schnell
aufgeben müssen. Diesmal bleibt er am Ball und freut sich wie ein Kind wenn er
etwas vom Text versteht. Gleich am Anfang wird Kant korrigiert; „Ich denke also
bin ich“ muss laut Marx/Engels; „Ich produziere also bin ich“ heißen. Das
gefällt unserem Minimalphilosophen, vom Denken wird man nicht satt und Hunger
ist der beste Koch. Am meisten bejubelt er den schlichten Satz auf Seite 218
den jeder verstehen kann; „Philosophie und Studium der wirklichen Welt
verhalten sich zueinander wie Onanie und Geschlechtsliebe“. Einfach und frivol,
das könnte von mir sein, denkt sich der aufgeweckte Bengel. Wenn die beiden
großen Geister Hohn und Spott über ihre Kontrahenten ausschütten ist Moritz,
der Schreiber dieser Zeilen, in seinem Element, soviel Ironie, Sarkasmus und
Witz hatte er den verknöcherten Utopisten
gar nicht zugetraut. Bei allen berechtigten Vorwürfen die Sie ihren
Gegenspielern machen, fällt nach dem Zusammenbruch der „Schönsten Utopie aller
Zeiten“ doch ihre eigene Fehleinschätzung des Menschen auf. Der
unerschütterliche Glaube an den „Neuen Menschen“, der nach dem „Letzten
Gefecht“ von allen Zwängen kapitalistischer Ausbeutung befreit sein würde, war
der wunde Punkt der liebenswerten Utopie. „Glauben ist nicht Wissen“ weiß der
Volksmund. How can you dare als kleiner Denker hier
mitzureden und deinen mittelscharfen Senf dazu zu geben? Was die Berufsdenker
nicht schaffen wirst du mit dem „Gesunden Menschenverstand“ auch nicht lösen,
zumal wir inzwischen wissen wie krank der ist.
AUFBRUCH INS
UNGEWISSE
Das Ende meines Sexuallebens ist
nahe, die letzte große Liebe meines Lebens macht sich auf die Socken um kalte
Füße zu bekommen. Unser Mann in Amerika ist glücklich geschieden und frei für
eine neue Gefangenschaft. Patty hat einen Termin bei der amerikanischen
Botschaft in Bangkok, das Schicksal nimmt unerbittlich seinen Lauf. Erneut
mache ich mir bewusst wie glücklich ich sein müsste dass Er mir die erdrückende
Last abnimmt. Eine gute Lösung, zwei hoffnungsvolle „Junge Menschen“ werden
„Ja“ sagen zum heiligen Bund der Ehe und „Nein“ zu den Realitäten des täglichen
Lebens. Ein alter Mann begräbt seine Illusionen und beschließt in Würde zu
altern. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Ein Unwürdiger tauscht
käufliche Liebe gegen kostenlose Würde, wer würde da nicht jubeln. Noch regiert
der Schmerz aber jeder Mensch muss hergeben was ihm geliehen ward. „Früher oder
später trinken alle Wurzelpeter“. Die Liebe ist die Wurzel allen Übels, der
Peter ist ein entwurzelter Likörtrinker. „Wer Sorgen hat, hat auch Likör“.
Patty wurde in der Botschaft wohlwollend empfangen, man machte Ihr Hoffnung auf
ein Visum, Sie zahlte alle Gebühren und bereitete sich auf die große Reise vor.
Ich schrieb für Sie einen Brief an Bill, er müsse Sie abholen, allein könne Sie
nicht reisen. Er hatte kein Geld für den Flug, musste einen Kredit aufnehmen,
Sie würde ihr Ticket selbst zahlen. Bill fragte bei jedem Anruf ob wir
Geschlechtsverkehr hatten, Sie sagte ja obwohl ich ihr zum Gegenteil geraten
hatte; Warum willst du ihn quälen, sag einfach, Peter ist zu alt, sein Glied
steht nicht mehr. Patty sagte mit unbewegtem Gesicht die Wahrheit, Sie
arbeitete für Geld, Er war ja nicht zahlungsfähig. Ramon nahm zur Kenntnis dass
seine Zeit abgelaufen war, seine Anrufe wurden weniger. Ich glaube er war sogar
eine Zeit lang in Pattaya aber Patty nannte unser
Hotel nicht. Bill rief zweimal täglich an, wollte wissen wie oft und wie
lange…. Er fragte was wir sonst täten, Patty erzählte von kunstvollen Porträts
die ich auf dem Balkon fotografiert hatte. Er bat um Fotos, Patty weigerte
sich; Was will er mit Fotos, Er hat mich bald lebendig. Wieder hatte ich
Mitleid und überredete Sie ihm die Papierbilder mit der Post zu schicken. Sie
kaufte ein faltbares Paket, wo ein großes Kuvert genügt hätte, wir hatten einen
langen und bösen Streit um die albernen Bilder, Sie fühlte sich im Recht und
wollte meine Argumente nicht gelten lassen. Schließlich siegte das Kuvert aber
unsere „Liebe“ war zerbrochen. „Von da an gings
bergab“, um mit Hildegard Knef zu singen. Patty hatte eine Zukunft, ich hatte
ausgespielt, nach ihr würde es in meinem Leben keine Frau mehr geben. Es gab
Sie schon jetzt nicht mehr, Sie entglitt mir Tag für Tag mehr und zog
irgendwann den Schlussstrich unter unsere Geschäftsbeziehung. Sie wollte die
Zeit bis zur Abreise wieder in ihrer Bar arbeiten, ich konnte Sie nicht daran
hindern. Wieder einmal konnte „Der Farang“, in diesem
Fall ich, nicht begreifen warum Sie der Bar den Vorzug gab, egoistisch wollte
ich „mein Sexobjekt“ bis zur letzten Minute „besitzen“, wenn ich Sie schon für
immer hergeben musste. Andererseits kann der geplagte Kunde einer „Edelnutte“
eine gewisse Erleichterung nicht verleugnen wenn die enorme finanzielle
Belastung ein Ende hat. Als Ehemann kann man sich seinen festen Verpflichtungen
nicht mal durch Scheidung entziehen, als Freier ist man tatsächlich frei. Auch
Patty wollte „frei sein“, nicht zuletzt der „Zuhälterei“ der eigenen Familie
entfliehen, weit weg von „Mama-Papa“ und den zahlreichen Geschwistern, alle
Nutznießer der „Knochenarbeit am Liebesknochen“. Während unserer „wilden Ehe“
hatte es den Besuch der alten Dame gegeben, ihre Mutter war mit „Gefolge“
angereist, man wollte den deutschen Wohltäter der Familie kennen lernen und
reiste im eigenen Wagen, bezahlt vom amerikanischen Wohltäter, an. Devot und
mit Respekt vor den Millionen des Harlekins, begrüßten mich Mama-Papa und fünf
weitere Unbekannte auf dem Parkplatz meines Hotels, wo ich das teure Fahrzeug
bewunderte. Ich hatte versucht die „Bagage“ hier unterzubringen, es war zu
teuer, wir lieferten sie in einem billigen Hotel auf der Naklua
Road, in zwei Zimmern a 600.- Baht ab, ich spendierte der Familie 2.000.- Baht
Taschengeld und musste meine „Leihgattin“ an die Besucher abgeben, man blieb
unter sich, ich blieb allein. Man besuchte den Strand und das Meer, es kam zu
einem „Gespräch“ mit einer älteren Touristin, der die Mutter von Patty stolz
das Monatsgehalt ihrer Tochter nannte. 70.000.- Baht, die Touristin „staunte
Bauklötzer“, das war auch für sie viel Geld, bei dem damaligen Kurs: 1.400.-
Euro. Wer wäre da nicht stolz auf die überdurchschnittliche Leistung einer
solchen Tochter, die vom Amerikaner 1.000.- Dollar oben auf bekam. Nach zwei Tagen
reiste der Clan der Ausbeuter ab, ich hatte meinen Schatz wieder für mich.
Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen, zwei zahlende Kunden sind besser
als einer; „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm“. Nun war der Wohlstand
gefährdet, der „Ami“ zahlte nicht mehr, der Deutsche hatte die Kündigung
erhalten, die doppelte Kurtisane hatte mein Doppelbett verlassen. Ein kleiner
Mann allein im großen Bett, Patty arbeitete wieder dort wo mein spätes Glück
begonnen hatte. Sie bewohnte ein billiges Zimmer, hier konnte Bill empfangen
als hätte es nie eine „Ehe zu dritt“ gegeben. Immerhin gab es davor einen
Abschiedsbesuch bei dem ich Tränen der Rührung vergoss, während Sie kühl und
unnahbar blieb. Ohne Zärtlichkeit und ohne Sex war es eine Geste der Höflichkeit,
die jedoch wieder in Streit mündete. Wir gingen miteinander essen, Sie fragte
mich wie viel 1.000.- Dollar in Baht wären, die Sie offenbar in Amerika als
Putzfrau verdienen wollte. Ich erinnerte Sie an Nebenkosten wie Fahrgeld und
Taschengeld, Sie wurde böse, das wollte Sie nicht wissen.“Eine
Milchmädchenrechnung ohne den Wirt gemacht“. Ungehalten sagte Sie mir deutlich
wie sehr ich ihr auf die Nerven ging. Ihr Verhalten erleichterte mir den
Abschied, ich sah ein dass alles im Leben einen Anfang und ein Ende haben
musste. War es ihr gerechter Zorn auf den alten Besserwisser, schon der Streit
um das Postpaket mit den Fotos hatte Gräben aufgerissen, oder war es Mitleid um
mir die Trennung leicht zu machen? Sentimentales Wunschdenken,
unverbesserliches Suchen nach einem Gefühl das so nie existierte. Das Wort
Liebe ist im Wortschatz einer Prostituierten nicht enthalten, Sie liebt diesen
Beruf nicht, Sie übt ihn aus. Ihre Liebe gilt traditionell der Familie und dem
thailändischen Freund oder Ehemann. Sie wäre fähig einen jungen, gut
aussehenden Farang zu lieben, warum sollte Sie mich
lieben? Für den alten Mann war es nicht nur der Abschied von einer intensiven
Langzeitbeziehung, es war der Abschied von Sex und Liebe, es war das Ende
dessen wofür der Mann geschaffen ist, für die Frau. Was ihn erwartete war
Einsamkeit im Alter, endgültige Impotenz, Verzicht auf geliebte Gewohnheiten,
das Ende der Onanie. Mangelndes Geh und Stehvermögen, abgeschlaffte
Gebrechlichkeit, trostloses Nachtrauern, Windelhosen statt Erektionen,
Blasenschwäche statt blasende Frauen.
DIE MACHT DER
LIEBE
Verblassen der Erinnerung als hätte es nur
zwei Frauen gegeben, die erste und die letzte Liebe sollten erhalten bleiben,
die Erste für immer unvergänglich. Jugendliche Unschuld, die Verzauberung, das
Staunen, das Schweben, die Schwerelosigkeit der Gefühle, das
selbstverständliche ineinander Aufgehen, das Verschwinden einer feindlichen
Realität zugunsten einer traumhaften Sicherheit, das völlige Fehlen materieller
Interessen, eine bedingungslose Liebe ohne Zweifel und Argwohn, ohne Kampf und
Niederlage. Ein Traum ohne böses Erwachen, ein endloses Gefühl des Glücks, ohne
die Tristesse der Gewohnheit im Gefängnis einer Ehe. Die wahre Liebe, die nur
gibt und nichts verlangt, die Erfüllung einer lang gehegten Sehnsucht. Eine
Liebe die niemals endet, so wie jeder Schlager sie besingt. Selbstverständlich
waren die vielen begehrenswerten Mädchen meiner naiven Jugend für die Liebe erschaffen,
sie sehnten sich nach der Begegnung der Herzen, hatten Angst ein Kind zu
bekommen, wollten für die Liebe und nur für die Liebe leben. Nie hatte ich
gehört dass sie sich ein Kind wünschen könnten, sie träumten von einem tollen
Wagen, aber nicht von einem Kinderwagen. Wer ersehnt schon eine versaute Figur,
Übelkeit und Erbrechen, das ist doch zum Kotzen. „Kotz doch!“ hätte meine
Mutter an dieser Stelle gesagt, die natürlich auch kein Kind wollte als sie
mich unter dem Herzen trug. Hätte mein Vater ihre Pläne nicht verhindert, wäre
ihr eine schwere Geburt und mir ein schweres Leben erspart geblieben. Lange
blieb mir die ernüchternde Wahrheit über die Wünsche der Frauen erspart, erst
in der Mitte meines Lebens offenbarte sich mir die Heimtücke der Natur, es traf
mich wie ein Keulenschlag; Frauen wünschen sich Kinder! Auch meine Jugendliebe
Annemarie wollte kein Kind und tat was meiner Mutter versagt geblieben war.
Unvermittelt hatte der Ernst des Lebens uns aus dem siebenten Himmel auf die
Erde zurückgeholt und ein Kind in Aussicht gestellt. Meine Geliebte entschied
sich dagegen, Sie war älter und klüger, ich war ein Traumtänzer ohne Beruf und
Geld. Ich war wohl 22 Jahre alt, aber ein Kindskopf ohne Bezug zur Realität.
Wenn eine kluge schöne Frau einen verträumten, niedlichen jungen Mann für ein
ernstes Spiel auswählt dann muss das wohl Liebe sein. Wir teilten uns die
Kosten, ich blieb was ich war, ein Statist. Die „Nachwehen“ mit denen die
„Hauptdarstellerin“ zu kämpfen hatte, brachte ich mit keinem unbewussten
„Kinderwunsch“ in Verbindung, wir waren zu dieser Zeit wenig aufgeklärt und
Opfer der einseitigen Propaganda. Meine Freundin erholte sich, ich hatte keine
Ahnung von den widerstreitenden Gefühlen einer Frau nach einem gewaltsamen
Eingriff in die Gesetze der Natur. Sie belastete mich nicht mit Dingen die ich
ohnehin nicht verstanden hätte, so blieb ich für lange Zeit dumm und setzte die
Jugendliebe unbekümmert fort. Wie sehr muss es sie verletzt haben als ich ohne
Not die Fronten wechselte und in den Westen ging. So dankte ich ihr für die
Hingabe, für eine Liebe der Sie ihr Kind geopfert hatte. Ich habe diese
Dummheit oft bereut, eine solche Liebe wurde mir nie wieder geschenkt. Ist die
Liebe nun wirklich „Ein Geschenk des Himmels“ oder ist sie eine Illusion,
lediglich eine „Mausefalle“ die zuschnappt wenn der Zeugung neuen Lebens Genüge
getan wurde, oder ist sie ein reales Phänomen das die allmächtige Natur mit
„Der Macht der Liebe“ überwinden kann? Es fällt mir schwer mich von meinen
negativen Denkgewohnheiten zu trennen, für mich ist die Liebe eine Fata
Morgana, ein Hirngespinst, begünstigt durch die Naivität der Betroffenen, die
Anhänger einer Glaubensrichtung sind welche die Liebe zu ihrem Fetisch gemacht
hat, eine Art „Knoblauch“ mit dem man den „Vampir Hass“ bekämpft. Die Liebe
kann den Hass nicht besiegen, sie erzeugt selbst Hass. „Sometimes
i hate you, because i love you“, singt ein amerikanischer Song, der Textdichter kennt
die Menschen.
SCHIFFBRÜCHIG
Gibt es ein Leben vor dem Tode? Gibt
es ein Leben nach Patty? Große Fragen kleiner Menschen, kleine Ursachen große
Wirkungen. Solo in der Stadt der Frauen, überall winkt die Liebe, ich winke ab.
Es fiel mir schwer Pattys Verhalten zu deuten, „Das Rätsel Frau“ schien gelöst,
es tauchte in den „Denksportschriften“ nicht mehr auf, hier ging es wohl mehr
um „ Das Rätsel Nutte“. Ich benutze das Wort nicht gern aber es ist kurz und
bündig. Immerhin zeigte auch Sie eine gewisse Rührung als Sie meine Tränen sah,
„Es geht eine Träne auf Reisen“. Deutsches Liedgut. Lied gut, nichts für ungut.
Ungute Gefühle zur Zukunft der Frau die ich liebte, verfinsterten mein
tränenumflortes Antlitz, „Tränen lügen nicht“. Patty kannte dieses Lied nicht
aber Sie kannte sich mit Tränen aus. Die Liebe ist ein schiffbrüchiges Boot in
einem Meer von Tränen, siegessicher segelt es zu Anbeginn in den
verschwenderisch leuchtenden Sonnenuntergang und geht darin unter. Patty
segelte wie weiland Kolumbus über das weite Meer um Amerika zu entdecken,
während mein Schiff mit der Sonne im Meer versank. Wir küssten uns wie zwei
unschuldige Kinder, scheu und vorsichtig berührten meine spröden Lippen die
zarte Haut der jugendlichen Wangen einer „fremden Frau“ die keinen Missbrauch
duldete. Gerührt aber entschlossen verließ Sie mein Zimmer, ich sollte Sie nie
wieder sehen. „Der Mann der die Frauen liebte“ am Ende dieses französischen
Films läuft der Held als Patient im Krankenhaus der Schwester nach, so wie er
sein Leben lang den Frauen nachgelaufen war, er stolpert, stürzt und reißt sich
die lebenswichtige Kanüle aus dem Arm, ein Opfer seiner Sucht. Männer sind
süchtig nach Frauen, eine der gefährlichsten Drogen der Welt, teuer wie
Rauschgift aber frei verkäuflich. Der süchtige Amerikaner hatte mehr Glück als
Verstand, seine „Droge“ stand zu ihrem Wort und zu seiner Verfügung. Mit leeren
Händen und Taschen traf der mittellose „Traumprinz“ in der Stadt der Träume ein
und entführte die wohlhabende Prinzessin auf sein „Schloss“ in North Carolina.
Mich kümmerte das alles nicht mehr, „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der
Mohr kann gehen“. Ich ging nach Deutschland um mich bei meinen Freunden in
Berlin auszuweinen und mir reinen Wein einzuschenken. Meine Liebe galt dem
Alkohol, ich trank vor dem Bildschirm, ein alter Freund der mir die
Entschwundene so gut es ging ersetzte. Während Bill seine Raten nicht mehr
zahlen konnte, ich meine Zahlungen einstellen konnte, konnte mein Jugendfreund
Bodo dies aus psychologischen Gründen nicht tun, der alimentierte junge Mann
ließ sein Opfer nicht aus den Klauen, täglich rief er Bodo an und beteuerte
seine „Liebe“. Bodo gehörte zu den Zwangsneurotikern die den Zwang zur
Ratenzahlung auf sich selbst ausüben. Bill konnte auf Erfüllung seiner Träume hoffen,
Bodo träumte von der Hoffnung und zahlte für den Traum. Ich hatte ausgeträumt
und ausgezahlt, konnte wieder Geld auf die Seite legen wenn ich mich ohne
Beischlaf auf die Seite legte, das Leben hat auch gute Seiten. Bodo lebte
sparsam, er konnte das Geld erübrigen aber er warf es zum Fenster hinaus,
gekaufte Illusionen, bezahlte Fata Morgana.“Der große Bluff“, ein passender
Filmtitel. Die „Liebe“ ist ein Versprechen ohne Skrupel, eine Notlüge um Sex
oder Geld zu erschwindeln, „Ich liebe dich“ kann jeder Betrüger sagen, es geht
leicht über die Lippen und schwer aus dem Kopf. Ich habe Respekt vor jedem
einzelnen Menschen und will weder meinen Freund Bodo noch andere kritisieren,
das Schicken von Geld an Sexobjekte in Thailand ist eine weit verbreitete Krankheit,
wer in diese Falle geht ist bestraft genug, Spott und Hohn sind hier völlig
unangebracht. Ich selbst habe nie Geld geschickt, aber bei jeder Abreise enorme
Summen für die Überbrückung meiner Abwesenheit gezahlt. Wenn ich von diesen
Dingen berichte, dann nur um „Die Macht der Liebe“ anzuprangern. Ich war frei,
die „Liebe“ hatte keine Macht mehr über mich, ein gütiges Schicksal hatte mir
meine wenigen Ersparnisse gelassen, der Kelch war an mir vorübergegangen.
DIE GELIEBTE
STIMME
„Wunder gibt es immer wieder…“ ich
erhielt einen Anruf aus Amerika, eine alte Freundin erinnerte sich an mich.
Patty erzählte keine Details, fragte nach meinem Befinden, ihr ginge es gut,
alles sei bestens. Sie gab mir ihre Postanschrift, Sie lebte in North Carolina,
ich solle ihr schreiben. Sie hatte geheiratet und verstand sich gut mit den
beiden schulpflichtigen Töchtern ihres
Mannes. Ich war glücklich ihre Stimme zu hören und hielt den Anruf für einen
„Liebesbeweis“. Liebe ist eine Glaubensfrage, es gibt keine Beweise für
vergängliche Gefühle. Ich war ein Wunschdenker, ein sentimentaler Farang, naiv und auf einer Ebene mit all den anderen
Tagträumern die an Wunder glaubten. Patty fühlte sich unwohl in dem fremden
Land, Ihre Gedanken hingen Erinnerungen nach, Familie, Freunde und Kunden waren
nur per Telefon zu erreichen, Sie musste die Fremdheit überbrücken, hatte keine
Freunde. Für mich waren ihre Anrufe beglückend, ich erfuhr keine Einzelheiten,
wusste nichts von ihrem neuen Leben aber ich war nicht vergessen. Sie rief
immer wieder an, ich hörte keine Klagen, Sie bat nie um Geld, ich hörte ihre
Stimme und zahlte keinen Pfennig. Zu dieser Stimme gehörte ein Unterleib der
nicht mehr mir gehörte, er gehörte Bill, Patty gehörte ihm. Das Bild hatte sich
gedreht, nun war ich der Telefonpartner, ich fragte jedoch nicht nach dem Sex
der Eheleute, die Ehe ist heilig. Warum rief Sie mich an, warum gab es keine
Berichterstattung, warum blieb das Gespräch immer an der Oberfläche? Thailänder
fürchten nichts so sehr wie den „Gesichtsverlust“, Sie durfte ihre Fehler nicht
bestätigen, die Richtigkeit meiner Warnungen, Sie würde ihr Gesicht verlieren.
Die Lebensregeln der Thais lauten; Suay, Sabai, Sanuk, das Leben ist schön,
angenehm, macht Spass, es gibt keine Probleme. Das
entspricht etwa unserem; „Positiv denken“, was nicht angenehm ist wird
verschwiegen; „Machs wie die Sonnenuhr, zähl die
heiteren Stunden nur“. Probleme werden verdrängt und verleugnet. Nur einmal bestätigte
Patty die Fehleinschätzung des idealisierten Gastlandes; „Damals glaubte ich
noch Amerika wäre ein Paradies“. Mehr durfte Sie dazu nicht sagen, wer Fehler
eingesteht verliert sein Gesicht. Immerhin sprach Sie kurz von ihren Job, Sie
arbeitete als Putzfrau in einem Massagesalon, wo Sie gelegentlich auch
massierte, was Sie ihrem Mann verschwieg. Zurück in der Stadt der Illusionen,
versuchte ich die ungeliebte Rolle des gewöhnlichen Sextouristen zu spielen,
tastete wie ein Blinder mit dem Stock die Bars ab und griff ins Leere wenn ich
die Gelegenheit ergriff. Das hektische Gewimmel, die enervierend hämmernden
Lautsprecher, das Lauern und Taxieren der Frauen, die gedankenlose
Selbstherrlichkeit der Männer, „Die freie Marktwirtschaft der Liebe“ war mir zuwider.
Ich suchte nach einem Artikel der nicht im Angebot war, die Nadel im Heuhaufen,
den Hauptgewinn in der Lotterie des Teufels, aber ich hatte ausgespielt. Ich
war ein Lottogewinner der alles verloren hatte;“Wie gewonnen so zerronnen“.
Doch das Spiel des Lebens geht weiter, wir werden wie Jetons hin und her
geschoben während das Roulette sich dreht. Es dreht sich alles um die Liebe,
sie regelt den Verkehr, bei Erfolg bleibt die Regel aus. Dies geschah ein Jahr
später, Patty erwartete ein Kind. Inzwischen schrieben wir E-Mails und sendeten
Fotos, Sie trug schicke Kleidung, hatte ein Auto und brachte ein Mädchen zur
Welt. Eine glückliche Frau ein hübsches Kind, ein glücklicher Ehemann, die
Bilder zeigten eine heile Welt, alles wird gut. Ich durfte teilnehmen an der
Idylle, Fotos lügen nicht.
STERBEHILFE
Bodo war meine Bezugsperson „…what friends are
for“, wir kannten einander, konnten alles bereden,
nichts Menschliches war uns fremd, eine innige Freundschaft zweier Männer, die
es mit der Männlichkeit nicht so genau nahmen. Er gab sich gern als Frau, trat
jedoch nie im Fummel auf. Masochistisch genoss er die platonische Liebe zu „Akapone“, ich nannte ihn scherzhaft Al Capone, seinem thailändischen
„Playboy“, ein muskulöser Kerl, der auf Kosten des armen Bodo ein schweres Auto
fuhr, und an Stelle des „Steiftiers“ nur noch das Wort „Liebe“ in den Mund
nahm. „Thailänder lügen nicht, sie sagen dir lediglich was du hören möchtest“.
Ich traute ihm den „Mafioso“ zu, meinem Zimmermädchen in Pattaya
erging es ähnlich, als er unangemeldet vor meiner Tür stand. Sie betrachtete
ihn mit Argwohn und Skepsis, warnte mich vor Besuchern dieser Art. Was sollte
ich tun, er war das Sexobjekt meines besten Freundes, ich mochte ihn nicht ließ
in aber eintreten. Er fragte mich über Bodo aus, ich schilderte ihn als armen
Rentner ohne Auto und Vermögen, traf damit natürlich auf taube Ohren. „Jeder Farang ist reich, und damit basta.“ Al Capone „ war auf der
Durchreise, er ging ohne um Geld zu bitten, mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich
hätte ein Buch schreiben können, schrieb jedoch nur Briefe an Bodo, es waren
viele Briefe, es war von vielen Frauen die Rede, das war nicht sein Gebiet.
Aber Sex ist nicht alles. Wir liebten das Kino, wir liebten den Film, wir
liebten die Kunst, wir liebten die Filmkunst. Mein eigenes Leben lief in
Filmeinstellungen ab, ich sah mich in der Totale, Halbtotale, nah,
Großaufnahme. Mein Denken und Fühlen war Film, meine Sprache war die des Films,
Bodo sprach dieselbe Sprache. Wir kannten jeden Film, studierten jede Kritik,
wir gingen ins Kino, erst hier wurde es hell im Dunkel der Welt, sie begann zu
leuchten, überstrahlte unser Leben mit der Schönheit und der Begabung der
Darsteller. Die Kunst der Regisseure machte sogar das Hässliche schön, Liebe
und Tod wurden verklärt, die Leinwand machte das Sterben unsterblich schön. Im
Kino lernen wir zu leben und zu sterben, das sagt uns doch sonst keiner. Wer es
nicht im Kino gesehen hat steht dem Sterben völlig hilflos gegenüber, es fehlt
einfach an Erfahrung und know how.
Die „Sterbehilfe“ des Films ist überall erlaubt, man muss nicht extra in die
Schweiz reisen. Wenn man seine Lektion gelernt hat legt man sich einfach hin
und stirbt wie im Film. Eine einmalige Sache; Ein dankbarer Blick, ein weiser
Spruch, Händchen halten, Augen zu, erledigt. Im Atelier kann das lange dauern,
wenn der Regisseur mit der „Sterbeleistung“ des Schauspielers nicht zufrieden
ist. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst, ein „Gebrauchsanweisung“ darf
nicht unfreiwillig komisch wirken. Es kann unzählige Wiederholungen geben ehe
das Sterben „gestorben“ ist. Eine schwere Aufgabe, die kein Schauspieler leicht
nimmt, zumal mit dem letzten Atemzug auch seine Rolle in dem Film endet. Er
darf den Tod nicht klein reden, muss ihn als großes Kino verkaufen. Der
Zuschauer soll sich entspannen können, das Sterben als Geschenk begreifen,
etwas mit nach Hause nehmen. Bill durfte Patty mit nach Hause nehmen, ein Happy
End, ganz großes Kino.
FREIHEIT
How
can you dare to say me too, I am the monster, who are you? Immer wieder liest man vom Missbrauch weiblicher Harnwege,
wird der Hurenbock als Sündenbock missbraucht, seine zaghaften Annäherungsversuche
als schamlose Übergriffe angeprangert. Diese rassistische Männerfeindlichkeit
hat krankhafte Züge angenommen, das Wort „Mann“ gilt weitgehend als
Schimpfwort. Wenn Frauen und Männer sich bekämpfen arbeiten sie ihren
wirklichen Feinden in die Hände; „Teile und herrsche“. Der wahre Missbrauch
findet nicht auf sexueller Ebene statt, er besteht in der Ausbeutung des
Menschen durch den Menschen. Frauen sind nicht Opfer der Männer, Frauen und
Männer sind Opfer des Systems. Es liegt im Interesse der Herrschenden, Männer
in Bordellen und Frauen in Pelzmänteln zu verteufeln, jedes Mittel ist Recht um
vom Missbrauch der zerstrittenen Mehrheit abzulenken. Es ist nicht „Der Mann“
als solcher, der Frauen niedere Löhne zahlt und sie sexuell ausbeutet, es ist
das Gespenst der Freiheit, es gestattet kleinen Leuten kleine Freiheiten und
großen Leuten große Freiheiten. Wo Freiheit ist, ist auch Missbrauch, die
Großen missbrauchen die Kleinen, die ihre Freiheit sinnlos missbrauchen. „Der
kleine Mann von der Straße“ ist heute „Der kleine Mann von Sinnen“, der seine
Empörung in den Wind schreibt. Jeder Shitstorm ist
ein hilfloses Aufbäumen in hemmungsloser Niedertracht und gnadenloser
Selbstüberschätzung. Eine merkwürdige Freiheit; Wie ein Hund aufzujaulen, der in
den Arsch getreten wird. Ich habe die Sexualität nicht erfunden, mir war diese
„Volksbelustigung“ immer suspekt, ich bin kein Monster, ich bin ein Mensch mit
Bedürfnissen, ich schlage mich durchs Leben und stecke Schläge ein, mein
Missbrauch reicht grad für den Hausgebrauch. Ich respektiere die Frauen, ich
liebe ihre Stärken, es sind meine Schwächen. Frauen und Männer vereinigt Euch!
Nicht nur im Bett, auch im Kampf, kämpft für den Frieden zwischen Frau und
Mann, gegen den Rassismus der Geschlechter, sucht Euch neue Feindbilder, die
Auswahl ist riesig. Wir sind das Volk.
DAS SCHREIBEN DER
ANDEREN
Jeder der schreibt und etwas von sich
gibt, gibt etwas von sich preis, er hat es nicht nur ausgesprochen, einfach so
dahin gesagt, er schrieb es nieder und kann nun niedergemacht werden. Haben wir
dafür Lesen und Schreiben gelernt, sind wir dafür in der Schule gezüchtigt
worden, ist das die Freiheit die ich meine? Meine Freiheit ist auch deine
Freiheit, in einer Demokratie darf jeder alles; „Vor allem aber achte scharf,
dass man hier alles dürfen darf“. Brecht. Alles zu dürfen gehört zu den
Grundbedürfnissen des Menschen, es ist ein „Grundgesetz“. Er darf alles und er
braucht alles, auch was er nicht braucht. Braucht es noch Erklärungen zum Thema
Missbrauch? Warum schreibe ich das alles, sehe ich etwas was du nicht siehst,
will ich dir die Augen öffnen, die du bewusst geschlossen hältst um nicht zu
sehen was jeder sieht? In Wahrheit sieht jeder was er will und jeder sieht es
anders, das ist die Freiheit des Anderen. Wenn jeder sehen darf was er will,
darf ich auch schreiben was ich will, ich schreibe ja nur was ich sehe. Über
allem prangt der Satz; „Das sehe ich anders“. Nicht ohne Grund schreiben die
Gesetze vor was „gedürft“ werden darf, es bedarf der
Regelung wenn alle alles dürfen. Wir dürfen nicht vergessen wie hemmungslos der
unbedarfte Bürger seine Rechte, beispielsweise als Linker, missbraucht. „Links
ist wo der Daumen rechts ist“, ein Fingerzeig ohne Handhabe. Kinder und
Erwachsene flüchten sich gern in Traumwelten; Die böse Königin, die gute Fee.
Die Fratze der Hexe, die Schönheit der Magd. Die Leiden der Königstochter, die
alles hat und nichts darf, der unbedarfte Knecht, der nichts hat und sie küssen
darf. Tarzan der Affenmensch, Harry Potter der
Zauberer. Sie alle verlieren ihren Zauber wenn die Grenze des Erträglichen
erreicht ist. Unbeschreiblich was Menschen Schreiben die von den Träumen
anderer leben. In den Groschenblättern leben die realen „Traumfrauen“ weiter, als „Königin
der Armen“ und „Prinzessin der Herzen“, wo sie den Leserinnen zu Herzen gehen.
„Ein Herz und eine Krone“ war eine Krone der Filmkunst. Wer hier nicht mehr
folgen kann folgt seinem Herzen, er wechselt vom Dreigroschenroman zur
Dreigroschenoper und von Brecht zu Precht. Die Welt
ist voller Grausamkeiten, Traumwelten bieten keine Zuflucht mehr, de Sade und
Kafka haben uns die Flausen ausgetrieben, wir erschrecken vor den Schrecken der
Welt. In einem frühen Märchen tritt die böse Königin als Schlange auf und Eva
isst den vergifteten Apfel. Adam verschluckt sich an seinem Adamsapfel und muss
für ewig der Schlange dienen. Wem dienen diese unglaublichen Geschichten? Sie
dienen der Erbauung, machen den Alltag gleitfähig und werden geschluckt. „Was
kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ sagte Adenauer, ich sage; Was kümmert
mich das Schreiben der Anderen. Ich schreibe mir meinen Unfug selbst, ich
entfliehe der grausamen Welt mit Non Sense, Ironie und Sarkasmus, ohne diese
Hilfsmittel könnte ich sie nicht ertragen. Dieter Nuhr
ist mein Bruder, Lisa Eckhard ist meine Schwester, sie können von ihrer Kunst
leben, ich bin das schwarze Schaf der Familie. Ich schreibe mir von der Seele
was mein Herz mir diktiert, „Links wo das Herz ist“. Ohne Herz kann man nicht
leben, ohne Seele schon. Gern hätte ich meine Seele dem Teufel verkauft, leider
hat er mir nie ein Angebot gemacht. Viele hatten ihr Seelenheil dem „Sieg Heil“
verkauft, eine unheilbare Krankheit, die nicht tot zu kriegen ist. Die Angst
vor dem Sieg des „Sieg Heil“ essen nun Seele auf, man hätte sich rechtzeitig
von ihr trennen sollen. Ich wasche meine Seele in Unschuld und stehe mit reinen
Händen da. Dem Reinen ist alles rein, aber wie kommt er wieder raus?
LONG TIME
NO SEA
Der Autor steht ständig vor der
Aufgabe raus und wieder rein zu kommen, aus dem „Schreiben der Anderen“ bin ich
raus, nun muss ich in das nächste Thema rein kommen. Sein Leben lang versucht
der Mann rein zu kommen, meistens wird es ihm von den Frauen verwehrt. Patty
war von mir gegangen, es war noch mal gut gegangen, ich war raus. Eine zweite
Patty würde es nicht geben, eine zweite Jugend auch nicht. Ich war
fünfundsiebzig Jahre alt, ein schönes Alter um es sich noch einmal schön zu
machen. Mit der Reife des Alters reifen auch die Früchte der Erkenntnis, sie
fallen dem jung gebliebenen Altmeister wie Kokosnüsse auf das zermarterte
Haupt; Früher reif für die Insel, heute reif für die Urne. Die brennenden
Leiber der Alten, kümmern die brennenden Herzen der Jugend nicht, ihnen
leuchtet die Sonne, den Alten wird heimgeleuchtet. Mir drohte das Heim, eine
unheimliche Einrichtung in der man sich einzurichten hatte wenn das Licht
ausging. So lange mir nicht das Geld ausging lebte ich im Licht der
Tropensonne, mied aber das Rotlicht, eine Einrichtung des Satans. Für viele
Männer ist dieser Höllenschlund der Himmel auf Erden, die Rechnung folgt am
Schluss. Für mich war Schluss mit lustig, über mich würden sich die Frauen
nicht mehr lustig machen, ein lustfeindlicher Frauenfeind, der sein Geld für
sich behielt. Es gab noch einige
Versuche mit lustlosen Damen, bis ich endgültig die Lust verlor. Ich
hatte viele Freunde in Pattaya, deren Frauen nett und
freundlich zu mir waren, das weibliche Personal liebte mich wegen regelmäßiger
Eiscreme-Partys, die Liebe geht durch den Magen. Ich flirtete mit den jungen
Damen, war der nette alte Mann, der ein Herz für „Zuckermäuler“ hatte. Süße
Mädchen ohne „böse Absichten“, hübsch anzusehen, immer lächelnd, ohne Sex und
ohne Probleme. Ein alter Bekannter aus Hamburg hatte eine preisgünstige
Kreuzfahrt gebucht, die hier in Thailand startete, das machte mich neugierig.
Den Luxus einer Seereise hatte ich nie ernsthaft eingeplant, das war etwas für
die die gehobene Mittelschicht, für mich viel zu teuer, drei Wochen auf See
kosteten so viel wie drei Monate in Pattaya.
Unbemerkt von mir, waren die Schiffe größer und die Preise kleiner geworden,
ich vernahm die frohe Botschaft und wollte ins Boot. Ich schrieb an sein
Reisebüro in Hamburg und bekam ein günstiges Angebot; Zwei Wochen
Asien-Rundreise im Balkonzimmer für 1.300.- Euro. Früher hatte ich gern die
nahen Inseln besucht, war dann aber bei jeder Überfahrt Seekrank geworden und
hatte Schiffe gemieden. Nun vertraute ich auf die moderne Technik und schiffte
mich ein. Später als ich ständig einschiffte, lebte ich in Windelhosen und
Erinnerungen. Noch lebten die Erinnerungen an Patty und ich stellte mir eine
Kreuzfahrt zu zweit vor. Man kann sich kaum vorstellen was ein Mensch sich
alles vorstellen kann, meist ersetzt das Vorstellungsvermögen das Vermögen auf
der Bank. Manche sind unvorstellbar reich, sie zahlen ein Vermögen für ein
Ölgemälde und gießen Öl in das Feuer der Neiddebatte. Alle Menschen sin gleich,
einige sind gleicher. Ein System welches dem“ kleinen Mann „ Kreuzfahrten
ermöglicht kann nicht schlecht sein. Auch die „kleine Frau“ von den Philippinen
genießt als Zimmermädchen den Zauber der großen weiten Welt und kauft von ihrem
Trinkgeld ein neues Gemälde. Leider sind die Wohnungen kleiner Leute zu klein
um alles zu hängen was man sich vorstellen könnte. Arme hängen nicht am Geld,
sie lassen die Arme hängen wenn sie keins haben. Ich hatte Sunny davor bewahrt
auf einen Schiff anzuheuern, ihre Gemäldesammlung war ausschließlich von mir
finanziert worden. An Bord eines Schiffes kann man sich nicht wegen
Seekrankheit Krankschreiben lassen, das muss man sich mal vorstellen. Ich
stellte mir eine Seereise mit Patty vor, Sie als Reinigungskraft, ich als
Kapitän, Sie bekäme Trinkgeld, ich bekäme einen Schuss vor den Bug. Ich hatte
Sie von Anfang an zu teuer eingekauft, ihr enorm hoher Grundpreis war der Grund
allen Übels und erlaubte kein Liebesglück auf hoher See. Man kann nicht alles
haben, aber Eins nach dem Anderen. Das Liebesglück war abgehakt, nun behagte;
„Der alte Mann und das Meer“. Ich verlangte mehr vom Leben, da kam mir das Meer
grade recht. Der alte Mann hatte weder Frau noch Kind „an der Backe“, nichts
hinderte ihn daran im Alleingang die Welt zu erobern. AIDA war immer eine Oper
gewesen, nun prangte der Name an dem Schiff welches am Pier in Laem Chabang vor Anker lag und
mich an Bord erwartete. Eine „Diva“ unter den Schiffen der Opernflotte, ein
„Traumschiff“ für Träumer wie mich, ich bezog meine Balkonkabine, klein aber
mein. Manche halten mich für einen Lebenskünstler, manchmal halte ich mich
selbst für einen solchen, Andere reisten mit dem Flugzeug an und begannen ihre
Seereise in Thailand, ich lebte in Thailand, reiste mit dem Taxi an um eine
kleine Abwechslung auf See zu haben; „Leben wo Andere Urlaub machen“. Mit mir
waren vier weitere Residenten aus Pattaya an Bord
gegangen, einer von ihnen hatte seine thailändische Zweitfrau mitgebracht, ein
Geschäftsmann der sich das leisten konnte, neben der Ehefrau die Zuhause blieb.
Seine Geliebte sah sehr gut aus, ich machte ihm ein Kompliment, das er lächelnd
entgegen nahm. Der Hamburger war dabei und ein jüngerer Mann den alle Bob
nannten, sehr clever und vielseitig, er führte unsere Landgänge an, wimmelte
teure Taxifahrer ab, bestieg mit uns den spottbilligen Bus in Penang, der ersten Station der Asien-Rundreise. Das war
billig aber es brachte mich in Gefahr als wir hoch am Berg die Seilbahn nehmen
wollten. Wartezeit im eiskalt klimatisierten Bus, dann zwanzig Minuten Fahrt,
ich musste bei Ankunft dringend Wasser lassen und erwischte die falsche
„Toilettentür“. Ich pinkelte in ein großes Handwaschbecken, hinter einer
weiteren Tür war ein Gebetsraum. Die vermeintliche Toilette war ein heiliger
Ort, den ich irrtümlich beschmutzt hatte. Das hätte der Anfang und das Ende
meiner Kreuzfahrt werden können wenn man mich bei meiner Notdurft erwischt
hätte. Eine unheilige Angst brachte meine Knie zum Schlottern, die ich in der
unbequemen Haltung vollgepinkelt hatte. Ich war kein feiner Pinkel, ich war ein
unfeiner Pisser am falschen Ort zur falschen Zeit. Wir waren zur falschen Zeit
auf dem falschen Berg, es war Sonntag, alle Einheimischen standen in endlos
langen Schlangen an den Kassen, heute war die Seilbahn die Bahn des Tages. Ohne
am ersehnten Seil gehangen zu haben fühlten wir uns wie missglückte
Selbstmörder, unser Leben kam uns unerledigt vor als wir als wir das Schiff
betraten und wieder Wasser unter den Füssen hatten. Für mich war Penang kein Neuland, ich war vor Jahren mit Sunny hier
gewesen, den gefährlichen Landgang hätte ich mir sparen können, die unerledigte
Seilbahn wird mir unvergesslich bleiben. Kuala Lumpur war unser nächstes
Anliegen, wo wir jedoch nicht anlegen sollten. Ich scheute die zwei Stunden
Busfahrt zur Hauptstadt von Malaysia und versagte mir den Stress des Landgangs.
An Bord gab es vier Mahlzeiten am Tag, mit dem Feinsten was Küche und Keller zu
bieten hatten, das war verlockender als eine Millionenstadt bei flirrender
Hitze. Als Kellerkind aufgewachsen, fand ich es beruhigend dass es an Bord
keine Keller gab, die hätten ja ständig unter Wasser gestanden. In den
Restaurants des Schiffes standen die leckersten Leckereien zur Verfügung und
das Wasser lief einem im Munde zusammen, deswegen hatte ich die Reise gebucht,
ich wollte die fantastische Küche an Bord erleben, das Schlaraffenland unserer
Zeit. Dafür nahm ich gelegentliche Seekrankheit in Kauf, keine Rose ohne
Dornen. Man musste allerdings die Tischgenossen ertragen, wie man weiß, sind
Menschen seltsame Leute. Selten saß ich mit meinen Kumpels aus Pattaya am Tisch, wir kamen zu unterschiedlichen Zeiten,
ich traf die unterschiedlichsten Leute. Heinrich, der Fabrikbesitzer aus
Mühlheim kam nie zum Essen, seine Geliebte kam manchmal allein und bevorzugte
die wenigen Thai-Gerichte die angeboten wurden. Für sie war die Seereise kein
Vergnügen, sie folgte ihrem Arbeitgeber und stand ihm zur Verfügung, dafür
wurde sie bezahlt. Das gute Essen an Bord war „Farang-Food“,
für Thailänder; „Mai aroi“ (es schmeckt nicht). Sie
verhielt sich ruhig, zeigte keinerlei Gefühlsregungen, sprach wahrscheinlich
kein Englisch. Einmal saß sie neben mir, als eine alte Frau, die ich bei Tisch
kennen gelernt hatte, sie anpöbelte. Die Alte saß mir gegenüber und schüttete
ihre Vorurteile wie einen Eimer mit kaltem Wasser über die „stumme“
Thailänderin aus, sprach Englisch und glaubte verstanden zu werden. Aus
heiterem Himmel bezichtigte sie die junge Frau der Prostitution und ähnlicher
Verbrechen, völlig überrascht erlebte ich „Das jüngste
Gericht“ aus nächster Nähe, mit einer gnadenlosen Richterin. Ein frustriertes
altes Weib, aus Deutschland gebärdete sich als wäre sie Leiterin einer Anstalt
für schwer erziehbare Ausländer. Was sind das für Leute, die nie vor der
eigenen Tür kehren, aber „erziehungsberechtigt“ sind, wo immer sie in
Erscheinung treten. Wo hatte ich diese seltsame Erscheinung; Es war ein
deutsches Schiff mit deutschen Gästen, deutschem Essen, und philippinischem
Personal auf Asien-Rundreise, man befand sich auf deutschem Hoheitsgebiet, hier
herrschte Ordnung. Die junge Asiatin ließ wortlos die Unverschämtheiten der
geifernden Alten über sich ergehen, sie hatte kaum etwas verstanden, verließ
ungerührt den Tisch, sie hatte andere Sorgen als das Gekeife einer alten
Giftspritze die sich als Hüterin von Moral und Anstand aufspielte.
Wahrscheinlich war unterschwelliger Neid die Wurzel der Übelkeit, die sie mir
verursachte, aus früheren Gesprächen kannte ich die Vergangenheit der tobenden
Alten, als Bürgerin der DDR konnte sie nicht von Kreuzfahrten träumen, nach der
Wende musste sie lange dafür sparen, diese „Verkommene Thai-Nutte“ bekam sie
geschenkt. Die himmelschreiende Ungerechtigkeit der Welt bot wieder einmal
Gelegenheit sie zum Himmel zu schreien. Inzwischen gibt es „Das Amt für
Gerechtigkeit“, eine Behörde die solches Geschrei überflüssig macht. Klagen
über die Ungerechtigkeit der Welt sind schriftlich einzureichen. Leider gilt
diese Institution als korrupt und ungerecht und wird ihrem Namen nicht gerecht.
Jahre später hörte ich von Heinrich und seiner Zweitfrau, sie hatte am Ende der
Beziehung ein Haus und zwei Millionen Baht Abfindung erhalten, so kann man auch
als zweite Frau die erste Geige spielen. Das missgünstige alte Weib würde sich
im Grabe umdrehen wenn es dort schon liegen würde. Wir liegen inzwischen in
Singapur vor Anker, weitere Ziele liegen noch vor uns.
SINGAPUR PUR
Singapur hatte ich in Begleitung von Nuk besucht, nun war ich allein unterwegs. Meine
Mitreisenden eroberten die Stadt während ich die mir vertraute Seilbahn nach Sentosa wählte. Ich schwebte in einer Gondel über unserem
Schiff und hielt das faszinierende Bild im Video fest. Es gab noch keine
Drohnen, die Gelegenheit war einmalig. Heute laufen solche Bilder als;
„Kreuzfahrt von oben“ im Fernsehen, man schaut kaum noch hin. Sentosa war auch beim zweiten Besuch eine Reise wert, ich
erkundete erneut den riesigen Freizeitpark und nutzte meine Freizeit. Mein
Schiff hatte mich beurlaubt, ein einsamer Urlauber, den in der Menge keiner
beachtete. Die Neugier der Eingeborenen erlebte ich bei Gesprächen in den Shops
und beim Geld wechseln in der Bank. Junge Menschen die dort tätig waren, wollten
alles über; „Die Welt da draußen“ erfahren, wenn sie hörten wo ich her kam. Es
ging ihnen gut aber sie kamen nicht raus aus ihrem idealen Staat, in dem alles
bestens geregelt war. Ich kam aus dem „Utopischen Sozialismus“ der DDR und
erklärte den „Gefangenen eines Utopischen Kapitalismus“ die Welt. Man stelle
sich vor; Ein Deutscher der in Thailand lebt, macht eine Asien-Kreuzfahrt und
besucht ihr Land für einen Tag. Wahrscheinlich ein reicher Mann dem die Welt zu
Füssen liegt. Ich war reich an Erfahrungen, die Halbwelt lag mir zu Füssen. Den
Stress einer Gruppe hatte ich vermieden, das sensationelle neue Hotel Marina
Bay Sands war mir entgangen, man kann nicht alles haben. Später sah ich das
spektakuläre Bauwerk im deutschen Fernsehen; „Wozu in die Ferne schweifen“. Das
Fernsehgerät ist mein Fenster zur Welt, ich liebe riesige Bildschirme, die
mehrere tausend Euro kosten, zurzeit muss ich mit 55 Zoll und der neuesten
Technik zufrieden sein. Mit nur einem Meter Abstand ist es heute möglich ein
extrem scharfes Bild zu erleben, bei dem man näher am Traumhotel ist als bei
einer teuren Fernreise. „Schöner als die Wirklichkeit“. Die überwältigende
Wirkung lässt sich durch einen kleinen Trick noch steigern, man kann sich das
perfekte Bild zusätzlich mit Bier und Wein schön saufen. Es werden dann
allerdings Gebühren für den Alkohol fällig. Bier und Wein wurde zu den
Mahlzeiten kostenlos angeboten, ich liebte unser Schiff, besser konnte es nicht
sein. Rot und Weißwein stand auf jedem Tisch, ich stand als Biertrinker am Hahn
und zapfte selbst. Beim Abendessen berichteten meine Kameraden aus Pattaya von U-Bahnfahrten und Fußmärschen in Singapur, vom
Marina Bay Hotel und dem irren Pool auf dem Dach, den man nur benutzen durfte
wenn man sich ab 300 Euro pro Nacht dort einmietete. Die Männer waren jünger
und gesünder als ich, ich hatte nichts falsch gemacht. Wir tafelten wie die
Fürsten, das Angebot ähnelte dem der Feinschmecker-Etage im teuren „KaDeWe“ in Berlin, ein „Fresstempel“ der Sonderklasse mit
gepfefferten Preisen. Hier war; „All you can eat“ für Arme, zwei Wochen
auf See gab es schon ab 850.- Euro, last minute. Am
nächsten Tag stand alles an Deck und verfolgte bei passender Abschiedsmusik das
langsame Gleiten der AIDA Diva aus dem Hafen der Stadt. Verlassen wir die sauberen
Straßen von Singapur, wenden wir uns dem Dreck einer freien Welt zu, in der
jeder Bürger sein Nest beschmutzen darf, weil er die anale Phase noch nicht
überwunden hat.
CONCERT BY THE
SEA
Auf hoher See lieferten mir meine
Kopfhörer plus Walkman den fantastischen Mitschnitt eines Konzerts mit Errol
Garner und übertönten das Rauschen des Meeres, dessen unendliche Weite sich vor
meinem Balkon erstreckte. In Carmel by the Sea,
California im September 1955 aufgenommen, wurde es
von mir im Dezember 2011 auf dem Meer
abgespielt, wo sich mein Leben für zwei Wochen abspielte. Es spielt sich
einiges ab im Leben, wenn auch jeder andere Musik abspielt. Jede andere Musik
spielte sich in meinem Leben gleich wichtig ab, wo ich war, war Musik. Errol
Garner hatte ich 1958 im Berliner Sportpalast erlebt, meine Jugendliebe
Annemarie hatte mich zum Eingang begleitet, das Konzert hörte ich ohne sie. Da
war ich etwa fünfundzwanzig Jahre alt und zum ersten mal
verliebt, heute bin ich fast achtundachtzig und höre noch immer; „Concert by the Sea“.
Damals war es die meistverkaufte Jazzplatte des Jahres. Die Liebe vergeht, die
Musik bleibt, am Ende bleibt aber nichts von uns übrig als; „Gestatten alte
Platten“, eine Hörfunksendung vergangener Zeiten. Im Jahre 2011 war ich 78
Jahre alt, liebte die Musik und die Frauen die ich mal geliebt hatte. Als
Filmfreak war ich an Bord immer mit der Kamera unterwegs, kein Motiv war vor
mir sicher, es war meine erste Seereise, alles war neu und aufregend, ein alter
Mann in neuer Umgebung. Daheim in Berlin würde ich mir vor dem Bildschirm alles
noch einmal schön saufen. Noch fand das Saufen in den Restaurants des Schiffes
statt, ich war immer als Erster am Zapfhahn; „Freibier macht frei“. Meine
Kameraden von der „Pattaya-Sex-Front“ hatten
sozusagen „Heimaturlaub“ ohne Sex, aber das Leben war schön. „Freunde das Leben
ist lebenswert“. Deutsches Liedgut, deutsches Schiff, deutsches Bier, deutsche
Bedienung, die Filipinos sprachen Deutsch. Sie lauerten auf Trinkgeld und
servierten kurz vor Ende der Tischzeit noch eine volle Karaffe Wein. Da hatte
ich bereits eine gewisse „Bettschwere“ und trank die letzten Biere vor der
kleinen Bildröhre in meiner Kabine, wo Bau und Stapellauf von AIDA-Schiffen
gezeigt wurde. Nie wieder würde ich bei diesem Namen an Verdis Oper denken;
AIDA war eine „Seifenoper auf dem Meer“, hier konnte man die deutsche Seele
baumeln lassen, wie Tyrone Power in; „Der Herr der sieben Meere“ dem Meer die
trotzige Stirn bieten, über sieben Brücken gehen, oder „Ein Schiff wird kommen“
singen. Natürlich wäre es auch für mich romantischer gewesen, an einer offenen
Bar auf dem Oberdeck mit einer deutschen Touristin zu flirten, deren Haar der
warme Tropenwind umspielte, das Bier in der Rechten, die Linke unabsichtlich
auf ihrem Knie, wie ich einen unserer Pattaya-Residenten
vorfand, den ich beim „Eroberungsfeldzug“ störte. Eine Oase des Lichts, mit
fröhlichen Menschen und gefüllten Gläsern, auf der endlosen Weite des dunklen
Meeres. Ich hätte mir alles schön saufen können aber das hätte schönes Geld
gekostet. Aus dem Alter war ich raus, ich hatte schöne Erinnerungen, eine
schöne Vergangenheit und eine schöne „Bettschwere“ vom „All you
can drink“. Im Traum
demonstrierte ich für eine bessere Welt, die Parole lautete: „Freiheit
Gleichheit Freibier“. Bob drückte die Preise der Taxifahrer in Brunei, ich
drückte mich vor dem Landgang und schickte die Kameraden „an die Front“. Sie
sahen mehr von der Welt, ich sah sie am Abend erschöpft heimkommen. Für mich
war das Schiff ein Fünf Sterne Hotel dass ich günstig gebucht hatte, allein das
Essen war den Reisepreis wert. Warum sollte ich auf den Luxus meiner gepflegten
Unterkunft verzichten, nur weil mal wieder ein anderes Land vor der Tür stand.
