Alles in Einem
Eines in Allem
Algarve
2020
Eine
Sonnenwoche an den Stränden der Algarve in Portugal
Inhalt
Die Versetzung unserer Körper
von Berlin nach Cabanas
Swimming in Cold Water und Fabrica
Ein trockener Stausee und eine
Schlange
Das schönste Terrassen-Café an
der Küste in Praya Verde
Fisch mit Schreien oder: „Sie
reden um ihr Leben“
Satellitenempfang – die Erste!
An
den Bahnschienen nach Tavira
Centro Comercial Tavira Gran-Plaza – Das
Continente
Satellitenkabel und Manta Rota
Lecker, lecker - Selbstgekocht
schmeckt am besten!
Salinen,
Seemonster und die Boulespieler von Fuseta
Wanderung durch die Salinen
nach Fuseta
A Lota – ein einheimisches
Restaurant
Das Monster im Hafen von
Fuseta
Und
noch einmal am Strand von Manta Rota
Por favor, 2 xícaras de café com leite
Im Reserva Natural do Saval de Castro Marim e
Santa Antonio
Der Mond über der Lagune von
Cabanas
Am wilden Meer beim Airport
Faro
Wilder Ozean auf der Landzunge
am Airport von Faro
Nach den schönen
ruhigen Weihnachtstagen in unserem Haus
Bernstein an der Nordsee kehren wir in das Großstadtleben zurück.
Die Erinnerung an
unseren sonnigen Urlaub vor einem Jahr führt zu einer schnellen Entscheidung.
Es wird wieder eine
Reise geben.
Der Ort hat uns so
sehr gefallen, dass wir uns erneut für ihn entscheiden:
Pedras da Raina im kleinen
Fischerort Cabanas da Tavira an der Algarve.
Langsam rückt der
Zeitpunkt unserer Abreise nach Portugal näher.
Die Tage in Berlin
verlaufen wieder sehr ähnlich:
Die morgendliche
Meditation. Eine Stunde oder länger – die Gedanken fließen – dann
Gedankenstille. In den vergangenen Monaten gab es plötzliche Veränderungen.
Die Sicht verschiebt
sich … hin zur Einheit.
Gedankenstille auch
im Alltag.
Emotionsstille.
Sein.
Als ich in meiner
Jugend in schwerer Zeit begann, bei Dr. Isbert Yoga zu praktizieren, wusste ich
noch nicht, dass er auch ein Kriya-Yoga-Lehrmeister war.
Er leitete das
Deutsche Yoga-Institut und war von Berlin nach Fulda gezogen, vielleicht nur
für mich und meinen Weg … wer weiß!
Wer Interesse an
Kriya-Yoga-Meditation hat, kann hier etwas erfahren:
https://www.youtube.com/watch?v=oIMsrM-PZS8
Tatsächliche
Erfahrungen finden jedoch nur in der Praxis der Meditation statt.
Im Jahre 1987 fand
ich – wieder in schwerer Zeit – meinen Lehrmeister Detlef Uhle – Yogi Deenbandhu.
Die Tage und Wochen
vergehen in Berlin.
Fast jeden Morgen
finden wir nach dem Frühstück Ruhe zu Gesprächen und Austausch. Es ist ein
Glück, Zeit zu haben und ohne Druck den verbleibenden Lebensabschnitt zu leben.
Das Buch vom
meditativen Leben von Chögyam Trungpa.
Erst jetzt, nach
vielen Jahrzehnten, beim 3. Lesen - Verständnis.
Klarheit der
Gedanken.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%B6gyam_Trungpa
Auch ein besonderer
Lehrmeister.
Pflege unserer
Kontakte.
Die täglichen
Stunden in der Sauna. Der Austausch mit Freunden. Alle sind auf ihrem Weg.
Einige sind mir nah und näher. Auf der anderen Seite bemerke ich mein
All-Ein-Sein und
schätze es erstmals in meinem Leben. Viele Muster befinden sich in der
Auflösung. Es hat viele Jahrzehnte gedauert.
Meine Wahrnehmung
verändert sich. Der Zustand des Eins-Seins wird erfahrbar und ich erfahre ihn
auch im Alltag.
Es ist eine
wundervolle Erfahrung, die nicht in Worten ausdrückbar ist, nur erfahren werden
kann.
Je mehr ich
los-lasse, desto stärker.
Krankheit, Tod,
Demenz und Leiden um mich herum.
Das seelische Leid
manchmal schmerzhafter als das körperliche.
Mein Körper und
meine Seele im Gesundungsprozess. Ein tägliches Auf- und Ab. Ying und Yang.
Immer mit dem
Fahrrad unterwegs in der Stadt. Bewegung.
Seit mehr als einem Jahr
bin ich wieder täglich einige Minuten in dem kleinen Fitnessraum der Sauna.
Meine Muskulatur ist
stärker geworden.
Nun ist mein Freund
Micha schon 2 Jahre lang nicht mehr hier.
Mir fehlt seine
Klarheit, sein Respekt, seine Verwirrung, seine Nähe.
Hier ist der Link zu
der kleinen Homepage, die ich für seine Freunde und für mich gebastelt habe:
http://www.ulrichthoma.de/micha/
Dann plötzlich ist
der Montag da und es geht los!
Freitag, der 3.
Februar 2020
Dieses wundervolle
Gefühl des Abenteuers. Aufbruch aus dem Alltag in die Fremde.
Loslassen.
Zu Fuß zum
Viktoria-Luise-Platz. Mit der U-Bahn bis nach Rudow und dann schnell
hinüberlaufen und mit dem Bus bis vor die Flughafenhallen.
Wir haben Zeit.
Die
Sicherheitskontrolle verläuft reibungslos, nur Ursel wird mit dem Gepäck
untersucht und dann noch einmal auf Sprengstoff getestet.
Diese Flüge sind immer
eine beschwerliche Sache, die uns mit den Jahren zunehmend schwerer fällt, aber
dieses Mal haben wir Glück:
Der dritte Sitz
neben uns ist frei und wir sitzen recht bequem, können die Beine hochlegen auf
dem Flug und bleiben die 3,5 Stunden entspannt.
Keine Schmerzen in
den Beinen.
Schöne Aussichten
auf die schneebedeckten Pyrenäen.
Eine hervorragende
Sicht auf die Lagunen der Algarve und dann eine perfekte und ruhige Landung.
In Faro ist die Luft
am Abend schon erheblich wärmer als in Berlin.
Es ist genial, sofort
durch den Flughafen hinauszulaufen, nicht auf Gepäck zu warten. Diese
Leichtigkeit der Reise ist uns liebgeworden. Beschränkung auf minimale Materie.
Firefly – unsere
Autovermietung. Wir finden das Büro schnell ein wenig abgelegen und sprechen
mit einer jungen, freundlichen aber distanzierten Angestellten.
Alle kleinen Kratzer
am Auto sind auf dem Vertrag eingezeichnet. Mehrmals umrunden wir den weißen
Opel Adam mit Taschenlampe und markieren im Vertrag noch weitere Stellen.
Aber er scheint fast
neu zu sein und erweist sich bei der ersten Fahrt in Richtung Cabanas als ein
hervorragendes Fahrzeug.
Die Fahrtroute ist
uns vertraut und die App Here to Go führt uns sicher in Richtung Osten.
In Olha entdecken
wir einen Lidl-Markt und versorgen uns mit den nötigsten Lebensmitteln.
Zu später Stunde
kommen wir in unserem vertrauten Quartier Pedra da Raina in Cabanas de Tavira
an.
Eine sehr
freundliche ältere Dame hat uns bereits erwartet und spricht uns mit Namen an.
Sie weiß noch genau, in welchem Apartment wir vergangenes Jahr wohnten und hat
auch unseren Text erhalten,
in dem wir um eine
sonnige Lage gebeten haben.
Tatsächlich liegt
unser Quartier jetzt in Richtung Südosten und wir können jeden Tag beim
Frühstück auf der Terrasse im Sonnenschein die Wärme genießen.
