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An Indian sitting on rail-tracks for some days.

“Why have you been sitting here for so long, old man?”

“Well, I took a ride on that train

My body is here

But my soul hasn´t arrived yet”

 


 

 

 

Americans on the Pacific

Inhalt

Mike Oliver 1

Chen´s Motel and Restaurant in South Bend. 3

Wild and Tame Farm-Raccoons. 8

Frederick Weyerhaeuser 12

Bertha. 16

Barbara and Gerry Krimmer 18

The Krimmers in Coos Bay Dellwood. 23

Goldrausch. 32

We never went to the Moon. 37

No Water Rights. 41

Cat-Woman and a Whale-Family. 41

Hard working Indians in Motel 6 in Gold Beach. 47

Bullriders. 48

Kenton Bansemer 54

A former alcoholic in the Silver Sands Motel 65

A Mail-Man in Crescent City. 68

Tsunami – Große Welle im Hafen. 69

Monad in San Francisco. 70

Karen Gallinger Jazzgal 77

Helga and Eugen Wittchen. 78

The US Border 88

Lloyd Ruben. 89

Kenneth A. Bauer 93

Steve the Snagger 98

A Makah Indian in Neah Bay Reservation. 104

A hat and a man on the street 104

Stacey and Zan. 106

The fat people. 109

The nuker 113

A Beauty in a St. Helens Motel 114

Lucy and the Houseboats. 116

Somewhere over the rainbow in Sekiu Harbour – that´s where you´ll find me. 118

 

 

 


Mike Oliver

 

“Is Michael still working here? “

Die Dame hinter dem Counter des Americas Best Value Inn and Suits Motels in Newport Oregon schaut mich kurz ein wenig erstaunt an.

Dann öffnet sie die Tür hinter sich und ruft hinein:

“Mike! There is someone who wants to talk to you!“

Als ob er ein wenig ausgeruht hat, taucht nach einigen Sekunden das mir so vertraute Gesicht auf.

Mike schaut mich an, er zögert einen Moment und dann:

“Hey, you guys are in town again, but where is your lady?”

“She is in the car, waiting!”

“Well, let us go and see her!”

Er nimmt mich in den Arm und drückt mich, wie im letzten Jahr ruhig und fest.

Wir schlendern über den Parkplatz am Motel entlang und dann begrüßt er Ursel, wieder auf seine selbstverständliche Art, so als ob wir uns seit vielen Jahren kennen.

Wir sprechen miteinander, er hört zu, wir erinnern uns an unsere Gespräche des vergangenen Jahres.

Seine Schilderungen aus der Zeit im Vietnamkrieg. He´s a veteran.

We honor veterans – State of Oregon.

Die Erlebnisse, young man. Die Zeit, die Jugend.

Ich frage ihn, was er macht, wenn die Erlebnisse des Krieges hochkommen.

Michael stellt sich in eine Ecke, legt die Hand und den Ellenbogen gegen die weiße Wand, lehnt seinen Kopf gegen den Arm und bleibt unbeweglich stehen, wartet, bis er wieder ruhig ist.

Dann geht das Leben weiter.

Er arbeitet im Sommer im Motel, Abend- und Nachtdienst, macht Kaffee am Morgen, betreut die Gäste, spricht jeden in seiner freundlichen Art an, scherzt mit den Kindern, mit den Leuten.

Im Winter taucht er im Hafenbecken von Newport in seinem Anzug mit Helm und Schläuchen, schweißt die Schiffe unter Wasser, ist einfacher, als sie ins Dock zu bringen, aus dem Wasser hoch ins Dock zu hieven. Die schweren Schiffe, die dicken Metallwände, rostig, teils schon mit Löchern, wieder zusammenschweißen, dichten, abdichten, damit kein Salzwasser hineindringt, er schweißt sie zusammen, macht sie heil, macht alles wieder heil.

Wir tauschen unsere Mailadressen, er sagt, für uns sei er nicht Michael, sondern Mike, wie für alle seine Freunde.

Wir umarmen uns wieder, er drückt uns in die Arme, er kann das so wie kaum ein anderer.

Als wir dann den Highway 101 nach Norden aus der Stadt hinausfahren, sehe ich ihn plötzlich auf der Straßenseite laufen. Er geht ganz ruhig, ist schon eine weite Strecke gegangen, er läuft aus der Stadt hinaus. Alle anderen fahren. Er läuft.

Smoke gets in my eyes. That man has touched my heart.

 

 

 

 

Chen´s Motel and Restaurant in South Bend

Wir sind in Chen´s Motel in South Bend. Ein emsiger Chinese, seine Kinder und seine Frau bedienen uns im Restaurant. Es ist ein merkwürdiger, scheinbar verlassener Ort an der riesigen Bucht, wo bei Ebbe der Schlamm auftaucht, wo die große Austernfabrik steht, wo Berge von Austernschalen liegen.

Chen hat hier mit einem Metallcontainer begonnen, dann ein kleines Restaurant angebaut, dann sein Motel mit den einfach aber sauber eingerichteten preiswerten Räumen und einen Campingplatz für Mobile Homes und Trailer.

Wenn ich Chinesisch spreche, scheint das hier nicht zu beeindrucken, wird einfach so registriert, der Preis bleibt fast derselbe.

Wir essen am Abend, das Gemüse schmeckt, als ob es kaum erhitzt wurde, chinesische Zubereitung wie auch in China Town später mit Monad in San Francisco.

Am Morgen gibt es dann die berühmten Pancakes mit Ahornsirup, Rührei und Butter, köstlich beim ersten Mal. Eine nette runde Lady bedient uns und freut sich, dass wir ein Foto von ihr machen. Sie hat viel Arbeit mit den Leuten, die hier aus der Umgebung zum Frühstück kommen, der Laden läuft.

Am  Morgen begegnen wir auch Chen wieder, der zu seinem Küchen-Container schlendert. Das Wifi funktionierte die Nacht über nicht, ich spreche ihn an, er lächelt und ruft: „Yes, wifi is down!“

Irgendwie mag ich diesen Ort, wir sind mehrmals hier, ich rieche den Geist der Pioniere.

 

 

 

 

 

Wild and Tame Farm-Raccoons

 

An der großen Bucht von Willapa Bay in Oregon, kurz vor dem Ort South Bend auf der Fahrt nach Norden, sehen wir plötzlich das Hinweisschild auf eine Salmon-Hatchery.

Aufzucht von Lachsen, so etwas sahen wir schon 1990 und sind wieder magisch angezogen, fahren viele Meilen durch den Wald, bis wir schließlich neben einem gepflegten Wohnhaus im Wald die großen Becken mit den Netzen entdecken. Alle sind leer.

Auf der Rückfahrt halten wir an einer Scheune an und ich spreche mit einem freundlichen Mann, der mir alles erklärt. Er ist der Bewohner des gepflegten Hauses, kümmert sich um die Aufzucht der Salmons, die nur in bestimmten Monaten stattfindet, ansonsten betreut er hier die Farm von einer älteren Farmerin namens Barbara, da sie die Arbeit nicht mehr ohne ihn bewältigt.

Jedes Jahr schießt er einen Elch, einen Bären und einen Cougar, das ist eine amerikanische Bergkatze.

Wir treffen sie und sprechen freundlich miteinander. Ihr Mann ist schwer erkrankt, liegt im Farmhaus, das wir in der Nähe am Hügel sehen, sie zeigt uns ihre Ställe und wir sehen Raccoons, die auf dem mit Stroh bedeckten Boden fressen.

“Don´t come close, they are the wild, dangerous ones. Over there are the tame ones!”

Zahme Waschbären und die wilden gesellen sich einfach dazu, kleine scharfe Krallen, spitze Zähne, sie sehen gefährlich und niedlich zugleich aus.

Sie floh mit ihrer Familie nach Australien, floh vor den Öfen, lebte lange auf dem heißen Kontinent, besucht dort heute noch ihre Tochter, dann ging es weiter nach Amerika, dem Land der Freiheit. Sie wurde hereingelassen, wie viele andere damals. Manche wurden mit dem Schiff, auf dem sie eintrafen, zurückgeschickt, durften Ellis Island nicht betreten und sich registrieren lassen als amerikanische Bürger.

Als wir dieses Jahr noch einmal die Farm besuchen, steht sie zum Verkauf, die Menschen sind fort, die Raccoons auch. American Mobility.

 

 

 

 

 

 

Frederick Weyerhaeuser

 

Mit dem Ruf des Goldes in California kamen viele Menschen nach Westen.

Wenige wurden reich, steinreich.

Friedrich Weyerhäuser, einer der vielen deutschen Einwanderer wurde holzreich.

 

Der Holzkönig von Amerika – Autor Gerd Braune

Friedrich Weyerhäuser, ein Auswanderer aus Rheinhessen, hat eines der größten Forstunternehmen der Welt aufgebaut. Mit dem nachwachsenden Rohstoff verdient der nordamerikanische Konzern, schlicht nach seinem Gründer benannt, Milliarden.

OTTAWA. Vielleicht wäre Friedrich Weyerhäuser auch in der Heimat, in Saulheim in Rheinhessen, glücklich geworden. In dem Weinbauort hätte er ein Weingut oder einen landwirtschaftlichen Betrieb aufbauen können. Stattdessen zog er 1852 als 18-Jähriger in die USA und begann in Illinois eine Lehre in einem Sägewerk. Als er 1914 im kalifornischen Pasadena starb, war er der „Holzkönig von Amerika“. Heute ist die Weyerhaeuser Company mit 50 000 Beschäftigten in 18 Ländern und einem Umsatz von 22,6 Mrd. Dollar eines der größten internationalen Forstwirtschaftsunternehmen.

Das Kerngeschäft sind für Weyerhaeuser traditionell Forstwirtschaft und Holzeinschlag. Dafür steht der Begriff „timber“, der die Geschichte des Unternehmens seit der Zeit von Friedrich Weyerhäuser prägt, der sich in den USA Frederick Weyerhaeuser nannte. Sein Aufstieg entspricht dem Klischee, das man vom mittellosen Einwanderer hat, der es zu Wohlstand brachte. Weyerhaeuser, geboren am 21. November 1834 in Nieder-Saulheim, stieg schnell vom Lehrling zum Betriebsleiter eines Sägewerkes in Illinois auf und konnte das Unternehmen nach wenigen Jahren kaufen. Holz war ein begehrtes Produkt: Für den Eisenbahnbau wurden Schwellen benötigt. Weyerhaeuser kaufte Wälder und baute das „Weyerhaeuser Syndikat“ auf. 1900 erwarb er von der Northern Pacific Railway zusammen mit seinen Partnern 900 000 Acres – rund 360 000 Hektar – Waldland im Nordwesten der USA. Dies ist die Basis des heutigen Unternehmens, und das Jahr 1900 gilt als das Gründungsjahr der Weyerhaeuser Company.