Das Schiff lag im Hafen, es schaukelte nicht auf den Wellen, ich wurde nicht
seekrank aber dicker. Das Körpergewicht fällt bei einer „Schlemmer-Reise“ ins
Gewicht, ich nahm fast vier Kilo zu. „Wer nicht arbeitet, soll wenigstens gut
essen“. Mein täglich Brot war täglich mit drei Sorten Schinken und vier Sorten
Salami belegt, es gab alles im Überfluss.“Essen ist der Sex des Alters“. Ich
hatte viermal täglich Sex; „All you can fuck“ sozusagen. Die Liebe
geht durch den Magen, viele Köche verderben den Brei. An Bord kochten viele
Köche, Brei wurde nie verlangt, man hatte ihn sich als Kleinkind übergegessen.
Eine Kreuzfahrt ist keine religiöse Veranstaltung, sie ist kein Kreuzzug, man
fährt mit dem Schiff, nicht mit dem Zug. Kreuzfahrten sind friedlicher als
Kreuzzüge, beten jedoch die Völlerei an, eine der sieben Todsünden. Arme Sünder
werden zu reichen Ausbeutern, hier
schluckt jeder arme Schlucker Freibier und spielt die
Rolle seines Lebens. Der Gast ist König, das Personal macht die Arbeit. Das
kapitalistische System spielerisch verfremdet und Kundenfreundlich serviert.
Erlaubt ist was gefällt, bei Nichtgefallen Geld zurück. Vietnam war nicht
gefallen, hier hatte der sozialistische Gedanke gesiegt, man hatte den
kapitalistischen Feind verjagt, Saigon hieß Ho Chi Minh City. Ich stieg in den
Bus und besuchte den Moloch, der so kapitalistisch wie Bangkok erschien. Fast
zwei Stunden dauerte die Fahrt von unserer Anlegestelle bis Saigon City, dort
karrte man uns in bekannter Touristenmanier vom langweiligen Museum zum Puppenspiel
auf dem Wasser, ein harmloses Vergnügen für Kinder, bis zum berühmten
Bahnhofsgebäude. Zwischendurch bahnten wir uns den Weg durch eine riesige
Markthalle wo es gefälschte Uhren und Textilien zu kaufen gab. Überall
Menschenmassen und Gedränge, auf den Straßen tausende von Motorrädern, bei
Sonnenschein und unerträglicher Hitze. Quälendes warten vor dem Bahnhof, bis es
endlich zur Rückfahrt kam und die Klimaanlage im Bus sie erträglich machte.
Endlich erreichten wir unser Schiff, wir konnten eine Dusche nehmen und bei
Freibier entspannen. Am 25. Dezember waren wir wieder in Thailand und konnten
das Fest in unserer Wahlheimat feiern.
GESETZ IST GESETZ
Immer wieder hört man von
fortschrittlichen Ländern in denen der Fortschritt unaufhörlich fortschreitet,
die das Ei des Columbus endlich gefunden haben; Die Bestrafung der Männer als
Urheber und Hauptverantwortliche für die weit verbreitete Unsitte der
Prostitution. Ich gehörte nie zu diesem Täterkreis, hatte nie Geld und wurde
erst spät straffällig. Das Einzige was ich weiß ist; Wer sein mühsam erspartes
Geld zu einer Hure trägt, trägt dafür die Verantwortung, wer schuld ist, ist
also selbst schuld. Zitat: „Wenn es nicht notwendig ist ein Gesetz zu erlassen,
ist es notwendig kein Gesetz zu erlassen“. Ein kluger Mann hat das gesagt, ich
habe den Namen vergessen aber nicht den Spruch. Die Naturgesetze erscheinen mir
sinnvoller als die von Menschen gemachten Gesetze. Von wem wurden sie gemacht,
welchen Interessen dienen sie, wer wird geschützt, wer diskriminiert, welche
Gesetze fördern die Korruption innerhalb der Ordnungsorgane? Wer wird
erpressbar gemacht, wer erpresst wen wenn er mit dem Gesetz droht? Im Alter von
18 Jahren erschienen mir „Recht und Ordnung“ in Ordnung, ich war für ein Verbot
der Prostitution, von der ich keinerlei Ahnung hatte. Zu der Zeit glaubte ich
noch an den „Weihnachtsmann“, an den „lieben Gott“ und an das „ Gute im
Menschen „. Sex gegen bare Münze ist verboten, die Geldheirat ist standesgemäß.
Der Freier einer Straßendirne wird bestraft, wer eine Geliebte aushält wird
beneidet. Wer eine Geliebte aushalten kann, kann die Ehe aushalten, wer kein
Geld hat muss den Druck aushalten. Der natürliche Sexualtrieb des Mannes wird
gegängelt und unter Strafe gestellt wenn der geile Wicht der Unterschicht
angehört. Ein Polizist der eine „Kriminelle“ auf frischer Tat erwischt, wird
von ihr in „Natura“ bezahlt um sein Schweigen zu erkaufen. Der älteste Beruf
der Welt, ein bewährtes Ventil, das Vergewaltigung vermeiden hilft, wird als
kriminelle Handlung gewertet und mit echter Kriminalität auf eine Stufe
gestellt. Die Gerichte werden mit haarsträubenden „Sexualdelikten“
konfrontiert, die Bestrafung von Gewalt, Raub und Mord tritt in den
Hintergrund, weil alle Männer Sexualverbrecher sind denen man das ekelhafte
Handwerk legen muss. Eine Frau als Sexobjekt zu gebrauchen ist
verabscheuungswürdiger Missbrauch. Alle Männer sind Schweine, die
Massentierhaltung begünstigt verbrecherische Annäherung an arglose Weibchen, so
kommt es immer wieder zu Sauereien zwischen Eber und Sau. Einzelhaft, Verbot
von Onanie und Wiedereinführung der Prügelstrafe erscheinen als probate Mittel
den kriminellen Trieb zu unterdrücken und den Schutz der Opfer zu
gewährleisten. Die Frau als Opfer, der Mann als Täter, so einfach kann man die
Welt erklären, da weiß man doch woran man ist, die Fronten sind klar
abgesteckt, der Schuldige steht fest. Nun vertrete ich bekanntlich die selbst
aufgestellte These: „Es gibt keine Schuld, es gibt nur Schuldzuweisungen und
Schuldgefühle“. Ein früher Schuldzuweiser war Jesus
von Nazareth; „Wer von euch ohne Schuld ist der werfe den ersten Stein“. So
gibt es bei Gewaltdemonstrationen immer wieder „Unschuldige“ die den ersten
Stein und Mitläufer die sich schuldig werfen. Ich verteidige die Männer nicht,
es gibt jede Menge böser Buben, ich plädiere für Mitleid und Verständnis, und
bin gegen zu viele Gesetze, weniger ist mehr. Ich vermeide jede plump
vertrauliche Annäherung an Frauen die ein Dirndl-Kleid mit Titten tragen, sie
könnten nach einem Kompliment; „Me too“ schreien und ein Trauma nach Hause tragen. Ich bin
unschuldig, aber unschuldige Männer gibt es nicht, sie tragen ihre Schuld
zwischen den Beinen. Unübersehbar beult sich der Slip und die Badehose, ganz zu
schweigen von der abstoßenden Erektion, ein widerlicher Vorgang der deutlich
zeigt was in Männern vorgeht. Wie rein und blütenweiß erscheint uns da die
Unschuld, die Unschuld der Jungfrau leuchtet wie eine Fackel in dunkler Nacht,
in der Männer bekanntlich nicht lange fackeln. Fuckeln
müsste es heißen, und schon wieder eine Jungfrau weniger. Weniger ist mehr,
sagt das Gesetz der Gesetzlosen, die in einer Entjungferung keine Straftat
sehen. Jungfrauen tragen die Fackel nur bis zu einem gewissen Alter, weil
irgendwann der Arm erlahmt und mit ihm die Widerstandskraft sinkt. Leider sinkt
auch die Moral und alle singen mit.
UMFALLEN
Wenn in meinem Umfeld eine Frau
umfällt ist das kein gefallenes Mädchen, sie ist lange vorher gefallen um ihm
einen Gefallen zu tun. „Bei Nichtgefallen Geld zurück“ ist hier noch nie
vorgefallen, wer zahlt sitzt in der Falle. Die Frau sitzt am längeren Hebel, wird
aber von der Familie ausgehebelt. Genug der Wortspiele, das Leben ist kein
Spiel sondern bitterer Ernst, es schmeckt wie ein Magenbitter und ist schwer zu
verdauen, manches Leben liegt wie ein Stein im Magen und erfordert viel“
Wurzelpeter“ um das Übel bei der Wurzel zu packen, packen wir es an. Der Kluge
weiß dass er nichts weiß, der Dumme weiß alles weil er nicht weiß dass er
nichts weiß. Ich bin von Leuten umgeben die alles wissen, da bin ich oft der
Dumme. Einer meiner Freunde ist stolz darauf, nie ein Buch gelesen zu haben, er
hat Geld. Ich habe kein Geld, aber viele Bücher gelesen; Lesen bildet, aber
kein Vermögen. Im fortgeschrittenen Alter ist der Fortschritt ein Rückschritt
bei dem es kein Zurück gibt. In meiner Jugend spielte das Orchester Stan Kenton „Progressive Jazz“, da klang beides fortschrittlich,
die Musik und die Bezeichnung. Heute ist der Fortschritt ein Schritt in den
Abgrund, Stan Kenton ist vergessen (nie gehört, wer
soll denn das sein?) Wer fortschreitet schaut nicht zurück, wir hören schon
heute die Musik von morgen und finden sie altmodisch. Jede Generation ist
einzigartig, hinterlässt Spuren die beim nächsten Regen weggewaschen werden als
hätte es sie nie gegeben. Der Fußabdruck vergeht wie der Fingerabdruck und
andere Druckerzeugnisse. Nur ein einziger Druck bleibt über Generationen
erhalten, es ist der Druck den die Besitzenden auf die Besitzlosen ausüben.
Druck ausüben muss man nicht einüben, das Geld baut den Druck auf, den auch
Marx nicht abbauen konnte. Ich leide an einer unheilbaren Krankheit, der Geist
des Sozialismus hat von mir Besitz ergriffen, ich kann nicht aufhören
Sozialutopien zu studieren, waren es in meiner Jugend Orwell und Huxley, so ist
es heute „Der Gesellschaftsvertrag“ von Rousseau und andere „Märchenbücher“. Ich
bin ein Hofnarr der überholte Träume als ewige Wahrheiten erkannt hat und nicht
davon lassen will. Die magische Schönheit des Kapitalismus bleibt mir verborgen
weil ein böser Geist mein Denken gefangen hält. Ich bin nicht der Einzige,
viele sind vom roten Wahn besessen, glauben an die „Gerechtigkeit“, ein
Höllenspuck im Himmel der sozialen Marktwirtschaft.
DIE ABSCHAFFUNG DES
GELDES
Das Leben ist ein großes Buch für
kleine Menschenkinder. Die Fahne ist ein rotes Tuch, der Mensch ein
Menschenschinder. Ohne Geld, so kann man lesen, sei die Welt noch frei gewesen.
Wo der Arme sitzt und säuft, hat Besitz sich angehäuft. Wer nur einen Hund
besitzt, streichelt keinen Grundbesitz. Keine Regel ohne Grund, Ich der Herr
und Du der Hund. Jeder trägt wie Kain das Mal,
eingebrannt vom Kapital. Arme kämpfen ohne Waffen, wenn sie den Besitz
erschaffen. Viele die im Elend schwitzen, Wenige die viel besitzen. Kann er
zahnlos Zähne zeigen, wenn erneut die Mieten steigen? Wenn die Sorgen ihn
erdrücken, säuft er morgen unter Brücken. Gebt uns diese Welt zurück, Geld
verhindert unser Glück. Alte Männer, alte Tanten, schnelles Geld für
Spekulanten. Hohe Kosten, hohe Mieten, darf der Staat das Geld verbieten? Viele
machen da nicht mit, nun erfolgt der erste Schritt. Jeder zahlt mit
Arbeitskraft, Bargeld wird schon abgeschafft.
In „Die deutsche Ideologie“ von
Marx/Engels fand ich ein Zitat von Cabet oder Locke:
Derjenige, welcher
über seine Bedürfnisse hinaus
besitzt, überspringt die Grenzen der Vernunft und raubt das, was anderen
gehört. Jeder Überfluß ist eine Usurpation. Der
Betrug, die Unredlichkeit, die Habsucht haben, indem sie auf der einen Seite
alle Laster neben dem Reichtum und auf der anderen alle Leiden neben dem Elend
aufhäuften, jene Ungleichheit des Besitzes hervorgebracht, die das Unglück des
menschlichen Geschlechts ausmacht. Der Philosoph muss also den Gebrauch des
Geldes als eine der verderblichsten Erfindungen der menschlichen Betriebsamkeit
betrachten.
Wer einen Vortrag hält ist nicht
nachtragend, ein Vorsteher muss nicht Nachsitzen. Ein Backenstreich ist kein
Handstreich, ein Streichholz kein Waldbrand. Vier Streicheleinheiten sind kein
Streichquartett, wer sieben Planstellen streicht, schafft „Sieben auf einen
Streich“. Man kann Äpfel nicht mit
Birnen vergleichen, aber Glühbirnen mit Leuchtmitteln. Vielen war die Glühbirne
nur ein Mittel zum Leuchten, aber es gab auch glühende Verehrer, denen die
Abschaffung des Geldes lieber gewesen wäre. Bei dieser Abschaffung hätte
„Mutti“ nicht gesagt; „Wir schaffen das“. Es ist leichter das Volk abzuschaffen
als die Banken und das Geld, es gäbe Protestaufmärsche des Kapitals, Tausende
gingen auf die Straße, mit Spruchbändern wie; „KEINE MACHT DER OHNMACHT“ oder
„WIR SIND DAS GELD“. Verschwörungstheorien wissen längst dass man das Volk
austauschen will, ein Volk von Denunzianten, Hass und Wutbürgern, die mehr Geld
wollen. Das „Grundlose Bedingungseinkommen“ wird kommen, dann wird keiner gehen,
egal wie Viele kommen. Viele kommen auf dumme Gedanken, sie wollen „Mutti“
abschaffen und das Geld behalten. Wenn sie das Geld dann auch noch verlieren,
können sie sich nicht mehr bei Mutti ausweinen. Vater Staat braucht eine
Vaterfigur, die mütterliche Volkströstung ist was für Weicheier und
Warmduscher, wir brauchen eine Diktatur der Demokratie, einen Macho der mit der
Faust auf den Gabentisch haut wenn der Weihnachtsmann nichts im Sack hat. Der
Staat ist ein Sack voll Geld, jeder alte Sack verlangt mehr Rente, weil der
Hausbesitzer mehr Miete verlangt. „Besitz macht unfrei“, Hausbesitz macht
gierig. Schreiber wie ich sind gierig nach Pointen, es sind harmlose Jongleure,
die Wörter in die Luft werfen und hoffen dass der Leser sie fängt. Wenn sie zu
Boden fallen, fallen sie auf die Knie und sammeln sie wieder ein. Stundenlang
kriechen sie am Boden um Wörter zu suchen während andere in den Arsch kriechen
um ihren Vorteil zu suchen.
VON HUNDEN UND
MENSCHEN
Der Mensch ist auf den Hund gekommen.
Warum ist man da auf den Hund gekommen, es kommen viele andere Tiere in Frage.
Der Hund ist kein gutes Beispiel, ihm geht es besser als dem Menschen; Nahrung,
Sex und Streicheleinheiten sind kostenlos, er „bezahlt“ lediglich mit dem
sogenannten „treuen Blick“. Natürlich wedelt er auch freudig mit dem Schwanz
wenn er sein Frauchen sieht, eine Übung die der Mann nicht zeigen kann oder
will. Dankbar leckt das Tier die Hand der Herrin, eine masochistische Geste der
Unterwerfung, auch hier versagt die Dankbarkeit des Mannes, er reagiert eher
ausweichend, obwohl sie ihm den Fressnapf genauso liebevoll serviert wie ihrem
„Liebling“. Der Mann muss arbeiten wie ein Hund (bildlich gesprochen) und führt
ein „Hundeleben“ als domestizierter Sklave, verglichen mit dem vierbeinigen
Schmarotzer, er ist jedoch Frauchen nicht so hündisch ergeben wie dieser. Der
Mensch glaubt an Gott, der Hund glaubt an den Menschen, Hunde sterben früher
und halten den Menschen für unsterblich. „Hunde wollt ihr ewig leben?“ Menschen
halten Hunde weil sie Menschen nicht aushalten. Viele Männer sind
frauenfeindlich aber hundefreundlich, Sodomie ist aber kein Ausweg. Der
Missbrauch von Hunden ist selten, der Missbrauch von Frauen die Regel. Die Regel
wird oft als Ausrede missbraucht wenn das Frauchen „hundemüde“ ist. Wer
Hundemüde ist, setzt das Tier vor dem Urlaub auf der Autobahn aus und wird von
ihm als; „Falscher Hund“ beschimpft. Die Treue des Hundes ist dem Menschen
fremd, der Mann schwört der Frau ewige Treue und veruntreut ihr Geld. Die Liebe
des Hundes ist unbestechlich, er nimmt kein Geld, er nimmt nur seinen Platz im
Haus ein und bleibt für immer. Der Mensch ist unsterblich, im Himmel trifft er
sogenannte „Himmelhunde“, das sind Teufelskerle die von den weiblichen Engeln
angehimmelt werden. Bei allen nachteiligen Vorurteilen; Kein Mensch will leben
wie ein Hund, kein Hund will leben wie ein Mensch. In den kleinen Nebenstraßen
von Pattaya wo die günstigen Hotels und die billigen
Unterkünfte zu finden sind, findet man unzählige streunende Hunde die faul in
der Sonne liegen oder in der Dunkelheit den heimkehrenden Farang
ankläffen oder gar beißen, da wird dann der Hund in der Pfanne verrückt, wie
das Sprichwort sagt. Es gibt den makaberen Witz: Arme Leute haben zum
Weihnachtsfest, in Ermangelung von Geld den Hund geschlachtet und gebraten, als
bis auf die Knochen alles verzehrt ist, sagt die Hausfrau; Schade das unser Hund weg ist, die Knochen wären doch
jetzt etwas für ihn. So grausam und pietätlos sind die Menschen, Hunde sind da
viel feinfühliger. Es fühlt sich aber nicht fein an wenn man von einem
obdachlosen Köter gebissen wird der sonst nichts zum Beißen hat. Der Mensch
beißt dann die Zähne zusammen bis das Gebiss knirscht und verflucht den blöden
Hund. Eine gute Bekannte von mir wurde beim Verlassen ihres Hotels hinterrücks
von einem Hund angefallen, der direkt vor dem Haus lag. Es war kurz vor ihrer
Heimreise und erforderte eine lange ärztliche Behandlung. Ich hatte 50.000 Baht
verloren als mich der Verleger meiner Gedichte betrogen hatte, immerhin hatte
er mich zum Weiterschreiben angestachelt und meine Machwerke wurden mit der
Zeit besser, manche Gedichte waren sogar richtig gut. Mein Saunafreund Udo in
Berlin überredete mich sie ins Internet zu setzen, er wollte diese Arbeit
übernehmen. Es gab nie ein Buch, ich fand meine frühen Verse misslungen, sie
entsprachen nicht meinen eigenen Ansprüchen, aber ich hörte nie mehr auf zu
schreiben. Neben den Gedichten schrieb ich auch kleine ironische Prosa und
träumte weiterhin von einem richtigen Buch, ein Druckerzeugnis alter Schule mit
Einband und Seiten zum Blättern, wie sich das gehört. Ein richtiges Buch, einen
Roman traute ich mir nicht zu, mein Stil war zu eigenwillig, zu verspielt, ich nahm
mich selbst nicht ernst. Ich ließ kein Wortspiel und keinen Kalauer aus, ich
schrieb nicht für Geld, ich schrieb für mich. Das hat den Nachteil dass es kaum
jemand liest, man muss mit dem spärlichen Lob von Freunden zufrieden sein, die
selten tadeln, es sind ja Freunde die nicht verletzen wollen. Meine eigentliche
Berufung sind Liedertexte, wäre ich nicht zu faul gewesen in der Jugend das
Spielen der Gitarre zu erlernen, hätte
ich ein guter Liedermacher werden können, mit riesigem Erfolg, vielen Schallplatten
und natürlich viel Geld. Das viele Geld hätten heute natürlich die Frauen, wer
viel hat der gibt auch viel. Patty hätte viel mehr Geld bekommen, wäre sogar
heute noch bei mir. Nach etwa einem Jahr rief Sie mich an und gratulierte mir
zum Geburtstag, wie immer keine Details über ihr Leben, ihren Job usw. Aber es
geht ihr gut. Sie besitzt ein Auto, viele schöne Kleider und Schuhe, woher
kommt das Geld? Ihr Ehemann wurde mir immer als kleiner Arbeitnehmer aus der
Unterschicht vorgestellt, welchen Beruf übte Patty aus? Vielleicht tat Sie was
Sie am besten konnte und verdiente mehr Geld als ihr Mann. Womit hatte er Sie
verdient, was konnte er ihr bieten? Jedenfalls konnte ich ihn nicht überbieten,
er hat geblufft und gewonnen. Die Zeit läuft weiter, wir laufen hinterher bis
unsere Zeit abgelaufen ist. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, in denen noch
immer kurze Briefe mit vielen Fotos kamen, eine hübsche schlanke Frau in
modischer Kleidung in den Posen eines Modells, mit extravaganten Taschen und
Stiefeln, oft vor dem neuesten Auto. Mal war ihre hübsche kleine Tochter, mal
der inzwischen etwa 60 Jahre alte Ehemann mit im Bild, eine Idylle wie
Hollywood sie gern am Anfang von Actionfilmen zeigt, bevor die Bösen sie
zerstören und den Helden zum eiskalten Rächer mutieren lassen. Inzwischen mache
auch ich mir Sorgen um das Idyll, die Protagonistin beantwortet meine Briefe
nicht mehr. Sollte Sie etwa, wie damals meine schwarze Freundin in Kenia, dem
Gesetz zum Opfer gefallen sein?
DIE ROLLE
DER FRAU
Bei allem Für und Wider zum Thema Sex
und Prostitution, aller verlogenen Moral und „Schutzbehauptungen“ der
Gesetzgeber, möchte ich noch einmal unterstreichen dass es in meinem Denken nie
eine Diskriminierung anderer Rassen oder des anderen Geschlechts gab, ich finde
es ungeheuerlich wie man in der Vergangenheit Frauen als Menschen zweiter
Klasse behandelt hat und es noch heute tut. Die Herren Herren
als Herrenrasse, die Frau als gehätscheltes Haustier, das man nach Belieben
streichelt oder schlägt, die älteste Form der Sklaverei, ein Produkt der Angst,
eine Entmündigung der Konkurrenz, eine Verzerrung des Wettbewerbs, ein
„Judenstern“ mit der Aufschrift „Frau“, eine Vorwegnahme der „Nazi-Parole“,
könnte über Bordellen stehen: „Kauft nicht bei Frauen“. Sexualität ist ein
vielfältiges Problem, die Ehe allein ist keine Endlösung, das weiß jede Frau
und jeder Mann und natürlich auch jeder Politiker. Das Verbot der Prostitution
beseitigt nicht die Nachfrage, die Prohibition in den USA hat auch keinen
„ernüchtert“. Alles was verboten wird, lebt illegal weiter und fördert die
Kriminalität. Ich erinnere das „Wegsperren“, und den gesetzlich erlaubten
„Freikauf“ gegen klingende Münze, meiner Freundin in Kenia, ein „unmenschlicher“
Vorgang, eine einseitige Bestrafung sexueller Handlungen, bei denen ein Aktfoto
des Opfers als Beweis für eine „Straftat“ genügte. Das Gesetz, eine
Machtdemonstration der herrschenden Klasse, Unterdrückung der Frau als
„Schutzbehauptung“, unsere Frauen tun das nicht. Förderung der Korruption,
sanktionierte Erpressung der Frauen durch Uniform tragende Männer. Viele
unserer „Nestbeschmutzer“ kritisieren die Bundesrepublik, vergessen jedoch die
diversen Freiheiten, die sie gewährt. Mit großer Freude sehe ich Frauen in
sogenannten „Männerberufen“, jede Ärztin ist mir lieber als ein Arzt, ich mag
Frauen lieber als Männer. Wäre ich ein heterosexueller Mann, wäre das normal,
wäre ich eine Frau? Wäre ich lesbisch. Wer weiß schon so genau was er ist, ich weiß
dass ich nichts weiß. Wenn ich in Thailand einen Ladyboy
treffe weiß ich schon was er ist, bei aller femininen Ausstrahlung und den
schönen Titten hat er doch meist ein Stückweit zu viel in der Hose. Wenn der
Schwanz ein Schweif wäre, würde ich sagen, ich schweife ab. Ab oder noch dran,
das ist hier die Frage. Meiner ist noch dran, aber er bringt nichts mehr. Mein
Dank gilt allen Frauen denen ich in meinem Leben begegnet bin, das ist keine
Anbiederung, das ist die reine Wahrheit. Ich verdanke ihnen Verständnis, Trost,
Zuspruch, Zuneigung, Freundschaft und Liebe. Ich danke allen die mit mir intim
waren und mich glücklich machten, egal ob mit oder ohne Bezahlung, ich
respektiere jede Frau die eine körperliche Dienstleistung erbringt und dem Mann
dabei ein gutes Gefühl gibt, weil auch sie den Kunden respektiert und achtet.
Keine Frau sollte gezwungen sein ohne Sympathie mit einem Mann sexuellen
Kontakt zu haben, niemals würde ich eine Frau misshandeln oder zum Verkehr
zwingen, ich bin harmoniesüchtig und lehne jede Form von Zwang ab.
DER MENSCH
Die Welt ist wie sie ist, ein Irrenhaus, ein
Jammertal, ich bin ein „Gutmensch“, ohne böse Absichten, ich bemühe mich die
Menschen zu lieben, auch wenn es schwer fällt. Mein Interesse an Menschen, ihre
Träume und Hoffnungen, ihr guter Wille und ihre Bösartigkeit, brachte mich zum
Studium des „Dekadenten Humanismus“. Ich wollte alles wissen, über die
Beweggründe dieser merkwürdigen Wesen, die Pyramiden und Raketen bauen, Sammler
und Jäger, die Bierdeckel sammeln und Ausländer jagen. Der Mensch ist der
Erfinder der Unmenschlichkeit, einer Disziplin der er seinen Aufstieg verdankt.
Der Fortschritt geht über Leichen, alles was uns weiter bringt, bringt Menschen
um, wir haben viele umgebracht und haben es weit gebracht. Später wurde dann
auch die Menschlichkeit erfunden und als Ideal hochstilisiert, man wollte den
Unmenschen zum Menschen machen indem man ihm ein Kreuz auferlegte und bei freien
Wahlen ein Kreuz machen ließ. Es wird Liebe und Hass gepredigt, der Mensch von
der Kanzel herab abgekanzelt, seine Leere mit einer Lehre getrichtert, die dem
Unbelehrbaren eine Lehre sein soll. Ich bevorzuge die „Gardinenpredigt“, der
poröse Vorhang erlaubt den Durchblick. Mit anderen Worten; Ich denke selbst.
Eine Disziplin die in Zukunft auch Minderbemittelten durch künstliche
Intelligenz ermöglicht werden wird. Die Menschheit, eine Art Pilzbefall des
Planeten, hat ihr Soll längst übererfüllt, der Spruch; „Gehet hin und nähret
euch“, kann bald nicht mehr aufrecht erhalten werden, die Fettleibigkeit wird
der Unterernährung weichen, die Weichen sind bereits gestellt. Immerhin lernte der Mensch durch die Predigt die zehn
Gebote und die sieben Todsünden kennen, Brücken die er überschreiten muss;
“Über sieben Brücken musst du gehen“. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer,
eine Todsünde noch kein Todesurteil. Wer nur eine dieser Sünden begeht
versündigt sich am Leben. Die Woche hat sieben Tage, jeder Tag ist eine Sünde
wert. Martin Luther befand zwei für ausreichend; „In der Woche zwier schaden weder ihm noch ihr“. So wollte er Schaden
verhüten, es gab noch keine Verhütungsmittel. Bei der Übersetzung der Bibel
erfand er viele neue Wörter, das „zwier“ hat sich nicht
so gut durchgesetzt wie andere Wortschöpfungen des Meisters aber für den Reim
reimt es sich zusammen. Wenn ein Paar zweimal wöchentlich zusammen ist, würde
ich „zwammen“ vorschlagen; „In der Woche zwammen wird Gott nicht verdammen“. Alles Neue ist gewöhnungsbedürftig,
aber die Sprache lebt. Tote Sprachen werden nicht mal von Toten gesprochen.
Kürzlich hörte ich ein bemerkenswertes Beispiel neuer deutscher Sprache, mein
Freund Bob, er spielt für mich in Pattaya den
„Blindenhund“, geleitet mich sicher über die lebensgefährliche Fahrbahn,
erzählte mir von einem unbeliebten Zeitgenossen, der mit seinem Geschwätz
langweilt. In gutem Deutsch könnte der Satz lauten; „Den mag ich nicht, er
belästigt mich mit seinem dummen Gerede“. Bob sagte jedoch; „Den brauche ich
nicht, der labert mir nur Kacke ans Bein“. Eine interessante Beschreibung für
einen infantilen Kretin, der verbal untere Extremitäten mit analen
Ausscheidungen konfrontiert.
LONG TIME NO SEA
Sonderangebote und Last Minute Preise
machten es möglich eine Kreuzfahrt erneut anzukreuzen; Laem
Chabang lag nahe, AIDA lag dort vor Anker, eine
Wiederholung der Asien Rundreise war naheliegend. Essen ist der Sex des Alters,
man benötigt keine Erektion und keine Partnerin, ein oraler Liebesakt, man
nimmt alles in sich auf. Ich liebe Buffets, servil bereitstehende Köche; Es ist
angerichtet. Nach dem Krieg war Hunger der beste Koch, heute sind die besten
Köche zu meiner Verfügung. Ich inspiziere ihre Werke, bewundere ihre Kunst, ich
muss nicht alles essen was da verschwenderisch geboten wird, aber das Auge isst
mit. Eine Augenweide, ein Glücksgefühl, ich bin privilegiert, darf alles auf
meinen Teller tun, was kümmert mich der Hunger der Welt? Seit meiner
Abmagerungskur im Alter von 35 Jahren, halte ich mein Gewicht von 65 Kilo, ich
esse nur noch das Feinste, ohne dabei ein richtiger Feinschmecker zu sein.
Gegessen wird nur was wirklich schmeckt und jeder Bissen ist ein Hochgenuss.
Was treibt mich auf das „Schlaraffenschiff“, es ist das ist das berühmte Essen
an Bord, die Kreuzfahrt ist eine Zugabe, das Auge fährt mit. Die ganze
Fressorgie, inklusive Kreuzfahrt kostete diesmal nur 850 €. Zwei Wochen auf
See, vier Mahlzeiten täglich, das war geschenkt. Allein mein Verbrauch an Bier
hätte mich an Land 100 € gekostet. Wir waren als kleine Gruppe von vier
Personen in Laem Chabang an
Bord gegangen, leider gab es einen ordentlichen Streit mit dem Kumpel aus
Hamburg, ich mied die Truppe und suchte mir neue Tischgenossen mit denen ich
besser harmonierte. Das lockerte meine Reise auf, ungezwungen bewegte ich mich
solo durch das Schiff und die Restaurants, musste keine Rücksichten nehmen.
Meine Landgänge machte ich allein und sah in Singapur wieder nur den tollen
Freizeitpark Sentosa, den ich lieben gelernt hatte. In
Vietnam und Cambodia blieb ich
an Bord, My Ship is my Castle. Ein Mitreisender sprach mich an, er
war sich nicht sicher, fragte ob ich beim Rundfunk in Berlin gearbeitet hätte,
es war ein Tontechniker aus vergangenen Zeiten, ein Kollege, der in Saudi
Arabien Karriere gemacht hatte, er war mit seiner Frau an Bord, die im
Unterhaltungsprogramm auftrat. Wir trafen uns öfter, sprachen über alte Zeiten
in Berlin und über seinen neuen Job. Die Welt ist klein, so heißt es,
tatsächlich ist nur unser Horizont klein. Mein Freund Udo, aus der City Sauna
in Berlin, kündigte mir ein befreundetes Ehepaar an, die zur gleichen Zeit mit
mir auf der AIDA reisten, mit anschließendem Urlaub in Pattaya.
Beide aus der Filmbranche, also Berufskollegen, ich war neugierig. Man traf
sich an Bord, ich gab ihnen Tipps für Pattaya, kannte
ihr Hotel, ging häufig dort zum Buffet. Der Mann war nett, die Frau merkwürdig
reserviert, was mich irritierte. Normalerweise mögen mich die Leute, ich werde
geliebt, das ist schön, ich genieße es. Diese Frau liebte mich nicht, man kann
nicht alle haben. Wir trafen uns nie beim Essen, und das war gut so. Wer nicht
will der hat schon, sagt der Berliner. Ich traf die beiden in Pattaya auf der Straße, direkt vor meinem Hotel, die Frau
war ein Eisblock. Da kann man nichts machen, Sympathie kann man nicht kaufen.
Ich hätte sowieso kein Geld für die Dame ausgegeben, sie war nicht mein Typ.
Jetzt beim Schreiben wird mir klar was der Grund gewesen sein könnte,
wahrscheinlich hatte sie Vorurteile gegen Sextouristen. Was soll ich machen, i
am what i am. Schlimmer wäre es wenn ich Vorurteile
gegen Prostituierte hätte, was täte ich dann in Pattaya?
Man stelle sich vor, die Thaifrauen hätten Vorurteile gegen ausländische
Männer, dann wäre Pattaya noch immer das kleine
Fischerdorf, wo nur kleine Fische und keine reichen Männer an der Angel wären.
Was wäre die Welt ohne Vorurteile, man müsste jeden erst umständlich kennen
lernen um sich dann sein Nachurteil zu bilden. Wichtig ist jedoch das
Verurteilen, egal ob vor oder nach. Ich bin ein reifer alter Mann, aber eine
gewisse Naivität ist mir noch immer zu eigen, so habe ich den Gedanken des
Vorurteils nicht zu Ende gedacht. Ich erzählte soeben meinem „Blindenhund“ Bob
diese Geschichte, er nannte mir spontan den wahren Grund; Die abweisende
Ehefrau baute einen Schutzwall auf weil sie in mir eine Gefahr für ihren Mann
witterte, einen negativen Einfluss des versierten Sextouristen auf den braven
aber gefährdeten Ehemann mit dem sie widerwillig das verrufene Thailand
besuchte. Ich verstand plötzlich das „unverständliche“ Verhalten der Frau, sie
schuf Distanz um mich von ihm fern zu halten. Eigentlich kannte ich die Blicke
der argwöhnenden Ehefrauen, wenn sie mit ihren Männern an den Straßenbars
vorbei zogen, immer misstrauisch das sündige Treiben und den Gatten
beobachtend. Auf dem Schiff fehlte dieser Hintergrund, es waren kaum
Thailänderinnen an Bord, die Gefahr lauerte an Land. Eine Ausnahmesituation,
der Ehefrauen sonst nicht ausgeliefert sind, Er nimmt Sie in der Heimat nicht
mit wenn er durch die Kontakthöfe der Freudenhäuser bummelt. Die normal
empfindende Ehefrau lehnt deshalb einen Urlaub in Thailand ab. Mit dieser
dämlichen Angst im Nacken kann man sich den ganzen Urlaub versauen, so zeigte
die arme Frau auch nie ein fröhliches Urlaubsgesicht sondern immer eine
verkrampfte Mine. Ohne Grund wie ich finde, es blieb ja nach der Seereise nur
eine kurze Woche im Sündenbabel Pattaya, was soll da
schon passieren? Ich bewundere kluge Frauen, die ihren Mann an der langen Leine
laufen lassen und ihn damit an sich binden. Mit ihr hat er das Haus und die
Kinder, ein Seitensprung ist nur ein Sprung auf die falsche Seite. Natürlich
gibt es gewissenlose Weiber die eine Ehe zerstören wie ein Kind ein Spielzeug
kaputt macht, aber die Liebe ist kein Spiel und die Ehe kein Spielzeug. Viele
Männer suchen ein neues Spielzeug und riskieren dabei Kopf und Kragen, eine
Scheidung kann den Kopf kosten. Ein Mann ohne Kopf ist wie eine Puppe ohne
Glasaugen, Puppe kaputt. Wie konnte ausgerechnet das prüde Thailand, hier sind
Nacktheit und der Austausch von Zärtlichkeiten in der
Öffentlichkeit verpönt, zum Symbol der Sünde aufsteigen, Ehefrauen in aller
Welt bekreuzigen sich allein bei der Nennung des Namens, jede fürchtet die
exotische Konkurrenz aus Asien, die dunkelhaarigen, zierlichen Frauen, die ihre
scheinbare Schamlosigkeit mühsam erlernen mussten, um ihren guten Ruf in einen
zweifelhaften zu verwandeln. Dabei blieben sie prüde und vermieden es sich dem
Kunden nackt zu zeigen, sie blieben verhüllt bis ins Bett, man kann seine
Kleider, aber nicht seine Scham ablegen. Einige verlangten sogar das Licht zu
löschen, wie viele es waren bleibt eine Dunkelziffer. Zu meiner Zeit gab es in Pattaya kaum oralen Sex, derartiger „Schweinkram“ wurde
abgelehnt, selbst das Wort wurde nicht in den Mund genommen. Heute lässt sich
Keine mehr „entmündigen“, eine Demütigung mehr oder Emanzipation? Die
Gleichberechtigung der Männer machte jedoch Fortschritte und die „69“ zur
magischen Zahl. Der naturgewollte Zeugungsvorgang wird hier künstlerisch
„verfremdet“, erscheint nicht mehr zweckgebunden als pervertierte
„Rahmenhandlung“ des Trieblebens. Die Triebhaftigkeit haftet dem Menschen an,
zieht die Unschuld des Mannes hinab in die Gefilde des magischen Dreiecks, dem
Eingang zum ungewissen Ausgang der sündhaften Tat. „Und immer lockt das Weib“,
ein Spielfilm mit der personifizierten Sünde Brigitte Bardot, inzwischen eine
alte Dame die ihrer Tierliebe huldigt, einst ein „Sexsymbol“ das die Männer
verrückt machte. Wenn Männer verrückt werden, werden Ehefrauen argwöhnisch,
viele sind sogar auf den Leinwandstar eifersüchtig, mit solcher Hysterie
verjagen sie den ans Haus gefesselten „Kettenhund“, er sprengt nicht mehr den Garten
sondern seine Fesseln. Vor Jahren gab ein Arbeitskollege ein paar Flaschen Wein
zu einer Weihnachtsfeier aus, ging später nach dem Pinkeln mit offener Hose
heim zu Frau und Kind. Seine Frau machte eine völlig überzogene Szene,
beschuldigte ihn des Ehebruchs, er rief uns an, wir sollten die Feier
bestätigen. Ich beruhigte die Eifersüchtige mit dem Argument; Wer fremd geht
ist vorsichtig genug den Hosenschlitz zu schließen, eine offene Hose beweist
eher das Gegenteil. „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was
Leiden schafft“. Die Ehe des Kollegen wurde später geschieden.
DOPPELLEBEN
Meine Eltern hatten nie ein Flugzeug
betreten, erst der Sohn hatte abgehoben um über den Wolken zu stehen. Das ist
heutzutage leichter als über den Dingen zu stehen, aber ich stehe zu meinem
Lebenswandel. Vom Schlafwandel zum Lebenswandel wandelt sich der Mensch
unaufhörlich, steigt in den Flieger, steigt auf zum Vielflieger, überfliegt
alle Grenzen und wird zum Marco Polo im Polohemd. Die Postkutsche noch in
lieber Erinnerung, als wäre es gestern gewesen, von vier braven Vierbeinern
gezogen, ausgezogen um junge asiatische Frauen auszuziehen. Viele Pferdestärken
treiben die Turbinen moderner Postkutschen, die das Land überfliegen wie der
Leser diese Zeilen, und die Zeit vergeht wie im Fluge. Mit Alkohol kann man
sich den Flug schön saufen, mit Business Class schläft man wie im Himmel. Wer
auf Business steht, sitzt bequemer als in der „Holzklasse“ und erliegt dem
Zauber der Lüfte wenn er liegt. Ich pendelte zwischen zwei Welten, Lebensmittel
kaufte ich bei Aldi, Frauen kaufte ich in Pattaya,
ein armer Rentner ohne Auto in Deutschland, ein reicher Nichtstuer in Thailand,
ein „Möchte gern – Schauspieler“ der zwei grundverschiedene Rollen verkörperte.
Geizig und auf den Pfennig bedacht, Tiefpreise bei Lidl und Höchstpreise in den
A gogo – Bars von Pattaya,
Schleuderpreise und verschleuderte Trinkgelder, ein Leben im Schleudergang.
Ende Oktober, Anfang November startete mein Flieger, früher war der Winter ein
harter Mann gewesen, Väterchen Frost ein eisiger Geselle mit Fingern wie
Eiszapfen, die nach mir griffen, sie wollten mich „kalt machen“. Wer clever ist
bleibt bei Kälte cool und erlebt das Zapfen von kaltem Bier in tropischer
Hitze. Schnee und Kälte waren Fremdwörter, winterliche Bilder auf dem
Bildschirm waren exotisch, eine Welt die man nur von Hörensagen kannte. Ich
kannte nur noch warme Tage und heiße Nächte, ein cooler Typ der die Heimat den
Anderen überließ, romantischen Leuten die sich eine weiße Weihnacht und kalte
Füße wünschten. Barfuß in offenen Sandalen, bei strahlender Sonne am Meer die
erfrischende Brise, während daheim der eisige Wind die Tropfen an der roten
Nase gefrieren lässt. Hier lässt es sich leben, lautet die Parole der
Kältegegner, wenn die riesigen Weihnachtsbäume vor den Kaufhäusern in den
himmelblauen Himmel der Weihnachtssonne ragen. Überall ist Weihnacht, die
Thailänder feiern die Feste wie sie fallen, der mächtige Baum trägt den
Schriftzug; „Gift Fest“. „Gift“ heißt Geschenk, wer feiert nicht gern ein
fremdartiges Fest wenn es etwas geschenkt gibt. Der Ausländer; „Farang“ ist ein Geschenk des Himmels, er bringt Geld und
Geschenke, erkauft sich die Zuneigung der jungen Frauen; „Altes Herz wird
wieder jung“, schleicht sich in die Herzen der herzensguten Mädchen, die sich
in ihn verlieben wenn er für sie und ihre Lieben sorgt. In Deutschland muss man
das Sorgerecht vor Gericht erkämpfen, hier kann man es erkaufen und benötigt
keinen Anwalt. Der Thailänder ist kein Selbstversorger, fremde Hilfe ist für
ihn keine Schande und Sex mit Fremden keine Sünde. Er ist ein Ästhet, der das
Schöne und angenehme Leben liebt, die Finanzierung zählt nicht zu den schönen
und angenehmen Dingen. Der Farang kann viel von ihm
lernen, er versteht zu leben, ist heiteren Gemüts und verdrängt alles Negative.
Eine positive Einstellung, zur Nachahmung empfohlen. So versteht der deutsche
„Miesepeter“ natürlich das Wesen der umworbenen Frauen nicht, er wirft ihnen
„Verschwendungssucht“ vor wenn sie im Restaurant viel bestellen und wenig
essen, sein Geld mit vollen Händen ausgeben und ihn arm machen. Er begreift
ihre Lebensfreude und Großzügigkeit nicht, ihm fehlt das unbeschwerte heitere
Wesen, das sie so anziehend macht. Die thailändische Frau begreift seinen
„Geiz“ und seinen „tierischen Ernst“ nicht, das Leben ist schön und Geld ist
zum Ausgeben da. Man lebt zusammen aber man bleibt sich fremd, dein Mann, deine
Frau, das unbekannte Wesen. Auch wenn sie den Thailänder nicht verstehen, sie
kommen nicht mehr los von diesem fremden exotischen Land, die Deutschen und der
Rest der Welt, wer einmal hier war kommt immer wieder. Ich komme seit 30
Jahren, das Land ist meine zweite Heimat geworden während meine Heimat mir
fremd geworden ist. „In der Fremde sind wir Fremde, in der Heimat sind wir
fremd, weil die heimatlosen Fremden heimisch in der Heimat sind“. Während die
Fremden in meiner Heimat heimisch sind, bleibe ich in Thailand ein Fremder mit
begrenztem Aufenthalt, niemals würde ich die Staatsangehörigkeit erhalten, ich
bleibe ein unerwünschter Fremder den man duldet wenn er genug Geld nachweisen
kann. Jedes Jahr tritt man den Gang zur Botschaft als Bittsteller an, jedes
Jahr drohen neue Verordnungen, werden andere Papiere verlangt, Gebühren erhöht
und die Bürokratie feiert Triumphe. Der moderne Mensch ist nicht frei, er ist
vogelfrei ohne Papiere, er macht sich strafbar sowie er die
Aufenthaltserlaubnis überschreitet, die Beamten verwalten sein Wohl und Wehe.
Ich bekomme Herzbeklemmungen wenn ich die Behörde betrete, Angst steigt auf,
man ist ausgeliefert. Die Angst vergeht wenn man wieder einmal die
erforderlichen Stempel im Reisepass hat, spätestens nach drei Monaten steht man
wieder auf der Matte und bittet um Gnade. Es gibt kein Lächeln im Land des
Lächelns wenn das Gegenüber eine Uniform trägt, an der Schwelle zur Immigration
beginnt der Ernst des Lebens, hier lächeln weder Beamte noch Bittsteller. Und
doch hat Thailand die höchsten Besucherzahlen, der Tourismus boomt, es winken
Palmen, Sonne, Exotik und das Lächeln der Frauen, sie tragen keine Uniformen
und ihr Schicksal mit Gelassenheit, das Leben ist schön wenn alle Stempel im
Pass sind und man alles dürfen darf.
PANDÄMONIUM
Die Welt war schon immer ein Ort des
Grauens, den man sich schön saufen musste um verdrängen zu können was Angst
erzeugte, die krank machte. Die Welt krankt an der Unvollkommenheit des
Menschen, ein denkendes Wesen das richtig arbeitet aber falsch denkt. Der
Mensch ist das Opfer seiner Gedanken, alles spielt sich im Kopf ab, sagt der
Volksmund und der Psychiater kann das bestätigen. Selbst kluge, anerkannte
Denker entwickelten Ideen zur Verbesserung der Welt, die Millionen Tote
forderten, die gutgläubig der Fahne des Guten gefolgt waren um das Böse zu
zementieren. „Böse Falle“ sagt der Volksmund, oder; „Dumm gelaufen“. Mein Leben
ist nicht dumm gelaufen, obwohl ich dumm darin herumirrte weil die Richtung
nicht stimmte. Oft ist die falsche Richtung die richtige, nur die Richtschnur
war falsch. Am Ende des Tages ist die „Eintagsfliege“ alt und ein Stück weit
klüger als zuvor. „Durch Schaden wird man klug“ sagt der Volksmund, aber der
Mensch richtet so viel Schaden an, er müsste längst klüger sein. Zum Glück gibt
es die Schadenfreude, sie bringt etwas Freude in den Schaden, das kann ja nicht
schaden. Eine gute Sache ist die Schadensbegrenzung, sie weist den Schaden in
seine Grenzen, bis hierher und nicht weiter. Kann man so weiter schreiben ohne
Schaden anzurichten? Das Alter fügt dem Menschen irreparablen Schaden zu, wer
den Schaden hat muss den Spott ertragen. Eine Gnade des Alters ist die
Impotenz, sie lässt den Penis ab und das Konto anschwellen. Irgendwann hat auch
Viagra ausgespielt und der geplagte Mann seine verlorene Unschuld
zurückgewonnen. Wie der ehemalige Kettenraucher, der seine Ketten abgeworfen
hat, schaut er mitleidig auf die Süchtigen, die ihrem Trieb folgen müssen wie
die Kinder dem Rattenfänger von Hameln. „Die Ratten von Pattaya“
laufen keiner Flöte nach, Männer sind wie Kinder, sie folgen dem „Lied der
Liebe“ das ihnen in die Glieder fährt, vor allem in eins. Sie finden immer eine
Flötenspielerin die den richtigen Ton findet, angeborene Musikalität
erleichtert den Umgang mit dem Instrument. Für den alternden Musikliebhaber
schöne Erinnerungen an denen man hängt wenn alles hängt. In der Jugend hängt
alles vom Geld ab, im Alter vom Stehvermögen. Unser Mann in Pattaya,
Agent Null Null Sex ist nur noch als Beobachter
tätig, bei ihm haben die Frauen die „Lizenz zum Nervtöten“
verloren. Wir schreiben das Jahr 2021, Pattaya ist
eine „Tote Stadt“. Eine kleine Anzahl von Residenten und Gestrandeten bewegt
sich auf dem abgeriegelten Terrain; Ausländer raus! Viele sind bei Ausbruch der
Pandemie geflüchtet, sie kaperten die wenigen Flüge die ein Pandämonium in der
Heimat möglich machten. Unser Mann, ein rüstiger Greis von fast 88 Jahren,
entschied sich für ein Verbleiben in seiner Wahlheimat, zumal er im Besitz
eines Jahresvisums war, als sein Heimflug abgesagt wurde. Das Unheil nahm
seinen Lauf, sehr schnell wurde sein „Asyl“ in Berlin geschlossen, die City
Sauna ging als eine der Ersten pleite. Die kleine Welt des „Lebenskünstlers“
brach zusammen, man zog ihm sein Schwimmbad unter den Füssen weg. Hier hatte er
seinen Freundeskreis und warmes Wasser gehabt, 32 Grad Celsius, ein Thermalbad
für die Alten und Kranken, ersatzlos gestrichen, ein Virus macht den Laden
dicht. In Pattaya schlossen viele Hotels ihre
Pforten, mein langjähriges Domizil kündigte den letzten verbliebenen Gästen, im
Mai 2020 musste ich mein Hotel verlassen. Mein Freund Bob wurde zu meinem
„Blindenhund“, den Namen gab er sich selbst, er führte den alten Mann durch die
verlassene Stadt, in der die Thailänder wieder unter sich waren. Hotels,
Swimming Pools, Restaurants und Bars wurden geschlossen; „Vorhang zu, Affe
tot“. Ein Spruch aus meiner Jugend, den ich verinnerlicht habe. Die meisten
„Affen“ hatten das sinkende Schiff verlassen, ich landete im Hotel Sawasdee, weit ab von meiner gewohnten Umgebung, bezog ein
Zimmer direkt am Pool, der weiterhin geöffnet blieb. Mein tägliches
„Pflichtschwimmen“ zugunsten meiner Bechterew-Erkrankung
war gewährleistet, ein Vorteil gegenüber Berlin. Hier lernte ich eine
liebevolle Schweizerin kennen, der Pool ihres Hotels war geschlossen, sie kam
täglich um hier zu schwimmen. Ihr Ehemann übte jede freie Minute auf der
Gitarre, kam aber vereinzelt mit ihr um mir als „Kampfschwimmer“ den Pool
streitig zu machen. Sie führte eine glückliche Ehe, war stolz auf zwei
erwachsene Söhne, gut gelungene Exemplare die mehr Freude als Kummer machten.
Sie war mir eine gute Zuhörerin wenn ich aus meinem „verpfuschten“ Leben
erzählte, ihr lebhaftes Interesse brachte mich auf die Idee zu diesem Buch.
Eine bemerkenswerte kluge Frau, wir wurden Freunde und sind es noch. So begann
ich mit Unterstützung meines Freundes Udo, dem ich ja schon meine Gedichtseite
im Netz verdanke, im Mai 2020 diese Lebensbeichte aufzuschreiben, die in meinem
Freundeskreis sofort begeisterte Leser fand. Sie beschreibt einen Mann mit
vielen Talenten und wenig Erfolgen; „Viele sind berufen, wenige sind
auserwählt“. Wie nannte mich mein enger Freund Bodo, der als Tänzer den Sprung
auf die Bühne geschafft hatte, wenn ich mein Schicksal bejammerte, kein
Künstler geworden zu sein, er sagte; „Dafür bist du Lebenskünstler geworden“.
Jeder Mensch ist ein Künstler, nicht jeder ist erfolgreich, nicht jeder ist
reich. Die meisten Künstler sind arm dran, nur wenige erringen den Erfolg, der
sie dann sogar kaputt macht. Der Beruf des Lebenskünstlers ist also dem des
Künstlers vorzuziehen, er kommt ohne Zuschauer, ohne Publikum aus, keiner muss
seine Bücher oder Gemälde kaufen, seine Kunst ist keine Darbietung, kein Aufmerksamkeit
heischendes Gaukelspiel, es ist die Kunst der Genügsamkeit, der Demut, der
Bescheidenheit, der Anpassung, der Nächstenliebe, der Gewaltlosigkeit, der
Toleranz. Erst die Demokratie ermöglicht diese Kunst, nur ohne Diktatur und
Zwang kann sich das Gute entfalten, Krieg und Grausamkeit würgen jede gute
Regung ab, auch der Beste wird Mitläufer und Mittäter, das Leben hat seinen
Preis, man bekommt nichts geschenkt. Nun wurde uns ein Virus geschenkt, möge er
die Menschheit daran erinnern dass trotz aller perfektionierten
Vernichtungswaffen und der hohen
Leistungsfähigkeit moderner Kriegsführung die Waffen der Natur effektiver töten
als der Mensch es vermag. Seuchen sind uns überlegen, es bedarf keiner
politischen oder religiösen Gründe, ohne Bomben und Explosionen, lautlos und
dezent arbeiten die Viren ihr Pensum ab, sie töten gerecht und ohne Ansehen der
Person. Es bedarf keiner Genehmigung umstrittener Sterbehilfe von Beamten die
Ethik und Moral verwalten, das Leben heilig halten, bis zum Zeitpunkt der
Einberufung und der schmucken Uniformen. Hier wird schlicht reiner Tisch
gemacht, gestorben wird naturgemäß und nicht sinnlos abgeschlachtet. Das
Schlachtfeld ist ein weites Feld, Siege und Niederlagen stehen in den
Geschichtsbüchern, so manches „Waterloo“ wird fröhlich besungen, überall stehen
Denkmäler, überall liegen die Millionen Toten unter dem Kreuz, dem Symbol der
Nächstenliebe; „Du sollst nicht Töten“. Bei allen zu Gebote stehenden Geboten
ist dieses Gebot das Gebot der Stunde, es fordert einen unausweichlichen Grund,
nur der allein rechtfertigt die Übertretung. Der ordinäre „Mundraub“ des
unwissenden Raubtiers ist keine Entschuldigung für das Töten von Menschen durch
Menschen. Der wenig einsichtige Löwe oder Tiger will trotz des Klimawandels
weiterhin Fleisch essen, das erscheint ihm Grund genug. Erst die fundierte
Begründung rechtfertigt beim Menschen was gemeinhin strengstem Verbot
unterliegt. Ein Virus kennt keine Verbote, es tötet ohne Motiv, es hat „Die
Lizenz zum Töten.