Ein WiFi Adapter ist
leider nicht vorrätig, wird jedoch bestellt und ich kann ihn am nächsten Tag
abholen.
Das Quartier ist
schon vorgeheizt und es gefällt uns sehr gut.
Wir wohnen diesmal im Apartment No.
147 im ersten Stock mit Blick auf eine große Rasenfläche mit Bäumen am Rande
eines Parkplatzes, ein wenig zurückgelegen von der Straße.
Es sind einzelne kleine Häuser, die
wie Reihenhäuser, ein wenig versetzt, aneinander gebaut wurden.
Der Raum wirkt wieder sehr
freundlich, die Aircondition pustet warme Luft hinein. Wir sind angekommen.
Und dieses Mal haben wir unsere
Wärmflaschen mitgenommen.
Die Nacht wird dieses Mal bestimmt
wundervoll!
Ein gemütliches Doppelbett.
Und die gewohnten Waben im Raum mit einer weiteren Schlafnische.
Vor dem Einschlafen gibt es noch
etwas Salat und Käse, denn mit hungrigem Magen schläft es sich nicht gut.
Ein Gefühl des
Ankommens in einem vertrauten Zuhause lässt uns nach einem Abendspaziergang im
Mondschein entlang der Meerespromenade die erste Nacht gut schlafen.
Dienstag, der 4. Februar 2020
Frühstück auf Terrasse in der warmen
Sonne.
Unsere Wohnung liegt diesmal in
Richtung Südosten und wir genießen das Licht.
Der morgendliche Blick aus dem Bett
in die großzügige Gartenanlage. Die Ruhe und die Ferne von Berlin mit all
seinen Routinen.
Hier ticken die Uhren anders. Nicht
nur, dass tatsächlich ein Zeitunterschied von einer Stunde besteht.
Nein, es gibt einen völlig anderen
Lebensrhythmus für uns.
Ein kleiner Videofilm zeigt unser
schönes Quartier:
Nach dem Frühstück hole ich an der
Theke der Information erst einmal das WiFi-Gerät ab. Dieses Mal wird keine
Kaution dafür verlangt, man kennt uns hier schon,
ein gutes Gefühl!
Jetzt kann ich wieder täglich mein
Sprachlernprogramm Duolingo benutzen. Es macht Spaß und ich habe schon einige
Fortschritte in meinem Portugiesisch
in den vergangenen 4 Wochen gemacht.
Eu tenho um frango e dos ovos – Ich
habe ein Huhn und 2 Eier!
An der Straße erkenne ich jetzt im Vorbeifahren
auf den großen Plakaten, dass es in verschiedenen Restaurants nur Huhn zu essen
gibt.
Mit der Kenntnis von Sprache wird die
Welt erkannt.
Allerdings auch ständig benannt und
damit beurteilt.
Nicht mehr urteilen – das ist ein
Teil des Prozesses, der durch die Meditation bewusster wird.
Jedes Urteil bindet und fesselt!
Und dennoch, weiter Entscheidungen
treffen und planen – Beides ist wichtig, jedoch alles zu seiner Zeit und mit
Angemessenheit.
Achtsamkeit!
Ich denke an den Mönch, der seinen
Meister fragt:
„Nun meditiere ich schon seit über 3
Jahrzehnten unter deiner Führung, mein Lehrmeister. Und ich bin schon weit auf
meinem Weg.
Bitte sag mir, wie ich so weit sein
kann, wie du es bist!
Der Meister lächelt ihn an und
antwortet:
Willst du es wirklich erreichen?
Es ist sehr gefährlich!
Der Mönch bittet weiter um das
Geheimnis.
Nun gut, antwortet der Meister, so
soll es sein!
Er greift nach seinem Schwert und
hebt es in die Höhe, direkt vor die Augen seines Schülers.
Nimm dort die hölzerne Wasserschale,
fülle sie bis zum Rande mit Wasser und gehe dreimal um den Tempel.
Für jeden Tropfen, den du
verschüttest, werde ich dir ein Glied abhacken!
Der Schüler erbleicht.
Er nimmt die Wasserschale, geht
dreimal um den Tempel.
Kein Tropfen wurde verschüttet.
Der Meister lächelt ihn an und sagt:
Diese deine Achtsamkeit übe ich jede
Sekunde meines Lebens!“
In letzter Zeit geschieht es immer
häufiger.
Die Achtsamkeit, die mir in der
täglichen Meditation begegnet, findet auch im Ablauf aller Wahrnehmungen und Handlungen
des Tages statt.
Die Sorgenschiene, das Leid und die
Plage der Verstrickungen, es ist manchmal, leider nur manchmal – fort!
Dann wandelt es sich wieder. Ich
sinke in die Verstrickungen und verliere die Einheit.
Mein Freund vergleicht es mit der Kunst
des Seiltänzers.
Achtsam auf dem Seil tanzen.
Immer das Gleichgewicht wiederfinden.
Kleine Schwankungen stetig
ausgleichen.
Ein weiteres schönes Bild.
Hier im Sonnenschein bei einer Tasse
Kaffee und mit dem Blick in den Garten und dem sanften warmen Schmeichelwind
auf der Haut ist es einfach.
Die fremdartigen Eindrücke der Natur.
Die Agaven, die Palmen, die merkwürdigen hoch- und schlankgewachsenen Bäume,
deren
Namen ich nicht kenne, die Namenlosen
und damit einfach Seienden, all das macht es leicht, in der Einheit zu bleiben.
Einfach hinschauen und die
Gedanken-Losigkeit ist da.
Alles ist!
Alles in Einem – Eines in Allem!
Genug der weisen Sprüche, Old Man!
Durch den wundervollen Garten mit
seinen großen Rasenflächen geht es hinauf zum Swimmingpool.
Viele der Häuser stehen alleine auf
dem gepflegten Grundstück und das macht den besonderen Charme dieser Anlage
aus.
Ursel hat sich total auf den Pool
gefreut.
Das Wasser ist eisigkalt.
Nach einer Länge durch den Pool
überlegt sie, ob das genug war.
Dann hat sie sich an die niedrige
Wassertemperatur gewöhnt und schwimmt begeistert 30 Minuten lang, während ich
mit meinem
Sprachprogramm Duolingo auf einer
Liege Portugiesisch lerne.
Zunächst kann ich mir das Wort
„Frango“ nicht merken, dann geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Überall sehe
ich portugiesische Hühner.
Ähnlich das Wort „Tubarao“ –
Haifisch. Ich stelle mir einen Haifisch als Tube vor und die Eselsbrücke
verankert mir den Begriff im Gedächtnis.
Gedächtnis – das Wunderwerk. Ich
denke an eine Freundin, die ich manchmal noch besuche. Es ist traurig, wenn
alles langsam verschwindet.
Der gestrige Tag, die letzte Stunde…
Ein kleiner Film hierzu:
Wir schauen uns eines der
Einzelhäuser gegenüber des Swimmingpools von innen an. Der freundliche Renato
an der Rezeption gibt uns den Schlüssel und informiert uns über Preise für
mehrere Wochen oder Monate.
Nach dem herrlichen morgendlichen Bad
und Tagesbeginn fahren wir los mit unserem kleinen und wunderbaren Auto. Dem
Opel Adam.
Er hat einen Tempomat, den ich gerne
ausprobiere.
Es geht heute nur wenige Kilometer an
der Küste entlang nach Fabrica. Ein Ort, den wir schon im vergangenen Jahr
lieben gelernt haben.
Wir fahren gleich ab nach rechts
durch Cabanas und dann weiter auf dem erdigen Fahrradweg parallel zur
Hauptstraße.
An einem großen Golfclub vorbei. Ich
denke an meinen Freund Joachim, der Golf so sehr liebt.
Wer auf der Karte hier oder auf
anderen Fotos noch deutlicher Details erkennen möchte, hier noch ein Tipp, den
viele sicherlich kennen:
Einfach die Steuerungstaste STRG gedrückt halten und dann mit dem
Scrollrad der Maus das Bild vergrößern!
