Traumreise Portugal 2022
Mit dem Berlingo unterwegs auf der
Iberischen Halbinsel
Inhalt
Klapperstorch und
Glockenschlag
Arenys de Mar, Ampolla und
Albacete
Durch das Gebirge mit
Sahara-Sand
Pedras da Rainha in Cabanas
und ein Galao
Besonders nett - ist es doch
im Bett
Carmen: "L'amour est un
oiseau rebelle" (Elina Garanca)
Carmen: "Près des
remparts de Séville" (Elina Garanca)
Manta Rota und eine
Sternschnuppe
Strandrestaurant in Praya do
Cabeco
Dent Luz in Luz - Die
Erlösung
Unser Freund Sikko und seine
120 Cabras in El Payo
Fahrt nach Mira Praya am Atlantik
Ausflug nach Gafanha da
Encarnação
Über die Bergautobahn zu
einem Friedhof in Castro Urdiales
Von Spanien nach Frankreich
nach Spanien nach Frankreich -
An der Atlantikküste
Südfrankreichs
Frei -
fREIHEIT -
ja, was ist das eigentlich ?
WIR WOLLEN ES jetzt Endlich AUSPROBIEREN - EINE REISE
OHNE TERMINE MIT OFFENEM ENDE
VIELLEICHT NUR WENIGE WOCHEN ODER SOGAR MEHRERE
MONATE - GEHT DAS?
wENN NICHT JETZT - WANN DANN ?
Spät in der Nacht
habe ich dann doch noch ein Zimmer im Gasthof Sonne in Vörstetten nördlich von
Freiburg gebucht.
Heute ist der 12.
März.
Es geht los!
Ich höre Geräusche in
der Wohnung. Ursel ist schon aufgestanden und wir bereiten uns schnell um 3 Uhr
morgens
auf unsere Abfahrt
vor.
Nach den schönen
ruhigen Weihnachtstagen in unserem Haus
Bernstein an der Nordsee haben wir die kalten Tage
in Berlin monatelang
ausgeharrt und jetzt ist es soweit.
Das Auto ist gepackt:
Um 4 Uhr sitzen wir
im Berlingo und unsere seit Jahren geplante Traumreise beginnt.
Mit dem eigenen Auto
nach Portugal an die Algarve fahren.
Gut in Coronazeiten!
Zum 3. Mal ist unser
Ziel der kleine Fischerort Cabanas de Tavira an der Algarve mit der schönen
Ferienanlage von
Man sagt: „Wer einmal
an der Algarve war, kommt entweder nie wieder oder immer wieder!“
Die Möglichkeit, im
Auto zu schlafen. Und die Elektro-Klappräder mit im Gepäck.
Mobilität und
Unabhängigkeit.
Die gesamte Iberische
Halbinsel zu umrunden.
Die Steilküste der
Algarve, Lissabon, Porto, die Costa Verde, Santiago de Compostella und unseren
Freund Sikko zu
besuchen.
Das ist unser Traum!
Macht es sofort - hat
meine Schwester uns geraten. Später geht es vielleicht nicht mehr.
Es fährt sich gut auf
der Autobahn um diese Tageszeit und in dieser Jahreszeit.
Wenn einer von uns
müde wird, wechseln wir.
Schließlich erreichen
wir den Gasthof Sonne und werden freundlich empfangen.
Das Zimmer ist
gemütlich eingerichtet, hat sogar einen Zugang zu einer kleinen Terrasse, auf
der Nachbarn
vom Zimmer gegenüber
in der Sonne sitzen.
Es liegt hinter dem
Haus gegenüber der Kirche und es dringt kein Lärm von der Straße herein.
Die Kirchturmuhr
schlägt alle 15 Minuten. Ab Mitternacht schweigt sie.
Ein Storch fliegt
vorbei.
Später entdecken wir
das Storchennest mit den jungen Störchen direkt hinter dem Hotel auf dem
Kirchturm.
Ich packe die Räder
aus und wir fahren auf einem schönen Weg durch Äcker und Wiesen und dann
an der Straße entlang
bis in das Zentrum von Freiburg.
Das Krokodil beim
Brauhaus Feierling.
Viele Touristen sind
am Dom und in den Straßen unterwegs.
Die Bächle geben dem
Gesicht von Freiburg eine einmalige Prägung.
An heißen Sommertagen
bieten sie vielen Menschen und besonders Kindern eine erfrischende Abkühlung.
Hier durfte Ursel vor
40 Jahren 4 Jahre ihrer Studienzeit verbringen, ein Jahr davon in Frankreich
am Conservatoire de
Musique und an der Université de Poitiers.
Leider hat der
Biergarten von Feierling, wo ich so gerne ein hausgebrautes Bier trank,
geschlossen.
Das Lokal ist sehr
voll und wir verzichten auf einen Besuch, meiden sowieso grundsätzlich
Innenräume
auf unserer Reise.
Schließlich fahren
wir auf einem ruhigen Weg etwas oberhalb der Stadt die 10 km zurück zu unserem
Quartier
und fallen in die
Betten.
Sonntag, der 13. März 2022
Ohne Frühstück fahren
wir zu der Bäckerei, die wir gestern im Dorf Vörstetten entdeckt haben.
Hier brummt es, viele
Menschen stehen in der Schlange vor der Theke.
Die besondere
Überraschung sind die 3 jungen Verkäuferinnen.
Sie haben alle
schwarze, hübsch geflochtene Zöpfe und gleichen sich wie ein Ei dem Anderen.
Ganz klar -
Drillinge!
Ich nenne sie „Die 3
Bienchen“ - wie sie emsig und ruhig die Wünsche der Kunden erfüllen, Brötchen
und auch Kuchen
geschickt und schnell einpacken und dann kassieren.
Wir bekommen unsere
leckeren Brötchen, die wir dann auf der Fahrt mit Butter und meiner
selbstgemachten
Brombeermarmelade
verzehren.
Zum ersten Mal kommt
jetzt mein Transformator, den ich mit meinem Freund Darek Doba installiert
habe,
zum Einsatz.
Er wandelt die 12
Volt Gleichstrom der Autobatterie in 220 Volt Wechselstrom um und wir können
mit unserem
Heißwasserkocher Wasser für unseren Kaffee kochen.
So hatte ich mir das
gewünscht!
STROM!!!
Bald sind wir an der
Grenze zu Frankreich, bemerken die Durchfahrt in das Nachbarland kaum.
Es ist herrlich, dass
es keine Kontrollen mehr gibt, selbst Corona scheint vergessen.
Wir tanken.
Eine erste große
Herausforderung für uns. Erfreulicherweise hilft uns ein Franzose bei der
Handhabung der
Tanksäulenbedienung.
Der Preis ist
günstig!
Diese Freiheit, in
einem Wald oder am Straßenrand kurz anzuhalten und einen Becher Kaffee zu
trinken, herrlich!
Ich bevorzuge den
kleinen weißen Metallbecher.
Vertraute
Gegenstände, liebgewonnen in den vielen Jahren des Lebens.
Bei einem kleinen
Spaziergang durch ein Waldstück und an einem frisch gepflügten Acker finden wir
ein Hufeisen.
Es wird uns Glück
bringen auf unserer Reise.
Wir verlassen die
Autobahn und wollen ein Stück über die Nationalstraße durch die Dörfer fahren.
Bald geht es zurück
auf die Autobahn und wir bemerken, dass hier zunächst keine Mautgebühr fällig
wird.
Später sind es
ungefähr 80 Euro, die wir zahlen, bis wir an der spanischen Grenze sind.
Dann kommt die erste
Mautstation und wir ziehen ein Ticket.
Die Fahrt dauert
viele Stunden bis wir die Rhone schließlich erreichen und an ihr entlang nach
Süden fahren.
Wir kommen an einem
der zahlreichen französischen Atomkraftwerke vorbei - Tricastin!
Seine 4 Reaktorblöcke
sind für häufige Störfälle bekannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Tricastin
Wir fahren lange den
Fluss entlang und erreichen in der beginnenden Dunkelheit in strömendem Regen
die Stadt Vienne, die
südlich von Lyon direkt an der Rhone liegt.
Hier wollten wir
eigentlich Kusine Fredo besuchen. Leider hat sie eine Familienfeier und es
klappt
nicht mit dem Besuch.
Aber wer weiß, wofür
es gut ist!
Wir können nicht
mehr, sind völlig erschöpft und ich fahre einfach vom Fluss weg, biege nach
links in eine
kleine Straße und
dann gleich wieder rechts in einen kleinen Parkplatz.
Es gießt aus Kübeln
und Ursel sagt: „Hier bleiben wir, egal was kommt“ obwohl wir vorher beschlossen
hatten,
nie wild zu campen
und das Risiko eines Überfalles einzugehen, aber wir sind fertig für heute.
Vor uns ist ein
großes Gebäude. Es ist die Mensa einer Schule und als es etwas weniger regnet,
räume
ich die Klappräder
aus dem Auto und schließe sie mit den beiden Schlössern hinter unserem Auto an
einen Metallmast.
Das Gepäck wird dann
wie üblich auf die Vordersitze geräumt, die Gardinen werden abgewickelt und mit
Wäscheklammern
befestigt und wir sind unsichtbar für andere Menschen in unserer kleinen
gemütlichen
Schlafhöhle im Auto.
In der Nacht regnet
es weiter, aber die erste Übernachtung hier in unserem Berlingo wird
überraschend angenehm.
Montag, der 14. März
2022
Am frühen Morgen
stehen wir auf und die übliche Routine findet statt:
Schlafsäcke und
Decken rüber auf die Seite hinter dem Fahrersitz.
Das komplette Gepäck
von den Vordersitzen wieder zurück nach hinten.
Die Klappräder
daneben hinter den Beifahrersitz.
Die Räder mit den
beiden Gummibändern an dem Metallhaken des Sicherheitsgurtes festzurren.
Dann mit dem
Wasserkocher das Wasser für den Kaffee erhitzen, das Müsli einweichen, Rosinen,
Honey Wheats,
Haferflocken, Wasser und etwas Milch.
Fertig!
Frühstück auf den
Vordersitzen - gemütlich und bequem!
Das ist es, was wir
am Reisen mit dem Berlingo besonders schätzen: Wenig Materie, Einfachheit,
Freiheit.
Am Ende der Reise
werden wir uns vornehmen, beim nächsten Mal noch weniger Materie mitzunehmen,
so werden der
Gaskocher und der Kochtopf dann auch zuhause bleiben.
Vor einigen Tagen
haben wir hier in Berlin von unseren Freunden Ulrike und Lai gelernt, wie man
Reis
mit einer
Thermosflasche kochen kann.
Reis in die
Thermoskanne, kochendes Wasser darauf füllen, Kanne verschließen - in einigen
Stunden
nachschauen - Reis
ist gar und heiß!
Wir werfen einen
letzten Blick auf die Schulmensa mit den kleinen Fenstern - das war ein guter
Platz für uns
zum Übernachten.
Die Weiterfahrt
beginnt!
Es geht zunächst die
Rhone weiter entlang auf der Straße, dann wieder auf der Autobahn.
Ich möchte gerne noch
einmal die Camargue sehen und wir fahren auf eine Kontrollstelle der Autobahn
zu,
halten dort vor der
Schranke und bezahlen die Mautgebühr.
Direkt hinter der
Mautschranke biegen wir in einen kleinen Erdweg und machen eine Pause.
Plötzlich hören wir
ein schabendes lautes Geräusch.
Es nähert sich ein
PKW und ich entdecke, dass sich unter dem Motor eine große Kunststoffwanne
gelöst hat, die laut
auf der Straße schleift. Der Fahrer scheint es nicht zu bemerken und ich stoppe
ihn.
Zunächst ist er
sichtlich darüber verwundert.
Nachdem ich ihn auf
den Defekt hingewiesen habe, ist er sehr dankbar.
Erstaunlicherweise
kann ich, wie schon früher, gut auf Französisch mit den Menschen kommunizieren.
Ich brauche nicht zu
überlegen, was ich sagen möchte, die Sätze fließen ohne Nachdenken heraus.
Nur hier und bei
Gesprächen mit Briten oder anderen englischsprachigen Menschen ist dies so.
In allen anderen
Sprachen überlege ich vorher und versuche dann, Sätze zu formulieren.
Meine Begeisterung
beim Lernen von anderen Sprachen stellt besonders seit Beginn der Pandemie
einen wichtigen Teil
meines Alltags dar.
Momentan ist Spanisch
dran, später dann wieder Portugiesisch, immer abhängig von dem bereisten Land.
Duolingo ist das
erwählte und geschätzte Sprachprogramm, welches ich seit 1300 Tagen täglich
ohne Unterbrechung
benutzt habe.
Chinesisch,
Niederländisch, Norwegisch, Dänisch, Russisch und auch Finnisch machen mir
immer wieder Spaß.
Wir fahren nach der
kurzen Pause weiter und landen plötzlich nach wenigen Metern wieder auf der
Autobahn.
Das ist eine
Katastrophe, denn wir besitzen kein Ticket mehr, mit dem wir durch die Schranke
kommen.
Da es keine andere
Möglichkeit gibt, fährt Ursel die Einbahnstraße gegen die Richtung zurück und
wir
setzen die Fahrt in
die Camargue erleichtert fort.
Die ersten Flamingos
kommen in Sicht und wir biegen nach einem kleinen Kreisel rechts in einen
erdigen
Weg zwischen den Salinen ab. Es gibt eine
Tasse heißen Kaffee und einige Kekse.
Ein Flugzeug nähert
sich und hunderte von Flamingos erheben sich aus einem der Seen des Rhonedeltas
in die Luft, landen
dann anschließend wieder und durchgraben den Schlamm mit ihren langen Schnäbeln
weiter nach Futter.
Einfache Häuser und
Holzhütten stehen hier an den Kanälen.
Eine Ansammlung von
Briefkästen zeigt uns, dass hier doch eine Menge Menschen wohnen, deren
Behausungen über
große Flächen im Delta verteilt liegen.
Eine kleine Brücke
wird überquert und wir wandern einige Minuten an den Salinen entlang.
Die Fahrt geht weiter
und ich wünsche mir einen Weg über kleine Landbrücken nach Süden durch die
Lagunen der Camargue.
Es ist eine besondere
Strecke, die wir hier Richtung Spanien fahren.
Dann geht es weiter
auf der Autobahn nach Süden. Kurz vor der Grenze sind wir erschöpft und machen
auf einem
Autobahnparkplatz Rast. Ich koche wieder Kaffee mithilfe der Autobatterie
und des
Transformators.
Große LKWs nutzen
hier den Wendekreis und fahren haarscharf an unserem Berlingo vorbei.
Über die Pyrenäen erreichen
wir die spanische Grenze und sind plötzlich - ohne besondere Hinweise - in
Spanien.
Es geht weiter
Richtung Barcelona, denn unser Wunsch war ja, die gesamte Küste der Iberischen
Halbinsel
abzufahren und nicht
den direkten, schnelleren Weg nach Cabanas zu wählen.
Wir sind jetzt sehr
erschöpft und finden an der Costa Brava schließlich ein schönes kleines Hotel
im Ort Pineda de Mar.
Ich laufe lange durch
den Ort, um schließlich ein Parkticket für die letzte Stunde Parkzeit bis 20
Uhr an
einem funktionierenden
Automaten zu finden.
Bei unserem
Abendspaziergang verzehre ich ein kleines Pizzabrot mit Fisch.
Die Menschen sitzen
um diese Zeit noch gemütlich auf den Straßen und wir genießen die
lebendige Stimmung
hier in Spanien.
Einige Geschäfte zeigen
für uns außergewöhnliche Angebote.
Schließlich gehen wir
noch an den Strand mit den großen Palmen, der direkt hinter der Bahntrasse
liegt.
Es gibt noch ein
kleines Abendbrot im Hotel und danach genießen wir den Balkon
mit Blick auf die
Straßen.
Müde fallen wir in
unsere Betten.
Dienstag, der 15. März 2022
Wir verlassen Pineda
de Mar und fahren an der Costa Brava nach Süden weiter. Auf der kleinen
Küstenstraße
und dann auch auf der
Autobahn, die hier kostenlos befahrbar ist.
An dem Ort Arenys de
Mar, an dem ich 1970 mit meinen Freunden Johannes und Manfred einen sonnigen,
heißen Urlaub
verbrachte, fahren wir vorbei.
Vergangenheit
loslassen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Arenys_de_Mar
Damals war Disco
angesagt. Ich alleine mit einer Spanierin barfuß wild tanzend auf dem mit
glänzenden
Metallplatten
belegten, von klatschenden jungen Spanierinnen und Spaniern umringt. Eine
schöne Erinnerung,
die mir heute kaum
vorstellbar erscheint.
Eine kurze
Freundschaft mit dem gleichaltrigen Sohn des Bürgermeisters von Barcelona,
Eugenio, das war Klasse.
Er sprach gut
Englisch und ich hatte dieses wundervolle Gefühl der Nähe und Freundschaft, der
Offenheit,
was ich mein Leben
lang immer gesucht habe und heute auch mit meinen Freunden oft erleben darf.
Nähe, Liebe,
Zuneigung und Freiheit, angstfrei vor fremden Menschen, das ist es.
Fast täglich weine
ich über die momentane Situation in der Welt, hoffe auf Frieden und weiß
gleichzeitig,
dass ein Teil der
menschlichen Natur der Krieg und Kampf ist. Ying und Yang - es gibt die Sonne
nicht ohne
den Schatten - das
sagt eine sehr kluge Frau namens Ursula!
Später war ich noch
einmal in dem Ort und konnte erleben, was mancher, der hier sein Auto in der
breiten
zentralen Straße, die
aus den Bergen bis zum Meer führt, nicht glaubt.
Diese Straße liegt
etwa einen Meter, wie ein Kanal, tiefer als der Rest des Ortes.
Unten stehen
Warnschilder, die auf Spanisch und Englisch einen wichtigen Hinweis geben:
Floods!
Nicht hier parken!
Diese Fluten habe ich
beim zweiten Besuch erlebt und die 7 Autos, die am Meer vor der dort liegenden
Brücke übereinander
gestapelt lagen, ebenso.
¿Dónde está el
albergue juvenil? - war einer der ersten spanischen Sätze, die ich lernte. Und
dann natürlich -
Una cerveza por
favor!
Es geht viele
Kilometer weiter an der Küste nach Süden, die Umfahrung mit den gefühlten 1000
Kreisverkehren
und den wilden Autos
um Barcelona herum ist eine echte Herausforderung und schließlich brauchen wir
dringend eine Pause.
Wir verlassen die
Autobahn und fahren hinunter in den Ort Ampolla.
Wir parken unseren
Berlingo und laufen gemütlich zum Meer.
Der Wind faucht dort
und die Wellen schlagen hoch.
Die peitschenden
Wellen an der Steilküste, der starke Wind - der Ort und dieser Moment - ich bin
fasziniert!
Ein besonderer
Moment. Er erinnert mich an die stürmischen Tage in Plakias auf der Insel
Kreta, wo wir so
oft schon waren.
Ich mag das rauhe, wilde
Wetter, das Meer, die Gewalt der See.
In diesem Moment
taucht ein Gefühl des Glücks und der Freiheit auf und ich singe plötzlich den
Chanson „La Mer!“ von
Charles Trenet.
Später im Hotel werde
ich mir das Lied noch öfter anhören und spüren, wie meine nostalgischen,
romantischen Seiten
meiner Persönlichkeit wieder erwachen. Sie können Tränen hervorrufen - bei mir!
Wer Lust hat, kann
sich das Lied gerne auch einmal anhören und schauen, ob er Emotionen spürt oder
vielleicht sagt: „Was
für ein Schnulz!“
Urteilen, bewerten -
das geschieht in der Regel automatisch, führt zu inneren Konflikten oder auch
zu
Glücksgefühlen oder
mehr.
Liebe, Krieg, Hass
etc.
Wu Wei - Nichts tun!
Den Geist, das Denken zügeln, zum Schweigen bringen. Eine lebenslange Aufgabe,
die im Prozess der
Meditation geübt und langsam verwirklicht wird.
La Mer von Charles
Trenet:
https://www.youtube.com/watch?v=qEkd1qWonj8
Wir wandern ein
kleines Stück an den wilden, hochpeitschenden Wellen entlang auf einem kleinen
steinernen Weg.