SPIELE MIR
DAS LIED VOM
TOD
Eine grausame Melodie erobert die
Welt, eine Filmmusik die uns schaudern lässt, so beklemmend und unheimlich, ein
Film der alle Vorstellungen übersteigt, ein Horrorfilm ohne Zombies und Vampire,
ein Kriegsfilm ohne Panzer und Kanonen, ein geheimnisvoller Gegner, ein Angriff
aus dem Dunkel, ein unsichtbarer Feind der den Atem bedroht, der Barrieren
aufbaut und Masken zur Pflicht macht wenn er die Maske fallen lässt. Er
beschert uns „Die Maske des Zorro“ für Jedermann, ein „Maskenball“ mit
Trauermarsch. Ein Film ohne Degenfechten und Abstechen, ohne Happy End, mit
vielen Sterbeszenen und wenig Hoffnung, ein Katastrophenfilm ohne Tsunami und einstürzende Neubauten, ein Film dessen
Ende nicht abzusehen ist, den viele nicht zu Ende sehen werden, ein Ende mit
Schrecken, ein Schrecken ohne Ende, ist die Impfung das Ende vom Lied? „Angst
essen Seele auf“, das Weiterleben ist „Der Lohn der Angst“, „Grundformen der
Angst“ ist das Buch meines Lebens; Hurra wir leben noch! Gestrandet, ohne
Strand, long Time no Sea, ich bevorzuge den Pool, noch immer zu kalt mit 28
Grad, aber direkt vor meiner Zimmertür. Der alte Mann und das Meer, greifbar
nah und doch so fern. Ich lebe unter Palmen, sehe aber nichts von den
Schönheiten der Tropen, habe kein Auto, bin an mein Hotel gefesselt, schreibe
täglich an meinem Buch, bis mein „Blindenhund“ mich am Abend in unser deutsches
Restaurant führt, wo wir gut und billig speisen. Der alte Mann flirtet mit der
knackigen Bedienung, kleiner Busen, kleiner Popo, da werden längst vergessene
Wünsche wach. Das hübsche Mädchen ist 21 Jahre alt und ein Opfer der Pandemie,
sie braucht Geld. Der alte Knacker ist 88 Jahre alt, hat Geld aber keine Kraft
in den Lenden. Die süße Maus ermuntert den Wunschträumer, macht ihm mit den
Fingern das Zeichen des Geldzählens, ein eindeutiges Angebot, der Not
gehorchend. Früher bekam er keine solchen Angebote, da konnten sich die jungen
Mädchen einen Jüngeren aussuchen. Einen Tag später wiederholt sie das
Fingerspiel und fügt den Tiefpreis hinzu; sieben Finger bedeuten siebenhundert
Baht, früher hat sie zweitausend Baht verlangt und bekommen. Angebot und
Nachfrage, wer trotz Pandemie einreist muss mindestens für zwei Wochen in
Quarantäne, das machen nur wenige. Die Bars sind geschlossen, die Hotels sind
leer, ich bin der einzige Gast in meinem Hotel, der Pool gehört mir allein.
Eine teure Frau wie Patty würde ich in Notzeiten wie diesen für den halben
Preis bekommen, die Welt ist ungerecht. Meine Zeit ist vorbei, ein Sextourist
ohne Sex ist nur noch ein Zerrbild seiner selbst. Natürlich ist die Welt
ungerecht, eine gerechte Welt wäre unnatürlich. Gerechtigkeit ist ein
ironisches Wort, wie Liebe oder Brüderlichkeit, große Worte für kleine
Menschen, hohe Ansprüche an tiefe Abgründe. Unter dem Mantel der Liebe verbirgt
sich der Hass, die Brüderlichkeit ist eine verlogene Parole. Weitaus ehrlicher
klingt der entlarvende Reim; „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag
ich dir den Schädel ein“. Er wurde während der Straßenkämpfe in Berlin, vor der
Machtergreifung der Nazis, geschrieben. Die Menschen sind feindliche Brüder,
der Knüppel liegt beim Hund, der Hammer liegt beim Bruder. Die Liebe zu den
Geschwistern offenbart sich beim Streit ums Erbe. Es ist also ungerecht wenn
die Pandemie einem alten impotenten Mann Tiefpreise bietet, die er nicht mehr
nutzen kann, ebenso unfair handelt ein Virus das eine junge Frau zu
Sonderangeboten an alte Männer
erniedrigt. Viren sind nicht fair, sie sind fast so tückisch und
hinterhältig wie Menschen. Lächelnd ertragen die unmöglichen Partner die
Ungerechtigkeiten der Welt, brav serviert das liebe Mädel dem freundlichen
Alten, der als Kunde nichtmehr in Frage kommt, das Schweinefilet mit
Bratkartoffeln zur oralen Ersatzbefriedigung. Ich male mir aus, was ich mit dem
lieblichen Menschenkind anstellen könnte, bei einem Werbepreis, den ich
natürlich auf Eintausend aufstocken würde, und komme zu keinem vernünftigen
Ergebnis. Es wäre ekelhaft für sie und erniedrigend für mich, ein stinkender
alter Mann in feuchten Windelhosen, mit tropfendem Geschlechtsteil, reduziert
auf die Erstfunktion der Entwässerung, ein Rückfall ins Säuglingsalter, ein „Schniedelwuz“ ohne echte Aufgabenstellung, ein tropfender
Wasserhahn ohne Klempner. Alles zu seiner Zeit, möchte man sagen, nur schade
dass ich zu meiner Zeit kein Geld hatte und das Experiment im Selbstversuch,
ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen, die damals von kriminellen Fachleuten
angedroht wurden, wagen musste. Was heute;“Verpiss dich“ und „Fuck you“ sind, war damals der berüchtigte „Wichser“, eine arme
Sau ohne Geld für sexuelle Notdurft. Der heranwachsende Jüngling kann diesen
„Reibereien“ nicht aus dem Weg gehen, eine reibungslose Jugend wäre eine
unrealistische Vorstellung. Welcher Zeit soll man nachtrauern, dem Überdruck
minderbemittelter Jugend oder dem Nachdruck der danach kommt? Heute sind diese
Bekenntnisse druckreif, die Zeit der Reife vermindert den Druck und der
infantile Wunsch sein Geld selbst drucken zu können, verfliegt. Wofür brauchen
Männer so viel Geld, sie brauchen es für den „Missbrauch“ weiblicher Harnwege,
die hier in erniedrigender Weise zur Ware herabgewürdigt werden. Die abartige
Sucht der Männer, sich Eingang in verbotene Zonen zu verschaffen, wird ihnen
ein Leben lang zum Vorwurf gemacht, ein unschuldiges Tier muss seinen ehrlichen
Namen für einen „Schweinkram“ hergeben, der ohne Geld nicht zu haben ist.
DIE KEHRSEITE
Die Kehrseite des Schweinkrams ist
die Prostata, erst unterstützt sie die Ausübung der Zweitfunktion, dann
behindert sie massiv den „Ablauf“ der Erstfunktion. In Pattaya
gingen die Mädchen auf den Strich, mir machte die Drüse einen durch die
Rechnung. Sehr bald nach dem Abschied von Patty machte das „Sorgenkind alter
Männer“ den Laden dicht, in der Nacht torkelte der Bier und Schlaftrunkene jede
volle Stunde zum „Restroom“ um Reste des reichlichen
Bierkonsums vom Abend in das Dunkel der Nacht zu entleeren. Zwar glühte dem
alten Mann noch ein Lämpchen, die Nachtbeleuchtung des stillen Örtchens machte
die Stille fast sichtbar wenn er in aller Stille dem Wasser Marschbefehl geben
wollte. Eine Befehlsverweigerung wollte unser Mann auf seiner „Spritztour“
nicht hinnehmen, es traf ihn wie ein Keulenschlag als trotz heftigem Harndrang
nichts nach außen drang. Die Prostata befand sich im Wachstum, die Ausdehnung
der Einen ist die Einengung der Anderen. Tagsüber waren die Grenzen noch
geöffnet, in der Nacht wurden sie hermetisch abgeriegelt, es kam zum Stau. Der
schmerzhafte Druck steigerte die Angst, der Restharn gab dem geplagten Opfer
den Rest. Die erbarmungslose Vorsteherdrüse, eine Art „Wasserkraftwerk“ ohne
Stromerzeugung, blockierte die Wasserwege und gefährdete die Nieren. Ein
Katheter, eine Röhre für die Harnröhre war unumgänglich. Tagsüber ließ der
Würgegriff der Drüse nach, dankbar sah der passionierte Biertrinker das
„alkoholfreie Bier“, den entgifteten Harn entweichen, die Angst blieb. Panik
hatte die Diagnose eines Urologen hervorgerufen, er hatte Prostatakrebs
ertastet und sofortigen Heimflug gefordert. Der nächste Urologe gab Entwarnung,
der PSA-Test war negativ, ein weiteres Abtasten des Organs ergab lediglich
Kalziumablagerungen; „Sie haben keinen Krebs, sie können in Thailand bleiben,
solange sie wollen“. Ein Werbeplakat trieb mich in die Arme einer Internistin
mit Migrationshintergrund, eine Chinesin die in der Heimat Akupunktur studiert
hatte, ich vertraute ihr und hing an der Nadel. Gut eingefädelt, mit offenem
Feuer auf dem abgedeckten Bauch, begann sie mich planmäßig „abzustechen“ und
hatte Erfolg. Mein Urologe in Berlin, der selbst gern Krebs ertastete, sagte
später zum „Kalzium-Befund“; “Was manche Leute alles ertasten können“. Auf der
„Tastatur“ der Urologen klingt jede Melodie anders. Der Berliner Arzt tendierte
schon lange zum Krebsbefund und hatte Bestrahlungen angeboten, ich glaubte ihm
nicht, hielt seine Suche für Übereifer. Als Folge der Nadelstiche konnte ich
nachts wieder entwässern, pinkelte in einen Messbecher und war kindisch genug
mich voller Stolz am Morgen mit dem vollen Glasbehälter vom Zimmermädchen
fotografieren zu lassen. So schenkt das Alter neue Freuden, bisher war es nur
das volle Glas am Abend gewesen, nun freute sich der infantile Alte auch über
das volle Glas am Morgen. Der „Durchlauferhitzer“ arbeitete wieder; Kaltes Bier
rein, warmer Urin raus. „Bleibt allein, nur der Wein“, besingt ein
sentimentales Lied den Verzicht auf Sex und die endgültige Hinwendung zum
Alkoholismus. Mir blieb nur das Bier und, welch ein Geschenk, ich konnte es
wieder ausscheiden.
DIE GEDANKEN SIND
FREI
Zu dieser Zeit rief Patty mich noch
regelmäßig an, ich liebte es ihre Stimme zu hören, war glücklich unvergessen zu
sein; „Ein unvergesslicher Kunde“, der Wunschtraum eines jeden Freiers, Sie
liebte nicht nur mein Geld, Sie liebte mich um meiner selbst willen, ich war
der Mann ihres Lebens gewesen, nur mein Alter hatte uns getrennt. Zu schön um
wahr zu sein, aber der Mensch lebt für seine Träume. Warum liebte ich die
Traumfabrik Hollywood, warum liebte ich das Happy End am Ende des Films, weil
ich den Traum lebte, weil wir ohne Träume nicht leben können, das Leben ist zu
hart für Weicheier. Jeder Mensch will geliebt werden, er sucht die verbale
Bestätigung. Wenn ich Patty am Telefon meine Liebe gestand, ging ihr ein;“I love you too“
leicht über die Lippen, in Amerika ohnehin die Formel zum Ende des Gesprächs.
Ein sentimentaler alter Mann, der eine abgeschlossene erotische
Geschäftsbeziehung als Liebe verklärt, beweist wie stark die Einbildungskraft
den Menschen am klaren Denken hindert. Das Wunschdenken erbaut Kartenhäuser und
Luftschlösser, macht das Unmögliche möglich, nimmt dem Liebenden das
Augenlicht. Blind folgt der Fanatiker seiner Idee, der Kriminelle seiner
Überheblichkeit, der Arme den Lottozahlen. So sieht jeder was er will, er
glaubt den Lügen seiner Gedanken, hält sie für die alleinige Wahrheit. Er wird
von seinen Gedanken beherrscht, die ihm das Mitdenken nicht erlauben. Das
Denken ist Geschenk und Bürde, wir tragen schwer an der Last der Gedanken,
denen wir zu viel Freiheit lassen. Der Mensch beherrscht die Erde aber nicht
seinen Kopf. Die Gedanken sind frei, der Mensch ist ihr Gefangener. „Ich denke also
bin ich Sklave“, müsste die Erweiterung eines Klassikers lauten, der die
Daseinsberechtigung vom Denken ableitete. Tatsächlich werden wir gedacht, ich
denke also bin ich Opfer von Werbung und Propaganda. Die Speisen werden noch
immer nicht vorgekaut. Für das Denken gibt es Vordenker, deren Gedanken wir
wiederkäuen wie die Rinder das zweite Frühstück. Nach dem Lesen der
Morgenzeitung wissen wir nicht „Was morgen geschah“, ein hübscher alter
Schwarz/Weiß-Film, aus meiner Jugend, aber wir haben eine Meinung die wir
vorher noch nicht hatten, sie wurde von BILD und anderen „Missbildungen“
gebildet. Die Journalisten waren „Die Herren der öffentlichen Meinung“, der
Mensch braucht „Denkanstöße“ um sich Vorgedachtes anzueignen. Er macht sich ein
Bild und hat fortan ein Feindbild das er als kostbaren Schatz hütet, wie der
Kunstsammler das berühmte Gemälde vom goldenen Kalb. Inzwischen kennen wir die
Wahrheit über die „Lügenpresse“ und ihrer Schwester der Notenpresse, dem „Duo
Infernale“ der Neuzeit. Jede Banknote belügt den Benutzer über den wahren Wert,
der nicht dem Warenwert entspricht, die Mehrwertsteuer mindert den angeblichen
Wert, beide Pressen sind nichts mehr wert. Unsere Gedanken sollten sich darüber
keine Gedanken machen, jede Lüge hat ihre eigene Wahrheit und jede Theorie ihre
eigene Verschwörung. Auch hier regen die Vordenker wieder zum Nachdenken an und
die Gedanken weisen dem Blinden den Weg. Wer auf seine Gedanken hört ist ihnen
hörig, sie versperren ihm die Sicht auf die Einsicht und verbauen ihm die Aussicht.
Die Verschwörungstheoretiker sind eine verschworene Gemeinschaft, sie glauben
das Unglaubliche weil sie den Glauben verloren haben. Es sind ungläubige
Privatdetektive die den Verschwörern auf der Spur sind, sie wissen mehr weil
ihre Ohren ihnen die Augen geöffnet haben und ihre Vordenker mehr wissen. Für
jedes „Mehrwissen“ wird in Zukunft eine „ Mehrweißsteuer „ erhoben werden, das
wissen die Vordenker schon heute. Lügen und Notenpresse haben ausgedient,
Zeitungen und Bargeld werden abgeschafft; „ Deutschland schafft sich ab“. Einer
der Ersten „Verschwörungstheoretiker“ hat es geschafft, sein Ruf ist lädiert,
sein Konto saniert.
KEIN BARGELD FÜR
BARGIRLS
Eine bekannte Zeitung für Ausländer
schreibt; „Bargirls erhalten keine Unterstützung in
Zeiten der Pandemie, 100.000 Sexarbeiterinnen in Thailand sind arbeitslos,
werden kriminalisiert und vom Arbeitsschutz ausgeschlossen, während andere
Arbeitslose eine dreimonatige Zuwendung von jeweils 5.000 Baht erhalten. Die
Einnahmen der Sexindustrie beliefen sich im Jahr auf 6,4 Milliarden Dollar und
erwirtschafteten vier bis zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Alle Bars,
Massage Salons und Karaoke sind geschlossen, die Frauen sind ohne jedes
Einkommen, können ihre Familien nicht ernähren, Miete bezahlen, usw.“
Lebensrettende Maßnahmen verhindern Infektionen und steigern die Armut. Als die
Preise stiegen und die Frauen teilweise 4.000 Baht verlangten, hatte ich mir
einen „Dämpfer“ gewünscht, nun ist die Stimmung „gedämpft“, ich erhielt ein
Angebot von nur 700 Baht, die nackte Not senkt die Preise. Mir ist eine
überhöhte Forderung jedoch lieber als
ein nacktes Mädchen in Not. Die Welt ist ungerecht, es sollte mir recht sein,
meine Rente gibt mir das Recht des Stärkeren. Leider bin ich zu schwach das
Leid zu lindern, Geldgeschenke werden in Thailand leicht zum Gewohnheitsrecht,
wer bekommt erwartet mehr. Eine Begleiterin meiner alten Tage würde meine
Möglichkeiten überfordern, auch ohne Sex sind Frauen teuer; „Einsam sind die
Tapferen“ Western mit Kirk Douglas. Nie gehört, wer soll denn das sein? Ich bin
ein einsamer Wolf, ein Steppenwolf in der Steppe von Pattaya,
einer Einöde ohne zahlungsfähige Ausländer, mit Hochhäusern ohne Hochsaison,
mit Strand für Gestrandete und Erwerbslose die Lose erwerben um in der Lotterie
zu gewinnen. Ohne Ausländer keine Arbeit, ohne Broterwerb kein Reis, ohne
Reisende keine Flüge, ohne Impfung keine Hoffnung. Die Alten sterben zuerst,
die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Hoffnung bald zu sterben habe ich aufgegeben,
wenn das so weitergeht werde ich in zwei Jahren neunzig, womit habe ich diese
Strafe verdient? Eine Pandemie die so alte Leute übersieht ist ungerecht. Da
haben wir es wieder, das rechte Wort zur rechten Zeit, wer so alt wird muss mit
dem Unrecht zurechtkommen. Offenbar stirbt man in anderen Ländern häufiger an
Corona, wahrscheinlich schützen die lästigen Vorschriften doch vor Infektionen,
leben wir sicherer in Thailand als anderswo. Ich bin inzwischen 16 Monate im
Lande und hatte in dieser Zeit keine Erkältungskrankheit. Ein Novum, meine Bechterew-Erkrankung geht mit chronischen
Nasennebenhöhlen-Erkrankungen einher, eine „Grippe“ folgte der nächsten; Gelomyrtol und andere Mittel waren „Mein täglich Brot“. Die
jährlichen Impfungen vertrug ich nicht, ich hatte sofort die nächste „Grippe“
und verzichtete auf diese Vorsorge. Keine einzige Erkältung seit über einem
Jahr, das hat es in meinem Leben noch nie gegeben. Seit dem Ausbruch der
Pandemie lebe ich abgeschirmt in meinem Hotelzimmer, nur das Abendessen findet
im Restaurant statt. Dort flirte ich mit der „700 Baht-Bedienung“ und träume
von „Love for sale“. Alle
Frauen sind käuflich und lächeln sogar für alte Männer, das war nicht immer so.
Meist ist das Lächeln hinter dem Mundschutz verborgen, man kann es nur erahnen,
erkaufen musste man es schon immer, für wenig Geld wird wenig gelächelt, im
Land des Lächelns. Wo das Leben lächelt zeigt der Tod nur sein Grinsen, er
belächelt die Irrwege der Menschen und zeigt ihnen den richtigen Weg. In jedem
Ende liegt ein neuer Anfang, eine neue Generation tritt an um die alten Dramen
im neuen Gewande zu erleben, ein ständiges Kommen und Gehen, ein Perpetuum
Mobile, ein Selbstläufer ohne Werbung aber mit Garantie. Das Sterben wird
garantiert, es ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Mir wird das Sterben
leicht gemacht, gnädig erlaubt das Schicksal mir das Aufschreiben meines
Lebens, erspart mir die Demenz und das Vegetieren ohne Erinnerung, ein
Privileg, ein Geschenk, eine Gabe die mich mit Dankbarkeit erfüllt. Zwei meiner
Jugendfreunde wurden ein Opfer dieser Heimsuchung; Rudolf, ein treuer Begleiter
seit der Nachkriegszeit; „Auferstanden aus Ruinen“, wir kannten uns seit 1945,
erkrankte vor etwa 15 Jahren an Demenz, vegetierte 12 Jahre im Heim und starb
vor drei Jahren. Herbert der Musiker, ein unkomplizierter Typ, „Immer locker
übern Hocker“ erlitt das gleiche Schicksal. In der Jugend hatte ich ihn immer
beneidet, er war nicht schüchtern, konnte besser mit Frauen umgehen, ein
fröhlicher Spaßmacher, wir haben viel miteinander gelacht. Ich erlebte seine
traurigen letzten Jahre bei Besuchen in seiner Wohnung, mit dem Elend der
Verwahrlosung und der Dankbarkeit des Hilflosen, bevor auch er in ein Heim
eingewiesen wurde, wo er zum Glück recht bald starb. Er hatte ein erfülltes
Leben auf der Bühne und im Showprogramm von zahlreichen Kreuzfahrten um die
Welt gehabt, bevor es ihm verloren ging. Das Alter und der Verfall sind die
unerbittliche Konsequenz des Lebens, ob im Dunkel des grauen Alltags, ob im
Scheinwerferlicht des Showgeschäfts, für viele erlischt das Licht schon lange
vor dem Tod. Mein Lebenslicht flackert noch lebhaft in meinem tropischen Exil,
die Sonne scheint ganztags, es wird täglich wärmer, 30 Grad im März des Jahres 2021,
im nächsten Monat werde ich 88 Jahre alt, das habe ich nie gewollt. Das Jahr
2000 wollte ich erleben als ich noch jünger war, das war eine magische Zahl,
man glaubte noch an den Fortschritt, der schenkte uns unter anderem das
Hörbuch. Beim gesprochenen Buch kann man nicht zwischen den Zeilen lesen aber
das „Ungesagte“ spricht Bände. Wer nur das „Lesebuch“ kennt, für den bleibt es
„unerhört“. Spitzfindigkeiten zu finden und sie auf die Spitze zu treiben, ist
eine Manie von der ich nicht lassen kann, lassen wir dem „ehrlichen Finder“ die
Freude. Es ist schwer zu sagen ob ich meinen Mutterwitz vom Vater geerbt habe
oder umgekehrt, tatsächlich bin ich mit diesen Spitzfindigkeiten aufgewachsen,
meine Eltern sprachen nur ironisch mit mir, ich habe diese Sprache mit der
Muttermilch aufgesogen. Bei mir darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage
legen, „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Wenn keine warme Decke zur Hand
ist hülle ich mich in Schweigen, das wärmt das Herz. Ohne Sprechen kann ich
leben, ohne Schreiben kaum. Wenn man Glück hat ist Schreiben Gold wert, dann
zaubert Harry Potter Millionen auf das Konto; „Wunder gibt es immer wieder“.
Ein hohes Alter ohne Demenz ist ein Wunder das nicht mit Gold aufzuwiegen ist.
Lassen wir also die Goldwaage beim Juwelier und gönnen wir den Autoren ihren Erfolg, man muss gönnen können.
Können wir ohne Hass und Neid leben, können wir uns mit dem Feindbild
anfreunden, können wir sein was wir nicht sind; „Edel sei der Mensch, hilfreich
und gut“. Es ist wenig hilfreich ihm zu sagen was er sein soll, wozu ihm aber
die Begabung fehlt, er hat kein Talent zum gut sein, selbst der staatlich
geprüfte „Gutmensch“ trägt seinen hochtrabenden Titel nicht immer zu Recht,
kann es gut sein, immer gut zu sein? Es kann gut sein, dass Güte ungute Gefühle
auslöst; „Ach du meine Güte!“ ruft der Mensch wenn Güte nicht gut geht, und das
Gütesiegel eine Täuschung war. Soviel über das Gute, nichts für ungut…
DER GUTE PETER
Vor Jahren erlebte ich die
fortschreitende Demenz meiner Nachbarin, die meine Wohnung betreute wenn ich
mich in Thailand befand. Ich zeigte mich hilfsbereit ohne zu wissen warum ihre
Hilflosigkeit zunahm. Ohne Erfahrung macht man das Alter der betroffenen
Menschen verantwortlich ohne zu begreifen worum es geht. Schließlich landete
auch sie im Heim, wo ich sie mehrmals besuchte, was meinen Depressionen nicht
zuträglich war. Angst macht sich breit, man sieht sich selbst in dieser
Verfassung, hält dieses Schicksal für unausweichlich. Ein Freund riet mir ab
die Besuche fortzusetzen, da sie mich zu stark belasteten. Dann traf es meine
engsten Jugendfreunde und ich war erneut gefordert. Auch bei Rudolf hatte ich
am Anfang keine Ahnung was vor sich geht, später besuchte ich ihn im Heim
zusammen mit seiner Schwester, die seine einzige Bezugsperson war. Seine Frau
war an Krebs gestorben, die Kinder kümmerten sich nicht um ihn, die Güte des
Menschen ist begrenzt. Für Herbert den Musiker kaufte ich als letzten Liebesdienst
ein Fernsehgerät, als sein Gerät kaputt ging, da war er schon sehr
beeinträchtigt in der Bedienung und dem Verständnis der Sendungen. Man steht
der Krankheit hilflos gegenüber und kauft sich aus der „Verantwortung“ mit
einem letzten Freundesdienst. Er hatte kein Geld, konnte auch nichtmehr mit
Scheinen und Münzen umgehen, ständig fiel etwas zu Boden. Hilflos verfolgte er
wie ich die Kabel in seinem mit Bühnentechnik vollgestelltem Wohnzimmer
verlegte und lobte meinen engagierten Arbeitseinsatz. Ich hatte 25 Jahre beim
Rundfunk Kabel verlegt, hier wurde ich noch einmal gefordert. Seine Tage als
Single in eigener Wohnung waren gezählt, mein Geschenk war ein verzweifelter
Versuch ohne echte Hoffnung. Mein Freund Bodo, der einmal Solotänzer beim
Ballett gewesen war, bereitete mir jeden Sonntag Bratkartoffeln mit Fleisch und
Gemüse, er war alt und krank, wir gingen nichtmehr miteinander im Restaurant
essen, ich besuchte ihn einmal in der Woche, er war schwerhörig, weigerte sich
ein Hörgerät zu tragen. Zwei alte Männer die nichtmehr ins Kino gingen, die
Filme kamen im TV, den Ton verfolgten wir über Kopfhörer. Das oft geschmähte
Fernsehen ist ein Segen für alte und kranke Menschen, wer das Kino liebt, muss
es nicht missen. Wir sahen alles was wichtig war, Filme waren das Wichtigste in
unserem Leben. Bodo hatte eine jüngere Schwester, die viele Wege für ihn
erledigte, die beiden kauften für ihn ein neues Fernsehgerät, als das alte
kaputt war. Das war ein Fehler, für diesen Kauf hätte er mich heranziehen müssen,
ich war der bessere „Fachmann“ für moderne Geräte und große Bildschirme. Die
Flachbildschirme waren noch recht teuer, für 700 Euro erhielten die Beiden nur
ein sehr kleines Gerät, ein echter Fehlkauf für einen Kinofan der die große
Leinwand liebte. Ich war entsetzt als ich die „Keksbüchse“ zu sehen bekam, ein
extrem kleines Breitwandbild, das sich später auch als ungeeignet für seine
schlechten Augen herausstellte. Unter keinen Umständen hätte ich dieses kleine
Gerät gekauft, eher hätte ich ihm Geld dazu geschenkt um ein anständiges Bild
zu haben. Angeblich konnte er sich kein teures Gerät leisten, zahlte aber jeden
Monat freiwillig „Alimente“ an seinen platonischen Liebhaber in Thailand. Die
sogenannte „Liebe“ übte hier sogar Verzicht auf Qualität bei der Anschaffung
eines modernen Bildschirms. Ein Filmfanatiker, der sein einziges Hobby
verleugnet um seine kleine Rente mit einem „Heiratsschwindler“ zu teilen.
Unglaublich aber wahr. Allerdings sind wir an dieser Stelle auch wieder bei dem
merkwürdigen Argument; „Das passt nicht in meine Wohnung“. Einen großen
Bildschirm kann man an jede Wand hängen, dieses Argument zieht bei mir nicht.
Kurz und schlecht, er quälte sich lange Zeit mit der winzigen „Keksbüchse“ bis
ich ihm mein 50 Zoll Gerät schenkte, als ich mir ein neues Gerät kaufte. Leider
gab es kaum noch gute Filme, wir hatten es schwer unsere Leidenschaft mit neuer
Nahrung zu füttern. Aus Amerika kamen nur noch Filme für Kinder und infantile
Erwachsene. Millionenschwere Blockbuster mit fliegenden Helden in lächerlichen
Kostümen und grotesken Bösewichtern die man nicht ernst nehmen konnte. Unser
geliebtes Kino , das es vom kitschigen Stummfilm zur Filmkunst gebracht hatte,
wurde monströser aber nicht besser. Die Augen meines Freundes wurden auch nicht
besser, von Jugend an sah er auf einem Auge nur 20 Prozent, er war froh ein
großes Bild zu haben, wenn auch ein so sperriges Gerät nicht in sein kleines
Zimmer passte. Die Wohnung war klein, er hatte sie von der Mutter übernommen,
die er bis zu ihrem Tode gepflegt hatte. Einst ein gefeierter Tänzer, nun ein
hilfsbedürftiger armer Rentner, der die „Thailand-Alimente“ für eine Hilfs und
Pflegekraft hätte verwenden können, verschanzte sich menschenfeindlich in der
engen Behausung seiner alten Tage. Als mein altes Gerät, der erste bezahlbare
Flachbildschirm, mit dem Aldi eine solche Anschaffung ermöglicht hatte,
endgültig kaputt war und die Preise gefallen waren, kostete ein 50 Zoll-Gerät
als Sonderangebot 500 Euro. Ich wickelte den Kauf für Bodo ab und war bei der Lieferung
dabei. Zum Kauf eines teuren, drahtlosen Kopfhörers musste ich ihn überreden,
es ist ja alles zu teuer wenn man „Alimente“ bezahlen „muss“. „Kein Mensch muss
müssen“ hatte meine Mutter immer gesagt, ein zweifelhafte Lebensweisheit. Bodo
„musste“ bis zu seinem Lebensende zahlen, ich war mitschuldig, hatte ihn damals
nach Thailand „mitgeschleppt“, ihm sogar das Ticket bezahlt weil er angeblich
kein Geld hatte. Am Ort hatte er dann leider doch Geld für die „Macho-Dancer“, die es ihm aus der Tasche zogen. Wehrlos war er
den durchtriebenen Burschen ausgesetzt, ich hatte meinen Freund in Gefahr
gebracht ohne es zu wissen. Er hatte doch meine vielen Briefe aus dem „Land des
Lächelns“ gelesen, ich hielt ihn für gut informiert und vorsichtig genug, hatte
seine masochistische Veranlagung unterschätzt. Es war der Fehler meines Lebens
ihn der „Liebesfalle Thailand“ auszusetzen, der „Gutmensch“ hatte es doch nur
gut gemeint. Böse Folgen einer guten Tat, Vorsicht vor Gutmenschen, sie sind zu
gut für diese Welt. Mein Freund litt an einer Zwangsneurose, während er sich
den Bissen vom Munde absparte, lebte der beschenkte „Stricher“ auf großem Fuße,
fuhr ein dickes Auto und war in seinem Dorf eine geachtete Persönlichkeit,
wahrscheinlich war er verheiratet, hatte Frau und Kind, schwul war er
sicherlich nicht. Bodo war der innigste Freund meines Lebens, wir hatten viel
Gemeinsames und doch kannte ich ihn nicht. Feindliche Gedanken erniedrigten ihn
zum Sklaven seiner selbst, er zahlte für eine unrealistische Idee, ein Hirngespinst,
eine Fata Morgana einen Irrglauben, opferte sein Geld auf dem Altar der
sogenannten Liebe, war unfähig den Teufelskreis zu durchbrechen. Sexualität und
Liebe sind uns als Strafe auferlegt; „Wer zu spät begreift, den bestraft das
Leben“. In der Jugend, zu Beginn unserer Freundschaft hatte ich zu ihm
aufgeschaut, ihn bewundert und beneidet, er stand auf der Bühne, tanzte sich in
die Herzen des Publikums, genoss die Droge Applaus, wurde Choreograph und
führte Regie, übernahm Sprechrollen, ein Künstler, eine weltmännische
Erscheinung, elegant gekleidet, eine Art Vaterfigur für den kleinen Peter, der
über den „Kleindarsteller“ nie hinausgekommen war. Ich war stolz ihn zum Freund
zu haben, ohne zu ahnen welchen Selbstzweifeln und Ängsten er ausgesetzt war.
Wir waren ein merkwürdiges Paar, er lebte seine Sexualität nicht aus, ich hatte
meine noch nie erfahren, das Kino und der Alkohol waren unsere
Ersatzbefriedigung, wir liebten unsere Filmstars, er die gutaussehenden Männer,
ich die aparten Frauen des französischen Films, die für mich ein besonderes
Flair hatten. Wir sprachen mehr über die Probleme unserer Filmfiguren, oder die
der Stars, die sie verkörperten, als über unsere eigenen, unsere Realität war
der Traum. Ich hatte meinen besten Freund verloren als er Berlin verlassen
hatte um in „Westdeutschland“ ein Engagement anzutreten, mein Leben musste ohne
ihn weitergehen. Es gab viele Briefe, aber es gab auch das Vergessen, es war
einmal… Der Zufall führte uns Jahre später wieder zusammen, da war er nach
Berlin zurückgekehrt ohne je die große Karriere geschafft zu haben, er tingelte
bei der Künstlerhilfe, der Traum war ausgeträumt. Ich war inzwischen
technischer Assistent beim Hörfunk, der mit Mikrofonen, Verstärkern und
Lautsprechern hantierte. Immerhin hatte ich eine feste Anstellung und ein
gesichertes Einkommen. Ich war nichtmehr der „kleine Peter“, ich war erwachsen,
verheiratet und relativ glücklich. „Das Glück ist eine feile Dirne…“ Heinrich
Heine. Das „Eheglück“ war eine feile Dirne, wohlfeil dem Manne der da glaubte…
Noch ahnte ich nicht dass Dirnen einmal meinen Weg pflastern würden. Früher
behaupteten alte Frauen, alles im Leben sei vorbestimmt, wenn dem so ist, war
mein schweres Leben mit leichten Mädchen „Vorbestimmung“. Die Freundschaft der beiden
ungleichen Männer war auch eine Art Vorbestimmung, nach und nach lernte ich
Bodo besser kennen, er hatte Angst vor Beziehungen und begnügte sich mit den
schönen Männern des Films. Tief in seinem Herzen war er unglücklich, haderte
mit seiner Homosexualität, er war noch mit Verstecken und Verleugnen
aufgewachsen, hatte das Leid der Ausgrenzung erfahren, beklagte oft die zu spät
erfolgte Befreiung und Gleichstellung. Ihn der Ausbeutung durch thailändische
Männer auszusetzen, war unverzeihlicher Leichtsinn gewesen, die Einladung zu
einem unbeschwerten Urlaub in den Tropen wurde zum Desaster, Bodo war zu
schwach um sich zur Wehr zu setzen, ich war zu naiv um das zu erkennen. Ich
gebe mir jedoch nicht die Schuld an blinder Liebe und absurdem Zwang, auch schwache
Menschen sind für sich selbst verantwortlich und tragen die Folgen ihrer
Torheiten. Er meinte die Rolle des reichen Wohltäters spielen zu müssen,
glaubte das Geld erübrigen zu können und zahlte. Es waren wohl 500 DM die jeden
Monat den Besitzer wechselten; „Da muss eine alte Frau lange für stricken“
lautete damals ein Spruch. Bodo strickte nicht, er hatte sich in sein Unglück
verstrickt. Als der Euro eingeführt und die DM halbiert wurde gab ich ihm den
Rat seine Überweisungen nach Thailand zu halbieren, es wäre plausibel gewesen
dem „bedauernswerten Opfer“ die Kürzung seiner Bezüge mit einer
„Geldentwertung“ zu erklären. Leider verpufften meine Argumente als sie an die
Mauer seiner Verblendung stießen. Ich beschreibe dieses Phänomen wahrlich nicht
um einen lieben Freund bloß zu stellen, es geht mir um die „Höhere Gewalt“
feindseliger Gedanken, die wie ein Krebsgeschwür wuchern und klares Denken
unmöglich machen. Es ist die Tragik der nicht zu Ende gelebten Beziehung, der
vorzeitige Abbruch führt zu einer „Verzauberung“, die idealisiert und
Opferbereitschaft entwickelt. Gegen Wahnvorstellungen dieser Art hilft nur das
tägliche Beisammensein über Jahre, ein langsames Absterben der Gefühle, ein
Ende ohne Schrecken, im günstigsten Falle bleibt die gegenseitige Achtung oder
gar eine Freundschaft für den Rest des Lebens. Zu einer Zeit als der kleine
Peter noch bewundernd zu seinem großen Freund aufsah, hatte dieser die
sentimentalen Gefühlsduseleien des unerfahrenen Traumtänzers verächtlich als;
„Arsch mit Seele“ bezeichnet, das hatte mich verletzt und zum Nachdenken
gebracht, es kann ja nützlich sein wenn man über seine eigene Dummheit
nachdenkt. Ein harsches Urteil, das meinen Freund als selbstsicheren und klugen
Mann erscheinen ließ, der seinen kleinen Peter vor Torheiten bewahren wollte.
Eine verhängnisvolle Fehleinschätzung, nun war mein großer Freund ein Häufchen
Elend, auf den sein eigener Ausspruch von damals zutraf, denn seine Seele war
im Arsch. Der kleine Peter hatte seine Seele an den Teufel verkauft und war ein
zynischer Realist geworden, nicht frei von Rückfällen in Wunschdenken und
Selbstbetrug, aber doch „Ein ganzer Kerl“, der seine Grenzen kannte und nur für
Sex bezahlte wenn er geliefert wurde. Ich war ein mitfühlender Gutmensch aber
kein zahlender Idiot. Bodo bekam nichts als Gegenleistung, die Anrufe seines
„Mündels“ gingen ihm sogar auf die Nerven, aber er saß in der Falle. Nur
zweimal war er in Thailand gewesen, konnte finanziell und gesundheitlich nie
mehr rüber fliegen, aber ein Leben lang zahlen. Das Denken ist die Ursache
allen Elends, die Einen treibt es in den Wahnsinn, die Anderen treibt es zu
Besitzgier und Menschenverachtung. „Wenn ich nicht an meinen Vorteil denke, ist
das zu meinem Nachteil“. „Armer Mann und reicher Mann, standen da und sahn sich an, darauf sprach der Arme bleich; Wär ich nicht
arm wärst du nicht reich.“ Brecht. „Arme Frau und reicher Mann, saßen da und sahn sich an, darauf sprach die Frau beim Bier; Wär ich
nicht arm wärst du nicht hier“.
AUF DEM
TROCKENEN
Hier sitze ich, ohne Frau und ohne Bier, bin
unbeweibt und seit zehn Monaten trocken. „Alles in trockenen Tüchern“ könnte
man sagen. Ich sehe die Anderen Bier trinken; „ Es ist nichtmehr mein Bier“.
Man soll nie „nie“ sagen, es ist ja nicht das erste mal dass ich aufhöre und
irgendwann wieder anfange. Zu Beginn der Pandemie gab es ein Alkoholverbot, zu
der Zeit war ich bereits seit einigen Monaten trocken und dachte an keinen
Rückfall. Das Verbot weckte meine Opposition, ich kaufte noch schnell vier
Kartons a 12 großen Flaschen in der Getränkegroßhandlung direkt vor meinem
Hotel, die mir per Sackkarre auf mein Zimmer geliefert wurden. Wir wurden auf
unseren Zimmern eingesperrt und fanden das Ganze unzumutbar. Die Hotelküche
arbeitete nur noch bis 18:00 Uhr, das Essen wurde auf das Zimmer gebracht aber
ich konnte mir die Verbote schön saufen. Nach und nach bezog ich mein Bier
innerhalb des Hotels, zu höheren Preisen, bis auch dort die Vorräte endeten und
kein Nachschub kam. Die Rückseite eines deutschen Restaurants stand auf dem
Hotelgelände, dort bezog ich meine Bratkartoffeln mit Steak und einigen
Flaschen Bier am Küchenfenster, Not macht erfinderisch. Schon hier stand Bob
mir zur Seite und wir speisten gemeinsam am verödeten Pool. Mein Bierkonsum
wurde auf diese Weise immer teurer, aber ich musste gegen die Verbote
antrinken. Offiziell wurde mein Hotel am ersten April geschlossen, die letzten
Gäste durften bis Ende des Monats bleiben. Bier war schon immer relativ teuer
in Thailand, eine kleine Flasche vom billigsten kostet im Supermarkt etwa einen
Euro, bei Aldi und Lidl in Berlin bekomme ich einen halben Liter ab 29 Cent.
Meine heimatlichen Supermärkte sind weit weg, mein planmäßiger Flug mit Turkish Airlines fiel aus, ich entschied mich für ein
Verbleiben in der Wahlheimat. Die „Panikflüge“, mit denen viele vorzeitig
abreisten, waren mir zu teuer, ich buchte meinen Flug um. Seit der Zeit fliegen
die Türken Bangkok nicht mehr an, ich bin gestrandet und lebe seit 16 Monaten
hier. Kurz nach meinem Umzug in ein neues Hotel mit geöffnetem Pool, das war
nicht selbstverständlich, war ich es leid gegen die Alkoholverbote anzutrinken
und verzichtete auf meinen abendlichen Schlaftrunk. Noch bin ich gesund und gut drauf, darf
jedoch nicht ernsthaft krank werden, bin nicht versichert. Im März 2021 wird
das Wasser in „meinem“ Pool immer wärmer, bei nunmehr 30 Grad schwimmt der alte
Mann täglich 40 Minuten und lebt wie ein Urlauber. Mein Hotel ist bezahlbar,
ich bin immer allein im Pool, wenig Gäste, viel Pandemie. Mein „Blindenhund“
Bob erledigt alle Einkäufe, abends essen wir im deutschen Restaurant zu
günstigen Preisen, bei wenigen Gästen. Alles läuft auf „Sparflamme“, wenig
Ausländer, wenig Einnahmen. Mein Zimmer mit direktem Zugang zum Pool ist größer
als das in meinem alten Hotel aber um die Hälfte billiger, ich zahle etwa 400
Euro, es fehlt an nichts. Mein eigener 50 Zoll Fernseher und eigene zusätzliche
Möbel ersetzen mir die Wohnung in Deutschland, ich lebe sogar billiger als
dort. Ich empfange deutsche Fernsehprogramme, sehe Nachrichten und Filme, alles
ist gut. Nichts ist gut, unser sonst so begnadeter Autor hat seit Tagen eine
Schreibblockade, eine Ladehemmung am Schießgewehr des scharfsinnigen Scharfschützen,
Gewissensbisse beißen wie Flöhe die am Flohmarkt überspringen, in das Hirn
überspringen und klares Denken zernagen wie Nagetiere; „Arsch essen Seele auf“.
So wunderschön sich Arsch und Seele auch immer ergänzen mögen, es sind ja enge
Verwandte, aber sie behindern den forschen und rücksichtslosen Stil des
tabulosen Schreiberlings, der ja Grenzen einreißen und Neubauten zum Einsturz
bringen muss. Alles einreißen und verkehrt herum wieder aufbauen, Ironie und
Sarkasmus kennen keine Gnade, der Flohbiss des Gewissens ist hier fehl am
Platze. Worum geht es unserem „Sensibelchen“, er
wirft sich den Verrat am Freunde vor, dessen menschliche Schwächen er in den
Schmutz getreten hat. Niemals Geld nach Thailand geschickt zu haben, gaukelt er
sich selbst und anderen vor, tatsächlich hat er große Summen zum Abschied
gezahlt und gut bestücktes Bankkonto mit Vollmacht hinterlassen wenn er für
zwei drei Monate nach Deutschland flog, wo ist da der Unterschied? Garantien
für die „Treue“ der Dauerfreundin gab es nie, er machte Vorauszahlungen um ihr
Treue zu ermöglichen. Jeder Narr ist anders wenn er in ein Sexobjekt vernarrt
ist. Jeder zahlt auf seine Weise und wer nicht persönlich kommen kann, schickt
Geld. Bodo schickte allerdings Geld ohne jemals wieder persönlich kommen zu
können, ein platonische Liebe gegen Bezahlung. Die täglichen Anrufe
kommentierte er selbstironisch; „Wer verliert schon gern seine Geldbörse“.
Unsere Freundschaft in Berlin verlief von seiner Seite passiv, er war zu alt
und zu krank mich zu besuchen, rief mich selten an, alle Aktivitäten gingen von
mir aus, ich besuchte ihn jeden Sonntag, er kochte für mich, ich war drei Jahre
jünger als er, ging täglich schwimmen und war besser auf den Beinen. Bodo
lehnte alle moderne Technik ab, kein Handy, kein Computer, kein Hörgerät, am
Telefon verstand er kaum noch etwas. Ich installierte ihm ein neues Telefon mit
höherer Lautstärke, das Gerät jagte ihm Angst ein. Wenn ich in Thailand weilte
schickte ich ihm klassische Postbriefe, er beantwortete sie nicht mehr. Dort
rief mich eines Tages sein Thaifreund an, Bodo geht nicht mehr ans Telefon. Ich
rief seine Schwester an; Er war im Krankenhaus an Herzversagen gestorben, nun
wollte der Thaifreund eigentlich noch erben, es konnte doch nicht einfach alles
vorbei sein. Ich musste dem Bengel klar machen wie arm mein Freund gewesen war,
da war nichts mehr zu holen. Eine bittere Pille für den ehemaligen
„Rentenempfänger“; Wer verliert schon gern seine Geldbörse. Ich konnte den Kerl
dem Bodo sein Herz geschenkt hatte nie leiden, die Selbstverständlichkeit mit
der hier ohne jede Gegenleistung abgezockt wurde war mir zuwider. Dass nun auch
noch Erbschaftsansprüche geltend gemacht wurden setzte dem krankhaften
Verhältnis die Krone auf. Aus der Sicht der Thailänder ist es normal jede
Möglichkeit zur Ausbeutung zu nutzen, man wäre ja dumm wenn man ein volles
Euter nicht melken würde. Ich erbte nicht das kleinste Andenken an einen
Freund, den ich 60 Jahre gekannt und geliebt hatte, ich war nicht in Berlin als
seine Schwester, mit Hilfe ihrer Tochter den Sterbefall abwickelte. Ich
trauerte nicht, ich sehe den Tod als Erlösung von allen irdischen Leiden; Die
Krankheiten, die Qualen der Seele, die Marter der Gedanken, alles findet ein
Ende wenn wir das Sterben annehmen. Alle meine Jugendfreunde hatten mich
verlassen, bedauernswerte Opfer von Demenz und anderen Alterserkrankungen aber
sie hatten den Leidensweg hinter sich. Ich beklagte meine scheinbare
Gesundheit, mit der ich weiter leben musste, ein später Schriftsteller, der
sich den Zwang einer Lebensbeichte auferlegt hat, ein Opfer geistiger
Gesundheit und kranker Gedanken, die mich quälen und mir Schuldgefühle einreden
wollen. Ich bin unschuldig am Elend der Welt, ich kann die Last nicht tragen,
die man mir zuweisen will weil ich Tiere esse und Frauen missbrauche, und all
die anderen „Sünden“ begehe, die heute im Internet von selbsternannten Richtern
so hart bestraft werden. Im Himmel wird es dereinst ein Strafgericht geben vor
dem ausschließlich irdische Richter und Ankläger stehen werden, dann Gnade
ihnen Gott.
HÖHEN UND TIEFEN
Darf ein Ungläubiger Gottes
Gerechtigkeit erflehen, einer der sich eindeutig zur Sünde bekennt und die
Fruchtbarkeit der Frau zu ignorieren sucht, bei allem Feminismus mit dem ich
mich schmücke wenn ich meine weiblichen Anteile hervorhebe, der Kinderwunsch
blieb mir versagt. Ein sehr gefühlsbetonter Wunschtraum, der nicht zu Ende
gedacht wird; Man weiß doch nie wen man sich da ins Haus holt. Mir ging es nie
um die von Gott gewollte Zeugung, ich wollte den vom Teufel erfundenen
Orgasmus, die Triebfeder des Missbrauchs, der kurzlebige Höhepunkt einer
verlogenen, Liebe heuchelnden Werbung die das Opfer gefügig machen soll. Ein
von Egoismus und Selbstbetrug gesteuerter Mechanismus der gedankenlos das
Massensterben der Spermatierchen in Kauf nimmt, die sich vergeblich abstrampeln
ein Ziel zu erreichen das nur einem vorbehalten bleibt, dem Stärkeren. Sie
gleichen den winzigen Menschenkindern die dem Stärksten folgen und für ihn in
den Tod gehen. Der Orgasmus ist wie ein kleiner Tod, so heißt es, wenn keiner
mehr möglich ist bleibt nur noch die Hoffnung auf den großen Tod. Er ist der
größte Orgasmus des Lebens, einsam wie die Onanie, eine unwiederholbare Erfahrung
die wir mit ins Grab nehmen. Im Leben brennen wir für die große Liebe oder die
große Idee, im Tode brennen wir für die Urnenbestattung, da ist kein Platz für
Erfahrungen die wir ins Grab nehmen könnten, es gibt auch keinen
Erfahrungsaustausch im Totenreich, dort ist jeder nur noch mit sich selbst
beschäftigt. „Wenn der Lebensabend droht, liegt ein Teich im Abendrot. Im
Totenreich am roten Teich sind alle Idioten gleich. Keiner Herr und keiner
Knecht, keine Trennung nach Geschlecht. Niemand redet auf dich ein, Jeder darf
er selber sein. Kein vielleicht, kein wenn und aber, endlich Schluss mit dem
Gelaber. Seht die Jungen und die Alten, jeder muss die Schnauze halten. Keine
Gegner, keine Feinde, eine friedliche Gemeinde. Friede an den roten Teichen, das
kann nur der Tod erreichen.“ Vor einigen Monaten besichtigten wir ein
„Altersheim“ in Pattaya, wir wurden mit einem PKW
abgeholt und auch zurück gefahren, eine schöne Anlage, die Zimmer auch für
kleine Rentner wie mich bezahlbar, sicherlich besser und schöner als ein
vergleichbares Heim in Deutschland aber ein Risiko ohne Krankenversicherung.
Nichts ist vollkommen, man kann nicht alles haben. Mein nächster Flug ist für
den 1. Mai 2021 gebucht, das wird wieder nichts werden, die Pandemie sie endet
nie. Sie wird wohl nie enden, aber gestern erhielt ich die „Frohe Botschaft“;
Meine Airline fliegt nun doch. Eine Umbuchung, mein Berliner Reisebüros teilte
mir mit dass der Flug am 30.April stattfinden soll. Diese Mail versetzte mir
einen Schock, ich habe mich hier eingelebt, einen Heimflug hatte ich nicht
ernstlich erwogen. Wahrscheinlich bin ich zu alt für ein solches Experiment, in
Berlin müsste ich Treppen steigen, ich wohne in der ersten Etage. Hier gehe ich
direkt in den Pool und zurück, ein unbezahlbarer Luxus, den ich bezahlen kann.
Das ist nur ein Argument von vielen, einige meiner Freunde in Berlin haben mir
bereits abgeraten den Flug zu riskieren, die Lage dort ist angespannt und wenig
einladend. Es gibt allerdings einen gesundheitlichen Grund, für einen Heimflug,
eine sehr teure Hormonspritze, die ich alle sechs Monate bekommen müsste, habe
ich hier aus Kostengründen vernachlässigt, sie würde über tausend Euro kosten,
allein das Medikament kostet in Berlin in der Apotheke 800 Euro, bezahlt die
Kasse wenn der Patient in Berlin weilt. Die Spritze wäre im Mai 2020 fällig
gewesen. Ich leide seit Jahren an einer „Problemhüfte“ und hielt es für
Abnutzung. Das Röntgenbild zeigte einen weißen Fleck den der Orthopäde nicht
deuten konnte. Ein „MRT“ zeigte Prostatakrebs mit Metastasen in der Hüfte, die
der Urologe in Berlin mit regelmäßigen Hormonspritzen behandelte. Davor war es
zum endgültigen Harnverschluss gekommen, der mich über Jahre zwang den Harn mit
Hilfe von Kathetern abzulassen. Eine erhebliche Beeinträchtigung, die mir
jedoch weiterhin mein tägliches „Pflichtschwimmen“ gestattete. Ich reiste nun
ständig mit großen Mengen Kathetern nach Thailand, man gewöhnt sich an alles.
Die Hormonspritzen bewirkten ein Abschwellen der Prostata, ich konnte relativ
normal Wasser lassen und benötigte keine weiteren Katheter. Dieser Zustand hält
auch ohne diese Spritzen an, aber ich bin seit vielen Monaten nicht mehr in
Behandlung. Liebe Schreiber dieser Zeilen, Sie sind nicht der einzige alte Mann
mit Prostataproblemen, Sie sind auch nicht der Einzige mit Pandemieproblemen,
Sie sind einfach ein Mensch der zwischen den Stühlen sitzt, ein Alltagsmensch,
nichts Besonderes, bleiben Sie in Thailand und nehmen Sie die Dinge wie sie
sind, gut Ding will Weile haben. Wenn Sie keine Langeweile haben, weil Sie an
ihren Memoiren schreiben, haben Sie doch mehr als andere Menschen, die nur
Angst haben. „Angst essen Seele auf“. Selbst hier droht ihnen keine Gefahr,
laut eigener Aussage haben sie keine Seele, da können Sie doch seelenruhig Ruhe
bewahren und zusehen wie ringsum Seelen verspeist werden. Weder Angst noch
Seele sind greifbare Dinge, aber auch die greifbaren Dinge meines Lebens sind
nicht mehr greifbar, sie entziehen sich meinem Zugriff, sie befinden sich in
meiner Berliner Wohnung.
DIE MAGIE DER
DINGE
Reiche Menschen sind Jäger und
Sammler, sie jagen dem Geld nach und sammeln Kunst. Ein sündhaft teures Gemälde
ist ein greifbares Ding, Ehrfurcht ergreift den Sammler der es erjagt und
erlegt hat, es hängt an seiner Wand und sein Herz hängt daran. Auch der kleine
Mann hängt sein Herz an die Dinge, er hortet Besitztümer der Seele, Dinge die
er mit Gefühlen aufgeladen hat, die nun den sogenannten ideellen Wert haben. Wertgegenstände
besonderer Art, was ist kostbarer als unsere Gefühle? Eine kleine Rente, wenig
Ersparnisse, keinerlei Vermögen aber eine kleine Mietwohnung voller Schätze von
unschätzbarem Wert. Sie hängen als Bilder an den Wänden, schlummern in vergilbten
Fotoalben; Alte Weiber die einmal schöne junge Frauen waren, von denen er nicht
weiß wie sie heute aussehen mögen. Bewundert, beneidet, begehrt, voller Liebe
und Hingabe, im schönsten Gewande, dem Kleid der Jugend. Im Bilde festgehalten,
konserviert, in Schönheit erstarrt, was einst Freude, Liebe, Begierde auslöste
und das Herz höher schlagen ließ. Ein weiter Weg, von der Höhlenmalerei der
Vorfahren bis zur ewigen Jugend auf Papier. Regale, Schränke, Schubfächer,
alles voller Kostbarkeiten, mehr Wert, als eine Mehrwertsteuer erfassen könnte.