Die Karte hab ich hier wieder
eingefügt, weil ich weiß, dass meine Kusine R. so etwas besonders mag.
Vielleicht freut sie sich ein wenig darüber!
Dann kommt die Abzweigung nach rechts
zum Meer und wir fahren hinunter an diesen besonderen Ort, wo auch dieses Jahr
wieder einige
Trailer stehen.
Es ist Ebbe und wir laufen jetzt
einmal nach links an der Küste entlang, um etwas Neues zu erleben.
Auf 2 Sonnenliegen macht ein Ehepaar
es sich gemütlich. Wir reden miteinander. Sie wohnen in Belgien in Rotterdam
und verbringen den
Frühling, so wie viele Rentner, an
der Algarve.
Familie Funk hat einen deutschen
Namen. Sein Vater floh aus Deutschland auf dem Fahrrad. Sein Sohn kann sich
noch an die Fahrradfahrten mit
dem Vater erinnern. Eine schwere
Zeit. Der Vater musste sich verstecken, um sein Leben nicht zu verlieren.
Sehr viele Menschen verloren in
grausamen Zeiten voller Hass und Aussonderung damals ihr Leben.
Heute ist es auf der Welt nicht
anders.
Die Orte und Szenen brauchen keine
Benennung, denn wir kennen sie alle.
Die heutige Leugnung der
Vergangenheit von Menschen hier, ihre Verwirrung, ihre Aggressivität und
Unachtsamkeit sich selbst, anderen Menschen
und der Welt gegenüber, bleibt ebenso
wie die anderer Menschen auf allen Kontinenten dieser Erde ein Hinweis auf
keinerlei Veränderung des Menschen seit Millionen Jahren.
Aussonderung des Fremden. Angst vor
Fremdem. Angst. Wahl von entsprechenden Führerfiguren. Unglaublich, dass so
etwas stattfindet
in diesem immer noch bei einzelnen
Menschen von Fanatismus und Dummheit geprägten Land – und dennoch geschieht es!
Der Mensch ist und bleibt ein
korruptes Raubtier.
Ursel meint, dass es auf dieser Erde
so bleiben wird, da sie eine Chance für jeden bietet, für dieses
Durchgangsstadium.
Ich habe die Hoffnung, dass es in
einigen Jahrhunderten eine Veränderung geben wird.
Ich glaube daran und hoffe darauf. Es
gibt bereits wenige andere Menschen, die auf einem anderen Level sind.
Vielleicht werden es mehr und möglicherweise
sehr viele in der Zukunft und dann
wäre es anders als es heute ist.
Hier hat ein reicher Mensch eine
riesige Mauer um sein Grundstück gebaut, an der wir entlanglaufen.
Dann geht es hinunter an den Strand.
Die Schuhe aus und durch den warmen Sand – ein herrliches Gefühl.
An der Küste wachsen wieder diese
wundervollen Opuntienwälder.
Sie vermitteln ein deutliches Gefühl
der Andersartigkeit der Natur des Mittelmeer- und Atlantikraumes im Süden.
Hier sind wir in einer anderen Welt.
Die Lagune kann hier bei Ebbe
durchlaufen werden und wir versuchen, die großen Sandstreifen am Atlantik zu
erreichen.
Ursel hat Sorgen, dass wir von der
Flut abgeschnitten werden und ich frage 2 Standup-Paddler, die vor uns durch
einen Priel paddeln,
ob sie den Zeitpunkt des
Ebbe-Tiefststandes wissen.
Auf dem Felsen sehen wir das alte
Kastell Castela
Velha in der Ferne.
Dann gehe ich zu einem alten Fischer,
der im Schlamm nach Muscheln gräbt, so wie es viele Leute hier an der Küste
machen.
Ich kommuniziere mit meinen wenigen
Brocken mit ihm.
„No problem!“ ist sein Antwort.
Wir laufen auf die Sandbank und dort
badet schon ein Pärchen. Ich nehme meinen Mut zusammen und gehe ins eiskalte
Wasser.
Einige Minuten Schwimmen im Atlantik.
Herrlich!
Wir gehen durch die Priele zurück an
die Küste und entscheiden uns, das alte Kastell noch
einmal zu besuchen.
Wir staunen darüber, dass es nicht
weit von dem Ort Fabrica entfernt liegt.
Im Sand liegt eine erstaunlich große
Qualle, die die Flut hier zurückgelassen hat.
Einige Stufen hinauf und wir sind
wieder an der alten Kirche und dem Kastell und genießen nach einem kurzen
Besuch auf dem Friedhof den Blick
über das Meer bei Ebbe.
Es geht wieder die
Stufen hinunter und am Strand zurück bis nach Fabrica.
Mit dem Auto dann
nach Cabanas da Tavira.
Am Abend wollen wir
das indische Restaurant im Ort ausprobieren.
Wir bummeln wieder
durch Cabanas in Richtung Meer.
Auf der linken Seite
entdecken wir in der Nähe der Kneipe, wo sich alle Einheimischen treffen, etwas
Lustiges:
Als ich das Foto
später meinem Freund Thomas sende, fragt er nach, ob der Hund echt ist. Ich
sende ihm ein weiteres,
auf dem das Tier den
Kopf nach links hält.
Von einer
Seitenstraße aus gelangen wir durch den Hintereingang in das völlig leere
Lokal. Es hat vor einer Minute geöffnet.
Wir werden
freundlich bedient und bestellen 2 Gerichte.
Der Geschmack ist
ok.
Allerdings
beschließen wir, dass es doch nicht der optimale Ort ist, um sich einmal mit
einem Essen verwöhnen zu lassen.
Es war auch der
falsche Inder!
Der andere war 2
Türen weiter, den wollten wir eigentlich wieder besuchen!
Na, ja… vielleicht
ein anderes Mal!
Mittwoch, der 5. Februar 2020
Aufwachen im gemütlichen Bett mit
herrlichem Blick in einen sonnigen Garten mit Liegewiesen, Agaven und Bäumen.
Ursel hat schon die stilvollen
Holztüren zur Terrasse geöffnet und mit diesem sommerlichen Blick stellt sich
sofort die entsprechende gute Laune ein.
Wir liegen noch ein wenig in Ruhe
zeitlos und entspannt zusammen.
Es gibt keine Eile.
Tun ist freiwillig.
Diese Haltung versuche ich seit
Jahren zu pflegen.
Es gibt keine Arbeit im negativ
belasteten Sinne des Leidens und Müssens.
Vor vielen Jahren haben mein Freund
Micha und ich schon beschlossen und geübt, das Wort „muss“ nicht mehr zu
gebrauchen.
Der Prozess der „Ent-Mussung“ wurde
damals von uns entschieden.
Plötzlich wurde jedem von uns ständig
bewusst, wie deutlich die eigene Sprache unser Denken und Erleben prägt und
beeinflusst.
Wie die Äußerung anderer Menschen
deutlich zeigt, wie sie ticken, leiden, denken und um ihre persönlichen Muster
kreisen und leben.
Mir wird mit der täglichen Meditation
seit vielen Jahrzehnten meine eigene Steuerung durch persönliche Muster immer
sichtbarer.
Die Auflösung ist mein Ziel.
Sie ist möglich.
Dauert.
Ich mache weiter.
Mit nun bald 69 gelebten Jahren habe
ich den Wunsch er-wachsen zu werden.
Mal schauen, wie die Sache weiter
läuft!
Ja, lieber Leser.
Wenn du jetzt an dem Punkt angekommen
bist und überlegst „Mein Gott, was schreibt der denn da alles für persönliche
Dinge!“, dann hast du
die freie Wahl:
PC runterfahren und einfach
weiterleben.
Nur einen banalen Reisebericht
schreiben, das ist nicht mehr mein Ziel.
Eigentlich hatte ich geplant,
überhaupt nichts mehr zu schreiben, denn meine Selbstdarstellungsnot, die mich
so sehr aufgrund meiner alten
Muster ein Leben lang angetrieben
hat, verändert sich mehr und mehr.