Hier blüht es schon
und Ursel fotografiert einige Blumen, die hier direkt an den Felsklippen über
dem Meer wachsen.
Dann geht es zurück
zum Berlingo und die Reise wird fortgesetzt.
Die nächste große
Umfahrung auf Autobahnen liegt vor uns.
Es ist die Stadt
Valencia, wo wir schon einmal einige Tage unseren Urlaub verbrachten.
Nach vielen Stunden
Fahrt erreichen wir schließlich den Ort Albacete.
Im Zentrum dieser
großen spanischen Stadt suche ich wieder auf Google Maps nach einem Hotel.
Dieses Suchen und die
anschließenden Fahrten durch die Orte sind immer recht stressig.
In der engen Straße
setze ich Ursel vor dem Hotel Principe ab und sie organisiert dann die Buchung
eines
Zimmers, während ich
in einer Einfahrt in der engen kleinen Straße im Auto warte.
Wir finden einen
Parkplatz, ich schaffe es, ein Parkticket mithilfe eines freundlichen älteren
Herrn aus dem
Automaten zu ziehen.
Auch hier ist das
Parken ab 20 Uhr bis 9 Uhr am Morgen kostenfrei.
Das Hotel Principe
ist eine erfreuliche Überraschung für uns.
Die Dame an der
Rezeption, die einen nicht wahrzunehmen scheint, jedoch genau mit einem kurzen
unauffälligen Blick
jeden Kunden registriert, ist eine Perle.
Sie hat bereits, da
sie kein Englisch spricht, ein kleines Blatt Papier für uns mithilfe eines
anderen Spaniers vorbereitet.
Nach unserer
Registrierung und der Buchung des Zimmers für nur 38,- € gibt sie uns den
folgenden Zettel:
Wir öffnen das Zimmer
und stecken unsere Chipkarte in den kleinen Sensor an der Wand. Das Licht geht
an und uns erwartet
ein wunderschöner Raum mit Marmor und alter Einrichtung, die uns in ihrer
Schönheit
sehr überrascht.
Auch die Gänge des
Hotels sind edel und stilvoll.
Neben der Rezeption steht
eine Ritterrüstung.
Anschließend bummeln
wir noch durch die Stadt und kaufen in 2 Lebensmittelläden Obst und Brot und
Joghurt für unser
Abendessen ein.
Die Kommunikation mit
den Spaniern funktioniert hervorragend.
Dann fallen wir müde
in das Doppelbett und sind bald eingeschlafen.
Mittwoch, der 16. März 2022
Am Morgen geht es
nach einem kleinen Frühstück schnell los, damit wir vor 9 Uhr pünktlich in
unserem
Auto sitzen.
Wir wählen die Route
nach Norden auf der Autobahn, um die noch zu fahrenden 700 Kilometer bis nach
Cabanas de Tavira,
dem Ziel unserer Reise, an diesem Tag zu schaffen.
Ich habe bereits am
Tag zuvor Ricardo per Mail geschrieben, um unsere Ankunft heute anzukündigen
und
das Apartment zu buchen.
Er hat sofort
geantwortet und wir sind voller Freude darüber, wie gut alles läuft.
Das ist ja unser
Traum - keine festen Buchungen und Termine im Voraus - im Jetzt reisen - ohne
Eile und Verpflichtung.
Kurz nachdem wir
Albacete verlassen haben und auf der Autobahn sind, kommt unsere Fahrt fast zu
einem Stillstand.
Hunderte von
Lastwagen ohne Anhänger fahren laut hupend nach Norden in Richtung Madrid vor
uns auf einer
Demonstrationsfahrt
für höhere Löhne.
Jetzt sind wir in der
Kolonne für 30 Kilometer gefangen und bewegen uns schleichend weiter.
Dann beschließen wir,
die nächste Abfahrt zu nehmen und zu wenden.
Es geht zurück nach
Albacete und dann Richtung Westen über die Nationalstraße A 32 Richtung
Portugal.
Ein Weg, den wir
bereits vorher in Erwägung gezogen hatten.
Es ist im Grunde ein
Glücksfall, denn die Fahrt durch die weiten Ebenen des spanischen Hochlandes
und
durch die Gebirge
wird ein echtes Abenteuer.
Eukalyptushaine,
Serpentinen, völlig schnurgerade Strecken.
Am Horizont ist ein
rötlicher Nebel zu sehen, der sich oft verdichtet. Die Scheiben des Autos, der
Boden der Gegend,
alles ist bedeckt mit rotem Sand.
Sahara-Sand, wie wir
später in den Nachrichten und von unserem Freund Toni erfahren.
Es ging durch alle
Nachrichtensender.
Eine Pause in Acatraz
mit Besichtigung des Monumentes aus dem Altertum, mit einem Kaffee,
den ich wieder mit
meinem 220 Volt Wechselrichter und dem Heißwasserboiler zubereite.
Dann an Cordoba
vorbei und mit dunklen Wolken und Regen die Umfahrung von Sevilla mit vielen
Kreisverkehren.
Bei der Fahrt in
einem dieser Rondelle schneidet plötzlich ein Auto aus der linken Spur Ursel
den Weg ab
und fährt direkt vor
ihr nach rechts in die Ausfahrt.
Es sind wenige
Zentimeter, die uns von einem Crash trennen. Eine der gefährlichsten
Situationen unserer Reise.
Dann endlich, die
portugiesische Grenze nähert sich und wir fahren über die große Brücke über den
breiten Grenzfluss
Guadiana an der Stadt Vila Real de Santo António auf der Autobahn weiter bis
zur ersten
Abfahrt und dann die
uns vertraute Küstenstraße entlang, an Cacela Velha vorbei bis nach Conceiao
und erreichen unseren
geliebten kleinen Fischerort Cabanas da Tavira.
Wir biegen nach
rechts hinein in die große Ferienanlage von Pedras da Rainha und halten vor der
Rezeption an.
Die freundliche
ältere Angestellte Andrea mit ihrem Kollegen Filippe, der gerade angelernt
wird, haben
für uns nach unseren
Wünschen das Apartment Nr. 105 ausgewählt, auf dessen Terrasse man beim
Frühstück die Morgensonne
genießen kann.
Ein WLAN Adapter kann
von uns morgen abgeholt werden, auch die Bezahlung für eine oder zwei Wochen,
was noch von uns
entschieden wird, kann morgen geschehen.
Wir räumen unsere
Sachen in unser Apartment im ersten Stock und machen noch einen gemütlichen
Nachtspaziergang auf
der Holzpromenade an dem Fischerhafen und der Lagune entlang.
Angekommen!
Donnerstag, der 17. März 2022
Am ersten Morgen in
unserer schönen Ferienwohnung erholen wir uns von den langen Autofahrten nach
mehr als 3000
Kilometern bei einem gemütlichen Frühstück.
Wir haben
hervorragend geschlafen und genießen die warmen Sonnenstrahlen und das gute
Wetter.
So haben wir es uns
gewünscht. In der kühlen Jahreszeit in den Süden fahren und die völlig andere
Landschaft mit den
Orangenbäumen und Zitronenbäumen genießen.
Hier blüht alles und
der Duft des Frühlings liegt in der am Morgen noch kühlen Luft.
Ich gehe anschließend
durch die schöne und liebevoll gepflegte Anlage, mache noch ein Foto von
dem horizontal
gewachsenen kleinen Baum, den ich so mag und betrete anschließend die
Rezeption.
Auf dem Rückweg zum
Apartment gehe ich noch am Pool und dem Restaurant vorbei.
Unser WLAN Verstärker
ist da. Ich bezahle die 675,- € für 15 Tage im Apartment Nummer 105 bis zum 31.
März.
Wir wollen dieses Mal
2 Wochen bleiben.
Dann hole ich unsere
geliebten Elektro-Klappräder aus dem Berlingo und los geht die Fahrt nach
Westen
in Richtung Tavira an
der Bahnlinie entlang, deren Gleise manchmal in der Luft scheinbar
freischwebend verlaufen,
dann über eine kleine
Holzbrücke, die hier als einzige Möglichkeit neben der großen Hauptstraße den
Fluss,
der in die Lagune
fließt, überquert.
Wir fahren auf
Erdwegen durch die großen Becken der Salinen und manchmal hört man Motorpumpen,
denn in diesen Tagen
beginnen die Portugiesen hier das Meerwasser hineinzuleiten.
Weiter geht es an dem
großen Parkplatz mit den Wohnmobilen, dann an dem riesigen Einkaufscenter
Continente vorbei, wo
wir den Anzug für mich für die Hochzeit kauften, bis in die Stadt Tavira
hinein.
In einem einfachen
Straßen-Café sitzen wir draußen und ich bestelle einen großen Kaffee mit Milch.
Die freundliche Bedienung
sagt - ahh, um galão!
Si, um galão -
antworte ich, in der Hoffnung, dass es tatsächlich ein Michkaffee ist.
Ja, er ist es!
Ursel wählt einen
handgepressten Orangensaft, der ihr köstlich schmeckt, denn die Orangen hier
sind frisch
und deutlich schmackhafter
als zuhause.
Wieder habe ich ein
wichtiges Wort gelernt und nutze es fast täglich, denn die kleinen
Mocca-Kaffees,
die hier oft bestellt
werden, mögen wir nicht so gerne.
Ein leicht
betrunkener junger Mann redet laut auf seine Kumpane ein.
Ich habe oft
Schwierigkeiten, wenn ich einen Menschen in diesem Zustand erlebe, aber vor ihm
habe ich keine Angst.
Dann fahren wir
weiter in die Altstadt von Tavira, entdecken einen hübschen Platz unter Bäumen
ohne
Menschen, und
schließlich sind wir wieder an dem großen Fluss, den man auf 2 Brücken zu Fuß
überqueren kann.
Ein freundlicher
älterer Herr aus Spanien sieht, wie ich Fotos mache und bietet an, ein Foto
von uns Beiden
aufzunehmen. Hier ist es!
Wir fahren an der
großen Markthalle vorbei und weiter in Richtung der am Kai angebundenen Boote.
Dann noch ein wenig
hinaus aus der Stadt Richtung Westen und schließlich wieder zurück.
Auf der Rückfahrt
machen wir an einer kleinen Pumpstation neben den Salinenbecken Rast und
verzehren
unsere Käsebrote.
Plötzlich entdecke
ich ein merkwürdiges Tier. So etwas habe ich noch nie gesehen!
Es ist ein
erstaunlich großes Lebewesen und ich sende ein Foto an Phil, der mir kurz
darauf antwortet:
Eine Maulwurfsgrille!
https://de.wikipedia.org/wiki/Maulwurfsgrillen
Dann biegen wir nach
rechts in einen kleinen Weg ein und entdecken ein altes Fort aus dem Jahre
1600,
welches direkt vor
der Lagune liegt.
Wir gehen hinein und
bewundern die dicken Mauern, die hier Jahrhunderte überdauert haben.
Es stand hier früher
an einer Hafeneinfahrt, gehört zu einer Verteidigungslinie an der Algarve
und wir werden später
noch viele andere Forts sehen.
https://www.keine-eile.de/forte-do-rato/
Der Weg hier gehört
zu der von der Südwestspitze bis zur spanischen Grenze verlaufenden Route,
die hier für
Radfahrer angelegt wurde.
Das Fort befindet
sich wenige Meter entfernt von einem kleinen Sandstrand an der Lagune.
Touristen machen hier
Fotos, denn es gibt auf dieser Seite der Lagune nur wenige Sandstrände.
Zurück in Cabanas
schlendern wir durch den Ort und finden einen kleinen Laden, wo uns eine alte
Dame
auf unsere Frage hin
eine gute Flasche Portwein verkauft, die wir dann zuhause mit Spaghetti und
Pesto
genießen.
Ein wundervoller
erster Tag geht zu Ende.
Freitag, der 18. März 2022
Am 2. Tag hier in
Cabanas gibt es wieder ein leckeres Frühstück auf der Sonnenterrasse.
Wir haben
hervorragende mit Walnusskernen gefüllte Brötchen in unserem Laden um die Ecke
entdeckt
und essen sie mit
meiner selbstgemachten Brombeermarmelade.
Es geht uns gut.
Der heutige Plan ist
eine Fahrradtour in die andere Richtung, also nach Osten, an der Küste entlang.
Die Räder sind jede
Nacht sicher im Berlingo eingeschlossen. Ich hole sie raus, klappe sie
auseinander
und los geht es an
der Lagune entlang und dann den kleinen Hügel hinauf.
Wir biegen dann ab
und kommen an dem zerfallenen Haus, das wir bei unserer letzten Reise
hier mit Trauer
besichtigten, vorbei.
Welche Freude, es ist
wieder aufgebaut und wird bewohnt!
Oft finden wir alte
Häuser mit zerfallenen Dächern, besonders in Lissabon begegnen sie uns.
Wir sind jedes Mal
traurig bei so einem Anblick.
Ja, alles geht zu
Ende, auch die eigene Vergänglichkeit ist immer im Bewusstsein.
In wenigen Wochen
wird mich die Nachricht vom Tode meines lieben Onkels Konrad erreichen,
der letzte Bruder
meines Vaters.
Das Mysterium der riesigen
in die Erde eingelassenen Müllcontainer kann ich im Gespräch mit
Ricardo an der
Rezeption lüften.
Wie werden sie
geleert?
Die kompletten
Container werden mit einem Kran aus dem Boden hochgehoben!
Ricardo wird am
kommenden Tag fehlen - Corona!
Wir entdecken dann
den streckenweise ein wenig holprigen Erdweg, der uns nach Fabrica führt.
Er geht durch
weitläufige Orangenhaine mit saftigen Früchten.
Viele liegen auf dem
Boden, werden scheinbar nicht gesammelt.
Eine hier lebende
Deutsche erzählt mir später, dass die Früchte völlig in Ordnung sind, sich die
Ernte
aber wohl für die
Bauern nicht lohne.
Vielleicht liegt es
daran, dass sie auf den Boden gefallen sind und dadurch nicht mehr verkauft
werden können.
Auf der Strecke
fahren wir durch ein riesiges Golfgelände.
Wir denken an Sabine
und Joachim und ich mache ein Foto für die Beiden - wie schon einmal vor
einigen Jahren.
In Fabrica fahren wir
wieder den Weg zum Meer hinunter und machen auf der Bank mit Blick auf die
Lagune Rast.
Es ist Ebbe und wir
entdecken einen Kormoran neben einem Fischerboot, der gerade einen fetten Aal
aus dem Wasser geholt
hat.
Er pickt und dreht
den schlangenartigen Körper solange, bis er den Kopf des Tieres und dann den
gesamten
Körper
hinunterschlingt.
Dann fliegt er
tatsächlich mit etwas Mühe hinüber auf die Sandbank und ruht sich dort aus,
trocknet
sein Gefieder und
verdaut den großen Happen.
Wie mag sich der noch
lebendige Aal in seinem Bauch fühlen?
Es geht weiter bis
nach Castelho Velha - dem alten Fort an der Küste mit dem herrlichen Blick
hinunter auf das Meer.
Wir kennen es schon
und machen wieder eine Pause.
Ein Schild weist, wie
an vielen Orten hier, auf die hier lebenden Chamäleons hin, die man schützen
will.
Man wird
aufgefordert, bei Antreffen eines Tieres den Standort an eine Adresse zu
mailen.
Am Wegesrand blüht
und duftet es, die Bienen und Hummeln sind am Werk, wir sind fasziniert vom
warmen Frühling hier.
Das hatten wir uns
gewünscht.
Wir fahren die steile
Straße zum Fluss hinunter, dann über die kleine Brücke und mit Schwung gleich
wieder
die Straße hinauf in
Richtung Manta Rota.
Dort geht es dann an
dem kleinen Restaurant vorbei über die gepflegten Holzstege bis zum Sandstrand.
Schuhe und Strümpfe
aus und durch den warmen Sand hinunter und hinein in die kalten hohen Wellen.
Eine echte Kneippkur!
Manchmal kommt eine
größere Welle und die Hosenbeine werden nass. Aber das ist uns egal und
wir genießen die
Freiheit, hier um diese Jahreszeit im März bereits mit den Füßen im Meer zu
sein
und dabei nicht zu
frieren.
Wer ein wenig dieses
Feeling miterleben möchte, kann sich diesen kleinen Film anschauen:
Nachher legen wir uns
auf unsere Jacken und Rucksäcke in den Sand der Dünen und lassen uns von der
Sonne wärmen.
Ein kleines Picknick
ist immer dabei. Brote, Käse, Obst und Wasser.
Das war unser Traum
und er hat sich schon in den ersten Tagen hier erfüllt.
Aber es soll noch
schöner kommen!
Auf dem Rückweg nehme
ich noch ein Bild von einer besonders hübschen Stelle auf dem Golfplatz auf.
Eine kleine Insel im
Teich mit Palmenstauden.
Am Abend zurück in
Cabanas sprechen wir mit einem freundlichen Schotten, der hier lebt und er
empfiehlt
uns ein Restaurant:
O Escalho - Die
Jakobsmuschel.
Wir essen dort. Für
mich gibt es Fussili mit Meeresfrüchten und ein kleines Bier vom Fass, Ursel
isst
Omelette mit Salat
und trinkt wieder einen frischgepressten Orangensaft.
An den Nebentischen
viele Engländer. Man kennt sich hier, lacht laut und redet viel.
Der dicke coole Wirt
erledigt seine Arbeit lässig nebenbei. Seine Angestellte versorgt uns gut.
Dann in der Nacht
unter strahlendem Sternenhimmel erholen wir uns, liegen im Bett und erforschen
das
Fernsehprogramm.
Ich entdecke einen
spanischen Sender, der Ausschnitte aus
Stierkämpfen sendet.
Ich überlege, ob
überhaupt noch Stiere getötet werden.
Dann kommt diese
Szene, wo der schlanke Torero den Degen ins Genick des Stieres sticht, der sofort
zusammenbricht und
von Pferden anschließend durch den Sand der Arena hinaus geschleift wird.
Ich bin entsetzt!
Später recherchiere
ich das Thema und erfahre die grausamen Details.
Ich will sie hier
nicht aufschreiben.
Wen die Anzahl der
Stiere, die jährlich geopfert werden für diesen Sport und die genauen
Regeln des
Stierkampfes erfahren will, der kann hier gerne selbst nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stierkampf
Samstag, der 19. März 2022
Sonnenfrühstück auf
unserer Terrasse.
Wir haben das
Apartment gut gewählt. Die Terrasse liegt in Richtung Süden.
Nach dem Frühstück
überlegen wir, wohin heute unsere Fahrradfahrt gehen soll.
Warum eigentlich nicht
noch einmal nach Manta Rota!
Es war so schön
gestern, durch die Orangenhaine und an dem riesigen Golfareal vorbeizufahren.
Wir beschließen,
diese wundervollen Erlebnisse heute zu wiederholen.
Es ist entspannend,
einen bekannten Weg wieder zu fahren. Merkwürdigerweise kommt uns jedes Mal
die Strecke kürzer
vor.
Kurz vor Cacelha
Velha biegen wir in einen kleinen, holprigen Weg ein und fahren an einer
Pferderanch
hinunter bis an das
Meer.
Hier hat sich ein
VW-Bus quer über den Weg gestellt. Dahinter stehen 2 Campingstühle - perfekter
Blick auf die
wunderschöne Lagune.
Die Besitzer campen
hier, sind aber nirgends zu entdecken.
Wir essen
anschließend im kleinen Restaurant in Manta Rota ein Stück Schokoladenkuchen
und trinken einen Galao.
Anschließend suchen
wir uns einen gemütlichen Ort in den Dünen und legen uns dort in den warmen
Sand.
Ich übe „Nichts Tun!“
Fällt mir nicht
leicht, funktioniert aber in letzter Zeit immer besser.
Dann geht es mit den
Füßen wieder ins Wasser.
In der Nähe stehen 2
Fischer mit ihren Angeln.
Auf dem Rückweg sehen
wir ein Pferd mit seinem Fohlen - ein seltener Anblick!
Dann fahren wir am
Friedhof von Cabanas vorbei.
Ich gehe gerne zu den
Gräbern und studiere die Daten - wie mein Vater früher mit mir.