Dem ungeübten Auge erscheint dieser „Plunder“ wertlos, Langspielplatten, die
lange nicht gespielt wurden, Musik von Gestern, von geringem Sammlerwert aber
reich an Erinnerung. Bücher, die Lehrmeister und Wegbegleiter des Suchenden,
mit heiligen Inhalten, verstaubte Reliquien einer vergangenen Zeit, wertlose
Überbleibsel, bedrucktes Papier, ein veraltetes Medium das als „Krimi“ geduldet
wird wenn er in modernem Gewande die Mitspieler und die Zeit totschlägt. Eine
riesige Zahl von Kindsköpfen ist vernarrt in Kinderbücher; „O selig ein Kind
noch zu sein“. Sie wollen es bleiben. Ich will in Thailand bleiben, ein
Kindskopf besonderer Art. Von den Tropen geht für mich ein Zauber aus, den mir
Harry Potter nicht bieten kann. Was wird aus dem Zauber der vielen großen und
kleinen Gegenstände die in meiner Berliner Wohnung auf mich warten? Welcher
Zauber ist stärker, der Zauber der Dinge oder der Zauber des himmelblauen
Himmels? Im hohen Alter versucht unser Mann in Thailand den Zauber der
Philosophie zu verstehen, er liest ohne zu begreifen von der Anbetung des
Himmels durch Friedrich Nietzsche, der den Himmel über Nizza liebte und dort
große Teile des Zarathustra schrieb. Man soll den Zauber verschiedener Himmel
nicht vergleichen, ich war nie in Nizza, Nitzsche war nie in Pattaya, immerhin ist er jetzt im Himmel. Er haderte mit
dem Christentum, ich hadere mit der Kirche, jede Art von Diktatur ist mir
zuwider, ich denke selbst. Selbst wenn ich so klug wie Nietzsche denken könnte,
könnte ich die Welt nicht „erdenken“, sie ist von Gott erdacht, sein Denken ist
mir so unverständlich wie das von Nietzsche. Mich stört das „Fressen und
gefressen werden“, die natürlichen Schutzvorrichtungen gegen Fressfeinde
erscheinen mir wie die Schutzbehauptungen der Menschen, sie sind dazu da die
Schwachen zu schützen und den Starken das Leben schwer zu machen, am Ende
frisst er sie doch. Der Starke kennt keine Schwachheiten und kein Mitleid, so
schreitet Nietzsche den Raubtieren voran und bahnt den Weg zum Himmel. „Der
Himmel ist nie ausverkauft“, deutscher Spielfilm. Der Himmel nicht, die Erde
schon. Man soll Gott nicht in den Himmel heben, zu viele erheben Anspruch auf
dieses relativ unerschlossene Gebiet. Nietzsche verlangt einen eisernen Willen
zur Überwindung des Christentums, aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Der Himmel ist reich an faulem Zauber, es fehlt an göttlichem Fleiß. Die
Verbesserung der Welt ist eine Fleißarbeit, jeder junge Mensch geht sie voller
Tatendrang an. Wer jung bleibt kämpft weiter, die meisten werden alt. Die
Kräfte erlahmen wenn feindliche Kräfte erstarken. Die Welt ist einer
feindlichen Übernahme zum Opfer gefallen, die Pandemie hat den Menschen viele
Vorteile gebracht, allen voran den Spekulanten, es war leicht alles aufzukaufen
was pleite gegangen war. Ich habe den „Nietzsche-Extrakt“ dreimal durchgelesen:
„Von neuen Freiheiten des Geistes“, eine Auswahl aus seinem Werk auf 200
Seiten, eine Aufforderung zur Vertiefung in dasselbe. Wir wollen das nicht
vertiefen, nicht jede Aufforderung ist eine zum Tanz. Friedrich würde mir auf
der Nase rumtanzen, ich würde meine Würde als Mensch verlieren. In seinen Augen
hätte mein Buch den „Geruch kleiner Leute“. Das berüchtigtste Zitat des
Meisters: „Wenn du zum Weibe gehst vergiss ME TOO nicht“, das die Männer wie
ein Peitschenhieb an allen Gliedern, vor allem an einem traf, habe ich in
diesem Buch nicht gefunden, dafür aber eine andere hübsche Feststellung: „Das
Wohlgefallen an den Frauen, als einer vielleicht kleineren, aber feineren und
leichteren Art von Wesen. Welches Glück, Wesen zu begegnen, die immer Tanz und
Torheit und Putz im Kopfe haben! Sie sind das Entzücken aller sehr gespannten
und tiefen Mannesseelen gewesen, deren Leben mit großer Verantwortlichkeit
beschwert ist…“. Männer tragen den Putz auf die Wand auf, Frauen haben ihn im
Kopf. Ich habe stets Tanz und Torheit im Kopf, bin ich ein feineres Wesen?
Nicht anbiedern, lieber Freund und Frauenversteher,
emanzipieren Sie sich endlich, werden Sie ein ganzer Mann. Frauen mögen zwar
Tunten, aber keine Waschweiber. Saufen allein genügt nicht, spielen Sie endlich
Fußball und Skat und nicht das liebe Mädchen von Nebenan. Über Leute wie mich,
die sich gern in Zitaten suhlen wie die Schweine im Schweinestall, schreibt
Nietzsche: „Die schlimmsten Leser sind die, welche sich wie plündernde Soldaten
verhalten: sie nehmen sich einiges, was sie brauchen können, heraus,
beschmutzen und verwirren das Übrige und lästern auf das Ganze,“ Meine „Zitatomanie“ ist mein liebstes Kind, schließlich will der
kleine Autodidakt zeigen was er alles drauf hat. Oft zitiere ich auch mich
selbst, ohne zu wissen wo ich meine ureigensten Gedanken aufgelesen habe. Das
Meiste ist angelesen, der Rest ist dazu gedacht, dazu wird ja gedacht. Man kann
alles weiter, aber nicht alles zu Ende denken, Nietzsche hat es versucht. Er
vermittelt uns Hoffnung wenn er sagt: „Gegen die Männerkrankheit der
Selbstverachtung hilft die Liebe eines klugen Weibes.“, “Menschenfresser: In
der Einsamkeit frisst der Mensch sich selber auf, in der Vielsamkeit
fressen ihn die vielen.“, „Der Fanatismus ist die einzige „ Willensstärke „ der
Schwachen und Unsicheren.“ Ich bin schwach und unsicher, mein einziger
Fanatismus sind Zitate. Mein einziger Wunsch wäre es von anderen zitiert zu werden,
das Zitat bedeutet Respekt und Anerkennung.
NEUES VOM ALTEN
SACK
Der alte Sack hüpft von Sack zu Sack
und von Buch zu Buch, ein literarisches Sackhüpfen alter Schule. Alles was er
liest ist alt, was er schreibt ist auch nicht neu. „Im Westen nichts Neues“ hat
er damals im Osten gelesen, ein „Blockbuster“ des Ostblocks, die DDR war ein
Staat des Friedens. Mein Staat war gegen den Krieg, das machte ihn mir
sympathisch. Aber es reicht nicht gegen den Krieg und für den Frieden zu sein,
man muss auch dafür kämpfen. Mit der Waffe in der Hand, wenn es sein muss. Der
Autor des Buches war ein Erich der sich als Maria einen Namen gemacht hatte, remarkable… Ich lebte in der Hauptstadt der DDR und besuchte
täglich die selbstständige politische Insel Westberlin in der es Friedensfeinde
und Kriegshetzer gab, das gab mir zu denken. Mit Denken kann man sich das ganze
Leben versauen, ich wollte nicht darüber nachdenken. Keine Sau hielt mich auf
wenn ich die Grenze überschritt, auch mein Denken überschritt Grenzen, vieles
was ich dachte war eigentlich undenkbar. Nicht auszudenken dass dereinst eine
Mauer mich vom Kino des Westens abhalten könnte, einer Welt des Friedens, in
der der Krieg von friedliebenden Soldaten besiegt wurde. Im Kino fanden viele
Kriege statt, das waren alles Fehler der Vergangenheit die sich nie wiederholen
würde. Ich sah viele Antikriegsfilme und las viele Antikriegsbücher, für mich
war es eine Ehrensache ein Kriegsgegner zu sein, ich träumte vom Frieden als
der kalte Krieg begann. Den eisernen Vorhang kannte ich nur vom Theater, eine
Brandschutzeinrichtung für Notfälle wurde zum Politikum, ich verstand die Welt
nicht mehr. Meine Welt waren Filme und Bücher, sie waren der Ballon mit dem ich
aufstieg und mich über das Elend der Welt erhob, oben war die Luft rein, man
konnte tief einatmen ohne sich zu vergiften. „Krieg und Frieden“ habe ich im
Kino gesehen, „Der Idiot“ und „Der Spieler“ habe ich gelesen, ich habe Gorki,
Tschechow, Puschkin, Tolstoi, gelesen und das waren nur die Russen… Ich habe
alles gelesen was ich kriegen konnte. Ich bin meinen Lehrern ewig dankbar dass
ich bei ihnen das Lesen lernen durfte, sie legten den Grundstein für mein
reiches Leben, was wäre ich ohne Bücher? Trotzdem gab es in der Mitte meines
Lebens eine endlos lange Lesepause, ich war übersättigt, hatte „Übergewicht“
vom vielen „Kinokonsum“, die Bilder hatten den Krieg gegen die Worte gewonnen.
Ich habe die Worte zurück gewonnen , im hohen Alter zwingt die Pandemie mich
zur Wiederaufnahme einer alten Leidenschaft, es gibt in Pattaya
ein „Begegnungszentrum“ mit einer umfangreichen Bibliothek, dort finde ich
zurückgelassene Bücher von klugen Lesern die ich hier nie vermutet hätte. Neben
den bereits genannten, fand ich Werke von Heinrich Heine, Max Frisch, Theodor
Fontane, Hermann Hesse. Den „Steppenwolf“ habe ich mehrmals gelesen, nun fand
ich den „Demian“ und siehe da, es geht um das Denken.
Schon im Alter von zehn Jahren verstrickt sich der Held im Gestrüpp seiner
Gedanken, sie machen ihn zum Opfer. Wieder ein „Denkanstoß“ das Denken neu zu
überdenken, um nicht „gedankenlos“ von ihm gedacht zu werden. Das Denken ist
eine Wissenschaft, wer hätte das gedacht… Hätte Rodin den „Denker“ in Stein
gemeißelt ohne sich Gedanken darüber zu machen? Diese Skulptur wäre ein
besseres Denkmal als die berühmten Kriegsherren der Weltgeschichte, die überall
unbedacht herumstehen. Viele schreien im Internet „ihre Meinung“ heraus ohne
sich etwas dabei zu denken, auch das sollte uns zu denken geben. Hier endet
mein Denkvermögen, ich denke das reicht für heute.
GEHE HIN IN
FRIEDEN
So ging ich denn hin und fand den
Frieden den ich suchte. Als überzeugter Kriegsgegner hatte ich viele Jahre im
Hotel des Friedens gewohnt, das „PAX“ war wunderschön, hatte einen Garten mit
blühenden Bäumen, friedfertigen Eichhörnchen und lichtscheuen Ratten. Ich war
Frieden gewohnt, wohnte nun noch friedlicher weil es weder Ratten noch störenden
Gäste gab. Die „Rattenplage“ des Tourismus war einer großen Stille gewichen,
das „Tuch des Schweigens“ lag über der Stadt der Heimsuchung, in der Tausende
ein Heim gesucht hatten. Alle Ratten hatten das sinkende Schiff verlassen, der
Ort war ein „Platz des himmlischen Friedens“ ohne Chinesen oder andere lästige
Ausländer. Im „SAWADY HOTEL“ gab es wenige Gäste aber auch weniger Grün und
Blumen, es gab keinen tropischen Garten, der kleine Pool war von einer Mauer
umgeben, wenige Sonnenliegen die nie belegt waren, säumten das stille
Salzwasser, ein Bild des Friedens dank Pandemieangst und Quarantänediktatur.
Ein kleines Paradies, das mir gehörte, mein Zimmer lag direkt am Pool, selten
gab es Störungen durch andere Mieter, es gab zu wenige. Das kleine Restaurant
am Pool war meist leer, weil außer Betrieb, hier saß ich jeden Morgen allein
beim Frühstück, bekam meine Mango geschält und geschnitten, wurde verwöhnt,
bekam Bananen und Kuchen geschenkt, ich gehörte fast zur Familie. Das PAX war
geschlossen, sollte aber eventuell im April wieder geöffnet werden. Mein neues
„Zuhause“ war billiger, ich wollte bleiben wo ich war. Ich wollte auch in
Thailand bleiben, ungeachtet der „Gefühlswerte“ die in Berlin auf mich
warteten. „Ein bisschen Frieden“ in einer Welt des Krieges, Ruinen und
Flüchtlinge erfreuen das Herz wenn es Ablenkung bei der Television sucht.
Nietzsche hatte Visionen, der vollkommene Mensch erschien ihm machbar, ein
Endziel, eine Endlösung, eine Erlösung am Ende, ein Neubeginn als Anfang des
Unbeschreiblichen, für mich des Unglaublichen. Ich hatte beschlossen an nichts
zu glauben, ein kleiner Nichtsnutz der an ein großes Nichts glaubte. Es gab
nichts woran zu glauben sich lohnte, der Mensch erschien mir zu unvollkommen,
warum sollte man ausgerechnet an den Menschen glauben, es genügte ja ihn zu
lieben. Eine unglückliche Liebe, der Mensch lügt und betrügt, er ist es nicht
wert geliebt zu werden. Vergessen wir die Liebe, auch sie ist es nicht wert
geliebt zu werden, wenden wir uns aufrichtigen Gefühlen zu; Bedauern und
Mitgefühl für den Menschen und seine Nöte, Verständnis für sein Elend, sein
siegreiches Versagen, den Triumph seines Untergangs. Im TV sah ich einen
Bericht über das Ansteigen der Suizidrate in Thailand als Folge der Pandemie,
anschließend eine knallbunte Doku mit dem Titel: „Farbenfrohes Thailand“. Ich
sah Bangkok und Chiang Mai auf meinem großen Bildschirm als wäre mir das alles
neu und unüberwindlich weit entfernt, eine perverse Situation, man weilt im
Lande und verfolgt eine „Television“. Das Klimpern meiner Wimpern machte der
Vision ein Ende, ich folgte den Visionen von Hermann Hesse im Roman „Demian“, den Denkorgien seines Helden Sinclair, der sich
unter anderem auch mit Nietzsche belastet, bis ich das Gefühl hatte nicht mehr
belastbar zu sein. „Augen meine lieben Fensterlein, einmal werdet ihr
geschlossen sein“. Ich kenne den Autor nicht, aber seine Verse trafen für
diesen Abend zu, meine Lider wurden herabgelassen wie Jalousien, meine Träume
hatten Nachtschicht. Ich hatte Geschlechtsverkehr, mein Glied war
handlungsfähig und tief in den Abgrund vorgestoßen, ich war in einer Frau, es
war traumhaft. Ich erlitt einen Orgasmus und sonderte Sperma ab, ein feuchter
Traum, der jedoch nur Urin beförderte. Ich erwachte mit durchnässter Windelhose,
sie hatte alle Flüssigkeit aufgefangen. Die Frau ohne Gesicht, ich hatte
Verkehr mit einer Unbekannten gehabt, sie nahm kein Geld und wurde nicht
schwanger; eine „Traumfrau“. Gern hätte ich „Die Frau meiner Träume“
wiedergesehen aber ich kannte ihr Gesicht nicht, sie war ein Traumbild von dem
ich mir kein Bild machen konnte. Wozu solche Träume, auch hier machen die
Gedanken was sie wollen, sie gaukeln Dinge vor, die sich nicht dingfest machen
lassen. Mein Ding wurde nichtmehr „fest“, das war eine feststehende Tatsache,
fest und stehend, so hatte ich es in Erinnerung, auch das nur ein Traum der
ausgeträumt war. Ausgelesen war der „Demian“ von
Hesse, warum war ich auserlesen ihn zu lesen? Er liefert Rätsel ohne Auflösung,
unbefriedigend wie Onanie ohne Orgasmus, Selbstbefriedigung des Autors ohne
Erfüllung beim Leser. Traumhaft schön war dagegen ein Film der in Träumen
schwelgte; „Der Trafikant“ leidet an jugendlicher Sexualnot im von Deutschen
besetzten Wien, einer unglücklichen Liebe zu einem leichten Mädchen und
unverständlichen Träumen die er einem Kunden beichtet der seine kostbaren
Zigarren im „Trafik“ kauft und Sigmund Freud heißt, da kommt Freude auf. „Ohne
Leid kein Freud“, der Trafikant leidet und der Zuschauer leidet mit, kann sich
identifizieren mit den „Leiden des jungen Werther“, beneidet ihn um die
väterliche Zuneigung des „Gedankenarztes“, nur das Kino bietet derartige
„Vertraulichkeiten“, in diesem Falle ohne Kitsch mit Naziterror und
Judenverfolgung verquickt. Freud flieht nach London, der Trafikant fällt in die
Hände der Gestapo, kein Happy End aber eine handfeste Geschichte voller Poesie.
Wohl dem der nie von Gestapo und Stasi verfolgt wurde, ich hatte dieses Glück,
auch die Verteidigung des Friedens als Bürger in Uniform war mir erspart geblieben,
der Spatz auf dem Dach ist besser als die Waffe in der Hand. Stets war ich nur
der Verfolgung durch Gedanken ausgesetzt gewesen, einer „Strafverfolgung“ mit
Einzelhaft als Endlösung. Bevor es dazu kam erwirkte ich einen Freispruch, das
„Hohe Gericht“ in meinem Kopf konnte mir keine Schuld nachweisen, es gibt keine
Schuld außer der des „Zuschiebens“. Ich war ein freier Mann, der auch als Mann
und Freier ohne Schuldgefühle seine unschuldigen Gefühle ausleben konnte.
Gefühle konnte ich ausleben, mein Leben ist noch immer nicht ausgelebt, das
Schicksal hat mir eine Fortsetzung auferlegt in der sich keine Frau mehr zu mir
legt. Kein Grund die Hände in den Schoss zu legen, was dort liegt steht nicht
in unserem Ermessen.
ES WAR
EINMAL
Es war einmal, in einer Zeit ohne
Maskenpflicht, mit offenen Grenzen und offenem Lächeln, einer Zeit als
Normalität noch die Norm war und meine Reisen nach Thailand noch normal waren.
Mein Freund Bodo war nicht normal aber er lebte seine Sexualität nicht aus. Er
lebte in seiner eigenen Welt, menschenscheu kapselte er sich von allem ab, nur
wenige Freunde hatten noch Zugang zu dem gealterten Künstler, nur an seinem
Geburtstag überfielen ihn einige der Tänzerinnen, mit denen er Jahre lang als
Choreograph zusammen gearbeitet hatte, dann war die kleine Wohnung hoffnungslos
überfüllt und er spielte gequält die Rolle des Geburtstagskindes. Wenn die
gewollte Einsamkeit wieder hergestellt war spielte er in alle Stille die Rolle
des Wohltäters, spendete Geld für „seine Familie“. Bei seinem zweiten und
letzten Besuch in Thailand befand er sich voll in der Gewalt seines
„Schützlings“, ein gut aussehender Muskelprotz der wenig schutzbedürftig
wirkte. Dank der aufopfernden Fürsorge seines „Geldgebers“ fuhr der junge Mann
einen teuren „Pick up“
in dem er ihn in sein Heimatdorf beförderte. Es ist üblich den Fisch, den man
an der Angel hat, der Familie vorzustellen, die den „reichen“ Fremdling wie ein
vollwertiges Mitglied aufnimmt und ihm die heile Welt einer friedliebenden
Sekte vorgaukelt. Hier ist die Welt noch in Ordnung, man liest die Liebe in den
Augen der „Sektenmitglieder“, sie sind arm aber genügsam, Reis mit Huhn und ein
Schluck aus der Flasche sind Speis und Trank der Anspruchslosen. Bodo wurde als
Mensch wahrgenommen, seine offensichtliche sexuelle Neigung in keiner Weise
thematisiert, er wurde mit Respekt und Ehrerbietung in die Gemeinschaft
aufgenommen, eine neue Welt tat sich ihm auf. Hier sprach keiner über Sex und Prostitution,
hier zählte nur Liebe und Dankbarkeit, ein Schelm der böses dabei denkt. Jede
Sekte lebt von Spenden, von Liebe kann man nicht leben. Mein Freund war
Mitglied einer Sekte geworden, seine Spenden dienten einer guten Sache, der
Kauf eines Büffels wurde mit Alkohol begossen, dankbare Augen leuchteten in
dunkler Nacht. Bodo hatte mir die „Erleuchtung“ geschildert, ich hatte nicht
erkannt welcher Gehirnwäsche er ausgesetzt gewesen war. Seine monatlichen
Überweisungen an einen ordinären „Stricher“ waren Spenden an die
„Willkommens-Sekte“ an die Familie des „Geliebten“, die auch die seine geworden
war. Der Mensch ist der Sklave seiner Triebe; Selbsterhaltungstrieb,
Geschlechtstrieb, Pflegetrieb, „Versorgungstrieb“. Bodo wollte versorgen, das
Leben ist Pflichterfüllung, er tat seine Pflicht. Diese veränderte Darstellung
einer scheinbar unsinnigen Handlung ist mir erst nachträglich möglich, während
ich schreibe überdenke ich neu und komme zu neuen Erkenntnissen. Die Thailänder
verfügen über einen liebevollen Charme mit dem sie uns einlullen wie die
singende Mutter das gähnende Kind, man singt uns ein Schlaflied und wir
beginnen zu träumen. So wird der leichtgläubige Ausländer zum „Versorgungsamt“,
er übernimmt die Aufgaben eines Sozialstaates und zahlt bedingungslose
Grundeinkommen. Mein Leben ist ein Film, was wäre ein Film ohne Rückblende, wir
blicken zurück und erkennen uns neu, wie dachten wir damals, wie denken wir
heute? „Später ist man immer klüger“ sagt das Sprichwort und es spricht mir aus
der Seele, deren Existenz ich immer geleugnet habe. Wie wenn sie tief in mir
lauerte wie eine Raubkatze, bereit ihre Pranken in mein schwaches Fleisch zu
schlagen um mein wundes Seelenheil zu heilen. Bodo war eine Seele von Mensch,
sein Seelenleben blieb mir verborgen weil ich ihn nicht verstand. Der Verstand
über den wir verfügen ist begrenzt, es ist der „Unverstand“ der über uns
verfügt. Bodo war der Gefangene seiner guten Seele, ich war der Gefangene
meines Unglaubens, ein gläubiger Gegner des Glaubens, jenes unglaubwürdigen
Phänomens, dessen Anhänger mich bedauerten. So lebten wir dahin, mein
Thailand-Egoismus war mir wichtiger als meine Freunde in Berlin, ich betete die
Sonne an, sie vertrieb die Depressionen an denen mein armes Leben krankte. Ich
lernte allein zu sein ohne im Elend der Welt zu versinken, ich begriff dass ich
alt war, mein Leben gemeistert hatte ohne daran zu zerbrechen, ein reiches
Leben, gefüllt bis zum Rand, mit Musik, Malerei, Literatur und der Zuneigung
von Menschen die mich liebten. Ich schrieb Gedichte und Schüttelreime;“
RACHEAKT. Tief versenkt am Hafengrund,
lag ertränkt des Grafen Hund. DRESSUR IM WALDE. Das muss der kleine Purzel
wissen, er darf auf keine Wurzel pissen.“
ich schrieb Briefe an Bodo, die nicht beantwortet wurden, aber ich
wusste dass es sie las. Zu dieser Zeit, schrieb ich auch das frivole Gedicht:“
LIEBESTRAUM. Ich ging im Walde so für mich hin, da sah ich ein Mädchen das war
ganz dünn. Mit Anmut erbrach sich das schöne Kind, die goldenen Locken zauste
der Wind. Der Speichel rann in dünnen Fäden, ein solches Bild bewegt wohl
jeden. Und wie sie so kotzte am Lindenbaum, Bedenken ich trotzte im blinden
Traum. Ein Zauber lag auf dieser Szene, in ihrem Auge eine Träne. Die fiel
herab wohl auf das Moos, da wurde mein Geschlechtsteil groß. Lautlos sank das
welke Laub, ich sprach sie an, doch sie war taub. Auf der Begegnung lag ein
Fluch, ich reichte ihr ein Tempotuch. Im Moose blühte eine Rose, da fiel ihr
Blick auf meine Hose. Das Mägdelein war schön wie nie, gertenschlank dank Bulimie.
Ihr Kleid war grün wie ihre Augen, ihr Blick begann mich auszusaugen. Sie
kniete vor mir zwischen Eicheln, um meine Eichel einzuspeicheln. Ich
streichelte ihr blondes Haar, sie war gerade achtzehn Jahr. Von süßen Träumen
ganz umzingelt, echt Scheiße wenn der Wecker klingelt.“ Da haben wir ihn
wieder; wie ein roter Faden durch die Menstruation, zieht sich der Missbrauch
der Frau durch das literarische Werk des gewissenlosen Schreiberlings;
Sprachlose Bulimistinen werden von „den Herren der
Schöpfung“ auf die Knie gezwungen, hier wird dem Sexismus die Tür vor der Nase
aufgeschlagen wie ein Buch mit sieben Siegelringen. Mit spielerischem Unernst
wird hier der Ernst des Lebens als Farce forciert, Perlen deutscher Dichtung
werden an den Schamhaaren herbei gebetet, Wort für Wort wie Doktortitel von
Politikern abgeschrieben und den Säuen zum Vorwurf gemacht. Unter der Maske der
Poesie verbirgt sich eine grenzenlose Verachtung behinderter Frauen denen der
Aufstieg in die Absteige als Steigbügel dienen soll. Der Bulimismus,
eine anerkannte Disziplin zur Mäßigung oraler Exzesse, wird hier in
unverantwortlicher Weise mit „Tuten und Blasen“ verquickt, einer Unsitte die
früher als „französisch“ galt, heute weitgehend „eingedeutscht“ erscheint. Es
ist bezeichnend, dass in derartigen Beschreibungen die Frau stets vor dem Manne
zu knien hat, während er in voller Größe vor ihr steht. Es war einmal, voller
Wehmut erinnere ich die volle Größe und den Größenwahn, wenn er wie die
Bockwurst vor der Schrippe… heute werden kleine Brötchen gebacken, unser
täglich Brot gib uns heute… Die Jugend ist unvergesslich, das Alter kannst du
vergessen. Im Hier und Heute zuhause, dem Gestern verhaftet, nie verhaftet,
kein unerlaubter Missbrauch, alle über 18 Jahre alt, der Stichtag für den
Stecher, kein Hauen und Stechen, nur der Kleinkrieg der Geschlechter, wie er in
der kleinsten Hütte tobt. „Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich
liebendes Paar“. Alle paar Tage flammen die Feindseligkeiten neu auf, jede
innige Liebe liefert den Zündstoff, ein kalter Krieg ohne Bombe als Drohmittel.
Heute drohen Drohnen, Flugobjekte die auch Frauen den Aufstieg ermöglichen.
SCHREIBEN UND LESEN
In der Schulzeit trugen wir Kinder
ein „Lesebuch“ im Tornister, das einzige Buch dass seine Bestimmung nicht
verschwieg, man sollte darin lesen. Man sollte auch andere Bücher lesen, aber
bei vielen Leuten reicht es kaum für das Lesebuch, sie wissen nicht wozu ein
Buch da ist. Jeder könnte ein Buch schreiben wenn er lesen und schreiben
könnte, da sei Gott vor. Gott hinkt aber nach, fast jeder Vergleich humpelt.
Nicht jeder Teufel zieht den Fuß nach wenn er mit dem falschen Fuß aufgestanden
ist. Genug der Lebensweisheiten, was der Volksmund sagt ist Mundpropaganda ohne
Augenschein, doch dazu später. Alles was sich festgesetzt hat steht irgendwo
geschrieben, alles was wir auf dem Bildschirm sehen ist vorher geschrieben
worden, man kann es drehen und wenden, ohne „Drehbuch“ kein Film. Um ein Buch zu
verfilmen muss man ein Drehbuch schreiben, vom Lesebuch zum Drehbuch. Wenn wir
Filme sehen, lesen wir Drehbücher, oft ist die Handlung verdreht und das Buch
verfälscht, man ist im falschen Film. „Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Film“ sagt eine alte Volksweisheit. Die Altersweisheit alter weißer Männer oder
die altklugen Sprüche kleiner Mädchen die am Thron rütteln, wir haben die Wahl.
Wir müssen mehr Bücher von Frauen lesen, auch Drehbücher, da dreht sich alles
um die Frau und die Männer haben das Nachsehen. Man muss es ihnen nachsehen,
sie müssen sich vorsehen. Männer sind gegen Gleichmacherei, Frauen wollen die
Gleichberechtigung gleich. Frauen wollen nicht reduziert werden auf das was
ihnen die Natur als vordringlichste Aufgabe auferlegt hat, Männer tun sich mit
ihrer Aufgabe leichter, bevor sie sich selbst aufgeben und heiraten. Ein
Schmetterling sieht mehr von der Welt als eine brütende Henne, so will es
Mutter Natur, so wollen es die Männer, es ist ihre Natur. Naturgemäß wird immer
mit zweierlei Maß gemessen, Männer sind mit einer Maß Bier voll zufrieden. Wenn
Männer voll sind, zeigt sich die Leere der Beziehung, dann ist oft das Maß
voll. Maßvoll zu trinken ist vielen Männern nicht gegeben, ich selbst trinke
Bier wie Wasser und Wasser selten. Bücher trinke ich wie ein Ertrinkender, ich
schlürfe die Wörter aus den Seiten wie Nektar, jeder Tropfen ist kostbar. Ein
Menschenleben ist zu kurz um alle guten Bücher zu lesen, ich lasse gern
belesene Leser lesen, die sich dann im Fernsehen darüber auslassen. Ungern
lasse ich solche Sendungen aus, man will ja wissen was man lesen muss und ist
froh über jedes Buch welches nicht lesenswert ist. Die Sendung; „Lesenswert“
ist sehenswert, aufwendig wird eine Wortsendung ins Bild gesetzt, nur das
Drehbuch wird nicht besprochen. Denis Scheck ist der neue Literaturpabst, ein
Mann der die Jagd liebt und gerne Bücher abschießt. Wieder einmal hatte er
Julie Zeh eingeladen. „Unter Leuten“ hieß das erste Buch, „Über Menschen“ nun
das zweite. Ihr gefällt das Wortspiel, mir natürlich auch, da fällt das Wort;
„Kalauer“. Ein Schimpfwort, wie es scheint, ich fühle mich betroffen und
herabgesetzt, meine Kleinkunst wird verächtlich mit einem Unwort bedacht. Mein
Herz blutet wie ein waidwundes Reh, ein Jägersmann mit Schießgewehr hat es
getroffen und verletzt, es blutet wie ein Schwein. Beim Schreiben fließt mir
das Herzblut in die Feder, meine Seele blutet aus, mein Inneres wird nach außen
gekehrt. „Jeder kehre vor seiner Tür“, ich kehre das ganze Kartenhaus, ein
Windstoß könnte es verstoßen wie der Vater die Tochter mit dem unehelichen
Kind. Vor meiner Tür kehre ich alles zusammen und schütte den Kehricht in mein
Buch. Dort wimmelt es von Wortspielen, sie sind mir die liebsten
Spielgefährten, aus ihnen baue ich ein neues Haus. Ich hatte es befürchtet;
alles Wortklauberei, Haarspalterei, Effekthascherei, mein Buch ist keine Kunst.
Es ist ein Machwerk, gemacht nach dem Motto; „Nun mach mal.“ Ich war nie ein
Macher, nun sollte ich plötzlich machen. „Nun mach mal halblang“ werden meine
Fans sagen, das sind Verblendete, Freunde und Verwandte, die zählen nicht.
Vorsicht Witz: „Ein Mann sitzt im Kino, vor ihm sitzt ein ungleiches Pärchen,
der Begleiter der Frau ist ein zotteliger Bär, der geht raus ein Eis kaufen.
Der Mann fragt die Frau; Ihr Begleiter, ist das ein richtiger Bär? Ja das ist
ein richtiger Bär. Fragt der Mann; Gefällt ihm der Film? Ich glaube ja, das
Buch hat ihm sehr gut gefallen.“ Wir sehen hier an einem alltäglichen Beispiel
wie verschieden Buch und Drehbuch sein können, wer das leugnet, will uns einen
Bären aufbinden. Während der Braunbär im Kino ein Eis besorgt, blickt der
Eisbär besorgt in die Zukunft, das Eis schmilzt unter seinen Füßen, er ist im falschen Film. Bei den Berliner
Filmfestspielen werden Bären als Preise verliehen, entstehende Ähnlichkeiten
sind rein zufällig. Zufällig finde ich im Internet den Kalauer unter dem
Sammelbegriff; „Flachwitze“. Der Sportler hält den Ball flach, der Autor hält
die Witze flach, mache sind so flach, die kann man unter der Tür durchschieben,
zum Beispiel; Tarzan trifft die Mutter von Harry
Potter und sagt:“ Ich Tarzan, du Jane Rowling“.
SELBSTKRITIK
Die Selbstkritik versteht sich von selbst, wer sie übt
ist geübt und muss nicht warten bis Kritik von Anderen kommt. Mit der Forderung;
„Erkenne dich selbst“ ist man bereits überfordert, zumal die Forderung; positiv
zu denken, im Raum steht. Fassen wir zusammen was zusammen gehört, zusammen
sind wir stark. Reiß dich mal zusammen. Im Angesicht einer Pandemie, einer Welt
in Angst, ängstigt sich unser Schreiberling vor ätzender Kritik, wie er sie aus
dem Fernsehen kennt, das ist echt ätzend. Schau dich um, du armer Wurm, da ist
keiner der dich kritisiert, du schreibst für dich selbst, keiner wartet auf
dein Buch, du hast dir selbst eine Aufgabe gestellt, ein gnädiges Schicksal
ermöglicht dir diese Lebensbeichte, die Arbeit daran füllt deine einsamen Tage
in einem menschenleeren Hotel im menschenleeren Pattaya,
zu einer Zeit in der Menschen um ihr Leben bangen und auf Impfungen hoffen.
Dein Buch ist nur für dich wichtig, die Anderen haben andere Sorgen. Gehe hin
mein Sohn, schreibe was du musst, Schlussverkauf; Alles muss raus. Erfreue dich
an deinen lockeren Sprüchen und flachen Witzen, frage nicht nach den
Befindlichkeiten deiner „Opfer“ oder der endlosen Liste unerlaubter
„Übergriffe“, ein Lächeln von dir selbst ist wichtiger als verkniffene
Fehlersuche von „Kritikern“. Hau die Sachen raus wie sie dir einfallen, keine
falsch verstandene Rücksichtnahme. Du bist nicht bösartig, willst nicht verletzen,
nur unterhalten und ein Lächeln hervorrufen, es ist unmöglich es jedem recht zu
machen. Du stehst vor dem Spiegel und siehst einen alten Mann, der sich einen
Traum erfüllt, am Ende seines Lebens schreibt er ein Buch und hält andere
Schriftsteller für Kollegen, so werden Träume wahr. „Es wird schöne Maderln geben und wir werden nicht mehr leben“, ein
sentimentales Lied aus Wien, es besingt eine Zukunft ohne Gegenwart. Wer nicht
mehr lebt muss die Lebenden leben lassen. Wer aber noch lebt muss in den sauren
Apfel beißen den das Alter für uns bereit hält. Welch ein Unterschied zum Apfel
des Paradieses als auch Eva zum anbeißen war. Das erlaubt uns eine Rückblende,
endlich können wir das Alter links liegen lassen und unverschämte Sprüche
klopfen. Schwarzer Humor und blutiger Ernst sind die Würze des Lebens: Wenn die
Menstruation aufhört fangen die Sorgen an, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Immer ruhig Blut, sagte die Mutter zur Tochter, als deren kritische Tage
einsetzten. Blut im Urin ist beim Mann nicht die Regel. Die Pille ist
Regelwidrig. Frauen sind das Glück der Erde, Männer sind das Unglück der
Frauen, ein Kind bedeutet Glück im Unglück. Männer dürfen über die Menstruation
sprechen wie Frauen über die Erektionsstörung. Die kritischen Tage kommen oft
unpassend, sind aber meist gern gesehen. Der Sex fällt aus wenn der Mann seine
selbstkritischen Tage hat. Manche Frau wäre gern ein Mann, mancher Mann wäre
gern eine Frau, gibt aber nur ein Zerrbild der Frau wieder wenn er Ernst macht.
Das Geschlecht ist eine ernste Sache , meistens hört da der Spaß auf. Mancher
Spaßvogel meint man könne einfach zum Spaß vögeln, ihm fehlt der nötige Ernst.
Man kann die Zeit nicht zurück drehen, nur der Uhrzeigersinn ergibt Sinn. Die
Vergangenheit hat keine Zukunft, das muss man sich vergegenwärtigen. Ganz
anders verhält es sich mit der Blende, man kann mit ihr ausblenden, abblenden,
überblenden, Rückblenden. Die Rückblende erlaubt den Rückblick, die
Vergangenheit steigt wie ein Zombie aus der Gruft und blendet uns mit ihrer
Jugend. In der Rückblende sehen alle jünger aus, sogar die Jünger Jesu. Die
Jünger wären heute älter, die werden ja auch nicht jünger. Als ich jünger war
hatte ich das Gefühl mein Leben wäre ohne Drehbuch entstanden, einfach drauflos
gedreht, alles improvisiert, unzählige Rückblenden sollten die Handlung
verständlicher machen, dadurch sah ich immer jünger aus als mein Alter
vorblendete. Ein chaotischer Film mit schwachsinnigen Dialogen und einer
konfusen Handlung, aber mit einem blendend aussehenden jungen Mann der wegen
der Rückblenden nie alterte. Bei meinen Rückblicken stieß ich auf eines meiner
Gedichte von damals, in dem ich dem „Augenschein“ eine neue Bedeutung gab; was
wäre wenn wir für die Augen einen Schein benötigen würden weil unerlaubtes Sehen
verboten und strafbar ist. „DER AUGENSCHEIN“ Augen, liebe Augen mein, der Staat
nimmt euch in Augenschein. Die Mehrwertsteuer reicht ihm nicht, er macht den
Augenschein zur Pflicht. Augentropfen, Brille putzen, Augen konnte jeder
nutzen. Früher waren Augen frei, ohne Augenpolizei. Geh zum Amt für
Augenschein, reiche deinen Antrag ein. Keine Freiheit ist unendlich, Sehen ist
nicht selbstverständlich. Ohne Schein beginnt die Nacht, das Auge des Gesetzes
wacht. Jeder der den Schein erhält, schaut legal in diese Welt. Illegal die Welt zu sehen, hindert uns sie zu
verstehen. Wer sich weigert, stellt sich quer, und versteht die Welt nicht
mehr. Ruhig Blut und schweige still, sonst sieht jeder was er will. Theoretisch
kann jeder schreiben was er will, noch braucht keiner einen „Schreibeschein“.
Nach 1945 brauchte man für alle Bedarfsgegenstände einen Bezugschein, heute
braucht jeder eine Bezugsperson, die ihm eine Beziehung bescheinigt. Jeder
Schriftsteller muss sich an sein Thema halten, der rote Faden ist keine Fahrt
ins Blaue. Er muss seinem Helden treu bleiben, wie der Ehemann seiner Frau.
Ehemänner sind wie Entfesselungskünstler die den öffentlichen Auftritt scheuen,
jede Entfesselung wird geheim gehalten. Der Leser eines Buches braucht eine
Bezugsperson es kann nicht schaden wenn der Held ein Mann aus dem Volke ist.
Der Held muss kein Volksheld sein, Hauptsache er hält was er verspricht. Die
Story muss Hand und Fuß haben, auch ich muss meinem Helden Fußfesseln anlegen,
muss Hand an ihn legen um ihn bei der Stange zu halten. Ein Romanheld ist kein
Tanzmariechen das sich in einem Sexschuppen an der Stange festhält, ihn hält
der eiserne Griff des Schreibers, sein Weg ist vorgezeichnet bis zur letzten
Seite. Erst wenn der Autor der Griffel aus der Faust legt kann der Leser den
Deckel zuklappen und der Held die Klappe halten. Noch ist kein Ende in Sicht,
unser Mann in Siam beschreibt sich selbst, als einen Mann aus dem Volke, der
einmal Teilhaber an volkseigenen Betrieben war, die abgewickelt wurden wie
Pakete unter dem Christbaum, in denen das Geschenk der Freiheit lauerte.
Heldenhaft kämpfte sich unser Held den Weg frei, wie ein Musketier ohne die
drei Musketiere. Hauen und Stechen mit
blitzender Klinge und klingender Münze. Ein neuer Marco Polo im Polohemd, seine
Kutsche war ein furchterregendes Himmelsgefährt, das ihn zu den Wolken empor
und zu den Siamesen trug, denen er sein letztes Hemd gab. Von da an trug er
„Das Hemd des Glücklichen“, ein kurzes Hemdchen das kaum verbarg welches
„Stehaufmännchen“ ihm zu eigen war, was er jedoch mit allen, die ohne ein
solches geboren waren, teilen wollte. Er war „Der Mann der die Frauen liebte“,
nicht im französischen Film, nein im wahren Leben. Er liebte sie aufrichtig,
mit aufgerichtetem Glied ebenso wie mit eingezogenem Schwanz, zahlte fürstliche
Preise für königliche Freuden, jede Dienstleistung die von unbefangenen
Geschöpfen geleistet wurde, war ein Liebesdienst der nur der Liebe diente. Die
intimsten Wünsche seiner „Wünschelrute“ las man ihm ohne Augenschein von den Augen
ab, ein Taugenichts des Augenlichts. Frauen waren die Erfüllung seines Lebens,
er war ein Kämpfer für das Gute im Menschen, das er in den Frauen suchte. In
ihnen suchte er den Sinn des Lebens, den man ihnen von außen oft nicht ansah.
„Für den Mann ist die Frau der Sinn des Lebens, für die Frau ist das Kind der
Sinn des Lebens, für das Kind ist das Leben der Sinn des Lebens“. Mein Leben
ist kein Roman, ich kann meinen Helden verlassen und meinem Schreiben einen
neuen Sinn geben. Was ist der Sinn dieses Buches? Der Unsinn. Ohne den Unsinn
hätte mein Leben keinen Sinn. Natürlich wären da noch; Leichtsinn, Frohsinn, Stumpfsinn, Tiefsinn,
und der sechste Sinn. Ich steige in einem Ballon auf und werfe Bonmots ab wie
die Rosinenbomber über Berlin Bonbons abgeworfen haben. Davor hatten sie Bomben
abgeworfen, die Amerikaner werfen immer etwas ab wenn es für sie etwas abwirft.
Amerika ist das Thema eines neuen Buches: „Harry Potter und der
Schurkenstaat“. Das Schafott hat den
„Schurkenadel“ hinweggefegt wie ein eiserner Besen, nun ist es an uns vor der
eigenen Tür das Unterste zu Oberst zu kehren, der Knechtschaft den Kopf zu
enthaupten, dem Spiel ein Endspiel zu machen. Knechte sind Herrenmenschen, sie
schauen herab auf jene die über ihnen stehen. Sie sind angetreten den Stall
auszumisten, ihre Mistgabel ist ein aufgepflanztes Bajonett; „Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos“. Hauen und Stechen ist die
Aufgabe des kleinen Mannes, ein Feind findet sich immer. „Freiheit Gleichheit
Brudermord“. Es lebe die Revolution. Nicht wenige dieser „Kämpfer“ sind Knechte
von Verschwörungstheorien, natürlich waren die Amerikaner nie auf dem Mond,
dieses Gebäck ist dort völlig unbekannt. Eher war Harry Potter auf dem Mars und
hatte dort eine Geliebte: „Harry Potter und die Marselaise“.
Die Verschwörungstheorie ist eine Frage von Theorie und Praxis, vieles
Undenkbare ist machbar wenn man es recht bedenkt.
DAS LÄCHELN DER
JUGEND
Sie war nicht so schlank wie in meinen
lebenslänglichen Wunschträumen aber sie hatte das Lächeln eines Engels.
Unsichtbar lag ihr mein Herz zu Füßen, aber was sollte es dort? Herzen sollte man nicht am Boden platzieren,
zu leicht könne einer darauf herum trampeln. Für Männer sind alle Engel
weiblich, himmlischen Geschöpfe die von ganz oben kommen um die da unten
glücklich zu machen. Ihre Aufmerksamkeit und ihr Lächeln schenkte die hübsche
Frau ihrem Tischnachbarn, meinem ständigen Begleiter Bob, dessen charmantes
Geplauder sie umwarb als wäre sie ohne Begleitung hier. Mitnichten, der
wortkarge Mann saß ihr gegenüber und nahm die Redseligkeit meines Freundes als
harmlosen Small Talk. Entfernt sitzende Beobachter bezeichneten es später als
„Anmache“. Ich saß neben dem „rechtmäßigen Besitzer, mir gegenüber saß Bob,
mein „Blindenhund“, ein Mann mit vielen Talenten. Ich war ein schweigsamer
alter Mann, der schwerhörig die Gesprächsfetzen aufsammelte die wie Brosamen
vom Tische fielen, ein Sextourist der einmal bessere Tage gesehen hatte und in die
Jahre gekommen war, ein stiller Beobachter versteckter Erotik. Die junge Dame
zeigte ihre entzückenden Zähne und ein wachsendes Wohlgefallen, ihre vollen
Lippen lockten wie eine süße Nachspeise. Das Abendessen war bereits gelaufen,
die Teller abgeräumt, die Stimmung aufgeräumt, der warme Abendwind streichelte
den Garten des Restaurants, Bob streichelte das schöne Kind mit Worten und Blicken, er entkleidete das
engelhafte Wesen vor unser aller Augen, ohne dass die Hüllen fielen. Geschickt
bezog er ihren Begleiter in das Gespräch mit ein und verharmloste das
Offensichtliche. Ich bewunderte seine Frechheit, ein Draufgänger der keinerlei
Scheu kannte. Er beendete seinen Auftritt mit einem freundlichen Gute Nacht,
ein Entertainer der sein Publikum gut unterhalten hatte erhob sich vom Sitz;
die Show war gelaufen. Bob war nicht der Mann der es nötig hatte Frauen
anzubaggern, bei einem Shorttime kam es auf Charme nicht an und zu mehr war er
nicht bereit. Eine schillernde Figur des
Mikrokosmos der Gestrandeten, einer der den heimatlichen Winter und die
heiratslustigen Frauen für immer hinter sich gelassen hatte, für ihn war
Freiheit kein leeres Wort, sondern eine Lebensaufgabe. Von der Lebensaufgabe
bis zur Aufgabe des Lebens ist es ein weiter Weg, am Ende des Lebenskampfes,
ein Kampfsport den jeder zu erlernen hat, ziehen wir die Boxhandschuhe aus und
machen uns bereit für die Box die unsere Asche aufnehmen wird. „Bedenke dass du
sterblich bist“. Neben dem Lebenskampf beherrscht der Mensch die Kunst der
Verdrängung, bedenkenlos stürzt er sich ins Leben, er denkt lieber an etwas
Angenehmes. Die Frauen sind den Männern angenehm, ihre Fruchtbarkeit ist ihnen
eher unangenehm. Es macht jedoch wenig Sinn gegen den Sinn des Lebens
anzukämpfen, der Verkehr der Geschlechter dient nun mal der Fortpflanzung, der
Orgasmus ist nur ein Stück Zucker für das Pferd wenn es brav die Anweisungen
erfüllt hat. Der Mensch dressiert das Tier, die Natur dressiert den Menschen.
Wenn das Kind in den Brunnen, oder die Würfel gefallen sind, hält der Mann
stolz das Produkt der Fron am Weibe in den Armen, er hat ein Kind gezeugt.
Worauf beruht der Stolz, Jeder beliebige Clown im Zirkus der Liebe kann ein
Kind zeugen, die Welt ist von Ergebnissen derartiger „stolzer Taten“. Sie ist
nicht voll, sie ist bereits überfüllt, müsste eigentlich wegen Überfüllung
geschlossen sein. Wir tun was wir müssen und sind stolz auf das Eintreten des
Vorhersehbaren. Nicht der unbändige Trieb, nein ich habe das Kind gezeugt, das
Unvermeidbare erfüllt mich mit Stolz. „Du glaubst zu schieben doch du wirst
geschoben“. Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, sind Schlagwörter die uns
etwas vortäuschen das nur in wenigen Ausnahmen funktioniert. Nicht der Mann der
Tag für Tag Jogginghosen trägt, sondern der Mann der heiratet hat die Kontrolle
über sein Leben verloren. Der Mensch ist ein Bauklotz im Baukasten der Natur,
jeder Stein nur ein winziger Teil des Ganzen. Der Verweigerer passt nicht in
das System, er funktioniert nicht wie ein normaler Stein, haftet nicht an den
anderen. Für Schwangerschaften ist er nicht haftbar, sein „Kumpel steigt nie
ohne „Regenmantel“ in den Schacht, er arbeitet freischaffend unter Tage, seine
„Zeitverträge“, im Jargon „Shorttime“ genannt, ermöglichen ihm einen fliegenden
Wechsel der Arbeitsstelle, so wird der Job nie langweilig. Menschen sollten
einander nicht besitzen, nicht der Mann die Frau, nicht die Eltern die
Kinder.“Besitz macht unfrei“. Nur wenige
Frauen und Männer stemmen sich mit aller Kraft gegen den Normierungsdruck, der
ihnen die Gründung einer Familie in die Wiege legt, sie als Vater und Mutter
abstempelt und das Glück im trauten Heim vorgaukelt, sie sind die „Blindgänger“
der Gesellschaft, Außenseiter, Volksfeinde, Eigenbrötler, sie passen nicht in
das Bild. Wer nicht ins Bild passt, passt nicht zu uns aber wir dulden ihn als
Künstler, als Genie, als begabten Geisteskranken der nicht ganz richtig tickt.
Entsetzten Moralisten halte ich entgegen, ich war selbst einmal Moralist, ich
weiß wie das ist wenn man besser weiß was gut ist. So erlaube ich mir einen
Rückfall und erkläre die Ehe zu einem Glücksfall der Menschheit, ein
notwendiges Übel wie der Kapitalismus, wo wären wir ohne diese
Errungenschaften, wir wären untergegangen wie Dinosaurier. Der Moralist ist ein
zutiefst gläubiger Mensch, der glaubt was er sagt und vorschreibt was er denkt.
Er weiß was gut und böse ist und wird böse wenn der Mensch nicht gut ist. Dabei
handeln die meisten Menschen im guten Glauben, weil sie den Glauben für eine
gute Sache halten. Der Glaube versetzt Berge, aber kein Pfandleiher gibt Geld
dafür. Der Gläubige glaubt sogar zu wissen, ein Katholik sagte mir einmal; „Ich
weiß was ich weiß“. Gut zu wissen, könnte man sagen. Das unmoralische an der
Moral ist die Verlogenheit, man belügt
sich selbst und schwupp ist man ein besserer Mensch. Es sind die frommen Lügen,
die Doppelmoral, die den Betrüger zum guten Menschen machen, ein großer Bruder
der die Moralkeule schwingt und erbarmungslos zuschlägt wo Sitte und Anstand es
erfordern. Der Schauspieler Walter Giller, den ich bei meiner Arbeit als
Tontechniker kennen lernte, erkannte an einem Neujahrsmorgen bei einer
Radioshow meine Menschlichkeit und Nächstenliebe als wir nach der Veranstaltung
beim Bier saßen. Unerwartet erfuhr ich spontan die Zuneigung und den Zuspruch
den ich in der Jugend ersehnt hatte, als ich blind wie ein Maulwurf im Tiefbau
das Erdreich mit der Schaufel aushob und mich für einen Unwürdigen hielt.
Damals wusste ich noch nicht dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Er
machte mir allerdings auch einen Vorwurf als ich unter Alkoholeinfluss zu viel
redete; „Ach hör doch auf, du zerredest ja alles. Da haben wir es, ein guter
Mensch aber er redet zu viel. Heute schreibe ich zu viel weil ich mir alles von
der Seele rede. „Lieber Gott, wenn es dich gibt, rette meine Seele, wenn ich
eine habe“. Am Ende des Tages werde ich ein schmutziges Buch aber eine reine
Seele haben. Das Buch ist die Beichte des Ungläubigen, hier darf der arme
Sünder alles beim Namen nennen, vom namenlosen Leid bis zu Sigmund Freud.