Fast 100 Jahre später – im Jahr 1999 – wurde aus dem US-Unternehmen ein nordamerikanisches, auch wenn der Sitz weiter in Federal Way in den USA ist: Damals kaufte Weyerhaeuser für 2,6 Mrd. US-Dollar in Aktien den kanadischen Forstkonzern MacMillan Bloedel. Durch dieses Geschäft wurde Weyerhaeuser um Dutzende Sägewerke und Kartonagefabriken reicher. Vor allem aber konnte der Konzern seinen Landbesitz in den USA erweitern und Nutzungsrechte für Staatsforst in Kanada erwerben. Heute bewirtschaftet Weyerhaeuser 15,4 Mill. Hektar Wald, davon rund 2,3 Mill. Hektar Firmenbesitz in den USA, während in Kanada die Wälder überwiegend weiter dem Bund und den Provinzen gehören. Hier erhalten Forstunternehmen Lizenzen zum Holzeinschlag. Weyerhaeuser hat langfristige Lizenzen für etwa 11 Mill. Hektar in Kanada. Allerdings wird jährlich nur ein Bruchteil der Fläche tatsächlich genutzt: 3,2 Prozent des Landes in den USA, 0,5 Prozent in Kanada.

Überall begegnet uns dieser Name: Frederick Weyerhaeuser.

Täglich rasen die großen Trucks mit den Baumstämmen an uns vorbei, wie emsige Ameisen am Werk, scheinen die Wälder Amerikas abgeerntet zu werden. Wir mögen diesen Gedanken nicht, hoffen auf die Aufforstung.

A Wood-Log-Truck

 

 

 

Bertha

 

Im Jahre 1990 fuhren wir mit dem 5 Jahre alten Sebastian im alten Postbus, den wir von Ed Strom, dem alten norwegischen Gangster, der sich ein paar Dollar zum Leben dazuverdienen wollte, gekauft hatten, durch den Westen der USA.

Kurz vor Fortuna in California explodierte der Motor auf dem Highway 101 und wir wurden von Clyde in seine Werkstatt geschleppt. Clyde´s Towing: 4000 Dollar kostete der neue Motor und wir saßen in Fortuna für 10 Tage fest.

Am Nebentisch des mexikanischen Restaurants lächelt uns eine alte Dame freundlich zu und wir kommen ins Gespräch. Wir erzählen unsere Geschichte und dass wir planen, weiter in unserem Van auf dem Werkstattgelände von Clyde zu schlafen.

Sofort sagt Bertha: „Oh, you can stay in my house, please come and visit me!“ Wir wollen eigentlich nur  zum Kaffeetrinken kommen, bleiben dann 3 Tage bei Bertha im Haus.

 

Bertha ist liebenswert und verwöhnt uns, wir fahren mit ihr zum Pizzaessen, sie schreibt uns einen langen Brief, bevor sie in der Nacht in ihrem alten Cadillac zu ihrem sterbenden 50jährigen Sohn nach Seattle fährt.

Bertha wurde viele Jahre lang von ihrer Nichte Barbara und von Gerry im Haus in Coquille zusammen mit anderen älteren Damen, eine davon war eine Deutsche, gepflegt.

Bertha saß den ganzen Tag und auch in der Nacht in ihrem Stuhl, sie war bis zum Ende immer die liebenswerte Seele, der wir kurz begegnen durften,

Bertha starb 2012, sie wurde 97 Jahre alt.

 

Hier geht es zur Biographie von Bertha Byrd Conroy:

 

http://theworldlink.com/news/local/obituaries/bertha-byrd-conroy/article_116ddc10-bff7-11e0-8c5f-001cc4c03286.html

 

 

 

Barbara and Gerry Krimmer

 

Am Morgen nach Berthas Abfahrt steht eine junge Frau vor dem Haus und sagt:

„I can see that you are very friendly people but you can´t stay in Bertha´s house alone!”

Es ist Berthas Nichte Barbara.

Wir gehen mit ihr zusammen zum Sheriff der Stadt Fortuna, der ein paar Häuser weiter wohnt.

Er lädt uns zum Kaffee ein und wir haben ein sehr freundliches Gespräch miteinander.

Wir wohnen dann in der Goble Lane zusammen mit Barbara und Gerry Krimmer und dem Sohn Cody, bis das Auto repariert ist. Es sind herrliche Tage.

Ich frage Cody, wie das auf Englisch heißt und deute auf einen Kuhfladen. „ Cow-Poop!“ ist seine Antwort. Wir lachen viel miteinander.

Gerry ist Bildhauer, er bearbeitet riesige Holzblöcke, später dann auch Steine, Marmor, Alabaster, formt Tiere aus den Materialien. Sieht sie vor seinem geistigen Auge und verleiht ihnen Wirklichkeit.

Bären, Wale, Robben, Fische, Vögel und Gesichter.

Er arbeitet von Sonnenaufgang bis -untergang.

Wir braten Hähnchen über offenem Holzfeuer. Er zeigt mir, wie man eine Kettensäge schärft.

Warme Handtücher liegen für uns am Morgen bereit.

Eine ältere Lady hat ihnen das Haus mietfrei überlassen, nur ein Wasserhahn funktioniert.

Heute findet man Bilder vom verlassenen „Ghost House“ im Netz:

 

http://teethvsteeth.tumblr.com/post/58613813714/schickjessica-today-in-an-abandoned-house-in

 

 

 

Eine Meile entfernt liegt die Coppini-Farm. Mr. Coppini fährt jeden Tag mit seinem Traktor vorbei und nickt ganz kurz, ein wenig mürrisch zu den Krimmers hinüber. Er zeigt uns stolz seinen glänzenden silbernen Milchtank.

Als wir einmal nach Hause trampen, hält sein Sohn an und als wir sagen, dass wir zu unseren Freunden Barbara und Gerry wollen, schreit er „Noooooh!“ und gibt Vollgas.

Heute liegt die Coppini Farm ein wenig  verwahrlost am Straßenrand.

Einmal stehen wir unten am River und angeln mit Sebastian. Oben hält ein Straßenkreuzer und ein alter Mann lehnt sich aus dem Fenster.

„Hi, you guys, where are you from? “

“Berlin, Germany!”

“Oh, mei Vader war der Deichgraf von Pellworm!”

Es ist Mr. Tedsen, er lädt uns zum Kaffee ein, leider gehen wir nicht hin.

Wir finden Verwandte auf der Insel Pellworm.

2014 fahren wir wieder durch Ferndale und finden das Haus mit den beiden großen Palmen. Wir klopfen an und Mrs. Tedsen öffnet uns. Sie wohnt alleine in dem großen Anwesen.

Wir sitzen gemeinsam mit ihr in der Küche. Ihr Mann starb vor einigen Jahren. Sie erzählt uns von ihren 3 Kindern, die auch in der Nähe leben und spricht dabei langsam nach ihrem Schlaganfall.

 

 

Zum Abschied macht sie einige Fotos von uns.

Auf der Insel Pellworm finden wir über den Kapitän der Fähre einen Kontakt zu den dort noch lebenden Familienmitgliedern der Familie Tedsen.

 

 

 

The Krimmers in Coos Bay Dellwood

 

Nach 24 Jahren fahren wir 2014 im Sommer wieder zu Barbara und Gerry.

Viel ist geschehen.

Gerry hat Barbaras Kinder, Enkelkinder und Urenkelkinder mit großgezogen, sie haben ihn dann aus dem Haus gejagt.

Ein Traumhaus in Coquille. Liebevoll mit Holzverkleidungen und Kunstwerken dekoriert, alles handgefertigt. Ein wundervoller Obstgarten.

Er kaufte mit Barbara weit in den Wäldern Oregons zurückgezogen bei Dellwood am Coos River ein großes Waldgrundstück am Hang mit einem kleinen Creek, rodete das Land, schnitt die Baumriesen mit seinen Kettensägen, machte Bretter und Balken, baute ein kleines Haus oben am Wald und darunter legte er große Terrassen an.

Obstbäume, Erdbeeren, Kohl, Kartoffeln, Feigen, Wein, Oliven und viele Blumen, Erdnüsse – es gibt alles hier. He is living of he land.

Manchmal schießt er ein Reh, braucht Fleisch für seine Ernährung. Macht das Fleisch ein in großen Gläsern, lebt von den Vorräten, vom vergangenen Jahr ist noch viel übrig geblieben.

 

 

2014 sind wir hier zum ersten Mal, wohnen auf dem Weg in unserem Zelt, es gibt morgens den leckeren Kaffee mit dem Almondgeschmack. Gerry bringt ihn zu unserem Zelt den Erdweg hinunter, selbstgebackenes Brot und Marmelade. Dann Rührei mit Käse. Alles schmeckt lecker, nur das Reh einmal nicht.

Er spricht mit seiner lauten, intensiven Stimme, redet ohne Pause, he is the hermit, the hermit in his hermitage. Hermitage of the woods.

„Don´t you know, Uli, that you told us to buy gold in 1990? We took Bertha´s money, bought gold for 32000 dollars and ten years later we sold it for 130000 dollars. That was the money we could buy the house from we are renting out now!”

Das Haus haben sie vor einigen Monaten verkauft und von dem Geld das Grundstück in den Wäldern Oregons abbezahlt.

Unten steht ein Stromzähler am Weg. Er zeigt 0000. Wird nicht angeschlossen.

Das Licht gibt es von der Sonne und manchmal ein wenig von Kerzen. Oder von Solarlampen.

Bei Sonnenaufgang steht er auf, in der Dunkelheit wird geschlafen.

Gerry arbeitet den ganzen Tag. Er hat einen Teich angelegt, wo das spärlich fließende Wasser aus  dem Creek gesammelt wird. Die Felder bewässert er im Sommer 5 Stunden pro Tag.

Ursel steht in der Sonne auf den Feldern, bewässert den Garten, stundenlang, dann komme ich und mache weiter. Das Wasser wird genau verteilt, die Bewässerungsanlage mit den schwarzen Schläuchen ist zu grob, Gerry nutzt sie nicht mehr.

Der Winter ist feucht und schlammig, der Boden weicht auf, es können dann Häuser gebaut werden.

Gerry hat uns in den letzten Monaten ein eigenes Haus gebaut. Auf das kleine Haus drauf. Mit Flaschen in den Wänden, wie in einer Kirche. Kleine Kunstwerke, die farbig in der Sonne leuchten.

„You know Uli, this is your home! We are a family! “

Gerrys 4 Leitsätze lauten:

Be aware

Be able to adapt

Have a good attitude

Assume nothing

 

2 Urenkel von Barbara wurden geboren, sie sind krank. Barbara hebt Geld von dem gemeinsamen Konto ab. Die folgende Krise führt zur Trennung.

Am Abend kommen wir bei Gerry an, haben uns trotz Ängsten entschlossen, ihn zu besuchen.