Hier gibt es auch
Fotos und die Bilder von Jose Ricardo, der auch 1951 geboren wurde, sprechen
mich besonders an.
Am Nachmittag besuche
ich Renato an der Rezeption. Er ist immer noch genauso freundlich wie vor
2 Jahren, erinnert
sich an mich und wir plaudern ein wenig.
Sein Englisch ist
exzellent!
Einige Tage später
frage ich an der Rezeption nach ihm.
Renato is ill! Ist
die Antwort. Auf meine Nachfrage hin erfahre ich - Covid!
Am Abend sitzen wir
erneut in unserem Restaurant. Dieses Mal genieße ich ein großes Bier.
Es gibt heute
Thunfisch-Algarve und Calamares.
Sonntag, der 20. März 2022
Der erste Tag mit
Sturm und Regen - von morgens bis abends.
Wir frühstücken
gemütlich bis um 11 Uhr und beschließen, den Tag zur Abwechslung einmal zuhause
zu verbringen.
Ich nutze die
Regenpausen um den Berlingo von dem roten Sahara-Staub zu säubern.
Früher gab es bei mir
nur sehr selten eine Reinigung des Autos. Heute macht es mir beim Berlingo
Freude.
Neben dem Kauf der
beiden Elektro-Klappräder war die Anschaffung dieses Wagens eine der besten
Entscheidungen der
vergangenen Jahre.
Die Freiheit, die wir
gewonnen haben, ist unglaublich.
Mobilität mit Rad und
Auto, die Möglichkeit, im Wagen zu schlafen auf einer einfachen aber
gemütlichen Matratze.
Einfach genial!
Ich liege im Bett und
lerne Portugiesisch mit meiner Duolingo-App. Habe jetzt jeden Tag, 1300 Tage in
Folge, eine Sprache
gelernt. Es begann im Frühjahr während der Pandemie hier in Cabanas am Pool.
Portugiesisch,
Spanisch, Niederländisch, Norwegisch, Dänisch, Russisch, Finnisch, Französisch.
In einige andere
Sprachen wie Hebräisch und Indisch habe ich kurz hineingeschnuppert aber
schnell das Interesse verloren.
Hier ist es jetzt
wieder Spanisch und aktuell in Portugal Portugiesisch.
Jetzt, wo ich diese
Zeilen schreibe, bin ich bei Norwegisch, denn wir haben beschlossen, einfach
mit dem
Reisen nicht mehr
aufzuhören und planen unsere Reise ab Juni von Rügen über Ystad in Schweden
und dann Richtung
Nordwesten nach Norwegen und am Ende über Kristiansand mit der Schnellfähre
nach Dänemark zurück
nach Tating, wo wir in den vergangenen Jahren unseren Sommerurlaub
im kleinen Haus
Bernsteinchen als besonders schön und lebenswert erfahren haben.
Freiheit, Zeit - das
Kostbarste - es steht uns zur Verfügung.
Wer weiß, wie lange
noch!
Macht es jetzt auf
jeden Fall, solange ihr noch reisen könnt, hat meine Schwester gesagt.
Das ist unser Motto!
Am späten Nachmittag
hört es auf zu regnen und wir bummeln durch den Ort und an der Strandpromenade
und dem Hafen
entlang.
Auch hier gibt es wie
an vielen anderen Orten Häuser mit eingestürzten Dächern, die langsam
verfallen.
Dann zurück und
weiter in der anderen großen Ferienanlage, die uns nicht so gut gefällt, mit
ihren großen
Wohnhäusern, in denen
sich viele Wohnungen auf engem Raum befinden. Ohne die großzügig angelegten
Rasenflächen und
Gartenanlagen, die es bei uns gibt.
Wir besuchen auch
wieder die Cabanas, die kleinen Fischerhütten, von denen der Ort seinen Namen
erhalten hat.
Am Abend wird wieder
gekocht und es gibt Ursels Spezialität „Zucchinigemüsetopf!“ - Sehr schmackhaft
und gesund.
Montag, der 21. März 2022
Heute machen wir nach
dem Frühstück eine lange Fahrradtour, die am großen Hochhaus des Eurotels in
Monte Gordo beginnt,
wo wir den Berlingo parken.
Die gesamte Küste
entlang fahren wir über die bekannte Strecke nach Osten bis zur spanischen
Grenze,
die hier durch den
Fluss Guadiana in São Antonio verläuft.
An der Praya da
Alagoya fahren wir über die Holzstege an die Küste und machen eine kleine Pause
mit Picknick.
Die Möwen umkreisen
uns und setzen sich in Erwartung auf eine Fütterung sehr nahe neben uns.
Aber es gibt nichts
für sie!
Der Weg führt uns ab
der Praya da Alagoya auf Sandwegen durch
einen wilden Kiefernwald bis nach São Antonio.
Der Ort gefällt uns
dieses Mal besser als bei unserem kurzen Besuch damals mit dem Auto.
Wir schieben die
Räder am Fluss Guadiana entlang nach Norden bis zu den Fischerbooten, die hier
am Kai liegen.
Dieser breite
Grenzfluss mündet hier in die Straße von Gibraltar.
Dann geht es nach
Westen durch die Stadt und an einem großen lebendigen Platz setzen wir uns in
ein
Straßencafé. Ich gehe
zur Kuchentheke und bestelle zum ersten Mal die berühmte portugiesische
Spezialität,
Pasteis de Nata.
Das portugiesische
Pudding Törtchen mit Blätterteig und Puddingfüllung schmeckt recht gut.
Allerdings erfahre
ich später, dass es auch rohes Eigelb enthält und bin danach etwas vorsichtiger
mit dem Verzehr.
Viele süße Torten und
Kuchen gibt es hier in Portugal.
Wir machen noch einen
kleinen Bummel durch die Stadt und schauen uns einige Läden an.
Anschließend fahren
wir auf der Hauptstraße hinaus und entdecken auf unserem Rückweg an der Küste
ein
außergewöhnliches
direkt am Strand gelegenes Restaurant.
Hier wollen wir in
den kommenden Tagen einmal einen Besuch machen und es uns richtig gut gehen
lassen.
Hier ist die
Speisekarte:
Zurück beim Berlingo
räumen wir die Fahrräder ein und fahren zum vorher entdeckten Aldi-Markt in
Mata Rota.
Ein größerer Einkauf
vervollständigt unsere Nahrungsvorräte, bevor wir zurück nach Cabanas fahren.
Heute kochen wir. Es
gibt Fisch und Wein zum Abendessen.
Ein wundervoller Tag
geht zu Ende.
Dienstag, der 22. März 2022
Nach dem Frühstück
mit frischen mit Walnüssen gefüllten leckeren Brötchen mit meiner
Brombeermarmelade
und Müsli geht es
wieder mit dem Auto los.
Wir fahren nach Santa
Luzia an der Küste und packen die Räder aus.
Hier erkennen wir den
alten Turm und die Anlagen der Muschelfischer wieder, die wir schon vor einigen
Jahren besucht haben.
Der Weg führt uns
wieder durch die Sandflächen über einen Pfad an dem hübschen einfachen Haus
vorbei,
wo wir das letzte Mal
die alte sehr freundliche deutsche Dame kennenlernten, die hier wohnt und uns
den
Weg durch die Salinen
nach Fuseta beschrieb.
Leider ist sie heute
nicht zuhause, wir hätten sie gerne noch einmal gesprochen.
So ein Leben, direkt
an der Lagune, einsam mit nur wenigen Nachbarn, in einem Haus, umringt von
Bäumen und Büschen,
mit einem Sonnensegel und gemütlichen Sitzecken im kleinen Garten.
So etwas lieben wir.
Wir fahren auf den
Wegen durch das Gebiet der großen Salinenbecken und beobachten die Flamingos.
Auch hier wird
langsam das Meerwasser hineingepumpt, denn die Saison beginnt, weil die Sonne
schon
kräftig ist und die
Verdunstung des Wassers beginnt.
Große Haufen von
gewonnenem Salz liegen hier.
Schließlich erreichen
wir die Stadt Fuseta.
Wieder gehen wir an
dem Straßenrestaurant vorbei, wo wir schon den draußen gegrillten Fisch aßen.
Wir fragen den Ober
und erfahren, dass die warmen Gerichte erst später wieder serviert werden.
Deshalb suchen wir an
der Kuchentheke einige Stücke aus und ich bestelle außer den beiden Galao
zwei Stück Kuchen und
einen Dom Rodrigo, der hier auch als Spezialität der Algarve gepriesen wird.
Wieder recht süß.
Interessante einmalige geschmackliche Erfahrung.
Dazu wieder einen
Galao.
Dann laufen wir durch
den Ort und entdecken neue Plätze und einen Strand und fahren anschließend
am Hafen zurück und
wieder durch die Salinen nach Santa Luzia.
Auf dem Weg machen
wir noch im heißen Sonnenschein eine kurze Pause an der Lagune und nutzen die
Gelegenheit zum Wassertreten nach Sebastian Kneipp.
Zurück in Cabanas
erwartet uns ein neues, sehr schnelles WLAN.
Unser
Abendspaziergang an der Lagune bei Mondschein und sternenklarer Nacht mit
anschließender
Erforschung unserer
Wohnanlage in der Dunkelheit beschließt den Tag.
Mittwoch, der 23. März 2022
Starkregen bis 13
Uhr.
Wir warten und ich
beobachte aus dem Bett die wild im Wind hin und her schwankenden hohen Bäume.
Ich repariere mit einem
spitzen Messer das Waschbecken. Der Stöpsel, den man herunterdrücken kann,
kam nicht mehr raus.
Das Problem kennen
wir schon aus dem neuen Becken im Obergeschoss von Haus Bernstein.
Angeregt durch die
vielen Stierkampfsendungen habe ich mich seit einiger Zeit mit George Bizet und
Carmen beschäftigt.
Die Musik hat mich
gepackt.
Besonders gelungen
sind die Aufführungen der Metropolitan Opera:
https://www.youtube.com/watch?v=K2snTkaD64U
https://www.youtube.com/watch?v=sHjnVz7Ayyw
Bizet wurde nur 36
Jahre alt. Ein genialer Musiker, äußerst kreativ.
https://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Bizet
Mein Vater liebte
seine Kindersymphonie, die ich mir ebenfalls auf YouTube anhöre.
Obwohl es weiter
regnet, brechen wir auf und fahren mit dem Berlingo hinauf in die Berge.
Eine gute
Entscheidung, denn das hellbraune Wasser der schnell fließenden Flüsse und die
teilweise
hoch unter Wasser
stehenden Straße sind ein abenteuerlicher Anblick.
So etwas liebe ich -
genau wie Gewitterstürme mit nahen Blitzen und Donnerschlägen.
Wieder halten wir am
Storchental an, als der Regen nachlässt. Dort pflücken wir das erste Mal die
herrlichen,
leicht sauer
schmeckenden Mispeln, die wir von der Insel Kreta als „Mousmulos“ kennen.
Dann sammeln wir
einige Zitronen, die am Straßenrand von den Bäumen heruntergefallen sind und
die hier niemand
mehr nutzt. Sie sind
erstaunlich groß und der Saft schmeckt hervorragend.
Zum Abschluss des
Tages geht es mit Regenschirm an die Promenade von Cabanas.
Am Abend gibt es Rote
Linsen und der halbe Regentag geht zu Ende.
Donnerstag, der 24. März 2022
Und wieder regnet es
am Morgen. Das Wasser läuft in kleinen Bächen die Steinwege entlang auf den
Parkplatz, wo unser
Berlingo steht.
Um die Mittagszeit
fahren wir dann einfach mit dem Auto nach Tavira und parken vor dem Continente,
wo wir damals meinen
Anzug für Charlys und Phils Hochzeit kauften.
Es ist ein riesiges
Einkaufszentrum, das irgendwie nicht in die Stadt mit ihren alten Häusern
passt.
Wir entdecken dann
später, dass es sich um eine große Kette handelt, die wir in vielen anderen
Städten auch bemerken.
Mit dem Fahrstuhl
hinauf in das Obergeschoß.
Ursel geht hier ihre
eigenen Wege, bummelt gerne durch Kleiderläden, ich schaue mir die
Elektronikmärkte an.
In verschiedenen
Märkten frage ich nach, ob meine besondere Smartphone-Hülle hier noch zu haben
ist,
denn in Deutschland
oder im Netz gibt es sie nicht mehr.
Tatsächlich findet
ein Verkäufer sie noch im portugiesischen Netz, aber ich will sie nicht
bestellen, denn wir
fahren ja bald weiter
in Richtung Westen.
Wir verlassen das
Continente und laufen über den großen Platz, auf dem alte Portugiesen Boule
spielen,
bis in die Altstadt
und dann zum Fluss Rio Gilão hinunter.
Dann geht es zurück
zum Auto und wir tanken erst einmal.
Die Kosten sind hier
etwas niedriger als im Moment in Deutschland, dennoch wird ein großer Teil
unserer
Reisekosten beim
Benzin liegen.
Wir bummeln wieder
durch Tavira und staunen über die braune Farbe des Wassers nach dem Regensturm,
der viel Erde aus den
Bergen geschwemmt hat.
Abends gibt es Quiche
und Salat.
Wieder ein Stierkampf
im TV.
Ich schalte ab und
beschäftige mich mit meiner täglichen Lektion Portugiesisch auf Duolingo.
Freitag, der 25. März 2022
Weil wir die Strecke
so liebgewonnen haben, fahren wir heute noch einmal nach Manta Rota.
Auf der Terrasse des
kleinen Restaurants neben dem Camp mit den Reisemobilen bestelle ich wieder
einen Galao und es
gibt dazu Schokoladen- und Mandeltorte.
Dann fahren wir mit
den Rädern über die langen Holzstege bis auf den Strand und laufen barfuß durch
die Wellen.
Zwei sehr freundliche
Holländer sprechen uns an und ich probiere ein wenig mein Niederländisch aus.
Wir sprechen über
Almere und erzählen ihnen, dass wir planen, unseren Freund Sikko auf seiner
Finca
in Spanien zu
besuchen.
Zurück in Cabanas
essen wir zuhause und machen wieder einen Nachtspaziergang an der Lagune.
Plötzlich ein langer
Blitz - eine Sternschnuppe schießt hinunter - die größte meines Lebens.
Gedankenstille für
einige Sekunden.
Beeindruckend. Ein
seltenes Naturphänomen.
Angekommen.
Samstag, der 26. März 2022
Und dann nach dem
Frühstück wohin?
Wir sind uns einig.
Wieder den schönen
Weg entlang nach Osten. Allerdings haben wir heute den Plan, einmal unterhalb
von Castella Velha an
den Strand zu laufen.
Vielleicht gibt es
dort sogar eine Möglichkeit, ungestört zu baden.
Wir erreichen das
alte Fort und vor uns liegt die Straße mit dem steilen Gefälle.
Wir fahren zunächst
am Hang entlang Richtung Meer und landen in einer Sackgasse in den Feldern,
wo eine Gruppe von 4
Personen neben einer kleinen Hütte feiert.
Ich spreche sie an
und sie können mir erklären, wo der einzige Weg zur Küste verläuft.
Er beginnt hinter der
Brücke und führt als schmaler Erdweg an dem Bach entlang unterhalb von Cacela
Velha zur Küste.
Wir haben etwas Mühe,
die Räder dort entlang zu schieben, aber es klappt.
Wir schließen sie am
Strand an einige Opuntien. Ich trete mir Stacheln in den Schuh, die erst einmal
wieder entfernt
werden.
Dann geht es barfuß
weiter durch das flache Wasser der Lagune bis zum Strand und durch die starken
Wellen.
Das Wasser ist hier
recht kalt.
Aber auf unserem
Rückweg finden wir einen großen Pool, in dem das Wasser etwas erwärmt wurde und
Ursel schwimmt hier
fast eine halbe Stunde.
Ich möchte gerne
einen anderen Weg zurückfahren und wir überqueren die Küstenstraße und fahren
hinauf
in Richtung der
Berge.
Es geht durch kleine
Dörfer und wir entdecken ein gemütliches Café, in dem eine große Fahrradgruppe
mit Niederländern
Rast macht.
Ein besonders
lustiger Typ ruft mir zu: „Are You from Russia“?
Ich antworte: „Yes!“
und spreche einen Satz auf Russisch.
Wir lachen alle
zusammen. Ja, der Krieg beschäftigt uns alle auch hier.
Die beiden Galaos
schmecken gut und sind sehr preiswert. Ich gebe der alten Besitzerin ein großes
Trinkgeld,
was sie kaum
begreifen kann.
Wir fahren
anschließend weiter durch die Berge und bewundern die riesigen Opuntien.
An einer Hauswand
sitzt ein Gecko, der bei unserer Annäherung schnell hinunter huscht und sich
versteckt.
Auf der heimischen
Terrasse trinken wir ein Glas Wein und verspeisen die Ravioli mit Salat und
Käse.
Sonntag, der 27. März 2022
Weil es uns so gut in
den Bergen gefallen hat, fahren wir heute gleich noch einmal in Richtung Tavira
hinauf und durch die
kleinen Dörfer.
Hier ist kaum ein
Auto unterwegs. Wir pflücken an mehreren Bäumen Mispeln und sammeln Zitronen.
Die frischen Mispeln
schmecken besonders gut.
Sonntägliche Stimmung
heute in Tavira. Ein Geiger und Gitarrenspieler sitzen vor einem Café und
musizieren.
Die Jazz-Melodien
gefallen uns.
Wir laufen weiter zum
Fluss und dann entlang in Richtung Meer.
Ein Weg führt uns
unter der großen Autobrücke hindurch bis in das Gebiet der Salinen hinein,
endet dort allerdings.
Viel Müll liegt dort
unten am Fluss:
Seile, Netze,
Plastikflaschen.
Traurige Realität.
Zuhause trinken wir
Kaffee und am Abend gibt es Lachs mit Nudeln.
Montag, der 28. März 2022
Heute wollen wir uns
in dem schönen Strandrestaurant, was wir vor einigen Tagen entdeckten,
verwöhnen lassen.
Es ist nicht so
einfach, es wiederzufinden.
Wir fahren durch eine
Touristensiedlung, dann weiter auf Sandwegen durch einen Wald.
Schließlich durch
eine weitere um diese Jahreszeit ausgestorbene touristische Siedlung.
Dann finden wir den
Strand - Praya de Cabeco.
Auf der Holzterrasse
sitzen wir direkt am Sandstrand und wählen Fisch und Lammrippchen.
Der Fisch war eine
gute Wahl. Meine Entscheidung für das Lammfleisch nicht.
Der Weg führt uns
wieder durch die Berge zurück nach Cabanas.
Dienstag, der 29. März 2022
Wieder ein
gemütliches Frühstück auf unserer Terrasse.
Manfred ruft an und
wir sprechen lange miteinander. Immer wieder freue ich mich über unsere
Gespräche.
Der Tod von seiner
Mutter Hildegard liegt nun schon wieder einige Monate zurück. Ich mochte sie
und bin
glücklich, dass ich
die Beiden auf meiner Radtour von Berlin nach Tating im Teufelsmoor besucht
habe.
Hier kann man noch
einen Film von Hildegard anschauen, wie sie für mich musiziert:
https://www.youtube.com/watch?v=yX8NamNXgFo
Und es geht wieder
mit dem Rad nach Manta Rota.
Jedes Mal scheint die
Strecke kürzer zu werden.
Die Sonne strahlt vom
Himmel.
Wir liegen im Sand
und genießen die Wärme.
Dann wird es etwas
dunkler und wir sitzen in der Nähe des Restaurants unter einem Dach und
betrachten
den plätschernden
Regen.
In der Sonne geht es
zurück und auf der Terrasse unserer Ferienwohnung sitzen wir dann bei Kaffee
und
Kuchen wieder im
Regen.
Gut gelaufen!
Mittwoch, der 30. März 2022
Der letzte Tag in unserer wunderschönen Ferienanlage Pedras
da Rainha in Cabanas.
Es war eine schwierige Nacht.
Schmerzen, Schmerzen - die sich jetzt nach monatelangem
Wanderschmerz auf den unteren rechten
Weisheitszahn konzentriert haben.
Immerhin, ich habe jetzt endlich eine Erklärung für die vom
Ohr zum Hals zu den Oberkiefern
und dann Unterkiefern zurück zum Ohr wandernden Schmerzen,
die dann auch einige Wochen verschwanden
und schließlich wiederkamen.