EHRET DIE FRAUEN
Ehret die Frauen, sie flechten und weben, himmlische
Rosen ins irdischen Leben. Ehre wem Ehre gebührt. Die Wiederholung ist das
Wesen der Musik, hat Tschaikowsky gesagt, sie ist aber auch das Wesen des
Alters, der alte Mensch wiederholt das oft gesagte ohne die Jugend wiederholen
zu können. Wenn wir die fleischliche Liebe verdammen, weil zu viel Fleisch
ungesund ist, so ehren wir doch die Liebe der Mutter zum Kind, ohne die kein
Ungläubiger seine Pamphlete schreiben könnte, was wäre der Mensch ohne die
Mutter, er hätte nicht überlebt. Sollen sich doch die Schreiberlinge austoben,
die Unschuld weißen Papiers besudeln, die Schönheit der Welt mit dem Schmutz
ihrer hemmungslosen Fantasie bewerfen, die Ehre der Frau in die Gosse ziehen,
ehrlose Gesellen, garstige Tintenkleckser, Unwürdige die ihre Würde verspielt
haben. Genug davon, werfen wir einen Blick zurück, sehen wir noch einmal wie
alles begann. Eine Verschwörungstheorie hatte die Belagerung vorausgesagt, eine
Schlange würde das Paradies bedrohen, die Grenzen des guten Geschmacks
überwinden, ein Tausendfüßler, größer als King Kong würde diesen „Platz des
himmlischen Friedens“ zu einem Pandämonium machen und einen Stein ins Rollen
bringen der später von den Rolling Stones genutzt werden konnte. Die ominöse
Schlange war in Wirklichkeit eine Schlange von Flüchtlingen die paradiesische
Zustände anstrebten. Die Asylanten hatten noch nie so glückliche Wesen gesehen,
sie starrten Adam und Eva an wie die ersten Menschen. So wurden sie also
vertrieben und mussten selbst um Asyl bitten. Der Stolz des Menschen ist nicht
seine beste Eigenschaft, er macht uns überheblich, hartherzig und kalt, wir
sitzen auf einem hohen Ross von dem wir abgeworfen werden können. Demut und
Dankbarkeit, Freundlichkeit und Herzensgüte sollten unser Leben begleiten, wir
sind nicht besser als der Nächste, wir sind anders aber nicht wertvoller. Wir
sind die dienstbaren Geister der Natur, wir erfüllen unsere Aufgabe, wir lieben
um neues Leben zu zeugen, ohne zu fragen warum. Wir leben für das Leben, es ist
lebenswert, wir schützen es wenn es bedroht ist, wir lieben das neu geborene
Leben, es zeigt uns wie klein und winzig wir sind, unfähig zu überleben ohne
die Liebe. Die bedingungslose Liebe der Mutter zu ihrem Kind, das Glück einem
Kind das Leben zu schenken, die tiefe Dankbarkeit für den schönsten Augenblick
des Lebens sind Grund genug das Leben zu lieben ohne Fragen zu stellen. Der
lächerliche Stolz ein Mann zu sein, die Missachtung der Frau, ohne die der Mann
nicht vorhanden wäre, ohne die er als hilflose Kreatur nicht überlebt hätte,
die Unterdrückung und Versklavung sind der Beweis einer panischen Angst vor der
Gleichberechtigung, die eine Überlegenheit offenbaren könnte. Jede Art von
Stolz ist dem friedlichen Zusammenleben abträglich, wer Stolz besitzt wähnt
sich im Besitz einer Kostbarkeit die den anderen fehlt. Stolz und Ehre sind
jedoch keine Besitztümer, sie existieren nur im Bewusstsein des „Übermenschen“,
es sind die Krücken die den Gehbehinderten aufrecht halten. Darum wollen wir
weder stolze Männer noch stolze Frauen, wir wollen die Frauen nicht ehren
sondern lieben, wir wollen Freunde sein und Freundschaft halten, wir sind anders
aber nicht besser. Die häusliche Gewalt als Höhepunkt einer Liebesbeziehung ist
eine Perversion, die Frau als Prügelknabe des frustrierten Ehemannes, das
„Jawort“ eine Einverständniserklärung zur „Züchtigung durch den „Erzieher“, ein
düsteres Bild der Ehe, die unter dem Schutz des Gesetzes steht. Menschen neigen
dazu einander zu erziehen, Gewalt ist da nicht das beste Mittel, ein
liebevolles Streicheln und ein Stück Zucker, wie beim Umgang mit Pferden,
erleichtern die Dressur. Ich habe aus Dummheit ein einziges Mal in meinem Leben
eine Frau geschlagen, wahrscheinlich hatte ich das schlechte Beispiel mal im
Kino gesehen. Wir waren jung, meine erste Liebe Annemarie hatte einen
hysterischen Weinkrampf, den ich mit einer Ohrfeige beenden wollte, es nutzte
nichts, sie heulte Rotz und Wasser, war durch den Schlag nicht zu beruhigen.
Wie viel schöner ist es doch das schluchzende Menschenkind liebevoll in den Arm
zu nehmen und so lange zu streicheln bis die Tränen versiegen. Wie gern würde
ich den Ausrutscher ungeschehen machen, die Geliebte noch einmal im Arm halten
und festhalten. Aus Dummheit habe ich sie verlassen, das hatte mit dem Vorfall
nichts zu tun, ich weiß nicht welcher Teufel mich damals geritten hat. Ich
hielt mein Glück in den Händen und tauschte wie „Hans im Glück“ den
„Goldbarren“ in trügerische Werte ein die der goldene Westen zu bieten hatte.
Das gemeinsame Kind hatten wir auf dem Altar der Armut geopfert, ich war 25
Jahre alt, ein Träumer ohne Schulbildung und Beruf, lebte in einem armseligen
Zimmer mit uralten Möbeln ohne fließendes Wasser in Untermiete und hatte ein
ausgeprägtes Alkoholproblem. Annemarie war zwei Jahre älter, sie wusste was zu
tun war. Jahre später überredete mich eine andere Frau zur Ehe, hier gab es
bereits ein Kind, ein Sorgenkind. Ich konnte weder auf mich, noch auf „meine
Kinder“ stolz sein, das erste erhielt keine Chance, das zweite erlag den
Versuchungen der Halbwelt. Ich lernte die halbe Welt kennen, landete aber dort
auch nur in der Halbwelt. Zuvor musste der Kleinbürger kleine Brötchen backen,
zwei bettelarme Leute schlossen den Bund fürs Leben, ein unumgänglicher Schritt
in die Geborgenheit des kleinen Mannes. Ein Versager wie ich musste froh sein
dass es in der Welt der armen Leute eine Frau gab die bereit war so ein armes
Würstchen zu heiraten. Das Sorgenkind blieb erst einmal bei der Großmutter, das
junge Glück, wir waren etwa 30 Jahre alt, bewohnte eine entzückende
Einraumwohnung mit Außentoilette in Berlin Kreuzberg wo wir auf einem
stinkenden „Hundesofa“ nächtigten. „Raum ist in der kleinsten Hütte für ein
glücklich liebend Paar“. Reife Menschen verkehren auch unter der Gürtellinie
auf Augenhöhe. Am Ende des Tages war ich ein Stück weit in ihr. Gott hat den
Armen die Liebe geschenkt, alles andere müssen sie sich erarbeiten. Ich schlug
weder meine Frau noch ihr Kind, niemand hat das Recht einen anderen Menschen zu
schlagen, es ist schwer seinen Nächsten zu lieben, es ist leicht ihn zu
respektieren. Für mich ist jeder Mensch eine „Respektsperson“, das Schlagen ist
eine primitive Handlung und sollte nur der Selbstverteidigung dienen. Zu meiner
Zeit wurde man in der Schule noch vom Lehrer mit dem „Rohrstock“ gezüchtigt,
das hat mich zu einem ängstlichen Menschen gemacht. Meine Eltern haben mich nie
geschlagen, Dem Himmel sei Dank. Meine Exfrau hatte mich vor der Eheschließung
gewarnt; „Wenn du mich schlägst bin ich sofort weg“. Dazu kam es nie, doch am Ende war sie
trotzdem weg. Was weg ist ist weg, ein schlagender
Beweis. Wenn ein Partner weg will muss man ihm den Weg frei machen,
Gewaltanwendung ist sinnlos und unwürdig, mit Schlägen kann man keine Liebe
erzwingen.
VERY IMPORTANT PERSON
Jeder Mensch ist gleich wichtig, für die Familie ist
das Neugeborene gleich wichtig, für andere Leute erst später. Die meisten sind
natürlich unwichtig, nur wenige sind wichtig oder sehr wichtig. Wenn ein sehr
Wichtiger stirbt wird er automatisch unwichtig weil er seine Wichtigkeit nicht
mehr beweisen kann, es warten aber schon viele sehr Wichtige auf seine
Planstelle. Es liegt in der Natur des unwichtigen Menschen sich wichtig zu
machen, dafür wurde das Internet erfunden, dort machen sich Unwichtige wichtig.
Der wichtigste Mensch von allen ist der Wichtigtuer, er tut etwas, während die
meisten Unwichtigen tatenlos zusehen wie Wichtiges liegen bleibt und
Unwichtiges hochgespielt wird. Vieles was geschrieben wird ist unwichtig, so
auch dieses. Der Einzelne ist unwichtig, nur bei Wahlen ist jeder Einzelne
wichtig. Sind Menschen überhaupt wichtig? Die Menschen nehmen sich selbst zu
wichtig, sie halten sich für unentbehrlich, wie soll es ohne sie weitergehen
wenn sie sterben? „Das Leben ist gegessen, verspeist, verdaut, vergessen, das
ist die Konsequenz von Alter und Demenz“. Ironie des Schicksals; Sie altern auf
grausame Weise, werden hilflos und pflegebedürftig, vergessen alles was so
unglaublich wichtig war. Sie werden für unwichtig erklärt, und waren es doch
immer. Nicht jeder erhält einen Grabstein, viele werden verscharrt, wenigen wird
ein Denkmal gesetzt. Da stehen sie, mit versteinerten Gesichtszügen, stoned sozusagen, oft starben sie in Armut und Elend, sie
vollbrachten Höchstleistungen auf ihrem Gebiet, jeder Unwichtige kennt ihre
Namen, sie beweisen die Wichtigkeit menschlichen Lebens und Wirkens. Der Mensch
ist unwichtig für die Planeten und das All, aber er ist wichtig für die
Menschheit. Ich bin für die Frauen von Pattaya nicht
mehr wichtig, mein Geschlechtstrieb ist erloschen wie ein Kamin ohne Holz, das
Feuer meiner Leidenschaft brennt auf der Sparflamme der Erinnerung, sie
flackert über die Seiten dieses Buches und brennt sich ein in das Gemüt des
Lesers, eines Menschen der für den Schreibenden so wichtig ist wie der Freier
für die Dirne. Den Ort ohne die Fremden zu erleben ist befremdlich, der
Überfremdung folgt der Stillstand des Systems. Leer stehende Wohntürme,
verödete Bettenburgen, wo sind die verhassten Fremden, denen wir unsere Frauen
überlassen mussten weil die nackte Not uns weder Haus noch Auto in die Wiege
legte. Wir lernten ihn lieben, den Farang, den
Andersartigen aus fernen Ländern, der uns das Lächeln mit klingender Münze
heimzahlte. Man verweigert ihm die Einreise oder sperrt ihn in teure
Quarantänehotels mit Alkoholverbot und Ausgangssperre. Bestechliche Bewacher
landen im Gefängnis. Unsere braven Mädchen, der Motor des Geschäfts, vermissen
die triebgesteuerte Kundschaft, der „Fliegende Schwanz“ sitzt flügellahm auf
dem kalten Heimatboden mit erfrorenen Eiern und lebt von Erinnerungen.
Gestrandete wie ich, können die Not nicht lindern, in langen Schlangen warten
bedürftige Menschen auf die kostenlose Ausgabe von Speis und Trank, während der
im Lande gebliebene Farang noch immer in deutschen
Restaurants sein Schnitzel mit Bratkartoffeln verzehrt und seine Überlegenheit
zelebriert. The Farang is the very
important People of this Country.
DER BESUCH
Eines Tages klopfte der Ernst des Lebens an meine Tür,
ich öffnete und begrüßte ihn; „Hallo Ernst, was führt dich zu mir?“ Ein guter
alter Freund, ich kannte ihn seit meiner Jugend. Er lächelte hinterhältig und
sagte; „Dein Prostatakrebs greift die Blase an, es sieht nicht gut aus“. Ich
war alt genug um schlechte Nachrichten mit Fassung zu tragen und verzog keine
Miene. Wegen der Pandemie hatte ich die alle sechs Monate fällige Hormonspritze
nicht bekommen weil sie mir mit 1.000 € zu teuer war. Zweimal wäre die
Injektion nötig gewesen, ich weilte nun schon 18 Monate im Lande, die Dritte
war fällig. Geiz ist geil, bei Krebs aber uncool. Mein Urologe in Berlin hatte
am Telefon gemahnt, aber nicht dringlich genug. Ich wollte das Kind nicht mit
dem Bade ausschütten, nun war es in den Brunnen gefallen. Ernst verstand keinen
Spaß, er verließ mich nach kurzem Besuch, hatte wohl noch andere Kunden zu
betreuen. Die scheinbar harmlose Blaseninfektion hatte ich mit Antibiotika
behandelt aber das Schicksal ließ nicht mit sich handeln, die Schmerzen wollten
nicht vergehen, der Gedanke an Blasenkrebs krallte sich ins Hirn wie die Pranke
eines Raubtiers in den Leib des Opfers. „Angst essen Seele auf“ sagt Rainer
Werner Fassbinder, der die Gefahren des Denkens erkannte. Es bestand
Handlungsbedarf; Hormonspritze, better late than never.
Wer nicht versichert ist begreift hier den Segen einer Zwangsversicherung die
alle Schäden abdeckt solange man in deutschen Landen weilt. „Ich denke also bin
ich“ sagt Kant, ich denke ich bin weil er sich das so gedacht hat. Das Denken
großer Denker erscheint dem Laien bedenklich, warum hat der Mann das Denken als
Beweis herangezogen, wo doch gerade das Denken sich unserem Willen entzieht.
Seit dem Besuch von „Ernst“ habe ich ein ernstes Problem, darf ich im sonnigen
Thailand bleiben oder sollte ich den Heimflug erwägen um mich der AOK als
verlorener Sohn in die Arme zu werfen? Wenn die Metastasen der Prostata meine
Blase im Griff haben, habe ich mein Leben nicht mehr im Griff. Ich habe die
Kontrolle über mein Leben verloren weil ich täglich Jogginghosen trage und sie
nass pinkle weil die Windelhosen zu schnell voll laufen. Ich lasse die legeren
Beinkleider im Hotel waschen, das ist relativ billig, die Blase auf Krebs zu
testen wird hier relativ teuer, die letzte Untersuchung, die nach meiner
Ohnmacht im Bangkok-Pattaya-Hospital durchgeführt
wurde, kostete mich 2.500 €. „Ich denke an die Zukunft also bin ich
verzweifelt“. Nach 18 Monaten pandemischem Exil hatte ich endlich einen
Heimflug für den 30. April, den habe ich kurz vor dem Besuch von „Ernst“
gecancelt weil ich gern bleiben wollte. Um „sorgenfrei“ zu sterben müsste ich
nach Deutschland fliegen, wo die Allgemeine Ortskrankenkasse alle Kosten tragen
würde. Dort wäre ich noch einsamer als hier, hätte keinen Pool vor der Tür und
wäre vom Tod durch Corona im Altersheim bedroht. In Thailand wären Wochen und
Monate im Hospital unbezahlbar, was soll ich tun? „Ich denke an Geld also bin
ich arm“ würde Immanuel Kant sagen. Heute ist der 26. April. In zwei Tagen habe
ich Geburtstag und werde 88 Jahre alt. „Ich denke an mein Alter also bin ich alt“.
Ich halte ein solches Alter für unhaltbar, irgendwann muss Schluss sein mit der
„Lebensfreude“. Alle meine Freunde sind bereits tot, wo bleibt da die
Gleichberechtigung? Ich wünsche mir eine Quote, ab 80 Jahren sollte es für
jeden der die Schnauze voll hat eine Sterbehilfe auf Krankenschein geben,
eine nützliche Regelung für Kassen und
Patienten. Es wäre ein Trost für kranke alte Menschen, zu wissen dass es diese
Möglichkeit gibt. Warum tut man sich so schwer mit dem leichten Tod, er würde
die Würde des Menschen erhalten. Täglich
taste ich mehrmals meinen Bauch ab, ich hoffe immer noch auf Besserung durch
die Antibiotika, wenn es eine behandelbare Infektion wäre könnte ich aufatmen.
DIE FABELHAFTE FABEL
Es war einmal eine Mücke, sie haderte mit ihrem
Schicksal, sie war ein Blutsauger, beneidete aber Menschen die kein Fleisch
verzehrten, wollte kein Vampir sein, nicht in einem Atemzug mit
Grundstücksspekulanten und Mietpreistreibern genannt werden, sie hasste Heuschrecken und andere Menschenfeinde, wäre
lieber ein Mensch; Edel hilfreich und gut gewesen. Sie war eine „Gutmücke“, steckte im falschen Körper, betete täglich zum
Gott der Mücken und fragte ihn nach dem Sinn des Lebens. Es war vergeblich, ihr
Leben war sinnlos. Traurig und hoffnungslos saß sie auf der linken Hand eines
Menschen als die riesige Rechte des Ungetüms unerwartet auf sie niederfiel und
sie erschlug. Der Mensch hatte Blut an den Händen aber das war nichts Neues für
ihn. Am Anfang war der Koitus, ein Spiel der Geschlechter, aus dem sehr bald
bitterer Ernst wurde, ein neues Raubtier hatte die Erde betreten. Bald konnte
es seinen Feinden bewaffnet gegenübertreten und sich ihren Besitz aneignen, der
Mensch ein Raubtier besonderer Art, es ging ihm nicht mehr um das Jagen und
Fressen, die Jagd nach dem Besitz des Anderen, das Ausrauben des Schwächeren
ersetzte den Mundraub. Der Mensch domestizierte die Tiere und dressierte die
Menschen. Löwe und Tiger waren keine Feinde für ihn, sie traten im Zirkus auf
und tanzten nach seiner Pfeife. Der Mensch war erfindungsreich, er erfand den
Motor und die Dampfmaschine, das Schiff und das Flugzeug und am Ende das
Privatflugzeug. Ganz am Rande hatte er eine neue Sorte Menschen erfunden; den Arbeiter,
den er sich als Arbeitstier hielt. Dieses Tier glich dem Menschen wie ein Ei
dem anderen, besaß jedoch nicht das Ei des Columbus, eine weitere Erfindung des
Menschen, dass er Geld nannte. Wer es hatte war ein Übermensch, wer dafür
arbeiten musste war ein Untermensch, wer für Geld andere Menschen tötete war
ein Unmensch. In unmenschlichen Kriegen töteten die Unteren sich gegenseitig,
böse Zungen behaupteten dass Übermenschen daran Geld verdienten. Wir wollen
hier aus einer Mücke keinen Elefanten machen, alles was lebt tötet und wird
getötet, der Mensch macht da keine Ausnahme. So wie die „Gutmücke“
gibt es auch den „Gutmenschen“, er kann es nicht verhindern dass die Tiere
einander fressen, will jedoch mit gutem Beispiel nicht hinter dem Berg halten und
weigert sich Tiere zu fressen. Erst kommt das Fressen und dann die Moral, beim
Gutmenschen ist es umgekehrt. Wenn die Moral siegt werden in Zukunft statt
Tieren nur noch Menschen geschlachtet, dann sind wir am Ende des Tages ein
Stück weit voran gekommen. „Ich denke also bin ich“. An diesem Satz habe ich
mich festgebissen wie der Löwe an der fliehenden Gazelle, ich lasse ihn nicht
mehr los, erlässt mich nicht mehr los, er reizt zu Umbau und Erweiterung, die
kluge Erkenntnis eines großen Denkers als Spielwiese für bauernschlaue
Wortakrobaten die es natürlich besser wissen. Das Denken der Menschen gibt mir
zu denken, der kleine Mann denkt an den Lottogewinn, er hat nur seine
Arbeitskraft, davon kann er nicht reich werden. Der große Mann denkt an den
Profit, er hat die Arbeitskraft des kleinen Mannes, davon kann er reich werden.
Beide denken an Geld, das Denken an Geld ist der Beweis unserer Existenz; „Ich
denke an Geld also bin ich“. Das Denken ist eine weit verbreitete Unsitte, weil
ja auch jeder Dummkopf meint das Richtige zu denken. Zu allem Unglück haben
diese Schwachköpfe auch noch Lesen und Schreiben gelernt, sie lesen die
„Verschwörungspresse“ und schreiben“ ihre Meinung“ ins Netz. Von allen
Verschwörungen ist der Kapitalismus die gefährlichste, keine Theorie sondern
gängige Praxis. Auch ich denke an Geld weil ich ohne Krankenversicherung in
Thailand lebe, mein Einkommen klein ist, meine Ersparnisse gering und die
privaten Krankenhäuser extrem teuer sind. Ich bin ein passionierter Schwimmer,
der Pool meines Hotels ist immer geöffnet, ich lebe freizügiger als in
Deutschland, habe ein Rentner-Visum, gehöre zu den Residenten die hier die
Stellung halten. Ein armer Resident, ohne Frau, ohne Auto, ich lebe gut aber
bescheiden. An meinem Geburtstag hatte Robert
mir die Freude bereitet die feinen Häuser meiner Anfangszeit in Pattaya wiederzusehen, das weckte Erinnerungen an längst
vergangene Zeiten. Wehmütig dachte der alte Mann an das Kaffee trinken in
Begleitung einer schönen jungen Frau im noblen fünf Sterne Hotel Royal Cliff
zurück, wir saßen auf einer Insel im riesigen Pool und wurden wie reiche Leute
hofiert. Damals war das Personal noch unglaublich devot, eigentlich peinlich.
Ich fürchtete die hohe Rechnung nicht bezahlen zu können und informierte meine
bildschöne Begleitung. ich hatte sie als Barmädchen auf Phuket
entdeckt und nach Pattaya importiert, es war Nuk, die ich später nach Deutschland holte. Nuk trug, wie es damals üblich war, ihre Goldketten am Hals
und an den Handgelenken, die sie emporstreckte und mich mit Worten beruhigte; „Don`t wory, i have
my „Furniture“ with me“. Sie hatte Gold, ich hatte Geld, die Welt lag
uns zu Füßen. Heute ist ein Kännchen Kaffee in diesem Ambiente tatsächlich
schweineteuer, die Zeiten ändern sich. Heute leben wir in Zeiten einer
Pandemie, das Royal Cliff ist leer, wie die meisten Hotels, die Luxusherberge
schläft wie Dornröschen, ein geimpfter Prinz müsste sie wach küssen. Ich hatte
Robert und seine Frau zum Abendessen eingeladen, mit Bob, meinem „Blindenhund“
waren wir vier Leute im deutschen Restaurant Borussia Park, in dem jedoch kein
Alkohol ausgeschenkt wurde. Wir kauften Bier im Supermarkt Seven/Eleven und
hoben das Glas am Pool meines Hotels unter dem Sternenhimmel der Tropennacht.
Robert erzählte von zwei Jahren die er im Uranbergbau unter Tage gearbeitet
hatte und von Mangelwaren die in der DDR unter dem Ladentisch als „Bück dich
Ware“ verkauft wurden. Bob machte einen erotischen Witz aus diesem Artikel und
ich lachte Tränen. Nach einem vollen Jahr Abstinenz schmeckte mir das Bier so
gut wie früher, das barg aber die Gefahr eines Rückfalls in allabendliche
Trinkgewohnheiten. So feierte der alte Mann seinen Geburtstag doch noch im
kleinen Kreis von Freunden, große Kreise sind ja ohnehin verboten.
DER FLUCH
DER PANDÄMONEN
Die Menschen sind verflucht, sie tragen den Teufel im
Leib, bringen Unheil über andere und sich selbst, Gier Missgunst Neid Hass und
Grausamkeit sind die Gaben der bösen Fee, die jedem Menschen zur
Selbstbehauptung in die Wiege gelegt werden. Er soll sich durchsetzen können,
keine Schwäche zeigen, er muss stark sein um Gnade oder Güte walten zu lassen,
der Mensch ist gut wenn er schlecht ist. Der Überlebenskampf ist eine
Lebensaufgabe, wer aufgibt gibt sich selbst auf. Nun haben die Dämonen der
Pandemie einen weiteren Fluch ausgesprochen und wollen ihn zur Aufgabe zwingen,
sie wollen den Herrscher der Welt entmachten, das Böse für immer ausrotten, dem
Planeten die Unschuld zurück geben. Wer schickt die heimtückischen Viren, wer
will die heile Welt wiederherstellen, wer hat die Macht den Menschen die Macht
zu nehmen, die sie über diesen Stern errungen haben? Gibt es eine höhere Macht
die so etwas mit uns macht, oder macht man sich da etwas vor? Das Virus hat
eine Vormachtstellung, von wem erhielt es die Vollmacht? Eine Ausgeburt der
Hölle, Satan der Herr des Bösen will Zwietracht und Niedertracht auf die Spitze
treiben, das Geld entwerten und die Impfung als Keil benutzen, teile und
herrsche. Der Herrschaft des Geldes wird die Herrschaft des Virus
gegenübergestellt, es kann jeden treffen, Betroffenheit macht sich breit.
Demokraten und Diktatoren diktieren dem freien Bürger die Einschränkung der
Freiheit in einer Welt in der neben Sportsendungen auch Viren übertragen werden
können. Mein „Blindenhund“ Bob muss das Abendessen in mein Hotel übertragen,
die Restaurants verkaufen nur außer Haus. Früher war das Lächeln im „Land des
Lächelns“ oft maskenhaft, heute verbirgt die Maske die entspannten
Gesichtszüge, es gibt keinen Zwang freundlich zu sein, der Zwang zur Maske
befreit von Verstellung und Heuchelei. Das höhnische Grinsen des Virus schwebt
unsichtbar über dem Maskenball der Angst, der jede Gefühlsregung unsichtbar
macht. Alle Swimmingpools sind geschlossen, warum ist „mein Pool“ geöffnet? Er
ist ein VIP, ein „Very important
Pool“. Thailand ist ein Land voller Geheimnisse, nie werden wir erfahren warum…
Warum ist mein Pool keine Gefahr für die Allgemeinheit, warum wird hier ein
Auge zugedrückt während man sonst auf alles ein Auge hat? Bob hat einen
Schwimmvertrag mit einen teuren Hotel in der Nähe seiner Wohnung, der
riesenhafte, luxuriöse Pool ist geschlossen, Bob schwimmt bei mir. Wir gehen
aber nie gleichzeitig ins Wasser denn wir schwimmen ohne Maske. Mir schwimmen
die Felle davon, die Angst geht von der Blase aus, sind es Bakterien oder sind
es Metastasen, wie sie bereits seit langem in meiner „Problemhüfte“ wohnen? Es
war unverantwortlich die Hormonspritze abzusetzen, als Laie kann ich nicht
erkennen welche Veränderungen ohne dieses Mittel eintreten würden. Mein Urologe
in Berlin hatte mir fünf beschwerdefreie Jahre zugesichert wenn diese
Behandlung fortgesetzt wird. Nun sind
sie da, die Beschwerden, keine gravierenden Schmerzen aber sie fördern die
Angst. Inzwischen habe ich zweimal kurz hintereinander die bewährten
Antibiotika eingenommen, jeweils zehn Tabletten in fünf Tagen, sie scheinen zu
wirken aber es staut sich mehr Restharn als zur Zeit der Hormonspritzen. Die letzte
dieser Art erhielt ich kurz vor meiner Abreise nach Thailand am 2. November
2019, Wirkungsdauer; sechs Monate. Im Mai 2020 hätte ich nach meiner Rückkehr
die nächste Injektion erhalten, dann kam die Pandemie und ich strandete in
Thailand. Heute haben wir den 14. Mai 2021, ich habe das teure Medikament über
ein Jahr nicht bekommen. Aber es geht mir gut, der Pool leuchtet in der Sonne,
das Wasser ist warm wie nie zuvor, der greise Schwimmer ist gefordert, die
Blase verhält sich ruhig, es hofft der Mensch so lang er lebt. SUNSET: Die
Sonne singt vom Untergang, die Welt ist bunt im Lichte, In Kreuzberg sind die
Nächte lang, der Onkel schreibt der Nichte. Die Farben hier, die Farben dort,
wie sich die Bilder gleichen, so lange ist der Peter fort, es ist zum Stein
erweichen. Das Abendbrot im Abendrot, der rote Wein im Glase, wer früher stirbt
ist länger tot, Krebs lauert in der Blase. Die Sonne sinkt, Musik erklingt, der
Blues und die Synkopen, Der Tod in Mund und Nase dringt, von hier bis in die
Tropen. Der Maskenball ist überall, die Welt wiegt sich im Tanze, Es stirbt
doch nur der Einzelfall, und nicht das große Ganze.
DER BLINDENHUND: Krank zu sein ist ungesund, blind zu
sein ist tragisch, hilfreich ist der Blindenhund, sein Gespür ist magisch. Alt
zu sein ist unmodern, die Jugend ist von heute, Menschen haben Hunde gern, der
Hund liebt alte Leute. Jeder der behindert ist, muss den Hund befragen, wenn du
nicht mehr clever bist, hat der Hund das sagen. Mein „Blindenhund“ hat das
sagen, Bob machte einen Termin im Bangkok-Pattaya-Hospital,
zusammen wollten wir der Wahrheit ins Auge sehen. Leider kam er an diesem
wichtigen Tag zu spät zu unserer Verabredung, der alte Mann wurde unruhig und
bekam Herzklopfen. Als der Hund an der Tür kratzte kam es zum „Ehekrach“
zwischen Herr und Hund, er hatte alle Fäden in der Hand und fragte
herausfordernd ob ich allein gehen wolle. Dazu kam es nicht, er bestellte die
Billigtaxe über seine Billig-App und wir fuhren
billig ins Krankenhaus, zahlten tatsächlich nur 45 Baht, allein hätte ich 300
und mehr bezahlt. Der Hund hat das sagen, der Mensch sollte nicht zu laut
bellen. Mein Herz klopfte bis zum Hals, mein Blutdruck war zu hoch als die
hübsche Schwester ihn kontrollierte, aber wir waren nicht zu spät und mussten
warten. Der Urologe war nett und nicht geldgierig, er erkannte meine prekäre
Lage. Ich benutzte ein behelfsmäßiges Hörgerät mit Kopfhörern, konnte den Arzt
gut hören aber mein altersschwaches Gehör verstand sein Englisch nicht. Nach
meiner Einleitung sprach der Arzt nur noch mit meinem „Hund“, diese Tiere haben
ein hochentwickeltes Gehör und meiner spricht besser Englisch als ich. Ohne Bob
hätte ich kaum etwas vom Text des Arztes verstanden, es war ein Glück dass er
Ruhe bewahrte und die Sache in die Hand nahm. Die Hormonspritze konnte der
Doktor nur mit dreimonatiger Wirkung zum vollen Preis anbieten; 32.000 Baht
(etwa 960 Euro), er hielt sie jedoch nicht für zwingend erforderlich, da sie
nur in den ersten zwei Jahren wirklich Erfolg verspricht. Der PSA-Wert war niedrig,
der Arzt empfahl monatliche Kontrollen, er verschrieb mir Alphablocker gegen
den „Würgegriff“ der wachsenden Prostata, die den Harnabfluss behindert. Meine
liebe Nichte „Bine“ in Berlin hatte für die AOK einen
Kostenvoranschlag erbeten, den man mir bereitwillig gab. Die Rechnung war mit
2.500 Baht bezahlbar, die Alphablocker
besorgte mir Bob aus der Apotheke. Den Umständen entsprechend ein gutes
Ergebnis, Herr und Hund fuhren für 50 Baht billig ins Hotel zurück; ein Herz
und eine Seele.
FROHES ERWACHEN
Froh erwache jeden Morgen um die
Träume zu entsorgen. Um bei Tag nichts zu versäumen, kann man auch am Tage
träumen. Bei Nacht erträgt der Mensch ihn still, der Traum macht immer was er
will. Nur kurz macht uns der Albtraum bang, Der Tagtraum lebt ein Leben
lang. Übermüdet von der Nachtruhe
überlegt unser Mann in Pattaya einen Augenaufschlag
lang ob er die Augen aufschlagen soll. Die Augen aufzuschlagen ist schwerer als
ein Buch aufzuschlagen, man sieht dem Inhalt mit offenen Augen entgegen. Hier
schlagen keine Touristen mehr auf, für die Pandemie muss ein hoher Aufschlag
bezahlt werden. Die Quarantäne-Hotels sind teuer, die Einsamkeit wird zum
Luxusgut; „Einsam sind die Tapferen“. Tapfer kämpft der alte Mann gegen die
Schläfrigkeit des Erwachens, eine Gedichtzeile treibt ihn um und an, der
Anziehungskraft der Schlafstatt zu entrinnen und im gepolsterten Schritt nach
dem Rechten zu sehen. Vollgesogen die Pinkeleinlage, der Urin ist sein Ruin.
Jedes Schrittpolster wird in Kürze zum Endlager des Restharns, dieser Harn gibt
jedem alten Mann den Rest, er verteuert das Restleben erheblich und erhebt den
Greis in den Kreis der liebenswerten Säuglinge die man aufopfernd trocken legt
um den süßen Popo zu schützen. Es ist die Geschichte der Weiterentwicklung des
Menschen, das hilflose Menschenwesen entwickelt sich zum Wickelkind, eine
Entwicklungsstufe die normalerweise zu den höchsten Hoffnungen berechtigt. Hier
kommt jede Hoffnung zu spät, einer schnellen Abwicklung durch die „Treuhand“
steht jedoch das Gesetz zur Erhaltung des Lebens im Wege, das Leben ist keine
marode DDR, es ist eine Quälerei mit maroden Altbauten denen die Abrissbirne
verweigert wird. Wobei sich der späte Säugling täglich mehrmals trocken legt
und Unmengen von teuren Einlagen einlegen muss. Früher konnte man für Freunde
ein gutes Wort einlegen, heute will das Entwässerungssystem bei Hochwasser
statt Worte Taten sehen. Man könnte die dickbauchigen Einlagen auswringen aber
es fehlt die Kraft in den Handgelenken, ein alter Mann ist keine junge
Waschfrau. Witz: „Kennst du das Ding von der Waschfrau? – Dann lass es dir mal
zeigen“. Wozu hat ein alternder Mann ohne Waschfrau sein Ding? Er hat es nur
noch zum Auslaufen, es ist ein Auslaufmodell. Der alte Mensch hat den Auslauf
den man sich bei der Massentierhaltung so dringend wünscht, diesen
Grausamkeiten wird der Veganismus wohl bald ein Ende machen. In meinem Hotel
ist alles Getier frei laufend, in meinem Zimmer tummeln sich Fliegen Mücken
Käfer Spinnen und immer wieder Tausendfüßler, das sind Würmer die gut zu Fuß
sind und ein gepflegtes Hotelzimmer der Natur vorziehen. Sie rollen sich
zusammen bevor sie mit einem Kick aus meiner Wohnstatt geschleudert werden und
auf tausend Füßen ein Schleudertrauma davontragen. Unerwünschte Untermieter die
keine Miete zahlen. Was sich am Boden bewegt wird entsorgt, gegen die winzigen
„Krokodile“, die an der Decke herum tanzen „Dancing
on the Celing“ bin ich
machtlos. Die Geckos trotzen der Schwerkraft und entziehen sich meinem Zugriff.
Es gibt jedoch Mitbewohner die eine Tarnkappe tragen, die sie unsichtbar macht;
Milben Bakterien, und fast hätte ich sie vergessen; Viren. Ihnen verdanken wir
ein neues modisches Beiwerk; „Die Maske des Covid“.
In bunten Farben und Mustern bereichern diese hübschen Schutzmasken den
Baukasten der Mode, machen schöne Frauen geheimnisvoll und hässliche
erträglich. Und doch waren mir die Masken des Karnevals in Venedig lieber, eine
pompöse Verkleidung putzsüchtiger Individualisten, ein Maskenball der
Eitelkeiten ohne die Todesdrohung einer Pandemie. „Der Tod in Venedig“, auch
hier tobte einst eine Seuche, doch denkt der Mensch lieber an maskierte Männer
und Frauen in erotischem Ambiente. Wo sind sie hin, die wunderschönen Kostüme,
die mit Edelsteinen besetzten Masken? Wie trist und farblos erscheinen uns die
Schutzmasken der neuen Normalität, die neue Mode scheut sich jedoch den
beliebten Totenkopf, der zuvor alle Kleidungsstücke zierte, vor dem Mund zu
platzieren, auch ohne dieses Symbol trägt der Mensch nun den Tod im Gesicht.
Der Tierschützer und der Klimaschützer wird durch den Mundschützer ersetzt, er
schützt Mund und Nase obwohl er die Nase längst voll hat. Tyrone Power hatte
noch Power. Wer ist denn das, den kennt doch keine Sau. Die Sau geht ja auch
nicht ins Kino, aber der Mensch ist vernarrt in bewegte Bilder aus der
Traumfabrik Hollywood. Tyrone Power spielte damals den Titelhelden in „Die
Maske des Zorro“, er war der erste Actionstar, ein Tom Cruise seiner Zeit; 1930
– 1950, es gab viele Zorro-Filme und viele Darsteller, der Letzte Zorro kam aus
Spanien und machte Karriere in der Stadt der Träume. Angeblich soll es bald
einen neuen Mantel und Degen Film geben in dem Zorro mit Regenmantel über der
blanken Klinge die Gegner über die Klinge springen lässt. Ein hundert Millionen
schwerer Blockbuster mit dem Titel: „Der Impfpass des Zorro“. Der erfolgreich
geimpfte Held muss keine Maske tragen und kämpft inmitten von mundtot gemachten
Mundschützern gegen die unsichtbaren Gegner. Die Hauptrolle soll Tyrone Power
spielen, der Computer errechnet aus seinen alten Filmen die nötigen Daten um
den Helden vergangener Tage einem neuen Publikum zugänglich zu machen. Dann
wird keine Sau mehr sagen; Wer ist denn das, den kennt doch kein Schwein.
WAHRE GESCHICHTEN
Es war einmal ein Mann, ein braver
Bürger, der seinen zwei erwachsenen Kindern das Studium bezahlte aber seiner
Ehe nicht nachtrauerte. Er war ein Kollege von mir, ich erzählte ihm viel von
Thailand und meinen Abenteuern in Asien, hatte aber keinen Einfluss auf seine
Urlaubspläne. Später erfuhr ich von anderen seine Geschichte, sie begann in
Manila. „Singe wem Gesang gegeben“; der deutsche Urlauber lernt in einem
Restaurant die Sängerin der dortigen Band kennen und lieben. Erst singt sie,
dann sinkt sie in seine Arme und hängt den Gesang an den Nagel. Da hängt er
nun, an diesem Nagel hängen schon viele Gesänge die es nicht weit genug
gebracht haben, nicht jeder Sänger wird berühmt und reich. Mein Kollege, nennen
wir ihn einfach Paul, macht darauf die Nagelprobe und entführt die Künstlerin
auf eine der tausend Inseln, wo das Paar im Meer und im Glück schwimmt. „Glück
und Glas wie leicht bricht das“. Das Glück ist ein zerbrechliches Gut, wie gut
dass man es mit einem Ehevertrag für alle Zeiten sichern kann. Deutschland
exportiert Autos in alle Welt und importiert Frauen aus aller Welt, die
Globalisierung ermöglicht den freien Handel. Die glückliche Ehefrau folgt ihrem
Angetrauten in das gelobte Land, muss jedoch ihre schulpflichtige Tochter auf
den Philippinen zurücklassen. Sie vertraut das Kind ihrem Bruder an, der
deutsche Mann schenkt ihm ein Motorrad, und gibt Geld für die Betreuung des
Kindes. Frauen kosten Geld, Männer wissen das und finanzieren was notwendig
ist. Natürlich ist die Asiatin jünger als ihr Glücksbringer, Frauen lieben
reife Männer. Der Altersunterschied ist die Grundlage einer glücklichen
Beziehung, Frauen wollen sich geborgen fühlen. Paul ist nicht reich, aber er
hat einen gut bezahlten Job und eine billige Dienstwohnung mit Komfort, seine
exotische Prinzessin kann sich in ein angenehmes Nest setzen, sie muss nicht
arbeiten, das Leben ist schön. Berlin ist schöner und weniger gefährlich als
Manila, sie kann sich entspannt zurücklehnen. Und doch wurde auch hier wieder
die Rechnung ohne den Wirt gemacht, die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind
unterschätzt, der Rucksack des Lebens auf die leichte Schulter genommen.
Leichtfertig und ohne die möglichen Folgen zu berücksichtigen zeigte das
deutsche Fernsehen eine rührselige Mutter-Tochter-Schmonzette, die ihre Wirkung
auf die philippinische Mutter nicht verfehlte, heiße Tränen überrollten die
kühlen Wangen der importierten Schönheit, die ihr einziges Kind für eine
Liebesheirat verlassen hatte. Der Bruder ergab sich dem Alkohol und hielt
keines seiner Versprechen, das Kind vermisste die Mutter, ein weiterer
Frauenimport braute sich über dem Haupt meines Kollegen zusammen wie
Gewitterwolken über einer Sommerlandschaft, das Schicksal nahm wie eine Kugel
aus dem Lauf seinen Lauf. Wieder galt es ein bedauernswertes weibliches Wesen
aus der Hölle ihrer unglückseligen Heimat zu befreien, in der Erdbeben,
Vulkane, Hochwasser, Arbeitslosigkeit, Korruption, Kriminalität und
Prostitution den Teufel wie ein Graffiti an die Wand malten. Welch sonnige
Zukunft erwartete das verlassene Menschenkind dagegen in einem Lande, in dem
Milch, Honig, und Bier bis zum Abwinken fließt, in dem das Glück erbarmungslos
an jeder Ecke lauert um wie ein Lottogewinn über den Zuwanderer herzufallen.
Die Bürokratie beider Länder bereitete Paul und seiner Frau einen endlosen
Hürdenlauf, die Einen wollten das Kind nicht gehen lassen, die Anderen wollten
es nicht aufnehmen. Am Ende des Tages hatte die Liebe gesiegt, Mutter und
Tochter lagen sich in den Armen, Ende gut alles gut. Leider nahm das gute Ende
kein gutes Ende, die Mutter starb unerwartet an Krebs und Paul stand mit der
pubertären Tochter allein da. Die Einzelheiten des Zusammenlebens der Beiden
sind mir nicht bekannt, Paul fuhr ohne die Tochter zum Urlaub auf die
Philippinen, wahrscheinlich tröstete er sich mit den einsamen Frauen des Landes
über den Verlust hinweg. Seine Stieftochter war kein Kind mehr, vermutlich
hatte das entwurzelte Mädchen falsche Freunde kennen gelernt und war auf die
schiefe Bahn geraten. Das hoffnungsfroh importierte Menschenkind, dem Elend der
tropischen Heimatinseln entronnen, hatte dem Stiefvater die gesamte Wohnung
ausgeräumt und war für immer aus seinem Leben verschwunden. Der Mann konnte
nicht umhin die Flüchtige anzuzeigen, er hat sie nie wieder gesehen. Wer hier
Dankbarkeit erwartet hatte sah sich getäuscht, dem importierten Mädchen hätten
alle Wege offen gestanden, mein Kollege hätte auch ihr einen Beruf oder ein
Studium ermöglicht, er hätte das Beste für die Tochter seiner Frau gewollt. Mir
sind keine Einzelheiten bekannt, es ist eine Geschichte die das Leben schrieb,
mit einer haarsträubenden Pointe, aber das Leben schreibt viele solcher Geschichten.
Auch dieses Mädchen könnte ein Buch schreiben, es wäre interessant ihre
Darstellung zu lesen. Sie liebt diesen Mann nicht, er nimmt ihr die Mutter und
verschleppt sie in ein fremdes Land, das Kind fühlt sich verlassen, der
Entführer ist schuld. Wie verlief die Kindheit des Mädchens, wurde sie
misshandelt oder sexuell missbraucht, kam sie mit Rauschgift in Berührung? Eine
Christiane F. mit Migrationshintergrund? Wir wissen nichts über das Mädchen,
kennen nur das dramatische Ende mit dem Krebstod der Mutter und dem
räuberischen Abgang. Dankbarkeit sollte man nie erwarten, wer nichts erwartet
kann nicht enttäuscht werden. Ich bin der Dichter des Pessimismus, mit Wollust
beschreibe ich die negativen Seiten des Lebens, die Bosheit und die
Niedertracht des Menschen, seine geheuchelte Güte, seinen aussichtslosen Kampf
für eine bessere Welt. Eine bessere Welt, für wen, wer soll dort leben? Sie
wäre kein Ort für den Menschen, dem Güte, Moral und Anstand zu langweilig sind.
Eine Welt ohne Ausbeutung und Terror, ohne Opfer und Leidtragende, ohne
Brutalität und Hass. Eine Welt für friedliebende Außerirdische, die nichts
Menschliches an sich haben. Kommen wir zurück zu Mann und Frau, Vater Mutter
Kind. Aus der Sicht des Mannes ist die Frau ein Geschenk des Himmels, aus der
Sicht der Frau ist der Mann ein notwendiges Übel. Für den Mann ist die sexuelle
Liebe der Sinn des Lebens, für die Frau ist das Kind der Sinn des Lebens. Wer
einen tieferen Sinn sucht ist nicht bei Sinnen. Zwangsläufig liest man an
dieser Stelle stets die Meinung des Mannes, dem der weibliche sechste Sinn
fehlt, wer den Bericht einer Frau lesen will greife zur Lebensbeschreibung
einer Thailänderin; „Ich war erst dreizehn“, die wahre Geschichte der LON, von
Julia Manzanares. „Ein Vater ermahnt den Sohn zur
Dankbarkeit, der Sohn sagt: „Ich habe nicht um das Leben gebeten“. Der Vater
sagt: Ich habe dich auch nicht ausdrücklich um dein Erscheinen gebeten, du bist
mir nur so rausgerutscht“. Ein derartiges Gespräch ist in Thailand undenkbar,
hier werden die Kinder zu lebenslänglicher Dankbarkeit gegenüber den Eltern
erzogen, sie zu achten und im Alter zu versorgen ist eine Sache der Ehre,
niemand käme auf die Idee sich dem zu entziehen, für Mama/Papa ist das Beste
gerade gut genug. Es gibt keine Altersrente, die Eltern sind fester Bestandteil
der Familie, hier wird keiner ins Heim abgeschoben. Dankbarkeit schuldet man
nur ihnen, nicht dem Fremden der das Haus kauft und die Rechnungen bezahlt.
Jede Dankbarkeit hat ihre Grenzen, den Geldgeber kann man wechseln, die Eltern
niemals.
LUDMILA
Ludmila war eine zuverlässige
Reinigungskraft von absoluter Ehrlichkeit, wir kannten uns seit über vierzig
Jahren, ich vertraute ihr die Schlüssel zu meiner Wohnung an, wenn ich von
meinen Reisen zurück kam war alles blitzsauber. Sie kam einmal im Monat, putzte
in vier Stunden die 62 Quadratmeter gründlich durch, reinigte die Fenster,
wusch teilweise die Gardinen, erledigte sogar kleinere Reparaturen im Bad oder
in der Küche, sie war mir unentbehrlich. In der Küche stand eine Kassette mit
Bargeld, es fehlte nie ein Pfennig. Wenn sie allein in der Wohnung war nahm sie
ihren Arbeitslohn aus der Kassette, schrieb auf einen Zettel wie viel sie entnommen
hatte. Wir waren Freunde, konnten über alles sprechen, ich kannte ihre
Lebensgeschichte, sie kannte meine „Weibergeschichten“. Sie erhielt viele
Geschenke, ich brachte ihr hübsche Kleidungsstücke und von jeder Reise eine
Stange Zigaretten aus Thailand mit. Sie war unverschuldet in Not geraten,
musste die Wohnung wechseln, benötigte einen Bürgen für den neuen Mietvertrag,
ich sollte unterschreiben. Das war mir zu gefährlich, ich lehnte ab. Sie stand
unter Druck, ein Kunde hatte Schulden bei ihr, er beschäftigte sie weiter und
vertröstete sie auf den nächsten Termin. Er war Steuerberater, hatte viele
Kunden, war jedoch hoch verschuldet. Ludmila bat mich um einen Kredit, ich
schenkte ihr Vertrauen und lieh ihr 500 Euro. Bei Geld hört die Freundschaft
auf, sagt der kluge Volksmund, Leute wie ich werden erst durch Schaden klug.
Die Bürgschaft für die Wohnung hätte mich Kopf und Kragen gekostet, die 500
Euro waren ein schmerzhafter Verlust den man verkraften konnte, aber auch eine
Lektion in „Dankbarkeit“. Die Dame hat jeden Kontakt zu mir abgebrochen, ich
verlor mein Geld und eine unersetzliche Reinigungskraft. So wandelte sich eine
grundehrliche Vertrauensperson zur Kriminellen ohne Gewissen. Sie hat mir das
Geld nicht hinterrücks gestohlen, sie hat es mir lediglich nicht zurück
gegeben. Und wieder öffnet sich die gewaltige Truhe, die die den Schatz
deutscher Sprichwörter hütet; „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz
ungeniert“. Das Leben ist hart, auch sie war einem Betrüger ausgeliefert, der
seine Schulden nicht bezahlte, dies war wohl der Anlass den Spieß umzudrehen.
Es gibt ja für jede Schweinerei gute Gründe; „Wie du mir, so ich dir“ oder „Wie
du mir, so nun auch ich“. Undank ist also oft der Dank für gute Taten, das Wort
„Dankbarkeit“ ist ein leeres Wort, wie „Gerechtigkeit“ oder „Gewissen“. Den
Soldaten des ersten Weltkrieges versprach man; „Der Dank des Vaterlandes ist
euch gewiss“. Der Volksmund spricht von „leeren Versprechungen“. Immerhin bin
ich dankbar für die Erfahrungen die ich im Umgang mit Menschen machen durfte,
sie lehrten mich leere Worte nicht für voll zu nehmen. Nach dem Verlust habe
ich beschlossen nie wieder Geld zu verleihen, man verliert beides, das Geld und
den langjährigen Freund. Wenn eine befreundete Person in Not ist sollte man ihr
Geld schenken, 50 Euro zu verschenken ist billiger als 500 zu verlieren. Ich
habe in Berlin eine ganz liebe Nachbarin die sich um meine Wohnung kümmert, sie
hatte die Reinigung übernommen, das war praktisch weil sie direkt nebenan
wohnt. Inzwischen haben wir eine „Neue Normalität“ und ich sitze seit 18
Monaten in Thailand fest, Ludmila gehört der Vergangenheit an, das Leben musste
auch ohne sie weitergehen. Inzwischen muss es sogar ohne meine Wohnung in
Berlin weitergehen, dort sind Hausstaub und Milben nun ungestört, sie wird
nicht mehr gereinigt. Mein Zimmermädchen hier in Pattaya
pumpt mich nicht an, sie arbeitet ohne Hintergedanken, ich bin zu Gast in einem
Hotel, der Service gehört dazu. 20 Baht Trinkgeld liegen auf dem Kopfkissen,
diese 0,60 Cent sind ein Geschenk, also kein verlorenes Geld. Nach hiesigen
Sitten hat Ludmila ihr „Gesicht verloren“, aber das haben in der Pandemie nun
alle, wenn sie es hinter der Maske verbergen. Meine Roommaid
macht mir schöne Augen, ihr Lächeln bleibt mir verborgen, ich habe sie noch nie
ohne Maske gesehen. Eine junge schlanke Frau mit fabelhafter Figur, sie braucht
dringend Geld, will aber nichts von mir geliehen haben. Sie will mir ihren
Körper verkaufen, wackelt unmissverständlich mit dem süßen Popo wenn sie die Bettwäsche
wechselt. Zwei liebliche Rundungen, die von engen Jeans modelliert werden, sind
zum greifen nah, ich könnte zugreifen und meine Lenden gegen den erregenden
kleinen Hintern pressen, ihre Knie würden weich werden wenn sie mein hartes
Geschlecht fühlen würde. Ich könnte das enge Beinkleid öffnen und
herunterziehen, mich ihrer bemächtigen, es würde mich nicht mehr als 1000 Baht
kosten. Ich stand dicht hinter der kleinen zierlichen Frau, die sich zu mir
umdrehte, meine Hand ergriff und sie auf ihren Busen legte. Sie nannte ihren
Preis und schenkte mir ein Lächeln das im Mundschutz stecken blieb wie ein im
Netz gefangener Vogel. Verzaubert von der Magie des Augenblicks hüstelte ich
verlegen in meine lilafarbene Maske, auf der mein Vorname zu lesen war, den sie
flüsternd in ihr Angebot einbaute; „I love you Pietaa“. „I love you too“
erwiederte der in die Enge getriebene Mann in
geschliffenem Englisch und umarmte den zerbrechlichen Putzengel wie eine
kostbare Vase die man zu „Rares für Bares“ trägt. Er fieberte dem Sex entgegen,
sie wollte die Vereinigung zweier Masken schnell hinter sich bringen, sie war
im Dienst, es musste schnell gehen und durfte nicht auffallen. Flink wie ein
nazistischer Windhund war sie aller Klamotten ledig, weigerte sich jedoch den schmalen
Fetzen Stoff abzulegen der ihr verführerisches Lächeln verbarg. Ihr Kopf ruhte
von langem tiefschwarzen Haar umrundet auf dem Kopfkissen von dem sie zu Beginn
noch die 20 Baht genommen hatte, nun ging es um höhere Beträge. Der Mann soll
sein Vaterland und den Dienst an der Waffe lieben, die Frau soll ihre Familie
und den Dienst am Mann lieben und seine furchterregende Waffe. Die Angst der
Jungfrau vor dem unheimlichen Schwellkörper, der sie bis ins Innerste aufwühlen
will, steckt der Frau ein Leben lang in den Gliedern, er bedroht ihren Schoß
und wird sie bis zuletzt verfolgen. Frauen verfolgen nun den Plan aus der
angeborenen Urinquelle eine angelernte Geldquelle zu machen, wer rein will muss
auch was rausrücken. Der maskierte Engel bewegte sich nackt auf dem Bett,
streckte die schmalen Gehwerkzeuge in die Höhe, spreizte sie unkeusch und bot
den gierigen Blicken des Mannes die glatt rasierte Scham. Die junge Frau
bewunderte seine Erektion, eine reife Leistung für einen reifen Lebemann, sie
zeigte keine Furcht, der Mann sollte seinen Degen in die Scheide einführen. Man
muss die Männer nicht lange bitten ein eindeutiges Angebot wahrzunehmen, sie
haben diesen Stachel im Fleische, der sie zwingt ihren Stachel in das Fleisch
des Weibes zu treiben, wo immer die Gelegenheit sich bietet. In der Aktion „ME
TOO“ haben viele Männer bekannt, häufig auf diese Weise belästigt worden zu
sein. Triumphierend drang der vor Erregung zitternde Mann in die Scham der
schamlosen Person ein und versank ertrinkend im Meer der Lust. Wütend arbeitete
der Rammbock an der Vernichtung des Leibhaftigen, der tief im Schoße des Weibes
lauert, wo er seit ewigen Zeiten sein Domizil aufgeschlagen hat, hohnlachend
jedem Speerstoß ausweichend führt er Regie beim Missbrauch von Mann und Frau,
erfreut sich sadistisch am Kampf der Geschlechter, während die Betroffenen ein
Spiel spielen bei dem sie schlechte Karten haben. Nach langer Enthaltsamkeit
befand sich mein neu erstarktes Glied wieder dort wo es hingehörte es arbeitete
unterirdisch im Stollen der Lust, in einem Bergwerk das jeden Kumpel magisch
anzieht, eine Goldgrube die höchste Reichtümer verspricht. Hier wird der schwer
arbeitende Bergmann fündig, die Tiefe hält das Glück für ihn bereit, jenen
Moment für den jeder Mann sein Leben geben würde. Der Orgasmus ist ein süßer
Tod, selig verblutete mein Penis im Schacht der Liebe, ich versuchte die Frau
zu küssen welche mir das Schönste gegeben hatte, zog an ihrem Mundschutz und
erblickte das Gesicht einer alten Frau; es war Ludmila. Ein breites Grinsen
ging über ihr Gesicht, sie triumphierte über mich und sagte; „Du hast mich
benutzt, ich schulde dir kein Geld mehr“. Ein feuchter Traum mit sadistischem
Ende, wer denkt sich solche Träume aus? Ein Klopfen an der Zimmertür holte mich
in die Realität zurück, meine Windelhose war feucht als hätte ich ejakuliert,
aber es war der aufgesaugte Harn des undichten und impotenten alten Mannes
dessen müder Rüssel nie wieder in eine Frau eindringen würde. Ein „Tagtraum“,
es war Nachmittag, das Klopfen wiederholte sich, ich sprang aus dem Bett, ein
Schwindel erfasste mich, ich taumelte zur Tür, es war mein Zimmermädchen, die
junge Frau die ich eben noch in den Armen gehalten, ihren Schoß gesprengt und
mit Sperma besudelt hatte. Ihr Gesicht war hinter der Maske versteckt, ich
konnte nicht sehen ob sie sich daran erinnerte. Wir hatten ein Geheimnis, sie
hatte mich in sich aufgenommen, wir würden es wieder tun, ich brauchte die
Zuwendung, sie brauchte das Geld, das öffnet dem Missbrauch Tür und Tor. Sie
brachte mir ein Postpäckchen, es war das lang ersehnte Buch von Lisa Eckhart,
auch ihre „Omama“ hatte als junges Mädchen am
Zweikampf der Geschlechter auf dem Schlachtfeld der Liebe, dem Bett
teilgenommen, keiner bleibt verschont; „ME TOO“.