Wir reden lange miteinander. Er lässt seiner Wut und Enttäuschung freien Lauf, beklagt sich über die Familie und Barbara. Er gibt von seinem kleinen Vermögen nur sehr vorsichtig etwas aus, weiß, dass seine Existenz gefährdet ist, wenn er unvorsichtig mit dem Geld umgeht. Er verkauft Holz bei älteren Freunden in Coos Bay, kauft dann von dem Geld Zement, baut seine Gebäude dann erst weiter.

Am Abend kommt Barbara plötzlich und wir sind wieder zusammen. Sie flüstert mir später ins Ohr: „Uli, everything is going to be fine again! “

Wir wohnen 3 Tage zusammen, schaffen es, Gerry aus seiner Eremitage ans Meer zu entführen, eine lange Fahrt, er muss sich übergeben, hat Schwierigkeiten mit Autofahrten. Die Krankheiten versucht er zu ignorieren oder selbst zu behandeln, schneidet sich am Ohr die Hautsachen selbst raus, sein Zwillingsbruder benutzt als Plumber seine Blowing Torch dazu.

Vor einigen Jahren entschließt er sich, den Bruch operieren zu lassen, hat aber nur Geld für die einfache Methode, mikroinvasiv kostet statt 3000 Dollar das Fünffache.

Die Heilung zieht sich über ein Jahr hin. Jetzt schleppt Gerry die schweren Steine den Weg hinauf. Er hat sie aus einer Felswand unten an der Straße herausgeschlagen. Wir helfen ihm.

Wir tragen kleinere Steine immer ein Stück den Weg hinauf, er nimmt gleich 2 und keucht dabei gewaltig. Er baut das Bathhouse, die Badewanne ist schon da.

An der linken Hand trägt er eine elastische Binde.

Hut, Sonnenbrille und Sonnenschutz den ganzen Tag auf den Feldern.

 

 

Bevor wir losfahren, packt Gerry für uns einige Gläser mit eingemachtem Obst und Bohnen und Trauben und eine Menge frisches Obst für die Reise ein. Wir können ihn nicht bremsen, werden dann einen Teil der Gläser wieder mit zurückbringen bei unserem 2. Besuch.

 

 

Wir kommen noch einmal für 3 Tage und Nächte. Wandern durch den Urwald über das Grundstück. Vorbei an den Haschischpflanzen. Seit diesem Jahr ist der Anbau und Konsum von Haschisch in Oregon legal. Gerry ist erleichtert. Raucht in der Öffentlichkeit und ist auch uns gegenüber entspannter als im vergangenen Jahr. Gerry trinkt keinen Alkohol.

Wir wandern über den dicken Baumstamm über die Schlucht, Trigger kommt mit uns und apportiert ständig seine Holzstücke. Der kleine Dackel macht Spaß.

Dann säubern wir den Zufluss oben im Creek. Der schwarze Schlauch endet hier in einer Flasche mit einigen Löchern, Gerry hat einen kleinen Damm gebaut, ich hole den Schlamm aus dem Loch. Es fließt nur wenig Wasser. Wenn es trockener wird, ist das Projekt gefährdet.

No water. No water rights. Erinnerungen werden wach.

Wir wandern die Straße hinunter zum Fluss. Es begegnen uns einige Nachbarn. Dan und Bob. Sie kennen Gerry nicht, haben ihn in 3 Jahren nicht getroffen, jetzt reden wir miteinander. Große Freundlichkeit. Dan hat das Grundstück von Barbara und Gerry schon von den Bergen aus mit dem Fernglas gesehen – Hobbitville – wir lachen miteinander, kaufen in Gold Beach im alten Buchladen „The Hobbit“ für Barbara, sie liest das Buch später.

 

 

Die Böschung hinunter zum Fluss, der Abstieg ist gefährlich, Ursel rutscht die letzten 2 Meter bis an das Ufer, wir baden in Kleidung, Barbara möchte nach unserem Hinweis, dass wir in Deutschland immer nackt baden, gerne das nächste Mal nackt mit uns baden, Gerry erzählt ihr später, das er den Gedanken nicht ertragen kann.

Niemand badet nackt in den Wellen des Pazifiks oder in den Seen und Flüssen.

 

 

Gerry benutzt die Hundeleine, um uns die steile Böschung wieder hinaufzuziehen.

Der Weg nach Hobbitville zurück wird durch viele wilde Brombeeren versüßt.

 

 

 

 

 

Goldrausch

 

Auf unserer ersten Reise durch den Westen der USA und Canada packte mich auch der Goldrausch. An allen Flüssen stand ich mit den Füßen im Wasser, in den Händen meine Goldwaschpfanne. Es war ein echter Spaß, die kleinen Gold-Flakes aus der schwarzen in Japan oder China produzierten Plastikpfanne in das Glasröhrchen zu füllen, wo sie dann, durch die Rundung des Glases vergrößert, ihre Faszination für den Betrachter besaßen. Einer jungen Amerikanerin zeigten wir die Technik des Goldwaschens und sie fand den größten Nugget, ein kleines Körnchen.

Wir wurden neben einem der riesigen Schwimmbagger von einem ehemaligen Schauspieler in die Technik der Rockbox eingeführt. Wann begann dieser Rausch, von dem so viele Menschen gepackt wurden? Nach dem südamerikanischen Goldrausch ging es dann in Nordamerika los.

Der Westen Nordamerikas war vor dem großen kalifornischen Goldrausch fast nur von Indianern besiedelt. Nur einige Siedler hatten sich hier niedergelassen. Dann geschah es, dass im Januar 1848 James W. Marshall bei Sutter´s Mill das erste Goldnugget entdeckte.

 

 

Er versuchte, seinen Fund geheim zu halten, denn er ahnte schon, welche Auswirkungen die Nachricht von dem Fund haben würde. Die Arbeiter der Ranch plauderten allerdings und dann ging es los. Schnell drängten die ersten Menschen aus Kalifornien zu den Goldfeldern. Der Goldrausch entwickelte sich rasant und große Siedlerströme kamen aus dem Osten in den Westen Nordamerikas. Hierzu schreibt die Wikipedia:

„Die großen Siedlerströme entwickelte der Goldrausch nach einer Ansprache von Präsident James K. Polk vor dem Kongress im Dezember 1848. Polk nutzte die Goldfunde, um den 1846/47 geführten amerikanisch-mexikanischen Krieg um Kalifornien zu rechtfertigen. Damit waren die Goldfunde in Kalifornien offiziell bestätigt.

In der Folge zogen in den nächsten Jahren mehrere hunderttausend Menschen nach Kalifornien, um ihr Glück zu suchen. Zwischen Januar 1848 und Dezember 1849 wuchs San Francisco von 1.000 auf 25.000 Einwohner. Die Abwanderung in anderen Landesteilen hatte zum Teil tiefgreifende Auswirkungen auf die dortigen Unternehmen: Eine kalifornische Zeitung musste ihr Erscheinen einstellen, weil sie keine Arbeiter mehr hatte, Dutzende Schiffe blieben vor San Francisco liegen, weil die Matrosen sofort nach der Ankunft zu den Goldfeldern zogen.

 

Nur einige wenige Goldgräber wurden wirklich reich, die meisten jedoch nicht und diejenigen, die wirklich Gold fanden, verspielten es oft oder mussten für einfache Güter sehr hohe Preise zahlen. So kostete 1849 ein Ei einen Dollar, alte Zeitungen konnten für 10 Dollar pro Stück verkauft werden und Geld wurde mit einem Zinssatz von fünf Prozent pro Woche verliehen. Händler und Kaufleute gehörten daher zu den Gewinnern des Goldrauschs, zum Beispiel Levi Strauss.

Die unkontrollierte Zuwanderung von Menschen verursachte auch große Probleme: Von 1849 bis 1851 brannte San Francisco sechsmal. Die hygienischen Zustände waren katastrophal, Flöhe und Ratten breiteten sich aus. Im Winter 1851 brach eine Choleraepidemie aus.

Zu Beginn der Spanischen Mission wurde die indianische Bevölkerung Kaliforniens auf rund 310.000 geschätzt. Am Ende der mexikanischen Zeit, vor dem Goldrausch, lebten nur noch etwa 150.000 Indianer auf dem Gebiet des späteren Bundesstaates. Bis 1870 waren nur noch 31.000 übrig geblieben. Im Gegensatz dazu stand die Entwicklung bei den europäisch-stämmigen Bewohnern: Für 1850 registrierte die US-Verwaltung eine Gesamtbevölkerung von Kalifornien von ca. 92.000, die bis 1870 auf ca. 560.000 Einwohner anstieg. Über 60 Prozent der Indianer waren an Krankheiten gestorben, die Goldsucher mitgebracht hatten. Zahllose Indianer wurden von ihrem Land vertrieben und massakriert. Auf Skalps von Indianern wurden Prämien ausgesetzt, Kinder von Indianern wie Sklaven verkauft. Bei der Gewinnung von Gold wurden über 7.000 Tonnen Quecksilber freigesetzt, die Flüsse und Seen vergifteten.

Durch seinen Reichtum und wegen seiner stark gewachsenen Bevölkerung wurde Kalifornien am 9. September 1850 als 31. Staat in die Union (USA) aufgenommen.

Ab 1854 wurde der Goldabbau industriell im großen Maßstab betrieben, womit die Zeit der privaten Goldgräber vorbei war.

Weder Sutter noch Marshall konnten vom Gold nach dem Fund des ersten Nuggets profitieren: Marshall starb völlig mittellos, Sutter verlor den größten Teil seines riesigen Besitzes, der einmal weite Teile Kaliforniens umfasst hatte.“

Berühmt war die Überwindung des Chilcoot-Passes, als das erste Gold am Yukon-River in Alaska gefunden wurde. Jeder Goldsucher war verpflichtet, 1 Tonne Gepäck und Lebensmittel mit sich zu führen. Das Foto war eine Anregung für Charles Chaplin, die Szene im Film „Goldrausch“ nachspielen zu lassen.

 

 

 

 

We never went to the Moon

 

 

 

“Nope, we never went to the moon – for sure!”

Gerry ist davon überzeugt. Er glaubt, dass die Menschen im Jahre 1969 nicht die Technologie für eine weiche Landung auf dem Mond besaßen. Geschweige denn für die Rückkehr von dort zur Erde.

In mir tauchen die Erinnerungen meiner Begeisterung für Raumfahrt auf. Das wundervolle Buch Astropol, was ich in meiner Jugend verschlang. Der Traum von Schwerelosigkeit. Wie ich als Kind die Luft aus einem Glas saugte, in dem Glauben, dass in einem Vakuum auch Schwerelosigkeit sei. Mein Traum vom Fliegen, vom Herunterlaufen an einem Hügel, dann Abheben, Paragliding. Im Jahr 2000 habe ich ihn mir erfüllt. Auf der Wasserkuppe in der Rhön. Hier schreibe ich gerade diese Zeilen im nebligen Abtsroda.