Sie begleiteten mich die vergangenen Tage, ich habe sie nicht
erwähnt, damit die Story hier nicht zu langweilig wird.
Nächtliche Spülungen mit Slivovic halfen mir wieder
einzuschlafen.
Ein kleines Fläschchen hat mich oft so gerettet.
Dennoch, es war schwierig.
Wir frühstücken wieder im strahlenden Sonnenschein auf der
Terrasse.
Ein Regenbogen erscheint passend zu unserem Abschied.
Anschließend bleiben wir gemütlich bis 16 Uhr zuhause. Lesen,
Portugiesisch lernen und andere Beschäftigungen.
Dann machen wir einen Abschiedsspaziergang durch Cabanas.
Es geht heute am Ende des Ortes hinunter auf den Strand und
nach Osten weiter an der Lagune entlang
in Richtung Castela Velha, bis wir in die etwas sumpfige
Gegend gelangen und dann umkehren.
Ruhig lassen wir den Tag ausklingen, denn morgen früh soll
die große Abenteuerreise durch das bisher
unbekannte Land nach Westen zu den hohen Steilküsten
Portugals beginnen.
Donnerstag, der 31. März 2022
Am Morgen ohne
Frühstück in der Sonne auf der Terrasse geht es heute los.
Die Räder sind
bereits im Berlingo und wir brauchen nur noch unser Gepäck nach unten zu tragen
und zu verladen.
Jetzt ist der Wagen
wieder gut gefüllt.
An der Reception
steige ich kurz aus und gebe den Schlüssel ab.
Ich verabschiede mich
dort und bedanke mich für den wundervollen Aufenthalt in dem gemütlichen
Apartment.
Wir werden
wiederkommen!
Den beiden
Reinigungskräften hatten wir ja schon als Dank etwas Geld gegeben, also können
wir uns jetzt
auf die Reise nach
Westen Richtung Sagres machen.
Zunächst fahren wir
ein Stück an der Küste entlang und biegen dann nach Norden in die Berge ab
Richtung
Monchique, der
hübschen Stadt in den Bergen, die von vielen Touristen besucht wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Monchique
Wir umfahren den Ort
und machen in einem kleinen Dorf einen Halt.
Ich koche wieder
Kaffee und es gibt jetzt ein kleines Picknick bei Sonnenschein am Rande einer
großen Finca
mit vielen
Treibhäusern.
Einige Dorfbewohner
fahren alle paar Minuten an uns vorbei und winken uns freundlich lächelnd zu.
Da ist sie wieder,
diese Freundlichkeit, die wir nicht nur hier in Portugal sondern auch schon in
Frankreich
und Spanien erlebten
und die wir so schätzen.
Das südländische
Lebensgefühl.
Oft denke ich, je
weiter man von Deutschland aus nach Süden kommt, desto freundlicher sind die
Menschen.
Vielleicht ist es so.
Jeder entscheide selbst!
Seit langer Zeit
schon teste ich bei der Begegnung von Menschen auf der Straße, wie diese
reagieren:
Ich lächele ihnen zu
und in der Regel lächeln sie zurück.
Sie werden aus ihren
Denkmustern gerissen und freuen sich über das kurze Lächeln.
Immer wieder ruft
alle paar Tage unser Freund Manfred an.
Es macht Spaß, mit
ihm zu telefonieren.
Er hat nur noch
selten das Thema - Roulette und Millionär werden - auf dem Schirm.
Meist sind es schöne
Gedichte, die er zu Hunderten in seinem Kopf hat, alle von ihm gedichtet, noch
nicht
niedergeschrieben.
In einigen Wochen
wird er wieder in Berlin sein und ich werde ihm einen PC und Bildschirm
schenken.
Er hat noch nie an
einem Rechner gesessen und ich werde mit ihm die einzelnen Schritte
aufschreiben,
damit er seine
Meisterwerke - ja, es sind solche - niederschreiben kann.
Er hat Sorge, dass
jemand anders sie ihm stiehlt.
Ich versichere ihm
immer wieder, dass er sich freuen darf, wenn sich jemand dafür interessiert,
denn
in der Regel sind ja
alle Menschen so sehr mit ihrem EGO beschäftigt, dass ein Interesse gering ist.
Manfreds Mutter
Hildegard war eine wunderbare Frau.
Ich tanzte mit ihr in
der Nacht auf dem Feuerwehrball in Langenhausen im Teufelsmoor bei Bremerförde
bis zum frühen
Morgen.
Vor einiger Zeit
hatte ich das Glück, sie noch einmal wiederzutreffen.
Hier ist ein kleiner
Film, wie sie mir ein Lied am Keyboard vorspielt und dabei singt: „Hildegard S.
am Keyboard“.
Dabei spricht sie
auch den Satz: „Kennst Du den Adolf Hitler?“
Jetzt schwimmt ihre
Asche in der Ostsee.
Ich mochte sie!
https://www.youtube.com/watch?v=yX8NamNXgFo
Wir fahren weiter,
wieder hinunter an die Küste, an Lagos vorbei und dann erreichen wir den Ort
Luz.
Der Berlingo wird
geparkt und wir spazieren an den Strand.
Der Ort gefällt uns
sehr gut. Er hat für uns so eine besondere Ausstrahlung und wird einer der Orte
sein,
der für mich - siehe
unten - eine Erlösung bringen wird.
Neben dem großen
Sandstrand stehen wir oberhalb auf breiten vom Meer in vielen Jahren
glattgeschliffenen
Felsplatten, in denen unzählige Fossilien eingeschlossen sind, die man hier
hervorragend auf der
Oberfläche erkennen kann.
Belemniten, Ammoniten
und anderes Getier ist zu sehen.
Ich liebe so etwas!
Habe viele Jahrzehnte
Versteinerungen gesammelt!
Heute ist es nur nach
der Bernstein, den ich immer noch gerne suche.
Die Suche ist es -
nicht der Besitz.
Eine Form der
Meditation!
Wir wandern durch den
Ort um das große Fort an der Küste herum und eine kleine Straße entlang,
dann am Strand zurück
zum Fort und durch einen kleine Treppenaufgang, der zu einem Restaurant führt,
wieder zurück auf den
großen Platz oberhalb des Strandes und dann zurück zu unserem Berlingo.
An der Küste fahren
wir gemütlich weiter nach Westen.
Eine Pause an 2
abgelegenen Buchten zeigt uns die Schönheit der sich immer mehr nach Westen
verändernden Landschaft.
Die Lagunen und die
flache Küstenlandschaft von Tavira und Faro verwandelt sich mit jedem Kilometer
der Fahrt in eine
Steilküste mit schroffen, zunächst einigen Metern und schließlich hunderten
Metern steil abstürzenden Felsen.
Es ist beeindruckend!
Das wollten wir ja
seit Jahren sehen. Nun, bei unserer 3. Reise nach Portugal hat sich dieser
Wunsch verwirklicht,
weil wir unser Auto
dabei haben und uns völlig frei bewegen können.
Wer Lust hat, die
Beschreibung unserer ersten beiden Reisen und auch anderer Reisen mit Fotos und
Filmen
anzuschauen, findet
sie hier:
Die kleine Küstenstraße,
die an manchen Stellen sehr steil ist, führt uns schließlich nach Sagres -
zum südwestlichsten
Punkt Europas.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sagres
Von weitem sieht man
schon den Leuchtturm an diesem südlichsten Punkt.
Jetzt beginnt wieder
die Suche nach einem Quartier.
Ich schaue immer erst
auf Google-Maps nach. Hier finden sich Angaben über Hotels und Hostels.
Wir treffen im Ort 2
junge Frauen, die uns ihr Hostel empfehlen. Nach einigem Suchen finden wir es
und sind begeistert.
Sun Stay Hostel.
Ein genialer Ort.
Nur junge Leute in
ihren 20ern.
Surfer.
In Cabanas trafen wir
in der Regel nur alte Leute. Hier ist es umgekehrt.
Die gute Laune, die
Frische und Unbeschwertheit, diese Gefühle und diese Einstellung zum Leben
übertragen
sich sofort auf uns.
Einziges Ziel: Den
gesamten Tag in den hohen Wellen surfen, die Sonne und den Strand genießen,
FREIHEIT!
Wir buchen sofort ein
kleines Apartment für 54,40 € incl. Breakfast.
Ein wunderbarer Blick
auf den Pool hinunter vom Balkon, hier wird Ursel in einigen Tagen sogar
schwimmen
und ich werde
entspannt in der Sonne liegen und mich erholen - wovon?
Gegen Abend bummeln
wir durch den Ort und gehen in Richtung des großen Strandes und der Landspitze,
auf
der das riesige Fort
steht.
Jetzt wissen wir auch
genau, dass wir nicht zu weit von Berlin entfernt sind - nur 2627 Kilometer!
Es gefällt uns hier.
Freitag, der 1. April 2022
Früh aufgewacht nach
der Schmerznacht im Sun Stay Hostel.
Das Spülen mit
Slivovitz hatte mich einigermaßen durch die Nacht gebracht.
Am Abend hatte ich
die Ursache für meine schon lange bestehenden Schmerzen eindeutig lokalisieren
können,
indem ich mit einem
Zahnstocher meinen unteren rechten Weisheitszahn erforschte und von dem
plötzlich
auftretenden scharfen
Schmerz fast das Bewusstsein verlor.
Uijujuuuuuhiiiii!
Das war übel!
Es galt zu handeln,
denn so konnte dieser wundervolle Urlaub nicht weitergehen.
Wir verzichten auf
das Frühstück und brechen um 7.30 Uhr auf.
Die Schnellstraße
zurück nach Osten bis zum Ort Luz fahren wir heute in nur wenigen Minuten.
Früher habe ich Navis
total abgelehnt. Heute bin ich begeistert von den Möglichkeiten.
So finden wir die
Praxis „Luz Dent“ problemlos und stehen schon 30 Minuten vor der Öffnung am
Eingang.
Eine ältere sehr
freundliche Engländerin erzählt uns vom Tode ihres Gatten vor 2 Jahren.
Die Beiden hatten
sich in den Ort Luz verliebt und sind hierher gezogen.
Jetzt lebt sie
alleine in Portugal und trauert den schönen Zeiten nach.
Viele Tode gab es
dieses Jahr bei uns.
Meine gleichaltrige
Kusine Rita, mein lieber Onkel Konrad, der letzte Bruder meines Vaters und noch
einige andere
Menschen.
Täglich begleitet
mich das Thema und wird mir immer vertrauter. Ich liebe mein Leben, bin mir des
Endes bewusst.
Um 9 Uhr öffnet die
Praxis.
Eine ältere
Portugiesin bittet uns hinein und wir füllen ein Anmeldeformular aus.
Anschließend warten
wir lange.
Dann behandelt mich
Moritz Steinhausen, ein ruhiger, sehr kompetenter, sympathischer Zahnmediziner,
der hier mit seinem
Vater und wir glauben - auch mit seiner Mutter - die Praxis aufgebaut hat.
Er fragt nach meiner
Symptomschilderung zunächst, ob ich eine aktuelle Röntgenaufnahme dabeihabe.
Diese Frage ist
insofern interessant, weil sie bedeutet, dass hier nicht das Geld, so wie bei
vielen anderen
Zahnärzten, die mir
im Laufe meines Lebens begegneten, im Vordergrund steht.
Eine junge
Portugiesin fertigt eine Rundumaufnahme meines Gebisses an und anschließend
begutachtet Moritz
sie.
Er hat an seinem
Arbeitsplatz nicht nur seinen modernen Rechner mit Bildschirm, sondern zeigt
mir
auf einem gesonderten
Bildschirm, der direkt über dem Patientenstuhl beweglich angebracht ist, die
beiden deutlich
erkennbaren Löcher in meinem rechten und linken unteren Weisheitszahn.
Dann schildert er mir
die Möglichkeiten der Behandlung.
Eine Wurzelbehandlung
im hinteren Bereich am Weisheitszahn ist schwierig, wird auch, falls
erfolgreich,
nur einige Zeit das
Problem überbrücken.
Er teilt mir mit,
dass die sinnvollste Lösung eine Extraktion beider Zähne ist.
Es leuchtet mir ein
und Ursel, die auf einem Stuhl in der Ecke die Behandlung verfolgt hat, sieht
es auch so.
Ich willige ein und
frage, ob er nicht sofort beide Zähne ziehen kann.
Das wäre jedoch nicht
sinnvoll, da die linke Seite noch zum Kauen benötigt wird, während der
Heilungsprozess an
der Wunde abläuft.
Als er nachschaut,
wann ein Termin für die Extraktion frei ist, frage ich ängstlich - Bitte heute
sofort noch!
Natürlich heute,
meint er und sagt, dass ich um 11 Uhr nach einem Spaziergang wieder in der
Praxis
erscheinen kann.
Wir laufen in der
heißen Sonne zum Strand und schauen auf einer Bank auf die Wellen des Atlantik
hinunter.
Wenige Menschen sind
sogar im Wasser, einige liegen im Sand und Baden in der Sonne.
Dann ist es soweit.
Ich sage Ursel, dass
sie nicht mitkommen soll, sondern sich in der Zeit am Strand erholen kann.
„It´s a one-man-job!“
Dann laufe ich die
steilen Straßen hinauf, verirre mich ein wenig auf dem Weg, finde dann aber die
Praxis.
Ich warte noch mit
vielen Patienten bis um 11.45, dann werde ich in einen anderen Raum vor der
Rezeption
gebeten.
Moritz, der mich bei
der ersten Begrüßung zunächst mit Du angesprochen hatte, verwendet jetzt doch
das „Sie“, was für
mich auch okay ist.
Er beschreibt genau
sein Vorgehen: „Erst machen wir die Betäubung! Anschließend wackel ich ein
wenig
an dem Zahn, um
einzuschätzen, wie fest er sitzt!“
Die Betäubung beginnt
mit einer ersten Spritze, dann mit einer weiteren, die das Mittel mit kleinen
Klicks injiziert.
Nach 5 Minuten ist
alles betäubt.
„Nicht wundern, wenn
es etwas knackst“ sagt Moritz, setzt die Zange an und bewegt den Zahn
vorsichtig
nach links und
rechts. Es knackst tatsächlich etwas.
Er bewegt ihn weiter
mehrmals und nach 40 Sekunden ist er gezogen.
Ich bin erleichtert
und weine - wie schon zuvor einmal - einige Tränen.
Der Zahn hat ein
seitliches Loch.
Ich bekomme ihn als
Geschenk!
Es war eine
hervorragende, für mich sehr hilfreiche Behandlung, die ich am Abend in einer
Bewertung
der Praxis sehr
positiv schildere.
Sollte einmal jemand
von euch Lesern an der Algarve Urlaub machen, so kann ich Moritz Steinhausen in
seiner Praxis „Dent
Luz“ sehr empfehlen.
Die beste
Überraschung gab es dann an der Rezeption. Die gesamte Behandlung hat 125,- €
gekostet.
Zuzüglich der
Medikamente, die Moritz mit präzisen Erklärungen der Einnahme und einem
Begleitzettel mir erklärte.
Wir kaufen die
Medikamente anschließend in einer Farmazia in Luz und dann gleich nebenan
Pudding
sowie ähnliche, weich
zu kauende Produkte für die nächsten Tage.
Ich nehme nur eine
der Tabletten und nach wenigen Tagen ist die Blutung vorbei und die Wunde
verheilt
hervorragend.
Am allerbesten: Die
täglichen Schmerzen sind verschwunden!
Auf der anderen Seite
allerdings habe ich bis heute noch sehr leichte Schmerzen… in 6 Tagen wird
am kommenden Montag,
den 2. Mai, mein linker Weisheitszahn von meiner Zahnärztin Susanne Schicks,
die noch im Urlaub
ist, gezogen.
Ergänzung:
Auch das ist heute
schon wieder Vergangenheit, weil ich erneut hier an dem Text arbeite - und noch
ein weiterer 3. Zahn
hat mich verlassen.
Es scheint eine Serie
zu sein, die hoffentlich bald ein Ende finden wird!
Ach ja, noch eine
Sache habe ich vergessen.
Glücklicherweise
hatte ich meinen Memorystick dabei und Moritz konnte mir sofort die
Röntgenaufnahme
überspielen, die ich dann, dank des Adapters für mein Smartphone, an Frau
Schicks
senden konnte, die
nach Begutachtung sofort den Termin in Berlin für mich buchte.
Gut gelaufen, kann
man da nur sagen.
Ein Urlaub mit
Zahnschmerzen, wer wünscht sich das!
Falls wir im
kommenden Jahr wieder eine Reise an die Algarve machen und vielleicht in Luz
sind,
werde ich Moritz, der
vielleicht auch Kinder hat, meine beiden Kinderbücher „Bello und die
Hundebande“
und „Der Flügelpeter“
schenken.
Wer von meinen Lesern
kleine Kinder hat oder selbst noch ein großes Kind ist, der kann sich hier
das 1. Kapitel vom
Flügelpeter vorlesen lassen!
Viel Spaß!
https://www.youtube.com/watch?v=DY41CVAlhHM
Ich laufe durch Luz
von der Praxis zur Küste hinunter und freue mich auf das Wiedersehen mit Ursel
nach dieser Aktion.
Bin erleichtert und
froh, dass wir diesen Schritt heute gemacht haben und diese Praxis gefunden
haben.
Was für ein Glück!
Wir treffen uns und
ruhen uns erst einmal auf einer gemütlichen Bank im Sonnenschein mit Meerblick
aus.
Eine freundliche
Portugiesin macht ein Foto von uns Beiden.
Auf dem Rückweg
schauen wir uns die Kirche von Luz an.
Wir fahren dann aus
dem schönen Ort Luz zurück nach Sagres zum Leuchtturm an der Landspitze, denn
ich will den Tag mit
Ablenkungen verbringen, weil in Kürze die Betäubung nachlassen wird und ich
hoffe, dass mir nicht
zu anstrengende Erlebnisse hilfreich bei der Bewältigung der möglichen
Schmerzen
nach der OP sein
werden.
Allerdings habe ich
kaum Schmerzen und genieße die restlichen Stunden dieses besonderen Tages.
Vor dem Leuchtturm
steht der Imbisswagen mit der Aufschrift:
Letzte Bratwurst vor
Amerika.
Es wimmelt hier von
Touristen, die mit Bussen herangekarrt werden oder mit dem Auto selbst anfahren.
In der Garage des
Wohngebäudes neben dem Turm sehe ich plötzlich unseren sympathischen Betreuer
von
der Rezeption des Sun
Stay Hostels. Ich spreche ihn an und er erzählt mir, dass sein Vater hier den
Leuchtturm
betreut und sie alle
hier wohnen.
Wir besuchen noch
kurz das riesige Fort.
Dann fahren wir
hinunter zu dem Strand an der Steilküste vor dem Fort, an dem viele Surfer in
den Wellen
liegen und auf die
beste Welle warten.
Alles ziemlich junge
Leute - gute Stimmung hier!
Später am Abend liege
ich am Pool im Hostel, genieße die Sonne und schreibe unserem Freund Sikko, den
wir ja bald in den
spanischen Bergen östlich der portugiesischen Grenze etwas nördlich von
Lissabon besuchen
wollen.
Einige Tage später
erhalten wir seine Antwort: Er freut sich sehr auf unseren Besuch und wir sind
herzlich
eingeladen, in seiner
Molkerei mit ihm zu wohnen und seine Ziegenherde kennenzulernen.
Wir freuen uns!
Samstag, der 2. April
2022
Am letzten Tag in Sagres
ist Erholung für mich angesagt.
Trotz der gestrigen
OP fühle ich mich recht gut. In der Nacht habe ich das Kissen leider im Schlaf
ein wenig
rot eingefärbt. Wir
ziehen den Bezug ab und ich versuche, es wieder sauber zu waschen.
Es gelingt fast perfekt.
Heute gehen wir zum
Frühstück hinunter und suchen auf dem Buffet alle leckeren Dinge zusammen,
die wir besonders
mögen.
Kaffee aus dem
Automaten, Fruchtjoghurte, Müsli, Croissants, Butter und Marmelade und weitere
Dinge.
Ein besonderer Kuchen
ist auch dabei.