FRAUEN UND
PUPPEN
Der gebrochene Held dieses Buches
ähnelt dem Ritter von der traurigen Gestalt, ein Don Quichote der gegen die
Windkraft zu Felde zieht weil die Atomkraft noch nicht erfunden ist und sich in
die Jugend zurück versetzt und so tut als hätte er eine erotische Beziehung zu
seinem Zimmermädchen, eine Fortsetzung des Tagtraums, der ihm so real in
Erinnerung war als wäre die Zeit stehen geblieben. Einst zog er mit steifer
Lanze in den Liebeskampf, zwang junge Frauen in die Rückenlage, spießte seine
Opfer auf, opferte sie auf dem Altar der Liebe, hinterließ dutzende gefallener
Mädchen die sich alsbald wieder aufrichteten um dem nächsten Kämpfer in die
Arme zu fallen. Ein endloses Gefecht wurde hier auf dem Rücken der Mädchen
ausgetragen, die kampfesmutigen Kreuzritter der Liebe reisten aus allen Ecken
der Welt an, um hier den Zwängen von Kirche und Moral zu entgehen, den Frust
und die Amazonen Asiens nieder zu ringen, das Schwert in sie zu versenken und sie
kampfunfähig zu machen. Stolz auf ihre Heldentaten bestiegen sie nach drei
Wochen äußerster Kampfbereitschaft die riesigen Flugmaschinen, die
Rosinenbomber der Leidenschaft, eine Armada von Kampfflugzeugen, die immer neue
Rekruten mit Billigflügen in das Land der Liebe beförderten. Ein Phänomen der
Neuzeit, ein unblutiger Weltkrieg dem die Frauen nur während der Menstruation
auswichen. Immer neue Kompanien wurden an die Front geworfen und saßen ihren
Feinden an den unzähligen Bierbars Auge in Auge gegenüber, hier wurde „Mann
gegen Mann“ gegen die Frauen gekämpft, hier tobte der Kampf der Geschlechter
nicht in den engen Katen häuslicher Gewalt, hier mussten Weiße und Farbige
Farbe bekennen, keiner hinderte sie am Draufgängertum wenn sie es zu bunt
trieben. Der Zorn des hintergangenen Mannes richtete sich nicht gegen eine
Einzelne, er verdammte alle, die ihn belogen und betrogen, ihm das Fell über
die Ohren gezogen, wenn er das Schwert aus der Hand gelegt hatte. Frauen
kämpfen mit den Waffen der Frau, sie sind Partisanen, die den offenen Kampf
scheuen, tragen keine Uniformen, tarnen sich als gute Freunde mit denen man
Pferde stehlen könnte, stehlen dann jedoch den Männern die Pferde und das
Trinkwasser und lassen sie in der Wüste verdursten. Vorerst stillen sie den
Durst nach Bier und nach Liebe, schmiegen sich lasziv an den Feind, kommen als
trojanisches Pferd in sein Hotel, wo er die Hosen runter lassen und das Schwert
zeigen muss. Sie liebkosen die gefährliche Waffe als wäre sie eine harmlose
Kinderpistole, die man spielerisch in den Mund schiebt, wie es die Kleinen mit
einem Spielzeug tun. All das tun sie um ihn schwach und kampfunfähig zu machen,
sie überwältigen ihn indem sie vor ihm auf die Knie gehen. Sie lassen es sogar
zu dass er die Waffe bei ihnen ansetzt um sie zu verletzen. Viele werden später
„ME TOO“ schreien und den Täter vor Gericht bringen. Tatsächlich war es an der
Zeit ihnen den Wind aus der Mühle zu nehmen und sich den modernen,
computergesteuerten Puppen zuzuwenden, die heute ohne Verbrennungsmotor, voll
elektrisch auf den Mann abfahren ohne ihm dabei an den Wagen zu fahren. In
ihrer Perfektion kaum zu übertreffen, sind diese weiblichen Roboter heute zu
jeder gewünschten Dienstleistung bereit und fähig, wer es sich leisten kann
ruft seinen Liebling per Fernbedienung ins Bett, von wo aus sich die Beiden auf
einem 65 Zoll, 4 K Fernseher einen Pornofilm ansehen, den die programmierte
Puppe sofort real umsetzt. Die Haut des künstlichen Mädchens ist zart wie ein
Kinderpopo, der Duft ist individuell einstellbar, Titten und Hintern sind in
jeder beliebigen Größe lieferbar, das „Robotgirl“
kennt weder Menstruation noch Migräne, ist pflegeleicht, muss nach dem Pudern
nur ein wenig eingepudert werden. Drei geschmeidige Öffnungen sind für jede
Größe geeignet, die Puppe ist abwaschbar und pflegeleicht. Die Stimme ist
angenehm und natürlich, eine große Auswahl an Gesichtsformen wird jedem
Geschmack gerecht, jede einzelne Puppe hat ein individuelles Gesicht von
beeindruckender Schönheit, das jedoch nicht zu natürlich gestaltet sein darf um
ein maskenhaftes Aussehen zu vermeiden. Bei Liebkosungen und Streicheleinheiten
schnurrt die süße Puppe wie eine Katze, bei sadistischer Gewalt stößt sie
erregende Schreie aus, die den Penis des Mannes erneut in die Höhe treiben.
Vergewaltigung in der Ehe und häusliche Gewalt sind Privatsache, für
Reparaturen ist der Puppendoktor zuständig. „Ich schlag dich kaputt“ ist keine
leere Drohung mehr, der gerechte Zorn des Mannes darf ausgelebt werden,
erfordert gegebenen Falles die Anschaffung einer neuen Gespielin; „Puppe
kaputt“. Das Modell „Domina“ steckt noch in den Kinderschuhen, es kann sich
noch nicht auf hohen Absätzen bewegen, die Treffsicherheit der Peitschenhiebe
ist noch nicht gewährleistet, eine Schwachstelle da wo es weh tut. Die Mehrzahl
der Kunden wünscht sich eher eine schwache Partnerin, das Modell
„Liebesdienerin“ verkauft sich am besten, hier übernimmt die Puppe eine Rolle,
die von der modernen Frau abgelegt wurde und ersetzt das verlorene Paradies.
Sie altert nicht und wird nach Benutzung per Fernbedienung in die Küche
geschickt, zum Bier holen. Der selbstbewusste Mann verzichtet heute auf die
ewig nörgelnde Frau und die lieben Kleinen, er teilt seine Eigentumswohnung mit
einer, in der Anschaffung teuren aber starken Partnerin für schwache Stunden,
hat den Porsche verkauft, er muss den
Weibern nicht mehr imponieren. Am Hals trägt er eine Kette mit einem goldenen
„P“, die ihn als Besitzer einer Puppe kennzeichnet und jede ME TOO – Anwärterin
sofort abweist. Vorbei sind die Zeiten in denen der sich aufreibende Mann im
stillen Kämmerlein den Steuerknüppel umklammerte und beim Höhepunkt verzweifelt
einen weiblichen Vornamen brüllte dass die Nachbarn zusammenzuckten. Unzählbar
die verzweifelten, einsamen Schreie der Söhne Onans,
denen ein grausames Schicksal den Zugang zum Glück, zur geheimen Öffnung des
Weibes versagte. Wer hier einwendet dass Onan keine
Söhne hatte, ist ein Erbsenzähler und Korinthenkacker. Die Söhne Onans sind Nutzer einer nach ihm benannten Methode des
Verkehrs ohne Partnerin, Schmutzhefte und Videoschweinereien leisten der
Selbstbefriedigung Vorschub, für Nachschub sorgt eine unermüdliche
Pornoindustrie, die einsamen Herzen immer neue Partnerinnen, in immer neuen
Posen liefert um ein aussterben der Handarbeit zu verhindern. Onan war der Wegbereiter der Emanzipation des Mannes, die
im Robotgirl ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Die
Herstellung einer perfekten Kopie brachte der Menschheit die endgültige
Befreiung der Männer von den Frauen und der Frauen von den Männern. Erst dieser
Sieg des menschlichen Erfindergeistes brachte die Gleichberechtigung für beide
Geschlechter, man begegnete einander nicht mehr unter der Gürtellinie, wo
zusammen kam was zusammen gehörte, sondern auf Augenhöhe ohne rosarote Brille.
Angesichts dieser Befreiung von allen Zwängen stehen ratlose Frauen einem
Phänomen gegenüber das sie schlicht für unmöglich gehalten hatten, sie werden
ignoriert und nicht mehr belästigt. Die Invasion der Puppen gefährdet die
Daseinsberechtigung der Frau, sie ist die Puppe für Arme, eine Notlösung für
Männer die sich das neueste Modell nicht leisten können. Natürlich richtet sich
der Zorn der zurückgewiesenen Frauen gegen die unschuldigen Kunstfiguren, man
fordert Verbote und die Einhaltung der Menschenrechte, starke Frauenverbände
klagen gegen die unerlaubte Vervielfältigung des weiblichen Körpers als
Massenware zu unzüchtigen Zwecken, ein Zorn wie eine Naturkatastrophe,
militante Frauen stürmen die Fabriken in denen die Schmutzkonkurrenz am Fließband
hergestellt wird, es gibt Todesdrohungen gegen die Hersteller, aber auch Männer
die das frauenfeindliche „P“ tragen werden auf offener Straße von bewaffneten
Frauen angegriffen und verletzt. Eine Utopie die in Japan schon weitgehend
umgesetzt worden ist, die Geschlechter streben auseinander, es gibt weniger
Eheschließungen und weniger Nachwuchs, das Land ist vom Aussterben bedroht.
Viele Männer leben mit einer Puppe, manche besitzen gleich mehrere, die
Rückkehr des Harems und der Vielweiberei in einer schönen neuen Welt. Ein Harem
für Arme, auch der kleine Mann kann bei Bedarf wählen; „Ob blond ob braun ich
liebe alle Fraun“ Deutsches Liedgut. Die künstlichen
Frauen im Land der aufgehenden Sonne sind aber noch unbeweglich, müssen
getragen oder per Rollstuhl bewegt werden, es ist bewegend die liebevolle
Beförderung der leblosen Schönheiten im Film zu verfolgen. Aber auch in
Deutschland gibt es einen „Dollpark“ und ein „Bordoll“, das von Männern besucht wird die mit Puppen
schlafen wollen. Endlich gibt es Frauen denen man ohne Angst begegnen kann, der
alte Traum von der Überlegenheit des Mannes erwacht zu neuem Leben, hätte Gott
Adam eine Puppe geschenkt, wäre es nicht zu Sündenfall, Vertreibung und
Überbevölkerung gekommen.
BERÜHMT REICH
UNSTERBLICH
„Dem Mimen flicht die Nachwelt keine
Kränze“, der Schauspieler des Theaters ist nur Insidern bekannt, der
Filmschauspieler erreicht ein Millionenpublikum, er wird berühmt und reich,
aber zur Unsterblichkeit reicht es nicht. Jede Generation hat ihre
weltberühmten Stars, sie werden bewundert, beneidet, jeder Teenager träumt von
einer Karriere beim Film, einem Medium das sich gewandelt hat, es erscheint
nicht mehr in schwarz/weiß, Schwarze spielen „weiße“ Rollen, Männer dürfen
schwach und Frauen stark sein, der Farbfilm hat gesiegt. Im Film siegen die
Frauen, die Männer werden realistisch dargestellt. Der Kriminalkommissar wird
von klugen Frauen an die Wand gespielt, bei starken Frauen wird der härteste
Kriminelle schwach. Im Fernsehen tritt der weibliche Kommissar auch gern im
Doppelpack auf, doppelt hält besser. Die in Ohnmacht fallende schwache Frau,
die von starken Männerarmen aufgefangen und zum Himmelbett getragen wird, wo
sie die Augen aufschlägt und den heldenhaften Helden ansieht als wäre er ihr
Lieblingshund, gehört der Vergangenheit an, Opas Kino ist tot, die Frau kämpft,
sie schläft sich nicht mehr nach oben. Aus der Feme fatale ist die Feme brutale geworden, die
Männer kaputt schlägt wie der häusliche Gewalttäter Puppen. Früher sprach der Mann von Flintenweibern,
inzwischen hat er die Flinte ins Korn geworfen und wirft einen Doppelkorn
hinter die Binde. Der Mann hört Rock, die Frau hat die Hosen an. Wenn ein
junger Mann einen Rock anzieht nennt man ihn eine alte Tunte, der Fummel ist
die Uniform des emanzipierten Mannes, der sich nicht mehr verstecken will. Hier
passt einer meiner Schüttelreime: SPÄTER ERFOLG: Zum Fummel trug sie bunte Tücher, jetzt
schreibt die alte Tunte Bücher. Der Schreiber dieser Zeilen ist alt und kleidet
sich wie eine alte Tunte, seine Lieblingsfarbe ist lila, seine Welt ist bunt,
man muss nicht schwul sein um Frauenkleider zu lieben. Es ist geil die Frau zu
entkleiden um sie neu einzukleiden. Ich liebte es den Frauen die ich liebte
bunte Kleidung zu kaufen, ich liebte es sie auszuziehen um sie aus Dankbarkeit
neu anzuziehen. Jedes neue
Kleidungsstück machte meine Auserwählte zu meiner Schöpfung, ich machte die missbrauchte Frau zum Opfer meiner
Anbetung, ich kleidete sie ein um sie zu
entkleiden, ihre nackte Blöße forderte den verhinderten Modeschöpfer zu immer
neuen modischen Einfällen heraus, ich musste sie anziehen um sie ausziehen zu
können. Die Anziehungskraft der Frau wird durch ihre Kleidung verstärkt, die
nackten Tatsachen erfordern eine erotische Verhüllung. Im Reiche der Erotik
tummeln sich die buntesten Vögel und nicht immer verrät die Kleidung die
geheimen Gelüste ihres Trägers. Die schärfsten Outfits werden auf dem
„Katzenlauf“ dargeboten, der Laufsteg ist ein Catwalk,
eine Katze ist ein Modell von herber Schönheit, berühmt und reich natürlich.
Ein träumender Teenager muss nicht Schauspielerin werden, sie kann auch als
Katze ihren Weg machen, das ist einfacher als beim Film den weiblichen Killer
zu spielen, der von Rache besessen mit dem Schwert Gliedmaßen abtrennt und auf
schlanken Beinen durch Blut watet. Schlank müssen Beine und Körper in beiden
Berufen sein, das Essen ist der ärgste Feind einer jeden Katze, Essen und
Trinken hält Leib und Seele zusammen, sagt das Sprichwort, aber diese Berufe
haben keine Seele, die zur Maske erstarrten Gesichter der Laufstegkatzen
verraten keine Gefühlsregung, es sind seelenlose Kleiderpuppen die vom Essen
träumen wie die Männer vom Sex. Catwomen ist die
härteste Killerkatze des Filmgeschäfts, sie schleicht sich ran wie ein Raubtier
und schlägt zu wie ein Karatemeister der im Handstand mit den Füßen boxt.
Häusliche Gewalt ist die Domäne des Mannes, im Kino verprügelt die Frau die
Prügelknaben, Filme sind wahr gewordene Wunschträume, die Traumfabrik liefert
was gewünscht wird. Ist dieses Kino noch mein Kino, wie ich es liebte als ich
ein junger Träumer war? Naiv und gutgläubig wie ein Kind gab ich einst ein
Statement ab; „Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an die Liebe“. Wer so wenig
von der Liebe weiß darf auch an Gott glauben, er kennt weder ihn noch die
Liebe. Heute glaube ich dass die Liebe ein Trick der Natur ist um den Verstand
des Menschen auszutricksen. Sie überwältigt uns als „Himmelsmacht“, schleift
uns zu Altar und Standesamt, sie vergeht spätestens wenn die Kinder in die
Pubertät kommen und sich abnabeln. Damit hat sich der Zweck der Liebe erfüllt,
er führte zu Zeugung und Brutpflegetrieb, wir lassen uns scheiden und verlieben
uns neu. Ich war 20 Jahre alt und genoss den Sommer in einem Berliner Freibad,
war zu schüchtern um ein Mädchen anzumachen, ein Wunder das es zu einem
Gespräch kam. Das junge Mädchen war hübsch, ich träumte davon sie zu küssen,
war aber weit davon entfernt. Ich erzählte ihr von meiner Leidenschaft für
Bücher und nannte den Autor Gabor von Vaszary, dessen
Liebesgeschichten ich in liebessüchtiger Verzückung gelesen hatte und die meine
Träume befeuerten. Auch Opas Kino hatte sich seiner bemächtigt, man hatte
seinen Roman „Monpti“ mit Horst Buchholz und Romy
Schneider verfilmt. Das schöne Mädchen im Badeanzug versetzte mir einen Schlag
in die Magengrube als sie den von mir geliebten Autor in die Tonne stampfte;
„Ach dieser Spinner“ rief sie aus und verschwand aus meinen Blickfeld,
wahrscheinlich hielt sie mich auch für einen Spinner. Das müssen die Anfänge
der Emanzipation gewesen sein, eine junge Frau die einen Verfasser von
zauberhaften Liebesromanen lächerlich machte, das gab mir zu denken. Natürlich
hing ich noch viele Jahre an meinem Irrglauben fest, ich glaubte an die Liebe
als einzige Entschädigung für Elend und Leid in diesem Jammertal. Wofür lohnte
es sich zu leben, wenn nicht für die Liebe. Ein Denkfehler, wir sind nicht auf
der Welt um belohnt zu werden, wir sind hier um zu leiden, und sei es an einer
unglücklichen Liebe. „Schön ist die Zeit der ersten Liebe“ Deutsches Liedgut,
auch hier wurde der Traum vom Glück besungen, auch mir wurde dieses Glück
zuteil, aber auch der Zweck dieser Verblendung erfüllte sich mit unerbittlicher
Sicherheit, Annemarie wurde schwanger, wusste aber was zu tun ist. Ich war ein
Tagträumer der seine Tage im Dunkel der Filmtheater verbrachte, ich hatte
keinen Beruf und konnte weder Frau noch Kind ernähren, meine Jugendliebe wusste
dass der junge Mann den sie liebte ein lieber Junge, ein zärtlicher Liebhaber
aber auch ein unreifer Nichtsnutz und Tunichtgut war, ungeeignet für die Rolle
die der Mann im Leben zu spielen hat. So ging die Vaterschaft an mir vorbei und
ich erhielt nie wieder ein solches Angebot. „Alle Männer sind aller Kinder
Väter“, diesen Ausspruch einer berühmten Frauenrechtlerin habe ich mir jedoch
zu Herzen genommen und in späteren Jahren viele Kinder anderer Väter ernährt
und für sie gesorgt als wären es die meinen. Für die fünf Kinder meiner Philippinischen
Freundin Sunny war ich acht Jahre lang; „Daddy Pieter“, ich verlor das „
Sorgerecht „ für den Nachwuchs als unsere eheähnliche Beziehung zu Ende ging,
der leibliche Vater und Ehemann sorgte sich kaum um sein Fleisch und Blut, er
zeugte mit anderen Frauen weitere Kinder, der Natur ist es gleichgültig wer die
Kleinen ernährt, sie sorgt lediglich für ausreichenden Nachschub. Das Leben
geht weiter, wer lebt kämpft ums Überleben, dem Lebenskampf folgt der Kampf der
Geschlechter, der Rassen, der Religionen, der Kampf gegen Kommunismus,
Kapitalismus und gegen das „Muss“. Muss das so sein? „Kein Mensch muss müssen“
sagte meine Mutter immer, man sollte sich dem „Müssen“ nicht unterwerfen, wer
wirklich will, muss nicht. „Muss ist eine harte Nuss“ sagt der Volksmund, der
Nussknacker sollte in keinem Haushalt fehlen. Früher ein praktisches Zubehör am
weihnachtlichen Gabentisch, heute ein unentbehrlicher Helfer wenn uns der
Scheiß auf die Nüsse geht. Nüsse sind nicht die einzigen Genüsse die einen
Knackpunkt haben, als alter Knacker kann ich ein Lied davon singen. Mit
brüchiger Stimme singen die Alten den Jungen das alte Lied, es geht im
Technolärm unter. Von Techno geht die Welt nicht unter, Kulturbanausen in aller
Welt werden die Musik nicht zum Schweigen bringen, vom Volkslied bis zur
Liebesschnulze wird die Melodie weiterleben, Tschaikowsky und Gershwin sind
unsterblich.
ALLES SCHWINDEL
Früher war ich schwindelfrei, dann stellte ich eine
Höhenangst fest, heute hat der Schwindel seinen Höhepunkt erreicht, nie wieder
werde ich frei von Schwindel und Angst sein. Schwindel erzeugt Angst und die
essen Seele auf, wie wir seit Fassbinder wissen. Schwindelgefühle lassen sich
nicht wegschwindeln wie der Mangel an Füllung in einer Schwindelpackung, wenn
dich der Schwindel packt kannst du einpacken. Anfangs trat der Schwindel nur
kurzfristig auf wenn ich mich im Supermarkt zum unteren Regal bückte und wieder
aufrichtete, heute ist er mein ständiger Begleiter, er kommt und geht wie er
will. Als ich mir vor 30 Jahren auf Phuket das Genick
brach erlebte ich diese beängstigende Störung zum ersten mal, ich taumelte mit
Sehstörungen über den Strand, sah realitätsverzerrende Farbspiele, wie ich sie
früher in Experimentalfilmen geliebt hatte, da war es Kunst, nun war es reale
Wahrnehmung, gepaart mit Todesangst. Damals hatte ich Glück im Unglück, ich
überwand die Querschnittslähmung und den Rollstuhl, den Schwindel fand ich in
späteren Jahren bei Freunden als eine unheilbare Krankheit wieder, einer von
ihnen konnte damit Rad fahren, aber nicht mehr laufen, ein anderer ließ sich
ohne Erfolg operieren. Man wird nicht ungestraft so alt wie ich jetzt bin, man
muss für den verlängerten Aufenthalt auf diesem von Menschen missbrauchten
Planeten einen sehr hohen Preis bezahlen, ist es das wert? Nein, der Tod ist
die Erlösung von unzumutbaren Zumutungen, ein Freispruch von allen
Selbstanklagen und masochistischen Schuldgefühlen, von Not und Elend des vom
Kapitalismus zugebilligten, von Kriegsflüchtlingen beneideten, bescheidenen Wohlstands, der bei steigenden
Mieten und sinkender Menschlichkeit das Prinzip der Menschenverachtung
zementiert. Der Kapitalismus bewegt sich ohne jede Höhenangst in
schwindelerregenden Höhen bis der gewaltige Schwindel auffliegt und die Opfer
der Gier unter den Brücken kampieren. Immer wieder gelingt es mir eine Brücke
zu bauen, vom Schwindel der Reichen zu den Schwindelgefühlen der Armen die sich
in Thailand als Reiche durchschwindeln und sich von den Thailändern
beschwindeln lassen, Leute wie ich, die im Alter ihren Schwindel zu den
Gesundheitsschwindlern, den Heilpraktikern tragen, die es mit dem Schwindel
sehr genau nehmen. Akupunktur lockte mich in die Fänge eines Arztes, der in
einem hiesigen Krankenhauses tätig war, in dem er seine eigentliche Begabung
nicht ausleben konnte, er arbeitet in seiner eigenen kleinen Klinik mit
magischen Pendeln und Wünschelruten und dem undurchdringlichen Zauber der
Zauberkunst. Wer ließe sich nicht gern verzaubern, früher verzauberten mich die
Mädchen an den Bars, heute verzaubert mich der faule Zauber der
Schmerzbekämpfung. Wenn die Schulmedizin hilflos ist, hilft das Wunschdenken
und das Pendel über der Innenfläche der Hand. In meiner Hand manifestieren sich
die Schmerzen, die meinen Fuß malträtieren, hier wird sichtbar was, deutschen
Ärzten verborgen bleibt weil sie ohne Hand und Fuß arbeiten. Ich musste meinen
Fuß in die eigenen Hände nehmen und ihn in die Hände des Meisters legen. Einem
magischen Fußbad mit elektrisch betriebener Farbverwandlung folgte eine
Infusion geheimer Flüssigkeiten, die ihre Heilwirkung nur tropfenweise an mich
abgaben, es dauerte 90 Minuten. Endlich begann der Wunderdoktor die Nadeln zu
setzen, er jagte sie durch den Hosenstoff in die rechte Hinterbacke, von wo aus
sie prompt die schmerzende Fußsohle erreichten, ohne nennenswerten Schaden
anzurichten. Der Arzt meines Vertrauens hatte mir Linderung innerhalb von zwei
Wochen versprochen, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. „Hoffen und
Harren macht manchen zum Narren“. „Heute helfen die Gitarren noch ein wenig
auszuharren“. Die Gitarre ist das Instrument der Hoffnung, der Rock ist uns
näher als das Hemd. Rock ist besser als Techno, er transportiert Melodien durch
Rhythmus, Techno transportiert Monotonie durch maschinellen Beat. Der moderne
Mensch ist eine Maschine der Neuzeit, eine an Drähten zappelnden Marionette,
ein Handysklave, ein Drummer ohne Sticks, er wird
durch das Leben getrommelt wie die Wäsche in der Waschmaschine. Zum Abschied
durfte ich noch einmal am Schreibtisch des Meisters Platz nehmen, wo er mir mit
der Wünschelrute Heilung androhte, ich erhielt eine Flasche mit „Plasma Water“ das ich mit 5 Litern Trinkwasser mischen und über
fünf Tage verteilt trinken sollte. Des Weiteren reichte mir der Guru der
Heilkunst 10 Tabletten gegen Viren. Mir waren nur umstrittene Impfungen
bekannt, mein Wunderdoktor war in der Lage mit Tabletten gegen die Seuche
anzutreten. Der Mann war fähig die Welt zu retten, hielt sich aber bescheiden
im Hintergrund. Ich hätte ihn fragen können warum er die Seuche so unauffällig
bekämpfte, aber das wäre vorlaut und altklug gewesen, was wusste ich schon von
Viren, ich wusste nur dass die Mehrzahl von „Virus“ – „Wie Russen“ lautete (ein
Flachwitz über den keiner lachen wollte).
Später fand ich heraus, dass es sich tatsächlich um ein im Handel
befindliches Virenpräparat handelte, mit dem Wirkstoff Acyclovir
gegen Herpes Zoster. Statt der erwarteten 500 Baht für eine Akupunktur, wurde
mir eine Rechnung über 2.800 Baht präsentiert, ich erkannte dass die
Realisierung von Wunschdenken ihren Preis hat, hier wurden Wünsche wahr, die
ohne Geld unerfüllt bleiben würden. Die Würde des Geldes ist unantastbar, der
Mensch ist seiner unwürdig. So viel Geld trug ich nicht bei mir, ich musste dem
Magier der Schmerzbekämpfung 1.000 Baht schuldig bleiben, was er gelassen zur
Kenntnis nahm. nach zwei Tagen sollte
ich wiederkommen, sein Pendel hielt mich für vertrauenswürdig. Ich pendelte
zwischen Hohn und Hoffnung, durfte ich einen Mann verspotten der offensichtlich
nur Gutes tat, jeder Mann hat einen Penis dem er vertraut, dieser Mann hatte
ein Pendel dem er vertraute. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ hatte
Lenin einst gesagt, ein böser Kommunist, der über Leichen ging. Inzwischen hat
sich die freie Welt wieder auf den Kapitalismus eingependelt, der auch über
Leichen geht. Was wäre eine Welt ohne Leichen, der Friedhof ist der einzige Ort
des Friedens in einer Welt des Krieges. „Unter Palmen, unter Eichen, friedlich
ruhen alle Leichen, in warmen und in kalten Landen, sie lebend nie den Frieden
fanden“. Ich fand keinen Frieden in diesen zwei Tagen, die mich von einer
weiteren Behandlung trennten, Schwindelanfälle folgten den Fußschmerzen auf dem
Fuße, die gute alte Schmerztablette der Schulmedizin tat ihren gewohnten
Dienst, die „Gute Besserung“ durfte man so schnell nicht erwarten. Der Kranke
ist ein Patient, Patient bedeutet im Englischen Geduld. Verzweifelt ob meiner
Zweifel stellte ich mich auf den nächsten Termin beim Wunderdoktor ein,
überschätzte jedoch die verbliebenden Fähigkeiten des alten Mannes was die
Anreise betraf. Hitze und Sonnenbestrahlung förderten den Schwindel, der sich
auch heute, bei bedecktem Himmel und kühlen Winden in mein Privatleben einmischte.
Statt eines Regenschirms wählte ich den stützenden Stock alter Leute und begab
mich unter die Leute. Täglich fuhr ich mit meinem Blindenhund Bob mit dem Pick up Taxi die Naklua Road zum
Borussia Park Restaurant, dort befand sich auch die Klinik des Wunderheilers.
Tapfer stapfte der gebrechliche alte Mann auf seinen Stock gestützt den kurzen
Weg bis zur Naklua Road und bestieg klapperig die
Sammeltaxe. Einziger Fahrgast war ein junges Mädchen, dass ihm Hilfe anbot, man
schenkte sich ein Lächeln das unter der pandemischen Maske verborgen blieb. Die
Maske der Pandemie verbirgt jede Gefühlsregung, und sei sie auch noch so
verlogen. Hier war sie echt, die junge Dame respektierte den alten Knacker
aufrichtig, vielleicht weil sich bei ihm nichts mehr aufrichtete was ihr
gefährlich werden könnte. Könnte es noch einmal so sein, gern würde ich ihr das
Geld geben welches ich nun zum Scharlatan tragen musste. Es würde mich wundern
wenn er Wunder an mir vollbringen würde; „Wunder gibt es immer wieder“ Katja
Ebstein. Ohne es recht zu bemerken erlebte ich das Wunder der Nächstenliebe,
Respekt und Achtung vor dem Alter, wie schade dass wir einander nicht sehen
konnten. Die Maske der Pandemie entfremdet uns endgültig voreinander, das
Mienenspiel hat verspielt, es spielt sich im Verborgenen ab. Der Fahrer hielt
an einer Tankstelle um pinkeln zu gehen, als er von Klo kam reichte ihm die
junge Wohltäterin einen Geldschein über 20 Baht und zahlte die Fahrt für mich
mit, sie hatte beobachtet wie ich nervös in meiner lila Tuntentasche
die Geldbörse suchte. Sie versuchte dem schwerhörigen „Papa“ zu erklären dass
sie bereits für mich gezahlt hatte und weigerte sich die 10 Baht Münze
anzunehmen, die ich inzwischen gefunden hatte. Ein armes Mädchen, mit gutem
Herzen zahlt den Fahrpreis für einen „reichen“ Farang,
der sicherlich mehr Geld hat als sie. Hier siegten Liebe und Güte, die ich
immer in den Schmutz ziehe weil ich nicht an sie glaube. Ungläubige sind für
Glaubensfragen nicht zuständig, sie glauben nur dass alle Menschen einmal dran
glauben müssen. Diesmal musste ich an das Gute im Menschen glauben, auch wenn
es sich nur um die lächerliche Summe von 10 Baht handelte, die den Beweis
lieferte. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil; Der Mensch ist
gut. Der kritische Weltbetrachter weiß allerdings dass das Gute nicht immer
Gutes bewirkt, so geschah es auch hier. Die junge Thailänderin stieg aus, der
alte Mann bedankte sich Händchen faltend bei dem erotisch anziehenden
Menschenkind, jung, schlank und gebefreudig, ein Engel der Nächstenliebe. Bei
all dem liebevollen Getue hatte ich die Kontrolle verloren und registrierte zu
spät dass der Wagen mein Ziel bereits überfahren hatte und von der Hauptstraße
abgebogen war. Vergessen wir nicht dass hier ein Mensch der auf die 90 geht,
auf Reisen geht. Mag sein dass er noch schreiben kann, selbstständig agieren
kann er nicht mehr, er gehört in ein Heim mit Rundumbetreuung. Sentimentale
Betrachtungen zum Thema Liebe und Güte sind da nicht förderlich. Ich drückte
den Klingelknopf, der Wagen hielt, ich stieg aus, er fuhr weiter, meine Fahrt
war ja bereits bezahlt. Ich bewegte mich auf fremdem Gebiet, alle Thailänder
waren maskiert und sprachen kein Englisch. Ein Taxifahrer, der eine feste Linie
bediente, rief einen Kollegen an, der verlangte 500 Baht für eine Fahrt die
etwa 50 Baht wert war. Empört lehnte ich ab, ich war überfordert, hilflos aber
preisbewusst. Ich bot dem Fahrer 50 Baht als Verhandlungsbasis, hätte 200 oder
mehr gezahlt, er blieb stur bei seiner überhöhten Forderung. „Der Mensch ist
gut aber geldgierig und erbarmungslos“. Mein „Blindenhund“ Bob nannte es das
Wort „Opfer“, welches der Taxifahrer auf meiner Stirn lesen konnte. Lumpige 10
Baht verlangte der Fahrer eines Motorbikes für die kurze Strecke zur
Hauptstraße, die ich für die mir bekannte Naklua Road
hielt. Schlotternd vor Angst bestieg ich das unfallträchtige Fahrzeug und
klammerte mich an das Hemd des Fahrers der meine 10 Baht dankbar entgegen nahm.
Ich hatte mich verirrt, die die „Hauptstraße“ war nicht die Naklua
Road, ich konnte nicht erkennen wo ich mich befand. Erschöpft setzte ich mich
auf eine grob gezimmerte Bank die zu einem Kramladen gehörte, mein Herz klopfte
bis zum Hals, ich zitterte vor ohnmächtiger Erregung, mir wurde bewusst dass
ich alt und hilflos war. Zum Glück hatte ich das neue Handy, ein Vivo 5 G bei
mir und konnte Bob anrufen, er war wie gewohnt einsatzfreudig und fragte nach
Leuten mit denen er Thai sprechen konnte. Ich übergab mein Handy einem
Thailänder und es gelang meinen Standort einzukreisen. Wie immer kam Bob per
Fahrrad und entdeckte mich unter dem Dach des Kramladens, er orderte über eine
preisgünstige App per Handy eine Billig-Taxe, die
mich für 54 Baht zurück in mein Hotel beförderte, ich verzichtete auf die Wunderheilung, legte mich auf das Bett,
leckte meine Wunden und dachte über das Wunder des Lebens nach.
WELT DER WUNDER
Das Wunder des Lebens
rechtfertigt alle Wunder die der Mensch für möglich hält obwohl man es nicht
für möglich halten sollte. Der Mensch an sich ist ein Wunder, aber das genügt
ihm nicht, er verlangt weitere Wunder die sein armseliges Dasein erträglich
machen sollen; „Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehn
und dann werden tausend Märchen wahr“ Zarah Leander. Das Wunder der Liebe ist
ein sehr erfolgreiches Wunder, es hält sich trotz der vielen Scheidungen immer
noch. Das Wunder des Lottogewinns ist wahrscheinlicher als das Wunder der
Auferstehung, und doch hat Viagra hier beachtliche Erfolge erzielen können. Das
Wirtschaftswunder hat uns gezeigt dass Wunder vorübergehende Phänomene sind.
Das Wunder der Geldvermehrung an der Börse verführt den kleinen Wundergläubigen
zur Spekulation, von der er so wenig versteht wie von Tennis oder Golf. Das
Wunder den Mercedes als Volkswagen zu sehen, findet ein Ende wenn der kleine
Mann wieder Golf fährt. Eines der Wunder meines Lebens ist die
„Gleichschaltung“ zweier Menschen im Denken, von Anfang an war ich ein Fan von
Lisa Eckhart, die exakt mein Denken auf die Bühne bringt, oft weiß ich nicht ob
sie bei mir oder ich bei ihr abschreibe. Aus ihrem Buch: OMAMA würde ich nicht
abschreiben, es kann nicht alles gut sein was man zu Papier bringt, aber man
darf nicht aufgeben. Lisa hat etwas, was mir völlig abgeht, sie glaubt an sich
und ist für die Bühne geboren, trägt ihre Reime dort erfolgreich vor, während
ich meine „Gedichte“ ins Netz stelle wo sie keiner liest. Ich glaube an
nichts und mein Talent verkümmert in
Selbstmitleid. Auch ich wurde von der Schauspielschule abgelehnt, habe danach
nur schwache Versuche unternommen der Tretmühle des „Normalen“ zu entkommen.
Der unerwartete Erfolg von Lisa setzte mich in Erstaunen, ich traute dem
Publikum nicht den Mut zum Makaberen zu, ich halte die Menschen für dumm,
vielleicht ist das ein Vorurteil. Der Mensch verurteilt den Menschen wegen
seiner negativen Eigenschaften, die Verurteilung ist die schlechteste
Eigenschaft des Menschen, das Vorurteil ist sein Nachteil. Wir wollen hier den
guten Menschen nicht benachteiligen, er verurteilt das Vorurteil nach seinem
Urteilsvermögen. Der Reiche verurteilt den Armen mit seinem Vermögen, der Arme
den Reichen mit seinem Unvermögen. Vermögen wir diese unversöhnlichen
Gegensätze aufzulösen? Die Gegensätze sind das Wunder des Lebens, dem ist nichts
entgegen zu setzen. Wer sich mit dem Leben auseinandersetzen will sollte sich
mit ihm zusammensetzen. Mensch und Tier sind zum Tode verurteilt, die Tiere
haben den Vorteil früher geschlachtet zu werden. Das Steak ist die heilige Kuh
des Fleischessers, die nun von Veganern geschlachtet wird. Menschen werden
vorzugsweise auf Schachtfeldern geschlachtet, das Schlachten ist ein weites
Feld. Der heilige Krieg und die letzte Schlacht sind
„Das Letzte“ an Perversion was ins Feld
geführt wird. Es ist ein Krieg ohne Ende, bei dem jeder das Recht hat den
anderen ins Unrecht zu setzen. Lisa geht mit dem Makaberen auch immer noch
einen Schritt weiter als ich es tue, wenn sie ihren Geliebten genüsslich
verspeist, weil sie ihn ja zum Fressen gern hat. Sie kokettiert mit ihrem guten
Aussehen und wickelt mit ihrem morbiden Charme Männlein und Weiblein um der
Finger. Sie hat das Selbstbewusstsein eines Klaus Kinski, sieht aber besser
aus. Eine Kannibalin mit Geschmack, ich würde ihr nicht schmecken, Fleisch und
Penis zu lange abgehangen. Ich liebe sie platonisch, wie die meisten Leute,
Platon und Onan sind die wahren Liebeskünstler. Max Giermann, der Kinski so genial auferstehen lässt, sollte
einmal die Lisa imitieren, das wäre sicher ein Fest. Ich bewundere Imitatoren,
auch die bescheidenen, die sich ihres Könnens nicht bewusst sind, ein
unscheinbarer Kollege mit dem ich in der Rundfunktechnik arbeitete, ich nenne
ihn einfach mal Müller, konnte die spezielle Gestik eines unserer vorgesetzten
Toningenieure so echt nachstellen dass ich ihm ehrliche Bewunderung zollte. Wir
waren nur Hilfsarbeiter des gehobenen technischen Personals, hatten keine
Schule besucht, Müller hätte nie gewagt seine Parodie öffentlich darzubieten,
es war die Rache des kleinen Mannes, wie der Flüsterwitz in einer Diktatur, man
pinkelt dem Vorgesetzten in die Suppe und serviert sie mit einem unterwürfigen
Lächeln. Dabei war der Parodierte kein Menschenschinder, eher ein liebenswerter
Vorgesetzter aber er bot sich als Opfer an. Eine harmlose Imitation ohne böse
Absicht, der Parodist ist nicht bösartig, er erkennt Schwächen und macht sie
sichtbar. Was wäre der Mensch ohne seine Schwachstellen, Frauen würden bei
Schönlingen nicht mehr schwach werden und sein Kind dem Ehemann unterjubeln,
Ehemänner würden sich nicht mehr schwach stellen wenn starke Frauen es fordern.
Die Schwäche ist die Stärke des Unterlegenen, nur im Schwachsinn liegt mehr
Sinn. Wer hier den Sinn sucht beweist eine Schwäche für die Stärke. Die Frau
ist der starke Mann der Zukunft, eine Amazone verbotener Zonen, sie erkämpft
den Frieden, dem kriegslüsterne Männer den Krieg erklärt haben. Ein Leben ohne
Krieg ist eine düstere Zukunftsvision ohne Hoffnung auf Siege und Triumphe, was
bin ich wenn die Spinne mich nach der Zeugung verzehrt als wäre ich das
Leibgericht von Lisa Eckart? Dabei sind wir grundverschieden, sie hat Angst vor
dem Tod, ich habe Angst vor dem Leben. Immerhin habe ich es gelebt, sie hat das
Schwerste noch vor sich. Ihre Darmspülung nach der „famosen Arschbombe“
behindert mein tägliches Gesundheits-Schwimmen mit unkontrollierten Abgängen im
Pool real, es droht Hausverbot wegen Umweltverschmutzung. In ihrem Alter treibt
man noch mit Entsetzen Scherz, in meinem Alter ist man entsetzt was noch alles
an Krankheiten kommt, alt werden ist nicht lustig, da hört der Spaß auf. Ohne
Humor ist jedoch das Alter nicht zu ertragen, der schwarze Humor wird dann
rabenschwarz. Beim Galgenhumor hat man die Hosen voll, beim Altershumor hat man
die Windeln voll. In der Jugend pisst man das Bier aus, im Alter pisst man es
ein. Humor ist wenn man trotzdem lacht, das Leben beginnt und endet in Windeln,
die kurze Spanne Zeit dazwischen ist kaum erwähnenswert. „Verpiss dich“ wird
häufig angeraten und am Ende befolgt. Beim Galgenhumor folgt der Tod durch Erhängen,
beim Altershumor lacht man sich tot. Gegenüber dem Wunder des Lebens verblasst
das Wunder des Todes, ein Wunder über das man sich nicht genug wundern kann,
der Tod ist der schwarze Humor des Lebens. Die Abschaffung des Todes wurde
gefordert aber nie durchgesetzt, die Abschaffung des Lebens ist nur in Kriegen
gestattet und sollte bevorzugt auf Seiten des Feindes erfolgen. Der Tod ist der
Feind des Lebens, das Bessere ist der Feind des Guten. Die Schicksalsfrage
lautet: Sollte man lieber sich oder anderen den Tod wünschen? Der Tod ist
wichtiger als das Leben, seine Endgültigkeit ist lebenswichtig für das
Überleben. Das Wunder des Todes ist eine Offenbarung des Lebens wie das ENDE am
Ende des Films.
FILMGESCHICHTEN
Das Ende des Films ist das Ende der Geschichte aber die
Geschichte des Films ist die Geschichte meines Lebens. Die Traumfabrik war der
Lieferant aller meiner Träume, ich lebte zwei Leben, das triste Dasein der
Kriegs und Nachkriegszeit, das spannende Abenteuer des Kinos mit harten Männern
und schönen Frauen, die nach vollbrachter Tat als Belohnung winkten. Die Frau
war ein Geschenk das man nicht geschenkt bekam, gutes Aussehen und Tapferkeit
vor dem Feind machten es möglich. Mein Aussehen erregte kein Aufsehen, ich war
wohl der Durchschnitt, den man sich erst schön saufen musste. Im Kino erfährt
der Durchschnittsmensch das Wunder der Identifikation mit dem Star, er wird zu
der Figur die auf der Leinwand lebt liebt und leidet, der Traum vom Leben kann
nicht ohne Vorbilder geträumt werden, „Ich träume also bin ich“. Wer aber bin
ich wenn ich mich nach der Brust der Frau sehne, einem Spielball der Erotik.
Unfähig zu erkennen dass diese weiblichen Körperteile einzig der Muttermilch
ihr Dasein verdanken. Es dauerte lange ehe ich den Sinn des Lebens begreifen
lernte, dem es nur um Fortpflanzung, nicht um Liebe ging. Erschreckend ist die
Erkenntnis, dass selbst im Alter diese Träume weiterhin das Unterbewusstsein
beherrschen, ich im Fernsehen Liebesschnulzen goutiere, die ich in der Phase
Filmkunst weit von mir gewiesen hätte. Wie schön, wenn nach den Irrwegen der
Liebe, Herz zu Herzen findet, ein Happy End ein glückliches Ende vorgaukelt.
Diese Erkenntnis hatte Tucholsky lange vor mir, als er schrieb:“Und darum wird
beim Happy End im Kino immer abgeblend“. Es gibt die
Aufblende, die Wischblende, die Abblende, alles Blendwerk des Teufels, dem sich
die Filmkunst verschrieben hat. Noch immer lullen sie mich ein, primitive und
geniale Drehbuchschreiber, Regisseure und Darsteller. Der alte Mann bleibt
hängen an den schönen Frauen des Films, der Anblick einer Frau erregt die
Aufmerksamkeit des Mannes bis ins hohe Alter. Im realen Leben hat er
ausgedient, die Natur wirft ihn weg, ein nutzloses Überbleibsel der einzigen
Wahrheit des Lebens, der Zeugung. Auf der Schrotthalde des Lebens vegetieren
die Männchen, denen das Weibchen ins Hirn gebrannt wurde, für alle Ewigkeit.
Nun sitze ich da, ein nutzloser alter Mann, in einem nutzlosen Sexparadies dem
die potenten Männchen entzogen wurden um die gefährdeten Alten zu retten. Es
liegt in der Natur der Sache dass die Natur sich stets durchsetzt, Männlein und
Weiblein kopulieren weiterhin was das Zeug hält. Das Zeug hält auch unter
anderen Umständen, wichtig ist nur dass es zu anderen Umständen führt. Das
mangelnde Angebot von Freiern schränkt die unbeschränkte Freiheit der Dirnen
ein, der Penis steigt, die Preise fallen. Das alles dient nicht der
Fortpflanzung, der Erfindungsreichtum des Menschen hat den Folgen des Reinschiebens
einen Riegel vorgeschoben. Es gibt den bekannten „Regenmantel“ den man seinem
besten Freunde überstreift bevor er in den nassen Schacht steigt und die
berühmte Pille, die das Schlimmste verhindern soll. Trotz allem gibt es nur
wenige Frauen die keine Kinder haben, die Natur ist unerbittlich in ihren
Forderungen, die Freude bei der Geburt eines neuen Menschenkindes entspricht
ihren Maßregeln. Auch ich erfreue mich täglich an den großen Augen eines
kleinen Wesens, das mit maßloser Neugier in eine Welt schaut, die viel
verspricht und wenig hält. Diese Zeile stammt aus einem Gedicht von Endrikat, ich verwende sie mit einer Verbeugung. Ein
liebenswertes Kleinkind, das nie weint, mit einem Alter von 11 Monaten bereits
zwei Herzoperationen hinter sich hat. Eine Art Enkelkind für den alten
Lebenskritiker, einem Saubermann der alles in den Schmutz und sich daran
hochzieht. In den Augen der glücklichen Mutter, einer Thailänderin der
gehobenen Schicht, bin ich ein liebenswerter alter Mann fremder Rasse, ein Farang mit guten Eigenschaften, sie verwöhnt mich mit Obst
und Kuchen, ich gehöre zur Familie. Zum Glück wird sie dieses Buch nie lesen,
ich liebe ihr Kind aufrichtig, nur das zählt. Der gute alte Mann zieht sich am
Abend Filme rein, deren Dramaturgie er durchschaut, teilweise bewundert, vor
allem bewundert er Jugend und Schönheit der dort agierenden Frauen, er hat
Lieblinge, die er bevorzugt und fragt sich ständig was das soll. Er weiß alles
über Jugend und Alter, über die Unmöglichkeit von Liebe und Glück, auch im
Alter ist er fähig jede Frau zu lieben. Er liebt die Frauen wie der Held des französischen Films: „Der Mann der die
Frauen liebte“. Frauen verlieben sich in Machos und Schönlinge, können sich
diesen Luxus nicht leisten und suchen einen der nur sie und ihre Kinder liebt,
es geht ihnen um die Brut. Mir geht es um die Wahrheit, die bekanntlich keiner
hören will. Die Wahrheit ist jedoch nicht so wichtig wie die Aufzucht der
Nachkommen, ohne Wahrheit kann man leben, ohne Nachwuchs nicht. Frauen sind
klüger als Männer, sie wissen worauf es ankommt, wissen natürlich auch worauf
es den Männern ankommt und geben dem Affen Zucker. Frauen sind der Zuckerguss
auf der Torte des Lebens, sie versüßen die bittere Pille, die in jedem Kuchen
verborgen ist. Als Bürger der DDR hatte ich keinen Ehrgeiz der Führerschein zu
machen, ich hatte kein Geld, es gab keine tollen Autos. Im Westen angekommen
änderte sich nichts am Elend meines Daseins aber ich fand die Liebe der kleinen
Leute, ich hatte nichts, meine Frau hatte ein Kind. „Besitz macht unfrei“, ein
Kind wird man nie wieder los. Ein Kind schwarzer Hautfarbe, man sollte da nicht
schwarz sehen. Ich bin ein Feind jeglicher Schwarz/Weiß- Malerei, ich liebe die
Farben und die Farbigen, die Schönheit dunkelhäutiger Frauen, die Magie
schwarzer Musik, es sind Menschen wie du und ich, nicht besser aber auch nicht
schlechter. Es geht nicht um Farben, es geht um Menschen, ihre Sorgen und Nöte,
ihren Glauben und Irrglauben, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen. Enttäuscht
jagte ich meine treulose Gattin davon, das hatte ich nun davon dass ich an die
Liebe geglaubt hatte. Es liegt in der Natur des Gläubigen dass er seinen
Glauben bewahrt, sein Ideal ist die Liebe, er weiß dass die Wiederholung das
Wesen der Musik ist. Die schönste Musik des Lebens ist die Liebe, ihre Melodie
ist so einmalig wie der Evergreen, der für immer grün bleibt. „Marmor Stein und
Eisen bricht, aber unsre Liebe nicht“. „Eine neue Liebe ist wie ein neues
Leben“, das bedeutet unverbrüchliche Freundschaft mit der alten, gnadenlose
Hoffnung auf die neue Liebe. Mit dem Glauben an die irdische Liebe verbinden
wir den Glauben an die Liebe des Himmels, sie bleibt als Endlösung einer
Liebessehnsucht erhalten die unsterblich ist. In der Mitte meines Lebens
glaubte ich tatsächlich ohne eine Frau an meiner Seite nicht leben zu können
und verfiel dem Irrglauben dass ein Mann ohne Auto ein Krüppel sei. Ein Krüppel
war ich wohl, meine Wirbelsäulenerkrankung verkrümmte meine Erscheinung
zunehmend, ich war ein krummer Hund mit vorstehendem Bauch und eingefallener
Brust, ein Versager, der weder Auto noch Führerschein hatte, wer sollte mich
lieben? Frauen wollen zu Ihm aufsehen können, Er muss etwas darstellen das man
bewundern kann. Ich liebte die Frauen, ich wollte eine von ihnen erobern,
wollte ihr Herz gewinnen, ich wollte ihr meine Inneren Werte zu Füssen legen,
mein Charme, meine Halbbildung, meine Bücher (alle die ich gelesen hatte)
sollten bei ihr Eindruck schinden, ich wollte ihr „Schinderhannes“
sein, wollte mich schinden und abmühen, also brauchte ich Auto und
Führerschein. Früher hatten alle Deutschen einen „Führerschein“, er
bescheinigte ihnen die bedingungslose Treue zum Führer. Den haben sie verbrannt
als er sich verbrennen ließ. Das nur am Rande, die Treue zum Führer ist der
ehelichen Treue nicht gleichzusetzen, ob Führer oder Verführer, im Endeffekt
kommt es nur auf das Einführen an. Das Ausführen der Dame steht vor dem
Einführen des Geschlechtsteils, welches dann bereits steht. Er geht mit ihr zum
Essen und fragt anschließend; „Ich bin kein Mann vieler Worte, ja oder nein?“
Sie antwortet;“ Im Prinzip nein, aber sie haben mich überredet“. Der galante
Mann fährt die umworbene Dame ins Restaurant und anschließend ins Hotel, das
konnte ich nicht bieten. Die Lust am Weibe trieb mich zur Fahrschule, hier
wurde mir bedeutet dass ich als Behinderter den Führerschein nur beim Roten
Kreuz machen könnte. Daraus wurde nichts, für Thailand wurde weder Führerschein
noch Auto gebraucht, hier braucht man nur Geld um direkt ins Glück zu fahren.
Das Happy End ist eine Erfindung des Kinos, man will den Zuschauer nach all den
Irrwegen der Protagonisten beruhigen, das Leben muss einen Sinn und der Mensch
Glück haben. Heute sah ich einen Frauenfilm, in dem die Hauptdarstellerin ihr
Glück mit Füßen trat weil sie sich zu Höherem berufen fühlte. Als international
etablierte Modeschöpferin, mit sündhaft teurer Villa am Meer, enttäuscht vom
Erfolg, begreift sie endlich den höheren Sinn der wahren Liebe, die man nur bei
einem Menschen finden kann. Der Geliebte, den sie verließ, verließ die
ungeliebte Ehefrau um nur Sie, die einzig geliebte für „ Ingwer und Ewig „ zu
lieben. Ein zweiteiliger Edelkitscher, der in schönen Bildern die Schönheit der
Welt, der Malerei, der Mode anbietet um die ewige Wahrheit der wahren Liebe zu
beweisen. „Liebe geht seltsame Wege“, die Fantasie der Bücherschreiber auch.
Fantasie ist die Realität der Spinner, sie leben in einer besseren Welt, ohne
sich auf Karl Marx und andere Spinner zu berufen, es ist ihre Welt, so sollte
sie sein, ein unerfüllbarer Wunschtraum, ein Utopia ohne Kapital und Gewalt,
nur der Liebe und ihren Irrtümern geweiht. Irren ist menschlich, Lieben auch.