Wir standen im Garten und Herr Zarypow sagte zu seiner Frau: „Is sich Sputnik Mama!“

Dort oben bewegte sich dieser kleine Punkt und wir waren gebannt vom Anblick.

Niemand hatte damals einen Fernseher. Es war eine andere Jugendzeit, in der wir die Maikäfer mit unseren Federballschlägern nachts ins Gras schlugen und in den Schuhkartons pflegten.

Die Maikäferzeit, wo ich in der Nacht mit meinem Fernglas Ausschau hielt und dann die Wiese hinunterlief und viele Meter den Laternenmast der Bachmühle hinaufkletterte und die Maikäfer dort oben fing. Wo wir die Knüppel in die Luft warfen und die Kastanien auf unsere Köpfe prasselten.

Ja, in dieser Zeit heftete ich jeden Bericht über Weltraumfahrt in einen blauen Pappordner, sammelte Laika, Juri Gagarin, Gemini, Apollo, und las Perry Rhodan mit Begeisterung.

Kurz nach dem Abitur dann die Landung auf dem Mond, die wir in der Nacht am TV beobachteten.

Der Amerikaner Bill Kaysing schrieb dann dieses Buch. Er machte sich damit zum Millionär. „We never landed on the Moon“. Ein paar kleine Ideen, eine Verschwörungstheorie und schon wurden einige Millionen Exemplare davon verkauft. Meinungen, Glauben breitet sich aus. Menschen glauben zu wissen.

Am gefährlichsten sind Menschen, die glauben zu wissen. Eine tödliche Mischung, die sogar den Tod von Andersgläubigen bedeuten kann.

Die Menschen werden mir mit den Jahren immer unheimlicher, sie waren es schon, als ich ein Kind war, nun - wo ich langsam ein alter Mann bin - werden sie es in zunehmendem Maße.

 

 

 

 

 

No Water Rights

 

Wir suchten im Jahre 1990 mit Sebastian die Elche in Amerika.

Fuhren einen einsamen Waldpfad entlang. Ein Pickup kommt uns entgegen, der Mann schaut ein wenig skeptisch in meine Augen, ist erst ablehnen und vorsichtig,  dann ist er begeistert, denn wir wollen Elche sehen und er ist der Spezialist dafür in seinem Wald.

Er weiß, wo man sie beobachten kann, lädt uns ein, am kommenden Abend Elche mit ihm zu beobachten.

Wir treffen uns, fahren zu einem Berghang. Dort stehen sie plötzlich vor uns, unten im Tal. Er boogelt, macht röhrende Töne mit seinem Plastikschlauch. Hat Spaß an der Tierbeobachtung, am Pirschen.

Anschließend lernen wir seine Familie kennen. Ein freundlicher Vater, der mir eine Holzfällerkappe schenkt. Der Boogler sitzt am Tischende, kommandiert seine Frau, ist ein herrschender Familienvater, der eine unangenehme Atmosphäre erzeugt. Wir sind betroffen.

Am nächsten Tag treffen wir seinen Onkel. „He will talk your ears off!”

Es stimmt, unsere Ohren glühen. Er spricht ohne Punkt und Komma, erzählt uns von einem Mann, der ein Haus kaufte, ohne darauf zu achten, dass er auch die Wasserrechte für das Grundstück besaß.

„No waterrights, oh boy, he got no waterrights, he had to leave the place, cause he ain`t got no waterrights!”

 

 

 

Cat-Woman and a Whale-Family

 

Wir halten einige Zeit auf dem kleinen Parkplatz an der Küste, der nur wenige Meilen südlich von Depoe Bay kurz vor Cape Foulweather liegt.

Hinter uns parkt ein großer Campingreisebus, 3 Katzen liegen vorne und wechseln ihren Platz mit dem Sonnenschein hinter der Windschutzscheibe.

Eine ältere freundliche Dame geht auf den Bus zu, steigt ein und wir sprechen mit ihr, bewundern ihre Katzen.

Sie erzählt uns, dass sie jetzt seit 7 Monaten die Küste aus Alaska herunterfährt und weiter in den Süden nach Mexico unterwegs ist.

Sie gibt uns einige Tipps zu den Katzen, denn Charly hat ja nun auch die süße kleine Amber in ihrer Wohnung.

Wir sind beeindruckt von der Freundlichkeit und spüren wieder diese Nähe, die uns so oft hier begegnet.

 

 

Ich wundere mich, denn die starke Brandung geht über kleine dunkle Felsen im Meer hinüber, es spült und braust ständig, aber einige dieser Felsen sind plötzlich verschwunden, dann wieder sichtbar.

Wir sind wie vom Blitz getroffen, als wir entdecken, dass diese Kuppen Wale sind, nur wenige Meter vom Ufer entfernt, sie tauchen immer wieder, alle 3 bis 5 Minuten, auf, holen Luft, senden eine Fontäne Wasser nach oben. Es sind zwei ausgewachsene Tiere mit ihrem Jungen, ich bin begeistert, mache Fotos und Filme, wir starren gebannt in die Fluten.

Ein Anwohner kommt mit seinem Hund vorbei, erzählt uns, dass das ein ihm vertrauter Anblick ist, dass die Tiere sogar bis unter die Brücke schwimmen.

Nach seiner Anweisung fahren wir parallel zum Highway 101 eine kleine wunderschöne Straße, die nur in einer Richtung befahren werden darf, bis zum Cape Foulweather hinauf. Dort kann man viele Wale aus einer großen Höhe unterhalb des Cliffs mit Ferngläsern beobachten.

Whale-Watching – wir sind begeistert und überrascht. Was viele Leute auf Booten suchen und oft nicht finden, ist uns nebenbei begegnet.

James Cook sah hier sicherlich auch Wale, als er dem Cape am 7. März 1778 seinen Namen gab.

 

https://en.wikipedia.org/wiki/Cape_Foulweather

 

 

 

                                                                                         A whale

 

 

 

 

Hard working Indians in Motel 6 in Gold Beach

 

Wieder im schönen Motel 6 am Highway 101 an riesigen Brücke in Gold Beach.

Wir erkennen sie sofort bei unserer Ankunft.

Die beiden Inder, kaum der englischen Sprache fähig. Sie arbeiten den ganzen Tag, säubern die Räume, machen die Betten, die Toiletten und Badezimmer. Sie waschen die Wäsche und warten, dass die Räume sich langsam in den Morgenstunden leeren.

Ich begrüße sie und er sagt: „Ah yes, I recognize you because of your Rudrakscha Chain!“

Ich spüre ihren Glauben. Wir brauchen nicht darüber zu sprechen.

Er berichtet von ihrem Urlaub, den sie jedes Jahr 3 Monate in Indien verbringen und lädt uns dort in sein Haus ein. Er zeigt uns Fotos von seinen Verwandten in anderen Gebieten der USA.

Auf der Rückreise von den Redwoods nach Norden wohnen wir noch einmal hier, wir sehen sie wieder. Ich mag die Beiden.

 

 

 

 

Bullriders

 

„Rodeo tonight in town!“ hören wir von der jungen Dame am Counter des Motel 6 in Gold Beach.

Da will ich hin. Ein Rodeo hab ich noch nicht erlebt.

Wir fahren die Hauptstraße durch Gold Beach entlang, sehen das Riesenrad auf der rechten Seite, parken und laufen mit den Menschengruppen in die Richtung des Platzes, an dem der kleine Rummel aufgebaut ist.

2 ältere Herren kassieren den Eintritt, dann liegt neben uns ein Tiger in kleinem Gitterkäfig, ein Foto kostet Geld, ein erbärmlicher Anblick, das stolze Tier hier liegen zu sehen.

Andere exotische Tiere können am nächsten Stand ebenso als Foto-Objekte benutzt werden.

Es zieht mich zu der großen Reithalle mit den Tribünen, in der es gleich losgehen wird.

Wir sitzen in der untersten Reihe, hinter uns hunderte von Anwohnern, die sich auf das Spektakel freuen. Eine bunte Menge, viele Cowboyhüte, junge und alte Leute, ein Fest findet hier statt im sonst langweiligen Gold Beach.

Dann geht es los.

Ein junges Mädchen im Cowboy-Dress reitet unter Musik mit anderen Mädels durch die Arena. Sie hält den Union Jack in der rechten Hand. Die Nationalhymne wird gesungen, eine feurige Rede von einer Dame ins Mikrofon gesprochen, die Amerikaner – wir auch – stehen wie beim Gebet, pressen die rechte Faust gegen das Herz. Der Inhalt der Rede schmerzt ein wenig, das ist nicht unsere Welt, aber das ist Amerika.

Reitvorführungen um Plastiktonnen herum mit großer Geschwindigkeit, dann endlich, der erste fette Bulle steht eingeklemmt am Holzgatter, der Bullenreiter schwebt über seinem Rücken, lässt sich fallen, das Tor wird geöffnet und nur wenige Sekunden später fliegt der Mann in hohem Bogen herunter in den Sand der Arena. Die wilden Sprünge des Bullen führen unvermeidbar zum Abwurf des Reiters.

Dieses Schauspiel wiederholt sich viele Male. Einige Männer tragen Schutzhelme und feste Lederwesten, andere jedoch nicht.

Ein Mann landet auf dem Boden, sofort lenken die Cowboys den Bullen in eine andere Richtung, der Mann liegt bewegungslos, wird dann auf einer Trage fortgebracht.

Ein anderer rennt nach dem Abwurf mit seinem Helm knallend gegen die Wand, fällt nieder, rappelt sich wieder hoch und wir von 2 Leuten nach draußen geschleppt.

Der Gewinner bekommt 5000 Dollar, er saß einige Sekunden oben auf dem fetten Rücken des Tieres, bevor er abgeworfen wurde.

Hinter der Halle finden wir die friedlich grasenden Bullen.

Ich glaube, sie mögen es nicht, beritten zu werden.

Junge und ältere Männer in Rollstühlen fallen mir seitdem stärker ins Auge und machen mich nachdenklich.

 

 

 

 

 

 

 

Kenton Bansemer

 

Wir fahren nach Süden weiter über die Grenze von California.

Hier werden wir, wie Gerry schon ankündigte, möglicherweise danach gefragt, ob wir Obst oder andere Lebensmittel dabei haben. Die beiden Posten winken uns einfach durch und wir sind nach kurzer Fahrt wieder an der Mündung des Klamath Rivers auf dem großen Campground von Ken Bansemer. Es sieht alles aus wie im vergangenen Jahr. Diesmal haben wir keine Angst mehr.

Ein junger Mann begrüßt uns freundlich. Es ist Chase und er sagt uns, dass er der Zwillingsbruder von Ken sei. Sieht ihm nicht ähnlich. Dann kommt Ken mit Touristen von einer Bootstour zurück. Wir umarmen uns und planen für den nächsten Tag die große Angeltour auf dem Fluss. Ursel wird auch mit dabei sein, obwohl sie eigentlich keine Bootsfahrten liebt.