Durch eine Glastür
geht es nach draußen zur Terrasse.
Dort sitzen schon
viele junge Leute, sommerlich bekleidet mit Flipflops oder barfuß.
Es herrscht eine gute
Laune hier.
Wir verfolgen die
lauten Unterhaltungen auf Englisch oder auch Deutsch und tauchen in die andere
Welt der Themen von
jungen Menschen ein, bei denen sich hier alles nur um Surfboard und Wellen
dreht.
Nach dem Frühstück
versammeln sich schnell alle an einem kleinen Bus, der neben unserem Berlingo
wartet.
Dann fahren sie mit ihren
bunten Surfboards hinaus auf die Straße durch das große Schiebeholztor und
wir sind alleine im
Hostel.
Heute ist der
richtige Tag für ein Bad im Pool des Hostels.
Heiße Sonne am Morgen
und Ursel wagt den Sprung in das kalte Nass
Nach einer kleinen
Verdauungspause machen wir uns auch auf den Weg.
Mit den
Elektroklapprädern geht es gemütlich durch Sagres und dann auf neuen Wegen an
die Steilküste.
Wir entdecken dort
vor uns eine große Öffnung und staunen, dass sich das Meer hier viele Meter
durch
den Fels ins Land
einen Tunnel gegraben hat.
Man hört in dem Loch
das Wasser rauschen und gegen die Wände platschen.
Ein Loch, passend zu
meinen beiden Löchern in den Weisheitszähnen.
Ein Zahn gezogen
gestern - die Hälfte meiner Weisheit ist hin!
Hier stehen einzelne
Angler direkt am Abgrund der hohen Klippen.
Wir sehen das Fort
und den Strand der Surfer noch einmal aus einer anderen Perspektive.
Dann fahren weiter
zurück nach Sagres, dann durch den Ort und hinunter zu dem kleinen Hafen.
An der Küste entlang nach Osten und über
Erdwege in eine sumpfige Ebene, durch die wir unsere
Räder auf Sandwegen
schieben, bis wir schließlich am Strand sind, wo wir es uns im heißen Sand
gemütlich
machen.
Mit den Füßen ins
Wasser, ein kaltes Kneippbad.
Dann gibt es hier
wieder ein Picknick, Ursel hat wie immer leckere Brote zubereitet und
Gurkenscheiben
sowie Käse
mitgebracht.
Ich kaue sehr
vorsichtig nur auf der rechten Seite und wundere mich, wie gut es mir geht.
Meine Angst vor
Zahnziehung ist durch das Erlebnis mit Moritz jetzt sehr viel geringer
geworden.
Wir schieben dann die
Räder am Strand zurück und fahren wieder nach Sagres.
Der Weg führt uns an
einer Luxus-Villa am Meer vorbei und ich mache ein Foto, bei dem ich die Kamera
über die hohe Mauer
halte.
In Sagres finden wir
ein kleines Straßen-Restaurant.
Wir nehmen Platz und
bestellen einen Burger und ein Bier sowie einen Orangensaft.
Zurück im Hostel
fällt heute das Einschlafen leicht,
denn meine Schmerzen
sind fast vollkommen verschwunden.
Sonntag, der 3. April
2022
Frühstück - wieder
gemütlich, reichhaltig und genial.
Die jungen Leute von
gestern sind auch wieder da.
Der Berlingo wird
gepackt und die Reise nach Norden beginnt.
On the road again!
Das lieben wir.
Im Grunde ist es
unser Wunsch, jeden Tag einen neuen Ort zu entdecken und auf der Reise dorthin
Abenteuer zu erleben.
Wie damals in
Amerika.
Das Leben ist so
spannend!
Heute ist es
tatsächlich wieder wundervoll. Voller Wunder.
Ich denke an meinen
lieben Micha, der
jedes Wort auf die
Goldwaage legte und die Bedeutung bewusst machte.
Muss! Ich muss! Man
muss…
Wir beschlossen vor
vielen Jahrzehnten die Ent - Mussung!
Das Prinzip der
ENT-MUSSUNG bedeutet - niemals das Wort „muss“ bei unseren Unterhaltungen und
auch im
Selbstgespräch zu verwenden.
Das Ergebnis ist
unter anderem ein kleiner Gewinn von Freiheit im Denken.
Ich könnte die
Thematik noch weiter erläutern, aber jeder soll selbst darüber nachdenken.
Wer achtsam spricht,
erlebt Wunder und wundert sich dann über sich selbst.
Das Denken verändert
sich langsam.
Oder auch nicht!
Zunächst fahren wir
eine kleine Straße durch Wälder an der Küste entlang und erreichen
dann den berühmten
Strand Praya de Carapateira, von dem uns gestern schon eine junge
Frau begeistert
berichtete, die an der gesamten Küste entlang wandert und auch eine Nacht
im Hostel verbrachte.
Wir fahren im Ort
Carapateira von der Hauptstraße nach links über steile und holprige
Erdwege bis zu einem
großen Parkplatz, auf dem Woodstock-Stimmung herrscht.
Hier campen wild in
ihren großen Bussen und Campern viele Surfer.
Gemeinsam mit ihnen
wandern wir zum weitläufigen Strand hinunter.
Aus Reisebussen
strömen hier auch mehrere junge Leute in einheitlichen Surf-Anzügen, versammeln
sich
dann mit ihren
Teachern am Strand und der Kurs beginnt.
Sie liegen auf den
Brettern bäuchlings, richten sich dann nach genauer Instruktion auf. Ein Fuß
nach vorne,
den zweiten
hinterher, aufrichten in den Stand.
Das wird ständig
wiederholt und dann geht es mit den Brettern ins Wasser.
Es macht Spaß, den
Leuten zuzusehen und die Fortschritte der Anfänger zu beobachten.
Schließlich laufen
wir zurück zum Berlingo und die Fahrt geht weiter auf einem sehr engen Erdweg
an
der Küste direkt in
der Nähe der Steilabfälle entlang.
Der Weg gestaltet
sich durch Staub und entgegenkommende Fahrzeuge als immer schwieriger
und wir sind froh,
als wir wieder die kleine Hauptstraße erreicht haben.
Weiter an der Küste
nach Norden.
Eine neue Bucht links
von uns. Wir machen wieder Halt und sehen auch hier den Surfern zu.
Nach vielen weiteren
Kilometern an der Küste entlang nähern wir uns langsam Lisboa.
Eine kleine Pause im
Pinienwald gibt uns wieder Kraft für die Suche nach einem Platz für die Nacht.
Ich habe über die App Park4night, die uns Anka schon in Tating empfohlen hatte,
als sie mit Jacky ihre
Reise mit
Campinganhänger plante, ein Quartier gefunden.
Wir verlassen die
Autobahn und fahren durch Weinfelder über staubige und holprige Feldwege auf
verschlungenen Wegen
zu einer Finca.
Ursel ist von der
Idee nicht begeistert und als wir dann vor einem verschlossenen Tor stehen,
hinter
dem zwei große Hunde
laut bellen, geben wir Gas und verlassen den Ort.
Die Nähe zu den
Besitzern der Finca, das Gefühl hinter einem Tor eingeschlossen in der Nacht zu
stehen
- das gefällt uns
nicht!
Dann finde ich einen
Campingplatz auf dem Smartphone und wir fahren hin.
Eine sehr enge Straße
führt hinunter durch Wälder zum Meer.
Wenn ein Auto
entgegenkommt, müssen wir zurücksetzen und in kleine Straßenbuchten fahren,
damit
es weitergehen kann.
Der Campingplatz
liegt direkt am Wasser. Bei freundlichen jungen Damen zahlen wir 13,- Euro
für die Übernachtung
und werden dann zu einem Stellplatz gebracht.
Mehrere Chipkarten
für die Autoschranke und für die Personenschranken erhalten wir und geben
sie dann am kommenden
Morgen zurück.
Sehr technisiert, die
Stellplätze etwas eng nebeneinander, aber an einer großen Meeresbucht gelegen,
nur wenige Kilometer
südlich von Lissabon.
Der Name des Platzes
ist „Ecopark“ und er liegt hier auf der Karte im südlichen grünen Bereich am
Meer.
Etwa 50 Meter hinter
uns campen zwei sympathische Frauen, Mutter und Tochter, die ich mehrmals
besuche
und mich mit ihnen über
die Themen Maut auf der Autobahn, Lissabon und Portugal austausche.
Sie haben 2 Hunde
dabei und kommen aus Plön. Wir sprechen über Tating und St. Peter-Ording und
ich fühle mich in der
Fremde plötzlich wie zuhause. Die Mutter war vor wenigen Tagen in der wieder
eröffneten
Dünentherme von St. Peter in der Sauna gewesen, die wir auch so gut kennen und
schätzen.
So sieht es bei uns
vor und nach einer abenteuerlichen Nacht in unserem Berlingo aus.
Wir schätzen die
Freiheit - wenig Materie - aber nicht zu wenig!
Die Waschräume sind
luxuriös!
Wir schlafen dann
entspannt und beruhigt ein, weil wir uns doch sicherer fühlen auf einem
Campingplatz
und freuen uns auf
den morgigen Tag:
Lisboa erleben!
Montag, der 4. April
2022
Am Morgen gibt es
wieder Frühstück im Auto. Müsli und Obst mit einer Tasse Kaffee.
Ich bin so dankbar,
dass ich dank des Wechselstromtransformators jederzeit
heißes Wasser haben
kann.
Was für ein Luxus!
Mücken gibt es hier
nur sehr wenige.
Die portugiesischen
Mücken bevorzugen offensichtlich das Augenlid.
Wir erleben einen
wunderbaren Sonnenaufgang - einer von uns hat eine etwas eingeschränkte Sicht.
Die beiden
Nachbarinnen schlafen noch in Ihrem Citroen-Camper aus Plön.
Die Fahrt nach Norden
Richtung Lissabon dauert doch noch einige Zeit, aber schließlich fahren wir
über die
riesige Brücke, die
den Fluss Tejo überspannt.
Beeindruckend, wie
hier der mehrspurige Verkehr schnell und sicher in die Stadt braust. Keine
Unfälle,
zügiges aber nicht
drängendes Fahren der Portugiesen.
Anders als bei den in
der Regel oft drängelnden und ungeduldigen Deutschen.
Schnell geht es dann
auf der Autobahn noch eine kleine Strecke weiter und zügig biege ich - von der
Navigations-App „Here
We Go“ geleitet, von der Autobahn nach rechts ab und erreiche bald die
kleine Straße in der
Innenstadt, wo sich auch die Aldi-Filiale befindet.
Ich fahre in der
Regel durch die großen Städte, weil Ursel dort nicht so gerne am Steuer sitzt.
Natürlich war ich
naiv, zu denken, dass sich hier ein großer Parkplatz neben Aldi befindet.
Es gibt absolut keine
Parkmöglichkeit hier.
Ich biege um 2 Ecken
nach rechts ab und bald finden wir - was für ein Glück - einen Platz gegenüber
einer Kirche zwischen
2 PKWs neben der Gold-Biene.
Schnell hinein und
dann in Ruhe den Parkautomaten füttern für einige Stunden.
Geschafft.
Es ist heiß heute.
Wir besuchen die alte
Markthalle - Mercado de Ourique - die an einem großen Platz neben einer Kirche
liegt.
Ursel verzehrt eine
Falaffeltasche, die ein freundlicher Portugiese liebevoll zubereitet.
Auch hier sind die
Menschen abhängig von ihren elektronischen Fesseln.
An einem der Ausgänge
der Markthalle kaufe ich in einer schicken Bäckerei 4 Brötchen.
Der Verkäufer schiebt
mir zur Bezahlung ein Kartenlesegerät hin.
Auf meine Frage, ob
ich nicht mit Bargeld zahlen könne, verneint er dies.
Ich zahle mit Karte
und werde später feststellen, dass statt
80 Cent 3,80 € vom Konto
abgebucht wurden.
Ich habe die falsche
Bankkarte verwendet und dadurch sind es teure Brötchen geworden.
3 Euro Gebühr!
Bald wird es kein
Bargeld mehr in Europa geben. Wir erwarten auf unserer Reise nach Norwegen
schon diese Situation.
Lustig!
Unser Auto parkt
immer noch neben der Gold-Biene - einem Laden für Schmuck!
Das beruhigt - noch
nicht abgeschleppt oder ausgeraubt!
Gestern fragte mich
mein Freund Mark, ob man sich in Spanien oder Portugal in dieser Hinsicht
Sorgen machen muss.
Dann bummeln wir
gemütlich 5 Stunden durch die Altstadt, hinunter durch kleine Gassen und über
große
Plätze, die an den
früheren Reichtum hier erinnern.
Hier einige
Impressionen:
Wir entdecken viele
kleine Häuser, deren Dächer eingebrochen sind und die nun langsam verfallen.
Jetzt haben wir die
steilen Gassen hinter uns und legen eine kleine Pause auf einer Bank vor einem
Restaurant mit
Marisken in der Nähe vom Bahnhof ein.
Es geht weiter
Richtung Hafen, denn wir wollen das Meer sehen.
Leider verläuft hier
eine große Schnellstraße, die wir nur nach langem Weg über eine Fußgängerbrücke
überqueren können.
Dann gehen wir wieder
zurück nach oben Richtung Berlingo.
In einem kleinen
Park, in dem wir eine Pause einlegen, liegen Obdachlose hinter Büschen.
Weiter wandern wir
durch die kleinen Gassen. Ursel wünscht sich eine Cola, die ich in einer
kleinen Bar
erwerben kann.
Wir sind erschöpft.
Ich versuche noch ein
Foto von den typischen Straßenbahnen zu machen.
Auch hier sind die
lauten Papageien, die wir schon in Amsterdam bewundert haben, inzwischen
angekommen.
Sie werden von
manchen Menschen geliebt - von anderen gehasst.
Schließlich sind wir
rechtzeitig zurück am Berlingo und fahren hinaus aus der großen Stadt weiter
nach Norden.
Diese lange Fahrt
über schnelle Straßen und Autobahnen hat mich beeindruckt.
Es geht nämlich durch
riesige Vorstädte, endlos aneinanderklebende Hochhäuser, wo offensichtlich die
Millionen Bürger von
Lisboa wohnen.
Um 18 Uhr erreichen
wir den Ort Praya da Areia Branca.
Ein Mann führt uns
durch dunkle Gänge zu einem Zimmer seines Hotels.
Als er auch noch
verdächtig hustet und wir an Corona erinnert werden,
verlassen wir schnell
das Hotel.
Aber wieder haben wir
Glück.
Wir landen im
Paradies.
Denn nicht weit
entfernt finden wir im Ort das Paradise Hotel.
Es ist wirklich ein
kleines Paradies, denn die Freundlichkeit des Pächters Steve vermittelt uns ein
Gefühl der Entspannung.
Wir sind in der Ruhe angekommen nach diesem
anstrengenden Städtebesuch.
Eine Gitarre für
Gäste, gemütliche schicke Räume, ein Kicker, eine Küche im Speiseraum, Frühstück
ist inklusive.
Wunderbar.
Hier ist die Adresse,
falls mal jemand dort Urlaub machen möchte:
https://www.zambeachouseportugal.com/
Ich spiele kurz mit
der Gitarre - dann gehen wir hinunter zu dem großen Strand, an dem auch jetzt
in
der beginnenden
Dämmerung noch Surfer unterwegs sind.
Jeden Tag an einem
anderen Ort sein - das ist dieses traumhafte Gefühl, was wir so lieben.
On the Road - unser Road-Trip!
Eine Bootstour die
ist lustig…
Buddha wohnt auch
hier im Paradies!
Beim Sonnenuntergang
können wir noch Surfer beobachten.
Dienstag, der 5.
April 2022
Am Morgen genießen
wir das liebevoll zusammengestellte Frühstück und lernen auch Steves Frau Rute
kennen.
Sie ist ebenso
freundlich wie Steve und die Beiden frühstücken ruhig in unserer Nähe an einem
anderen Tisch.
Wir erfahren später,
dass sie das Hotel nur gepachtet haben und in der Coronazeit wenige Einnahmen
hatten.
Im Hintergrund
telefoniert in dem Küchenbereich des Raumes eine aktive junge Dauermieterin,
die wohl
Yogakurse oder
Osteopathie anbietet und auf mich sehr energisch und stark wirkt.
An der Wand des
Raumes sind sehr viele Fotos von Surf-Gästen und Familien in sauberen Reihen
aufgeklebt, die alle
das große Surfbrett mit dem Namen des Hotels halten.
Steve fragt uns, ob
er von uns auch ein Foto machen darf und wir gehen hinaus auf die Terrasse,
halten das Surfbrett
fest und werden von ihm fotografiert.
Wenn wir
wiederkommen, wird hier unser Foto an der Wand kleben, meint Steve.
Ich habe eine sehr
positive Bewertung im Netz hinterlassen!
Wir fahren los, denn
heute liegt ein weiter Weg vor uns.
Unser Ziel ist das
kleine Dorf El Payo in Spanien.
Die Fahrt führt 350
Kilometer nach Osten durch Portugal über die Berge und zur spanischen Grenze
in Richtung
Salamanca.
Wenige Fahrzeuge
begegnen uns.
Die Straße ist klein
aber gut befahrbar.
Nebel in den Bergen,
graue Flechten an den Bäumen, gute Luft hier.
Wir machen eine
kleine Pause auf einem engen Parkplatz an der Staumauer eines riesigen
Stausees.
Dann geht es weiter
über kleine Straßen mit vielen Serpentinen die Berge hinauf und hinab.
Die Fahrt ist
anstrengend aber auch wunderschön.
Am späten Nachmittag
erreichen wir das kleine Bergdorf El Payo und suchen die alte Käserei, wo Sikko
lebt.
Wir fahren durch die
enge kleine Straße des Dorfes und dann wieder zurück, denn die alte Käserei
La Payenga liegt hier
als letztes Haus am Ende der Straße.
Es ist ein großes
Gebäude mit einem Keller, in dem neben der mit Holz betriebenen Zentralheizung
des
Hauses die Räume für
die Käseherstellung liegen.
Wir parken gegenüber
und gehen zur Eingangstür, klingeln, warten - die Tür bleibt verschlossen!
Ich spreche in meinem
simplen Spanisch mit einem Dorfbewohner, der hier seinen Spaziergang macht.
„Nos somos amigos
Sikko!“
Er versteht und
antwortet, dass er Sikko gut kenne und wir sprechen weiter ein wenig
miteinander.
Wir erfahren, dass
Sikko in der Regel erst am Abend von seiner viele Kilometer entfernten Finca,
wo seine 120 Ziegen
leben, zurückkehrt.
Also machen wir erst
einmal einen gemütlichen Spaziergang.
An der Käserei vorbei
und auf einem Erdweg hinunter durch kleine Waldstücke und Weiden an
Brunnen und
Steinwällen vorbei und wieder zurück hoch in das Dorf.
Wir klingeln wieder
und jetzt ist Sikko da!
Mit seinem uns
vertrauten freundlichen Lächeln bittet er uns herein und ich freue mich, wieder
seine
Stimme mit dem
niederländischen Akzent zu hören, den ich so liebe.
Andere Sprachen, die
Stimmen der Menschen, die Kommunikation mit ihnen - das ist es, was ich suche.
Es ist dieses Gefühl,
was meine seit frühester Jugend erlebte Angst und Schüchternheit auflöst.
Ich fühle mich wohl
und sicher, wenn ich mit diesen mir unheimlichen fremden Wesen, den Menschen,
sprechen kann und sie
mich verstehen.
Es hat viele
Jahrzehnte gedauert, in denen ich vorsichtig Vertrauen gefunden habe.
Sikko hat für uns
gekocht.
Wir gehen die
Steintreppe hinauf, legen unsere Kleidung auf einen Sessel und ziehen die
Schuhe aus.
Es gibt Ziegenfleisch
mit Gemüse und Kartoffeln und zum Nachtisch, aus einem großen Kochtopf -
Ziegenjoghurt.
Alles ist lecker und
von Sikko prima vorbereitet.
Wir teilen uns sogar
eine Flasche Bier.
Sikko kocht mit einer
Gasflasche, die er von Zeit zu Zeit austauscht, auf einem kleinen Gaskocher mit
2 Kochstellen.
Der Wohnraum ist hier
auch gleichzeitig seine Küche und alles ist großzügig und gemütlich.