Ich bin der ewige Kritiker der Liebe, Sex-Szenen im Film stoßen mich ab, ich
hasse dieses vom Trieb gehetzte abwerfen der Kleidung zwischen Tür und Angel,
wenn der Mann die Frau stehend an die Wand nagelt und sie die Beine um seine
Hüften schlingt, diese ekelhafte Provokation des Zuschauers, dagegen sind meine
pornographischen Entgleisungen in diesem Buch harmlos, man kann sie auch
übersehen und weiterblättern. Das Kino ist eine Hure, vom keuschen Kuss der
frühen Jahre hat es sich zur billigen Nutte unserer Zeit entwickelt, es
schwelgt in Sexszenen die lächerlich wirken weil Slip und Unterhose den Vorwurf
der Pornografie verhindern sollen. Wie erfrischend fällt dagegen eine
Liebesszene aus, die ich kürzlich sah: Junge Frau und Junger Mann stehen sich
leicht bekleidet gegenüber, der Zuschauer wird geschont, er sieht nichts als
den Blick des Mädchens auf ihr schüchternes Gegenüber. Sie sieht was wir nicht
sehen, einen brauchbaren Penis und sagt: „Sieht doch gut aus, damit kann man
doch arbeiten“. Es geht also auch anders. Ich bin ein Anhänger der alten
Filmkunst, die bei Liebesszenen diskret wegschaute, die Kamera schwenkte vom
Liebespaar weg und der Zuschauer konnte sich den Rest denken. Ein Porno ist ein
Porno und ein Spielfilm ist ein Spielfilm, das sollte man nicht vergessen. Ich
liebte das Kino wegen seiner altmodischen Musik, es gab Filmkomponisten und
Filmmusik, heute gibt es eine Hitparade gefälliger Popgesänge die mir den
ganzen Film versauen. Ich liebe das Kino, ich liebe die Frauen, ich liebe die
Kunst, die Musik, die Malerei, die Literatur, ich liebe die Blumen, die Palmen
meiner Wahlheimat, ich liebe sogar die Menschen aber ich leugne die Liebe.
Manche leugnen den Holocaust, ich leugne die Liebe weil ich den Holocaust als
bittere Wahrheit erkenne. Die Liebe zu seinem Hund ist der Beweis seiner
Lieblosigkeit. Ich habe keinen Hund, wen soll ich lieben? „Lieben sie einfach
sich selbst“ sagt der Psychiater, als ob das so einfach wäre… Das Leben ist
nicht einfach, es ist einfach lieblos. Na hören sie mal, ihre liebevolle
Darstellung der Lieblosigkeit ist ja eine Provokation der Christlichen
Nächstenliebe, wollen sie etwa leugnen das Gott uns alle liebt? Natürlich
nicht, er liebt uns sogar wenn wir ihn nicht lieben.
SCHLAF UND BEISCHLAF
Wer vom Schlaf spricht kommt am Beischlaf nicht vorbei, erst
wenn der vorbei ist kommt der Schlaf. Hier in der Stadt der Frauen kommen die
Männer kurz für einen Beischlaf vorbei, den Schlaf suchen sie später im eigenen
Bett. Wer die Frau mit in sein Hotel nimmt riskiert einen Beischlafdiebstahl,
diese Angst raubt vielen den Schlaf. Träger des „Regenmantels“ müssen keine
Angst vor der „Schlafkrankheit“ haben, aber der Beischlaf ist kein erholsamer
Schlaf, es gibt viele sexuell übertragbare Krankheiten, ungeschützt kann man
etwas herbei schlafen was dem Schläfer nicht im Traume eingefallen wäre. Der
gesündeste Schlaf ist der vor Mitternacht, der gesündeste Beischlaf ist der mit
Kondom. Der erholsame Schlaf wird verhindert wenn einer dabei ist der den
Beischlaf erzwingen will, das nennt man Vergewaltigung in der Ehe. „Wer schläft
sündigt nicht“, aber man muss ihn auch in Ruhe lassen. Ältere Paare die in
einer gemeinsamen Wohnung wohnen, wohnen einander selten bei, sie schlafen
beieinander, ohne miteinander zu schlafen, hier ist der Beischlaf nur noch ein
leeres Wort. Im Tiefschlaf dringt man in die Tiefen des Unterbewusstseins vor,
beim Beischlaf in die Tiefen der Partnerin. Der Tiefschlaf ist schwer zu
erlangen wenn man in großer Höhe in der Business Class eines Fluges nach
Thailand schläft, oft verhindert Höhenangst das tiefere Eindringen in den
Schlaf. Das tiefere Eindringen ermöglicht der Beischlaf, der im Flieger jedoch
nicht möglich ist. Wer hoch schläft landet am Ende tief, er muss vorher aber
sein „Bett“ wieder hoch stellen. Frauen können sich hoch schlafen wenn sie höher
gestellten Männern beischlafen, diese praktische Methode des Aufstiegs ist seit
ME TOO in Verruf gekommen, das hat manchen vom hohen Ross geholt, der die
Frauen tief gekränkt hatte. Frauen können mit Kränkungen nicht gut umgehen, sie
spielen dann „Die gekränkte Leberwurst“, die keinem mehr schmeckt. Mancher
betrunkene Freier der neben der Prostituierten erwacht, Ist am Beischlaf vorbei
geschlafen und weiß nicht ob er mit oder bei ihr geschlafen hat. Auch der
versäumte Beischlaf hat seinen Preis, der Trunkenbold zahlt, manchem gibt’s der
Herr im Schlaf. Immerhin hat er bei ihr geschlafen und kann sich dessen rühmen.
Arm dran ist dagegen jener unbedarfte Bursche, der sich an keine Frau heran
wagt und naiv prahlt: „Gestern tolles Erlebnis gehabt, beinahe mit einer Frau
gesprochen“. Wer mit einer Roboterpuppe spricht, hat auch beinahe mit einer
Frau gesprochen, konnte sie sogar zum Beischlaf überreden. „Nein heißt Nein“
sagt die moderne Frau, so etwas würde sich die moderne Puppe nie erlauben. Eine
der modernen Gogo-Bars in Pattaya
hatte sich den Namen „Living Dolls“ gegeben, dort
ließ man für zahlende Gäste die Puppen tanzen, oft im Bikini, manchmal ohne.
Ein Freund von mir beschreibt gern die Oberweiten: „Echt volle Titten dran“,
fürchtet jedoch häufig die Nachhilfe eines modellierenden Arztes, er ist
Bewunderer und Skeptiker, nimmt nie eine der Damen mit in sein Hotel, er
fürchtet den Beischlafdiebstahl. Der ist am gefährlichsten wenn die Angebetete
dem Kunden das Herz stiehlt, das raubt ihm für immer den Schlaf und am Ende
bleibt er ausgeraubt auf der Strecke. Der Beischlaf ist dem Dornröschenschlaf
gewichen, der sündige Ort hat die Sünde abgestreift, gefallene Mädchen
richteten sich wieder auf und wurden zu keuschen Jungfrauen ohne Kundschaft.
Die Stadt der Frauen, nun ohne Männer, jedenfalls ohne die potenten Farangs, denen die Einreise verweigert wird. Ein
Trauerspiel ohne Ende, die Pandemie sie endet nie. Überall werden Essenspakete
verteilt, ohne Arbeit kein Reis. Die Hotels stehen leer, eine tote Stadt mit
Ausgangssperre und Alkoholverbot. Drakonische Strafen werden verhängt, die
Restaurants verkaufen ihre Speisen nur außer Haus. Ich bin einer der
Residenten, die im Lande verblieben sind als die Seuche die Welt eroberte,
meine Erinnerungen an die Zeit als Sextourist fließen in mein Buch ein, sie
beginnen mit dem Satz: „Es war einmal“. Ich bin ein Mann von achtundachtzig
Jahren, der mit den Schmerzen des Alters leben muss, ich finde ohne Alkohol
keinen Schlaf mehr, habe nach langer Enthaltsamkeit wieder das Bier trinken am
Abend in mein Programm ausgenommen, oft schreibe ich spät in der Nacht
betrunken an den Memoiren eines „Frauenhelden“, der all sein Geld in den
Beischlaf investierte, eine Geldanlage die keine Zinsen bringt. Mit meinem Geld
wurden die Mäuler hungernder Kinder gestopft, die Mäuler der Mütter mit einem
„Liebesknochen“, ein leckeres Gebäck,
mit Zuckerguss und Cremefüllung, ein Eclair. Meine Frivolitäten sind reine
Maulhurerei, ein alter Mann, der Märchen aus längst vergangenen Zeiten erzählt,
ich lebte und liebte in einer Zeit die der heutigen Jugend so fremd ist wie der
Mann im Mond. Ich bin der Mann in Asien, ein Gestrandeter der sich keine
Begleiterin mehr leisten kann weil er nicht versichert ist. Im Krankheitsfall
werde ich für den Leichtsinn meiner Vielweiberei schwer zu büßen haben, die
Preise in Pattaya sind höher als in Deutschland, wo
ich AOK versichert bin, was mir hier nicht weiter hilft. Aber ich werde noch
geliebt, eine ältere Thailänderin zeigt mir im Beisein ihres deutschen Ehemannes
unverkrampft und liebevoll ihre Zuneigung, wenn wir am Abend im deutschen
Restaurant essen. Es tut gut wenn man als alter Knacker noch Liebesbeweise und
Streicheleinheiten bekommt, die nichts mit Sex und Geld zu tun haben. Ich wurde
in meinem Leben von vielen Frauen abgewiesen und habe mir jede Zurückweisung
schwer zu Herzen genommen, immer blieb ich schüchtern und wagte keine
Annäherung, ich hatte kein leichtes Leben, weil ich beim Roulette des Lebens
auf Liebe gesetzt hatte. Am Ende siegt die Liebe, hatte man mir eingeredet und
ich hatte diese fromme Lüge geglaubt. Die Liebe ist vergänglich wie das Leben
aber sie stirbt früher. Heute sah ich im TV eine hervorragende Schnulze mit dem
Schönling Erol Sander und einer schönen Kubanerin im Stil von „Traumschiff“ und
„Traumhotel“, Irrwege der Liebe in exotischer Traumkulisse, wenn das Werk „Eine
Liebe in Kuba“ heißt, kann man nichts falsch machen. Kapitalistische und
sozialistische Diktatoren haben hier nichts zu suchen, der Zuschauer sucht
Erbauung und Trost in einer Liebe unter Palmen. Eigentlich ist es mein altes
Kino, es gefällt mir immer noch, es geht um die Liebe, worum sollte es denn
sonst gehen? Ich stehe auf verlorenem Posten, wer gegen die Liebe kämpft hat
verloren. Der Film gipfelt in der Erkenntnis dass man das Herz immer zweimal
fragen muss, schüchterne Männer wie ich, fragen immer nur einmal. Die Liebe ist
also in jedem Fall fragwürdig, man sollte sich ein Herz fassen und das Herz ein
zweites mal fragen. Filme wie „Ein Herz und eine
Krone“ mit Audrey Hepburn haben gezeigt dass man das Herz zweimal befragen
muss, weil es sonst der Krone anheimfällt
Die Liebe ist die Krone der Schöpfung, das Herz ist der Kompass. Männer
und Frauen sind nicht kompatibel aber die Liebe schweißt sie zusammen. „Im Schweiße
deines Angesichts sollst du dein Brot essen und dein Herz befragen“. Selbst
namhafte Kardiologen halten die Herzbefragung für einen zulässigen Eingriff in
die Intimsphäre des Herzens. „Herzen lügen nicht“, ein Lied das zu Herzen geht.
Das Liebeslied ist so alt wie die Welt, der Mensch liebt die Liebe, er kann
sich ein Leben ohne Liebe nicht vorstellen, ständig beten die Amerikaner das
Gebet: „I love you – I love you too“,
eine monotone Wiederholung unglaubwürdiger Beteuerungen, sie wissen nicht was
sie tun. In Wahrheit liebt jeder nur sich selbst, gefällt sich aber in der
Rolle des selbstlosen Gutmenschen, der gut sein will damit alles gut wird.
Keiner ist gut und nichts wird gut wenn einer gut ist. Bei all dem
verzweifelten Bemühen ist die Liebe der Strohhalm an den sich alle klammern,
sie entfachen ein Strohfeuer das schnell erlischt. Richtig geil ist das
amerikanische Liebeslied: „I love you
just the way you are“, hier wird der Frau
alles geboten was sie vom Mann verlangt, Er liebt sie ohne jede Einschränkung,
sie darf sein wie sie ist, wer möchte das nicht? Ein anspruchsloser Mann, der
nichts verlangt aber alle Ansprüche befriedigt. Eigentlich ein Idiot, aber er
liebt sie wie sie ist. Ich liebe die Melodie, eine Tonfolge zum hinschmelzen,
ein Song der mich in jeder Version bezaubert. Sinatra und speziell Les Mc Cann haben mich überwältigt,
ich liebe dieses Liebeslied. Wir hassen was wir lieben, wir hassen was wir tun,
die Hassliebe ist die wahre Liebe. Sie ist jedoch liebenswerter als der Hass,
der jede Fähigkeit zur Liebe zerfrisst. Sollte ich zugeben dass ich das Leben
liebe obwohl ich die Liebe leugne, es gibt kein Leben ohne Liebe. „The
more i see you, the more i
love you – i know the only one for me can only be
you“. Eine weitere Schnulze die meine Kopfhörer in tiefer
Nacht dem alkoholisierten Hirn anbieten,
der Liebe kann keiner entgehen, der Mensch ist zur Liebe verurteilt, sein
ganzes Leben verbringt er im Gefängnis der Liebe. Man liebt Vater und Mutter,
den Partner und die Kinder, man liebt die Enkelkinder weil sie die Kinder der
eigenen Kinder sind. Man liebt sie alle, ohne sich selbst zu lieben, weil Liebe
selbstlos und opferbereit ist. Wenn man ein Egoist ist, ist man asozial,
bindungsunfähig und gefühlsarm. Ich habe das Gefühl arm dran zu sein wenn ich
Gefühle habe. Was fühlen wir wenn wir nicht lieben? Wir fühlen uns frei von
jeglicher Sorge um die anderen, die auch weniger Sorgen hätten wenn sie sich
nicht um uns sorgen müssten. Liebe bedeutet Sorgen zu haben, um die für die wir
sorgen müssen. „Sorgenfrei der Egoist, weil er ohne Liebe ist“. Wer die Liebe
entsorgt kann auch die Sorgen entsorgen, sie sind die Grundlage der Liebe, die
uns gefangen hält. Ich liebe es die Liebe unter die Lupe zu nehmen, sie ist
eine Art Virus, eine ansteckende Krankheit, jeder kann sich infizieren wenn er
dem Anderen zu nahe kommt, die Nähe ist der Nährboden, Liebe deinen Nächsten,
ist die Wurzel allen Übels. „Früher oder später trinken alle Wurzelpeter“.
Peter ist die Wurzel der Liebesverachtung, was soll man von einem Menschen
halten, der das einzige Bindeglied der Menschheit verurteilt, eine verlorene
Seele, die sich dem Teufel zuneigt, ein Hexenmeister der unfähig ist Hexen zu
meistern. Für ihn ist der Mann das Opferlamm, das Schweigen der Lämmer ist der
Beweis für die Herrschaft der Hexen. Was will uns der Schreiber dieser Zeilen
mit diesen Zeilen sagen? Er will sagen, hütet euch vor denen die das Sagen
haben, sie wollen euch verhexen. Der Mann ist ein Übeltäter, die Frau ist der
Brandstifter, das wussten schon Adalbert Stifter und Willi Brandt. Was ist der
Sinn des Non sense, warum gibt es Ironie, Sarkasmus und Satire, warum verdreht
man die Realität? Weil sie unerträglich ist. Neben den christlichen Geboten
gibt es das Gebot der Stunde, es lautet: Traue nie dem geschriebenen Wort, wer
schreibt will dich manipulieren, denke selbst. Nehmen wir uns ein Beispiel an
den Robotern, sie lesen keine Bücher, sie denken selbst. Das Denken ist ein
Selbstläufer, wir denken ja nicht selbst. „Ich denke also bin ich selbstlos“.
Wie werde ich mein Selbst los wenn ich es nicht mehr ertragen kann? Diese Frage
überfordert selbst selbstbewusste Menschen. Der Roboter ist der Mensch der
Zukunft, er denkt logisch, Gefühle sind ihm fremd. Roboter verlieben sich
nicht, sie agieren selbstbestimmt. Was ist also die Bestimmung des Menschen,
soll er in Zukunft noch mitbestimmen? Das bestimmen die Menschen in freien
Wahlen, sie sind die Bestimmung der Zukunft. Noch folgen die Toren den
Diktatoren und öffnen der Diktatur Tür und Tor, ihre Torheiten machen den Weg
frei für ein Leben ohne Ausweg. Aus und weg ist kein Ausweg, wer ausscheidet
ist kein Insider. Jeder der ausscheidet weiß dass alle Scheiße ist was wir
ausscheiden, ein Shitstorm der Gefühle, ein piss off
der Gedanken. Die Liebe und das Denken sind nicht wegzudenken, es sind
Phänomene die der Roboter nicht einordnen kann, menschliche Regungen sind ihm
fremd. Wer fremd geht ist ihm scheißegal, ihm kommt alles bekannt vor. Der
Bekanntheitsgrad eines Menschen ist ihm unbekannt, er ordnet ihn einfach als
Mensch ein, eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Die bekannteste Eigenschaft
des Menschen ist das Eigentum, eine eigentümliche Veranlagung, der keine
Grenzen gesetzt sind. Die Gier des Menschen ist grenzenlos, er eignet sich
alles an was allen gehören sollte, er spekuliert mit Land und Wohnraum, mit
Lebensmitteln und Wasser, er verdient sich eine goldene Nase, das Merkmal von
Gier und Menschenfeindlichkeit. Vorsicht vor Unmenschen die eine goldene Nase
im Gesicht haben, sie schmückt nicht, sie entstellt.
UNSER MANN IN
ASIEN
Unser Mann in Asien
leidet an der Welt wie sie ist, wie alle anderen kämpft er wie Don Quichote
gegen Windmühlen, er sucht Schuldige und findet Unschuldige, die sich in die
Liebe retten weil ihnen nichts anderes bleibt. Man könnte meinen er ist
verrückt, der arme Kerl zieht sich einen Liebesfilm rein, leidet mit den
Protagonisten, bewundert die Einfälle der Drehbuchschreiber und die
Darstellungskunst der Schauspieler, die natürlich noch jung sein müssen, die
Kamera liebt schöne Gesichter und der männliche Zuschauer liebt schöne Frauen.
Die schöne Frau ist so wichtig wie der reiche Mann, aber auch der verkrachte
Kunstmaler, der für seine Fälschungen in den Knast geht, kann am Ende die
schöne Frau in die Arme schließen, weil Liebe immer stärker ist als der
Wahnsinn des Lebens. Unser Mann ist ein Liebender, er liebt die Menschen in
ihrer Schönheit, in ihrer Torheit, in ihrer Verzweiflung, in ihrer Fähigkeit zu
lieben, es gibt nur diese eine Möglichkeit, wir müssen lieben. Unser Mann ist
mit Ironie aufgewachsen, die Mutter sprach ständig in dieser verkehrten Sprache
mit ihm, er hat die Ironie mit der „Muttermilch“ eingesogen, sein Spott
überdeckt die Liebe, die er zu geben vermag, der Spaß an der Wortverdrehung
führt zu Missverständnissen, man darf seine Pointen nicht wörtlich nehmen. Das
Wort gehört nicht auf die Goldwaage, die gehört den goldenen Nasen, diesen
Missgeburten des Kapitalismus. Es gibt ein Liebeslied: „Niemand liebt dich so
wie ich“, ein Schelm hat die Wörter vertauscht und den Sinn ironisch
umgestaltet: „Niemand liebt dich wieso ich?“ Das ist einfach hübsch, man sollte
es nicht ernst nehmen. Der Ernst des Lebens ist ernst genug, wir wollen uns den
Spaß am Leben nicht nehmen lassen. Unser Mann hat Freunde, die ihm das „Love for sale“, die käufliche Liebe in
der Stadt der Frauen erklären; das Handy ermöglicht Kontakte die früher nicht
denkbar waren, vollbusige Damen im besten Alter schicken eine Fotostrecke und
der Kunde beißt an. Der Preis in der Pandemie hat sich bei 1000 Baht
eingependelt, wer „Titten dran“ hat findet auch Kundschaft. Mundschutz
entfällt, Kondom erwünscht. Es lebe die Liebe. Die Liebe wird es immer geben,
sie ist das Bindeglied zwischen Vagina und Glied, eine Möglichkeit der
Vereinigung in einer Welt der Entfremdung. Wir lieben die Nähe und hassen das
Fremde, der Fremdkörper des Mannes erobert fremdes Terrain, die Gegner werden
zu guten Bekannten, man kennt sich. Wenn wir uns kennen, werden wir uns nicht
hassen, wir werden erkennen dass der Hass das Krebsgeschwür unserer Zeit ist.
Die Frau erkennt die Nöte des Mannes, der Mann erkennt die Nöte der Frau, aus
Feinden werden Freunde und Verbündete, im Kampf gegen die echten Feinde. In Thailand
gibt es den goldenen Buddha, leider gibt es auch die goldene Nase, die als Gott
angebetet wird. „Wer das Gold anbetet wird untergehen“ sagte ein Weiser, der
eine gute Nase dafür hatte. „Der alte Mann und das Meer“ ist untergegangen im
Meer des Vergessens, nur der Titel bleibt unvergessen. Der alte Mann am Meer,
unser Mann in Thailand, wird nicht untergehen, er trägt einen Rettungsring mit
der Aufschrift: LIEBE. Und wieder gab sich unser Mann den Illusionen des Kinos
und der Liebe hin, er sah im TV eine weitere hübsche Liebesschnulze mit
oberflächlichem Tiefgang; Katja Riemann wird nach der Trennung von ihrem Mann
schwanger, er verlässt sie, sie trifft ausgeflippte, ungebildete junge
Künstlerin, die ebenfalls ein Kind erwartet, und einen wesentlich jüngeren
Mann, der sich in sie verliebt. Es gibt einen Vater als Vaterfigur und einen
Ehemann dem sie kein Kind schenken konnte, ein echter Grund für Weggang und
jüngere Geliebte. Es gibt alles was einen sympathischen Unterhaltungsfilm
ausmacht, unser Mann verliebt sich in die Figuren und trinkt sich die Handlung
schön.“Fernsehen und Bier, die machen so schön müde“. Der Film war nicht
ermüdend, das Alter kann die hohe Kunst der Filmkunst nicht mehr verkraften,
mein Rettungsring schwimmt in seichten Gewässern, wo er nicht untergehen kann.
Wer will nach dem Untergang der Titanic und dem Untergang des Abendlandes auch
noch meinen Untergang erleben? Die schönsten Untergänge sind die
Sonnenuntergänge, in berauschenden Farben geht ein glühender Ball im Meer
unter, der jedoch am Morgen seine Auferstehung feiert und einen neuen Tag
heraufbeschwört. Die Sonne lässt uns nicht untergehen, jeder Untergang birgt
einen Aufgang, der uns den Schlaf aus den Augen und die Träume aus der Birne
treibt. Man darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, der Augapfel ruht in der
Birne, die den Traum mit geschlossenen Augen wahrnimmt. In der Nacht träumen
wir weniger von der Liebe als bei Tage, die Liebe ist ihrem Wesen nach ein
Tagtraum der mit jedem Sonnenaufgang neu erwacht. „Deutschland erwache“, ein
Ruf der die Deutschen aus dem Schlaf rütteln und ihren guten Ruf ruinieren
sollte. Warum sollte ich Deutschland mehr lieben als mich selbst, ich bin ein
Egoist, der zuerst sich selbst liebt. Kann ein Egoist andere Menschen lieben,
nichts ist unmöglich; TOYOTA. Es ist mir unmöglich Toyota zu lieben, ich habe
keinen Führerschein. Kann man gleichzeitig für und gegen die Liebe sein, kann
man die Liebe hassen und zwei Menschen gleichzeitig lieben? Trump liebt zuerst
Amerika und dann erst sich selbst, ich liebe zuerst die Liebe und dann erst die
Selbstbefriedigung. Beim Krieg der Geschlechter ist oft die Selbstbefriedigung
der einzige Weg zum Frieden. Der Rausch der Sinne ist eine veraltete Spielart,
die vom Drogenrausch ersetzt wurde, der Orgasmus ist nicht mehr der einzige
Höhepunkt des Lebens. Die Droge Liebe wird mehr und mehr vom Markt verdrängt,
der Konsument von heute stellt höhere Ansprüche. Sentimentale Erinnerungen an
ein Glück zu zweit können den Trend nicht aufhalten, zumal es ja oft zum Glück
zu dritt ausartet. Die Dreisamkeit ist das Ergebnis
der Zweisamkeit, mit der man der Einsamkeit entgehen wollte, nun hat man zwei
gegen sich. „Wer einsam ist der hat es gut, weil niemand da der ihm was tut“.
Wilhelm Busch. Ganz zu schweigen von dem was den Leidtragenden der
idealisierten Zweisamkeit, den Kindern angetan wird, man hört von Fällen in
denen das schreiende Kind von Vater oder der Mutter zu Tode geschüttelt wurde.
Das Kind steht als Prellbock zwischen den Liebenden, die ihre Liebe nicht mit ihm
teilen wollen. Unschuldig ist es Vater und Mutter ausgeliefert, die die Schuld
der Liebe auf sich geladen haben, wer liebt macht sich schuldig. Mütter lieben
natürlich ihre Kinder genauso wie sie ihren Mann lieben, das ist der Beweis
dass man gleichzeitig mehrere Menschen lieben kann. Einer Mutter ist es jedoch
unverständlich wie ein Mann gleichzeitig mehrere Frauen lieben kann. Der Mann
muss zuerst die Familie der Frau in Kauf nehmen, sie kommt ja nicht vom Mond,
hat Vater und Mutter, war einmal der Liebling der Eltern, wird mit gemischten
Gefühlen dem künftigen Ehemann anvertraut. Hat er diese Barriere überwunden,
steht ihm das eigene Kind im Wege. Humphrey Bogart sagte zu seiner Frau: „Ich
habe dich nicht geheiratet um dich an ein Kind zu verlieren“. Wir verlieren uns
an eine Frau, und verlieren sie an ein Kind. Der Mann ist der geborene
Verlierer, er kann bei diesem Spiel nicht gewinnen. Die mütterliche
Leidenschaft, die manche Männer für die Kinder ihrer Ehefrau hegen, weil sie
ihren Teil zur Zeugung beigetragen haben, ist ein perverser
Emanzipierungsversuch, von Liebe und Ehe enttäuschter Väter. Kinder sind nicht
das Eigentum frustrierter Eheleute, sie sind selbstständige Wesen in
Abhängigkeit, spätestens in der Pubertät werden sie sich von Vater und Mutter
befreien und der sogenannten Liebe zu einem Partner ihrer Wahl anheimfallen;
Ein neues Spiel ein neues Glück. Wenn alles gut geht sind die niedlichen
Enkelkinder der Trost des Alters, Oma und Opa willkommene Spielgefährten der
kleinen Racker. Man rackert sich ab, wofür das alles? Das ist eine
philosophische Frage. Sind Kinder der Sinn des Lebens, ist der
Geschlechtsverkehr eine Sinnestäuschung, ein Selbstbetrug der Akteure, die
Liebe ein Fieberwahn, die Prostitution ein Irrweg, die Onanie der Zeugungsakt
der Minderbemittelten, die Enthaltsamkeit das Los der Armen? Das Los der Armen
ist das Lotterielos, die einzige Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt. Das
Elend der Welt ist der Mittelpunkt meines Denkens, Schopenhauer hat das
Unfassbare in Worte gefasst; „Wir treten in die Welt voll Ansprüche auf Glück
und Genuss und hegen die törichte Hoffnung, solche durchzusetzen. Das Schicksal
belehrt uns das nichts uns gehört, es hat Anspruch auf all unseren Besitz, auf
Weib und Kind, sogar auf unseren Körper und die künstliche Nase. Glück und
Genuss sind eine Fata Morgana, Leiden und Schmerz die Realität.“ Der Mensch ist
Massenware, man achtet auf die Gleichwertigkeit der gefertigten Artikel, das
Genie ist ein unbeabsichtigter Fehler in der Herstellung, jedoch kein
Ausschuss. Der Kapitalismus ist das Schwungrad der Produktion, der Mensch
produziert Menschen am Fließband, das Fließband ist das Band das sie
zusammenhält.
TAUSEND FRAUEN
Dieter ist über 80 und lebt mit einer sehr jungen Frau
zusammen, er zeigte mir Fotos früherer Liebschaften, alles junge Damen im
besten „Kindesalter“. Natürlich alle über 18, wie es das Gesetz verlangt. Mir
gingen die Augen über, was habe ich alles versäumt weil ich jahrelang den
Liebeskasper spielte, der nicht allein sein konnte. Meine Depressionen
verhinderten die freie Entfaltung meiner Schmetterlingsflügel, ich klebte an
meinen „Kindfrauen“ und ertrug ihre Launen. Dieter ist ein „Butterfly“ der von
Blume zu Blume flatterte und sie mit Samen bestäubte. Erst mit 80 Jahren
begnügt er sich mit einer einzigen Blüte, die für 30.000 Baht Monatsgage bei
ihm ihre tätowierte Haut zu Markte trägt. Das holde Kind ist 22 Jahre alt und
treu wie Gold. Wahrscheinlich wurde auch Gold gekauft aber darüber spricht man
nicht. Eine Lohnerhöhung wurde nicht bewilligt, er sagte ihr; mehr wäre nicht
drin, sonst müsse sie gehen. Das wollte sie nicht, schließlich liebt sie ihn.
Inzwischen ist sie froh diese Beziehung zu haben, die Pandemie lässt die Bäume
nicht in den Himmel wachsen. Allerdings geht sie jeden Abend zur Nachtschicht
in die Fabrik arbeiten um leben zu können. Tagsüber ist sie müde aber das tut
der Liebe keinen Abbruch. Eine von vielen tausend Geschichten, eine von über
tausend Frauen die Dieter in 25 Jahren hatte. Ich hatte vergleichsweise wenige,
ich war arm dran. Besser Arm dran als gar keine Frau.
Dieter ist ein Freund von Bob, meinem treuen „Blindenhund“ der für mich die
Augen offen hält wenn meine vor Übermüdung zufallen. Junge Frauen sind müde von
der Fabrik, alte Männer sind müde vom Bier, das ihnen die jungen Frauen
ersetzen muss. Alkohol ist die letzte Ersatzbefriedigung nach dem Fortfall der
Onanie. Alte Männer werden nicht müde
von den vielen Frauen zu reden die sie einmal hatten, Dieter ist ein
Glückspilz, er hat immer noch eine. Bob hatte auch über tausend Frauen in
seinem jungen Leben, dagegen bin ich ein Versager. Ich hatte vielleicht zwei
Dutzend Frauen in 30 Jahren Thailand, eine erbärmliche Zahl, wie soll ich damit
vor das jüngste Gericht treten, man wird mir den
Titel; „Sextourist“ nehmen und mich für einen Wichser halten, ich werde im
Regen stehen wie ein begossener Pudel. Wir drei Männer sehen uns jeden Abend
beim Essen, einmal hatte Dieter sein Goldstück dabei, das süße Püppchen saß
neben mir, ich konnte die Augen nicht von ihr lassen. Für 30.000 könnte ich
auch eine junge Spielgefährtin für meine alten Tage haben, ich könnte an ihr
rumspielen oder zusehen wenn ein Jüngerer sie besteigt. Es übersteigt mein Vorstellungsvermögen
und mein Zahlungsvermögen. Ohne eine solide Erektion ist man ein
Schlappschwanz, ich würde mein Geld zum Fenster hinaus werfen. Heute besuchte
mich mein Freund Robert, seine langweilige, nicht am Sex interessierte
Gefährtin ist für drei Wochen zu ihren Eltern gefahren, er darf also fremd
gehen, spricht jedoch von überhöhten Preisen, die er glaubt zahlen zu müssen.
4.000 Baht hatte vor der Pandemie einmal ein schönes Kind von ihm verlangt, das
sitzt ihm noch immer in den Knochen. Ich erklärte ihm die Lage, die Pandemie
senkt die Preise, mehr als 1.000 verlangt heute Keine Liebesdienerin für einen
Shorttime. Auch er ist das Opfer seiner Depressionen und kann nicht allein
sein, also fragte ich ihn wie viele Frauen er in all den Jahren Thailand hatte.
Die Antwort beruhigte meine aufgewühlten Sinne, er sagte: Etwa zwanzig. „Du
bist nicht allein“ Roy Black. Ich bin also nicht der einzige der das
Überangebot nicht wahrnehmen konnte und als Verlierer sein Dasein beenden muss.
Mit Tränen der Rührung in den Augen wird der Pfarrer das Unfassbare formulieren
wenn er mir die Grabrede hält: „ Er war ein Gutmensch, er liebte das Leben und
die Frauen, er war freigiebig und zahlte gute Gagen, und doch war ihm nur eine
sehr kleine Anzahl von Frauen vergönnt, Er war ein Liebeskasper, eine treue
Seele, er hatte in 30 Jahren nur 24 Frauen im Bett. Möge er im Himmel ein Himmelbett mit vielen
süßen Englein vorfinden, die ihm täglich viele himmlische Orgasmen schenken. „
Jeder brave Ehemann erreicht in seinem Leben eine höhere Zahl wenn er
regelmäßig die Dienste käuflicher Damen in Anspruch nimmt. Der Anspruchslose
Ehekrüppel begnügt sich mit „Mama“, die er zuhause hat und die nichts extra
kostet, Er beendet den Liebesmarathon mit der niedrigsten Zahl. Wer höhere Zahlen
will muss höher zahlen; „Frauen kosten Geld, schöne Frauen kosten schönes
Geld“. Dieter war in seinem ersten Leben Kartoffelgroßhändler und Lebemann
gewesen, er hatte in Paris und London gelebt und teure Sportwagen gefahren. Er
war ein begeisterter Sammler, der statt teurer Gemälde Frauen kaufte und Fotos
von ihnen sammelte. Auf einen solchen Mäzen hatte Pattaya
gewartet, ein Verehrer von Frauenschönheit, der das Geld in Kartoffelsäcken
hortete, und es wie ein Füllhorn über der Stadt der Frauen ausschüttete. Dieser
Lebenskünstler war in Ehren ergraut, sein volles Haar war weiß wie frisch
gereinigte Bettwäsche, er war inzwischen 82 Jahre alt und lebt seit über 30
Jahren in Thailand. Er bewohnte ein eigenes Haus, das einmal zwei Millionen
Baht gekostet hatte. Er ging seiner Sammlerleidenschaft nicht mehr nach, das
letzte Wertobjekt dieser Art gab sich mit 30.000 Baht monatlich zufrieden,
während die kleinen Leute etwa 10.000 im Monat verdienten. Dieter bezog eine
sehr kleine Rente und lebte von seinen Ersparnissen, mehr konnte er seinem
entzückenden „Sofapüppchen“, das tagsüber sein Sofa schmückte, nicht zahlen.
Die kluge Frau weiß dass sie ihre Jugend so teuer wie möglich verkaufen muss,
im Alter schwinden die Reize und der Lebenskampf wird härter. Das Geschlechtsteil
des Mannes wird im Alter nicht härter, es verweichlicht zusehends, eine Art
Muskelschwund macht es mit den Jahren gar völlig unbrauchbar. Dieter gebraucht
es angeblich noch, es ist wie mit einem Gebrauchtwagen, oft springt er nicht
mehr an. In der Jugend springt der Mann die Frau an wie der Löwe die Gazelle,
er beißt sich an ihrem Halse fest und hinterlässt „Knutschflecken“, eine Art
Graffiti am lebenden Objekt, eine Markierung die jedoch nicht von Dauer ist.
Dieters Beziehung ist von Dauer, das ungleiche Paar lebt schon längere Zeit
zusammen, er ist nur wenig älter als sie; 60 Jahre sind nichts wenn man sich
aufrichtig liebt. Aufrichtig ist sein Glied nur noch selten, aber es wird noch
geküsst. Natürlich bin ich neidisch, aber ich bin sechs Jahre älter als er, wer
weiß ob er in sechs Jahren noch ein Sofapüppchen haben wird Mein Blindenhund
Bob beobachtet bei ihm gewisse Veränderungen und spricht gar von einem leichten
Schlaganfall, so wie ihn seine Schwester einmal hatte. Mir waren bei Dieter keine
Veränderungen aufgefallen, wir sehen uns regelmäßig beim Abendessen. An einen
Schlaganfall wollte ich nicht so recht glauben als Bob mir im Pick up Taxi heute Vormittag davon erzählte. Wir fuhren zum
Frühstücksbuffet im Bamburi Restaurant, vergaßen rechtzeitig
aussteigen und landeten aus Gewohnheit beim Borussia Park, mit einer anderen
Taxe mussten wir zurück fahren und neu zahlen, kein guter Anfang. Beim
anschließenden Fußweg musste eine leichte Steigung genommen werden, das war der
Anfang vom Ende. Ein Schwächeanfall mit Atemnot machte den Anmarsch zum guten
Essen zur Qual, ich schlich meinem Blindenhund nach wie ein geprügelter Hund.
Zitternd vor Schwäche sank ich auf eine harte Bank nieder, deren Härte durch
ein breites Kissen gemildert wurde und hoffte auf Besserung im Sitzen. Robert
und zwei weitere Männer waren bereits am Ort, ich grüßte schwach und hilflos.
Bob brachte mir einen Tee, langsam erholte ich mich und schlich angeschlagen
zum Buffet. Auf dem Rückweg verpasste ich mit vollem Teller in der Hand, eine
Stufe abwärts und stürzte wie ein Geschoss nach vorn. Kurz vor einem dicht
besetzten Tisch, eine junge Frau sah mich mit Entsetzen im Blick auf sich zu
rasen, konnte ich mich fangen, nochmal gut gegangen. Lustlos verzehrte ich die
ersten Leckerbissen und bewegte mich anschließend mit aller Vorsicht erneut auf
das Buffet zu. Nun traf es mich wie ein Keulenschlag, mir wurde übel, der
Schwindel packte mich mit eiserner Hand, ich schwankte und suchte Halt an einer
Holzsäule, ein buntes Feuerwerk wurde meinen Augen vorgegaukelt, während meine
Knie einknickten. Ich ging zu Boden wie ein angeschlagener Boxer, zwei
Kellnerinnen schleppten mich an einen leeren Tisch, man reichte mir ein
eisgekühltes nasses Handtuch, ich hängte es über meinen Kopf, es war wie im
Film, wenn der Verschleppte blind zum Mafiaboss geführt wird. Meine sporadisch
auftretenden Schwindelanfälle vergehen normalerweise recht schnell wenn ich
mich im Hotelzimmer sofort hinlegen kann, hier war keine Liege vorhanden, ein
Stuhl mit Rückenlehne ist besser als nichts, reicht aber zur Regeneration nicht
aus. Ein Restaurant ist keine Business Class mit Liegesitzen; „Hier liegen sie
richtig“, ich war im falschen Film. Merkwürdigerweise konnte ich unter dem
nassen Handtuch atmen, die Angst ließ nach, die „Verschleierte Maja“ erholte
sich langsam, ich nahm den verhüllenden Kopfschmuck ab und erblickte das Licht
der Welt. Am anderen Ende des Biergartens sah ich den besorgten Blick meines
Blindenhundes, ich machte ihm ein beruhigendes Handzeichen. Er war der einzige
der sich Sorgen machte, die Anderen machten Witze und lachten, sie bekamen
meinen Anfall gar nicht mit. Eine der Kellnerinnen zeigte sich sehr besorgt,
ich solle sie rufen wenn ich Hilfe brauche. Sie legte mir das feuchte Tuch in
den Nacken und ging an ihre Arbeit. Ironisch und mit Galgenhumor kommentierte
ich den Vorgang als ich wieder an unserem Tisch saß; „Es war nur ein kleiner
Schlaganfall“ beruhigte ich Bob scherzhaft. Er lachte gequält und holte mir
Fleischsalat vom Buffet. Ich blieb sitzen und wurde bedient, einen weiteren
Gang zu den Speisen wollte ich vermeiden. Am Nebentisch hatte ein besonderes
Pärchen Platz genommen, ein Farang mit einer tollen
Frau, schmale Hüften und riesige Titten, die Männer an unserem Tisch konnten
sich nicht satt sehen an den „Kunstwerken“ die der Ladyboy
als halb enthüllte Oberweite zur Schau trug, ein Blickfang mit dem er als Frau
im falschen Körper richtige Männer angeln konnte. Hier ist die richtige Stelle
den Witz vom falschen Körper zu erzählen: „Ein Mann fragt seinen Freund; Hast
du auch manchmal das Gefühl, du steckst in falschen Körper? Ja das kenne ich,
ich ziehe ihn dann aber meist gleich wieder raus“. Meine Helferin bekam ein
Trinkgeld extra als ich zahlte, Bob hatte wieder enorme Portionen verzehrt und
war nun endlich satt, er rief über eine App ein Taxi,
wir fuhren bequem von Haus zu Haus und
zahlten nur 45 Baht. Im Hotel war ich mit wenigen Schritten in meinem Zimmer
und legte mich sofort nieder. Erst zwei Stunden später erhob ich mich und schrieb
die Erlebnisse des Tages nieder. Ich schrieb von 14:00 bis 19:00 Uhr,
verzichtete auf mein tägliches Schwimmen, mit dem Schreiben hatte ich mich
freigeschwommen. Wohl dem Freischwimmer der sich frei schreiben kann; „Arbeit
macht frei“. Wer Freiheit ohne Arbeit will sollte schreiben, Schreiben ist
keine Arbeit sondern ein Vergnügen. Und doch bin ich ein fleißiger Arbeiter der
seine Feder in die Tinte taucht bis das Fass überläuft. Das Schreiben ist ein
Fass ohne Boden, die Worte versickern im Boden wie Regentropfen in der Wüste,
der Schreiber verliert den Boden unter den Füßen und versinkt im Bodenlosen.
Lieber Leser, wollen sie lesen oder schreiben? Lesen kann jeder, Schreiben
auch, aber Lesen ist einfacher. Unser Mann in Asien ist ein Allround-Talent, er
liest und er schreibt – unbeschreiblich. Nicht alles was er schreibt muss man
sich hinter die Ohren schreiben, seinen Namen kennt man nur vom Hörensagen, es
gibt auch noch kein Hörbuch.
WAHRE GESCHICHTEN PART
TWO
Ohne Gehör könnte ich keinen Jazz hören, so erging es
Beethoven als er taub wurde, vorher lustwandelten die Klänge in den
Gehörgängen, wateten durch das Ohrenschmalz bis zum Trommelfell, wo die große
Trommel die Kesselpauken zu Höchstleistungen aufstachelte und die Becken zum
Zischen brachte. Es war der magische Garten der Töne in dem er lustwandelte bis
das Gehör lustlos die Arbeit verweigerte. „Wer nicht hören will muss fühlen“,
wer Musik hört fühlt intensiv. Ich fühle mich benachteiligt wenn Vorurteile
mein Gehör beurteilen, es ist unerhört wenn der Hörende dem Gehörlosen nicht
zuhört. Noch immer höre ich mehr als meinen Mitmenschen lieb ist, auch die
Thailänder hören es nicht gern wenn der Farang ihre
Sprache beherrscht. Zuerst beherrschte der Stummfilm, den Markt, dann gab der
Tonfilm den Ton an; „Der Ton macht die Musik“. Die Entwicklung des Pornofilms
in Japan wird in der Serie: „Der nackte Regisseur“ wirkungsvoll gezeigt. Die
Handlung ist Haarsträubend aber die jugendfrischen Brüste sind sehenswert.
Unser Mann in Asien zieht sich in einsamen Nächten Bier und Filme rein, die
nicht jugendfrei sind, NETTWIX macht`s möglich. Alte Männer sind abgewixt, sie leben reibungslos dahin, das aufreibende
Sexleben ist eine wehmütige Erinnerung an Wärme die durch Reibung erzeugt wird.
„Ich erinnere, also bin ich“. „I am what i am“ sagt
der Song, ich bin nicht mehr was ich war, sagt die Realität. Es gab einmal
einen Zeichentrickfilm, der mich sehr stark beeindruckt hat: Ein Kleinkind
marschiert auf die Kamera zu, verwandelt sich in einen Erwachsenen, schrumpft
zu einem Alten und fällt in sich zusammen. Wir fallen in uns zusammen und lösen
uns auf, die Auflösung des Rätsels Mensch. Wofür sind wir da? Um uns
aufzulösen. Leider vermag auch das Bier in der Nacht die Probleme der alten
Tage nicht zu lösen, der Schwindel schwindelt sich in die Nächte, man ist nicht
mehr fähig seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, das Tagebuch wird zum
Albtraum. Wo sind sie hin, die Nächte in denen wir den Tag mit seiner
Schinderei vergessen konnten, wo ist der Mensch der ich einmal war? Die Serie:
„Der nackte Regisseur“ ist auch nicht mehr das was sie am Anfang war, ich kann
den Klamauk nicht mehr einordnen; die Pornobranche wird als sexuelle Befreiung
hochstilisiert, der Kinderwunsch der Frauen ist hier nicht erwünscht, er passt
nicht in die Story vom Sex als wichtigstem Lebensinhalt. Die übrigen Inhalte
sind nicht auszuhalten, wenige Minuten Sex entschädigen nicht für das
Sklavendasein unter seiner Rute. Jeder Freiheitskampf ist vergeblich, wir
können uns niemals befreien, auf ewig sind wir Sklaven unserer Wünsche. Der Sex
ist die Peitsche die uns durch das Leben prügelt, am Ende sind wir geprügelte
Hunde die jaulend den Schwanz einziehen. Heute besuchte mich mein alter Freund
Robert, seine langweilige Partnerin, die den Sex als notwendiges Übel erträgt,
hat ihn für ein paar Wochen verlassen, er könnte seine Freiheit genießen und
endlich bei ausgehungerten Dirnen, denen es an Kunden mangelt, austoben und die
Puppen tanzen lassen. Er hat es versucht, es hat nur 500 Baht gekostet und war
unbefriedigend. Es gibt keinen Frieden nach der sexuellen Befriedigung. Robert
hat einige Ehen hinter sich gebracht, ist zurzeit immer noch verheiratet, er
ist depressiv und leicht erregbar, leidet unter einer dominanten Mutter, die
ihn schon im Mutterleib unterdrückte, die Gespräche mit mir empfindet er als
Beichte vor einem Psychologen. Ich bin der Psychologe des kleinen Mannes;
„Endlich einer der zuhört und versteht“. In allem was ich tue bin ich
Autodidakt, ich bin kein Hochstapler oder Heiratsschwindler, mein Schwindel ist
eine Gleichgewichtsstörung, ich lüge und betrüge nicht. An meiner Schulter kann
sich jeder ausweinen, die Tränen meiner Mitmenschen sind die Bestätigung meiner
depressiven Weltsicht. Robert sieht die Welt durch die Brille der
Verschwörungstheorien, er hat Angst seine Ersparnisse zu verlieren, seine
Einlagen bei thailändischen Banken sind nur noch bis zu einer Million Baht
abgesichert. Der Mensch strebt nach Sicherheit, davon leben Versicherungen. Es
gibt keine Versicherung auf die Liebe, sie ist jeder Versicherung zu unsicher.
Robert ist der Prototyp des unglücklichen Ehemannes, der nach jeder Scheidung
ein neues Glück in der Ehe sucht. Alle Menschen suchen nach Glück, in der Ehe
haben es die wenigsten gefunden. Das Unglück der Ehekrüppel ist ein gefundenes
Fressen für mich, ich bin ein Mann der nach dem Eheglück, das Scheidungsglück
und das Glück des Sextouristen erfahren durfte. Das Glück des Mannes durchläuft
drei Phasen und endet im Unglück des Alters, in dem der Sex keine Rolle mehr
spielt. Robert hat diverse Demütigungen erfahren; von der eigenen Mutter, wie
von Arbeitskollegen erniedrigt und gemobbt, ist er das Opfer einer lieblosen
Gesellschaft. Er lebt in einer lieblosen Beziehung, die vom Geld bestimmt ist,
seine Gefährtin ist frigide, er ist gelangweilt, klammert sich jedoch krankhaft
an das „Glück der Zweisamkeit“. Was lehrt uns das? Suche das Glück nicht in der
Liebe, suche es in dir selbst. Du sollst nicht die Anderen lieben sondern dich
selbst. „Onanie ist Sex mit jemand den ich liebe“ sagt Woody Allen. Ein
japanisches Pornoheft beseitigt Rassenunterschiede und fördert die
Völkerfreundschaft. Ein fremdes Volk lernt man am besten über seine Frauen kennen,
sie sind die Botschafter der Liebe. Unmerklich bin ich in die Rolle des
Therapeuten hineingeraten, ich habe bei Freud angefangen und mich über Bücher
zum Psychologen herangebildet, ich kenne alle bekannten Nachfolger des Meisters
und praktiziere die christliche Nächstenliebe an meinen Nächsten; „Der Nächste
bitte“. Ich erbitte keine Spenden und spende kein Geld, der Leidende erfährt
den Segen des Mitgefühls, so wurde ich zu einem Guru, der die Anbetung genießt
aber nicht ernst nimmt. Der Anbetende erniedrigt sich vor seinem Idol, eine
Haltung die ihm später fragwürdig erscheint und ihn dazu bringt es zu hassen.
Es ist der Mechanismus der Liebe, sie entflammt, lodert und erlischt, Anbetung
wird zu Hass oder Verachtung. Liebe, Verehrung und Anbetung, sind ein
Selbstbetrug an dem die Menschen zerbrechen. Brechen wir nicht den Stab über
Versager, die mit dem Leben nicht fertig werden, das Leben ist noch mit allen
fertig geworden. „Ich habe fertig“ sagt das Leben, wenn es wieder einen fertig
gemacht hat. Die Fertigkeiten des Lebens und die Fertigkeiten des Menschen
arbeiten stetig an der Unfertigkeit des Planeten. Und wieder hatte ich einen
Depressiven gefunden der mich als Guru seiner Zunft verehrte; Robert, ein
Alkoholiker ohne Schuldgefühle, trank mein Bier und sprach sich aus, er
schilderte seinen Leidensweg, die Stationen eines arbeitsamen, fleißigen
Menschen, in einer Welt deren Regeln er nicht verstand. Er hat zwei erwachsene
Kinder, die ihm nach der Trennung von der ersten Frau systematisch entfremdet
wurden. Von einem „ gewissenlosen Vater“ schmählich verlassen, waren sie nun
dem Trommelfeuer von Mutter und Schwiegermutter ausgesetzt, denn sowas tut man
nicht. Der brave Mann verlässt nicht Frau und Kind, Familie und Tretmühle sind
ihm heilig. Anfangs hatte er die an den Mann gestellten Forderungen als
selbstverständliche Pflichterfüllung gesehen, ein Haus gebaut, den Garten
gepflegt, Frau und Kind mehr geliebt als sich selbst, die Selbstaufgabe ist die
wichtigste Aufgabe des Ehemannes. Wehe dem Wüstling der Weib und Kind zugunsten
einer Anderen verlässt, den heiligen
Stand der Ehe entweiht und beschmutzt, ein herzloser Rabenvater ohne Sinn für
Verantwortung. Robert, ein unverbesserlicher Traumtänzer stolperte in eine zweite
Ehe, aus der er keineswegs als geheilt entlassen wurde. Deutsche Frauen
erschienen dem Verblendeten nunmehr als ungeeignet ihn glücklich zu machen, er
folgte dem Ruf einer heiratswilligen Thailänderin und reiste in Begleitung der
Vermittler, einem Ehepaar, er Deutscher, sie Thailänderin, nach Pattaya, wo die angepriesene Dame als Bedienung im
Restaurant arbeitete. Ich lernte Robert damals als naiven Ossi ohne
Englischkenntnisse kennen, ein blonder junger Mann, mit einem gewinnenden
Lächeln, das ihm in Thailand noch vergehen würde. Harald, ein alter Hase im
Milieu, ein saufender Akademiker, hatte ihn beim Essen aufgegabelt und sich
seiner angenommen, er wollte ihn vor den Gefahren schützen die hier auf einen
unbedarften Neuling lauerten. Harald brachte ihn in unser Hotel wo auch mein
Beschützer-Instinkt geweckt wurde. Ich riet unserem Zögling die einschlägige
Literatur zu Thema Sex in Asien zu lesen; „Wer nicht hören will muss fühlen“
und andere Werke, die warnend den Zeigefinger hoben. Später fragte ich ihn ob
er etwas davon gelesen habe, und bekam die denkwürdige Antwort: „Ja, hab ich
gelesen, aber ungern, da verliere ich ja meine Illusionen und die will ich
nicht verlieren“. „Illusionen, Illusionen, sind das schönste was es gibt“.
Deutsches Liedgut. Die Illusion ist gut, das Lied bringt es auf den Punkt, wir
wollen nicht verlieren was wir zu besitzen glauben. Der Glaube ist des Menschen
höchster Besitz, eine Illusion die unsterblich ist. Robert wurde von dem
vermittelnden Ehepaar dem Ziel seiner Reise zugeführt, die beiden
Heiratswilligen sollten sich kennen lernen, die sich anbahnende „Liebe“ sollte
jedoch frei von jeglichen sexuellen Missbrauch entstehen; kein Sex vor der
Hochzeit, darauf bestanden die Vermittler. Eine ungewöhnliche Forderung, die
jedoch vom künftigen Brautpaar ernst genommen wurde. Während Robert an der Nase
herumgeführt wurde, versuchte Harald die erzwungene Jungfrau als käufliches
Mädchen zu enttarnen um seinen Schützling vor Schaden zu bewahren. Tatsächlich
gelang es den Ehevermittlern drei Wochen lang jeden Sex der beiden zu
verhindern, zumal die Heiratswillige zwischendurch noch für über eine Woche in
wichtigen Familienangelegenheiten zu ihren Eltern reisen musste. In dieser Zeit ergaben sich für den
unerfahrenen Marco Polo erste sexuelle Kontakte mit anderen Barmädchen und er
lernte das Geschäft mit der Liebe näher kennen. Als seine Zukünftige von den
Eltern zurück kam war sein Urlaub fast beendet, auch die Vermittler flogen
heim. Erst nach ihrer Abreise befriedigte die künftige Ehefrau den Bewerber
oral. Das war alles was Robert als Erinnerung mitnehmen konnte, als er einen
Tag später abreisen musste. Die Reise ins Eheglück hatte den armen Mann viel
Geld gekostet und nichts gebracht, die beiden Protagonisten sahen sich nie
wieder. Ein Jahr später fiel unser junger Freund erneut auf ein deutsches
Ehepaar herein, das sich der Ehevermittlung schuldig machte. Wieder war es eine
Mischehe der das eigene Glück nicht genügte, wieder war die angepriesene Dame
im fernen Thailand wohnhaft. Diesmal wurde jedoch ein Treffen in Deutschland
arrangiert, als die künftige Braut eintraf wurde sie unserem Robert frei Haus
geliefert, das Ehepaar stand mit ihr vor seiner Tür und die drei Personen
mieteten sich bei ihm ein. Es entstand eine Freundschaft, die tatsächlich zu
seiner dritten Ehe führte, er heiratete in Dänemark, wo der Papierkrieg nicht
so umfangreich war. Eines Tages stand Robert mit seiner Angetrauten in Berlin
vor meiner Tür, ich sollte das junge Glück zur thailändischen Botschaft
begleiten weil weitere Papiere benötigt wurden. Hier endete vorerst unsere
Bekanntschaft, doch ich sollte den Frauenhelden wiedersehen. Wie immer flog ich
im November wieder nach Thailand in mein Stammhotel, wo ich alte Bekannte
wieder traf. Harald, ein
ungehobelter Schöngeist, der Saufen, Huren und klassische Musik gleichermaßen
liebte, hatte seine langjährige Freundin an eine Viruserkrankung verloren, die
damals den Geschlechtsverkehr heimsuchte. Ihr früher Tod trieb ihn in die Arme
einer jungen Barfrau, die seine Tränen trocknete während sein Sperma das Bett
nässte. Eigentlich sollte mein Buch: „Die Bettnässer“ heißen, später erschien
mir:“ Die Hosenscheißer“ passender. Hochgebildet wie er war, war es ihm jedoch
unmöglich mit der ungebildeten Barfrau ein Gespräch zu führen, zumal sie sich
weigerte Englisch zu lernen. Die flachbrüstige Kindfrau, eine Unschuld vom
Lande, sollte nicht länger sein Bett teilen, er wollte sie abschieben, ich
sollte ihm das zugelaufene Kind abnehmen. „Kinder“ in diesem Alter müssen nicht
abnehmen, um angenommen zu werden, ihre Magersucht deckt sich häufig mit der
Sucht von Männern, die das Magere suchen. Harald hatte gefunden was ich suchte
und wollte es loswerden. Später änderte er seine Meinung, er hatte sich in das
ungebildete „Bauerntrampel „ verliebt. Das ungleiche Paar trampelte auf meinen
Nerven herum, ich begehrte was ihm gehörte und drehte in seinem Beisein
Videofilme von einem Sexobjekt das uns beide erregte. Das unschuldige Kind vom
Lande genoss in Gesellschaft einer Freundin den Kampf der alten Böcke um die
Gunst des jungen Weibchens. Harald nahm
sie mit nach Deutschland und heiratete sie. In der Heimat wurde er von Nachbarn
beschimpft, man missgönnte ihm den jungen Körper seiner ausländischen Ehefrau,
Sex mit Frauen die älter sind als sie aussehen ist unanständig. Anständiger Sex
findet selten in der Ehe statt, aber die Moral steht über den animalischen
Trieben. Das Tier fragt nicht nach Moral oder Geld, die Geschlechter vereinigen
sich wie die Natur es ihnen abverlangt. Zu dieser Zeit war ich ständig auf der
Suche nach der „Frau meines Lebens“ und hatte sie an den Stärkeren verloren.