Sie wird unnötiger, je mehr die
Selbstliebe alte Verletzungen und Traumata auflöst.
Selbstliebe passt eigentlich nicht so
richtig als Begriff.
Es ist mehr:
Sein.
Liebe dich!
Rufen wir uns oft zu.
Und es bedeutet: Der andere darf sich
lieben! Wenn er es schafft.
Ungeliebte Kinder – so viele auf
dieser Erde.
Zurück zu unserem Tagesablauf.
Wieder ein gemütliches Frühstück wie
jeden Tag mit Kaffee, Müsli und Apfelsinen und Brot mit Quark.
Es zieht uns wieder hinauf in die
schöne Bergwelt der Algarve.
Schon im vergangenen Jahr hatten wir
dort schöne Tage verbracht.
Jetzt wollen wir einmal nach Osten
und dann hinauf in die Berge fahren.
Wir setzen uns ein lockeres Ziel: Der
riesige Stausee nahe der spanischen Grenze.
Schnell und gleichzeitig gemütlich
geht es hinauf, durch kleine Dörfer, an Weiden mit Pferden und Eseln und
Schafen vorbei,
bis zu dem Ort Nora und dann fahren wir durch Carrapateira und halten
wieder einfach an einer schönen Stelle hoch in den
Bergen an.
Plötzlich entdecke ich an dem roten
Rücklicht des Wagens einen Schaden. Das Glas ist im oberen Bereich
zersplittert.
Sofort tauchen Ängste und Sorgen auf.
Das haben wir in der Dunkelheit bei
der Ankunft nicht bemerkt.
Aber auf dem Papier wurde ja diese
Stelle markiert. Vielleicht wird alles gut gehen bei der Abgabe des Wagens.
Ich mache Fotos und schreibe später
noch den Defekt in den Vertrag.
Ein weiteres Mysterium beschäftigt
uns:
Wie lässt sich der Kofferraum des
Autos öffnen?
Wir haben lange nach einem Hebel oder
Knopf gesucht und nichts gefunden.
Während Ursel noch einige Dinge für
unsere Wanderung sortiert, entdecke ich das Geheimnis.
Wenn man unten auf das Opelsymbol auf
der Kofferhaube drückt, wird ein verborgener Schalter ausgelöst und
die Haube ist offen.
Geniale Sache!
Wir wandern achtsam auf einem
Höhenweg durch die wundervolle blühende Landschaft.
Die Zeit steht manchmal für uns
still.
Wir sind im Jetzt.
Korkeichen, Mandelbäume in
Blütenpracht, Wiesen mit gelben Blumen, die am Nachmittag in weiser Voraussicht
ihre Blütenköpfe
schließen.
Der Blick ins Tal. Ich bin dankbar
über das beste Geschenk von Ursel vor mehr als 3 Jahrzehnten: Ein kleines sehr
starkes Zeiss-Fernglas,
das mir immer wieder große Freude
bereitet.
Den ganzen Weg denke ich darüber
nach, dass wir ja vielleicht einmal eine Schlange auf unseren Spaziergängen durch
die Berge sehen könnten.
Ich suche förmlich danach mit meinem
Blick.
Dann plötzlich, am Ende des Weges auf
der Höhe ruft Ursel: „Eine Schlange, da, unter der Kiefer!“.
Ich drehe mich zurück und kann gerade
noch beobachten, wie sie sich windet und in einem Loch unter dem Wurzelstamm
des Baumes verschwindet.
Immer häufiger geschehen Dinge, an
die ich Stunden oder Minuten vorher gedacht habe.
Kaum zu glauben, werden jetzt viele
meiner Freunde sagen.
Es
ist!
Wir kehren zurück und fahren dann mit
dem Auto und mithilfe unserer App Here zu einem kleinen Weg, der uns wenige
Meter an den Rand des Stausees
führt.
Wir parken und laufen den Weg hinunter
in Richtung des See, der noch nicht zu sehen ist.
Auf der rechten Seite steht plötzlich
ein großes Solarpanel.
Auf der linken Seite liegt ein wenig
versteckt ein terrassenförmig angelegter Platz, auf dem ein kleines Wohnmobil
steht.
Es ist ein richtiges Mobile Home, wie
in den Staaten. Keiner Räder sind zu sehen.
Gute Stimmung herrscht hier. Wir
ahnen, dass sich hier jemand angesiedelt hat, der möglicherweise ein wenig
anders tickt.
Am Rande des Tales liegen einige
Häuser, wir stehen plötzlich auf einem kleinen Parkplatz mit einigen Autos.
Eines hat ein deutsches Kennzeichen.
Alternative Szene – ist unser
Eindruck.
Ein kleiner Erdpfad führt weiter
hinunter.
Dann kommen wir an einem schönen Haus
vorbei mit einem kleinen See daneben und gepflegten Gemüsegärten.
Wir gehen oberhalb des Hauses weiter
und stehen dann vor dem Stausee.
Nanu, da fließt ja nur ein ganz
kleiner Bach am Boden des Sees!
Wo ist das Wasser geblieben?
Am merkwürdigsten erscheint uns die
Entdeckung, dass neben dem am Staubeckenrand liegenden Haus jemand ein großes
Sprungbrett aus Zement gebaut hat.
Darunter jedoch 5 bis 10 Meter Luft –
kein Wasser!
Eine irreale Szenerie.
Der Klimawandel?
Trockenheit?
Wir wandern hinunter zum kleinen
Bächlein, machen es uns auf den Steinen gemütlich und picknicken.
Käsebrot, Banane, Wasser.
Dann baue ich aus einigen Steinen
einen kleinen Übergang, damit wir trockenen Fußes durch das Bächlein kommen.
Hinüber auf die andere Seite.
Ein Ziegenhirte erscheint plötzlich
oben auf einem Hügel.
Langsam grasen die Tiere und dann
sind sie wieder verschwunden.
Es ist schön hier an diesem
merkwürdigen Ort – unter Wasser am Grunde des Sees – der nicht mehr gefüllt
ist.
Wir gehen zurück.
Oberhalb des Hauses sehen wir
plötzlich auf dem Gemüsebeet 2 interessant gekleidete Frauen.
Wir warten, denn sie nähern sich auf
dem kleinen Erdpfad.
Dann begrüßen wir sie mit einem
freundlichen „Ola!“
Sie sprechen Englisch. Beide kommen
aus Belgien, die eine lebt schon seit langer Zeit hier. Eine sehr freundliche,
weise wirkende alte Dame,
die scheinbar ihr Glück hier gefunden
hat.
Auf unsere Frage antwortet sie, dass
es nicht viel geregnet hat in den vergangenen beiden Jahren.
Jedoch würde der See sich bei
entsprechendem Niederschlag wieder hoch füllen.
Mit der anderen Frau gehen wir dann
weiter auf dem kleinen Pfad bis zu ihrem Mobile Home.
Das passt. Sie ist tatsächlich die
Bewohnerin.
Sie redet intensiv auf uns ein. Ist
eine Reiki-Meisterin und gibt auch Kurse.
Sie schildert uns einen großen Teil
ihres Lebens.
Ich mache einige Fotos von ihr. Sie
bittet uns, ihren Namen nicht aufzuschreiben.
Sie betont immer wieder ihre Kraft
und Fähigkeit, sich abzugrenzen. Wenn sie davon spricht, fährt sie mit dem
ausgestreckten Arm und Zeigefinger
vor sich mit einem Zischlaut
kraftvoll in Richtung Boden.
Sie zeigt uns ihren Wohnplatz und
lädt uns ein, das Wohnmobil zu betreten, wir halten jedoch Distanz.
Eine entspannte Rückfahrt aus den
Bergen und wir haben Lust, noch den Sonnenuntergang am Meer zu erleben.
Der Weg führt uns zu einem
wundervollen besonderen Ort:
Es ist die hoch an den Hang gebaute
wundervolle Terrasse in Praya Verde, wo wir den herrlichen Blick auf einen
weiten Sandstrand
mit der untergehenden Sonne genießen.