Ken sagt uns, dass wir noch für den Salmon eine Karte kaufen müssen und auch eine Tageskarte für das Fischen.

 

 

Wir fahren dann wieder hinauf in die Berge zu dem alten Restaurant, wo uns eine beleibte freundliche Indianerin die Ausweise aus dem PC ausdruckt. Ich helfe ihr beim Ausfüllen des Landes zu scrollen und Germany zu finden.

 

 

Dann essen wir wieder Fish and Chips und zum ersten Mal Clam Chowder, der in einem großen Brötchen serviert wird.

Uns wird jetzt erst bewusst, dass hier überall in der Gegend viele Indianer wohnen, es ist ein Reservat und sie leben insbesondere am Fluss. Es ist die Yurok Indian Reservation am Klamath River.

Die Indianer dürfen fischen wo sie wollen und so viele Fische sie wollen. Die Amerikaner müssen jeden Fang melden und bezahlen, die Anzahl ist limitiert.

Auch James ist wieder da, läuft barfuß über die Wiesen und dann ist da auch Jim, der Typ mit den langen blonden Haaren, genau wie im vergangenen Jahr, wir denken, er ist ein Freund von Ken und Chase Bansemer.

Leider fuhr Ken´s grandfather gerade vor einem Tag ab, er wanderte aus Deutschland ein, spricht perfekt Deutsch, wir hätten ihn gerne kennengelernt.

Am Morgen um 7 Uhr sind wir dann auf dem Boot und Ken fährt uns erst 3 Stunden und dann mich alleine noch einmal 3 Stunden über das Wasser. Es ist eine Enttäuschung für mich. Die Metall-Spinner werden im Wasser gebadet, langsam hinter dem Boot hergezogen, die Angel kann man in eine Halterung stecken.

  

 

 

Das ist also Lachse angeln, denke ich und nehme mir vor, so einen Unsinn nicht noch einmal zu machen. Das Beste sind die Bagels, die uns Ken mit Philadelphia-Cheese und leckerem geräuchertem Salmon belegt. Sie schmecken köstlich.

 

 

 

Wir hatten fast umsonst in dem einfachen Zimmer gewohnt, mit Feldbetten und ohne Tür und uns darüber gefreut.

Dann kommt die Überraschung – man sollte doch – auch in Amerika, vor so einer Bootstour nach dem Preis fragen.

Wir vergessen ihn besser. Doch bei genauerer Betrachtung wird uns klar, dass eine 6-stündige Fahrt in einem teuren Boot nicht umsonst sein kann, denn Ken lebt davon, es ist sein Job.

Am Abend sitzen wir mit den Campinggästen um das große Lagerfeuer herum und lernen sie ein wenig kennen. Ein langes Gespräch mit einer Belgierin, die in den Staaten ihren Mann fand und jetzt noch als Lehrerin einige Jahre unterrichtet. Er spielt und liebt seine Gitarre, leider ist er am kommenden Morgen beim Lachse-Angeln und wir können unsere Verabredung zum gemeinsam Spielen nicht verwirklichen.

Er makelt an der Börse und hat sich extra eine Funkverbindung über die Bucht zu einem Indianer eingerichtet, damit er in seinem Campingbus auch arbeiten kann.

Am Morgen bei unserer Abfahrt treffen wir dann Chase noch einmal, er plant mit seinem Vater eine Hike-Tour durch den Wald zum Fern Canyon in den Redwoods zu machen, wir lernen seinen Vater kennen und sind völlig überrascht, denn es ist der Typ mit den langen blonden Jahren, den wir für einen Freund der Familie hielten.

Er erzählt uns von seinen Verwandten in Hamburg und zeigt uns das Obergeschoss des Hauses. Eine riesige Luxuswohnung verbirgt sich hier über der unteren Gerümpeletage mit den Motoren, Werkzeugen, Sofas etc. Er heißt Jim Bansemer, hat viele Jahre als Bauunternehmer in der Gegend von San Francisco gearbeitet und sich jetzt hier einen Traum verwirklicht.

 

 

 

 

 

 

A former alcoholic in the Silver Sands Motel

 

Wir sind wieder im Silver Sands Motel in Florence. Auf der Fahrt durch das Landesinnere von Salem aus fanden wir einen See, in dem es sich gut baden ließ. Das sollte in diesem Jahr der Anfang von vielen Badeerlebnissen in freier Natur in verschiedenen Flüssen und Seen sein, denn der Pazifik ist zu kalt, man kann höchstens mit den Füßen hineingehen.

Wir bekommen ganz zufällig wieder dasselbe Zimmer wie vor einem Jahr und am Morgen hole ich vorne am Counter die beiden Becher Kaffee.

Penny, die hier im Motel nach dem Tode ihres Mannes, mit dem sie eine große Pferderanch betrieb, 24 Stunden pro Tag arbeitete, ist verschwunden. Stattdessen wohnt jetzt ein Paar hier, schon ein wenig älter, sie sind sehr offen und ihr Mann, ein freundlicher rundlicher Typ, erzählt mir am nächsten Morgen von seinen 2 Jahren im Knast.

Ich frage ihn, was dann los war und er schildert mir, dass er 5 mal mit Alkohol am Steuer saß und auch in der Zeit ohne Führerschein fuhr. „Caught drunk five times!“. Jetzt ist er clean, so einen Mist mache er nicht wieder, nicht so schön,  Life in jail.

Ich wünsche dem freundlichen Typ das Beste.

Übrigens hat er mir noch erzählt, dass Penny einen Mann traf und seit einigen Monaten mit ihm zusammenlebt, ich freue mich für sie.

Dann sehe ich plötzlich durch das Fenster, wie unser Nachbar mit seinen beiden Kaffeebechern vor unserer Tür stehenbleibt, einen Becher auf den Boden stellt und versucht, mit seinem Schlüssel unsere Tür zu öffnen.

Ursel öffnet die Tür und er schaut uns erstaunt an:

„Oh shoot, wrong door!“

Wir lachen uns kaputt, die Worte sind seitdem fester Teil unserer Sprache, wenn uns ein Missgeschick geschieht.

Ich bewundere die Harley eines Gastes, der gerade zum Aufbruch packt. Wir unterhalten uns und er erzählt mir von seiner Rücken-OP. Seine Frau kommt dazu, sie sehen so fremd aus und sind derart normal und offen. Ich überdenke häufig meine Vorurteile fremden Menschen gegenüber.

 

 

 

 

 

 

A Mail-Man in Crescent City

 

Wir stehen in der Schlange der Post Office von Crescent City.

Am Counter findet eine faszinierende Szene statt.

Wir werden aufmerksam, denn jedes Mal, wenn ein neuer Kunde dort mit dem Mail-Man spricht, hat dieser einen Witz auf den Lippen und die Kunden in der Schlange lachen leise.

Seine Kollegin scheint ihn ja schon lange Zeit zu kennen, denn sie lächelt nur ein wenig, wenn er seine Späße macht.

Ich freue mich, bin ein wenig aufgeregt, dann sind wir dran.

“Hi sir, we would like to send these 2 postcards to Germany, one has already got a stamp on, so we just need another stamp for the other one. “

Er dreht sich ein wenig zu seiner Kollegin und fragt:

”Are we sending to Germany? “

Wir lachen, einige der anderen Besucher auch.

Dann zu der Frage nach der einzelnen Briefmarke:

“If you take 2 you´ve got twice as much! “

Ich kann mich nicht mehr bremsen und muss laut lachen.

Am liebsten würden wir noch in diesem Postamt bleiben, denn dieser Mann verbreitet eine Atmosphäre, die man einem Postbeamten nicht zutraut. Er scheint sehr viel Spaß an seinem Job zu haben.

 

Tsunami – Große Welle im Hafen

 

Der Begriff Tsunami (japanisch für: Hafenwelle) wurde durch japanische Fischer geprägt, die vom Fischfang zurückkehrten und im Hafen alles verwüstet vorfanden, obwohl sie auf offener See keine Welle gesehen oder gespürt hatten. Darum nannten sie die mysteriösen Wellen Tsu-nami, das heißt „Welle im Hafen“.

Wir fahren an hunderten Schildern vorbei, die vor dem möglichen Tsunami warnen.

Tsunami Evacuation Route mit einem Pfeil in die Richtung der Berge.

Alle haben die Angst davor im Hinterkopf.

Kenton Bansemer erlebt die jährlichen Überschwemmungen des Grundstückes, Lloyd Ruben fürchtet die Vernichtung seines Bay Motels in Sekiu, er sagt uns, statistisch betrachtet sei der gefürchtete Tsunami schon lange überfällig.

Crescent City erlebte die Katastrophe am 28. März 1964. Elf Menschen starben und ein großer Teil der Stadt wurde zerstört, denn die Topographie des Meeresbodens hat dort einen fokussierenden Effekt bei Tsunamis. 31 Tsunamis wurden dort zwischen den Jahren 1933 und 2008 gezählt.

Am 27. März des Jahres 1964 löste das Karfreitagsbeben vor Alaska an der gesamten Westküste der USA eine Flutwelle aus und forderte zahlreiche Opfer.

Monad in San Francisco

 

Ein Chinese mit wenigen Dollars kam nach San Francisco. Er begann als einfacher Arbeiter, später baute er viele Häuser in der Stadt.

Er baute auch für jedes seiner Kinder ein Haus.

In dem Zentrum der Stadt, zwischen den Wänden der Wolkenkratzer, gibt es einen Platz mit erdigem Untergrund. Dort kann man sein Auto parken. Jeder muss einige Dollars in den Metallkasten mit den vielen Schlitzen stecken. Regelmäßig kommen Familienmitglieder vorbei, kontrollieren und leeren die Fächer. Wenn ein Schwarzparker erwischt wird, dann kommt der Abschleppwagen. Tow away.

Sein Sohn Monad leerte auch die Fächer von Zeit zu Zeit.

Sein Vater hat den Parkplatz in seiner Jugend erworben, nie das wertvolle Stück Land in der Mitte von SF verkauft, jedes Jahr stieg der Wert. Ich frage mich, was ein Quadratmeter dort heute kostet.

Aber man misst ja in Feet in den USA.

Wir wurden im Jahre 1990 mit Sebastian zum wöchentlichen Family Dinner eingeladen. Der alte Chinese saß neben Ursel. Er war äußerst höflich und zuvorkommend, bot ihr immer wieder verschieden Gerichte an. „Try this, it´s delicious!“

Seine ruhige Ausstrahlung, seine Höflichkeit und Freundlichkeit bleiben in meiner Erinnerung fest verankert. Seine Freundin, die vielen Kinder mit ihren Lebenspartnern, der große Tisch mit den vielen Gerichten. Ein Glück, das erleben zu dürfen.