Harald war bereits pensioniert und bezog eine Rente die meine Bezüge weit in
den Schatten stellte, die junge Frau hatte eine gute Partie gemacht, sie hatte
ausgesorgt. Trotzdem tat sie mir Leid, sie musste diesen hysterischen
Alkoholiker nun jahrelang ertragen. Es hat sich gelohnt, heute bezieht sie eine
beachtliche Witwenrente, lebt in einer Eigentumswohnung in Stuttgart und macht
im eigenen Haus in Pattaya Urlaub. Robert zeigte mir
ein Foto, der Zauber der Jugend ist von ihr gewichen aber sie hat den
trunksüchtigen Tyrannen überlebt.
MUSIZIERENDE FRAUEN,
TRINKENDE MÄNNER
Nach einigen Jahren
Ehe mit einer Thailänderin entdeckte Robert im Alleingang die weite Welt,
schlief in Schanghai mit einer Klavierspielerin die Pianistin werden wollte und
des Geldes wegen mit schlanken kühlen Fingern sein Instrument masturbierte,
bevor sie es mit Küssen überschütte. Er liebte in Peking eine schlitzäugige
Schönheit die ihm das Mark aus dem Knochen und die Mark aus der Geldbörse
saugte. Beim Orgasmus läuteten im Sack die Glocken und er hörte die Englein im
Himmel singen. Ein unsichtbares Orchester mit zahlreichen Geigern und Bläsern
begleitete den Engelchor, es war bombastisch wie die Filmmusik zu: „Ein Schwanz
im Himmel“ in dem der Hauptdarsteller, ein süßer kleiner Hund vom Auto überfahren wird und sich
Schwanzwedelnd in den Himmel einschleicht. Liebend gern hätte Robert dieses
Konzert aufgezeichnet, die Musik war berauschend und überirdisch. In Budapest
spielte eine rassige Ungarin bei ihm die erste Geige, langes schwarzes Haar
umrundete das unglaublich schöne Antlitz, sie ähnelte der Zigeunerin im Film:
„Der Glöckner von Notre Dame“ und sprach Deutsch wie Marika Röck
wenn sie die Härte seiner Salami prüfte. Neben der Geige beherrschte sie ein
Blasinstrument, wenn sie Flügelhorn spielte wuchsen seinem Horn Flügel, auf
denen es in den siebenten Himmel flog. Sie hieß Piroschka,
er hat ihre unglaubliche Musikalität nie vergessen; „Ich denke oft an Piroschka“. Aus dem depressiven Ehetrottel war ein
Weltreisender Playboy geworden, der jedoch weiter an das Allheilmittel Ehe
glaubte, die einzige Möglichkeit den Depressionen standzuhalten. In Moskau traf
er dann eine Mongolin, die in China
Lacoste-Hemden nähte und in der Stadt
des Kremls Urlaub machte. Sie war eine echte Tochter des wilden Reitervolkes,
das seine tödlichen Pfeile zielsicher vom Rücken galoppierender Pferde abschoss
und unbesiegbar die halbe Welt erobert hatte. Robert hatte nur die Halbwelt
erobert, an jeder Bar muss bar gezahlt werden, das ist auf der ganzen Welt das
Gleiche. Männer sind nicht gleichberechtigt, nur wer zahlt darf am süßen Leben
teilnehmen. Die Augen der Mongolin waren in den engen Schlitzen kaum sichtbar
aber sie hatte ein Auge auf ihn geworfen. Das traf ihn unerwartet unter der
linken Brustwarze; „Links wo das Herz ist“. Sein Herz schlug wild als er das
wilde Mädchen an sich riss und sein Glied in den engen Schlitz presste, der
einem Schlitzauge ähnelte aber tiefer angesiedelt und gut rasiert war. Wenn sie
auf ihm ritt offenbarte sich ihre Abstammung, sie war Sattelfest und gut
eingeritten, ein echtes Kind der Steppe, deren unendliche Weite sie hinter sich
gelassen hatte. Nun hatte sie ein neues Pferd einzureiten, die Finger des
Mannes krallten sich in ihre Mähne, ihr langes schwarzes Haar war wie ein
dunkler Wasserfall, den er wie einen Vorhang öffnen musste um ihre vollen
Brüste hüpfen zu sehen. Sie gab ihrem Pferd die Sporen, der Mann schrie vor
Lust und entlud sich im Geschlecht der Reiterin. Wie von einem Pfeil getroffen
rutschte sie vom Gaul, ihre Schreie hatten die seinen übertönt, Ross und Reiter
waren gleichzeitig am Ziel angekommen. Keuchend lag die nackte Reiterin neben
dem Pferd, der Orgasmus hatte sie abgeworfen. Hier hatten sich zwei gefunden
die in Zukunft gemeinsam über die Prärie in einen leuchtenden Sonnenaufgang
reiten wollten. Die Frau mit den schmalen Augen spielte kein Instrument aber
das spielte keine Rolle. Leidenschaftlich spielten sie miteinander das Spiel
des Glücks, ein Glücksspiel das überall auf der Welt gern gespielt wird, es
gibt Gewinner, aber man kann auch alles verlieren. Robert setzte alles aufs
Spiel und heiratete die Tochter der Steppe; „Alles auf Rot, wer wagt gewinnt“.
Sie hatte alles was man sich von einer Frau wünscht, Sie hatte allerdings auch
eine kleine Tochter die gegen diese Ehe war. Eifersüchtig machte das Kind ihm
das Leben zur Hölle, im Alter von zwölf Jahren beschimpfte sie ihren Stiefvater
im Internet als schwulen Bock, der gern Frauenkleider trug. Das war gelogen
aber dem Kind war jedes Mittel recht um einen Keil zwischen ihn und ihre Mutter
zu treiben. Sie zwang diese schließlich zum Auszug aus dem gemeinsamen Haus,
ein Zusammenleben war unmöglich geworden. Die Mutter war gezwungen eine teure
Mietwohnung zu bezahlen um das Kind ruhig zu stellen. Sie besuchte ihren
Ehemann regelmäßig in seinem Haus, das Paar hatte guten Sex, aber das Kind blieb
der Störfaktor. Ich kann das nachfühlen, in meiner Ehe war auch das Kind meiner
Frau der Störfaktor gewesen. Der Sohn meiner Frau war ein Sorgenkind das früh
mit Drogen angefangen hatte, an denen er fast gestorben wäre. Wer früher stirbt
ist länger tot, wer überlebt erlebt die Not. Von der Notdurft bis zur Notlüge
ist es nur ein kurzer Schritt, die Notgeilheit beginnt im Schritt. Schritt für
Schritt gehen wir auf das Alter zu, dann geht der Vorhang zu und es ist zu
Ende. Harald fällte ein vernichtendes Urteil über meine Gedichte, ich wäre ein
Nichtskönner, meine Poesie dieses Namens nicht würdig, ich war ein Unwürdiger,
ein Wicht, eine proletarische Kakerlake, ein Wurm der die Feder des Dichters
mit einem Kugelschreiber beschmutzte. Das änderte sich als er mein Gedicht:
„Mein Kampf“ gelesen hatte. Hier beschrieb ich den täglichen Kampf des
Alkoholikers gegen die Sucht und er fühlte sich angesprochen. Plötzlich war ihm
der unbekannte Schreiberling des Lobes wert, ein Leidensgenosse mit
unentdeckten Talenten. Die Kumpanei der Trinker gleicht den Gesetzen einer
Glaubensbrüderschaft, die Bierkrüge der Fußballclubs und der schlagenden
Verbindungen verbinden die Mitglieder ein Leben lang. Ich fühlte mich geehrt
weil ich einen Nerv getroffen hatte, es gab Gemeinsamkeiten zwischen gebildeten
und ungebildeten Trinkern, mein Gedicht hatte eine Regung im umnebelten Denken
eines gebildeten Menschen ausgelöst, das Problem jedoch nicht gelöst; „X Y
ungelöst“. Der normale Alkoholiker lässt sich kein X für ein U vormachen, er löst
das Problem indem er ein neues Bier bestellt. Ein neues Bier, ein neues Glück,
was ist der Sex gegen die Droge Alkohol, der Mann bekämpft den Unterleib der
Frau nur deswegen weil er nach dem Orgasmus ein Bier trinken darf. Das Bier ist
wie die Zigarette danach, die Belohnung für ein erzwungenes Ritual dem er
huldigen muss. Tausende unschuldiger Spermien müssen sterben wenn der Orgasmus
sie in den ausweglosen Kampf jagt, der Sieger hat seinen Beitrag zur
Überbevölkerung geleistet, ein neues Menschenkind betritt die Erde. Wer ist
schuld, der Mann , die Frau, das Spermatierchen? Gott wäscht seine Hände in
Unschuld, er kann sich keine Schuldgefühle leisten. Es geht um Schuld und
Unschuld, um Gefühle die wir nicht steuern können, dafür wurde der Teufel erfunden.
„Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, ein alter Film der den Teufel mit dem Belzebub austreibt. Der Belzebub
ist ebenfalls der Teufel, man kann den Schnaps nicht mit dem Schnaps bekämpfen.
Ich bekämpfe ihn mit Bier und rühre seit fünfzig Jahren keinen Schnaps an. Bier
ist bekanntlich kein Alkohol, sondern ein Erfrischungsgetränk das erfrischend
in den tristen Alltag eingreift. Biertrinker sehen sich in alter Frische am
nächsten Abend in der Stammkneipe wieder. Schnaps fuselt, Bier zischt, darauf
einen Underberg. Ein Berg von leeren Underberg-Flaschen türmte sich früher in
meiner Junggesellen-Bude, dieses Problem habe ich ausgeräumt. Die leeren
Bierflaschen des hohen Alters stapeln sich nicht so hoch wie die vollen, das
Zimmermädchen, sie ahnt nicht dass ich sie in meinen Träumen missbraucht habe,
räumt jeden vollen Karton leerer Flaschen aus dem Zimmer, scheinbar kann sie
das Leergut gut gebrauchen. Arme Frauen brauchen das Leergut, reiche Männer mit
langen Nasen missbrauchen arme Frauen mit Flachnasen. Die Flachnase ist den
Asiaten zu eigen, sie stecken ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten,
wie es die Langnasen gern tun. Die Thailänder sind tolerant, für sie ist ein Ladyboy eine Frau ohne Vagina, aber mit schöneren Titten.
Natürlich leidet der Ladyboy unter diesem Mangel aber
er findet andere Wege den Mann vom rechten Wege abzubringen. Wahre Liebe gibt
es nur unter Männern, Frauen wollen immer nur das eine. Wer das nicht
ranschaffen kann ist sexuell uninteressant. Für mich waren Männer uninteressant,
der fremde Schwanz störte mein Schönheitsempfinden. Leider liebte ich die
jungen Dinger ohne Sack und Flöte, die knabenhaft mädchenhaft schamhaft die
schlanken Hände in den Schoss drückten, in dem sich ein unsichtbares
Geschlechtsteil verbarg. Das weibliche Geschlecht erscheint uns weniger
aufdringlich als das des Mannes, es verbirgt sich unter einem dichten Gestrüpp
gekräuselter Haare, nicht unähnlich der Haarpracht farbiger Menschen. Man darf
den Farbigen nicht zu schwarz sehen, seine Seele ist weiß wie Gott weiß was.
Gott weiß was für den Menschen gut ist, die Hautfarbe ist für ihn kein Thema.
Es gab schwarze Sklaven und weiße Teufel, es gab den Menschen und den
Unmenschen, vieles war unmenschlich aber Gottgewollt. Wenn Er es nicht gewollt
hätte hätten wir es auch nicht gewollt. Wollen wir es gut sein lassen, es ist
modern gut zu sein. Man kennt den Ausspruch eines berühmten Modeschöpfers, ich
spreche es offen aus; „Auch wer sich in Sack und Asche kleidet, der Sack bleibt
immer in der Hose und der Hosenwurm in Bereitschaft“. „Junge Pioniere, immer
bereit“. Sigmund Freud war ein Pionier ohne Halsband, auch wenn ihm das Wasser
bis zum Hals stand. Wenn der Hals schwillt entzieht er dem Penis die
Bluttransfusion. Blutige Anfänger spenden Blut für eine gute Sache, aber das
gehört nicht zur Sache. Ich schweife ab weil Bier und Jazz in verregneter
Tropennacht einen trockenen Alkoholiker eingeholt haben. Bob ist unmusikalisch,
nicht bindungsfähig, aber durchaus lebensfähig. Er braucht keine Musik, er
braucht keine Ehefrau, er braucht das Leben und lebt es in Thailand aus. Sex
ist eine Randerscheinung des Lebens, aber ohne diese Nebensache werden wir an
den Rand gedrängt und als Wixer gebrandmarkt. Sollen wir die Männer oder die
Frauen bedauern? Männer haben das gern, sie suchen die Nähe von Nutten, die
sich ihr Gelaber anhören. Frauen sind da weniger masochistisch, weil sie wissen
wo es lang geht.
ROBERTO
In Mailand hatte Robert eine Italienerin, die ihn Roberto
nannte, Sie hieß Angelina, er nannte sie Angelika. Es war eine glückliche Zeit,
bei Rotwein Pizza Pasta, dann war Basta weil er ihr nicht genug zahlte. Robert
sah blendend aus, hatte ein tadelloses Gebiss und ein strahlendes Lächeln mit
dem er die Herzen der Frauen gewann, sie flogen ihm zu aber sie flogen auch
wieder davon wenn die Kohle nicht stimmte. Bei Frauen muss alles stimmen, dann
stimmen sie zu, wenn das Geld nicht stimmt, stimmt was nicht. Bei der Mongolin
stimmte alles, sie hatte einen gut bezahlten Job, verdiente eigenes Geld, war
gut im Bett und sie liebte diesen depressiven Optimisten, der lächelnd durch
das Leben ging, das ihn zum Weinen brachte. Doch auch diese Liebe war dem
Untergang geweiht, nach zehn Jahren, mit der zerstörerischen Kraft der Tochter
im Nacken, war die Luft raus und der Mann, der nicht allein sein konnte, war
allein. All das liegt viele Jahre zurück, ich erfahre die Einzelheiten seines
Lebens erst jetzt, wenn er mich einmal in der Woche beim Frühstück besucht und
fröhlich plaudernd mein Bier trinkt. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und
viel Bier den Bach runter gelaufen, auch er trinkt gern Alkohol, den
Energiedrink depressiver Menschen. Da ich immer zehn Kartons liefern lasse,
findet er bei mir einen ausreichenden Vorrat an dem er sich gern bedient. Er
trinkt jedoch an einem Vormittag nur eine große Flasche Bier und fährt
anschließend mit dem Motorbike zurück zu seiner Eigentumswohnung. Nach seiner
vierten Ehe mit der Tochter der Steppe, zog es ihn wieder nach Thailand wo er
eine „Wilde Ehe“ mit einer Thailänderin führte, der er in ihrem Dorf ein Haus
baute. Die wenigsten Männer halten es auf Dauer in der Provinz aus, nach zwei
Jahren kaufte er eine Wohnung in Pattaya und wollte
seine Frau dorthin mitnehmen. Sie wollte in ihrem Haus bleiben, man trennte
sich. Jedoch nicht für immer, nach einigen Monaten folgte sie ihm weil sie Geld
brauchte; „Am Gelde hängt, zum Gelde drängt, doch alles“ Goethe. Neben dem Haus
hat der brave Mann seiner fünften „Ehefrau“ auch ein Auto gekauft, heiraten
geht nicht, er ist noch mit der Mongolin verheiratet. Er bezeichnet die Fünfte
als langweilig, die Vierte war besser. Er ist 62 Jahre alt, sieht blendend aus,
zeigt der Welt die Zähne, schneeweiße Exemplare, die er mit einem gewinnenden
Lächeln zur Schau stellt. Er wirkt noch immer jugendlich und ist durchaus
vorzeigbar. Er hatte mir vom Sonntagsbrunch im Bramburi
erzählt, ich war inzwischen in Begleitung von Bob öfter dort. Ein schöner
Biergarten, mit gutem Essen für einen guten Preis. Beim letzten Besuch
vermieden wir die Sammeltaxe, Bob bestellte eine Taxe zum billigen Tarif, die
uns für wenig Geld von Tür zu Tür fuhr. So musste ich keine beschwerlichen
Fußwege meistern und blieb von einem neuen Schwindelanfall verschont. Bob und
Robert sind die einzigen Bezugspersonen für mich, der Eine bestellt mein Bier,
der Andere trinkt es. Ich trinke es auch, die Pandemie ist die Lebenshilfe
einsamer Trinker, seit das Gruppentrinken verboten ist, ist der Einzeltrinker
kein Einzelgänger mehr, endlich darf man allein trinken, was vorher als verpönt
galt. Der Biergarten ist ein Garten ohne Bier geworden, in dem nur noch
gegessen wird. Der Mundschutz schützt den Menschen nicht vor der
Nahrungsaufnahme, ein seltsamer Vorgang, bei dem der Mensch alles was er
auslöffeln muss, mit Messer und Gabel bewältigt. In einem surrealistischen Film
von Bunuel saßen die Darsteller bei Tisch auf dem Klo und zogen sich zum Essen
auf das stille Örtchen zurück. So etwas ist unzulässig, man darf das Scheißen nicht
mit dem Essen in eine Topf werfen. Ich entscheide wann und was ich esse, das
Ausscheiden entscheidet der Enddarm. „Ich kann essen was ich will, bei mir wird
alles zu Scheiße“. Die beliebtesten Wörter der deutschen Sprache sind shit und fuck, was ist denn das
für ein verfickter Scheiß? Scheiß drauf, das Leben
ist beschissen wenn man nichts zum Essen hat. Wer verliebt ist möchte den
Partner vor Liebe auffressen und nach der Scheidung auskotzen. Viele ehemalige
Liebende müssen sich übergeben wenn sie erinnern was sie verschlungen haben.
„Wer liebt verschlingt, wer zweifelt trinkt“. Der Zweifel ist die Ursache der
Verzweiflung, wehret den Anfängen. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, den wir
nicht missen möchten. Robert ist der lebenstüchtigste Depressive den ich kenne,
er macht Geld an der Börse und meistert sein Leben besser als die anderen
Irren, die sich für normal halten. Irre sind menschlich, Normale sind
beängstigend. Robert ist der geborene Verschwörungstheoretiker, alle Politiker
sind seine Feinde, nur ich bin sein Freund. Die Freundschaft ist die Schwester
der Liebe, man idealisiert den Freund und befreundet sich mit dem Gedanken ihn
immer zu lieben; „Wir wollen Freunde sein fürs ganze Leben“ Deutsches Liedgut.
Das hohe Lied der Freundschaft wird zum Opfer niederer Instinkte wenn ich mich
in die Frau meines besten Freundes verliebe; „Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib“. Weiber zerstören Männerfreundschaften weil die Liebe zwischen
Mann und Frau das einzig Wahre ist. Wahr ist dass es keine wahre Liebe gibt,
die Liebe ist ein Heilsversprechen, sie soll offene Wunden heilen, die nicht
offen zugegeben werden. Robert und ich, wir sind Freunde geworden, er liebt
mich weil ich ihn verstehe, ich liebe ihn weil er mich liebt. Robert kümmerte
sich um meinem Computer, ich kümmerte mich um seine Kümmernisse, vorbei die
Zeiten als wir ohne Computer und ohne Kummer durch das Leben gingen. Das ist
natürlich Unsinn, denken wir nur an den Liebeskummer, wer geht schon ohne
Liebeskummer durch das Leben? Den Kummer könnte man ertragen, das Liebesleid
ist schwerwiegender. Robert hat seine langweilige Gefährtin, Bob hat seine
käuflichen Frauen, der Mensch kauft was er zum Leben benötigt. Ich benötige
meine Freunde zum Leben, ohne sie wäre ich hilflos und hoffnungslos. Schon
immer liebte ich den Filmhelden, der von keinem geliebt, von allen gehasst, von
Gangstern und Polizei verfolgt, auf der Flucht war. Zu meiner Zeit war das
immer ein Mann, dem ein gütiges Schicksal in höchster Not eine Frau schickte,
die ihn wegen seiner Zwangslage lieben musste. Die sogenannte Liebe muss für
jeden Scheiß herhalten, es gibt nichts Schöneres. Auf Grund meiner Erziehung
durch das Kino glaubte ich an die Liebe, sie ist der Ausweg aus einer
aussichtslosen Situation. Natürlich muss sich das Paar erst zusammenraufen,
aber irgendwann kommt es zum erlösenden Kuss, der früher ohne Zungenschlag
zelebriert wurde, eine billige Absteige gewährt ihnen ein Zeitfenster, sich
hemmungslos zu entkleiden und erbarmungslos zu lieben, derweil draußen die Bedrohung
lauert. Merke: Liebe wird erst spannend wenn sie bedroht ist. Das Drehbuch
lässt den Liebenden wenig Zeit ihre sexuellen Bedürfnisse auszuleben,
unterbricht aber selten den Koitus, der unter direkter Bedrohung ein unterbrochener wäre. Nach wenigen Stunden
Schlaf peitschen die Verfolger das junge Glück aus den Federn, jetzt wird
geteert und gefedert. Meine Feder sträubt sich niederzuschreiben was des
Aufschreibens wert wäre, Worte reichen nicht aus das Unbeschreibliche zu
beschreiben. Die Zeit fließt dahin wie die Quelle zum Wasserfall, schon wieder
hatte uns ein gnädiges Schicksal einen Sonntag beschert, der uns zum Buffet
lockte, wo Robert mit zwei anderen Kumpels schon bei Tische saß. Es war der 3.
Oktober 2021, der Biergarten war gut besucht, Mund und Nase waren bedeckt wenn
man sich die Teller füllte. Essen trinken reden lachen, konnte unmaskiert
stattfinden. Robert zeigte mir wichtige Papiere, die er wohl für den Fall einer
Polizeikontrolle (kleiner Scherz) bei sich führte; Das Passfoto zeigte ein Kind
mit lockigem Haar, es war ein Ausweis der Kinderorganisation: „Junge Pioniere“,
das zweite Dokument war ein Ausweis der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Die
thailändische Polizei wird diese Papiere nicht zu würdigen wissen, ich
betrachtete sie mit Interesse, zumal ich nie Mitglied dieser DDR-Vereine
gewesen war. Ich hatte nie einen Ausweis der Hitlerjugend (HJ), bin ohne jede
Betreuung in verschiedenen Systemen aufgewachsen. Nach jeder Zeit kommt eine
andere, auf jeden Führer folgt ein neuer Verführer. Unser Verführer war der
Sexualtrieb, er trieb uns nach Thailand, dort trieben wir es mit jeder
anständigen Frau die mal anständig Geld verdienen wollte. Heute sind wir
„Verdiente Sextouristen des Volkes“, ein Titel den wir redlich verdient hätten.
Hätte man mir diesen Titel verliehen, man würde dem alten Mann heute keine
Achtung dafür entgegenbringen; „Nur wer kann ist ein Mann“. Voller Neid sieht
der Alte auf die jungen Männer, die sich mit scharfen Weibern schmücken, so ist
der Begriff „Penisneid“ entstanden. „Der „Vaginaneid“
dagegen, plagt die jungen Männer die gern als Frau ihren Mann stehen möchten,
ihnen steht der Penis im Wege. Immer wenn sich die Wege von Vagina und Penis
kreuzen bekreuzigt man sich weil Unheil droht. Heute besuchte mich Robert, der
von allen guten Geistern und von seiner lieblosen Frau verlassen wurde, mit der
er in einer Interessengesellschaft lebt, die nur ihre Interessen begünstigt.
Sie empfindet die sexuelle Notdurft des Partners als unzumutbare Zumutung die
man ungestraft abweisen darf. Tatsächlich kassieren die Frauen die Männer ohne
jede Gegenliebe ab weil es in ihrer Macht steht. Wir leben in einer
Männergesellschaft in der Frauen die
Macht haben. Die Macht der Männer ist Ohnmacht gegenüber der Macht der Frauen,
Die Männer bestimmen den Kurs, die Frauen sagen wo es lang geht. Robert ist
gefangen in seinen Wunschvorstellungen, er glaubt an die Liebe und an die
Freundschaft zwischen Mann und Frau, ohne zu erkennen dass gerade die Frau sein
ärgster Feind ist. Er ist clever, er meistert sein Leben auf erstaunliche
Weise, legt aber devot alles verdiente Geld einer Frau zu Füßen die ihn nicht
liebt. Man kann das mit dem Wort „Liebeskasper“ abtun, Männer dieser Art als
Versager abstempeln und in einer Schublade endlagern.
Ist ein Mensch der Liebe sucht ein Träumer oder ein Masochist? Was wollen diese
Männer von den Frauen, soll sie Mutter, Hure, Domina oder ein Haustier sein,
das freudig mit dem Schwanz wedelt Wenn Herrchen von der Arbeit kommt. Die Frau
hat keinen Schwanz, das ist ihr Vorteil, warum sollte sie Penisneid entwickeln?
Der Penis sorgt dafür dass der Mann die Frau umsorgt und versorgt, er ist die
Rute die ihn in die Tretmühle treibt, wo er erarbeitet was die Frau ihn kostet.
Die Vagina ist die Melkmaschine, die das letzte aus ihm herausholt. Nach dem
Gespräch mit Robert wurde mir erneut klar dass ich mir heute gar keine Frau
mehr leisten könnte, die jungen, hübschen sind unnahbar und unbezahlbar, aber
selbst die alten pressen unerbittlich alles aus dem Liebeskasper heraus was
sein Bankkonto hergibt. Ein Farang muss ein Haus
bauen, ein Auto kaufen, für die Wohlfahrt ihrer Familie sorgen und er darf
gehen wenn sein Geld alle ist. Ich habe gelernt allein zu sein und mich selbst
zu lieben, ich kann allein sein, muss mich nicht mehr anpassen und mein teures
Weib um gutes Wetter bitten, ihre Launen und immer neue Forderungen ertragen.
Das wenige Geld das ich besitze muss ich für den Notfall festhalten, ich bin
ein kranker alter Mann der ohne Krankenversicherung in Thailand lebt. Der Trieb
ist erloschen, die Sehnsucht nach Liebe hält an, die Selbstbefriedigung hat
sich von selbst befriedigt, das Leben ist hart, der Penis bleibt weich. Im TV
bevorzuge ich verspielte Liebeskomödien, wo ich jungen, hübschen Frauen beim
Spiel mit der Liebe zuschaue. Die Jungen zahlen ihren Tribut an die Liebe, die
Alten schauen zu.
ERINNERUNG
Vor Jahren saß ich nackt auf dem Klo als es an der
Eingangstür meines Hotelzimmers klopfte. Ein Freund hatte sich angemeldet,
seine wesentlich jüngere Dauerfreundin war verhaltensgestört, sie hatte
mehrfach den Zorn der Zimmervermieter erregt, die beiden flogen raus und
mussten sich eine neue Bleibe suchen. Wir hatten uns öfter gegenseitig besucht,
heute klopften sie an meine Tür. Die junge Frau hatte früher an einer Bar
gearbeitet und in ihrem Leben viele nackte Männer gesehen. In Thailand ist man
schamhaft und prüde, das passt mit der Freizügigkeit von „ Frau Warrens Gewerbe“ nicht zusammen,
so wird das schamlose Geschäft auch häufig verleugnet. Eine Doppelmoral, die
nur das Schöne und Angenehme offen ausspricht, den Ernst des Lebens unerwähnt
lässt. Alles was nicht schön ist, ist unschön und wird vermieden. Hier spielt
auch der Gesichtsverlust eine wesentliche Rolle, man darf keinem Menschen
Fehler nachweisen, er würde sein Gesicht verlieren. Bei ihren Besuchen hatte
die Dame mir hinter dem Rücken ihres Beschützers, ohne Worte, nur mit ihrer
Mimik Oralverkehr angeboten; Mund und Zunge sprachen eine unmissverständliche
Sprache, ein häufig wiederholter überdeutlicher Scherz der gut gelaunten
Prostituierten. Man konnte mit dieser Art „Körpersprache“ dem Kunden an der Bar
eindeutige Angebote machen, wenn er nicht Englisch sprach. Als die beiden
ungeduldig weiter klopften rief ich laut; Ja ich komme und nahm mir nicht die
Zeit eine Hose anzuziehen, ich wollte ihren frivolen Scherzen diesmal etwas
entgegensetzen und öffnete nackt die Tür. Für mich ist Nacktheit nichts
besonderes, in Berlin besuche ich täglich die City Sauna und liege nackt unter
Nackten auf der Sonnenterrasse im fünften Stock des Gebäudes. Mein spontaner
Scherz wurde unerwartet ernst genommen, entsetzt wich das Mädchen vor mir
zurück, ich hatte ein Tabu gebrochen und ihre Schamgefühle verletzt.
Entgeistert bewegte sie sich langsam rückwärts, besorgt umarmt und in Schutz
genommen von meinem Freund. Ein Wort von ihm hätte die Spannung lösen können;
„Zieh dir mal was über“. Er schlief mit ihr seit Jahren, war aber die
Vaterfigur seiner kranken Freundin, die er vor einem schamlosen Wüstling
schützen musste. Die beiden flohen spontan den Tatort und ließen mich ratlos
zurück. Ich schloss die Tür und rief ihn auf dem Handy an, er hob nicht ab.
Sind wir verantwortlich für unbedachte Handlungen, trage ich eine Schuld wenn
ich eine unschuldigen Seele mit meinem nacktem Körper bedränge? Ich weiß nicht
ob das bedauernswerte Menschenkind das Trauma ihres Lebens je verwunden hat,
ich habe es verwunden, mich kann keiner mehr verwunden. Der sogenannte Freund
wunderte sich als ich beim nächsten Treffen; Loi Kratong in einem Fünf Sterne Hotel, für das ich bereits das
Ticket bezahlt hatte, nicht erschien, nachträglich wollte er „Die unsittliche
Beleidigung“ seines Schützlings nicht überbewerten. Die Bewertung unserer
Handlungen erfolgt nach den Grundsätzen von Moral und Anstand, Sitte und
Brauchtum. Wenn es der Brauch ist sich niemals nackt zu zeigen, hatte ich meine
Freiheit missbraucht, ich hatte die ungeschriebenen Gesetze des Gastlandes
nicht ernst genommen, die Gefühle von Menschen verletzt deren Denken ich nicht
verstand, und verstand die Welt nicht mehr. Als ob je einer die Welt verstanden
hätte, oder die Frauen. Das Verstehen ist eine der wichtigsten Aufgaben des
Menschen, wir müssen einander verstehen, sonst stehen wir allein da. Es geschah
zu der Zeit als ich die letzte Liebe meines Lebens verloren hatte, Patty hatte
ihr „Glück“ in Amerika gefunden, ich musste es in mir selbst finden. Wer sein
Glück in einem Partner sucht wird oft unglücklich, wer sein Glück in sich
selbst sucht hat bessere Aussichten. Die Selbstsuche ist die schwerste Aufgabe
des Suchenden, sie beginnt wenn man aufhört zu suchen. Heute suche ich Frieden
und betrachte den Krieg der Geschlechter wie ein Wissenschaftler, der alles
unter dem Mikroskop sieht, er steht über den Dingen.
DIE EREKTION
Der Penis steht nicht über den Dingen, er steht unter dem
Pantoffel, der Schwanz ist der Pantoffelheld einer Seifenoper in der starke
Frauen dominieren. Männer werden eingeseift und über den Löffel barbiert, nicht selten schneidet man ihnen die Kehle durch.
Die Liebe ist eine einschneidende Sache, die Erektion zeigt Überlegenheit, das
Erschlaffen die Ohnmacht. Mit dem Penis ist die Frau nicht zu besiegen, er ist
ein stumpfes Schwert, seine Kampfbereitschaft erlahmt im Tunnel der Liebe, er
kämpft gegen Windmühlen die ihn zermahlen werden. Der Orgasmus ist ein süßer
Tod, der nach der Auferstehung teuer bezahlt werden muss. Unser Mann in Asien
sieht die Welt mit den Augen des Kinos, am Ende seines Lebens darf er dem
unzüchtigen Treiben der Filmschaffenden zusehen, die vor keinem Missbrauch
zurückschrecken. In der Serie: „Hollywood“ wird Sex als Ware gehandelt, dass sich „ME TOO“ im Grabe umdreht. Schon
wenn sich ein Mann nach einer Frau umdreht verstößt er gegen die Regeln der
Selbstbestimmung, nur das Umdrehen im Grabe ist erlaubt.
HOLLYWOOD
Im Hollywood von damals war „ME TOO“ eine
Selbstverständlichkeit, man vögelte sich nach oben weil es unzweckmäßig war
sich nach unten zu vögeln. Es wimmelte von Männern und Frauen die sich zum
Filmstar hochblasen mussten Heute gibt es Frauen die einen derartigen Aufstieg
als Abstieg betrachten, ein Abstieg findet in einer Absteige statt, ein
Aufstieg im 5 Sterne Hotel. Wo auch immer wir absteigen, das Vögeln ist die
Seele des Hotels. Wer ein Hotel nur zum Schlafen benutzt ist den Beischlaf
nicht wert. Es gibt männliche und weibliche Weltverbesserer, sie werden die
„Weltverschlechterung“ nicht aufhalten. In der Serie Hollywood geht es um
berühmte schwule Hollywoodstars, die sich nicht outen durften, um einen
zynischen Agenten vor dem Rock Hudson die Hose runterlassen musste; „Blase mir
das Lied vom Star“. Eine hübsche Schwarze spielt das Hausmädchen im schwarzen
Kleid mit weißer Schürze sie träumt von einer Hauptrolle aber die Zeit ist noch
nicht reif. Schwarze Dienstboten und weiße Schwule, hier hat sich tatsächlich
etwas getan; heute gibt es weiße Dienstboten, und schwarze Filmstars, männliche
Drag Queens und weiße alte Männer. Im
Farbfilm dürfen schwarz und weiß das Bett und das täglich Brot teilen, den
Kaviar zieht sich die Frau nach der Scheidung rein. Bei mir hatte der weiße
Filmstar ins Schwarze getroffen, ich beneidete den weißen Hauptdarsteller und
bedauerte den schwarzen Dienstboten ich war der geborene Dienstbote in einem weißen
Land mit schwarzen Aussichten, ich hatte den schwarzen Peter gezogen, eine
Spielkarte die mir den Namen gab. Heute bin ich ein weißer alter Mann, der die
Frauen noch immer liebt. Sie sind schön, sie sind liebenswert, sie können einen
Mann glücklich machen. Ich liebe sie platonisch und darf mein Geld für mich
behalten. Ich bin ein scheinbar wohlhabender Dauerurlauber, der täglich
Dienstboten mit Trinkgeldern beglückt. Das Trinkgeld ist ein Geld dass der
Trinker guten Gewissens zum Trinken benutzen darf, Millionen Dienstboten in
aller Welt verwenden es nach Dienstschluss für eine gute Sache. Der Trinker ist
ein Süchtiger der alten Schule, das Gift wird von ihm wie Nahrung aufgenommen,
nach der Mutterbrust werden andere Getränke gereicht.
LIEBESKASPER
Der Leser möge mir verzeihen wenn es wiederholt zu
Wiederholungen Kommt, keine Wiederholung kann wiederholen was einst geschah,
die Vergangenheit hat keine Zukunft. Die Wiederholung ist das Wesen der Musik,
jedoch nicht der Erzählung. Die Erzählung ist wie das Erbsen zählen, jede Erbse
sieht gleich aus, kann aber anders erzählt werden. Die Erzählung muss
weitergehen, neues erzählen, die
Spannung halten, jede Wiederholung langweilt, man kennt das Alte, erwartet das
Neue. Jede Frau ist die Prinzessin auf der Erbse, Der Mensch ist Geldgierig und
neugierig, Frauen gieren nach neuem Geld, Männer gieren nach neuen Frauen. Alte
Frauen sehen alt aus, alte Männer sehen nach Geld aus.“ Was uns gefällt, das
ist das Geld, wir wollen keine neue Welt“. Der Mann ist das Mittel zum Zweck,
er weiß nicht was die Frau bezweckt. Ich habe gelernt allein zu leben, ohne die
unvermeidliche Frau an meiner Seite, nun erlebe ich bei einem Freund die
Abhängigkeit des depressiven Mannes von der Endlösung seiner Probleme; Die Frau
ist die Erlösung des Mannes, bei ihr findet er das Glück im Unglück. Robert ist
verzweifelt, seine „Frau“ hat ihn verlassen, lebt bei der Familie und pflegt
die kranke Katze. Robert liebt Katzen,
seine „Lebensgefährtin“ hat nur ein Leben, das ist zu kurz um es an einen
einzigen Mann zu verschwenden. Katzenhaft schleicht sie sich aus einer
Verbindung die für sie unverbindlich ist. „Ich bin die Katze, du die Maus“. Die
Liebe ist ein Katz und Maus Spiel, Robert zappelt in der Mausefalle. Wenn die
Katze zubeißt ist es zappelduster. Ich bin alt aber
frei, mir kann keine Frau mehr gefährlich werden, mein Stecker passt in keine
Steckdose, meine Begierden können nicht mehr gestillt werden, ein impotenter
Mann kann nur noch Misserfolge
wegstecken. Es ist der Frieden den das Versagen uns schenkt wenn wir
nicht mehr siegen wollen. Tatsächlich gibt es keinen Frieden, ich begehre
meines nächsten Weib ohne es befriedigen zu können. Selbst die
Selbstbefriedigung, die keinen belästigen würde, wird dem Versager versagt. Ich
hatte Robert zum Abendessen eingeladen um ihn auf andere Gedanken zu bringen,
aber die jugendliche Freundin eines alten Bekannten brachte mich auf andere
Gedanken. Der Gedanke an ein Leben ohne Sex, aber mit den liebevollen
Umarmungen einer jungen Frau, ähnlich den japanischen Robotern, die alte
Menschen ruhig stellen sollen, eine Dienstleistung die man nicht den Maschinen
überlassen sollte, erschien mir tröstlich. Robert erschien am Vormittag, trank
mein Bier und beschimpfte die Frauen im Internet;“ Alles Nutten außer Mutti“.
Es wimmelt von Shorttime-Angeboten im Netz, keine dieser elenden Nutten sucht
eine seriöse Partnerschaft wie er sie gern hätte. Das Leben ist nicht so wie
wir es gern hätten, es folgt eigenen Gesetzen. Früher wollten die Mädchen in Pattaya eine Langzeitbeziehung, sie wollten den Mann an
sich binden so lange es ging, wer drei Wochen Urlaub machte, sicherte einem
armen Mädchen sorglose drei Wochen. Das war es was die Nutten in Thailand
interessant machte; Sie waren keine Nutten, sie waren arme Mädchen vom Lande
mit Land in Sicht. Für den Urlauber waren sie eine Urlaubsbekanntschaft mit
exotischem Sex, eine Liebe ohne Folgen. Man reiste ab und war alle Sorgen los.
Das Leben ist kein „Ohnesorg-Theater“, wer keine Sorgen hat der macht sich
welche. Welche Folgen ein solcher unbeschwerter Urlaub haben sollte, stellte
sich erst heraus wenn der Urlauber Beschwerden bekam weil er den Urlaub nicht
vergessen konnte. Konnte er voraussehen dass die sogenannte Liebe ihn wie ein
Keulenschlag treffen konnte? Liebe kommt langsam aber gewaltig, unbarmherzig
schlägt ihre Keule auf das Opfer ein, sie schlägt ihm den Schädel ein. Der
teuerste Urlaub seines Lebens; er heiratet eine Frau die er nicht kennt,
bewältigt alle Hürden der Bürokratie und lernt den Ernst des Lebens kennen.
Seine Frau liebt ihre Familie mehr als er sich je vorstellen konnte, er ist
nicht mehr allein. Der „Rattenschwanz“; Familie wird ihm noch viel Freude
machen, es sind Blutsauger, deren Durst nie zu stillen ist. Robert ist unheilbar krank, von Nutten
umzingelt sucht er die Frau seines Lebens im Bordell des Lebens, alle sind
käuflich aber keine auf Dauer. Männer sind zu bedauern, sie suchen die Liebe
und finden die Nutte. Der Mann muss die Nutte lieben um sich selbst lieben zu
können, eine verwandte Seele, der ein einziger Partner nicht genügt. Wir alle
wollen lieben, aber nicht nur einen Einzigen. Die Liebe ist der Zwiespalt des
Lebens, wen werden wir morgen lieben? Wohl dem, der im heute lebt und das
morgen hintanstellt. „Was morgen geschah“, einer meiner liebsten Filmtitel. Am
Abend gingen wir zu dritt essen, auch Dieter erschien, er brachte seine
schlanke junge Frau mit, das kam selten vor, ich sah sie zum zweiten mal und war erneut hingerissen. Nicht zu begehren des Nächsten
Weib, ist eine Forderung die der gläubige Christ nur bei vollschlanken, wenig
anziehenden älteren Exemplaren der Gattung, erfüllen kann. Bei den jugendlichen
Schönheiten, die der gut betuchte ältere Mann mit sich führen kann, ist das
Begehren nicht zu unterdrücken. Wie viel Geld zahlt der alte Sack dem jungen
Ding damit es seinen Sack krault? Bei Dieter wusste ich den Preis, den er jeden
Monat auf den Tisch des Hauses blätterte, für 30.000 Baht verkaufte die junge
Frau ihre Jugend an einen faltigen, weißhaarigen Mann, eine seriöse
Erscheinung, ein erfolgreicher Geschäftsmann der sich in Pattaya
zur Ruhe gesetzt hatte. An jedem anderen Ort wäre er in Begleitung einer
blutjungen Geliebten unangenehm aufgefallen, hier waren haarsträubende
Altersunterschiede normal. Arme Männer verkaufen ihre Arbeitskraft an
Unternehmer, arme Frauen verkaufen ihre Jugend an alte Männer. Die Ware Liebe
ist nicht die wahre Liebe, aber die wahre Liebe bringt selten was ein. Kaufen
und Verkaufen sind die Grundlagen einer prosperierenden Wirtschaft, Geschäfte
dieser Art nehmen den Reichen einen Teil ihres Geldes und führen es den Armen
zu. Die Reichen umarmen die Armen, Arm und Reich reichen sich die Hände.
Neiderfüllt bewunderte ich die Schönheit der jungen Frau, Bob ging es wohl
ähnlich, er verfolgte sie als sie zur Toilette ging und erbat ihre Telefon Nr.
Erst zehn Minuten nach ihr kam er an unseren Tisch zurück, Dieter hatte nichts
gemerkt. Er war ein Glückspilz, sein schlohweißes Haar kontrastierte
wirkungsvoll mit ihrem langen schwarzen Haar, das ihre schmalen Schultern wie
ein teurer Umhang bedeckte. Sie gehörte zu den Mädchen die ihr Haar nicht mit
Färbemitteln vergifteten; Black is beautifull.
Natürlich war sie tätowiert; Eine Rose zierte ihren Oberarm, sie war ein
Kind ihrer Zeit, ich war ein Greis ihrer Zeit. Ich himmelte sie an, sie
bemerkte es mit Wohlgefallen, es tat sich was zwischen den Geschlechtern
unterschiedlichen Alters. Dieter war ein Mann der in seinem Leben tausend
Frauen gehabt hatte, er kannte keine Verlustängste; „Denn an der nächsten Lampe
steht schon die nächste Schlampe“ Deutsches Liedgut. Jedes Lied ist gut wenn es
die sogenannte Liebe treffend beschreibt. Diese Braut war ein Treffer, sie traf
mich mitten ins Herz. Dieter bemerkte nicht welche Stürme der Leidenschaft
meinen greisen Leib erfasst hatten, ich hatte mich in seine Freundin verliebt.
Es ist leicht sich in die Schönheit der Jugend zu verlieben, aber das
Greisenalter verhindert den Zugriff. Natürlich könnte auch ich die 30.000 Baht
zahlen, aber mein Penis könnte die Summe nicht abarbeiten. Der Mann will die
Frau glücklich machen, ein Cunilingus könnte die
letzte sexuelle Handlung des Alters sein, die der Partnerin einen Orgasmus
bereitet. Endlich wäre der Mann nicht mehr der wütende Angreifer früherer Tage,
dessen schmerzhaftes Eindringen die Frau als Gottgewolltes Schicksal zu
erdulden hatte, er war auf sein letztes Hilfsmittel angewiesen um sie mit dem
Höhepunkt zu erniedrigen. Ich konnte mich an Dieters Frau nicht satt sehen,
Robert fand sie zu jung und Bob fand sie zu dünn, er war auf üppige Brüste
programmiert, die junge Dame hatte wenig in der Bluse. Dieter bestieg mit ihr
sein Motorrad, sie schenkte mir ein letztes Lächeln, ihr langes Haar flatterte
im Fahrtwind als sie meinen begehrlichen Blicken entschwand. In dieser Nacht
träumte ich von ihr; Neben ihrem „Sugar Daddy“ Dieter hatte sie einen jungen
Thai Freund, mit dem sie vor meinen Augen kopulieren wollte, ich zahlte ihnen
eine gute Gage um zu sehen wie die begehrenswerte junge Frau in den Armen eines
jungen Mannes einen Höhepunkt erlitt. Alte Männer versuchen verzweifelt ein
Gefühl wach zu halten, wenn sie anderen beim Akt zusehen. Wehmütig sah ich wie
der Penis des jungen Mannes hervorragend vom Körper abstand
und wie er sich des Opfers bemächtigte, das ihn leise stöhnend in sich aufnahm.
Während der Junge Bursche in die Partnerin hineinarbeitete geschah in meinem
Schoß das Wunder der Auferstehung. Zögerlich aber willensstark erwachte mein
Glied zu neuem Leben, ich masturbierte wie in alten Zeiten, es konnte nur ein
Traum sein. Der Körper der jungen Frau bäumte sich auf, sie stieß einen spitzen
Schrei aus, den der junge Mann mit einem Grunzen beantwortete während er in den
Regenmantel ejakulierte. Zur gleichen Zeit stieg mir das lang entbehrte Gefühl
des Orgasmus in den Kopf, ich hatte einen Erguss an dem ich erwachte.
BÜROKRATIE UND SONNENSCHEIN
Vor einigen Wochen hatten wir in Bangkok meinen neuen Pass
beantragt, er konnte nun bei der Botschaft in Pattaya
abgeholt werden. Diese Erleichterung war Gebührenpflichtig, eine weitere Gebühr
wurde für eine sinnlose Bescheinigung der Entwertung des alten Reisepasses
fällig. 2.042.- Baht wurden gezahlt, dann ging die Fahrt weiter zur
Immigration, wo meine Aufenthaltsgenehmigung vom alten in den neuen Pass
übertragen werden musste. Unterwegs erzählte mir Bob dass Dieter für längere
Zeit nach Deutschland reisen musste, wodurch sein Mädchen ihren Job verloren
hatte. In Zeiten der Pandemie fehlte es an neuen Bewerbern, Dieter zahlte nicht
mehr. Sie sei für einige Zeit zur Familie gefahren, die sie lange entbehrt
hatte. Ich hatte nichts entbehrt, meine Ansprüche waren anspruchslos, ich
liebte die Frauen, konnte aber nichts mehr mit ihnen anfangen, also kultivierte
ich meine Liebe zu den Menschen. Wenn die Sexualität stirbt eröffnen sich der
Liebe neue Wege, man liebt mit dem Herzen und nicht mit dem Schwanz. Ich liebte
sie alle, die dort in langen Schlangen für ihr Visum anstanden, die
Uniformierten, die über Sein und nicht Sein entscheiden konnten. Ich liebte
meinen Blindenhund Bob, der mir alle Sorgen abnahm, der mich sicher zum Auto
geleitete das mich sicher in mein Hotel zurück fuhr. Insgeheim liebte ich eine
junge Frau die meine Impotenz als Geschenk empfinden würde, ein Mann der zahlt
ohne Forderungen zu stellen. Natürlich würde ich zahlen, das hatte ich immer
getan, ich wollte sie nackt sehen, ihre jungfräulichen Brüste küssen wie ein
Ertrinkender der den Strohhalm bis zur Neige aussaugt, mich verneigen vor ihrer
Jugend und Anmut, sie anbeten und mich in ihr verlieren wie ein Penis im Dunkel
der Erfüllung. Häufig erlebt und als Selbstverständlichkeit empfunden, ist der
Verlust des Orgasmus das Trauma des Alters. Frauen lieben ihre Kinder, Männer
lieben ihre Orgasmen, die Einen kosten Geld, die Anderen haben Geld gekostet,
die Liebe ist eine Kostenfrage. Wer die Liebe einmal gekostet hat scheut keine
Kosten.
NEUNUNDACHTZIG
In seinen Träumen war der alte Mann stets auf Bahnhöfen und
in Zügen unterwegs, er kannte weder den Weg noch das Ziel, verpasste immer den
rechtzeitigen Ausstieg. Er arbeitete im hohen Alter noch immer als Techniker in
Studios mit bekannten Künstlern, er betreute Sänger und Sängerinnen die das
Lied der Liebe sangen, der Traum ist die Fortsetzung des Lebens als surrealer
Kunstfilm in dem man immer die Hauptrolle spielt. Die Morgensonne schien durch
die Ritzen seines einfachen Hotelzimmers und beendete die Schöpfungen der
Traumfabrik. Er war ein weiteres Jahr älter geworden. Kleine Krokodile mit
Saugnäpfen an den Füssen, hingen an der Decke und verharrten dort, als sei dies
ihre Bestimmung. Wenn es eine Bestimmung gab, war er dazu bestimmt den Rest
seines Lebens in der Gesellschaft kleiner Lebewesen zu beenden, Spinnen und
Käfer, Fliegen und Mücken, Tausendfüßler und Kakerlaken bevölkerten seine
Wohnstatt. War es real oder War es ein Traum, eine riesige Spinne wollte ihn
vergewaltigen, er war ein Käfer in der Rückenlage, ein Gregor Samsa unter der Regie von Bunuel, er erhielt Anweisungen
vom Meister des surrealen Films, der neben der Kamera saß und gebannt das Spiel
seiner Darsteller verfolgte. Ich war erneut eingeschlafen und befand mich in
einem Horrorfilm während der Dreharbeiten, ein Traum der mir gefallen hätte,
wäre da nicht die Riesenspinne über mir gewesen. Verzweifelt versuchte ich auf
die Beine zu kommen als der Regisseur die Aufnahme abbrach und der
Aufnahmeleiter die Mittagspause ankündigte, das rettete mir das Leben und ich
erwachte. Ich schlug die Augen auf, die Geckos hingen unbeweglich an der Decke
und eine winzige Spinne lief über meinen Handrücken. Nun war ich der Riese, die
Rollen waren vertauscht, ich hätte sie erschlagen können. Da lag ich nun, ich
war seit über zwei Jahren in Thailand und lebte noch immer. Ich war 89 Jahre
alt und wollte es nicht begreifen. Alle meine Freunde waren tot, was wollte ich
noch hier? Ich war einsam, mir fehlte eine Frau die mir Zuneigung und Nähe gab,
ich könnte sie nicht missbrauchen, wie ich es früher gern getan hatte, aber sie
könnte mir Streicheleinheiten geben und mir Liebe vorgaukeln. In der Tristesse
des Augenblicks hörte ich wie jemand an die Tür klopfte, wer konnte das sein?
Als ich öffnete stand eine junge Frau vor mir, sie zog die Maske übers Kinn
nach unten und gab sich zu erkennen, es war die die feste Freundin von Dieter,
der sie vor ein Paar Wochen verlassen hatte. „I am your Birthday Present“
sagte sie und lächelte mich verführerisch an. Ich war sprachlos, mit einem
solchen Geschenk hatte ich nicht gerechnet. Mein Freund Bob hatte im
Freundeskreis gesammelt und dem Mädchen tausend Baht zugesagt wenn sie als
Geschenk bei mir erscheinen würde. Ihr Name war Lyn,
sie hatte keine Vorbehalte gegenüber alten Männern, sie legte die schmalen Arme
um meinen Hals und küsste mich. Ihre Zunge umspielte die meine, es fuhr mir wie
ein Blitz in die Windelhose, die unerwartete Besucherin hatte ein Dornröschen
wach geküsst. Ich umarmte das bezaubernde Geschöpf und drückte den schlanken
Leib an mich, es war ein gutes Geschenk. „Your Friend
told me, you are searching
for a good Lady, for longtime. If
you like me, i stay with
you, i take care you“. Wir sassen uns gegenüber, ich hielt ihre schmalen Hände in den
meinen und konnte mein Glück nicht fassen. Aber was wollte ich mit ihr
anfangen, ich könnte es noch einmal mit Viagra versuchen, aber ich glaubte
nicht daran. Aber wäre es nicht schön eine hübsche junge Frau jeden Tag um sich
zu haben, sie streicheln und küssen zu können, ich geriet ins Träumen und
fragte sie nach dem Preis. Sie war nicht schüchtern und verlangte 40.000 Baht
pro Monat, ich handelte sie runter auf 35.000 und wir besiegelten den Vertrag
mit einem langen Kuss, der Tote zum Leben erweckt hätte. „Dieter never come back?“ fragte ich sie,
„I don`t know“ antwortete
sie; „Mai pen rai, now i take care
you“. Wir standen nackt unter der Dusche, sie knetete
erfolglos mein Glied, aber ich hatte das Gefühl ein neues Leben zu beginnen, 89
war meine Glückszahl.