Die besondere Atmosphäre dieses Ortes
wird außer der Musik, die hier spielt, durch die Gegenwart von sehr
freundlichen jungen Leuten erzeugt,
die uns hier bedienen.
Und dann, beim Bezahlen, noch eine
Überraschung: 2 Tassen Kaffee, die übrigens hervorragend schmeckten, für 2,40 €
- Gesamtpreis!
Kaum zu glauben.
Ein kurzer Film zum Sonnenuntergang
an diesem wundervollen Ort über der Küste:
https://www.youtube.com/watch?v=D5cvWd4gGfo
Jetzt brauchen wir kein Navi mehr.
Die Rückfahrt an der Straße ist uns
vertraut und wir treffen im Halbdunkel in Cabanas da Tavira ein.
Heute wollen wir das Restaurant
ausprobieren, was uns gestern so sehr von einem kanadischen älteren Pärchen
empfohlen wurde.
Zunächst sprachen wir mit der Frau
vor dem Restaurant, dann kam ihr Mann dazu und fragte uns:
„Is
my wife harrassing you? “
Sie hatten gerade hier gespeist und
preisten die Qualität und den Preis.
Nun denn, in den Ort hinunter, an der
Kneipe vorbei, wo wir jedes Mal den Einheimischen begegnen, die hier trinken
und
munter miteinander reden und von der
Straße aus Fußballspiele anschauen. Ein schönes Gefühl, dass es sie hier gibt
und nicht nur die Touris hier rumstreunen.
Dann in die rechte Seitenstraße
parallel zur Küste und hinein in das kleine Lokal.
Wow! Laut hier!
Wir setzen uns hinten an die Wand vor
den großen TV-Bildschirm oben an der Wand.
Ich blicke auf Ursel und die Wand und
den TV, denn die Bewegung dort macht sie kirre.
Ich bitte den Ober den Ton runter
zuschalten, was er tut.
Die Ober sind sehr freundlich, aber
im Raum tobt das Schreien der Gäste.
Sie reden um ihr Leben – ist unser
Eindruck.
An unserem Nebentisch sitzen 2 ältere
Herren und eine Dame, die sich ebenfalls sehr laut miteinander unterhalten.
Der Ober geht zwischendurch von Tisch
zu Tisch und hält Smalltalk und begeistert damit besonders die alten Damen.
Die Herren haben eine sonore Stimme
und ich glaube einen schottischen Akzent zu bemerken, der sich allerdings bei
unserer
freundlichen Verabschiedung nicht
bestätigt. Es sind Freunde, der eine aus der Schweiz und der andere aus
Schweden.
Nun denn, wir bestellen und nach
langem Warten kommen die beiden Fischrollen für mich und der Lachs für Ursel.
Unsere hohen Erwartungen werden nicht
erfüllt.
Als wir wieder auf der Straße sind
und das Summen in den Gehörgängen sich langsam beruhigt hat, beschließen wir,
diesen Ort nicht mehr aufzusuchen.
Gegen Ende unseres Aufenthaltes hier
geschieht etwas wirklich Komisches!
Man beachte auf dem Foto die
Aufhängung der Tür!
Ein älterer Herr, der von der Toilette
zurückkehrt, versucht verzweifelt durch die Tür in den Raum zurückzukommen.
Allerdings scheint er vergessen zu
haben, dass es sich um eine Schiebetür handelt.
Er drückt die Tür weit nach vorne und
versucht darunter durchzukriechen, was ihm natürlich nicht gelingt.
Vielleicht hat er sie mit einer
Katzenklappe verwechselt.
Ein Ober eilt herbei und schiebt die
Tür zur Seite.
Es war eine der lustigsten Szenen,
die wir erlebten.
Zurück in unserem Quartier probiere
ich erneut, neben den 7 portugiesischen Programmen auch die Satellitenprogramme
zu empfangen. Es gelingt mir nicht.
Obwohl der freundliche Angestellte,
der kaum mit mir kommuniziert, obwohl ich ihn mit meinem gebrochenen, seit wenigen
Wochen erworbenem portugiesischen Sprachschatz malträtiere, hier schon heute
Vormittag rumgeschaltet hat.
Ein neuer Satelliten-Empfänger steht
auf dem kleinen Holzbrett.
Ich tausche sogar die Kabel. Versuche
alles Mögliche.
Aber nix funktioniert – ich gebe auf!
Donnerstag, der 6. Februar 2020
Nach unserem wieder reichhaltigen
Frühstück fahren wir durch Cabanas und versuchen einen geheimen Weg entlang der
Küste südlich
der großen Hauptstraße nach Tavira zu
finden, der mit dem Auto befahrbar ist.
Alle Wege führen immer wieder in
Sackgassen oder enden an einer Facenda oder an den Wasserläufen, die in die
Lagunen münden.
Also zurück auf die Hauptstraße und
dann nach einigen wenigen Kilometern links abbiegen und wir sind in einem
kleinen Ort namens Salinas-Ciclovia de Tavira.
Dort parken wir an einem kleinen
Wanderweg, der hier beginnt, westlich neben Häusern.
Ich habe den genauen Ort mit einem
schwarzen Pfeil in der Karte markiert.
Wer Lust hat, kann vielleicht später
einmal den wunderbaren Weg von dort aus genau wie wir an der Bahnlinie entlang
nach Tavira wandern.
Die Bahntrasse verläuft in einem in
den roten Erdboden gegrabenen kleinen Tal mit steilen Wänden.
Nach wenigen Kilometern verlassen wir den schönen Wanderweg, der von
alten, an manchen Stellen eingestürzten Mauern gesäumt ist.
Es fühlt sich hier an, als ob man die älteste Verbindungsstraße an der
Küste entlangwandert.
Ein riesiges etwas gekrümmtes modernes Gebäude liegt vor uns.
Wir fahren eine lange Rolltreppe hinauf, laufen durch eine Apotheke
und sind plötzlich in einem der größten Einkaufszentren, die ich
in meinem Leben betreten habe.
Zu unserer Überraschung befindet sich hier auch eine Filiale eines
internationalen Bekleidungskaufhauses und wir entdecken dort einen
nicht nur gut passenden, sondern auch schicken Anzug mit einer genau
passenden Krawatte für mich und die kommenden Feiern in diesem
besonderen Jahr.
Wir kaufen alles und hoffen, dass wir mit dem zusätzlichen Gepäck
durch die Kontrollen am Flughafen kommen werden.
Ursel bummelt noch ein wenig weiter – Retail Therapy!
Ein kurzes Video zum Anzugkauf in Continente:
Man beachte den „Verkäufer“!
Ich entdecke ein interessantes Schnellrestaurant mit dem Namen:
Der Name gefällt mir und auch die Preise.
Ich spreche mit dem Koch und wir vereinbaren ein Gericht mit frischem
Peixe. Wieder ein Wort, das sehr hilfreich ist, wenn man
Fisch essen möchte.
Es schmeckt gut und wir sind gesättigt für unsere Wanderung weiter
nach und durch Tavira.
Die Altstadt von Tavira ist bald erreicht und wir streifen durch die
kleinen Gassen.
Ursel gefällt es hier nicht so sehr.
Wir kennen uns auch schon ein wenig aus und dadurch ist das Erleben
der neuen Umgebung nicht mehr möglich.
An mehreren Türen finden wir wieder die typischen Türklopfer.
Die Sorge, auf dem Rückweg in die Dunkelheit zu geraten motiviert uns
zum Aufbruch.
Ein kleiner Bäckerladen an der Straße.
Das Mandelgebäck schmeckt köstlich.
Dann kommen wir wieder an dem Continente vorbei, verirren uns ein
wenig und sind schließlich wieder bei dem Platz mit den
vielen Wohnmobilen.
Dann geht es von dort hinauf zu den Bahnschienen und weiter.
Der alte Wolf trottet unter dem Mond auf dem Heimweg an den Schienen
entlang.
In der Dunkelheit kommen wir in Cabanas an und entspannen uns heute
Abend mit den 7 langweiligen TV-Programmen des
lokalen Fernsehens.