Monad hatte mich und ich ihn nach einigen Minuten des Schweigens, in denen er das Monster Cable seiner Schwester mit der Hifi-Anlage verband, ins Herz geschlossen.

Auf jede Anregung oder Frage antwortete er in SF und auch auf seinen beiden Besuchen in Berlin mit „Sure!“.

Sein Humor, sein verschmitztes Lachen – es war eine gute Zeit.

Wir besuchten ihn vor einem Jahr wieder in SF. Er hat dort ein Haus angemietet nach der Scheidung und wohnt im Keller in einem kleinen Raum, die anderen Zimmer hat er an einen Inder und andere Leute vermietet.

Wir trafen auch seinen Sohn Zy, sein ältester Sohn Zed hat selbst schon Nachwuchs, seine Tochter Zoe war nicht da.

 

 

Einer seiner jungen Mieter ging auf die Straße und wurde mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt.

Man fühlt sich in dieser Gegend von SF nicht sicher, das alte Haus von Monad stand und steht woanders.

Mehrere Bypässe wurden gelegt.

Das Grundstück ist heute verkauft, der Vater von Monad lebt nicht mehr.

Ida lebt jetzt bei Zed in San Diego, wir schreiben uns mit ihr.

 

 

 

 

 

 

 

Karen Gallinger Jazzgal

 

Am Russian River in Monte Rio lebt unsere Freundin Karen, die jedes Jahr in Berlin ihre Jazz-Konzerte gab, jetzt, wo das Geld etwas knapper ist, aber nicht mehr.

Karen unterrichtete in Los Angeles am College Gesang. Sie hat sich vor einigen Jahren ihren Traum erfüllt. Ein Camper und ein kleines Mobile Home am Russian River.

Als wir im vergangenen Jahr nach Norden fahren und wieder auf den Spuren von Alfred Hitchcock im kleinen Ort Bodega sind, sieht Ursel plötzlich einen Wegweiser nach Monte Rio.

Sie erinnert sich daran, dass hier Karen hingezogen ist und wir machen uns auf die Suche nach ihr, haben keine Adresse. Wir treffen viele Menschen, niemand kennt sie. Als wir in Deutschland zurück sind, schreibt sie uns die Adresse. Wir waren nur wenige Meter von ihrem Grundstück entfernt.

Der Russian River ist wieder einer dieser Flüsse, die an der Mündung wie ein großer See in den Pazifik fließen.

Wir wohnen im Jenner Inn, bekommen ein Upgrade in der dunklen Nacht nach unserer Suche und genießen den Luxus der beiden Queensize Beds und den Ausblick aus der breiten Fensterfront am Morgen auf den Russian River.

Auf dem Fluss landet eine Gruppe von Pelikanen, sie kreisen dann auf dem Wasser und fangen dabei Fische. Dann starten sie wieder, landen etwas oberhalb und treiben erneut den Fluss herunter.

Ein Seehund schwimmt vorbei. Es ist einer dieser besonderen Orte, die für uns die Anziehung der Pazifikküste ausmachen.

 

http://jazzgal.com/

 

 

 

 

Helga and Eugen Wittchen

 

Im Jahre 1964 fährt Eugen Wittchen über den Atlantik zurück nach New York. Er hatte einige Zeit in Deutschland gearbeitet, wollte schauen, ob er doch hier bleibt, nachdem seine Eltern mit ihm und seinem Bruder nach British Columbia ausgewandert waren.

Auf dem Schiff trifft ihn mein Bruder Andreas, der mit seinem Freund Manfred nach den 2 Jahren Bundeswehr ein Jahr in den USA sein will, dort Pflaumen trocknet und viele andere Abenteuer erlebt.

So lerne ich Eugen und seine Frau Helga 1973 in Caledonia bei Hamilton, Ontario, Canada, kennen, ihre Kinder sind noch klein, sie begeistern durch ihre große Freundlichkeit und wir wohnen viele Tage zusammen in ihrem Haus.

Eugen, der für eine Firma als Klempner arbeitet, schneidet mir einen Kupferring, den ich einige Zeit am Finger trage, bevor er Grünspan ansetzt.

Im vergangenen Jahr treffen wir Helga und Eugen für einige Stunden in ihrem Haus in der Nähe von Vancouver.

Sie begeistern uns wieder mit ihrer freundlichen, offenen und lustigen Art.

Wir fahren dieses Jahr gezielt zu ihrem Ferienhaus am Lake Erroch, und verbringen mit ihnen hier 3 Tage.

Lange Reise auf dem Highway. Mitten durch die Skyscraper von Seattle, Spaceneedle in der Nähe sichtbar. 16 Spuren auf dem Highway, schnell fahrende Autos, dann Stau.

Wir biegen nach Osten ab und nähern uns dem kleinen Grenzübergang in der Stadt Sumas, eine Autostunde vom großen Übergang Peace Arch an der Küste entfernt.

Wir kommen dank der Navigationsfunktion der Smartphone Application Here, die alleine mit GPS funktioniert, schnell vor dem Ferienhaus von Helga und Eugen an.

Sie sind nicht da und ein überfreundlicher Nachbar Dean lässt uns sein Telefon benutzen, mit dem wir Helga anrufen, die uns sagt, wo wir den Schlüssel für das Ferienhaus finden.

Dann schenke ich Dean zum Dank mein Kinderbuch „Bello und die Hundebande“ und lese ihm daraus vor, übersetze Teile des Textes, er ist sehr interessiert, denn er würde gerne Deutsch lernen.

Wir sitzen auf seiner Porch und ich lerne Freunde und Nachbarn von ihm kennen, spüre wieder meine Lust am Reden und am Austausch mit fremden Menschen, die mir dann ziemlich schnell vertraut werden, eine Erfahrung, die seit meiner Jugend meine tiefe Skepsis und Angst vor Menschen immer wieder auflöst.

 

 

Wir schwimmen im Lake Erroch, herrlich, barfuß durch den Garten über die Wiese direkt in den See zu laufen und mit der traumhaften Kulisse der Berge und den aus dem Wasser herausragenden Bäumen dann im Wasser zu treiben. Wir baden jeden Tag dort mehrfach.

Gegen Mitternacht treffen Helga und Eugen aus Vancouver ein. Großes Hello und Wiedersehensfreude.

 

 

Helga erzählt viel bis spät in die Nacht und Eugen gibt seine humorvollen Kommentare dazu.

Es geht uns gut bei den Beiden. Sie sind Freunde, die über tiefe Sensibilität und Lebenserfahrung, große Toleranz und Offenheit und ganz besonders wichtig – über einen wundervollen Humor verfügen.

Helga erzählt auch am nächsten Tag viel über ihre Vergangenheit, über das Leben ihrer Familien in Rumänien.

Eugen wurde dort im Oktober 1940 in Jekaterinowka – heute Ecaterinovca in Moldawien -  geboren, dann kam die Umsiedlung der dort lebenden Deutschen nach Westpreußen, 1945 die Flucht in den Westen. Helga sagt zu uns: „Mich hat der Esel im Galopp verloren!“ Sie wurde in Österreich im Juni 1941 geboren.

Dann die Auswanderung von Eugens Eltern mit den Kindern nach Prince Rupert im Westen von Canada und schließlich Helga und Eugens Heirat, ihre Kinder und die Zeit in Caledonia in Ontario.

Schließlich die Übersiedlung an die Westküste in das schöne Haus in den Bergen nahe Vancouver. Eugens Bruder lebt immer noch in Prince Rupert. Sie reisen sehr häufig, besuchen ihre Kinder und sind auch oft in den Staaten oder in Deutschland.

Eine wichtige Rolle spielen die Tanten von Helga, die auch schon zu Besuch in Canada waren, lustige Geschichten von den alten Damen, die den Mut für diese großen Reisen aufbrachten.

Eugen hat immer einen Scherz auf den Lippen: Als die Tanten am Flughafen warteten und ihn anriefen, sagte er: „Was, ihr seid heute schon da, wir dachten ihr kommt erst morgen!“

Ich betrachte heute immer stärker Menschen unter dem Aspekt, ob sie im Alter auch noch Humor haben. Helga und Eugen ist es gelungen, sich diese Qualität des Lebens zu erhalten.

Wir fahren am nächsten Tag zusammen zu einem Ort in der Nähe, schauen uns die wunderbare Natur, den Frazer River an. Am Horizont brennt ein Wald, eine große Rauchwolke zieht in den Himmel, ein Löschflugzeug wirft regelmäßig seine Wasserlast ab, Helikopter kreisen.

Es ist heiß. Fast 4 Wochen lang warme Tage mit Sonnenschein. Das Wasser wird knapp für die Pflanzen.

Lange baden wir zusammen im See. Ein Gefühl der Ruhe kommt langsam in das Leben. Hier ist ein Zufluchtsort in der Fremde, im Wilden Westen, wir fühlen uns zuhause.

Ein wenig ist es sicherlich auch die deutsche Sprache, die wir nur hier mit Einheimischen sprechen können.

Am Abend kochen die Beiden für uns ein herrliches Mahl. Viel Gemüse und Rohkost kombiniert mit einem großen Stück Salmon. Hier gibt es auch das gute deutsche Brot, es wird von Toronto aus eingeflogen und dann in der Tiefkühltruhe aufbewahrt. Wir genießen es.

Das Ferienhaus ist ein runder Bau, in dessen Zentrum ein großer Kamin steht. Auf dem Kamin liegen Dachbalken auf. Es ist sehr gemütlich. An diesen Rundbau wurden 2 Schlafzimmer mit 2 Bädern angebaut, wir fühlen uns komfortabel verwöhnt, schlafen gut hier, werden am Morgen nicht geweckt, denn es gibt hier keine Eile.

Ich freue mich, dass ich den Rasen mit einem Motormäher kürzen darf und dann baue ich mit Eugen, der sich zum Spaß häufig Gino nennt, einige Holzstücke, die wir unter den großen Tisch aus Redwood legen, damit die Knie besser darunter passen. Wir machen uns einen Spaß bei dem Gedanken über die Frage, ob Steven und Ann Marie die Veränderung bemerken werden.

 

 

 

 

Wir reparieren auch ein Holzgestell für die Blumen im Garten. Es ist schön, mit Eugen zusammen zu werkeln. Er ist freundlich, geduldig und ruhig, wie ein großer Freund oder Bruder.

Ich denke über das Glück nach, dass wir hier in Nordamerika, in der Fremde, die Möglichkeit haben, derart nahe Begegnungen mit liebenswerten Menschen erleben zu können.

Helga erzählt uns am 3. Abend viele Dinge aus ihrem Leben, die man sonst erst nach vielen Jahren von guten Freunden hört. Ich bin sehr dankbar.

Am Morgen nach dem Frühstück geht es dann los in Richtung Sumia, zurück zur Border.