Wir sitzen an einem urigen
Holztisch.
Lange Gespräche über
die Ziegenherde. Tägliches Melken von 60 Tieren.
Wanderungen mit der
Herde durch das Gebirge auf steinigen Wegen und durch die Wälder mit buschigem
Unterholz.
Ein kleiner Fluss in
der Nähe der Finca und große Tränken - das Wasser ist kostenlos und kostbar.
Sikko erzählt mir von
einem Problem mit seiner Holzheizung, die er aus den Niederlanden bestellt
und hier hat einbauen
lassen.
Der Wasserdruck in
der Heizung ist auf Null abgefallen und die beiden spanischen Installateure
haben es nicht
geschafft, den Druck wieder zu erhöhen.
Nach dem Essen mache
ich mich sofort an die Arbeit und wir gehen zusammen in den Keller, denn
die Problematik ist
mir vertraut.
Ich finde relativ
schnell das Zufüllventil und mit einem langen Schlauch kann ich den Druck
wieder
auf den Normalwert
erhöhen.
Anschließend hole ich
die Fahrradluftpumpe aus dem Berlingo und pumpe das Druckausgleichsgefäß wieder
auf.
Für die interessierte
Leserin oder den interessierten Leser:
An jedem Ausgleichsgefäß
findet sich ein normales Autoreifenventil, was auch im Laufe der Jahre
das Gas in der Hälfte
des Gefäßes hinter der dort befindlichen Gummimembrane, raus lässt, ähnlich wie
beim Fahrrad oder
auch beim Auto.
Man braucht nur diese
Hälfte wieder durch Aufpumpen mit Luft zu füllen und der Druckausgleich im
System funktioniert
wieder.
Beim Erhitzen des
Wassers tritt bei einem defekten Druckausgleichsgefäß immer etwas Wasser aus
den Überdruckgefäßen
wegen der Ausdehnung aus und schließlich sinkt der Druck im System auf Null.
Die Heizung
funktioniert wieder perfekt und Sikko freut sich darüber.
Er geht jeden Morgen,
bevor er das Haus nach einem kurzen Frühstück um 5.30 Uhr verlässt, in den
Keller und feuert
dort den Holzofen an.
Eine große
Brennkammer wird dabei mit dicken Holzstücken gefüllt und das Feuer erwärmt bis
zum
Abend das gesamte
Haus.
Altes Holz gibt es
hier umsonst. Sikko besitzt Axt und Kettensäge und die Arbeit mit dem Holz ist
auch
eine seiner
Tätigkeiten hier als Ziegenhirt und Fincabesitzer.
Wir gehen in einen
Nebenraum im Keller und Sikko zeigt uns seine Käserei.
Wir schlafen in einem
eigenen Zimmer, das Sikko für uns vorbereitet hat.
Mittwoch, der 6.
April 2022
Ausgeschlafen!
Am kommenden Morgen
frühstücken wir alleine, denn Sikko ist schon zu seinen Ziegen auf die Finca
gefahren.
Wir genießen die Ruhe
und die Annehmlichkeiten des Hauses. Ich esse viel Joghurt aus dem großen
Kochtopf.
Dann gehe ich noch
einmal in den Keller zu „meiner“ Heizung und kontrolliere den Druck und schaue,
ob alles in Ordnung
ist.
An der hinteren Tür
des Kellers entdecke ich, dass der Türgriff wackelt.
Ich hole aus dem
Berlingo Werkzeug und repariere ihn.
Reparaturen machen
mir Spaß, allerdings nur, wenn sie nicht zu komplex sind und zu dem gewünschten
Erfolg führen.
Es ist für mich ein
Gefühl, dass alles wieder „in Ordnung“ ist.
Der Verfall der
Materie, die Endlichkeit, ein wenig ausgebremst.
Das Ende ausgebremst.
Es geht weiter - bis
zum Ende!
Aber ist es das Ende?
Wir werden sehen!!!
Wir haben gestern mit
Sikko zusammen den Ort in der App auf meinem Smartphone markiert, wo
sich die Finca mit
seinen Ziegen befindet und jetzt fahren wir los dorthin.
Es sind viele
Kilometer.
Wir machen an einem
Brunnen mit Kneippanlage im Wald eine kleine Pause.
Dann geht es weiter
auf der Straße und wir suchen den kleinen Erdweg, der zu der Finca führt.
Tatsächlich finden
wir nicht den richtigen Weg aber wir fahren mithilfe des Navis in den Wald und
ich
führe Ursel, die am
Steuer des Wagens sitzt, in die Richtung der Finca.
Es ist weit und auf
dem steinigen Waldweg mit vielen Schlaglöchern, durch die man nur sehr langsam
fahren kann, dauert
es lange, bis wir dann nach Überfahrung eines Flusses über eine alte kleine
Steinbrücke,
schließlich auf einer
Lichtung die Finca erreichen.
Hier steht Sikkos
Auto aber von ihm ist nichts zu sehen.
Wir gehen zu dem
großen Ziegenstall und bewundern die vielen jungen und alten Tiere.
Wir öffnen den Zaun
und gehen in den Stall hinein.
Junge Zicklein
springen munter herum und es ist eine Freude, die Tiere zu beobachten.
Als wir wieder aus
dem Stall herausgehen und auf der Wiese davor stehen, kommt uns Sikko entgegen
und wir freuen uns,
ihn hier in seiner Welt wiederzusehen und zu erleben.
Er zeigt uns jetzt
noch einmal seine Herde und erklärt uns viele Dinge über die Pflege und den
Umgang mit den Tieren.
Neben der Finca
finden wir auf dem Boden zwei Nester mit schnell zuckenden Raupen, die hier
wohl gerade
geschlüpft sind.
Sie ähneln den
Eichenprozessionsspinnern und - wie uns Sikko erklärt - bekommt man bei
Berührung auch
den bekannten
Hautausschlag.
Er lässt sie am Leben
und ich mache ein Video von den Tieren.
Wer sich für die
merkwürdigen Bewegungen der Raupen interessiert, kann sich den Film hier
anschauen:
Wir wandern mit Sikko
und seinen 3 Hunden den Weg hinauf an einer Wassertränke vorbei, um seine
Ziegenherde zu
suchen, die irgendwo am Hügel in den Bergen frei umherzieht.
Der alte Mastiff
heißt Lukas, ein gemütliches ruhiges Tier. Er läuft ruhig an Sikkos Seite und
hört auf seine
Anweisungen. Er
treibt die Herde zusammen und eignet sich gut als Hütehund für die Ziegen.
Dann gibt es noch
Sissi und Cees.
Sissi ist die gut
erzogene Großmutterhündin.
Cees ist noch jung
und verhält sich nicht so, wie Sikko es sich wünscht.
Er ist verspielt und
wild und hört nicht genug auf die Kommandos.
Sikko hatte einen
sehr von ihm geliebten Hahn. Cees hat ihn totgebissen - aber Sikko erzählt uns, dass
es seine eigene
Schuld war, weil er das Tier nicht eingesperrt hatte.
Sikko kann es nicht
vergessen und ist immer noch enttäuscht von Cees.
Dann hören wir das
Glockengeläut der Herde, sehen jedoch kein Tier.
Sikko ruft seine
Herde, seine geliebten Ziegen, seine Cabras.
Hier kannst du das
Video mit den 120 Ziegen in den Bergen von El Payo anschauen.
Es ist für uns einer der
schönsten Momente der gesamten Reise!
Anschließend wandern
wir mit der Herde langsam den Hang hinauf, dann durch das dichte Buschwerk
der Wälder den Hügel
hinunter bis zum Fluss.
Sikko sitzt auf einem
Stein und verzehrt ein Sandwich.
Es geht weiter und
langsam zum Fluss hinunter und dann wieder zurück zur Finca.
Leider wird Sikko von
einem unangenehmen bürokratischen Vorfall belastet.
15 Ziegen sollen
morgen geschlachtet werden. Es fehlt jedoch eine sogenannte Gita. Eine behördliche
Genehmigung. Und
Sikko telefoniert mehrmals mit der zuständigen Behörde, allerdings ohne Erfolg.
Jetzt muss er die
Tiere statt morgen an einem anderen Tag zum Schlachter bringen und alle Termine
müssen neu geplant
werden.
Ja, das romantische
Leben hier als Ziegenbauer hat auch seine Schwierigkeiten.
Am Ende lernen wir
noch Sikkos Freundin Wilma kennen, die sich mit ihm zusammen um alle Tiere
kümmert.
Schließlich fahren
wir in der anderen Richtung weiter durch den Wald über Stock und Stein und dann
die
20 Kilometer zurück
zur Käserei.
Wir erholen uns von
dem anstrengenden und schönen Tag und am Abend trifft auch unser Freund Sikko
ein,
der sofort beginnt,
für uns zu kochen.
Es gibt heute 12
frische Eier, gebraten in Olivenöl, Bratkartoffeln und Erbsenpüree.
Wir geben Sikko meine
beiden Kinderbücher „Bello und die Hundebande“ und „Der Flügelpeter“.
Im Bello kommt Sikko
in 2 Kapiteln vor, was ihn freut.
Hier ist noch einmal
ein Link zu meinen beiden Büchern:
https://ulrichthoma.de/texte.htm
Ich spüre wieder
leichte Zahnschmerzen, jetzt im linken Unterkiefer.
Habe bereits mithilfe
des Smartphones, eines USB-Adapters und des Memorysticks, auf dem die
Röntgenaufnahme
gespeichert wurde, meine Zahnärztin in Berlin über Mail informiert und sie hat
mir heute geantwortet
und direkt am 2. Mai einen Termin mit mir für die Ziehung der Lottozahlen,
nein,
meines 2.
Weisheitszahnes, gemacht.
Vorher ist sie noch
im Urlaub.
Wir schlafen tief und
fest in dieser Nacht.
Donnerstag, der 7.
April 2022
Am nächsten Morgen
frühstücken wir alleine. Besonders der Ziegenjoghurt hat es mir angetan.
Müsli, Obst und Brot
gibt es auch wieder und eine Tasse starken Kaffee.
Dann nehmen wir den
großen Metallcontainer mit Olivenöl mit und hängen den Hausschlüssel an den
Haken
oberhalb der Treppe.
Alles wird im
Berlingo verstaut und wir fahren dieselbe Straße zurück nach Westen Richtung
Portugal und Atlantikküste.
Später biegen wir
nach Nordwesten ab, denn das nächste Reiseziel ist die zweitgrößte Stadt
Portugals - Porto.
Plötzlich entdecken
wir bei einer kurzen Kaffepause über den Bergen 2 Paraglider.
Ich bin immer wieder
fasziniert von dem Anblick und ich werde an meine eigenen Flüge in der Rhön und
in
Saarmund bei Berlin
erinnert.
Es ist eine gute
Erinnerung, aber ich werde nicht mehr mit dem Gleitschirm fliegen.
Es ist sehr
gefährlich!
Hier ein kleines
Erinnerungsfoto aus der Rhön auf der Wasserkuppe bei meinem Fluglehrer Andreas
Schubert
im Schnupperkurs.
Es geht wieder auf
einsamer Straße an dem kleinen Schild vorbei, das die Grenze zu Portugal
anzeigt.
Kein Mensch hier,
kein Haus, es ist ein gutes Gefühl, dass wir in Europa sind, an Orten, wo die
Grenzen
fast bedeutungslos
geworden sind, trotz Coronazeiten.
Den Krieg, der immer
im Hintergrund ist und den wir irgendwie mit dieser Reise auch ein wenig
hofften,
vergessen zu können
mit der naiven Vorstellung - wenn wir wieder in Berlin sind, dann ist er
vielleicht
bitte, bitte wieder
vorbei, gibt es natürlich weiterhin.
Dass unsere Hoffnung
nicht eingetroffen ist und die Greueltaten auch heute noch, wo ich diese Zeilen
schreibe - am 27. Mai
2022, weiter geschehen, ist traurig.
Seit tausenden von
Jahren hat sich der Mensch in dieser Hinsicht nicht weiterentwickelt.
Er bleibt ein
niederes tierähnliches Wesen - aber das wäre eine Beleidigung für alle Tiere,
denn sie
kennen nicht die Gier
nach Macht und Materie etc.
Wir fahren durch den
Ort Barrirosa hoch in den Bergen.
Machen Halt an einem
Fluss mit Wasserfällen und gehen hinunter zu einem kleinen Restaurant am
Wasser.
Ein besonderer Ort.
Aber wir essen nichts
und fahren einige Stunden lang weiter bis zur Küste nach Praya de Mira.
Wir suchen eine
Übernachtungsmöglichkeit und finden das Hostel Palheiros, was uns gut gefällt.
Es gehört einer
kleinen sympathischen und freundlichen Spanierin - wir nennen sie in Erinnerung
an
eine Folge aus „Two
and a half Men“ - Esmeralda.
Die Übernachtung
kostet nur 35,- € und wir fühlen uns sehr wohl hier.
In einem hübschen
Garten mit vielen Blumen und gemütlichen Holzbänken wohnen wir in einem
großen
Zimmer mit einem
Badezimmer, wo sogar eine Badewanne steht, die ich auch am Abend gerne zur
Entspannung benutze.
Wir wandern zum
Strand und sind wieder von den starken Wellen fasziniert.
Anschließend
verzehren wir in einem kleinen Restaurant Lachs mit frittierten
Kartoffelscheiben und
Auberginen und
Tomaten frittiert in Honig-Sesamkruste.
Hier gefällt es uns!
Hier wollen wir
mehrere Nächte bleiben.
Freitag, der 8. April
2022
Gut geschlafen -
plötzlich ein heller Blitz - nein, war nur ein Scherz aus unserem immer wieder
den Humor
entfachenden Alltag,
der oft in Verbindung mit unserer Freude am gemeinsamen TV-Genuss herrührt.
Im Bett kann es auch
schön sein!
Jetzt aber das
Frühstück draußen auf der kleinen Terrasse an dem rustikalen Holztisch.
Esmeralda - die einen
anderen Namen hat - läuft manchmal mit ihren schnellen Schritten an uns vorbei
aber das stört unsere
Ruhe nicht.
Sie hat so eine
besondere Art - man nimmt sie wahr - fühlt sich jedoch völlig unbeobachtet.
Wenn ich sie
brauche und
anspreche, ist sie sofort mir völlig zugewandt und präsent.
Sie kocht manchmal
nebenan, aber sie stört uns überhaupt nicht. Im Gegenteil - wir fühlen uns wohl
hier
in dem schönen
kleinen Garten.
Wir haben uns
entschieden, noch 2 Nächte zu bleiben und bezahlen 70,- € bei Esmeralda.
Heute planen wir mit
den Rädern nach Mira zu fahren.
Es geht auf kleinen
gut gepflegten Radwegen durch schöne Wälder an kleinen Seen vorbei.
Die Dünenlandschaft
mit vorgelagerten sumpfigen Waldflächen, in denen wir Schatten finden und die
von
kleinen Bächen und
Kanälen durchzogen ist, gefällt uns.
Hohe dicke Bäume mit
nackten Stämmen stehen hier. Ich kenne ihren Namen nicht. Ob es Platanen sind?
Die Fahrt führt uns
an einer Residenz für Touristen vorbei.
Ein edles gut
gepflegtes Gebäude mit einem wundervollen Garten.
Gegenüber der
Residenz am See befindet sich ein Öko-Zentrum.
Schließlich erreichen
wir den Ort Mira.
So etwas kenne ich
doch!
Ein merkwürdiges
Einkaufscenter mit Wohnungen umfahren wir und beobachten die dort spielenden
Kinder
und Jugendlichen.
Dann finden wir ein
kleines Straßencafe und wir setzen uns draußen auf der Straße neben mehrere
ältere
Männer, mit denen ich
dann in meinem gebrochenen Portugiesisch eine Unterhaltung führe.
Leider merke ich, wie
gering mein aktiver Sprachschatz ist.
Wir stehen dann an
einer anderen Straße und es fällt uns auf, dass jedes Mal, wenn ein Auto
zufällig
über einen
Kanaldeckel fährt, ein lustiges lautes Geräusch entsteht.
Ich schaffe es, mit
mehreren Versuchen eine Tonaufnahme davon zu machen, die ich später als Quiz
an mehrere Kontakte
sende.
Einige meiner Freunde
und Bekannten geben schnell auf, wenige erraten das Geräusch, unter anderem
Phil mit Charly und
Joachim.
Joachim wünscht sich
als Preis eine Packung mit Nougat - leider haben wir keine Gelegenheit,
sie in Läden zu finden.
Aber vielleicht kann
ich ihm in Berlin mit einem anderen kleinen Geschenk eine Freude machen.
Es geht zurück durch
die Wälder und dann beginnt es, erst langsam und dann heftig zu regnen.
Wir ziehen unsere
Regenkleidung an, stellen uns einige Zeit unter, fahren dann aber doch im Regen
weiter nach Hause.
Zum Abendbrot gibt es
Kartoffelbrei und Thunfisch.
Samstag, der 9. April
2022
Nach einem
gemütlichen Frühstück machen wir einen Einkauf in einem Lebensmittelladen.
Bei einem
chinesischen Händler kaufe ich noch einen Touchpen für das Smartphone, denn
mich stört
die gesprungene
Glasscheibe. Allerdings werde ich in Berlin dann bemerken, dass es nur die
schützende
Glasfolie ist, die
einen Sprung hat und ich werde sie dort erfolgreich austauschen.
Heute fahren wir mit
dem Berlingo nach Norden die Küste entlang und wollen eigentlich bis nach
Aveiro kommen, weil
uns der Schwiegersohn von Esmeralda eine Empfehlung gegeben hat.
Es sei hier so schön,
besonders für Radfahrer.
Wir parken schon
vorher an der Küste im Ort Gafanha da Encarnação.
Es ist ein sehr
touristisches Gebiet und einige Portugiesen machen jetzt auch schon Urlaub am
Meer in dieser Stadt.
Wir laden die Räder
an einem kleinen Fischerhafen aus und ich schaue mir die Cabanas hier an.
Inmitten dieser
Holzhütten, in denen die Fischer ihre Gerätschaften aufbewahren, befindet sich
ein
kleiner Imbiss und
hier haben sich mehrere Fischer versammelt und es herrscht eine gemütliche
Stimmung.
Sie trinken, rauchen,
reden und es spielt laute Musik im Hintergrund.
Anschließend fahren
wir mit den Rädern weiter nach Norden an der nebeligen Lagune entlang und
stoßen
an die Landspitze.
Hier führt der breite Wasserkanal von der Lagune aus ins Meer.
Wir biegen nach links
ab und besuchen den Leuchtturm.
Nach Süden kann man
ab der Mole an einem breiten kilometerlangen Sandstrand baden und die Sonne
genießen.
Allerdings nur, wenn
man ein gesunder und kräftiger Schwimmer ist, denn die Wellen sind wieder sehr
stark.
In einem kleinen
Bistro an der Praya de Barra verzehren wir eine Pizza mit Meeresfrüchten und
einen Salat
mit Käse, Nudeln und
Schinken.
Anschließend fahren
wir mit dem Berlingo zurück nach Praya de Mira.
Am Abend geht es noch
einmal zum Strand hinunter und barfuß in die Wellen. Ein Hosenbein von mir wird
nass, weil ich nicht
aufgepasst habe.
Rotwein und Käse,
Musmulos - Mispeln - und Brot mit Weintrauben zum Abschied am Strand.
Junge Menschen
spielen Volleyball und laufen durch die Wellen.
Unsere Vermieterin
kocht nebenan wieder lecker mit Knoblauch für ihre Familie - der Duft ist
betörend!
Sonntag, der 10.
April 2022
Wir packen.
Heute fahren wir eine
lange Strecke an der Küste entlang nach Norden.
Unser Ziel ist Porto.
Schließlich sind wir
dort, fahren über die riesige Brücke, die hier den Fluss Douro überspannt, in
die Stadt hinein.
Durch kleine winklige
Straßen geht es weiter, den Strömen der Touristenbusse folgend auf der Suche
nach
einem Parkplatz für
uns.
Ein wilder Verkehr
hier und viele Touristen.
Ich biege ab nach
rechts und fahre hinunter in einen Parkplatz, der direkt weit oberhalb des
Flusses
am Hang liegt.