Dienstag, der 5. Februar 2020
Beim morgendlichen Frühstück plötzlich das
Geklapper einer Leiter neben uns am Nachbarhaus.
Aha, der freundliche Mitarbeiter, mit dem
wir schon den ersten Reparaturversuch des Satellitenempfanges erlebten, ist wieder
da.
Er schaut sich die Stellung der Leiter an
und ich spüre mein erwachendes Gefühl der Verantwortung.
Das sieht sehr gefährlich aus.
Er will wohl auf das Dach, um dort die
Satellitenschüssel zu kontrollieren.
Ich rufe ihm zu und signalisiere ihm, dass
diese Position tödlich enden kann.
Er denkt ähnlich und versucht eine andere
Stelle.
Ich gehe zu ihm hinunter und schlage vor,
dass man die Leiter auf unsere Stufen stellt und ich ihr dann dort unten festen
Halt gebe,
während er hinaufsteigt.
Es wird so probiert.
Der Gärtner hilft und hält die Leiter, ein
Elektromeister erscheint zusätzlich und dann geht die Sache los.
Sie wird über 2 Stunden dauern.
Er winkt
mir zu, als er bemerkt, dass ich ihn fotografiere.
Man
entdeckt schließlich, dass der Fehler am Kabel liegt.
Das
Kabel wird entfernt und mit großer Mühe schaffen wir es gemeinsam – auch mit
meinen Ratschlägen – das neue Kabel um
mehrere
Ecken durch die Wand zu ziehen und anzuschließen.
Der
Fehler war, dass jemand anders, beim Befestigen der Holzplatte in der Wand des
Raumes das Kabel durchbohrt hat.
Schließlich
funktioniert alles wieder.
Wir
haben alle gewohnten Mistsender auch in Portugal.
Und
hören wieder Deutsch.
Ich bin
nicht sicher, ob ich froh bin!
Übrigens
habe ich bei der Aktion ein neues Wort auf Portugiesisch gelernt:
Kabel
heißt cabo!
Das
Kabel ist durchbohrt! - o cabo é
perfurado!
Einer
der Holzstege bringt uns an die Küste von Manta Rota.
Hier
kann man durch den warmen Sand und durch die Wellen laufen.
Wir
wandern lange in Richtung Westen.
Dann
machen wir wieder ein gemütliches Picknick am Strand auf einem angeschwemmten
Baumstamm.
Immer
wieder sieht man Fischerreusen, die hier liegen und noch benutzt werden.
Das
Prinzip ist so einfach.
Warum
kann der Fisch den Ausgang nicht finden?
Aber ist
ja beim Menschen ähnlich!
Der
Platz mit den Campern gefällt uns, denn er strahlt eine gute Stimmung aus.
Ich
mache ein Foto für meinen Freund Andreas, der ja auch solche Reisen liebt und
unternimmt.
Vielleicht
wird er hier auch einmal sein?
Am Abend kochen wir endlich wieder
einmal zuhause.
Brokkoli, Mohrrüben, Kartoffeln und
vegetarische Bällchen – ein leckeres Mahl.
Wir essen auch am nächsten Abend noch
davon.
Nach dem Besuch in Restaurants
schätzen wir das gemütliche Essen zuhause besonders.
Nach dem
Essen bummeln wir noch ein wenig durch die Wohnanlage und treffen in der
Rezeption den freundlichen Angestellten Renato.
Er gibt
uns einen Schlüssel und wir dürfen ein einzelnes Haus besichtigen.
Vielleicht
werden wir hier irgendwann einmal wohnen?
Es gibt
auch günstige Preisangebote für mehrere Wochen und Monate.
Wer
weiß?
Samstag, der 8. Februar 2020
Frühstücken im Sonnenschein im
Februar – Ein Genuss!
Auch zum Genießen muss man sich
entschließen! – Siehe unten im Text!
Während Ursel noch einige Sachen für
unsere heutige Reise zusammenpackt, stapele ich die Holzstücke im Garten.
Wir fahren an der Küste entlang in
Richtung unseres heutigen Zieles:
Fuseta.
An einem großen Turm halten wir an.
Der Torre de Ares liegt an der Küste
neben Anlagen der Austernfischer.
Ich versuche auf einem Stab einbeinig
zu stehen.
Hier sehen wir eine portugiesische
Austernzüchterin bei ihrem Tagewerk.
Die Austern werden in
Kunststoffnetzen großgezogen und schließlich geerntet.
Mechanische Schüttelwerke erleichtern
die Arbeit.
Ein schöner Weg entlang der Lagune
führt uns an einem kleinen eingewachsenen Haus vorbei.
Dort treffen wir eine ältere sehr
freundliche Dame, die uns den weiteren Weg beschreibt.
Sie ist 80 Jahre alt, sieht viel
jünger aus und wohnt hier schon seit 40 Jahren und liebt ihre Einsamkeit und
die wundervolle Lage des Hauses in der Natur.
Zunächst sprechen wir Englisch
miteinander, anschließend Deutsch.
Sie ist viel in der Welt gereist und
bleibt jetzt hier.
Schön, dass es keine Brücke hinüber
nach Fuseta für Autos gibt. Dadurch fahren hier nur Fahrräder, was sie liebt
und schätzt.
Ein Refugium an der Lagune vor den
Salzbecken von Fuseta.
Wir gehen weiter.
Ob das auch unser Ort wäre?
Ja, vielleicht!
Mal schauen. Alles verändert sich zum
Ende hin.
Es ist schön hier.
Die kleinen Stege und Wege zwischen
den Salzbecken.
Blütenpracht der intelligenten Blumen,
die pünktlich vor Sonnenuntergang ihre Kelche schließen.
Warum eigentlich?
Dann kommen wir an den riesigen
Salzberg, der schon aus großer Entfernung leuchtet.
Unwirklich, dieser Anblick!
Und Flamingos in ihrem merkwürdigen
einbeinigen Stand.
Gestern begegnete uns am Grunewaldsee
ein dreibeiniger Hund.
Er lief völlig frei und
selbstverständlich durch den Wald mit seinem Frauchen.
Seine Behinderung war ihm nicht
bewusst.
Er besaß überhaupt keine Behinderung.
Ein erleuchteter Zustand eines
körperlich Behinderten.
Vorbildlich!
Wir nähern uns immer mehr dem
Salzberg.
Schließlich haben wir ihn erreicht.
Wenn man nur auf den Berg schaut,
könnte man meinen, es sei ein Schneeberg.
Ich koste ein Salzkorn.
Ja, es ist Salz.
Das Salz dieser Erde.
Das Salz des Meeres.
Das Salz in der Suppe.
Wertvoll früher und auch heute.
Wir nehmen aus einem Laden einen
Beutel hiesiges Salz mit zurück.
Wie viele Tüten Salz werden mit
diesem Berg gefüllt?
Am nächsten See kreisen 3 Störche und
landen anschließend im Wasser.
Hier lässt es sich anscheinend gut
leben.
Gibt es Frösche in dem Salzwasser?
Mir wird immer mehr bewusst, wie wenig
ich die Welt verstehe, je älter ich werde.
Weisheit – ich weiß, dass ich nichts
weiß!
Aber die Störche wissen Bescheid!
Endlich kommen wir an den Hafen von
Fuseta.
So sieht hier ein Trockendock aus.
Das Schiff wird mit einem dicken Metallkabel auf den Hölzern nach oben gezogen
und dann gepflegt und repariert.
Als wir uns etwas mehr dem Zentrum
der Stadt nähern, sehen wir an der Wasserkante des Hafens ein gemütliches Lokal
mit vielen Einheimischen.
Sofort merke ich, dass mich dieser
Ort anzieht und wir beschließen, all unseren Mut zusammenzunehmen und setze uns
an einen Tisch.
Gute Atmosphäre, ein freundlicher nur
Portugiesisch sprechender dicker Ober, ich glaube er ist einer der Besitzer des
Lokals.
Vermutlich ein Familienbetrieb.
