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Gedichte von Ulrich O.E. Thoma

Über den Autor Ulrich Thoma

Immer neue Wege gehn

und du wirst sehn

Das Leben ist scheen

Inhalt

Sorgenfrei 1

Schweineleben. 2

Kommen wir mal in die Jahre. 2

Auf mir wachsen Pilze. 3

Ich habe Flügel 3

Alt, Halt, der Tod kommt bald. 4

Sinnenlos. 4

Als könnte es das letzte sein. 4

Wollte gern durchs Leben schweben. 5

Wecke den Leu - Neu. 5

Hat´s Leben denn behagt?. 6

 

Sorgenfrei

Ach wär ich endlich 18 Jahr

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ach hätte ich das Abitur

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ach wär ein liebes Mädel da

Dann wär ich endlich sorgenfrei

 

Ach könnte ich viel reisen nur

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ach hätt das Staatsexamen ich

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Wenn keine Krankheit quälte mich

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ach wären Kinder endlich da

Dann wär ich endlich sorgenfrei

 

Ach hätte ich genug vom Geld

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ein kleines Haus in meiner Welt

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Und hätte ich unendlich Zeit

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ein Leben lang der Tod ganz weit

Dann wär ich endlich sorgenfrei

 

Ach hätte ich genug zu essen

Dann wär ich endlich sorgenfrei

Ich könnte ihn dann fast vergessen

 

Doch immer droht er aus der Ecke

Wie eine festgebissene Zecke

Fast unsichtbar saugt er das Blut

Schau hin, erkenne, fasse Mut

Dann fällt er ab, wird einerlei

Und plötzlich bin ich sorgenfrei.

 

Bichlbach, den 28.6.2010

 

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Schweineleben

 

Hallo, Schwein, wie geht es dir?

Fragt die alte Sau

Jetzt nehme ich die Freiheit mir

Ab heute mach ich blau

 

Meine Gute, denk an die Rute

Sowas darf man nicht

Sagt das Schwein und zieht ne Schnute

Denk an Dienen, Staat und Pflicht

 

Hab mein Leben lang gedient

Kam dabei zu Fall

Schluckte viel und war geschient

Heut öffne ich den Stall

 

Sprach die Sau und schritt heraus

Sog ein die freie Luft

Braten gab es bald – oh Graus

Roch nach Schweinchens Duft

 

 

 

 

Berlin, den 23.9.2009

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Kommen wir mal in die Jahre

 

 

Kommen wir mal in die Jahre

Fallen uns die Haare aus

Dann ist zeitlich nur die Frage

Wann die Lebensflamme aus

 

Grau und grauer werden Paare

Dick und dicker wird der Bauch

Dann und wann ein Lüftlein fahre

Langsam tröpfelts aus dem Schlauch

 

Etwas hinken, auch leicht humpeln

Sehn wir nicht nur an den Kumpeln

Auch bei uns da schleift ein Bein

Das kann manchmal lustig sein

 

Meist jedoch mehr für die Andern

Die mit Sauseschritten wandern

Am Bett da kommt uns in den Sinn:

„Leg dich einfach wieder hin!“

 

Und die Tage werden lang

Manchmal wird uns dabei bang

Oh, das Leben ist so kurz

Weh, wann kommt der letzte Furz

 

Angst kriecht dann den Rücken rauf

Doch das Leben nimmt den Lauf

Und dann plötzlich eh man’s sah

Ist das Ende schließlich da

 

Viele Menschen glauben nun

Dass sie in der Erde ruhn

Doch wie werden sie dann staunen

Wenn die Seele zeiget Launen

 

Nun, ein Weilchen warte noch

irgendwann da kommt das Loch

Und du schlüpfst ganz leicht hindurch

Bist ein neuer strammer Lurch

 

 

26.8.2009 in Berlin

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Auf mir wachsen Pilze

Auf mir wachsen Pilze

Denn ich bin tot

Aß wohl die giftige Sülze

Zu meinem Abendbrot

 

Sah mit gebrochenem Auge

Das letzte Abendrot

Und hatte mit dem Sterben

Ach meine gute Not

 

Denk an meine Lieben

Träume von dem Glück

Wo sind sie geblieben

Kämen sie doch zurück

 

Ein Zurück das gibt es nicht

Und auch kein nach Vorn

Erkenne dies mein kleiner Wicht

Nur dann entweicht der Dorn

 

Auf mir wachsen Pilze

Denn ich bin tot

Doch gestern sah ich noch

Das letzte Abendrot

 

Berlin, den 8.2.2010

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Ich habe Flügel

 

Ich habe Flügel

Und ich kann fliegen

Wie ein Storch

Horch!