Ein Parkticket
gezogen und die Schranke öffnet sich.
Puuuh - das war
genial! Wir sind froh, dass der Wagen hier stehen kann und wir atmen erst
einmal durch.
Dann schauen wir
hinunter auf den Fluss und sind total fasziniert!
Weit unten sehen wir
die Boote unter der hohen Brücke entlangfahren. Die Szenerie ist berauschend.
Gemütlich bummeln wir
anschließend die große Fußgängerzone entlang, in der es von Menschen wimmelt.
Touristenläden,
Restaurants, Porto ist lebendig und farbenfroh.
Farbenfroh auch die
für Portugal so typischen Kacheln, von denen wir zwei kleine Andenken kaufen.
Wir bewundern den
berühmten Bahnhof von Porto.
Das Bezahlen der
Parkgebühr klappt hier gut und wir finden auch den Weg aus Porto hinaus. Wieder
diese
großen Wohngebiete
vor der Stadt mit ihren modernen, kastenförmigen Hochhäusern.
Nach langer Fahrt
kommen wir in Richtung Santiago de Compostella langsam in die Gegend der
Jakobswege, die mich
schon lange interessiert haben und ich hoffe, hier auch Pilger anzutreffen.
Tatsächlich finden
wir dann einen Campingplatz - Orbit-Camping - auf dem wir eine Hütte mieten.
Eine völlig
erschöpfte junge Frau mit schwerem Rucksack ist erleichtert, hier auch eine
Hütte neben uns
nach ihrem heutigen
langen Pilgerweg zu bekommen.
In einer anderen
Hütte stehen auf der Wiese mehrere Wanderschuhe, die Besitzer kommen erst in
der
Nacht beim großen
Regensturm zurück aus dem kleinen Restaurant des Campingplatzes.
Schuhe nass - morgen
wandern sie weiter auf dem Jakobsweg, der dann in 200 km Entfernung Santiago
erreicht.
Wir wollen zum Strand
und finden den Weg, der durch 2 große Zementröhren führt.
Am nächsten Morgen
erfahre ich, dass ein Golfplatz der Grund für die riesigen Netze und die Röhren
ist.
Der Strand ist wieder
sehr beeindruckend mit seinen hohen Wellen. Es scheint hier am Atlantik überall
ähnlich zu sein.
Wir schlafen nach
Spaghetti und Rotwein entspannt ein und sind sehr froh im Haus zu sein, denn in
der
Nacht tobt der wilde
Sturm und der Regen prasselt auf das Metalldach.
Ja, manchmal ist es
schön, nicht nur ein Autodach über dem Kopf zu haben.
Allerdings sollte man
nicht wie unsere pilgernden Nachbarn die Schuhe vor der Hütte auslüften und
erst
spät in der Nacht aus
dem kleinen Restaurant zurückkehren.
Montag, der 11. April
2022
Ich will unbedingt
nach Santiago de Compostella.
Die berühmte
Kathedrale möchte ich mir anschauen und die Stimmung dort erleben.
Ursel mag eigentlich
die großen hektischen Städte mit den vielen Menschen und Autos
nicht, sondern liebt
eher die Natur und besonders die wunderschönen Strände.
Es geht mir auch so,
aber die Kirche mit den Pilgern und besonders die Atmosphäre des Ortes
haben mich schon
immer angezogen.
Ich will das, wenn
wir schon direkt hier vorbeifahren, auf jeden Fall sehen und erleben.
Ursel ist
einverstanden und wir fahren nach dem Frühstück raus aus der
Campingplatzanlage.
Einige Pilger sind
schon zu Fuß oder auch mit Rädern aufgebrochen.
Vor ihnen liegen noch
über 200 Kilometer.
Wir fahren sie in wenigen
Stunden, die Pilger brauchen noch viele Tage.
Ich dachte immer, der
Jakobsweg sei eine Wanderung durch hübsche Landschaften und am Meer entlang,
Natur, Tiere, Wälder…
Tatsächlich stimmt
das nur für kurze Wegesabschnitte.
Auf diesem Jakobsweg
- es gibt nämlich viele aus allen Richtungen kommend, die nach Santiago führen
- verläuft ein Großteil des Weges durch große
Orte und - besonders enttäuschend für mich - an großen
Straßen entlang, auf
denen die Autos und Lastwagen brausen.
Mich reizt der Weg
nur auf den hübschen durch die Natur führenden Pfaden.
Die sehen wir auch
und halten öfter an.
So besuchen wir noch
einen wundervollen Strand, an dem die hohen Wellen, wie fast überall hier am
Atlantik,
diese besondere
Stimmung eines wilden urgewaltigen Meeres vermitteln.
Wir sind aus der
Normalität herausgetreten, die uns so vertraute Nordsee, die wir auch so sehr
lieben, bietet
ein völlig anderes
Bild. Ruhiges Wasser mit kleinen Wellen in der Regel.
Außer bei Sturmflut,
aber das ist auch wieder eine andere Situation als hier.
Wir fahren durch den
Ort Vinja und dann wieder einmal ein Stück auf der Maut-Autobahn.
Immer wieder gibt es
hier kleine Probleme, wenn wir an der Schranke vor der Ausfahrt stehen und
bezahlen wollen. Einmal
erlebten wir eine sehr skurrile Situation:
Ich saß am Steuer und
steckte das Ticket in den Schlitz des Automaten.
Es wurde wieder
ausgeworfen und eine freundliche Frauenstimme sagte:
„Inserto titulo!“
Ich nahm das Ticket
und steckte es andersherum in den Schlitz.
Hinter uns die
wartenden Autos.
Es wurde wieder
ausgeworfen und es ertönte dann das „Inserto
titulo!“
Puuh, eine kleine
Unruhe ergriff mich.
Dann entdeckten wir
einen kleinen schwarzen Pfeil auf dem titulo, dem Ticket und ich schob es
erneut
in den Automaten.
Jetzt endlich wurde
es akzeptiert und wir durften bezahlen - in der Regel immer mit Bargeld, weil
uns das
Bezahlen mit der
Visakarte unheimlich war.
Heute schiebt Ursel
einen 20 Euroschein in den Schlitz. Er kommt wieder raus.
Was jetzt, noch einmal
hinein und hinaus. Und noch einmal.
Erfreulicherweise
erscheint plötzlich eine lächelnde Angestellte und hilft uns.
Wir haben auch hier
den Münzschlitz gesucht.
Sie zeigt uns unten
eine große Metallschale, wo man die Münzen einfach hineinwirft und dann geht
die Schranke auf.
Ich sage zu ihr:
„Stupido signor de Allemagna!“ Sie lacht und wir freuen uns zusammen.
Überhaupt erlebe ich
die Portugiesen und auch Spanier auf der Reise als sehr entspannt und äußerst
hilfsbereit und
freundlich.
Heute habe ich mich
richtig gefreut hier in Berlin beim Schreiben der Geschichte:
Wir bekamen aus
Portugal von der Firma ViaVerde eine Mail mit der Benachrichtigung, dass sie
den
von uns bestellten
Transponder abgesendet haben.
Er wird in 5 Tagen
hier in Berlin sein und dann fahren wir im kommenden Jahr völlig unaufgeregt
durch die
offenen Bahnen an den
Mautschranken vorbei und die Durchfahrt wird sofort von der Visakarte abgebucht
und uns täglich mit
Foto des Autos und Zeit und Preis zugesendet.
Internet und Technik
- ein Segen und ein Fluch.
Inserto titulo ist
jetzt eines unserer geflügelten Worte, über das wir öfter lachen.
Sie sind ein Teil der
Vertrautheit in unserer Lebensgemeinschaft und Partnerschaft.
Humor - soooo
wichtig!
Mithilfe des Navi und dann einem
kurzen Gespräch auf der Straße in Santiago de Compostella mit einer
jungen Spanierin finden wir Unterschlupf für
den Berlingo in einer dunklen unterirdischen Parkgarage
nur wenig Meter unterhalb des Hügels,
auf dem die riesige, sehr beeindruckende Kirche steht.
Wir wandern im
leichten Regen hinauf und stehen dann auf dem Platz, wo einige Pilger auf den
großen
Steinplatten vor der
Kirche liegen und sich ausruhen.
Es ist eine besondere
Stimmung hier.
Menschen aus allen
Nationen mit großen Rucksäcken, Hüten und Wanderschuhen.
Wir bleiben einige
Zeit an der Kirche, die aber in diesen Tagen geschlossen ist.
Dann geht es im Regen
zurück zum Auto durch die Gassen der Altstadt und schnell raus aus der
Parkgarage
und der Stadt, weiter
nach Norden.
Wir fahren noch viele
Stunden und entdecken plötzlich an einer großen Straße das Hotel Barreira.
Es entpuppt sich als
ein Glücksgriff für uns.
Freundliche spanische
Angestellte empfangen uns zunächst an der Bar und dann an der Rezeption des
großen
alten Hotels.
Wir bekommen ein
hochherrschaftliches Zimmer mit Luxusbad und Minibar.
Wir speisen fürstlich
in einem großen Speisesaal zu Abend ein 5-Gänge-Menu.
Gemüsesuppe -
hausgemacht - köstlich
Omelette
Lachs mit Kartoffeln
Zum Nachtisch Joghurt
Dazu ein spanisches
Bier
Dienstag, der 12.
April 2022
Nach einer ruhigen
und entspannten Nacht gibt es ein Frühstück, bei dem neben einem kleinen Buffet
immer wieder eine
sympathische Küchenhelferin unsere Wünsche erfüllt.
Wenn ich sie aus der
Küche von ihrer Arbeit dort wegrufe, kommt sie an unseren Tisch und sagt
„Digame!“
Das bedeutet: „Ja,
bitte?“
Anschießend bringt
sie uns noch einige Scheiben Brot, etwas mehr Butter und einen Orangensaft.
Es geht weiter auf
unserer langen Reise und wir fahren heute 400 Kilometer Richtung Norden durch
Spanien.
Wir nutzen jetzt
wieder einmal die Autobahn und zahlen die Maut.
Schnellere Fahrt und
weitere Strecke - aber nicht die oft interessanten Ansichten der kleinen Orte
und der
Küstengebiete.
Dann biegt die
Autobahn langsam von der Nordspitze Spaniens nach Osten ab und wir erleben eine
der
schönsten Fahrten auf
dieser Strecke.
Die Straße windet
sich zwischen Bergen und Tälern hinauf und hinab über riesige zahlreiche Viadukte.
Es sind hier derart
viele Autobahnbrücken, die uns in ihrer Größe und Länge bisher noch nie
begegneten.
Nach einigen Stunden
Fahrt und mehreren Mautsperren sind wir sehr erschöpft und wollen einfach
hinunter an die Küste
fahren.
Wir nehmen eine
Ausfahrt und fahren unter der Autobahn durch Richtung Atlantik.
Der Weg durch ein
kleines Dorf wird immer enger und schließlich stehen wir auf einem Feldweg, der
weiter unten in einer
Wiese endet und sich nach links durch matschige Erde und Pfützen immer enger
werdend ins Ungewisse
windet.
Zum Meer kommen wir
hier nicht - aber man sieht es im Hintergrund, auch auf diesem Bild.
Wir halten an und
wenden den Berlingo mit Mühe, in der Sorge, dass die Hinterräder in einen Graben
abrutschen, durch den
munter ein Bächlein sprudelt.
Puuh, geschafft!
Refugio erreicht.
Es gibt Kaffee!
Ich stelle das
Unterteil des Wasserkochers neben den Wagen ins Gras und bereite heißes Wasser.
Plötzlich kommt ein
PKW den kleinen Weg herunter und da wir ihm die Weiterfahrt versperren, hält er
vor uns an.
Ich spreche kurz mit
den beiden Spaniern und sie versichern mir lächelnd, dass es keinen Grund zur
Eile gibt.
Dann packe ich den
Wasserkocher wieder ein und setze das Auto einige Meter zurück, damit sie
passieren können.
Anschließend machen
wir weiter mit unserer kleinen Pause hier in der Natur.
Zum Meer hinunter
geht kein Weg und wir fahren wieder durch das Dorf zurück auf die Autobahn.
Ich habe im Dorf noch
einige Fotos von den interessanten alten Kornspeichern gemacht.
Die Speicher stehen
auf den Häusern auf dicken, hölzernen Pfosten, die eine besondere Form haben.
Ich glaube, der Sinn
ist, dass hier kein Ungeziefer in die Speicher hinaufklettern kann.
Wir sind auf dem
Jakobsweg und sehen auf den verschiedensten Straßen und Wegen die
Hinweisschilder
mit der
Jakobsmuschel.
Allerdings auf
Gummirädern - nicht auf Schusters Rappen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobsweg
Ursula und Ulrich auf dem Jakobsweg:
Noch einige Stunden
können wir weiterfahren, bis unsere Erschöpfung so stark ist, dass wir
beginnen, einen
Schlafplatz zu
suchen.
Wieder haben wir
großes Glück, denn der Weg führt uns in eine Sackgasse neben einem besonderen
Friedhof.
Hier stehen schon
einige Camper mit ihren großen Mobilen und ich spreche mit dem französischen
Ehepaar, das uns
versichert, dass das Übernachten hier akzeptiert wird und ungefährlich ist.
Wir sind erleichtert.
Der Friedhof gefällt
uns sehr gut.
Wie mein Vater gehe
ich gerne an den Gräbern vorbei und lese die Daten auf den Steinen.
Hier sind noch viele
Fotos der Verstorbenen zu sehen.
Das Besondere an
diesem Friedhof ist, dass sich die gesamte Anlage Richtung Atlantik hinunter
auf einem
Hügel befindet, an
dem das Meer von jedem Punkt aus zu sehen ist.
Am Eingang befindet
sich ein sauberes gut gepflegtes Toilettengebäude, was wir und die anderen
Camper
auch benutzen dürfen.
Es ist ein genialer
Ort.
Erst einmal futtern!
Wir machen einen
Spaziergang über die mit Gras bewachsenen Klippen. Ich treffe einen jungen
Italiener,
der hier zu Fuß
unterwegs ist und sich diesen Ort für die Nacht ausgesucht hat.
Er spricht perfektes
Englisch und legt sich ins Gras auf eine kleine Matte und plant hier unter dem
Sternenhimmel in
seinem Schlafsack zu schlafen.
Ich hoffe, dass es
nicht regnen wird und freue mich über dieses Gefühl der Freiheit, was er
vermittelt.
An der Küste entlang
laufen wir einige hundert Meter weiter. In den Klippen sitzen junge Leute.
Dann geht es um die
Ecke und plötzlich sehen wir den großen Ort Castro Urdiales.
Ein weiter
Badestrand, einige Kinder schwimmen hier sogar im kühlen Wasser.
Dann gehen wir zurück
und bereiten alles für die Nacht vor.
Die Räder raus und
anschließen. Die Matratzen und Schlafsäcke vorbereiten. Alle Sachen nach vorne
auf die Vordersitze.
Fertig.
Es wird eine gute
Nacht und wir schlafen mit dem Gefühl ein - hier sind wir sicher!
Gute Nacht!
Mittwoch, der 13.
April 2022
Gut geschlafen und
aufgewacht. Die 4 großen Fenster des Toilettenhauses öffnen sich.
Jemand säubert hier
alles und kümmert sich um den Garten des Friedhofes.
Im Nachbarcamper sind
die beiden jungen Frauen mit dem kleinen Mädchen und dem Baby und den beiden
Hunden auch schon
wach.
Die Besucher des
Friedhofes grüßen uns höflich - wir sind willkommen.
Ich gehe ganz in Ruhe
an den Grabstätten vorbei und schaue mir Namen und Daten und Bilder an.
Anschließend gibt es
wieder Frühstück und dann fahren wir zurück auf die beeindruckende Autobahn.
Unser Ziel ist heute Mimizan in Südfrankreich, wo wir vor einigen Jahren schon
einmal im Sommer auf dem
schönen
Campingplatz Les Cigales gezeltet haben.
Diesen Ort lieben
auch unsere beiden Freunde Rainer und Wolf, die hier jahrelang zelteten und
immer
wieder die sonnigen
Strände erlebten und sich hier sehr wohl fühlten.
Wir fahren Richtung
Frankreich und ich passe genau auf, wann die Grenze kommt, denn der Plan ist,
den fast leeren Tank
des Autos noch einmal mit dem preiswerten spanischen Benzin zu füllen.
Da, plötzlich
überraschend das Zeichen - Frontière - in 1000m auf der Autobahn.
Ursel kann gerade
noch den Berlingo zur letzten Ausfahrt nach rechts steuern und wir fahren
hinunter
in den Ort St. Jean
de Luz.
Dort suchen wir nach
einer Tankstelle und befinden uns plötzlich in einer Straße, in der man nicht
wenden kann, vor der
französischen Grenze, die hier durch den Ort verläuft.
Hinüber geht es nach
Frankreich - nur wenige Meter, dann wenden wir.
Und zurück nach
Spanien - einer der 3 dort stehenden Beamten sagt zu uns auf Deutsch:
„Schönen Urlaub und
gute Fahrt!“
Zurück in Spanien!
Wir lachen und biegen
rechts ab.
Dann sehen wir eine
Tankstelle und ich fülle den Wagen auf.
Beim Bezahlen
bekommen wir von den 85 Euro 17 Euro zurückgezahlt.
Anscheinend eine Art
Corona Bonus, so wie wir ihn schon einmal bei Sikko in der Nähe erlebten.
Dann fahren wir
zurück und wieder nach Frankreich weiter - oder - ich glaube, die Tankstelle
war schon
wieder in Frankreich
gewesen.
Egal!
Es war auf jeden Fall
ein lustiges Erlebnis.
Wir machen noch eine
kurze Rast im Ort an dem großen Fluss Nivelle, trinken und essen etwas
und sind dann auf dem
Weg nach Biarritz.
Wissen nicht, ob wir
jetzt noch in Spanien oder schon in Frankreich sind.
Jogger laufen auf
schicken Holzstegen vorbei, die am Rande des Flusses über dem Wasser verlaufen.
Dann steigen wir in
unseren Berlingo und es geht weiter an der Küste entlang Richtung Osten bis
nach Biarritz.
Wir machen eine kurze
Rast hier, fahren aber nicht zur Küste hinunter, weil wir froh sind, durch den
Verkehr
wieder hinauszufinden
und wir planen, Mimizan an der Küste von Südfrankreich heute noch zu erreichen.
Eigentlich hatte ich
immer gedacht, die Strecke hier durch die Pyrenäen wäre schwierig.
Ein hohes Gebirge, in
dem ich schon einmal vor vielen Jahren war und wo es auch heute noch Wölfe
geben soll.
Jedoch ist die
Strecke ab Biarritz eher eben und wir kommen langsam Mimizan näher.
Vorher halten wir
noch in dem kleinen Küstenort Capbreton und suchen hier ein Quartier, finden
aber nichts Passendes.
Die vielen fetten im
Sand versunkenen Bunker erinnern uns auch sehr an die Zeit, als hier ein
Volk einen Krieg
führte und glaubte, einen Schutzwall gegen eine Invasion vom Meer aus, bauen zu
können.
Dann kommen wir, ein
wenig erschöpft, in Mimizan an, fahren weiter an der Straße und stellen fest,
dass
es unseren Campingplatz
nicht mehr gibt.
Schließlich finden
wir 2 Kilometer südwestlich von Bias einen wunderschönen Platz inmitten von
einem
Wald mit hohen
Kiefern - Camping Municipal Le Tatiou.
Leider ist die
Rezeption schon geschlossen und wir stellen uns neben der Einfahrt auf einen
Parkplatz und
beschließen, hier zu
übernachten.
Es wird eine gute
Nacht. Nur wenige Autos fahren vorbei und wir sind entspannt.
Donnerstag, der 14.
April 2022
Am nächsten Morgen
stehen wir auf und plötzlich erscheint ein Franzose und spricht Ursel an.
„Bonjour Madame….!“
Ob wir hier bleiben
wollen und was wir weiter planen.
Er weist uns
freundlich darauf hin, dass das Parken hier nicht erlaubt sei und zeigt uns das
große Hinweisschild,
auf dem das steht.
Haben wir natürlich
gestern übersehen.
„Excusez moi,
Monsieur - Nous n‘avons pas vu la signe….!“ antwortet Ursel.