Gegrillt wird hier draußen direkt
neben uns.
Wir bestellen Fisch und warten eine
Weile.
Das Essen ist einfach köstlich.
Eben einheimisch.
Und auch recht preiswert.
Der krönende Abschluss ist ein hausgebackener
saftiger Mandelkuchen mit 2 Tassen Kaffee.
Eindeutig die beste Erfahrung unseres
Urlaubs hinsichtlich auswärts essen.
Hier noch einmal die Karte des Lokals
A Lota – gerne bei Interesse wieder mit
STRG und Scrollen vergrößern.
Alte und junge Leute spielen begeistert und gleichzeitig ruhig und
entspannt Boule vor den kleinen Fischerhütten von Fuseta.
Einige besitzen einen kleinen konisch geformten Magneten an einem
Seil, mit dem sie ihre Kugeln, ohne sich zu bücken, nach oben ziehen.
Ich versuche in einem chinesischen Laden einen solchen Boule-Magneten
für Jochen zu bekommen, gibt es aber hier nicht.
Lustig ist der Chinese am Counter, mit dem ich tatsächlich ein wenig
kommunizieren kann.
Sprachen machen mir Spaß, obwohl ich die meisten nur laienhaft
benutze.
Eine Statue eines Fischers steht hier in Fuseta.
Ich gehe darauf zu und stelle mich neben sie.
2 alte Männer.
The Old Men and the Sea.
Erinnerungen an meine Examensprüfung zu Hemingway flammen auf.
So lange ist es her.
Sogar das Gebäude des wissenschaftlichen Prüfungsamtes ist abgerissen
worden.
Alle Prüfer sind nicht mehr auf dieser Erde.
Und damals war es für mich derartig wichtig.
Vorbei – und das ist gut so!
Loslassen!
Nur das Jetzt ist!
Jetzt!
Auf dem Rückweg am Hafen begegnet es uns noch einmal.
Das unheimliche Monster von Fuseta.
Wer hat es hier aus dem Meer gefischt?
Wir laufen über einen großen zentralen Platz in Fuseta.
Ein Kind rast mit einem selbstgebastelten elektrischen Rennwagen über
den Platz.
Ich nehme einen kurzen Film auf:
https://www.youtube.com/watch?v=SIvcQ77wmyw
Ohne Eile gehen wir dann wieder der Dämmerung entgegen zurück durch
die Salinenlandschaft zu unserem Auto.
Der Abend zuhause ist entspannend und gemütlich.
Sonntag, der 9. Februar 2020
Es hat
uns sehr gut gefallen und wir fahren noch einmal hin:
An den
Strand von Manta Rota.
Ich
stelle mehrere der bunten Fahnen mit ihren Schwimmkörpern, die hier liegen im
Sand auf.
Die
Fischer benutzen sie zur Markierung ihrer Fangreusenplätze auf dem Meer.
Im
Vorbeigehen spreche ich einen Angler an, der hier mehrere Angeln aufgestellt
hat.
„Voce
tem um peixe?“
Haben
Sie einen Fisch gefangen?
Seine
Antwort lautet mit ausgestreckten Fingern:
„Dos!“
Bitte
ich den freundlichen Kellner auf der schönen Terrasse an der Küste inmitten
einer bunten Pflanzenlandschaft.
Wunderbar,
er hat mich verstanden.
Wieder
schmeckt der Kaffee hier hervorragend.
Ich
denke an die dünne Wasserplörre in den USA. Schön war dort jedoch, dass endlos
nachgeschenkt wurde!
Hier
kommen die Gedanken zur Ruhe.
Der
Aufenthalt in der Fremde tut gut.
Alle
Sorgen und Gedanken scheinen in Berlin zurückgeblieben zu sein.
Wir
sprechen über unsere Zukunft, Planung unseres Lebens, Gedanken über mögliche
Orte wo wir leben.
Mal
schauen – dann sehen wir schon!
Und noch
einmal über die Hauptstraße hinüber und hinauf in die Berge.
Vorbei
an blühenden Wiesen und durch kleine Dörfer.
Wir
haben wieder die App HERE eingeschaltet und tasten uns von Ort zu Ort in
Richtung des großen Flusses Rio Guadiana vor,
der die
Grenze zwischen Portugal und Spanien darstellt. Wenn man nämlich das Endziel
auf der App eingibt, dann wird die Route immer
über die
Autobahn geleitet und dort wollen wir nicht fahren.
Man
benötigt für ihre Benutzung ein besonderes Gerät im Auto, mit dem die Gebühren automatisch
abgerechnet werden.
Hat man
es nicht, dann gibt es Ärger!
Diese
Autobahn.
Wie sie
die Landschaft zerschneidet!
Und die
kleinen Straßen, auf denen man entweder durch Tunnel oder über Brücken auf die
nördliche oder südliche Seite des Monstrums gelangt.
Hier
wird uns deutlicher als im völlig durch Autobahnen zerschnittenen Deutschland
bewusst, welchen Eingriff dies für die Landschaft und Natur
bedeutet.
Über die Autobahn und dann wieder
drunter durch auf einem kurzen Weg und wir landen im Salzwiesenreservat am
Fluss Rio Guadiana.
Fahren noch ein Stück auf erdiger
Straße bis zu einem großen Parkplatz neben einem Museumsgebäude, welches hier
eigentlich von der
Größe und Architektur überhaupt nicht
in die Naturlandschaft passt.
Wir schauen kurz hinein, haben aber
keine Lust darauf.
Daneben liegt ein alter Dreschplatz,
der eine gute Ausstrahlung besitzt. Die Vorstellung, dass hier die Bauern
gemeinsam ihr Getreide
versorgten. Ohne Einsatz von
Maschinen. Feine, mühselige Sache!
In der Ferne sehen wir die riesige
Hängebrücke über den breiten Fluss, auf der die Autobahn nach Spanien verläuft.
Wir wandern durch das Reservat, sehen
Kühe und Schafe, die hier auf den Wiesen zwischen den Kanälen grasen.
Ein alter Ziehbrunnen, auf dessen
Grund noch Wasser steht.
Und dann die vielen großen
Salzbecken, die irgendwie mit Meereswasser gefüllt werden.
Das Kanalsystem, die Leitungen oder
Pumpen sind für mich nicht verständlich.
Wie kommt das Meerwasser hier hinauf?
Oder ist dieses Gebiet von der Lage
her auf derselben Höhe wie der Meeresspiegel?
Kaum zu glauben, denn der breite
Fluss hat ja auch noch Gefälle hier und es sind noch einige Kilometer hinunter
bis ans Meer.
Ich werde weiter darüber nachdenken
und Informationen dazu bekommen.
Auf einer großen Schautafel sehen wir
Fotos von diesem Gebiet und der Gewinnung des Salzes.
Wir fahren
hinunter zum Meer, sehen die Grenzstadt Santa Antonio links liegen und dann
bringt uns die Hauptstraße wieder nach Cabanas.
Die
Abendstimmung fasziniert uns, weil der Vollmond in seiner ungewohnten Größe
über dem Horizont des Ortes aufgeht.
Ich denke an
den Artikel, der vor Jahren beschrieb, dass dieser visuelle Eindruck nur eine
optische Täuschung aufgrund des Vergleiches
von Häusern
oder anderen Gegenständen sei.
Mein
Gespräch darüber mit Hagen K., dem Physikprofessor aus der Sauna, der fast den
Nobelpreis aufgrund seiner Quantenforschungen
gewonnen
hätte, jetzt an einer schlimmen Krankheit leidet.
Es ist
natürlich die Lichtbrechung der Atmosphäre, die diesen Vergrößerungseffekt
bewirkt.
Wir laufen
achtsam mit langsamen Schritten durch den Ort und an der schönen Promenade
entlang und freuen uns, über diesen wundervollen Nachtspaziergang
ohne
Menschen in Ruhe.
Eine
unwirkliche Stimmung in einem fremden Land am Meer bei Ebbe.
Montag, der 11. Februar 2020
Ja, da sitze ich noch ein letztes Mal.