 

Ich flieg zum Himmel

Auf einem Schimmel

Und der hat Flügel

Wie ein Storch

Horch!

 

Ich habe Flöhe

Die können beißen

Und auch gut scheißen

Wie ein Storch

Horch!

 

 

Berlin, den 13.2.2010

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Alt, Halt, der Tod kommt bald

 

Zu hoch hinaus

Zu weit gegriffen

Ein fetter Schmaus

Die Zeit verpfiffen

 

Die Welt umschifft

Den Körper zersessen

Das Leben verkifft

Zu Viel gefressen

 

Saat war gesät

Nun ist es zu spät

Der Tod kommt bald

Denn du bist alt

Berlin, den 14.7.2008

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Sinnenlos

 

Wenn du nicht mehr sehen kannst

dann höre einfach zu

 

Wenn du nicht mehr reden kannst

dann bleibe in der Ruh

 

Wenn du nicht mehr gehen kannst

dann setz dich schweigend nieder

 

Wenn du nicht mehr sitzen kannst

dann lausche auf die Lieder

 

Wenn du nicht mehr hören kannst

dann halte meine Hand

leise weht ein Hauch zu dir

aus einem andern Land.

 

Wenn du nicht mehr fühlen kannst,

dann ist alles gut.

 

Brauchst kein Lieb, kein Sorge mehr

Endlich alles ruht.

Tating, den 9. Januar 2008

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Als könnte es das letzte sein

                                                                                                                            

Schau der weißen Flocke zu

Als könnte es die letzte sein

Leg am Abend dich zur Ruh

Als könnte es die letzte sein

 

Schreibe Worte auf dein Blatt

Als könnten es die letzten sein

Iss die Nahrung und sei satt

Als könnte es die letzte sein

 

Nimm die Hand und halt sie leicht

Als könnte es die letzte sein

Bleib lebendig bis es  weicht

Als könnte es das letzte sein

 

Spiel und singe deine Lieder

Tanze durch die Zeiten

Nichts von alledem kommt wieder

Nur die Seele kann dich leiten

 

 

Berlin, den 6.1.2010

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Wollte gern durchs Leben schweben

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Träume, Liebe, göttlich weben

Wurde schwer und schwerer

Wurde leer und leerer

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Frei im Augenblicke leben

Wurde eingefangen

Lernte Sorg und Bangen

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Leicht und luftig Lasten heben

Wurde eingeschlossen

Ritt auf schwarzen Rossen

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Mir und andern Freude geben

Habe Ernst gelernt

Mich vom Selbst entfernt

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Lernte fürchten, zittern, beben

Suche mich jetzt wieder

Summe meine Lieder

 

Wollte gern durchs Leben schweben

Ernte heut die reifen Reben

Lerne wieder sein

Finde Selbst und Sein

 

Berlin, den 10. September 2009

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Wecke den Leu - Neu

 

Wird die Haut von Falten grau

Schau nicht in den Spiegel

Kümmern tut es keine Sau

Und auch keinen Beagle

 

Wenn du nicht mehr laufen kannst

Setz dich auf den Po

Früher hast du vorgetanzt

Leben ist halt so

 

Endlich wirst du ruhig sein

Ein Ende hat dein Tun

Auch solch ein Leben ist ganz fein

Bald wirst du nun ruhn

 

In der Ruhe liegt die Kraft

Das Rad es dreht sich neu

Stehe dann in neuem Saft

Und wecke deinen Leu

 

 

 

Berlin, den 9.7.2008

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Hat´s Leben denn behagt?

 

Der Kaffee kocht

Der Mann der lacht

Sein Schwanz der brennt wie Feuer

 

Das Leben zischt

Wird weggewischt

Die Rechnung ist sehr teuer

 

Die Frau kauft ein

Will glücklich sein

Wird alt und immer älter

 

Und Beide schuften, schimpfen, schrein

Es klicken die Gehälter

 

Dann gibt es eine Reise mal

Ein Auto wird gekauft

Das Glück am Traumstrand deiner Wahl

Die Glotze dröhnt, es wird gesauft

 

Und plötzlich klopft Gevatter an

Grüßt freundlich dich und fragt

Mein Lieber nun bist du mal dran

Hat´s Leben denn behagt?

 

29.8.2009 in Berlin

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