Sie erklärt, dass wir
gestern nicht mehr auf den Campingplatz fahren konnten, weil die Rezeption
schon geschlossen war.
Eine perfekt Deutsch
sprechende Frau an der Rezeption, die 15 Jahre lang in Österreich gearbeitet
hatte,
macht mit uns eine
Buchung für 14,- € für die kommende Nacht und wir finden einen wunderschönen
Platz
zwischen den hohen
Kiefern.
Es ist traumhaft
schön hier. Freundliche Nachbarn. Saubere Sanitäranlagen.
Wir verlieben uns
immer mehr in die Campingwelt und …. wir werden für den Rest der Reise …. nur
noch
Campen und im
Berlingo schlafen!!
Nach dem Frühstück
geht es los mit unseren Elektrorädern. Die Unterstützung der Motoren können wir
heute
gut gebrauchen, denn
es gibt mehrere steile Abfahrten und dann wieder die Straßen hoch über mehrere
hundert Meter.
Unsere heutige
Tagestour beginnt in Le Tatiou, 2 Km
südlich von Bias.
Wir fahren durch
große Kiefernwälder an die Küste zur Plage de Contis und weiter zur Plage de
Lespecier.
Dann geht es nach Mimizan
Plage und in den Ort Mimizan.
Als wir uns am
Nachmittag ein wenig verfahren, erklärt uns eine freundliche Dame den Rückweg.
Sie weist uns auch darauf hin, dass es viele Steigungen
zu bewältigen gibt auf der Strecke.
Ich freue mich
täglich über die Räder, bin jetzt 16 000 Kilometer in 3 Jahren mit meinem Rad
gefahren.
Dank Joachim, der mir
damals sein gerade neu bei Just Bikes in der Kantstraße gekauftes Crisson Bike
Elektrorad stolz
zeigte und mich darauf 2 Probefahrten machen ließ. Er imitierte lustig Herrn
Lalov
aus Rumänien, den ich
dann am folgenden Tag beim Kauf unserer beiden Räder zum sehr günstigen
Preis von 875 Euro
auch kennenlernte.
Ja, mein lieber
Freund Joachim.
Er ist mir in den
vergangenen Jahrzehnten eine große Hilfe gewesen bei der Bewältigung meines
Lebens und meiner
persönlichen Entwicklung, in deren Mittelpunkt das Erwachsenwerden und
das Loslassen steht.
Loslassen - Meditation - Nicht urteilen - Freiheit -
Gedankenlosigkeit - Sein - Jetzt
Und gleichzeitig
Aktives Handeln, Entscheiden, Beurteilen und Leben.
Im Grunde kann ich
sagen: Das Leben läuft im Moment hervorragend gut.
Während ich diese
Zeilen hier in Berlin schreibe feiere ich meinen 71ten - mein Gott, wer hätte
das gedacht!
Meine Mutter mit 57,
mein Vater mit 66 - und die vielen anderen geliebten und auch nur bekannten
Menschen - fast schon
wieder vergessen - wenn sie gegangen sind, vor kurzem meine gleichaltrige
Kusine
Rita und hier in Le Tatiou in Südfrankreich die Nachricht vom
Tode meines lieben Onkels Konrad.
Er wurde über 90
Jahre alt und jetzt ist der letzte Bruder meines Vaters auch auf der anderen
Seite.
Momentan scheinen
viele meiner Freunde hier besonders mit ihren kleinen oder größeren
körperlichen
und seelischen
Gebrechen zu tun zu haben. Das beschäftigt mich, denn mein Helfermuster springt
immer
wieder sofort an und
ich möchte so gerne, dass es allen Menschen gut geht.
Klappt natürlich
nicht, Krieg, Unfälle, Krankheiten, Leid - Teil des Ying und Yang des Lebens.
Leben und Tod.
Zurück zu diesem
wundervollen sonnigen Tag an der Küste.
Wir besuchen mehrere
Strände und sind wieder mit den Füßen in den starken Wellen.
Das ist auch
Meditation - kein Denken mehr - nur SEIN !
Dann fahren wir auf
einem schönen Waldweg durch die hohen Kiefernwälder in die Stadt Mimizan Plage.
Auch hier spielen
wieder Surfer mit den hohen Wellen. Warten auf ihre Super-Wave und gleiten dann
eine
Strecke auf ihr
entlang, bis sie von ihrem Surfboard ins Wasser eintauchen.
Besonders eine
Anfängerin fasziniert mich.
Sie übt mit einem
persönlichen Coach hier immer wieder im flachen Wasser auf kleinen Wellen
dieselbe Prozedur.
Wir fahren mit den
Rädern weiter nach Mimizan-Borne.
Der Geruch einer
Papierfabrik liegt in der Luft und erinnert mich an die riesige Fabrik in
Thunder Bay an der
nördlichen Spitze des Lake Superior in Canada damals im Jahre 1973.
Ich sortierte auf
einem Holzsteg meine in der Amethystmine gefundenen Steine und das
Leben war noch
einfach und schön.
Heute ist es wieder
einfach und schön.
Hat lange gedauert!
Die Jahre der Familie
und des Berufes.
Geld verdienen,
Freude und Sorgen.
Ich versuche heute,
die alten Sorgenschienen immer mehr zu verlassen - es gelingt manchmal!
Zurück im Camping Le
Tatiou nach langer Rückfahrt auf demselben Weg.
Zum ersten Mal bauen
wir unseren lustigen Campingtisch auf.
Lustig - warum?
Beim Kauf des Tisches
im Baumarkt in St. Peter-Ording haben wir ihn im Laden aufgebaut.
Die beiden
Metallstreben der Beine ausgeklappt, die stabilisierenden kleinen Stützen aus
Aluminium eingerastet.
Der Tisch gefällt uns
und wir kaufen ihn.
Aber - nanu - er
lässt sich nicht mehr zusammenfalten.
Was ist hier los?
Wir probieren lange,
die beiden kleinen Alustützen einzuknicken. Es gelingt uns nicht.
Ein Verkäufer
versucht es auch, dann ein weiterer Mann.
Wir schaffen es alle
nicht.
Schließlich kommt
einer der Verkäufer auf die geniale Idee, die Stützen nicht nach innen sondern
nach
außen zu knicken.
Das war die Lösung!
Die Campingstühle
freuen sich!
Endlich wieder zurück
in Südfrankreich, wo sie vor langer Zeit viele Jahre treu gedient haben.
Rainer und Wolf haben
sie uns geschenkt und nachdem im vergangenen Jahr in Schrecksbach in Hessen
beim Wild-Campen am
Forellenbach der Stoff unter mir zerriss, hat Ursel neue Bezüge genäht.
Wir trinken gemütlich
Kaffee, im Sitzen!
Danke Wolf! Danke
Rainer!
Und natürlich:
Dank an unsere
elektrische Nähmaschine, die wir vor 35 Jahren als erste gemeinsame Anschaffung
second-hand im
Märkischen Viertel gekauft haben.
Dann gibt es Abendessen
- Wurst und Brot.
Die Nacht im Auto
wird gut und wir schlafen ruhig und fest.
Freitag, der 15.
April 2022
Frühstück!
Über die kleinen
Landstraßen finden wir mithilfe unserer App
Here We Go -, die ich besonders wegen ihrer
Fähigkeit schätze,
dass sie im Offline-Modus nur über die Satellitenverbindung mit den vorher
gespeicherten
Karten benutzbar ist,
die Zufahrt zur nächstgelegenen Autobahn.
Mit der Mautgebühr
von 45 Euro ist es uns dann möglich, in vielen Stunden Richtung Norden an
Bordeaux
vorbei und weiter bis
nach Tours zu fahren.
Unsere Route führt
uns an Poitiers vorbei.
Für Ursel eine Stadt
mit vielen schönen Erinnerungen:
Madame Colette
Sicard, eine begnadete Pianistin und Pädagogin am Conservatoire de Musique.
Ihre Sensibilität,
ihre Freundlichkeit, ihr vorbildlicher Umgang mit Schülern haben Ursels
Berufslaufbahn geprägt
Klavierkonzerte
„Snoopy“ - viel Spaß
mit ihr beim Tennis
„Plié“ - das
Lieblingswort der Ballett-Lehrerin
Das sich aufbäumende
Pferd landet mit dem Vorderhuf auf dem Fuß -
oh Wunder - es ist nichts passiert
Wilde Autofahrten im
Käfer durch Poitiers - ohne Beifahrersitz zur Chorprobe
Französische
Klausuren, Vorlesungen etc.
Erotisches Handlesen
von einem Richard Wagner Fan
Osterbasteleien mit
Sybille Moser
Fahrten nach Paris
und Lyon
Und last not least -
Conny
viele Gespräche,
Spaziergänge am Fluss, schöne Erlebnisse mit ihr und Thomas im
Studentenwohnheim
Wir sind erschöpft
und ich schlage vor, hier die Autobahn zu verlassen.
Die Raserei, die
vielen Fahrzeuge. Fahren ist oft sehr anstrengend nach langen Stunden der
Konzentration.
Ohne häufigen
Fahrerwechsel hätten wir diese Reise nicht machen können.
Unser Freund Toni
wollte uns eigentlich nach seiner Parisreise in Cabanas treffen.
Er änderte diesen
Plan allerdings und kehrte nach Berlin zurück, weil er merkte, wie anstrengend
so eine
weite Fahrt ist, wenn
man alleine am Steuer sitzt.
Endlich Tours
erreicht.
Runter von der
Autobahn und nach Osten ein Stück an der Loire entlang, dann schnell rechts
abgebogen
in einen kleinen
Parkplatz auf einer Wiese am Fluss.
Wir atmen durch,
trinken etwas und machen einen wundervollen Spaziergang in der Sonne an der
Loire.
Hier promenieren
viele ältere und jüngere Leute und freuen sich über die warmen Temperaturen und
das gute Wetter.
Es ist erstaunlich,
dass hier eine industrielle Seidenraupenzucht existierte!
Dann geht es zurück
zum Auto und wir beschließen, uns auf die Suche nach einem Campingplatz zu machen.
Wieder haben wir
riesiges Glück.
Dieses Mal ist es der
wunderschöne, an einem kleinen Seitenkanal der Loire gelegene
Campingplatz du Bec de Cisse in Vouvray.
Wir geben einem
gutgelaunten und sehr freundlichen jungen Campingwart 14 Euro und stellen uns
direkt
an den kleinen
Seitenarm der Loire.
Angekommen!
Im Sanitärbereich
läuft angenehme Jazzmusik, der Besitzer beeindruckt durch seine Freude an
seinen
Tätigkeiten, er putzt
den Boden engagiert und liebevoll, am nächsten Morgen mäht er die Wiesen,
strahlt
eine Fröhlichkeit und
gute Laune aus, es ist einfach Klasse hier.
Ich rede mit ihm und
er sagt mir, dass er seinen Beruf liebt.
Wir setzen uns auf
unsere Räder und machen eine Fahrt an der Loire entlang in den nächsten
größeren
Nachbarort
Montlouis-sur-Loire.
Viel befahrene
Straßen, an denen wir vorbeikommen, Eisenbahnen und viel Verkehr.
Aber auch schöne
Strecken über Wiesenwege und am Wasser entlang.
Wir finden eine
riesige Eisenbahnbrücke über die wir auf einem langen Metallrost bis in die
Stadt
Montlouis-sur-Loire
gelangen.
Die Suche nach einem
Restaurant bleibt hier erfolglos und wir fahren zurück nach Vouvray.
Kurz vor dem Ort
können wir auf einer Schnellstraße, auf der man neben den rasenden Autos
nicht gerne
mit einem Rad fährt,
die Strecke abkürzen.
Vouvray ist ein
bekannter Weinort und wir kehren in der dortigen Pizzeria ein.
Ich bestelle eine
Pizza Calzone, die mir - völlig verkohlt - serviert wird.
Ich lasse sie
zurückgehen - die 2. Calzone ist nur halb verkohlt.
Das Verzehren mit dem
Abschneiden der schwarzen Krusten wird eine kleine Geschicklichkeitsaufgabe.
Aber es schmeckt uns
hier und die Stimmung ist gut.
Ursels Risotto mit
Meeresfrüchten ist hervorragend und dazu gibt es ein kühles Bier.
Samstag, der 16.
April 2022
Nach gemütlichem
Frühstück geht unsere Fahrt weiter an der Loire.
Wir lieben die
Stimmung dieses breiten Flusses und begegnen wieder den Loire-Schlössern und
vielen
herrschaftlichen
Häusern auf unserer Fahrt.
Amboise - schön das
Schloss wieder zu sehen!
Auf dem Weg machen
wir einen Einkauf in einem riesigen französischen Supermarkt.
Es geht die
Nationalstraße D951 entlang bis nach Orléans wo uns gerade unser Freund Manfred
während
der schwierigen Fahrt
durch die Stadt anruft. Ich freue mich jedes Mal, wenn er sich meldet.
Immer wieder sehen
wir auf unserer Reise durch Frankreich die großen Kühltürme.
Nach langer Fahrt
über Nationalstraßen finden wir dank Google-Maps wieder einen schönen
Campingplatz
im Ort Pithiviers.
Les Lilas - auch wieder an einem kleinen Fluss gelegen.
Ein ruhiger Mann
begrüßt uns mit humorigen Sätzen und wir buchen eine Übernachtung.
Es gibt erst einmal
Lachs-Quiche!
Dann rauf auf die
Räder und es beginnt eine kleine Fahrt zunächst in Richtung eines kleinen
Schlosses.
Wir kehren jedoch auf
der Strecke wegen des starken Windes um und schauen uns in Ruhe den Ort
Pithiviers an.
Hier herrscht eine
heimelige Stimmung. Viele Menschen sind unterwegs.
Sie sitzen in Cafés
oder stehen auf der Straße, lebendiger Trubel hier.
Viele Landsleute aus
Afrika, vielleicht Marokko und Algerien und anderen Ländern.
Auch Muslime, Männer
und Frauen, verhüllte Gesichter mit Augenschlitz. Eine andere Welt.
Besonders fasziniert
mich neben dem Marktplatz in einer kleinen Gasse eine automatische
Pizzabackmaschine -
Pizz’Anziana.
Ich spreche mit einem
Kunden und darf sogar ein Foto von ihm und der nach 3 Minuten rauskommenden
Pizza machen.
Sonntag, der 17.
April 2022
Ohne Frühstück heute
um 8 Uhr los - wir wollen heute nämlich eine größere Strecke fahren, denn es
zieht uns langsam
wieder Richtung Deutschland.
In einer Bäckerei
kauft Ursel Croissants und andere Leckereien ein.
Auf der Landstraße
geht es über Dörfer und an Fontainebleau vorbei und wir machen ein kleines
Frühstück
in einem Wald an der
Straße.
An vielen Orten
begegnen uns Monumente, die an den 1. Weltkrieg erinnern.
An einem dieser Orte
der Erinnerung halten wir an.
„We learn from history that we learn nothing from history.“
George
Bernard Shaw
https://fr.wikipedia.org/wiki/Aux_Morts_des_Arm%C3%A9es_de_Champagne
Plötzlich sind wir in
Belgien. Das hatten wir nicht erwartet.
Auf der Autobahn
Richtung Liège fahren wir über Vevier bis zu dem Ort Theux und finden den sehr
hübschen
auf einem Hügel mit
Blick auf die Stadt gelegenen Campingplatz
- Rue de Panorama.
Ein älteres
freundliches Ehepaar begrüßt uns und wir finden neben einer sehr sympathischen
niederländischen
Familie einen Stellplatz.
Die fast erwachsene
Tochter spielt mit ihrem Vater Fußball.
Wir essen heute
Kartoffelbrei, Würstchen mit Senf und trinken ein Glas Rotwein dazu.
Die Nacht wird wieder
gut. Wir lieben es immer mehr im Berlingo in der Natur zu schlafen -
sind wieder
Wildcamper geworden!
Wer hätte das
gedacht!
Was dampft denn da?
Montag, der 18. April
2022
Am Morgen kommen wir
mit dem aufgeschlossenen Niederländer ins Gespräch. Er spricht hervorragend
Englisch und ich kann
einige Brocken von meinem vor kurzem gelernten Nederlands anbringen.
Ich liebe eigentlich
schon immer, aber besonders seit Beginn der Pandemie, das Erlernen von
Sprachen,
habe neben
Portugiesisch, Niederländisch, Spanisch, Italienisch, Dänisch, Norwegisch,
Russisch, Finnisch
und meinem lange
Jahre gelernten Chinesisch jetzt wieder Norwegisch angefangen, weil wir ja in
wenigen
Wochen unsere nächste
Abenteuerreise nach Schweden und Norwegen machen wollen.
Ich lerne die
Sprachen immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, wechsele dann oft die Sprache
und
freue mich über den
Klang, die Wörter und die Sätze.
Mein Ziel ist kein
perfektes Sprechvermögen, sondern in erster Linie meine Freude am Lernen und
der spielerische
Umgang mit der Kommunikation.
Kontakt mit Menschen
- mein lebenslanger Versuch meine Angst vor Menschen täglich aufzulösen -
er gelingt mehr und
mehr.
In den vergangenen
Monaten hat mich wieder einmal das Basteln an Webseiten sehr fasziniert und ich
habe Freude am
Erlernen von Quellcodes und Computersprachen wie HTML, Javascript, Bootstrap
und CSS.
Es ist eine
unglaubliche faszinierende Welt, die sich ständig wandelt und erneuert, so wie
die Sprachen auch.
Hier ist ein Link zu
der aktuellen Webseite, an der ich lange gearbeitet habe, für diejenigen, die
es interessiert:
Mein Freund Mark
Lehrer aus Boston ist ein hilfreicher und kompetenter Partner, der mir viel bei
der
Bearbeitung der Seite
geholfen hat.
Besonders viel habe
ich von meinem lieben Freund Andreas und seinem Partner Thomas gelernt.
Leider wohnen sie
jetzt nicht mehr in Berlin, aber wir haben weiter Kontakt.
Ja, verzeiht die
kurzen Exkurse in andere Gedankenfelder, wem es zu langweilig wird, einfach
überspringen.
Aber jetzt geht es
weiter auf unserer Reise.
Wie lange blüht der
Raps?
Keine Ahnung!
Wir rasen über die
belgischen Autobahnen - weiter in Richtung Deutschland.
Es ist erstaunlich
für uns, wie schnell heute die Reise geht, denn nach wenigen Stunden sind wir
im Ruhrpott
und dann bald auch
schon in Ursels alter Heimatstadt.
Ihre Mutter ist
freudig überrascht!
Lieber Besuch bringt
köstlichen Kuchen mit!
In den folgenden zwei
Tagen finden viele lange Gespräche statt.
Sie hat mit 96 Jahren
ein hervorragendes Gedächtnis und kennt alle Namen von Verwandten und Freunden
und erzählt viele
Geschichten aus ihrer Jugend, die wir auch früher schon oft gehört haben.
Ursel entdeckt meine
Hui-Maschine, die seit vielen Jahren hier steht.
Wir lachen sehr, als
der kleine Propeller sich dreht und dann die Drehrichtung auf den Befehl „HUI
!“ hin, wechselt.
Es ist ein geniales
kleines Spielzeug, mit dem man die Menschen faszinieren kann,
wenn sie den Trick
des kleinen Holzstabes nicht kennen.
Wer sich für die
Hui-Maschine interessiert, kann sie hier in zwei Videos sehen:
Eine
Hui-Maschine
Mittwoch, der 20.
April 2022
Heute reisen wir
zurück Richtung Berlin und machen noch in Hannover eine kurze Pause bei unserem
lieben
Vetter Michi, der
sich sehr freut.
Wir gehen auf den
Balkon mit ihm und tauschen uns über die letzten Monate aus.
Wer Lust hat, kann
Michi hier sehen, wie er seine Vetternwitze erzählt:
https://www.youtube.com/results?search_query=vetternwitze
Durch die dunkle
Nacht fahren wir zurück nach Berlin.
Eine lange
wundervolle abenteuerliche Reise geht zu Ende!
Das Erleben der unbeschreiblichen
Natur und die Freundlichkeit der Menschen haben uns zutiefst berührt
und bereichern uns für immer.
UND
AM SCHÖNSTEN IST ES ZUHAUSE!