Auf meinem geliebten Baum im Garten von Pedra da Raina.
Warum mag ich ihn?
Weil er krumm gewachsen ist und dennoch ist er da!
Wurde beschnitten und trägt weiter grüne Blätter – er lebt!
Jeder weiß, von wem ich spreche!
Ein letzter Blick auf die große Tafel neben der Rezeption nach der
Abgabe unseres Schlüssels.
Der freundliche Renato ist heute Morgen wieder hier und wir sprechen
noch ein wenig miteinander.
Dann heißt es Abschied nehmen.
Den Weg nach Faro kennen wir jetzt, das Navi benötigen wir nicht mehr.
Die Fahrt dauert eine knappe Stunde.
Aber wichtig: Der Tank will noch aufgefüllt werden.
Kurz vor Faro finden wir eine große Tankstelle.
Wie auch sonst fülle ich das Benzin in den Tank.
Ich blicke dabei auf die Anzeige der Säule, um einen glatten Betrag
beim Einfüllen zu erreichen.
Plötzlich schreit Ursel neben mir auf:
Stooooppp!
Der Einfüllstutzen hat nicht reagiert, so wie wir es gewohnt sind.
Kein automatisches Stoppen, wenn der Tank voll ist.
Eine große Pfütze unter dem Hinterreifen.
Wir versuchen, den Schock zu verdauen.
Es gelingt uns langsam und wir beruhigen uns wieder.
Ich zahle und wir fahren los.
Und wieder geht es am Flughafen vorbei und über die schmale Straße
durch die Lagune und dann über die Brücke auf die Landzunge,
die uns schon im vergangenen Jahr so sehr beeindruckt hat.
Was ist hier so besonders?
Die Brandung des Meeres.
Der steil abfallende Sandstrand mit den großen Körnern.
Wir ziehen die Schuhe aus und laufen barfuß durch den wundervollen
Sand.
Das Gefühl der Freiheit.
Die kalten Wellen, die an den Beinen hochzischen und manchmal die
Hosenbeine ein wenig vollspritzen.
Das macht Spaß und lässt den Geist in der Gegenwart, im Jetzt!
Jetzt – das tolle Buche von Tolle!
Wir versuchen es zu leben.
Es gelingt immer besser. Täglich. Stündlich. Sekündlich.
Mein Freund Reinhard spricht häufig von dem Seiltänzer, der immer
weniger schwankt auf seinem Seil, weil er gelernt hat, die kleinen
Störungen schneller und achtsamer wahrzunehmen und sie sofort
ausgleicht.
Der Geist, die Sorgen, die Fallen, die Kreisungen, in denen jeder
gefangen ist.
Der Mensch ist schon ein merkwürdiges Wesen.
Voller hilfloser Täuschungsversuche mit Lust, Betäubung und Ablenkung.
Nur eines ist sicher:
Tod!
Wer das weiß und in sich geborgen trägt, besitzt die Möglichkeit, den
Weg zu gehen und die Befreiung zu suchen und einige Wenige finden sie!
Wir essen ein Eis am Stiel und sitzen ein wenig an der Küste.
Neben uns genießen andere Menschen die heiße Sonne.
Einige baden sogar im Meer. Allerdings sehr vorsichtig, denn die
Wellen hier sind gefährlich.
Ein kleines Kind spielt mit seiner Mutter. Ich beobachte die Szene und
denke an das Erlebnis auf Teneriffa, wo eine Mutter bei ähnlicher Brandung
lustig am Wasser entlang hüpfte, ihren Blick abgewandt von ihrem Baby.
Ohne dass sie es bemerkte, holte eine große Welle ihr Kind ins Meer.
Ein alter Mann stolperte unbeholfen hinterher und zog das nackte Kind
an einem Fuß zurück auf den Strand.
Die Mutter drehte sich dann um und hüpfte singend zurück zu dem Kind.
Sie hatte von all diesem Geschehen nichts bemerkt.
Die Stunden vergehen und wir fahren zurück zum Flughafen.
Dort über die beiden Kreisverkehre und links auf den Parkplatz der
Autovermietung Firefly.
Meine großen Sorgen, die ich am Morgen beim Lesen von Bewertungen der
Firma bekam, lösen sich bei der Abgabe des Autos und dem
Gespräch mit einem sehr freundlichen Mitarbeiter langsam wieder auf.
Er unterzeichnet einen kleinen Bericht, den ich hinsichtlich der
Beschädigung und des Zustandes des Wagens mit Ursel aufgeschrieben hatte,
sofort und beruhigte uns hinsichtlich der negativen Bewertungen im
Internet.
Bis heute wurden auch keine weiteren Summen von unserem Konto
abgebucht, so wie in diesen Bewertungen beschrieben.
Ob in Berlin alles in Ordnung ist?
Guten Morgen liebe Sorgen…
Hat der Sturm wieder Bäume in Tating gefällt?
Steht das Haus noch?
Wurde in der Wohnung eingebrochen?
Unser Freund Ralf hat liebevoll auf unser Auto aufgepasst und uns
zweimal benachrichtigt.
Sorgen – und Loslassen!
Die große Übung.
Dos vacas!
Dann laufen wir an den Parkplätzen vorbei mit den anderen
Autovermietern und sprechen einen freundlichen jungen Engländer
aus Canterbury an, ob er ein Foto von uns macht.
Er ist Show-Rider und pendelt immer zwischen den Ländern.
Erst verstehe ich den Namen der Stadt nicht, weil er es wie
„Cajerbury“ ausspricht.
Es macht Spaß, mit leichtem Handgepäck zu reisen.
In der Stofftasche trägt Ursel meinen Anzug für die Hochzeitsfeier,
der uns noch Probleme machen wird beim Boarding!
Nachdem
wir uns in der Abflughalle orientiert und über die Abflugzeiten informiert
haben gehen wir wieder hinaus auf den kleinen
Grashügel
unter den Palmen vor dem Flughafengebäude und genießen dort unser Picknick.
Auch zum Genießen muss man sich
entschließen!
Das war
der Spruch eines älteren Herrn, als er Ursel an der Straße am Prager Platz in
der Sonne sah.
Beim
Check-In gibt es dann ein Problem: Ursel bekommt ihren Ausweis erst wieder,
nachdem sie meinen Anzug komplett in den Rucksack gepackt hat.
Mit
wenigen Minuten Verspätung fliegen wir dann zurück nach Berlin, dem Sturm
„Sabine“ entgegen, der sich beruhigt
hat. Ich erlebe das Wackeln der Flügel
und die
stärkere Vibration kurz vor dem Aufsetzen. Ursel erlebt die Landung als die
ruhigste ihres Lebens.
Während
des ganzen Fluges sitzt ein angenehmer und ruhiger und sehr freundlicher
Jugendlicher neben uns.
Als das
Flugzeug fast ausgerollt ist und wenige Meter vor seinem Stillstand steht sein
Vater auf und öffnet die Ablage über sich unter dem lauten Schrei einer
Stewardess
„Sit
down!“.
Eine
Whiskyflasche fällt auf den Oberarm einer Dame.
“Keep
Your seatbelts fastened till the plane has come to a stop!“
Die Rückfahrt mit Bus und U-Bahn ist angenehm und eine halbe Stunde
nach Mitternacht betreten wir unsere angenehm warme Wohnung.
Alles ist gut!
Ein weiterer Traumurlaub an der Algarve bleibt uns in Erinnerung!
Ja, meine Lieben!
Bis hierhin habt ihr tatsächlich durchgehalten und die Geschichte
gelesen.
Dann hat sie euch vielleicht ein wenig mit in diese andere wundervolle
Welt genommen und hoffentlich auch so viel Freude wie uns bereitet.
Wir verabschieden uns mit einem Foto, dass wir mit Selbstauslöser in
Fuseta machten.
Take care!
See you soon!
Achtsamkeit
und
Sein
Weitere
Geschichten von Ulrich O.E. Thoma auf
Zu unserem
Ferienhaus an der Nordsee auf der Halbinsel Eiderstedt