Inhalt
Wollte gern durchs Leben schweben.
Ach wär ich endlich 18 Jahr
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach hätte ich das Abitur
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach wär ein liebes Mädel da
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach könnte ich viel reisen nur
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach hätt das Staatsexamen ich
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Wenn keine Krankheit quälte mich
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach wären Kinder endlich da
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach hätte ich genug vom Geld
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ein kleines Haus in meiner Welt
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Und hätte ich unendlich Zeit
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ein Leben lang der Tod ganz weit
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ach hätte ich genug zu essen
Dann wär ich endlich sorgenfrei
Ich könnte ihn dann fast vergessen
Doch immer droht er aus der Ecke
Wie eine festgebissene Zecke
Fast unsichtbar saugt er das Blut
Schau hin, erkenne, fasse Mut
Dann fällt er ab, wird einerlei
Und plötzlich bin ich sorgenfrei.
Bichlbach, den 28.6.2010
Hallo, Schwein, wie geht es dir?
Fragt die alte Sau
Jetzt nehme ich die Freiheit mir
Ab heute mach ich blau
Meine Gute,
denk an die Rute
Sowas darf man nicht
Sagt das Schwein und zieht ne Schnute
Denk an Dienen, Staat und Pflicht
Hab mein Leben lang gedient
Kam dabei zu Fall
Schluckte viel und war geschient
Heut öffne ich den Stall
Sprach die Sau und schritt heraus
Sog ein die freie Luft
Braten gab es bald – oh Graus
Roch nach Schweinchens Duft
Berlin, den 23.9.2009
Kommen wir mal in die Jahre
Fallen uns die Haare aus
Dann ist zeitlich nur die Frage
Wann die Lebensflamme aus
Grau und grauer werden Paare
Dick und dicker wird der Bauch
Dann und wann ein Lüftlein
fahre
Langsam tröpfelts
aus dem Schlauch
Etwas hinken, auch leicht humpeln
Sehn wir nicht
nur an den Kumpeln
Auch bei uns da schleift ein Bein
Das kann manchmal lustig sein
Meist jedoch mehr für die Andern
Die mit Sauseschritten wandern
Am Bett da kommt uns in den Sinn:
„Leg dich einfach wieder hin!“
Und die Tage werden lang
Manchmal wird uns dabei bang
Oh, das Leben ist so kurz
Weh, wann kommt der letzte Furz
Angst kriecht dann den Rücken rauf
Doch das Leben nimmt den Lauf
Und dann plötzlich eh man’s sah
Ist das Ende schließlich da
Viele Menschen glauben nun
Dass sie in der Erde ruhn
Doch wie werden sie dann staunen
Wenn die Seele zeiget Launen
Nun, ein Weilchen warte noch
irgendwann da kommt das Loch
Und du schlüpfst ganz leicht hindurch
Bist ein neuer strammer Lurch
26.8.2009 in Berlin
Auf mir wachsen Pilze
Denn ich bin tot
Aß wohl die giftige Sülze
Zu meinem Abendbrot
Sah mit gebrochenem Auge
Das letzte Abendrot
Und hatte mit dem Sterben
Ach meine gute Not
Denk an meine Lieben
Träume von dem Glück
Wo sind sie geblieben
Kämen sie doch zurück
Ein Zurück das gibt es nicht
Und auch kein nach Vorn
Erkenne dies mein kleiner Wicht
Nur dann entweicht der Dorn
Auf mir wachsen Pilze
Denn ich bin tot
Doch gestern sah ich noch
Das letzte Abendrot
Berlin, den 8.2.2010
Ich habe Flügel
Und ich kann fliegen
Wie ein Storch
Horch!
Ich flieg zum Himmel
Auf einem Schimmel
Und der hat Flügel
Wie ein Storch
Horch!
Ich habe Flöhe
Die können beißen
Und auch gut scheißen
Wie ein Storch
Horch!
Berlin, den 13.2.2010
Zu hoch hinaus
Zu weit gegriffen
Ein fetter Schmaus
Die Zeit verpfiffen
Die Welt umschifft
Den Körper zersessen
Das Leben verkifft
Zu Viel gefressen
Saat war gesät
Nun ist es zu spät
Der Tod kommt bald
Denn du bist alt
Berlin, den 14.7.2008
Wenn du nicht mehr sehen kannst
dann höre einfach zu
Wenn du nicht mehr reden kannst
dann bleibe in der Ruh
Wenn du nicht mehr gehen kannst
dann setz dich schweigend nieder
Wenn du nicht mehr sitzen kannst
dann lausche auf die Lieder
Wenn du nicht mehr hören kannst
dann halte meine Hand
leise weht ein Hauch zu dir
aus einem andern Land.
Wenn du nicht mehr fühlen kannst,
dann ist alles gut.
Brauchst kein Lieb, kein Sorge mehr
Endlich alles ruht.
Tating, den 9. Januar 2008
Schau der weißen Flocke zu
Als könnte es die letzte sein
Leg am Abend dich zur Ruh
Als könnte es die letzte sein
Schreibe Worte auf dein Blatt
Als könnten es die letzten sein
Iss die Nahrung
und sei satt
Als könnte es die letzte sein
Nimm die Hand und halt sie leicht
Als könnte es die letzte sein
Bleib lebendig bis es weicht
Als könnte es das letzte sein
Spiel und singe deine Lieder
Tanze durch die Zeiten
Nichts von alledem kommt wieder
Nur die Seele kann dich leiten
Berlin, den 6.1.2010
Wollte gern durchs Leben schweben
Träume, Liebe, göttlich weben
Wurde schwer und schwerer
Wurde leer und leerer
Wollte gern durchs Leben schweben
Frei im Augenblicke leben
Wurde eingefangen
Lernte Sorg und Bangen
Wollte gern durchs Leben schweben
Leicht und luftig Lasten heben
Wurde eingeschlossen
Ritt auf schwarzen Rossen
Wollte gern durchs Leben schweben
Mir und andern Freude geben
Habe Ernst gelernt
Mich vom Selbst entfernt
Wollte gern durchs Leben schweben
Lernte fürchten, zittern, beben
Suche mich jetzt wieder
Summe meine Lieder
Wollte gern durchs Leben schweben
Ernte heut die reifen Reben
Lerne wieder sein
Finde Selbst und Sein
Berlin, den 10. September 2009
Wird die Haut von Falten grau
Schau nicht in den Spiegel
Kümmern tut es keine Sau
Und auch keinen Beagle
Wenn du nicht mehr laufen kannst
Setz dich auf den Po
Früher hast du vorgetanzt
Leben ist halt so
Endlich wirst du ruhig sein
Ein Ende hat dein Tun
Auch solch ein Leben ist ganz fein
Bald wirst du nun ruhn
In der Ruhe liegt die Kraft
Das Rad es dreht sich neu
Stehe dann in neuem Saft
Und wecke deinen Leu
Berlin, den 9.7.2008
Der Kaffee kocht
Der Mann der lacht
Sein Schwanz der brennt wie Feuer
Das Leben zischt
Wird weggewischt
Die Rechnung ist sehr teuer
Die Frau kauft ein
Will glücklich sein
Wird alt und immer älter
Und Beide schuften, schimpfen, schrein
Es klicken die Gehälter
Dann gibt es eine Reise mal
Ein Auto wird gekauft
Das Glück am Traumstrand deiner Wahl
Die Glotze dröhnt, es wird gesauft
Und plötzlich klopft Gevatter an
Grüßt freundlich dich und fragt
Mein Lieber nun bist du mal dran
Hat´s Leben denn behagt?
29.8.2009 in Berlin