 

 

 

 

 

The US Border

 

Die Grenze zu den USA. Häufig in Deutschland mit Skepsis und Ablehnung beschrieben, der Übergang.

Fingerabdrücke, Kontrollen, Zurückweisung, Konflikte. Nichts dergleichen bei uns.

Wir waren ja schon in den Staaten und die Fahrt durch die Kontrolle ist ein Spaß.

Der freundliche Officer fragt, ob wir irgendwelche Lebensmittel dabei haben. Wir sagen, nur Sandwiches. „What is on it?“ – „Cheddar Cheese!“

„Enjoy it!“ ist seine Antwort.

Allerdings werden die Fahrzeuge von allen Seiten mit Kameras aufgenommen.

Die erste Einreise im vergangenen Jahr am Peace Arch südlich von Vancouver dauerte etwas länger. Wir warteten in einem Gebäude, ein asiatisch aussehender Officer nahm unsere Fingerabdrücke und befragte uns, wen wir besuchen wollen. Aber auch diese Einreise war einfach und konfliktfrei.

 

 

 

 

Lloyd Ruben

 

Dann sind wir wieder zurück an der Nordküste von Washington, Vancouver Island immer gegenüber oft in Nebeln oder wolkenverhangen. Es gibt diese versteinerten Schwämme an der Küste, kugelrund, Cannonballbeach, wir finden sie wieder, wie vor 25 Jahren damals mit dem kleinen Jungen.

Der Besitzer des Sekiu Bay Motels erkennt uns wieder. Ich frage ihn dann nach seinem Namen, Lloyd Ruben.

Sein Hund Ruby ist auch noch da, der Bald Eagle, das Wappentier der Vereinigten Staaten, lebt noch in seinem Nest oben in der großen Douglaskiefer neben dem Haus.

Unter dem Nest liegen häufig Federn. Lloyd erklärt uns, dass man sie nicht aufsammeln darf.

„If you´re picking up one feather, they`ll fine you 5000 dollars!  - But you as a foreigner might get away without a fine!”

Nur die Makah-Indianer des Reservates in Neah Bay dürfen sie sammeln.

Lloyd ist schlank geblieben, er leidet.

Er erzählt uns wieder vom Vietnamkrieg, von seiner Einberufung als er noch ganz jung war. Er wollte nicht hin, musste.

Dort hat er Agent Orange abbekommen.

War sein Leben lang krank.          

https://de.wikipedia.org/wiki/Agent_Orange

 

Ja, da waren diese orangen Streifen auf den Tonnen. Er war 1965 bei der „Operation Ranch Hand“ dabei, wurde mit vergiftet, so wie viele hundertausend Bewohner und 200000 Amerikaner.

Das Entlaubungsmittel, was der feindlichen Guerillabewegung FNL („Vietcong“) die Tarnung durch den dichten Dschungel erschweren und die Nahrungsversorgung stören sollte.

Lloyd spricht von den guten Zeiten des Motels, als die Angler mit ihren Booten vor der Rampe Schlange standen, als es noch 20 Motels in Sekiu gab, jetzt sind es nur noch 5.

Sein ganzes Geld haben seine Frau und er in die Ausbildung ihrer Tochter und ihres Sohnes gesteckt, zehn Jahre Studium, jetzt sind sie beide Ärzte, der Sohn ein erfolgreicher Chirurg.

Seine Frau fährt früh morgens los nach Port Angeles, kommt am Abend gegen zehn Uhr zurück, arbeitet für die Regierung dort, irgendwelche Überwachungen.

Agent Orange ist die militärische Bezeichnung eines chemischen Entlaubungsmittels, das die USA im Vietnamkrieg großflächig zur Entlaubung von Wäldern und zum Zerstören von Nutzpflanzen einsetzten. Die US-Streitkräfte setzten es im Januar 1965 erstmals im Rahmen der Operation Ranch Hand ein, um und deren Nahrungsversorgung zu stören. Es wurde von Flugzeugen oder Hubschraubern aus großflächig versprüht. Da das Herbizid herstellungsbedingt mit dem Giftstoff 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt war, erkrankten infolge viele hunderttausend Bewohner der betroffenen Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten.[1]

TCDD ist der giftigste Vertreter der Dioxine. Es wirkt unter anderem fetotoxisch (teratogen), schädigt also das ungeborene Kind im Mutterleib, und ist sehr persistent, das heißt, es verbleibt lange Zeit in der Umwelt. Die andauernde Belastung der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird in Zusammenhang mit dem – bis in die Gegenwart – drastisch erhöhten Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen und einer größeren Zahl weiterer Erkrankungen gebracht.[1] 2002 litten nach Schätzungen des Roten Kreuzes etwa eine Million Vietnamesen an gesundheitlichen Schäden durch Spätfolgen von Agent Orange, darunter sind etwa 100.000 Kinder mit angeborenen Fehlbildungen.[2

Als wir uns nach der Schlüsselrückgabe herzlich bei Lloyd verabschieden, bitte ich ihn noch um ein Foto. Er lässt Ruby, the dog, ausnahmsweise für das Foto nach vorne vor seinen Counter.

Plötzlich bemerken Ursel und ich einen Geruch, wir schauen uns beide an und wissen, diese Marke ist neu, lautlos hat Ruby gepupst, es ist kaum zu ertragen. Gottseidank kommt eine andere Motelbewohnerin und wir gehen zügig an die frische Luft.

Im vergangenen Jahr konnten wir eine Familie mit ihrem Sohn beobachten. Sie schleppten schwere Salmon-Stücke in Plastiktüten ins Auto und fuhren davon.

Dieses Jahr sehen wir die Salmon-Schlachtung im Hafen von Sekiu.

Das Blut fließt, der Rogen wird zur Seite gelegt. Die Möwen fressen die Reste.

 

 

 

 

 

Kenneth A. Bauer

 

Als wir westlich von Sekiu an der nördlichen Küste von Washington entlangfuhren und eine Pause vor einem Schild „No trespassing“ machten, hielt ein Wagen rechts neben uns, ein älterer Herr lehnte sich aus dem Fenster mit den Worten:

„Come in, I invite you in! “

Es ist Kenneth Bauer, er strahlt eine Freundlichkeit aus, die uns sofort gefangen nimmt.

Er zeigt uns sein traumhaftes Grundstück, ein kleiner Wald an der Stelle, wo der Sekiu River in den Pazifik fließt, Sandküste. Er erzählt von seinen Plänen, hier ein kleines Hotel mit Hubschrauberlandeplatz zu bauen, plant das Grundstück für 1,2 Millionen Dollar zu verkaufen.

Er erzählt, wie er als 16jähriger sein erstes Flugzeug für mit 5 Dollar Anzahlung für 500 Dollar kaufte, sein Leben war Fliegen, später Helikopter mit Touristen durch den Grand Canyon, mein Freund Toni war sein Gast bei solch einem Flug.

Langsam auf den Steilabfall des Canyons zu, über die Ebene, dann mit einem Schrei „Ohhhhh!“ hinunter in den Canyon, den Touris blieb die Luft weg, Ken machte das Spaß.

Als Jugendlicher mischte er Nitroglycerin und Dynamit, sprengte Löcher in die Straße, grub mit einem Freund eine Erdhöhle, in die später ein Pferd stürzte.

Ken transportierte Häuser, asphaltierte Parkplätze, kaufte und verkaufte Amphibienfahrzeuge und Vieles mehr in seinem Leben.

Er wird 80 im Herbst 2014, wir bleiben bis heute in Kontakt, irgendwann wird er hier in Berlin sein, ist unternehmungslustig wie in der Jugend, hat 3 Bypässe und andere OPs hinter sich, ist dabei jung geblieben im Kopf.

Er fährt uns mit seinem Golfcar über das Grundstück, erzählt von den Ottern, die im Fluss leben, von den Walen, die hier vorbeikommen, aus seiner Jugend.

Und dann schenkt er uns sein Buch, ich frage ihn, ob wir ihm etwas dafür geben können, er antwortet:

„There is no need for money!

Genug Geld gemacht in diesem langen Leben. Ken erzählt uns auch von seinen 6 Kindern. Alle lernten das Fliegen bei ihm.

Seine geliebte Tochter Susie wurde 1952 geboren, sie flog, genau wie Ken, schon mit 16 Jahren ihr Flugzeug und war neben den 4 Geschwistern im Jahre 1969 die Freude der Familie. Im selben Jahr erkrankte sie an Leukämie.

Sein Sohn David stürzte in seiner Maschine ab.

Ken widmete sein Buch seinen Kindern: For Susie and David – my fallen angels.

„To outlive a child is a most unnatural experience. “

Wir telefonieren mit ihm vor unserer Reise.

Leider ist er dieses Jahr zu einer anderen Zeit in Sekiu als wir. Aber er stellt den Kontakt zu Steve, the Snagger, einem seiner besten Freunde her, der auf dem Grundstück bei Sekiu in einem Mobile Home lebt. Wir planen, ihn zu besuchen.

 

 

 

 

Steve the Snagger

 

Wieder sind wir 2015 in Sekiu, leider ist Kenneth Bauer nicht auf seinem Grundstück.

Vor dem Grundstück stellt ein Immobilienmakler ein großes Schild auf, wir sprechen mit ihm. Der Preis wurde von Kenneth von 1,2 Millionen Dollar auf 900 Tausend Dollar gesenkt. Wir denken, dass er so hofft, das wundervolle Stück Land am Pazifischen Ozean gegenüber von Vancouver Island schneller zu verkaufen.

Dann fahren wir auf das Grundstück am Fluss, wo die Otter schwimmen. Ich verstecke meinen Flügelpeter in dem Golf-Car unter der Fußmatte, denke an das Buch, welches Kenneth uns hier vor einem Jahr schenkte. „There is no need for money!“ Seine Worte klingen mir noch im Gedächtnis.

Genug Geld verdient in einem achtzig Jahre langen Leben. Endlich genug Geld.

Wir klopfen an das Mobile Home.

Ein freundlicher und gut aussehender Mann kommt heraus und wir begrüßen uns. Er läuft barfuss, freut sich, denn er ist einer der besten Freunde von Ken.

Snagger, ist sein Nickname. Ein Snagger ist jemand, der Fische mit einem Haken aus dem Meer rausfischt.

Tatsächlich arbeitet Snagger als Wissenschaftler. Er markiert Salmons, registriert die Wanderungen der Tiere und erstellt Plakate mit Anweisungen für Angler und Fischer.

In seiner Freizeit unterrichtet er Jugendliche im Umgang mit Pfeil und Bogen und in Tierbeobachtung.

Er strahlt eine große Freundlichkeit aus, zeigt mir seine Fender-Gitarre und wir spielen zusammen darauf.

Er lebt hier einsam im Wald am Meer, hat einen Meteoriten und Pfeilspitzen und Petrified Wood gefunden.

 

 

 

Vor einigen Jahren fiel beim Baumfällen der Baum auf ihn. Er hatte Glück, wurde operiert und hat den Unfall überlebt.

Am nächsten Morgen stehe ich um fünf Uhr in der Dunkelheit vorne an der Straße vor unserem Bay Motel und warte auf Steve Snagger.

Er kommt angefahren, ich steige ein und er sagt mir, leider hat der Motor des Bootes Probleme mit der Benzinzufuhr. Wir fahren durch die Nacht zu dem Haus seines italienischen Freundes, dem das Boot gehört, er klingelt, aber der Freund scheint noch zu schlafen.

Es wird dann doch nichts mit unserem geplanten Angelausflug auf das Meer. Alle meine Salmons sind dieses Jahr am Leben geblieben. Ich bin froh.

 

 

 

 

A Makah Indian in Neah Bay Reservation

 

In Neah Bay in der Makah Indian Reservation am Ende der Straße im nordwestlichsten Zipfel von Washington sind wir wieder in dem Kaufhaus.

Ich sehe die wunderschönen Ghost-Eggs aus Moonstone, kaufe aber keines davon.

Aber ich kaufe 3 Feilen zum Schleifen der Kettensägen in Tating, weil sie sehr preisgünstig sind.

Ein freundlicher Makah Indianer spricht mich an und bietet mir seine Hilfe an. Er ist noch jung, hat seine beiden Kinder dabei, ein kleiner Junge und ein sehr hübsches Mädchen.

Wir sprechen lange miteinander, er berichtet mir über seine Jugend, die er in einem anderen Staat verbrachte. Er kam dann zurück nach Neah Bay.

Sein großes und strahlendes Gebiss beeindruckt mich.

Die Kinder lernen in der Schule neben dem normalen Unterricht auch die Sprache des Stammes.

Ich frage das Mädchen, was „Yes“ in Makah bedeutet.

Sie schaut mich ruhig an und sagt „Hope“.

An der Kasse frage ich die junge Verkäuferin „Are you selling alcohol in this place?“

Sie lächelt mich an und antwortet: „No!“

 

 

 

 

A hat and a man on the street

Vor der Ampel auf  dem Gehweg tänzelt ein Mann herum.

Er wirft seinen Hut in die Luft und fängt ihn wieder auf. He is doing a little trick. Nothing special.

Keine besondere Fähigkeit. Nur einen Hut in die Luft werfen, er dreht sich, dann fängt er ihn wieder auf, geht von Auto zu Auto und hofft auf ein wenig Geld für seine Kunst.

Ein Mann wirft seinen Hut in die Luft, fängt ihn wieder auf.

Einer von vielen Bettlern in Amerika.

Sie sitzen auf dem Boden. Ein Schild vor ihnen auf dem Pflaster.

In Vancouver kniet jemand an einer Kreuzung auf dem Pflaster. Er beugt sich wie ein Betender schnell nach vorne und schreit laut: „Help, help, help!“

Die Menschen starren ihn an, sind schockiert, machen einen Bogen um ihn. Eine feine Gegend.

Zahnlose Bettler in der Hastings Street in Vancouver. Drogensüchtige, Dealer, sie breiten Müll auf dem Pflaster aus und versuchen, ihn zu verkaufen. Es riecht hier, wir fühlen uns schlecht. So etwas haben wir nicht in China, Nepal oder Indien gesehen. Wir sind in Vancouver, Canada, einem der reichsten Länder der Welt, in der Hastings Street.

 

 

 

 

 

Stacey and Zan

 

 

Wir sind wieder in Westport.

Fahren zu dem kleinen Motel, in dem wir im vergangenen Jahr wohnten.

Der Mann hinter dem Counter sagt uns, dass leider keine Zimmer frei seien.

Wir fragen, ob es die nette junge Lady noch gibt, die hier vergangenes Jahr arbeitete.

Nein, die ist jetzt woanders, sorry.

Sie hatte mir damals von ihrer Begeisterung für Achate erzählt und uns eine Stelle beschrieben, wo wir welche finden können.

Sie schenkte mir einige Achate.

Wir fahren von Motel zu Motel. No vacancy.

Schließlich, nach 5 Absagen, bekommen wir im Sands Motel den letzten Raum. Ein uriger Mann in meinem Alter betreut uns. Sein Name ist Zan, eine Abkürzung von Alexander.

Er erzählt uns sein Leben, seine Jahre im Kibbuz in Israel, seine Weltreisen. Die Tür geht auf und eine Frau kommt herein. „That´s my wife!“

Wir lachen uns an, erkennen uns gleich, es ist Stacey, die Lady vom vergangenen Jahr.

Wir nehmen uns in die Arme.

Der Sohn der Beiden kommt auch kurz herein.

Dann suchen wir wieder Achate an derselben Küste, beobachten die Angler am Hafen, wie sie die Fische schlachten, dann in ihren durchsichtigen Plastiktüten den blutigen Fang abtransportieren. Sie lassen sich gerne stolz von mir fotografieren. Der Gewinner mit dem größten Salmon wird ausgerufen und erhält einen Scheck über 500 Dollar.

Am Morgen vor unserer Abreise sprechen wir noch einmal mit Stacey. Sie hat für uns eine Wassermelone in kleine Stücke geschnitten und gibt sie uns mit in einem kleinen Plastikbeutel für die Reise.

Es ist ein gutes Gefühl, ihre Freundlichkeit zu spüren.

 

 

 

 

 

The fat people

 

 

Sie sind überall. Wir begegnen ihnen täglich. Besonders im Supermarkt.

Jedes Mal wenn ich sie sehe, bekomme ich einen kleinen Schreck. Sie bewegen sich mit Mühe, hinken, haben häufig einen Stock in einer Hand, laufen am Rollator. Es ist traurig. Auch viele junge Menschen.

The fat people.

Sauerstoffschläuche in der Nase bei älteren Menschen.

Vor dem Safeway Supermarket warten elektrische Rollstühle auf sie. Es scheint sehr schwierig, diesem Schicksal in Amerika zu entgehen. Ich habe in 4 Wochen 5 Kilos zugenommen, obwohl wir sehr auf unsere Ernährung achteten.

Nach einiger Zeit bittet mich Ursel, nicht mehr darüber zu sprechen.

Ich schweige. Aber meine Gedanken lassen sich nicht anhalten.

Und am Abend laufen auf vielen Programmen diese Werbesendungen für Abnehmen, Sport, Bewegungsmaschinen und gesunde Ernährung mit Pulvern und Tabletten.

Mir kommt der Gedanke, ob hier ein Markt gezüchtet wurde, der sich selbst am Leben erhält.

A vicious circle.

Ein teuflischer Kreis.

Die Unmöglichkeit ihn zu verlassen.

Der hilflose Mensch.

Verkürzung des Lebens.

 

 

 

 

 

 

 

The nuker

 

Wir baden am letzten Tag im breiten Columbia River. Ein schöner Sandstrand, kräftige Strömung, heiße Sonne, die Haut trocknet schnell.

Anschließend gehe ich zurück in Richtung unseres Autos und komme an 2 Typen vorbei, die ein wenig wild miteinander sprechen.

Als ich in ihrer Nähe bin, ruft mir der lange blonde Typ zu: „Hey, have you been bathing in the nude?“

Ich rufe zurück: „Would have liked too, but never do in the States, in Germany we do though!“

Dann redet er weiter und ich merke, dass ich ihn völlig falsch verstanden habe.

Er blabert laut auf mich ein: „D´you know, how many Japanese we nuked?“ Ich bin verblüfft und überlege, was er denn will. Dann fällt mir ein, dass  - nuked – ja wohl irgendwie mit – nuclear – und der Atombombe zu tun hat.

Er kläfft weiter: „We nuked 200 thousand, an you know how many we saved? – We saved 500 thousand!” Ich bin perplex, fühle eine Wut in mir hochsteigen, fühle mich, so wie ich mich manchmal als kleines Kind oder Jugendlicher in Angst einflößenden Situation fühlte, damals, als ich von 2 Typen blutig zusammengeschlagen wurde, damals, als ich von der Dorfjugend auf der Wiese fernab gequält wurde, mit dem Ball immer auf den Kopf geschlagen, bis die Tränen flossen, damals, als ich von der Rockerbande in meinen ersten Wochen in der großen Stadt Berlin verprügelt wurde.

Es ist ein Gefühl, dass immer seltener in meinem Leben wurde und jetzt, hier, hier in diesem traumhaften Urlaub an der Pazifikküste, der von Freiheit, Freundlichkeit und guten Begegnungen mit Menschen geprägt ist, begegnet mir dieser dumme Hohlkopf.

Ich entgegne ein wenig hilflos „ I hate atomic bombs and only one person dying in a war is a person too much!“ und gehe weiter.

That´s America too.

 

 

 

 

A Beauty in a St. Helens Motel

 

 

Im St. Helens Motel bedient uns am letzten Abend unserer Reise eine bildhübsche Frau mit großer professioneller Höflichkeit. Sie scheint indianischer oder vielleicht mexikanischer Abstammung zu sein. Ich bin beeindruckt. Man fühlt sich wohl in ihrer Gegenwart.

Sie ist eine einfache Angestellte in dem riesigen Motel. Sie macht ihren Job. Ihr Name ist Sam.

Am Morgen fahren wir weiter Richtung Portland.

Unsere Reise geht ihrem Ende entgegen.

 

 

 

 

 

Lucy and the Houseboats

 

 

Einfach schnell zum Flughafen fahren – das ist keine gute Idee.

Also verlassen wir die Schnellstraße nach Portland und fahren über den Columbia River auf eine kleine im Fluss liegende Insel.

Wir baden hier am Sandstrand in dem strömenden Fluss. Es ist warm und die Sonne brennt auf der Haut.

Man braucht kein Handtuch, denn die Haut trocknet schnell wieder in der warmen Luft.

Dann fahren wir am Fluss entlang, überall liegen Hausboote am Ufer. Sie sind das ganze Jahr über bewohnt.

Wenn der Fluss Hochwasser hat, steigen sie langsam an den zehn Meter hohen Metallpfählen in die Höhe und sinken dann wieder hinab.

Ein Mann holt sein Boot an der Rampe aus dem Wasser, es dauert nur wenige Minuten. Eine unbekannte Welt für mich. Ich staune, wie leicht er das Boot auf den Anhänger bekommt und es dann aus dem Wasser zieht.

Eine Lady wirft den Ball für ihren Hund Lucy ins Wasser.

Der Hund schätzt genau ab, ob er den Ball leichter vom Ufer aus oder vom Steg aus erreicht.

Dann rennt er den Holzsteg entlang und springt elegant ins Wasser, schwimmt zum Ball und bringt ihn der Lady zurück.

 

 

 

 

 

Somewhere over the rainbow in Sekiu Harbour – that´s where you´ll find me

 

 

 

 

 

 

The End